Trafalgar

Trafalgar ein neuer Roman aus der Soulebda Reihe
Ein weiterer Soulebda Roman

 

Ein skrupelloser Verbrecher will aus Profitgier die Welt in einen Krieg treiben und nimmt dafür den Tod von Millionen Menschen in Kauf. Um seine Ziele zu erreichen, bekommt er Hilfe von einer geheimnisvollen Frau, die ihn wirksam unterstützt. Mit ihrer Hilfe scheint ihn nichts aufhalten zu können. Der Preis für ihre Hilfe besteht in der Vernichtung der Satre’feraste, eines Naturvolkes, welches auf der Insel Futuna lebt.

Doch die Santre’feraste können einen Hilferuf an Heylah ai Youhaahb, der Regentin von Soulebda richten.

Während das Team um Caroline und Peter, sich weltweit gegen den Verbrecher stemmt, schickt Heylah ihre besten Krieger nach Futuna, welche versuchen die Reste der Santre’feraste zu retten.

Doch mitten in diesem verzweifelten Kampf gerät Peter an seinen gefährlichsten Feind, sich selbst.

Nur ein Mensch dieser Welt kann ihn noch retten… seine Frau Caroline!

 

Futuna – Alofi

 

Einige Personen aus der Geschichte.
Peter Stein und Caroline Miles, Helden der Geschichte.
Randy Kaufmann und Dana Stern Ein kluges Nerdpaar
Heylah ai Youhaahb Regentin des Matriachats Soulebda
Penelope ai Youhaahb Tochter des Präsidenten
Soleab n’Amsala Parlamentspräsident von Soulebda
Jerome n’Antakcket Kriegerführer auf Soulebda
Madame Ma‘ Difgtma Erste Kriegerin und Kommandoführerin
Sarah und Vera Zwei unglaubliche und clevere Mädchen
Bernd Schubert Flieger As und Flieger Legende zugleich
Veronique Schubert Ehefrau und Verteidigungsministerin
Iduna Innamennajahivalsuduringabinaja
Col. Norman Kresser Wortgewandter Abenteurer
Trusg’jerset Anführer der Stammeskrieger
Xialorenga Hohe Priesterin von Soulebda
Tra’Manlanda und Fal’Anda’Gar Die Zwillinge Trafalgar
Marja Natu’laka Begleiterin von Sarah und Vera
Sarist teras Sohn des Sarist voris, Santre´feraste
Ma’Feratama Eine Kriegerin die Jarse ist
   
Jean-Marcel Nguyen Der neue Oberschurke
Janine Hunt Blondes Gift mit messerscharfem Verstand
Bruce Sinclair Der Mann fürs richtig Grobe
Hu’tars Schwarze Hexe und Seelensammlerin
Past‘saina Hu’tars Vertreterin auf Futuna
Tror’fohl Hu’tars getreue Schülerin auf Alofi

 

 

 

Büroarbeit

Gut gelaunt setzte ich mich in mein Büro.

Die gute Laune hielt sogar an, als ich mir die Aktenstapel ansah, die sich darauf türmten. Sie unterteilten sich in „SOFORT“, „EILT SEHR“ und „EILT“. Jessika hatte alles, wie immer, genauestens sortiert… Eigentlich müsste ich den Antrag stellen den Tag auf 28 Stunden zu erhöhen um einigermaßen dieses Chaos zu beseitigen… Aber, das war mir egal.

Nach unserer Rückkehr aus Kasachstan hatte ich mir geschworen das „System“ welchem ich diente, mehr zu schätzen und das tat ich! Hier wollte mich niemand zu erschießen oder mich in die Luft sprengen, hier jagte mich niemand mit Panzern durch die Gegend und hier schoss auch niemand mit Raketen um sich!!!

Hier gab es Akten….

Ich seufzte resigniert und schnappte mir die oberste Akte des „sofort“ Stapels und begann. Verdammt! Nach einer viertel Stunde ließ ich die Akte sinken und schaute mich um … Was stimmte mit mir nicht? Fehlte mir das Abenteuer wirklich so sehr? Brauchte ich wirklich den „Kick“?

Bevor ich darüber noch weiter nachdenken konnte kam Jessika mit zwei Tassen Kaffee und reichte mir eine davon. „Hier. Du siehst aus, als ob du ihn brauchst.“

„Danke, bist ein Schatz.“

Ohne ein weiteres Wort ackerten wir uns zusammen durch die Stapel, die immer kleiner wurden. Schließlich war der Schreibtisch leer.

Erleichtert lehnte ich mich zurück und streckte alle Viere von mir.

„Mach die keine falschen Hoffnungen“, Meinte sie, als sie meinen frohen Blick sah, der den leeren Schreibtisch begutachtete, „morgen liegt er wieder voll.“ Sagte Jessika.

„Ja ich weiß, aber weißt du was? Das ist mir egal. Irgendwann…“ ich brach ab. Wollte ich wirklich gerade sagen, dass ich irgendwann wieder in die Welt ziehen würde, um irgendwelche Schurken zu jagen?

Jessika grinste verräterisch und meinte dann nur: „Ja, irgendwann…“

„Darf ich dich was fragen?“ wollte ich wissen.

„Du hast mich in den letzten 25 Jahren nicht um Erlaubnis gefragt, also fang jetzt nicht damit an.“

Ich grinste sie an, dann wurde ich ernst.

„Drehe ich langsam durch? Wir sind jetzt gerade mal sechs Monate aus Kasachstan zurück und den ganzen Tag sitze ich hier und warte, dass das Telefon klingelt und irgendjemand sagt: „Peter Stein, du und Caroline, ihr müsst wieder die Welt retten!“ Das ist doch verrückt!“

Jessika unterdrückte einen Lachanfall und schüttelte den Kopf. „Ach Peter… Nein, du drehst nicht durch.“ Sie stand auf und ging zu einem kleinen Aktenstapel, der in der hintersten Ecke meines Büros lag und den ich am liebsten ignorierte. Es waren Akten von Menschen, die Trommers Machenschaften zum Opfer gefallen waren.

Jessika zeigte auf die Akten und sah mich fest an. „Ohne dich würde es diese Akten nicht geben. Du hast damals eine Tür geöffnet, die sich nie mehr schließen lässt, weder für dich, noch für einen von uns. Ich sage dir was du tust! Du bleibst hier sitzen und wartest weiter auf den Anruf, der dich auffordert die Welt zu retten. Und wenn er kommt, dann ziehst du mit Caroline los und rettest uns.“

Ich lachte leise. Jessika wusste schon immer wie sie mit mir umgehen musste.

„Aber bis es soweit ist…,“ sie reichte mir eine der Akten, „ die hier muss bis morgen fertig sein.“

**

Es war zu einem Ritual geworden.

Vor vielen Jahren hatten Frank und ich beschlossen uns regelmäßig zusammenzusetzen um Probleme aus der Welt zu schaffen, bevor diese wirklichen zu Problemen wurden. Damals saßen wir beide zu zweit in einer kleinen Whiskybar, dann wurde mit jedem Abenteuer die Runde größer…

Nun saßen Frank und ich mit Decker, Hannes, Caroline, Jessika, Ben und Mike aus der Presseabteilung zusammen. Randy und Dana gehörten natürlich auch zu der Runde, doch die zwei Turteltauben hatten sich entschuldigt. Randy hatte etwas von -hab viel zu tun- gemurmelt und Dana verschwörerisch angeschaut. Nun gut, ich konnte es den beiden nicht verübeln.

Zu unserer Runde gab es wie immer schummriges Licht, Whisky und Zigarren. Letzteres war erstaunlich, denn keiner von uns war Raucher… Es erinnerte mich an eine Pokerrunde im Hinterzimmer eines verruchten Hotels, es fehlten nur noch die Spielkarten und die Chips…. Wieder einmal wurde mir bewusst, wie seltsam diese Runde war.

„Wie weit bist du mit dem Bericht für die Kommission?“ fragte mich Frank zwischen den Rauchschwaden und bezog sich auf meine neue Aufgabe, bei der ich die Reformen des Vollzugs in die Praxis umzusetzen bzw. im Rahmen eines Modellversuches zu testen hatte.

„Der ist bis Freitag fertig.“ Versicherte ich ihm.

„Und, wie lautet deine Empfehlung?“

„Dass sie mich alle kreuzweise können!“

Allgemeines Gelächter erheiterte die Runde, während mich Frank strafend ansah. „Keine Panik. Caroline hat den Kontext überarbeitet, aber der Inhalt ist derselbe, ich sehe einfach, dass sich viele dieser „genialen Ideen“ welche sich diese völlig überbezahlte Kommission ausdenkt, schlicht nicht umsetzen lassen.“

„He, ich gehöre zu dieser überbezahlten Kommission.“ Protestierte Caroline. „Aber Peter hat Recht, hier versucht man mit der Brechstange Probleme zu lösen.“

Mike schnaubte leise. „Ich wette, ohne dich kämen noch ganz andere Vorschläge.“

„Kannst du laut sagen. Fachidioten…“

Während wieder Gelächter die Runde machte, bemerkte ich wie Decker und Frank Blicke tauschten und ich kannte die beiden schon lange genug um zu wissen, was in ihren Köpfen vorging. Sie machten sich Sorgen…

„Hör zu Frank.“ Sagte ich zu ihm. „Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ich lass dich nicht hängen. Ich werde meinen Job so gut erledigen, wie ich kann. Versprochen!“

Ich kannte Frank jetzt schon 25 Jahre, doch das Gesicht, welches er gerade aufsetzte, war selbst mir völlig ungekannt.

„Du hast es nicht verstanden!“ sagte er nur und schüttelte verbittert den Kopf.

„Was habe ich nicht verstanden? Ich habe nur gesagt, dass du dir keine Sorgen machen musst und ich meinen Job erledige.“

Ein lähmendes Schweigen legte sich über die Runde. So etwas hatte es noch NIE gegebenen. Ein eisernes Gesetz dieser Runde hieß, dass NICHTS was hier gesagt wurde zwischen uns stehen durfte.

Ich sah wie Decker Luft holte, doch er schwieg…

Schließlich war es Benjamin der das Wort ergriff.

„Hier geht es nicht um deinen Job. Ich kenne Frank jetzt lange genug um zu wissen, dass er dir den Kopf abreißen würde, falls er der Meinung wäre, du würdest Mist bauen… Was er dir sagen will… wünsch die das nächste Abenteuer nicht zu sehr, es wird schneller kommen als uns allen lieb ist.“

Levi sollte Recht behalten… das Abenteuer kam schnell und unerwartet. Und auch Frank behielt Recht. Diesmal sollte ich an Grenzen und Abgründe geführt werden, die ich mir nie vorgestellt hätte! Abgründe die tiefer waren alls alles andere…

In die Abgründe meiner eigenen Seele….

**

Vier Monate davor…

„Hells Belles!… you got me ringing…  Hells Bells!“ sang Randy mit und schlug auf ein imaginäres Schlagzeug, als das Telefon klingelte.

„Kaufmann.“ Meldete er sich, nachdem er die Musik leiser gestellt hatte.

„Hallo Randy, hier ist Demmler von der Innenpforte. Hier steht der Fahrer eines Paketdiensts, mit einer Sendung für dich. Der Fahrer sagt, nur persönliche Übergabe.“

„Alles klar, bin unterwegs.“

Randy verließ sein Reich im Verwaltungstrakt und ging zur Innenpforte unsers Gefängnisses. Dort angekommen wartete ein Fahrer eines bekannten Paketdienstes mit einem kleinen Päckchen.

-Tja,- dachte Randy, -früher wurde geheimer Spionkram nachts in dunklen Ecken übergegeben, heute kommt der Paketdienst.- Doch Randy war klar, dass der Fahrer nur eine einzige Lieferung ausfuhr. Er unterschrieb die Quittung und nahm das Paket entgegen.

Zurück in seinem Büro, öffnete er das Paket und schaute auf die Steuereinheit einer Flugabwehrrakete der neusten Generation.

Randy war ein Nerd, aber er war auch ein Genie. Dagan hatte schon vor einigen Jahren das Potential erkannt, das sich hinter Randys Stirn verbarg und ließ ihn für den Mossad und die Armee Soft und Hardware testen.

Nun hatte er die Steuereinheit einer Flash-Light, Mark II vor sich liegen, eine Flugabwehrrakete die Israel neu in seinem Arsenal aufgenommen hatte.

Statt wie früher hunderte von Raketen abzuschießen um sie zu testen, hatte Randy ein neues System entwickelt.

Zusammen mit Dana, die ähnliche Tests für Flugzeuge entwickelt hatte, hatten die zwei ein Programm geschrieben, das alle denkbaren Ausweichmanöver von Flugzeugen simulierte. Randy musste also nur die Steuerung der Abwehrrakete an einen Computer anschließen und sich zurücklehnen.

Natürlich lehnte sich Randy nicht zurück, sondern arbeitete weiter und während er das tat, schoss sein Computer in den kommenden Stunden die Rakete, mehrere hundert Male, zu jeden denkbaren Lichtverhältnissen, Temperatur und Wetterbedingungen sowie allen anderen äußeren Einflüssen, zu jedem denkbaren Ausweichmanöver, jedes bekannten Flugzeugstyps ab.

Sechs Stunden später hatte Randy alle Testes abgeschlossen und trennte die Steuerung vom Computer, als sein Handy klingelte und Danas Bild auf dem Display erschien.

„Hallo Schatz.“

„Na Cyperkrieger, wie weit bist du? Hier wartet ein gutes Essen und eine sehr bequeme Couch für den Nachtisch.“

„Bin schon unterwegs.“ Grinste Randy, zog die Ergebnisse auf einen USB Stick und packte die Steuerung wieder in das Paket, welches er sich unter den Arm klemmte.

Weit musste er nicht gehen. Genau wie Caroline und ich wohnten er und Dana im Gefängnis, in Räumen die Frank zu Wohnungen umbauen ließ und an Mitarbeiter vermietete.

Zwei Stunden später, nachdem Randy und Dana ihren „Nachtisch“ auf der Couch genossen hatten, wollte Dana wissen wie die Testes ausgefallen waren.

„Ich habe sie noch nicht ausgewertet, aber ich mache mich gleich daran, damit Lem morgen früh sein Frühstück genießen kann.“

Randy startete seinen Laptop und gerade als er den Stick in den PC stecken wollte…. Was war das? Für den Bruchteil einer Sekunde erschien sein neongelber Warnbildschirm, der sich bei Virenalarm öffnete. Randy hatte ein eigenes Schutzprogramm entwickelt, dass mit einem Ableger des Schleitz -Algorithmus arbeitete.

Den Schleitz hatte die Hema eingesetzt, im Glauben, niemand könnte ihn entschlüsseln, doch Rands  hatte es zusammen mit Dana geschafft. Anschließend hatte Randy den Schleitz „gezähmt“ und nutze ihn für viele seiner Programme. Er vertraute dem Schleitz, denn außer ihm, hatten sich alle bekannten Hacker an diesem Algorithmus die Zähne ausgebissen.

Die Sequenz welche die Warnung zeigte war so kurz, dass Randy sich fragte, ob er es tatsächlich gesehen oder nur eingebildet hatte. Ein Trojaner der in Sekundenbruchteilen seine Firewall durchdrungen hatte? Unmöglich!!! Oder?

Ohne groß darüber nachzudenken rief er Dana und griff zum Telefon.

„Brauer!“ meldete sich Frank am anderen Ende.

„Wir haben einen Eindringling im System“

Bei Frank läuteten alle Sirenen. Schon einmal waren Hacker in das Computersystem des Gefängnisses eingedrungen und hatte Caroline entführt.

„Tu, was immer du tun musst! Du hast freie Hand!“

„Alles klar! Ich starte das Back-up!“ Das Back-up war ein zweites Computersystem, dass völlig von dem ersten System abgekoppelt arbeitete und das keine Verbindung zum Hauptsystem hatte. So konnte es nicht durch einen Trojaner im Hauptsystem infiziert werden.

„Was ist?“ fragte Dana.

„Wir haben einen Eindringling.“

„Dann kill ihn, Tiger.“

„Er hat meine Firewall in einer halben Sekunde geknackt.“

„Das…“ Dana zog ihre Brauen zusammen, dann lachte sie laut. „Der war gut…“ Lachte sie. „Ein Trojaner der den Schleitz…“ Sie brach ab, als sie Randys Gesicht sah. „Du machst keinen Witz, oder?“

„Nein, kein Witz.“

Jetzt wurde Dana blass. „Ok, was jetzt?“

„Vielleicht ist es ein Fehler auf meinem Rechner, wir nehmen den Rechner in deinem Büro um es zu überprüfen. Er ist auch an das Hauptsystem angeschlossen und hat dieselbe Firewall.“

„Gut.“ Sie gingen in Danas Büro, der Presseabteilung und Dana fuhr den PC hoch.

„Achtung.“ Sagte Randy und tatsächlich, der Bildschirm flackerte kurz in Neon gelb auf, dann lief der PC scheinbar ganz normal weiter.

„Hast du es gesehen?“

„Ja, und es macht mir Angst. Der Schleitz ist normalerweise unbezwingbar. Was jetzt?“

„Wir gehen auf die Jagd!“

**

Drei Tage danach hatten Randy und Dana das Hauptsystem auseinander genommen, auf der Jagd nach dem Eindringling…ohne Erfolg.

„Ich habe das ganze System komplett auseinandergenommen. Ich habe alle Mails geprüft und alle Dateien gecheckt die heruntergeladen wurden. Hier“, Randy zeigte auf eine Liste von Mails, „Heller hat sich während der Nachtschicht ein paar Pornobilder heruntergeladen, die mit Malware verseucht waren, doch die hat der Schleitz gekillt. Ansonsten nur der normale Spamm-Müll. Nichts Außergewöhnliches!“

„Ich habe mir jedes Gerät vorgeknüpft, das laut dem Protokoll des Systems, angeschlossen war. Handys, I-Pots, eigene USB Sticks, ich habe sie alle überprüft… nichts!“

„Ok, beginnen wir noch mal von vorne.“ Randy zeigte auf seinen Laptop. „Wir wissen, dass der Laptop infiziert ist, zerlegen wir ihn!“

Genau das taten die zwei und zwar wortwörtlich.

**

„Scheiße!“ fluchte Randy neun Stunden später. „Ich hab die Schweinebacke!“

Dana sah von ihrem Bildschirm auf und kam zu Randy.

„Hier!“ Randy zeigte auf eine Reihe von Zahlen und Buchstaben auf dem Bildschirm, zwischen mehreren anderen Reihen, welche einem Laien nur Bahnhof vermittelten. „Das ist der Mistkerl. Er sitzt auf dem USB Zugang.“

„Dem USB Zugang? Was zum Teufel macht er da?“

„Nichts! Deswegen haben wir ihn auch nicht gefunden. Er scheint einfach da zu warten, bis ihn jemand aktiviert.“

„Da stimmt etwas nicht, der ist viel zu klein um die Firewall so schnell zu knacken.“

„Da hast du Recht mein Schatz. Das hier ist nur der Ableger, die Software welche die Firewall geknackt hat, muss auf einem der Geräte sein, die am System angeschlossen waren.“

„Ich habe alle Geräte überprüft, die an den PCs des Systems angeschlossen waren. Es waren neun Handy über USB am Computer angeschlossen, davon drei ausgeschaltet und nur zum Aufladen, ein weiteres per Bluetooth zum Musikhören.

Außerdem waren drei USB Sticks angeschlossen um Bilder zu teilen bzw. um einige Word Dokumente per Mail weiter zu schicken. Alle sind sauber.“

„Irgendwas übersehen wir. Irgendwas…“ Randy brach ab und wurde blass. „Verdammte Scheiße!“

„Was ist?“

„Ich war’s! Ich hab das Virus eingeschleust!“

„Du?!“ Fragte Dana ungläubig. „Wie…?“

„Die Steuerung!“ unterbrach sie Randy „Es ist die verdammte Steuerung!“

„Randy…die Steuerung kommt direkt vom Reißbrett meiner ehemaligen Abteilung…“

Randy ignorierte sie und riss den Karton auf, in dem die Steuerung lag. „Ok… Also…. Wo fange ich an?“

**

„Es ist der Steuerchip!“ weckte Randy Dana mitten in der Nacht auf.

„Was?“ murmelte sie verschlafen.

„Der Chip! Der Chip der die Rakete steuert. Auf ihm sitzt ein fetter Trojaner, der nur darauf wartet an einen Computer zu kommen.“

„Das ergibt keinen Sinn. Was soll das?“

„Keine Ahnung, der Trojaner tut nichts, deswegen fanden wir ihn nicht. Der Trojaner selbst bleibt auf dem Chip, er verteilt nur den Ableger auf den Rechner. Er hat den Schleitz nicht in Sekunden geknackt, der Trojaner hatte stundenlang Zeit dafür, nämlich solange, wie die Steuerung am System angeschlossen war. Ich vermute, der Ableger ist so eine Art Sender. Der Sender verteilt sich im ganzen System um sicherzustellen, dass der Trojaner auf der Steuerung auch erreichbar ist.“

Jetzt war Dana hellwach. „Gut, ich nehme mir den Chip mal vor.“ Dana stand auf und setzte sich in ihren knappen Nachthemd vor den Rechner. Trotz der ernsten Situation wanderten Randys Blicke über ihren Körper.

„Der Chip!“ sagte Dana nur, als sie seine Blicke sah.

**

„Und?“ wollte Randy wissen, nachdem Dana endlich mit dem Chip fertig war.

„Hier!“ Dana startete die Simulation eines Flugzeuges, das einer Flash-Light auswich. Die Rakete fing das Flugzeug trotz aller Ausweichmanöver souverän ab.

„Jetzt pass auf!“ Dana startete die Simulation erneut und drückte dann eine Taste auf der Tastatur. Die Rakete hielt auf das Flugzeug zu und kurz bevor sie es erreichte, explodierte sie. „Ein Fehlschuss.“

„Du denkst der Trojaner lässt die Rakete absichtlich vorzeitig explodieren?“

„Explodieren, oder einfach das Ziel verfehlen.“

„Das Teil kommt direkt aus Tel Aviv. Du hast es selbst gesagt, sie riecht noch nach deinem Reißbrett. Warum sollten uns deine Freunde dort einen derartigen Streich spielen?“

„Keine Ahnung, ich denke nicht, dass die wissen …“

„DANA!“ Flüsterte Randy und starrte sie an. „Was, wenn alle …“

„Ja?“

„Ich dachte nur … Scheiße, ich habe da eine ganz böse Ahnung!“

**

Zwei Monate brauchte Randy um seine Vermutung zu überprüfen und als sie sich bestätigte, wählte er eine Nummer, die nur fünf Menschen auf der Welt kannten. Jetzt saßen er und Dana General Lem gegenüber, der sie finster ansah.

„Also, ich habe den Verteidigungsminister versetzt. Wehe es ist nicht wichtig. Also ist es wichtig?!“

„JA!“ antwortete Randy.

„Ja, was?“

„Sie wollen es doch immer kurz und knapp. Die erste Antwort ist, ja es ist wichtig. Weitere Ausführungen dauen länger.“

„Kaufmann! Wenn ich sie nicht kennen und schätzen würde… Also schießen sie los!“

„Ich habe die Steuerung der Flash-Light Rakete getestet, sie funktionierte einwandfrei. Die Abschussquote der Rakete betrug 99,8 Prozent. Um Zeit zu sparen, habe ich die Tests an der Computeranlage meiner Dienststelle getestet. Dabei habe ich einen Trojaner auf das System eingespielt, den ich nur deshalb entdeckte, weil ich den Schleitz-Algorithmus zu einem Virenschutzprogramm umgebaut habe. Der Trojaner saß auf dem Steuerchip der Raketensteuerung!“

Lem kannte Randy gut genug um wissen, dass dieser ihm keinen Müll erzählte. „Weiter!“

„Ich habe den Chip auseinandergenommen.“ Berichtete Dana. „Der Trojaner in der Rakete ist harmlos bis er aktiviert wird, dann allerdings sinkt die Abschussquote der Rakete auf fünf Prozent.“

„Fünf Prozent?!“

„Maximal!“

Lem wurde aschfahl. „Die Ingenieure der Entwicklungsabteilung…“

„Nein!“ sagten Randy und Dana gleichzeitig.

Lem lehnte sich zurück und wartete.

„Ein Beispiel… nehmen wir zwei Parteien. Beide rüsten ihre Arsenale mit modernen Waffensystemen auf. Panzer, U-Boote, Flugzeuge, Raketen Artillerie… dazu die passenden Torpedos, Raketen und Geschosse. Alle von verschiedenen Herstellern mit verschiedener Soft und Hardware.“ Begann Randy die Erklärung und Dana übernahm. „Dann führen die beiden Parteien einen bewaffneten Konflikt miteinander, beide mit unterschiedlichen Waffen, doch so unterschiedlich sind die Waffen nicht.“

Jetzt übernahm Randy wieder. „Die Waffen werden zwar beispielsweide in den USA, Frankreich, Russland oder China hergestellt, doch alle benutzen dieselben Bausteine.“

„Die Computerchips?“

„Richtig. Alle Waffen in dem Konflikt haben dieselben Computerchips. Randy und ich haben Proben aus zwei unserer Flugzeuge, drei Panzern, einem U-Boot und zwei Torpedos genommen. Zwei der Panzer waren ältere Modelle und sauber, doch alle anderen, die neuen und modernen Waffen hatten Chips mit demselben Trojaner.“

„Also, ihr zwei traurigen Gestalten wollt mir sagen, dass alle neuen Waffensysteme unserer Armee, einen Trojaner in sich tragen, der sie lahmlegen kann?“

„Nein, nicht nur die Waffensysteme unserer Armee, alle neuen Waffensysteme, aller Armeen der Welt!“

Das musste selbst der sonst so abgebrühte Lem erst einmal verdauen.

„Wer ist dafür verantwortlich und warum tut er es?“ wollte er dann wissen.

„Wer kann ich noch nicht sagen, warum schon.“ Meinte Randy. „Kommen wir nochmal zu dem bewaffneten Konflikt zwischen den beiden Parteien zurück. Beide Parteien haben dieselben Chips… was wäre es der einen Partei wert, wenn die Raketen der Gegenseite alle vorbeigehen würden?“

Lem starrte Dana und Randy mehrere Minuten schweigend an, bis er zum Telefon griff.

„Soraya, sagen sie alle Termine ab.“ Dann lauschte er kurz und sagte dann, „Nein! Alle Termine…Ist mir egal, ich bin nicht zu sprechen! Versetzen sie die Teams sieben und acht in Alarmbereitschaft und benachrichtigen sie Fabienne und Finja, sie sollen ihre Hintern her bewegen und zwar sofort!“

Er knallte den Hörer wieder auf das Telefon und schaute er wieder zu den beiden Nerds. „Kein Wort zu irgendjemandem! Ab sofort untersteht ihr AUSSCHLISSLICH mir!“

„Ähm…was ist mit Frank?“ wollte Randy wissen, schließlich war er kein Angehöriger der israelischen Armee, sondern deutscher Justizbeamter.

„Das regele ich!“ Erneut griff er zum Telefon. „Soraya, verbinden sie mich mit Frank Brauer in Deutschland!“

 

**

SOULEBDA-SÜDSEE

Überaschung

Seit einer Stunde bewegte sich der Krieger leise und unsichtbar durch den Garten der Villa.

Keiner der Bediensteten sah ihn, oder ahnte etwas von seiner Anwesenheit.

Die Frau zu der er sich zielsicher bewegte, saß nur noch zwei Meter von ihm entfernt. Ein schneller Schritt und er würde direkt in ihrem Rücken stehen.

„Du trägst nicht die Farben unseres Volkes.“ Sagte die alte Frau und drehte sich zu ihm um. „Du trägst die Farben der Santre`feraste, dem Volk von Futuna, unseren Vettern.“ Stellte Madame Ma‘ Difgtma fest.

Der fremde Krieger fühlte sich ertappt.

„Ich höre dich schon eine ganze Zeit durch die Büsche schleichen, doch lass dir sagen, dass du gut bist. Selbst mein Sohn Jerome hat deine Anwesenheit nicht bemerkt. Das ist schon eine große Leistung.“

„Man sagte mir, dass die große Kriegerin nicht zu überraschen sei, doch ich wollte es zumindest versuchen.“

„Wie ist dein Name und was führt dich von Futuna auf unsere Insel?“

„Mein Name ist Sarist‘teras Sohn des Sarist‘voris.“

„Sarist‘voris!“ Rief Madame Ma‘ Difgtma aus. „Ich kenne deinen Vater gut, er ist ein großer Krieger. Vor langer Zeit…“ Sie schwieg und lächelte still. „Und was führt den Sohn des großen Sarist‘voris zu mir?“

Als Sarist‘teras Madame Ma‘ Difgtma den Grund seines Hierseins erklärte, füllten sich ihre Augen mit Tränen.

„Du kommst mit mir!“ Wies sie Sarist‘teras an und drehte sich um. „JEROME!“

**

Selbstsicher wie es sich für einen Krieger gehörte, stand Sarist‘teras vor dem Rat Soulebdas.

Den Vorsitz hatte Heylah ai Youhaahb die Regentin des Matriarchats. Ihr zur Seite standen ihr Parlamentspräsident Soleab n’Amsala der auch ihr Schiegersohn war, ihre Tochter Penelope welche das Bildungsressort leitete, Veronique Schubert -Soolef´ta, die Verteidigungsministerin,  Jerome n’Antakcket der Sohn von Madame Ma‘ Difgtma welcher auch ein Berater der Regentin war, die beiden höchsten Priesterinnen der Stämme Xialorenga und Xialang und schließlich Bernd Schubert der als Träger des Kahlscha’daar- dem Zeichen des absoluten Vertrauens- und Veroniques Ehemann schon oft zwischen den Welten der Stämme und der der Staatsgewalt vermittelt hatte. Da er von „außen“ kam respektierten beide Seiten seine Unabhängigkeit.

Betretens Schweigen hatte sich über den Rat gelegt.

Sarist‘teras hatte einen eindringlichen Hilferuf seines Volkes an die Herrscherin Soulebdas überreicht.

Sein Volk starb!

„Wir können unsere Vetter nicht einfach im Stich lassen.“ Sagte Madame Ma‘ Difgtma mit fester Stimme. „Unser Volk und das Volk Futunas sind beides Völker Mualebdas. In meinen jungen Jahren habe ich viele Monde bei den Santre´feraste verbracht. Ich werde nicht tatenlos zusehen, wie ein Volk Mualebdas untergeht.“

Heylah sah erst sie an, das zu Sarist‘teras. „Auch ich verschließe nicht die Augen, und wir werden dem Volk der Santre´feraste helfen.“

„Was können wir tun?“ Fragte sie in die Runde.

Das Volk der Santre´feraste lebte auf Futuna einer der größeren Nachbarinseln, soweit man in den Weiten des Pazifiks von Nachbarschaft reden konnte.

Futuna bildete mit der Insel Wallis einen Staat und lag zwischen den Fidschi Inseln und Samoa, gehören aber beide zum französischen Übersee-Territorium. Regiert wurde es, mehr oder weniger, vom seinem König Sevate. Tatsächlich herrschte dort schon lange ein französisch-chinesischer Konzern, der Raubbau am Urwald betrieb und rücksichtslos Bodenschätze förderte.

Böse Erinnerungen kamen in Heylah hoch. Auch ihr ehemaliger Gemahl hatte mit seiner Politik, rücksichtslos seltene Erden abzubauen Soulebda in einen Bürgerkrieg gestürzt, der viele Opfer gekostet hatte. Doch auf Futuna gab es keine Rebellen im klassischen Sinn, die Bevölkerung von Futuna war klein und lehnte sich nicht offen gegen den Konzern oder seinen König auf. Verhandlungen und Abkommen, die das Volk der Santre´feraste mit dem König führte, um seinen Lebensraum zu schützen, wurden einfach ignoriert. Schließlich sah das Volk der Santre´feraste keinen anderen Weg mehr, als seinen Lebensraum mit Gewalt zu verteidigen. Genau das spielte dem Konzern in die Hände.

Die vom Konzern gemieteten Söldner machten kurzen Prozess mit den wenigen Kriegern der Santre´feraste und schossen einfach alle nieder die sie fanden. Nun ging man rücksichtslos gegen Siedlungen und Dörfer vor und vertrieb das Volk mit Gewalt.

Beim dem letzten Versuch, die Eindringlinge aufzuhalten, waren Sarist‘voris und die meisten bis dahin überlebenden Krieger ums Leben gekommen. Die kläglichen Reste hatten sich in den Urwald zurückgezogen und versteckten sich.

„Ich nehme das erste und zweite Bataillon der Garde und treibe die Bande von der Insel!“ Schlug Veronique vor.

Heylah lächelte gequält. „Ich wünschte, es wäre so einfach.“

Soleab schüttelte traurig den Kopf. „Wir können nicht einfach mit unserer Armee in ein fremdes Land einmarschieren. Sind auch die Absichten auch noch so gut.“

„Aber wir müssen doch etwas tun!“ Mischte sich Penelope ein.

„Das werden wir auch! Aber es hilft niemanden, wenn wir etwas über das Knie brechen.“ Beruhigte Soleab seine Frau.

„Machen wir es wie der Konzern. Heuern wir eine Söldnertruppe an, welche die Santre´feraste verteidigt.“ Schlug Veronique vor.

Heylahs Magen krampfte sich zusammen. Nur allzu gut erinnerte sie sich an die Gewaltexzesse, welche Mc. Allisters Söldner während des Bürgerkrieges auf Soulebda begingen.

„NEIN! Nie wieder wird ein Söldner einen Fuß auf unsere Insel setzten!“

„Ich werde unsere Krieger nach Futuna führen. Sie werden unseren Vettern helfen, ihr Land und ihr Leben zurückzubekommen.“ Sagte Madame Ma‘ Difgtma entschlossen.

„Das werde ich nicht zulassen.“ Brachte sich zum ersten Mal Xialorenga, die oberste Priesterin, in das Gespräch ein.

„Was? Fragte Ma‘ Difgtma ungläubig.

„Es wäre ein sinnloses Opfer, welches wir uns nicht leisten können. Unsere Krieger werden dem Volk der Santre´feraste nicht helfen können.“

„Unsere Krieger sind die besten der Welt, im Bürgerkrieg und den letzten Kämpfen haben sie sich hervorragend bewährt!“

Soleab hatte im Bürgerkrieg die Rebellen geführt, an deren Seite auch die Stammeskrieger gekämpft hatten. Er wusste sehr wohl, wie tapfer und gut die Stammeskrieger kämpften, doch er ahnte, worauf Xialorenga herauswollte.

„Niemand stellt die Tapferkeit unserer Krieger in Frage.“ Sprang Soleab Xialorenga bei. „Was unsere oberste Priesterin sagen will ist, dass unsere Krieger in all den großen Schlachten immer mit anderen, modernen Einheiten, zusammen gekämpft haben.  Um eine große Truppe mit modernen Waffen zu besiegen, braucht es mehr als Mut. Unsere Krieger würden den Kampf verlieren, ohne dass etwas gewonnen wurde. Und selbst wenn sie gegen die Söldner des Konzern gewinnen, wird es ein selbstmörderischer Aderlass sein, den wir ertragen müssen.“

„Was sollen wir denn bloß tun, wenn wir nicht unsere Armee schicken können und die Krieger allein nichts ausrichten können, was dann?“ Fragte Penelope.

Bernd, Soleab und Jerome hoben gleichzeitig den Kopf und sahen sich an.

„Ich glaube, wir drei haben alle denselben Gedanken!“ Meinte Bernd und grinste.

„Ja. Was wir brauchen, sind unsere besten Krieger, zusammen mit siegreichen Kriegern die wissen, wie man sich gegen eine moderne Armee behauptet und sie besiegt.“ Sagte Jerome und sah zu dem Rat.

Die Augen der anderen begannen zu leuchten, jetzt verstanden sie.

„Also gut!“ Heylah ai Youhaahb stand auf und sprach: „Rufen wir unsere tapfersten Krieger des Westens, jenseits des Meeres!“

**

Der Abend war herrlich gewesen.

Dem wirklich romantischen Abend schloss sich ein heißes Liebesspiel an. Doch diesmal ohne unseren Machtkampf, Fesseln oder Peitschen.

Ich lag mit meiner Caroline im Arm da und schlief tief und fest. Mein Unterbewusstsein allerdings, hatte sich anscheinend nicht mit dem Sex ohne Fesseln abgefunden.

In meinem Traum hatte ich Caroline Beine weit gespreizt ans Bett gebunden und fesselte gerade ihre Hand. Dann ließ ich mir Zeit, während ich um das Bett ging, um ihre andere Hand an den Bettpfosten zu fesseln.

Ausgiebig, ja beinahe gierig betrachtete ich ihren wundervollen Körper. Die feuerroten Haare, das schöne Gesicht, die leuchtenden hellgrünen und liebsten Augen der Welt, die hellbraune Haut …

Ich setzte mich an das Bettende, nahm ihren Arm und legte ihr den Strick um das Handgelenk. Doch irgendetwas stimmte nicht! Carolines helle, glatte Haut war plötzlich sehr dunkel und auch nicht mehr sooo glatt. Ich schaute auf das Bett und da lag Madame Ma‘ Difgtma die mich anschaute.

„Ich grüße dich mein Sohn und Krieger Mualebdas.“

Ich schüttelte verwundert den Kopf.

„Ich habe einiges mit euch zu bereden und wäre froh, wenn du mich losbinden könntest!“

„ÄHH… Ja! Sofort.“ Stammelte ich verlegen und war froh, dass Madame Ma‘ Difgtma nicht nackt auf dem Bett lag.

„Danke Peter. Peter … PETER!!!!“ Weckte mich Caroline Stimme.

„WACH AUF!“

„Bin wach! Danke Schatz!“

„Danke? Wofür? Hör zu, ich hab mit Madame Ma‘ Difgtma geredet, Sie braucht unsere Hilfe.“

„Ich habe sie auch getroffen. Was hat sie zu dir gesagt?“

„Das die Stämme ihre besten Krieger brauchen und das du wohl unter, ich zitiere, Entzugserscheinungen, leidest.  Weiß du, das war schon sehr komisch. Ich habe geträumt, wir zwei waren bei einer Verfolgungsjagd. Wir haben ein paar Gangster verfolgt. Du warst am Steuer und ich habe geschossen. Als ich nachlud, hat plötzlich Madame Ma‘ Difgtma am Steuer gesessen.“

„Oh, und wie war ihr Fahrstiel?“

Caroline grinste. „Und wo hast du Madame Ma‘ Difgtma getroffen und was meint sie mit Entzugserscheinungen?“

„Das willst du nicht wissen!“

**

Das war er also! Der erlösende Anruf, erneut die Welt zu retten…

Also gut ihr Schurken, verkriecht euch ruhig. Ich werde euch finden!

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Amtshilfe.

Wir wurden für ein Amtshilfeersuchen abgeordnet. Seit mehreren Jahren hatte Deutschland Verträge mit Soulebda unterzeichnet und nun war ein offizielles Amtshilfeersuchen der Regentin eingegangen.

Einen Tag später saßen Sarah und Vera zusammen mit Peter und mir im Linienflieger nach Soulebda. Auf der Zwischenlandung in Indien stiegen zwei weitere Bekannte hinzu, Col. Norman Kresser und eine braungebrannte Schönheit, Innamennajahivalsuduringabinaja Malauwi, uns allen besser bekannt als Iduna.

Die Chefstewardess kam zu uns und bat uns in den kleinen Konferenzraum im Oberdeck. Air Singapur hatte ihre großen Airbus Flieger mit dem modernsten ausgestattet, was man sich für gutes Geld kaufen konnte.

Das Türschild wechselte von Rot auf grün und die Aufschrift „SECURE“ stand im Display zu lesen, dann flammte der Beamer auf und das Staatswappen von Soulebda war zu erkennen. Heylah ai Youhaahb erschien im Bild und lächelte uns an.

„Seid willkommen meine Freunde und Krieger. Heute muss ich euch als Krieger fordern, denn es steht eine große Aufgabe vor uns und da bedarf es euren Mutes und eurer Erfahrung.“ Dann erfolgte eine knappe Einführung über das bisher geschehene.

„Ich freue mich, euch morgen früh wieder zu sehen und genießt jetzt den Flug, es ist für alles gesorgt, Mel’Dingos und ihr Team wird euch umsorgen.“ Heylah ai Youhaahb hob zum Abschied die Hand und das Bild erlosch.

„Wieder ein Inselstreit?“ Schaute Kresser fragend in die Runde.

„Offenbar eine der Nachbarstaaten, so wie Heylah sagte und wir sollten uns einlesen, was da alles bekannt ist.“

„Typisch Mossad immer wollt ihr alles wissen und nachlesen.“ Grinste er mich an.

Iduna knuffte Kresser mit dem Ellbogen, „du weißt genau, dass sie nicht mehr für die arbeitet.“

„Blödsinn, einmal dabei, immer dabei, da hilft auch eine neue Uniform nicht.“

Mit einem breiten Grinsen lächelte ich Kresser an „Du änderst dich auch nicht mehr, du warst stur wie ein Brite und bleibst genau so stur und uneinsichtig und kochen kannst du auch nicht!“

Jetzt lachten alle, auch Col. Kresser.

Die Türschildbeleuchtung änderte sich wieder von grün auf rot und die Türe öffnete sich, drei Mädchen schoben die Cateringwagen herein und begannen uns Getränke und frisches Obst zu servieren.

Peter lächelte die blonde Angelique an und erhielt sein Essen, sie sah einfach wunderbar aus in ihrem kurzen Dienströckchen und ihr Lächeln wirkte ehrlich und natürlich.

Sara und Vera erhielten ihr Gedeck von Manou, einer Schönheit vom indischen Subkontinent, auch ihre Augen wirkten herrlich funkelnd.

Doch plötzlich begann sie zu zittern, Manous Augen wurden rabenschwarz und Schaum trat ihr vor den Mund. Sie ergriff das Obstschälmesser und ihr Handgelenk wurde weiß, so fest hielt sie das Messer.

Mit einem Satz war sie auf Sara losgehechtet und versuchte sie zu verletzen. Erst mit vereinten Kräften brachten wir sie unter Kontrolle und drückten sie mit dem Rücken auf den Tisch. Aus den Augen liefen schwarze Tränen und sie hustete Schaum. Ein Zittern durchlief sie. Mit einem lauten Schrei brach ihr Körper zusammen und sie verlor das Bewusstsein.

Mel’Dingos stürzte mit zwei Mädchen herein und sah den Schaum vor dem Mund und die schwarzen Tränen. „Oh nein, der Fluch…“ Sofort wich sie zurück.

„Keiner berührt ihr Gesicht, der Schaum ist hochansteckend.“

„Was zum …“ Begann Kresser, da bäumte sich die auf dem Tisch liegende plötzlich auf und wollte Kresser beißen.

„Ahhhhhhhrgghhh“ kam aus ihrem Mund, als meine Handkantenschläge sie betäubten.

„Fesseln, putzt sie und wascht sie ab!“ Ordnete ich an und die anderen kümmerten uns um die Frau. Ich schaute zu Mel’Dingos.

„Mel‘ was kannst du uns darüber sagen.“

„Bei uns kennt man das als einen Fluch, wenn man übernommen wird und von fremder Hand kontrolliert wird, ich kann es nicht übersetzen, aber der Fluch endet gewöhnlich mit dem Tode des Opfers und des Angreifers. Du hast sie ausgeknockt und wir haben eine Chance an Informationen heranzukommen, aber nicht hier, nicht in der Luft.“

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Auf dem Zentralflughafen von Soulebda warteten bereits Kranken- und Sicherheitsfahrzeuge, die die Bewusstlose übernahmen und in das Universitätskrankenhaus brachten.

Penelope ai Youhaahb, die Tochter der Regentin und zugleich die Bildungsministerin trat zu uns und begrüßte uns herzlich.

„Sarah Schatz, alles in Ordnung? Vera Süße lass dich umarmen, Peter du stolzer Krieger und Norman du unverwundbarer Krieger, ich grüße euch.“

Dann drehte sie sich zu mir um. „Meine geliebte Nun’tschula, mein Licht im Dunkeln unter dem Sternenzelt, ich grüße dich“ und wir fielen uns in die Arme und küssten uns.

„Kommt ihr Kerle, das versteht ihr doch nicht.“ Damit nahmen Vera und Sarah Peter und Norman in den Arm und gingen zum bereitstehenden Regierungsbus.

„Nun’tschula, ich habe nicht verstanden was eine Nun’tschula ist, oder machen muss, Peter erzähl mir mehr darüber.“

Und Peter berichtete, was er über den Titel Nun’tschula wusste…

Eine Nun’tschula ist auf der Südseeinsel Soulebda eine Ehrenbezeichnung. Die führenden Frauen auf Soulebda dürfen sich neben ihrem Ehemann auch eine offizielle Geliebte, eine Nun’tschula geben, die mit ihr zusammen als „Lebensteilerin“ fungiert. Eine Lebensteilerin teilt das Leben, die Aufgaben, die Sorgen und Nöte, die Pflichten und Kämpfe, aber auch die Freuden und zumindest zeitweise das Lager mit der geliebten Person!“

„Toll, ich lebe nicht nur auf dem falschen Kontinent, ich habe auch noch das falsche Geschlecht.“ Brummte Norman.

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Im Universitätskrankenhaus von Soulebda herrschte im Westflügel Hektik. Hier waren neben der Psychologie auch die sogenannten „Naturphänomene“ untergebracht, für die in der westlichen Medizin noch nicht einmal eine Definition und erst recht keine Behandlung existierte.

Da diese Fälle deutlich seltener vorkamen als andere, war diese Abteilung mit gerade einmal 20 Betten sehr klein ausgefallen. Manous war hier untergebracht und man hatte ihr einen Vollschutz angelegt, damit sie nicht so einfach andere Menschen bespucken, kratzen oder sonst wie verletzen konnte. Die vielen Kabel verschwanden hinter dem Bett in der Wand und damit aus der Reichweite von Manous.

Auf der Wachstation saß die junge Schwester Keraibai aus Kenia. Ihre tiefschwarze Haut sah wunderbar gepflegt aus und sie war im Rahmen eines Austauschprogramms hier auf Soulebda gelandet. Gierig saugte sie das Wissen, das hier noch vermittelt werden konnte auf und gab weiter, was sie an Wissen aus Afrika mitbrachte.

Der Abend hätte so ruhig werden können, bis Manous eingeliefert wurde. Keraibai wusste, dass ihre Behandlung in Afrika mit dem „Wegspritzen“ und einsperren geendet wäre. Hier aber, auf Soulebda, versuchte man, weiter zu gehen und tiefer zu blicken und Keraibai war froh das alles mit zu erleben. Morgen würden die Spezialisten kommen und da würde Keraibai auf jeden Fall dabei sein wollen.

Der Alarm kam genau am unpassendsten Moment. Noch in Gedanken steckte Keraibai das Telefon ein und rannte in den Behandlungsraum. Manaous hyperventilierte und da machte Keraibai ihren einzigen Fehler. Sie nahm die Augenbinde ab, um nachzusehen, ob die Patientin etwas brauchte.

Der flammende Blick traf Keraibai unvorbereitet. Es war, als stach jemand ein brennendes Messer in ihre Augen und füllte ihre Gedanken mit Abscheulichkeiten, wie sie sich das nicht vorstellen konnte. Keraibai bebte am ganzen Körper, schließlich fiel sie rücklings auf den Boden.

Der Totmannschalter im Diensthandy reagierte und sendete den Notruf.

Als die diensthabende Ärztin mit dem Eingreifteam kam, war Keraibai bereits an ihrem eigenen Erbrochenen erstickt. Ihre Augen hatten eine merkwürdige rabenschwarze Farbe, das leuchtende Weiß des Augapfels war verschwunden, das ganze Auge wirkte, wie in tiefschwarze Tusche getaucht.

Auf dem Bett lag die gefesselte Manaous und lachte und schrie grell auf. „Kommt nur her, ich fresse auch eure Seelen!“

Die Ärztin rief das Team zu sich und sie verließen den Raum. Die Tote Keraibai verblieb erst einmal auf dem Boden.

„Hallo Zentrale, hier Dr. Jenatoubi, ich brauche hier eine Schamanin der Stämme und es ist sehr dringend.“

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Zwei Stunden später saß Marja Natu’laka auf dem einzigen Stuhl vor dem Bett der Patientin und beide blickten sich mit starrem Blick an. Draußen vor dem Zimmer betrachteten mehrere Augenpaare die Monitore.

Plötzlich riss sich die Patientin mit einem lauten Fauchen aus den Fesseln und richtete sich auf.

„Du verdammte Hexe, verschwinde, du kannst mich nicht bezwingen, du kannst nicht diesen Körper befreien. Die ist verloren, sie ist mein Werkzeug, ich habe sie gebrochen und dich werde ich auch brechen!

Kraktuma Zumalah, Kraktuma Zumalah, dein Geist sei mein Geist, dein Geist sei mein…“

Marja Natu’laka stand auf, sie hob ihre Hand und beschwörte die Patientin mit nur einem einzigen Wort „S c h l a f !“

Augenblicklich verstummte die Patientin und fiel wie gelähmt auf das Bett zurück. Marja Natu’laka stand auf und verließ den Raum. Draußen sah sie zu den beiden starken Männern. „Ihr müsst sie binden und an das Bett fesseln, nehmt ihr die Augenbinde ab und setzt ihr eine Gesichtsmaske auf, die Frau darf nicht zu Bewusstsein kommen, wir brauchen hier stärkere Medizin.

Hier ist eine sehr gefährliche Hexerei am Werk. Ich werde mich mit meinen Kolleginnen beraten und wiederkommen. Diese arme Frau ist eine Waffe, ihr Geist ist verbrannt und vielleicht sogar erloschen. Ob wir sie jemals retten können sei dahingestellt, aber diese Person da, in ihr, das ist eine hinterlistige, gefährliche, mordende Hexe. Das Zimmer wird hiermit zur Sperrzone erklärt.“

Sie unterschrieb das Formular und ging wieder. Die beiden starken Männer fesselten die Frau an das Bett und taten wie geheißen.

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In dem dunklen Zelt saßen vier schwarz gekleidete Frauen um eine weitere ebenfalls in schwarz herum und murmelten Sprüche in einer merkwürdigen Sprache.

Die Frau in der Mitte schaute auf und zog sich einen schwarzen Schleier vom Gesicht.

„Dieses verdammte Miststück hat mich ausgesperrt, diese verfluchten Schamanen haben nichts verlernt, aber ich habe zumindest eine Seele geraubt.“

Die Schwarze stand auf „Bringt mir einen Selenkäfig herein.“

Zwei Helferinnen kamen mit tief nach unten gebeugtem Kopf herein, sie trugen ein Gefäß aus dunklem Glas, das von Metallketten gehalten wurde.

„Herrin, sie haben befohlen, Herrin wir bringen den Seelenkäfig.“

„Abstellen und verschwindet ihr Abschaum“ fauchte die schwarze Frau die beiden armen Helferinnen an.

Dann trat sie vor das Gefäß, rief seltsame Worte und wedelte dabei mit ihren Händen vor sich her, so, als wolle sie etwas aus ihrem Umhang herausziehen.

Auf einmal begann es unter ihrem Umhang zu leuchten, ein gerade einmal Hühnerei großes Licht flammte auf und schwebte zwischen den Händen der schwarzen Frau. Mit üblen Flüchen und merkwürdigen Sprüchen transferierte die Frau das Licht in den Seelenkäfig.

Mit einem hellen Schrei, der aus dem leuchtenden Etwas drang, verschwand dies in dem Käfig, fortan leuchtete ein kräftiges pulsierendes Rot und aus dem Käfig drangen leise Geräusche, gerade so, als würde ein armes Mädchen weinen.

Im gleichen Moment erklang 1750 Kilometer weiter nordwestlich das Notsignal in der Krankenhaus Station, Manaous, diese lebensfrohe junge Frau, war soeben verstorben.

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Training auf Soulebda

„Caroline, was wird denn da auf dem großen Platz gefeiert?“

„Heute ist eigentlich kein Feiertag, sicherlich etwas aus der uralten Tradition. Wir sollten sie nicht stören, sie sehen hochkonzentriert aus.“

„Geht weiter ihr Kinder des Mutes, hier habt ihr heute nichts verloren.“

Madame Ma’Difgtma lief plötzlich neben uns.

„Ma‘, wir haben gar nicht bemerkt, dass du uns gefolgt bist.“

„Ja, das ist mir aufgefallen, dass ihr beiden immer noch durch die Gegend lauft, ohne eure Umgebung zu betrachten, wann lernt ihr das endlich.

Das wird noch einmal lebenswichtig sein, dass ihr mit einem einzigen Blick alles, aber auch wirklich alles um euch herum erkennt und es euch merkt.“

„Ja Ma‘ und ich…“ sagte Peter und drehte sich um.

Weg war sie wieder.

„Wo ist sie wieder hin?“

„Da drüben im Kriegerzelt, an der Anhöhe, da steht sie genau am Eingang und betrachtet uns.“

„Du wieder mit deinen Super Augen, dir entgeht ja auch gar nichts.“

– Wie ich merke, ist noch nicht alles verloren, etwas Hoffnung besteht ja noch, übt das ihr Kinder der Erinnerung – Drang es in unsere Köpfe.

Von da an begannen wir, mehr als Spiel unter uns, beliebige Alltags Situationen genauer zu beobachten und uns an alles was wir sahen zu erinnern. Peter entwickelte eine richtige Perfektion für alles, was in Bewegung war und meine Stärke war das zu sehen, was starr war und unbeweglich erschien.

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Tags darauf waren wir in den Palast eingeladen. Da saßen wir nun vor Heylah ai Youhaahb, der Matriarchin und Regentin von Soulebda. Soleab n’Amsala, der Parlamentspräsident saß ihr zur Seite, auf der anderen Seite saß Penelope, die Tochter von Heylah und Ministerin für Erziehung und Wissenschaft.

Wir, das waren Sarah und Vera, Norman Kresser und Iduna, sowie Peter und ich.

Die Regentin hatte in den großen Saal eingeladen, den hatte ich nur einmal, zu Beginn des Aufstandes gesehen.

Damals hatte ich mitgeholfen, einen blutigen Aufstand niederzuschlagen.

Heute waren um den zentralen Tisch der Matriarchin hohe rankende Pflanzen verteilt, die bis unter die ebenso hohe Decke reichten und sich andauernd bewegten. Störend dabei waren nicht nur diese Bewegungen der Pflanzen, sondern auch diese Geräusche, die von diesen Pflanzen ausgingen.

An den seitlichen Pfeilern standen Gardistinnen mit Pfeil und Bogen, die stets nach oben schauten und die den Saal andauernd absuchten.

„Wundert euch nicht, meine Freunde“ begann Heylah, „wir haben Vorsichtsmaßnahmen ergriffen, denn wir liegen im Streit mit einer unserer Nachbarinseln. Die haben uns ihre Spione geschickt, in Form einer speziellen Papageienart, die ganze Sätze wiedergeben können, wir können sie nicht vertreiben nur ausschalte um… da schaut selbst.“

Ein bunter Vogel, ähnlich einem Paradiesvogel segelte auf die obere Ranke und schaute herunter, da traf ihn der Pfeil einer Gardistin und mit einem Schrei fiel der leblose Vogel herunter.

„Seht diese Vögel leben bei uns hier in den Wäldern, aber diese hier wurden vorher behandelt.“ Hinter dem Kopf befand sich ein kleines Säckchen mit einer übelriechenden Substanz. „Dieses Säckchen beinhaltet eine schwarze Substanz, die das arme Wesen beherrscht und spionieren lässt.

Wir haben versucht, die Tiere einzufangen, aber sie starben in unseren Händen. Wir versuchten, ihnen zu folgen, aber sie bemerkten uns und flogen auf das Meer hinaus und ertranken. Uns bleibt leider nur sie sie zu erlegen.“

„Wer liegt denn mit euch im Streit und sind wir deswegen hier?“

„Lasst mich erklären.“ Begann Heylah ai Youhaahb und sie erzählte von der Nachbarinsel, den Machenschaften eines Industriekonzerns, den bösen Mächten, die den dortigen König beeinflussten und dem erfolglosen Kampf des tapferen Stammes der Santre’feraste.

„Von den drei Königen, die dort lebten, ist heute nur noch einer an der Macht, die beiden anderen verschwanden erst kürzlich auf merkwürdige Weise und es wurden noch keine Nachfolger benannt.“

Soleab n’Amsala übernahm jetzt. „Wir haben beste Beziehungen zu der dortigen Bevölkerung, aber seit einem Jahr wurden die Kontakte plötzlich sehr rar. Die drei traditionellen Monarchien sind dem französischen Herrschaftsgebiet unterstellt, aber tatsächlich interessiert es Frankreich nicht die Bohne was hier geschieht, solange die Bevölkerung ihre Waren importiert.“

„Drei Könige auf so einer kleinen Inselgruppe, das ging bisher gut?“

„Oh ja, das ging sogar sehr gut, der Hauptkönig ist den beiden anderen übergeordnet und könnte sie überstimmen, das kam aber bisher noch nie vor. Nach dem Verschwinden der beiden anderen Könige musste er die Regierung mit übernehmen.“

„Und dann knallte es untereinander“ meinte Kresser.

„Nein Colonel, eben nicht. Stattdessen wurden plötzlich Bodenschätze gefördert, an die bisher niemand gedacht hatte. Eine natürliche Dichtungsmasse, die nicht leitet, neutral ist und bei Temperaturen über 500 Grad noch formbar bleibt. Gleichzeitig kann diese Masse unglaubliche Drücke aushalten, die bisher nur einige exotische Massen konnten. Das Beste allerdings ist, dass diese Masse keine radioaktive Strahlung aufnimmt.

Ihr könnt euch vorstellen, dass diese Dichtungsmasse plötzlich überall gebraucht wird. Im Kraftwerksbau genauso wie beim Bau von Atommeilern, in den Marinen der Welt und wo immer man solches Material braucht.

Das Bruttoinlandsprodukt ist von gerade einmal 105.000 US$ auf das Viertausendfache angestiegen. Das Land ist auf einmal etwas wert.

Und genau da tritt auf einmal ein Industriekonzern auf, der vorher unbekannt war. Ein chinesisch-französisches Konsortium unter den größten Insulanern Gruppe, der Walliser, hat sich hier breitgemacht und nennt sich stolz das Trapterat Falkonia Garamundi.

Alle nennen dieses Konsortium aber nur „Tra-fal-gar“. Wenn das der alte Lord Nelson wüsste.“

„Trafalgar, spielen die Engländer hier auch eine Rolle?“

„Nein, bisher haben wir keinen Engländer gesehen, den wir damit in Zusammenhang bringen.“

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Briefing

Schon am nächsten Tag landete eine Maschine aus Tel Aviv.

Außer den Piloten waren nur zwei Passagiere an Bord. Fabienne und Finja kamen mit den neusten Informationen zu Trafalgar.

Fabienne war eine ehemalige Todeskandidatin, deren Hinrichtung ich vorgetäuscht und außer Landes zu Dagan gebracht hatte. Dort hatte Fabienne die Chance ihres zweiten Lebens ergriffen und in Rekordzeit ihren Abschluss nachgeholt. Dagan, von dieser Leistung mehr als beeindruckt, hatte für ihre Aufnahme in die Armee gesorgt und als ihre Leistungen dort ebenfalls hervorragend waren, ließ er sie in seinen Stab versetzen.

Im Laufe der Soulebdakriese hatte Fabienne dann ihr wahres Talent gezeigt. Fabienne hatte die Gabe, für jedes noch so komplizierte Problem, eine einfache und praktische Lösung zu finden. Während die hohen Militärs rätselten, wie die USS Stennis ihre Flugzeuge in Reichweite der Insel halten könnte, hatte Fabienne Dagan auf die Seite gezogen und gefragt, warum man die Flugzeuge nicht einfach auf der Insel versteckte.

Von diesem Moment an förderte Dagan sie und Fabienne wurde, nach Caroline, die wichtigste Stütze, die Dagan je hatte.

Nun hatte sich Dagan (zum zweiten Mal offiziell) in den Ruhestand zurückgezogen. Tatsächlich baute er mit Ma´Difgtma eine neue Truppe zusammen auf, die Verbrecher wie Aleski zur Strecke bringen sollte.

General Lem, der Dagan gefolgt war, baute sich seine eigne „Familie“ auf und legte mit Finja den Grundstein.

Finja kam aus der weiten Steppen des russisch- chinesischen Grenzgebietes und hatte gezeigt, dass nicht länger im Schatten ihrer schon legendären Eltern, Maja und Boris, stand. Zusammen mit Randy hatte sie in Kasachstan einen Truck voller Flüchtlinge gerettet, gegen jeden Angriff verteidigt und die Flüchtlinge sicher zur chinesischen Grenze gebracht.

In Paris hatte sie mit Jerome eine Tiefgarage gestürmt und wie eine Löwin gekämpft um Jessika zu befreien und hatte dabei, ganz nebenbei die Gelegenheit ergriffen, Viktor Kubaliborow „versehentlich zu erschießen“, damit dieser zusammen mit Dagan an seiner neuen Truppe arbeiten konnte.

Lem war klar, dass er Zeit brauchte um seine Truppe aufzubauen und er nutzte diese, um Finja zur besten Nichte aller Zeiten aufzubauen. Fabienne nahm sich Finja an und bildete sie aus. Fabienne legte fest welche Kurse Finja besuchte, übte und trainierte mit ihr gemeinsam und selbst die größten Skeptiker im Geheimdienst wurden langsam hellhörig, wenn Finjas Name erklang.

Wie üblich war die Begrüßung mehr als herzlich. Besonders zwischen Fabienne und Sarah, die das gleiche Geheimnis in sich trugen. Auch wenn ich mich mittlerweile an den Anblick der Beiden gewöhnt hatte, überkam mich jedes Mal Stolz, auf das, was ich getan hatte…

Nun saßen wir alle in einem Konferenzsaal im Parlament und hörten, was uns Fabienne und Finja berichteten.

Lem hatte eine ganze Menge Informationen über Trafalgar.

Gerade warf Fabienne das Gesicht eines Mannes mit dem Beamer an die Wand.

Neben Caroline und mir waren Sarah, Vera, Veronique, Bernd, Norman, Iduna, Jerome, Ma‘ Difgtma, Soleab, Heylah und die höchste Priesterin der Insel, Xialorenga anwesend. Und wie konnte es andres sein, Mike und Dave waren auch „zufällig“ auf Soulebda.

Nachdem sie von der stellvertretenden Direktorin des CIA, Ellis „gefeuert“ wurden, waren sie Teil der neuen Truppe, die Dagan mit Ma‘ Difgtma zusammenstellten.

Fabienne startete die Projektion und zeigt das Bild eines Mannes, der asiatische Gesichtszüge besaß, etwa Mitte fünfzig war und stechende Augen mit einer Halbglatze hatte. „Das ist Jean-Marc Nguyen. Wie der Name schon verrät, stammt er ursprünglich aus französisch Indochina. Seine Mutter war Französin, der Vater gehörte zur Elite der französisch-freundlichen Vietnamesen. Nachdem die Franzosen in den Fünfzigern des letzten Jahrhunderts abziehen mussten, gingen beide nach Paris, wo sie für Jeans Ausbildung sorgten.

Nguyen besuchte Eliteschulen in Frankreich, Deutschland und der Schweiz, ging zur Armee und machte Karriere. Doch irgendwann stellte er fest, dass man illegales Geld schneller und einfacher bekommt als legal verdientes.

Er nutzte alle Kontakte, welche er in den Eliteschulen aufgebaut hatte und schuf eine schlagkräftige Bande von Wirtschaftsprofis. Das waren keine Hohlköpfe, sondern Experten. Sie kauften sich gemeinsam in verschiedene große Firmen ein und übernahmen diese. Wer Probleme machte…nun es gab mehrere Unfälle.

Auf diese Weise übernahmen Nguyen und seine Leute mehrere Firmen. Dann machten sie diese wieder zu Geld und sie übernahmen wirklich große Firmen und Gesellschaften.

Was folgte, war der brillanteste Schachzug der neueren Wirtschaftsgeschichte. Mit seinem Geld kaufte sich Nguyen bei Derron Petrona, einem der größten Kunststoffhersteller der Welt ein und übernahm den Konzern. Das hört sich erst Mal nicht nach einem Schnäppchen an, doch Derron Petrona ist eine Tochtergesellschaft von GB OIL. Ich sehe, ihr kennt die Firma.“

Klar GB OIL kennt wohl jeder, der ein Fahrzeug besitzt, das zur Tankstelle muss. Und selbst Fahrzeuge die mit alternativer Energie betrieben wurden, mussten auf die Lade-Technik von Firmen zurückgreifen, die letztlich von GB OIL hergestellt wurde.

„Als Vorsitzender von Derron Petrona, wurde Nguyen automatisch in den Vorstand von GB OIL aufgenommen.

Dann gab es wieder ein paar Unfälle, Ablösungen und Rücktritte bis schließlich Nguyen das Sagen bei GB OIL hatte. Natürlich kennt jeder von euch John Gifferton, den „Chef“ von GB OIL, doch der ist nur Nguyens Marionette.

Nun, mit genug Macht und Geld ausgestattet, baute er mehrere Tochterfirmen von GB OIL um und gründete die Trafalgar Gruppe.

Offiziell gibt es keine Verbindung zwischen Trafalgar und GB OIL, doch fakt ist, dass beide Riesen denselben Kopf haben.

Dann, vor etwa zwei Jahren, entledigte Nguyen sich mehrere seiner Freunde aus alten Tagen, um das schöne Geld nicht teilen zu müssen. Allerdings brachte er sie nicht um, sondern zahlte sie aus. Lem geht allerdings nicht davon aus, dass Nguyen Skrupel hat, er nimmt eher an, dass er sie als nützliche Kontakte warmhält.

Nur zwei seiner Begleiter blieben bei ihm.“

Sie warf das Bild einer Frau an die Wand.

„Janine Hunt!“ Fabienne zeigte uns eine Bilderserie einer Frau.

Hunt war ein Traum in Blond. Etwa vierzig Jahre mit einem messerscharfen Profil.

„Hunt hat einen Master in Wirtschaft und einen Doktor in Wirtschaftsrecht. Sie ist das Gesicht von Trafalgar. Lasst euch bloß nicht von ihrem Aussehen täuschen. Diese Frau ist eine eiskalte Killerin, die an mindestens acht Morden beteiligt war. Doch genau wie bei Nguyen konnte man ihr bisher nichts nachweisen. Diese Frau ist nicht nur böse, sie ist auch verdammt gerissen.

Ihr Aussehen, ihre freundliche Art, sowie das von ihr geleitete Marketing lässt Trafalgar als umweltfreundlichen Konzern dastehen, der besonders auf Nachhaltigkeit setzt, was bei genauerem Hinsehen totaler Blödsinn ist. Trafalgar beutet die Gebiete und deren Bewohner, auf denen der Konzern agiert, gnadenlos aus. Ganze Dörfer und Völker verschwanden, ohne dass man auch nur eine Spur von ihnen wiederfand.

Jetzt fragt ihr euch, warum man Trafalgar das durchgehen lässt? Ganz einfach. Hier geht es um knallharte wirtschaftliche Interessen. Trafalgar steuert GB OIL und GB OIL steuert die Wirtschaft in vielen Ländern dieser Welt, besonders von Ländern, deren Wirtschaft vom Ölpreis abhängig sind. Noch viel wichtiger ist, dass zur Trafalgar Gruppe auch Firmen wie ELEXON gehören, Firmen die für die Rüstung vieler Staaten unentbehrlich sind.

Was heißt das für Euch? Ganz einfach, ihr steht alleine gegen den mächtigsten Konzern der Welt.“

Na toll, das war ja mal wieder typisch für unser Glück! Hätte es nicht eine Nummer kleiner, als der mächtigste Konzern der Welt, sein können?!

Ganz langsam dämmerte mir die Bedeutung von Franks Worten, während unserem letzten Herrenabend…-Wünsch dir das nächste Abenteuer nicht zu sehr, es kommt schneller als uns lieb ist-…

Verdammt!!! Wieder einmal hatte Frank Recht behalten!!!

„So jetzt ein besonderer Leckerbissen.“ Fabienne holte das nächste Bild auf die Wand. „Bruce Sinclair!“ Wieder zeigte uns Fabienne eine Bilderserie

Sinclair war das genaue Gegenteil von Hunt. Etwa fünfundvierzig Jahre alt, graue Haare mit kurzem Bürstenschnitt, das Ganze auf einen hart trainierten Körper, der kein Gramm Fett zeigte. Die Narben in seinem Gesicht verrieten, dass ihm Gewalt nicht fremd war. Und die Augen… Mir lief es kalt den Rücken herunter.

Kraemer und der alte Franzose waren schon Typen gewesen, vor denen man sich fürchten konnte, doch der Typ… der machte mir wirklich Angst.

„Sinclair ist Nguyens Mann fürs Grobe. Aber Vorsicht, dieser Mann ist nicht einfach ein gemieteter Söldner, Sinclair ist wie Hunt ein Profi und Partner von Nguyen. Er hat in Yale einen Abschluss in Ingenieurswissenschaft gemacht und führt den operativen Bereich der Trafalgar-Gruppe. Auf Futuna hat er eine Gruppe von etwa 100 Söldner. Doch auch hier dürft ihr nicht einfach nach den Zahlen gehen.

Sinclair sucht sich seine Männer und Frauen genau aus. Ja, auch Frauen dienen bei Trafalgar. Sie alle sind von den verschiedenen Armeen der Welt ausgebildete Experten.“

Das wurde ja immer besser…

Ein Bild zeigte Sinclair mit einem sündhaft teuren Sportwagen. „Das ist Sinclairs Leidenschaft. Egal wo er sich hinbegibt, er nimmt einen seiner teuren Wagen mit. Jungs und ihre Spielzeuge…“

Caroline hob die Hand. „Ich hätte da eine Frage.“

„Schieß los.“ Antwortete Fabienne.

„Diese Infos sind für uns außerordentlich wichtig. Doch ich kenne Lem jetzt schon lange genug, um in den Infos zu erkennen, dass es hier um mehr geht, als um ein paar Insulaner.“

„Lem macht sich Sorgen, dass Trafalgar sich zunehmend zum Monopolist auf dem Rüstungsmarkt entwickelt.“

„Toll“, meinte ich, „alle schießen mit denselben Knarren aufeinander. Das alte AK47 ist wohl ein Auslaufmodell.“

„Es geht mehr um die technische Entwicklung. Sehr weit weg von Star Wars, sind wir hier auf unseren blauen Planteten nicht mehr.“

Ok, das wäre eine Erklärung, doch da geschahen zwei Dinge, die mich aufmerksam werden ließen. Ma´Difgtma hatte mich gelehrt, meine Sinne zu benutzen und die schlugen gerade Alarm. Das erste was ich sah war, dass Caroline ihre Augen zusammenzog. Sie glaubte Fabienne, doch sie bemerkte, dass Fabienne ihr nicht die ganze Wahrheit sagte.

Das war unter „Schwestern“ ein Tabubruch! Besonders zwischen diesen beiden „Schwestern“!

Das zweite was ich bemerkte, Mike und Dave saßen völlig unbeteiligt da, bis Finja, bei Fabiennes Ausführungen über Lems Bedenken, was das Monopol von Trafalgar betraf, mit den Beiden Blickkontakt aufnahm.

Hier lief eine riesengroße Sauerei! Die Frage war, warum wollten Fabienne und Finja sie nicht vor uns offenlegen?

Caroline schien sich mit Fabiennes Ausführungen zufrieden zu geben, doch ich war mir sicher, sie würde sich Fabienne im Anschluss an die Besprechung zur Brust nehmen!

„Machen wir weiter. Hier Bilder von Futuna, die vor wenigen Tagen aufgenommen wurden. Der Aufstand der Santre‘ feraste haben Hunt und Sinclair veranlasst, selbst auf die Insel zu kommen. Hunt leitet die Berichterstattung, Sinclair sorgt für den reibungslosen Ablauf der „Befriedung“. Lem hat einen Kontaktmann auf der Insel, der mit der im Sicherheitsteam von Hunt arbeitet.“

Es folgten Bilder, die wie typische Werbebilder aus dem Fernseher aussahen. Freundliche Inselbewohner im Lendenschurz, welche Hunt, die schöne blonde Frau umringten.

Ich wettete, dass meine Freunde aus Soulebda bei diesen Bildern am liebsten gekotzt hätten.

Dann zeigte uns Fabienne ganz andere Bilder. Wir sahen wie Sinclair und einige seiner Söldner gegen Ansiedlungen der Santre‘feraste vorgingen, Menschen zusammentrieben und mit Gewalt gegen diese vorgingen.

Schweigend sahen wir uns die Bilder an und bei jedem einzelnem nahm ich mir vor, diese Schweinebande fertig zu machen!

„ZURÜCK!“ Rief Ma’ Difgtma plötzlich. Fabienne ging ein Bild zurück und ich sah ein Bild, auf dem Hunt und Sinclair mit einigen ihren Söldnern durch ein brennendes Dorf gingen.

Ma’ Difgtma starrte auf das Bild „JO NREST GJ’ANT STOR‘NIT GAART!!!“ Rief sie.

Was immer das hieß, Jerome starrt seine Mutter ungläubig mit offenen Mund an und Xialorenga war ebenfalls aufgesprungen. Ein heftiger Wortwechsel entbrannte zwischen Ma’ Difgtma und Xialorenga, den keiner von uns verstand. Selbst Caroline und ich, wir kannten die Stammessprache ja, verstanden nicht ein Wort, von dem, was wir hörten.

Ein Blick zu Heylah, Veronique und Soleab, sagte mir, dass es unseren Freunden auch nicht anderes erging. Wieder einmal zeigte es sich, dass es noch viele Geheimnisse um die Stämme Soulebdas gab.

Der Wortwechsel wurde immer heftiger und ich stieß Soleab an. „Was geht denn hier gerade ab?“

„Keine Ahnung. Das ist ein uralter Dialekt den selbst die Stammeskrieger nicht mehr sprechen. Ich verstehe nur einzelne Wörter.“

„Und welche?“

„Böser Zauber und Hexerei!“

Ich schaute mir das Bild an, das noch immer an die Wand projiziert wurde. Ich sah nichts, was auf Hexerei oder Zauberei hindeutete. Die arme Manou hatte Schaum vor dem Mund und weite Pupillen gehabt, doch niemand auf dem Bild zeigte irgendwelche Anzeichen verhext zu sein.

„Das hört sich nicht gut an.“

„NEIN! Das ist es auch nicht.“ Ma’ Difgtma wechselte wieder zu einer Sprache, die wir alle verstanden.

„Ma’ Difgtma, was hast du gesehen? Was ist so schrecklich?“ Wollte Heylah wissen.

Ma’ Difgtma ging zum Bild mit Hunt und Sinclair. Sie zeigte auf den rechten Bildrand, wo eine Frau im Hintergrund halb verdeckt von Hunt stand.

„Das ist Hu’tars!“ Sie spuckte den Namen beinahe aus.

„Hu’tars ist tot! Das weißt du selbst am Besten.“ Warf Xialorenga ein.

Wieder entstand eine Diskussion zwischen den Beiden bis Soleab freundlich, aber bestimmt dazwischenfuhr.

„Wer ist diese Hu’tars?“ Fragte er.

„Hu’tars war eine Schamanin beim Stamm der Santre’ feraste. Als junge Kriegerin hielt es für eine gute Idee, meinen Horizont zu erweitern und mich in der Welt umzusehen. Ich traf Hu‘tars, als ich dort bei Sarist‘ voris lebte. Schon damals lebte Hu’tars zurückgezogen und außerhalb der Gemeinschaft. Sie Versuchte mit Hexerei Macht über die Häuptlinge zu erlangen, welche sich ihrem Bestreben, dunkle Magie anzuwenden, entgegenstellten. Hu’tars war eine abgrundtiefe böse Hexe. Doch sie war die einzige Schamanin, die der Stamm der Santre’ feraste hatte und so ließ man sie gewähren.“

Xialorenga übernahm das Gespräch. „Ihr müsst wissen, dass eine Schamanin damals viel wichtiger für das Überleben eines Stammes war, als heute, hier bei uns. Dank unserer klugen Regentin haben auch die Stammesangehörigen Zugang zu moderner Medizin und Versorgung. Doch noch vor wenigen Jahren ging nicht selten ein Stamm verloren, wenn die Schamanin starb, ohne dass sie eine Nachfolgerin ausgebildet hatte.“

„So ist es.“ Sagte Ma’ Difgtma. „Und so ließ man Hu’tars gewähren. Im Laufe der Zeit, die ich bei Sarist‘ voris lebte, sah ich, dass sie immer mächtiger und böser wurde und so entschloss sich Sarist‘ voris eine neue Schamanin zu berufen. Doch sein Aufruf blieb ungehört. Alle hatten Angst vor Hu’tars.“ Sie schwieg und starrte in die Ferne.

„Alle…  bis auf eine!“ Warf Xialorenga leise ein. „Eine hatte keine Angst vor Hu’tars. Sie wiedersetzte sich den ehrwürdigen Alten ihrer Heimat und brachte das Wissen ihres Stammes zu den Santre’ferastes und wurde die neue Schamanin der Santre’ferastes.“

„Das stimmt nicht ganz.“ Sagte Ma’ Difgtma. „Die neue Schamanin hatte große Angst vor Hu’tars, doch mit Hilfe von Sarist’voris konnte sie sich behaupten. Hu’tars zog sich ganz nun ganz aus der Gemeinschaft des Stammens zurück und tauchte immer tiefer in die dunkle Magie ein, bis sie schließlich zur schlimmsten Hexe wurde, die es jemals gab. Sie wurde zur Seelensammlerin.“

„Was ist eine Seelensammlerin?“ Fragte Bernd.

„Eine Seelensammlerin legte einen Zauber über eine Person und übernimmt ihre Seele.“

„So wie du bei den gedungenen Mördern der Hema, die hier Randy töten wollten?“

„Nein, ich habe diese Männer zwar zu meinen Sklaven gemacht, aber ich habe ihnen ihre Seele gelassen. Eine Seelensammlerin behält diese und wenn sie es will, stirbt die Person.“

„Manou!“ Rief Vera.

„Ja, Manou war nicht nur verflucht, sie war auch verhext. Die Seelensammlerin hat sich ihrer bemächtigt. Ich würde jede Wette eingehen, dass es Nguyen so gelungen ist, den König von Futuna unter seine Kontrolle zu bringen. Er hat ihn mit Hu’tars Hilfe verhext.“

„Lebt die Schamanin der Santre’ferastes noch?“ Wollte Vera wissen. „Dann könnten wir Kontakt zu ihr aufnehmen. Sie könnte uns helfen, um verhexte Personen zu heilen.“

„Ja, die Schamanin der Santre’ferastes lebt noch.“ Antwortete Xialorenga „Doch Menschen die verhext sind, kann man nicht helfen. Sobald die Seelensammlerin ihr Opfer aufgibt, stirbt es. Man kann es nicht rückgängig machen, oder aufhalten.“

„Das akzeptiere ich nicht!“ Rief Vera. „Ich weigere mich, das zu glauben!“

„Vera, meine Kriegerin des Lebens.“ Lächelte Ma’ Difgtma sanft. „Glaube mir, selbst die alten Ehrwürdigen kannten keine Möglichkeit einen verhexten Menschen zu retten.“

„Wann hat man es das letzte Mal versucht?“

Ma‘ Difgtma und Xialorenga wechselten einen Blick. „Das weiß ich nicht. Es leben nicht mehr viele Menschen, die mit dunkler Hexerei zu tun hatten.“

„Dann lasst uns dagegen kämpfen. Es muss einen Weg geben! Heute haben wir die Möglichkeit mit Menschen zusammenzuarbeiten, die in Gegenden Leben, in denen Hexerei auch heute noch weit verbreitet ist. Menschen aus Afrika, der Karibik, Südamerika, Indien oder bei den australischen Ureinwohnern! Lasst uns eine Task-Force bilden und dieser Hexe Einhalt gebieten!“ Sprang Sarah ihrer großen Liebe bei.

Xialorenga erhob sich und ging zu Vera und Sarah hin. „Ihr zwei seid wahrlich Kriegerinnen des Lebens! So soll es sein! Ihr werdet euch der dunklen Hexerei entgegenstellen. Ma’ Difgtma wird euch mit allem unterstützen. Ich gebe euch beiden meine beste Jungmeisterin mit, sie ist noch nicht in den Meisterorden berufen worden, aber sie wird dort eines Tages die Nummer 1 werden und sie ist äußerst weltgewandt.“ Xialorenga gab ein Zeichen zu den Dienerinnen.

„Wie gehen wir nun weiter vor?“ Fragte Heylah. „Eine offene militärische Option scheidet aus!“ dabei sah sie Veronique an.

Es galt zwei Ziele zu erreichen. Erstens mussten wir den wenigen Stammesangehörigen helfen, die sich dem Zugriff von Hunt und Sinclair entzogen hatten und zweites mussten wir wissen, was auf der Insel vor sich ging.

„Wir brauchen Informationen und Augen vor Ort, und zwar ohne, dass wir gleich eine Invasion starten.“ Antwortete Soleab.

„Ich nehme ein paar Freiwillige und gehe nach Futuna.“ Schlug Jerome vor.

„Das ist keine gute Idee.“ Warf Bernd ein. „Unsere Beziehungen zu Futuna sind sehr belastet. Wenn man einen offiziellen Berater unserer Regierung dort findet, ist es genau so, als ob wir ein Gardebataillon auf der Insel hätten.“

„Wir gehen!“ Sagte Caroline. „Wie haben offiziell keine Kontakte zur Regierung Soulebdas.“

Heylah und Soleab lächelten und Ma’ Difgtma schaute uns stolz an.

„Das kann funktionieren“ sagte Heylah und Soleab nickte.

Zusammen erarbeiteten wir einen Plan. Caroline und ich sollten von Bernd unentdeckt zusammen mit Sarist’teras nach Futuna gehen und dort mit dem wenigen Überlebenden Kontakt aufnehmen. Unsere zweite Aufgabe bestand darin, so viele Informationen wie möglich zu sammeln und nach Soulebda weiterzuleiten.

Gleichzeitig sollten zwei getrennte Einheiten sich auf den Einsatz vorbereiten. Die erste Einheit bestand aus Vera, Sarah und der jungen Meisterin Marja Natu’laka die von Xialorenga unterstützt wurde. Sie sollten Wege finden die Seelen verhexter Menschen zu retten.

Die zweite Gruppe wurde von Jerome geleitet. Er sollte eine kleine aber sehr schlagkräftige Truppe aufbauen zu der auch Norman und Iduna gehörten und die Sinclairs Söldnern die Stirn bieten konnte.

„Eine Frage hätte ich noch.“ Sagte ich zu Xialorenga. „Wie ging es mit Hu’tars und der neuen Schamanin der Santre’ferates weiter?“

„Die neue Schamanin eignete sich immer mehr Wissen an, bis sie glaubte, sie sei stark genug, Hu’tars die Stirn bieten. Sie ging in den dunklen Dschungel und suchte sie. Als sie Hu’tars fand, gab es einen fürchterlichen Kampf.

Die Angehörigen der Santer’ferates erzählten, sie hätten auf dem Hügel der Inselmitte Blitze gesehen, unheimliche Schreie und grollender Donner wären über die ganze Insel gehallt.

Schließlich hatte die neue Schamanin Hu’tars bezwungen und getötet.“

„Ich will kein Klugscheißer sein, aber wenn die neue Schamanin Hu‘ tars  getötet hat, wie kommt sie dann auf das Bild hier?“ Fragte ich und zeigte auf die Wand.

Ma’ Difgtma drehte sich zu mir um und ihre Augen blitzen mich an. „So wie es aussieht, unterlaufen selbst mir Fehler!

**

Die Einweisung

Abends erhielten wir in meiner Dienstvilla Besuch von Penelope, sie war in Begleitung von Marja Natu’laka und zweier hochgewachsener Frauen. Ihre Gesichter waren mit einem Schleier verhüllt, als hätten sie ein Leiden oder Ausschlag, den sie verbergen wollten.

„Können wir reingehen, hier zieht es unangenehm.“

„Natürlich Penelope, bitte kommt doch in den großen Saloon und der werte Besuch bitte auch, wir haben die Fenster noch verdunkelt, weil heute Nachmittag einige Filme gezeigt wurden.“

„Prima das passt ja bestens.“

Im Saloon nahmen die beiden Damen die Gesichtsschleier ab. Wir waren verblüfft, eine helle Haut kam zum Vorschein und zwei äußerst fein gezeichnete, angenehme Gesichter lächelten uns an.

Penelope lächelte uns an und begann. „Ich habe die Ehre euch die Zwillinge Tra’Manlanda und Fal’Andagar vorzustellen. Sie sind einige der letzten Schamaninnen, aus einer langen Reihe von Kriegsschamaninnen. Sie verstehen und beherrschen noch die ältesten Riten unseres Volkes. Bei euch in Europa würde der Begriff „Weiße Hexen“ wohl besser passen.“

Hinter uns drang die starke Stimme von Ma’Difgtma in den Saloon.

„Entschuldigt meine Verspätung, wir hatten noch ein Palaver mit den Stammesschamanen und Ältesten, es hat sich etwas ereignet, das sich seit Urzeiten nicht mehr ereignet hat. Fahre fort Penelope.“

„Danke Ma’Difgtma“

„Xialorenga hat es für gut befunden, dass Vera, Sarah und Marja Natu’laka eine Einheit bilden, die die Aufgabe hat, die Seelen verhexter Menschen zu retten. Dazu müsst ihr aber in die Welt Reisen und an den dunklen Orten dieser Welt das helle Licht suchen und finden. Für diese Aufgaben wurde von Heylah und Xialorenga beschlossen, euch die Zwillinge Tra’Manlanda und Fal’Andagar mitzugeben. Sie verfügen über Kräfte und Fähigkeiten, an die mögt ihr noch nicht einmal denken. Sie verfügen über Verbindungen in weltweite Netzwerke, von denen ihr noch nichts gehört habt und sie sprechen jeweils ein gutes Dutzend Sprachen, es sind in der Tat unsere besten Kriegsschamaninnen, wenn wir Ma‘ hier nicht mitrechnen.

Bedenkt jedoch, die Aufgabe ist schwer:

Sie fordert Zeit, die wir nicht haben.

Sie fordert Geld, das wir ausreichend bekommen haben.

Sie erfordert den Mut, den ich in euch drei sehe.

Sie erfordert die bedingungslose Hingabe, für diese eine Aufgabe.

Ist euch drei klar, was wir da alles an Hoffnung in euch stecken? Wenn ihr drei versagt, könnten die Zwillinge Tra’Manlanda und Fal’Andagar sterben, das wäre eine Katastrophe für uns alle.“

Vera, Sarah und Marja sahen sich entschlossen an.

„Wir dürfen und wir werden nicht versagen.“ Sagte Marja und legte ihre Hände auf die Schultern von Sarah und Vera. Die zwei Mädchen sahen Marja an und wir konnten sehen, dass es zwischen den Drei Mädchen irgendwie gefunkt hatte.

Penelope kam auf die drei zu. „Vera, du bist die heilende Hand mit der Gabe der Besserung. Dir gebe ich diese Tasche der Gesundung mit, sie enthält Heilung vieler Art.

Sarah, du bist die Kämpferein mit dem Mut und der Kraft der Leopardin, dir gebe ich diesen Dolch der Erkenntnis und du Marja, du bist die Problemlöserin, dir gebe ich dieses Werkzeugset unserer Vorfahren mit. Ihr alle werdet erkennen, wann ihr welche Eigenschaft am dringensten braucht und ihr könnt sie dann nutzen.

Bitte ruht euch aus, euer Flug geht heute Nacht um drei Uhr los. Die Reise geht einmal um die ganze Welt. Packt rasch das kleine Gepäck, ihr müsst nicht viel tragen, es ist überall und für alles gesorgt, dafür haben andere bereits Sorge geleistet.“

Penelope schaute die drei Mädchen an „Eines noch, passt auf die Zwillinge auf, sie sind unsere wertvollsten Diamanten.“

**

Die drei Mädchen waren verschwunden und Penelope stand mit Ma’Difgtma und zwei Bediensteten und sprachen leise miteinander, als sie Peter und mich kommen sahen.

Sie nahm meine Hand und in ihrem wunderschönen Gesicht standen plötzlich einige Tränen.

„Meine geliebte Nun’tschula, ich muss dir diesmal so viel Leid zumuten, wie ich es noch nie getan habe und dennoch muss ich es tun. Dafür möchte ich mich bei dir jetzt schon entschuldigen, aber es wirklich wichtig.“ Dann sah sie Peter an und begann etwas zu lächeln.

„Peter, lieber Peter, du ach so guter Mensch. Diesmal brauche ich dich als klugen, bedachten Krieger und Kämpfer. Die Bösen, mit denen wir diesmal kämpfen werden, sind so unbändig grausam und lebensfeindlich, dass du es nicht glauben wirst.“

Wir sahen uns und dann Penelope an, danach nahm sie uns und führte uns zu der kleinen Bar.

„Was jetzt kommt, kennt ihr noch nicht, ich bezeichne es als eine Art Schutztrank, er mag etwas, na sagen wir eigen schmecken, aber in ein paar Wochen werdet ihr dankbar sein. Kommt bitte.“

An der kleinen Bar wurden wir bereits erwartet. Die Inselschönheit verbeugte sich standesgemäß und lächelte uns alle sehr freundlich an.

„Wir müssen jetzt noch einmal Kraft trinken, liebste Eldrath, bitte mache uns dreien einen großen Auh’Trak, der wird unsere Lebensgeister anfeuern.“

„Drei Auh’Trak, ja, ich beeile mich auch, der kommt sofort.“ Danach sprach Eldrath leise zu uns „Oh Mann, das wird eine Nacht…“

Die drei Auh’Trak kamen, sie sahen aus, wie schwere schwarze Cola, in die jemand eine Art lösliches Silber eingemischt hatte, die Schlieren, die sich durch das Getränk zogen, drehten langsam ihren Runden und sahen nicht gerade gesund aus.

„Auf uns, unseren Mut und unsere Absicht, das Böse endlich zu vertreiben. Wir trinken auf Ex!“ Anschließend hob sie ihr Glas und trank es mit uns in einem Zug leer.

Anfangs geschah nichts, Penelope ging einen Meter von mir weg, ich sah sie an und sie lächelte. Dann sah ich zu Peter, dessen Pupillen schienen sich spiralförmig zu drehen. Da traf mich ein glühender Hammer direkt in mein Gehirn und alles drehte sich um mich.

**

Über den Wolken

Auf dem Flughafen von Soulebda rollte die weiße Falcon 900LX langsam auf den vorgesehenen Platz. Die drei Triebwerke liefen aus und die vordere Türe öffnete sich. Während die fünf Mädchen noch auf die Piloten warteten, wurde die Maschine bereits betankt und gecheckt.

Aus der Maschine stieg ein Traum von einem Mann, sportlich gestählt, elegant gekleidet und mit genau dem Schwung in der Hüfte, die uns die Luft zum atmen raubte. Dann stand er vor den drei Mädchen.

„Hallo, ich bin Serge, ihr Steward und begleite Sie die nächste Zeit.“

„Ich dachte Sie fliegen…“ Begann Marja, da kam von oben eine wohlklingende Stimme.

„Serge kann auch fliegen, aber er hat noch keine Berechtigung zur 900LX, dafür sind wir beim Service schlechter.“

Die Stimme gehörte einem blonden Modell mit Traumfigur und intelligentem Blick, gleich neben ihr kam eine weitere Schönheit dazu, diesmal aber mit einem feuerroten Haarschopf, der in der Sonne zu glühen schien.

„Und wir freuen uns, auf die Reise mit Ihnen, doch kommen Sie doch erst einmal an Bord.“

Die Falcon war eine Leihgabe aus den Vereinigten Staaten. Die Landeskennzeichnung war in heller Farbe aufgebracht und kaum zu lesen, lediglich die Registriernummer wie sie als Maschine der Regierung aus.

Im inneren war die Maschine top ausgerüstet und man erkannte, dass damit auch andere Aufgaben erledigt werden konnten, außer nur ein paar VIP’s von Punkt A nach Punkt B zu fliegen.

Zwei smarte junge Männer huschten an uns vorbei. „Das sind die beiden Flugzeugwarte, die uns begleiten, sie sorgen dafür dass wir jederzeit starten und landen können und sind ansonsten die optimale Besetzung, will sagen, sie stören uns nicht. Das hier ist Jim und das hier Samuel. Beide sind Kommunikations- und Sicherheitsexperten, Flugzeugwarte und vieles mehr.

Ich bin übrigens euere Pilotin Helena Woodpecker und meine rothaarige Co-Pilotin heißt Stella Joergenson und ja das sind unsere richtigen Namen, keine CIA Decknamen oder sowas.“

Die Pilotinnen nahmen vorne Platz und machten die Falcon startklar. Serge nahm bei den Mädchen Platz.

„Wasser und Tomatensaft kommt nachher, jetzt erst einmal die harten Zahlen, wir haben einen wilden Trip vor uns. Lasst euch nicht täuschen, wir haben von unseren Vertrauensleuten leider nur grobe Informationen erhalten können, selbst der Mossad und die CIA wissen offenbar nicht alles.

Ihr seid sicher die Trafalgar Zwillinge, wollt ihr bereits hier in der Kabine Platz nehmen, da ist einiges für euch vorbereitet. Die Regentin war sehr klar mit ihren Anweisungen.“ Während die Zwillinge in der Kabine verschwanden, setzte sich Serge zu den drei Mädchen.

„So und nun zu uns:

Ziel 1: Es lautet Bucoli, eine Siedlung im nördlichen Osttimor. Dort soll eine Hexe leben, die die Seelenwanderung kennt oder etwas darüber weiß. Dummerweise sagt man, sie mag auch nette Mädchen. Allerdings ausgenommen und gesotten.

Ziel 2: Dann geht es weiter nach Vasco da Gama im indischen Bundesstaat Goa, lasst euch nicht täuschen, die Stadt heißt wirklich so. Da wissen wir mehr, die Hexenmeisterin, die dort in irgendwo lebt, sollte uns wohlgesonnen sein, hoffe ich jedenfalls. Sie ist topmodern und verbindet alte und Neue Welt.

Ziel 3: Danach geht es über Nairobi mit Umsteigen nach Kogatende und dann mitten in den Busch. Das wird happig. Also so richtig draußen in der Wildnis, da lebt ein kleiner Stamm von Kriegern mit seltsamen Bräuchen und dem steht eine Schamanin vor, die suchen wir. Ich hoffe nur, dass die noch lebt, sie war beim letzten Besuch knapp über 67. Das war vor 12 Jahren.

Ziel 4: Schließlich geht es weiter über Pretoria nach Bagamoyo, eine Runde Südafrika, da wissen wir noch gar nichts, das erfahren wir hoffentlich noch früh genug, unsere Verbindungsleute fehlen seit einer Woche.

Ziel 5: Von dort aus geht es weiter nach Luena mitten in Angola. Das wird dann wieder happig, da leben noch richtige Kopfjäger, zumindest in dem Bereich durch den wir leider müssen. Unser Ziel ist dann eine Höhle mit einer bösen Hexe, ob wir die überreden können ist aber mehr als fraglich, dennoch müssen wir das versuchen, sie kennt als einziger Mensch die Rückrufer der Verstorbenen. Das müssen wir lernen oder wir verlieren die Seelen der anderen für immer.

Ziel 6: Den Abschluß in Afrika machen wir in der Nähe von Banjul, nahe Madiana. Das wird euch Spaß machen, dort leben die Hyrophysen, so nennen die sich selber. Das muss eigentlich eine Drüse im menschlichen Gehirn sein, keine Ahnung wozu, aber die beherrschen Kenntnisse darüber, die wir brauchen. Mich graut es jetzt schon vor denen, die Beschreibungen sind nicht schön zu lesen. Angeblich gibt es bei denen gar keine Frauen.

Was dann kommt, wird auch nicht einfacher.

Ziel 7: Nach dem Atlantiküberflug geht es weiter in einer üblen Dschungelregion in Französisch-Guayana. Dort müssen wir in der Nähe von Oiapoque eine Siedlung finden und dort die nächste Aufgabe erledigen. In meinen Unterlagen steht nur „Undefinierte Gefahr“.

Ziel 8: Dann geht es weiter nach Porto Velho, mitten im Amazonasgebiet, das wird wieder lustig. Bei den dort lebenden Pfeifenmenschen müssen wir mit den Häuptlingen ein Froschgift gewinnen, das getrocknet unheimliche Kräfte entwickeln soll.

Ziel 9: Jetzt wird es noch besser, es geht nach Juliaca in Peru, auf der Hochebene ist die nächste Aufgabe, In einer Mumienstadt müssen wir mit den Mumifizierern zurechtkommen, die hätten eine Hexe, die wir unbedingt brauchen. Danach wird es einfacher.

Ziel 10: Auf dem Maracaibo See ist die schwimmende Stadt Petzatalatz und dort, na das sehen Sie ja.

Ziel 11: Dann aber geht es in die herrliche Karibik, nach Martinique, das dürfte interessant werden, da leben noch Schwarzhexen die uns helfen könnten, sofern wir sie finden und lebend herauskommen.

Ach ja, unsere Leute mit den großen Köpfen und den Bleistiften haben das alles mal ausgerechnet und geben uns maximal 42%. Überlebenschance. Immerhin.

Sollten sich Änderungen ergeben werden wir die Route natürlich jederzeit anpassen können.“

**

Die drei Mädchen hatten die Unterlagen studiert, einiges auf den elektronischen Landkarten angesehen und eine grobe Route erfasst. Das war eine echte Herausforderung, einmal quer um die Welt und nicht alle Ankündigungen waren klar.

„Wie kommt ihr an all diese Informationen?“ Fragte Marja und Serge lachte.

„Die bekommt man nur, wenn man überall auf der Welt gute Freunde hat, viele Gefallen einfordert und viele liebe Menschen kennt, die einem helfen wollen. Bei euch kommt noch hinzu, dass einige Gönner ganz oben sitzen und Dinge in Bewegung gebracht haben, die anderen verwehrt bleiben.“

„Wie dieser Business-Jet, vermutlich?“ Kam von Sarah.

„Ja genau, der ist eine Leihgabe, den Jet dürfen wir nicht kaputt machen, der hat auch auf der Reise noch einige andere wichtige Aufgaben.“

Dabei sahen die Mädchen und Serge nach hinten, an den breiten Funkkonsolen saßen die beiden Techniker Jim und Samuel und waren sichtlich am schuften.

„Achtung! Anschnallen, wir bekommen Besuch, 1 Minute!“ Kam von vorne aus dem Cockpit eine klare, wenn auch ein wenig gestresste Ansage.

Das nächste was kam, war eine Druckwelle von der Seite. Irgendetwas hatte offenbar von Überschall auf unsere Geschwindigkeit verlangsamt und näherte sich uns, aber wir sahen nichts.

Dann kam die nächste Ansage „Bleibt von den Fenstern weg!“

Serge schaute die Mädchen an und bemerkte etwas Unsicherheit in deren Gesichter.

„Keine Fragen Girls, das ist eine Art Lieferservice, ihr habt nichts gesehen oder gehört und nun studiert eure Karten – bitte.“

Die drei Mädels sahen auf die Monitorplatte des Tisches und studierten die Karte. Sarah drehte die Landkarte, damit mehr See zu sehen war und fuhr mit dem Finger über einige kleine Inseln.

Was Serge nicht sah, war, die Spiegelung auf dem großen Kartentisch. Draußen hatte sich ein rabenschwarzes Dreieck über den Jet geschoben und bedeckte mit einem Seitenteil fast den ganzen Jet. Sie sahen keine Lichter, keine Kennzeichnungen.

Aus dem Cockpit drang nur leise etwas Kommunikation zu uns durch.

„Falcon Crest an Python Wolf, Übernahme erfolgreich, guten Flug weiterhin.“

Dann wurde der Schatten über ihnen kleiner und kleiner. Schließlich zog das dunkle Dreieck in einer weißen Spur in großer Geschwindigkeit vor dem Jet hoch und verschwand im Dunkel der Nacht.

Marja und Vera sahen sich an, Sarah grinste Serge an und meinte nur leise: „Bringt euch immer Aurora die Hauspost?“

Serge’s Gesicht wechselte von böse zu entspannt. „Ihr habt ja eh nichts gesehen und die Antwort lautet nein … Nur wenns brennt.“ Grinsend sahen die vier sich an und konzentrierten sich wieder auf die bevorstehende Reise.

**

Die erste Aufgabe

„Achtung, Passagiere!“ Kam es aus dem Cockpit. „Wir setzen bereits zur Landung an auf Baucau, Osttimor. Serge instruiere die Damen für das Kommende, wir landen in 32 Minuten.“

„OK Ladies, dann bitte mal zuhören.“ Serge begann mit seiner Einweisung. Sie war sehr ausführlich, präzise und er verschwieg auch keine potentiellen Gefahren. Die anschließende Fahrt mit dem Jeep aber die würde die Knochen durchrütteln, hatte er versprochen.

„Bei der Hexe solltet ihr genau aufpassen, wir wissen lediglich, dass sie in einer Höhle wohnt aber offenbar nicht alleine. Die anderen die ihr helfen, bezeichnet man auf der Insel als Placktaras, das bedeutet ungefähr „Mädchenfresser“ und genau das sind sie auch, passt also auf.“

Während sich die drei Mädchen umzogen und fertig machten, erklärte Serge weiter, „Haltet euch aus der Stadt fern, da stellt man nur Fragen. Unser Bodenteam ist bereits vor Ort und wird sich um den Jet kümmern, es steht ein Fahrzeug für euch bereit. Ich bleibe hier mit der Besatzung an Bord, ihr bekommt aber vier Mann vom Bodenteam in einem zweiten Jeep mit. Passt auf, das ist kein Spaß da unten!“

Auf dem Flughafen herrschte wenig Betrieb, man hatte keine Maschine erwartet, das Begrüßungskomitee bestand aus zwei Tankwagen, einem großen LKW und zwei Jeeps mit Mannschaft, die sich um den Jet kümmerten.

Die Mädchen stiegen aus dem Jet und begrüßten kurz die Begleitmannschaft, dann stiegen beide Gruppen in die Jeeps und die Fahrt ging los, die Männer fuhren vorneweg, die Mädels folgten.

In der Zwischenzeit machten die anderen sich an der Maschine zu schaffen, warteten sie und betankten sie erneut.

**

Aus der Straße waren Feldwege und dann Busch geworden, die Fahrt verlief relativ gut, aber es holperte unheimlich.

Aus den 12 Kilometer Luftlinie waren längst über 45 Kilometer Busch geworden und langsam ging es weiter, bis der vordere Jeep stoppte.

Die Mannschaft machte klar, dass sie nicht weiter fahren wollten, denn hier würde das „Böse Gebiet“ beginnen. So fuhren Vera, Sarah und Marja alleine weiter, langsam und sie versuchten, auf alles um sie herum zu achten. Zwei Kilometer vor dem erwarteten Ziel versteckten sie den Jeep und gingen im Gänsemarsch weiter. Sie waren sich sicher, dass sie kaum Lärm machten und dass man sie nicht überraschen könnte.

Wie sie sich doch irren sollten…

**

Sarah musste kurz für Mädchen und verschwand im Buschwerk. Marja und Vera studierten die Karte, es konnte nicht mehr weit sein, etwa einen Kilometer oder etwas mehr. Als sie die Karte sinken ließen, waren sie plötzlich von schwarzgebrannten Kriegerinnen umzingelt und sie sahen auf scharfe Speer- und Pfeilspitzen.

Im Handumdrehen waren die Mädels entwaffnet, gefesselt und der Jeep wurde geplündert. Bei dem wenigen Gepäck fiel nicht auf, dass eine fehlte. So wurden die Mädels von den bewaffneten Kriegerinnen durch den Busch geführt und sie verschwanden im Dickicht. Sarah aber blieb still in ihrem Versteck und rührte sich nicht. Als sie sicher war, dass keiner der Kriegerinnen mehr auf sie lauerte, schlich sie langsam weiter dem kleinen Pfad nach.

**

Hinter einem natürlichen Schutzwall befand sich das Lager. Seitlich befand sich ein Eingang zu einer gut ausgebauten Höhle. Die beiden Mädchen wurden vor dem Lagerfeuer an Holzpfählen angebunden, Hände und Beine gespreizt.

Die Kriegerinnen begannen zu tanzen und sangen ihre Lieder. Die Mitgebrachten Schätze wurden vor einer dicken, geschmückten Frau aus einem Beutel geleert und diese schaute sich die Schätze genau an.

Schließlich nahm die dicke Frau einige der Schätze und stapfte zu den beiden gebundenen Mädchen. Einige Anweisungen der dicken Frau und die Kriegerinnen rissen den Mädchen die Kleider herunter.

Dann untersuchte die dicke Frau genau die Haut der Gefesselten, alleine bei Vera sah sie einen Leberfleck auf der Schulter. Da sonst keine Tätowierungen oder Male zu sehen war, verlor die dicke Frau das Interesse und stapfte zur Höhle um darin zu verschwinden.

Die Kriegerinnen tanzten weiter um die Gefesselten und ihre Musik und das Getrommel wurde lauter.

Sarah nutzte die Gelegenheit und schlich sich hinter die Hütte der dicken Frau, drang in die Hütte ein und versteckte sich.

Gute 20 Minuten später änderte sich das Getrommel und es wurde rhytmischer, dafür verebbte der Gesang und die Kriegerinnen stimmten etwas an, das wie „Manuaaahnaa“ klang.

**

Aus der Höhle kam die dicke Frau gestampft und hatte eine alte, hagere Frau im Schlepptau. Diese hagere Frau mochte mindestens 80 Jahre alt sein und sah sehr verbraucht aus. Sie stellte sich vor die Gefesselten und begutachtete sie mit einem hämischen Blick.

Währenddessen stapfte die dicke Frau vor ihre Hütte und schrie einen neuen Tanz in die Runde, sofort begannen die Kriegrinnen in den Singsang einzusteigen und tanzten.

Die alte hagere Frau sah zu den Gefesselten und sprach in einem gebrochenen englisch.

„Was wollt ihr von dem Volk der Placktaras, ihr wisst, dass ihr sterben werdet und dass ihr gebraten werdet?“

„Bitte“ begann Marja, „wir suchen die altehrwürdige Schamanin dieses Stammes um ihre Unterstützung zu erhalten, ein böser Geist hat bei unserem Volk schon andere Menschen umgebracht.“

„Ist das so?“

„Ja das ist so, könnt Ihr helfen?“

Jetzt lachte die Schamanin hämisch und deutete in Richtung der dicken Kriegerin.

„Das ist Häuptling Putapaktara, die beste Kriegerin des Stammes, sie hält mich als Gefangene hier und wird mich nie mehr gehen lassen. Viele haben es versucht, keiner hat ihren Kopf genommen, dafür hat sie alle Angreifer besiegt und deren Köpfe genommen. Ihre Hütte ist voll damit. Wenn ihr mich wollt, müsst ihr die Häuptlingsfrau besiegen, oder ihr werdet sterben, wie so viele vor euch.“

Als wäre das ein Signal, entstand in dem kleinen Dorf ein Tumult und es erklang Lärm aus der Hütte der Häuptlingsfrau. Schließlich kam ein markerschütternder Schrei und die dicke Häuptlingsfrau rannte aus der Hütte, so schnell sie konnte. Nach einigen Metern blieb sie stehen, wankte und man sah ein dünnes Seil um ihren Hals, das in der Hütte endete. Ein starker Ruck und der Kopf der dicken Frau sprang ab und wurde zurück in die Hütte gezogen, der mächtige Körper aber fiel vorwärts auf den Boden vor dem Lagerfeuer und blutete aus.

Voller Entsetzen schrien die Kriegerinnen auf die Kopflose und waren verstört, da schritt Sarah aus der Hütte heraus. Ihr Oberkörper war frei und über ihren Körper zogen sich je drei x-förmige Blutstriemen. Auf einem Speer hatte sie den Kopf der dicken Frau und Sarah schrie einen Jubelschrei in das Dorf.

Die Kriegerinnen waren entsetzt, hin- und hergerissen sahen sie zu Sarah und zu der Schamanin. Schließlich ging Sarah mit dem aufgespießten Kopf zu der Schamanin und übergab ihr den Speer mit dem Haupt.

Die Schamanin nahm den Kopf vom Speer, drückte heimlich einen kleinen Stoffsack in den offenen Mund und warf den Kopf in das Feuer.

Eine grüngelbe Stichflamme schoss nach oben in den Himmel und die Kriegerinnen verbeugten sich vor der Schamanin. Keine versuchte sich auch nur zu regen.

„Ihr habt es geschafft, ihr habt die Häuptlingsfrau besiegt und ich bin frei, dafür will ich euch helfen, denn jetzt stehe ich in euerer Schuld.

Zuvor aber muss ich noch eine neue Häuptlingsfrau ernenen. Eigentlich wärst du das“ dabei zeigte sie auf Sarah, „aber ich denke das liegt dir nicht. Also wartet bitte.“

Die Schamanin ging zu einer Kriegerin, die in der zweiten Reihe stand und hochgewachsen war, diese ernannte sie offenbar gerade zur neuen Anführerin und schon war der Stamm wieder in Feierlaune. Als erstes nahm die neue Häuptlingsfrau ein Messer und schnitt die Kopflose am Bauch auf…

„Kommt mit mir, ihr drei.“ Damit band die Schamanin die Mädchen los und sie gingen in die Höhle. Drinnen setzten sie sich um ein Feuer und die Schamanin fragte nochmals, was die Mädchen begehrten und was für ein Unheil da über das Volk gekommen war. Als das Gespräch auf die Seelenwanderung kam wurden die Augen der Schamanin böse.

„Seelenwanderung böse, gemein, gefährlich, wenn jemand auf euch Seelenwanderung macht, ihr werdet übernommen und sterbt. Seelenwanderung ist böse. Es gibt aber Schutzmacht gegen Seelenwanderung. Das ist der Stein der Timorinas, den findet ihr oben nördlich am Meer, der Stein sieht aus wie handtellergroße Koralle, leuchtet grün und ist scheinbar hohl. Drinnen leben kleine grüne Würmer, die sind es, die Würmer also, die ihr braucht. Sammelt sie, zerstampft sie reibt euch damit ein und der Schutz ist gut. Die Wirkung hält genau einen Mondumlauf an.“

Nach einer halben Stunde trennten sich die drei Mädchen von der Schamanin, der neuen Häuptlingsfrau und den Kriegerinnen. Das letzte was sie von dem Dorf sahen, war ein geschlachteter, fetter Braten der sich über dem Feuer drehte und bruzzelte…

Zurück bei den Begleitern am Jeep war der Rest einfach, die Fahrt zum Ufer dauerte eine Stunde und bereits nach wenigen Stunden hatten sie ein großes Glas voller grüner Würmer im Meerwasser. Dann ging es zurück zum Jet.

„Was werden die mit der alten Häuptlingsfrau machen?“

„Ich glaube, die nehmen den Begriff Leichenschmaus noch wörtlich!“

**

Vor drei Monaten

„Das sind die Fakten.“ Sagte Lem in die Runde.

Die Runde war gerade einmal drei Köpfe groß, doch die Entscheidungen die hier gefällt wurden, waren von existentieller Bedeutung. Neben ihm saßen General Ben Amir, der oberste General der israelischen Armee und die stellvertretende Verteidigungsministerin Tova Yael am Tisch.

„Wenn das wahr ist… dann sitzen wir verdammt tief in der Patsche.“ Meinte Ben Amir. „Wie sicher ist die Information?“

„Absolut sicher! Kaufmann und Stern haben in den letzten zwei Moaten zusätzliche Waffensysteme überprüft. Das Hauptaugenmerk lag dabei auf unseren Flugzeugen, da diese ständig gewartet werden, konnten wir es so vermeiden Aufmerksamkeit zu erregen. Bei den Raketen ist es der Steuerchip welcher manipuliert wurde, bei den Flugzeugen ist es die Zielerfassung. Stern konnte nachweisen, dass die Zielgenauigkeit bei Bombenabwürfen um 80%, die Treffgenauigkeit bei Raketenangriffen sogar um 84% sinkt. Sogar die Bordkanonen schießen um 72% daneben sobald der Trojaner aktiviert wird.“

„Können wir die Chips deaktiviren?“ wollte Yael wissen.

„Klar könnten wir das.“ Antwortete Ben Amir. „Aber einen Tieffliegerangriff ohne Computer… Das ging früher einmal, aber bei den heutigen Kampfflugzeugen… Dann können wir die Bomben auch mit Trojaner abwerfen.“

„Können wir die Chips austauschen?“

Ben Amir schüttelte den Kopf. „Ohne Chips keine Waffen und wir haben keinen Ersatz. Selbst wenn wir saubere Chips hätten, würde die Umrüstung Unsummen verschlingen. Von der Zeit, die wir dafür brauchen, ganz abgesehen.“

„Und die Chips umprogrammieren? Den Trojaner entfernen?“

„Wir reden hier über jeden verdammten Panzer, jede Rakete und alles andere, was Software besitzt. Wie stellen sie sich das vor? Wir haben zwar ein paar Altbestände die wir aus der Klamotte holen können, doch im Falle einer Krise können wir uns nicht richtig verteidigen und wenn wir alle unsere modernen Waffen plötzlich umrüsten… das erregt verdammt viel Aufmerksamkeit.“

„Was schlagen sie vor, Lem?“

„Wir tun erst mal gar nichts.“

„Was?!“ Fragten Ben Amir und Yael gleichzeitig.

„Wer immer dafür verantwortlich ist, er hat nicht uns im Visier. Wir verhalten uns ruhig bis wir einen Weg gefunden haben, den Trojaner unschädlich zu machen, ohne dass wir unser ganzes Arsenal umrüsten müssen.“

„Und was ist, wenn unsere Gegner dafür bezahlen, dass der Trojaner in unseren Waffen aktiviert wird?“

„Das wird nicht geschehen.“

„Was macht sie da so sicher?“

„Diese Karte sticht nur ein einziges Mal! Sobald eine Kriegspartei wegen ungenauen Waffen verliert, wird man sich fragen, wie das geschehen konnte und die Gewinnerseite wird alles daran setzten, die infizierten Waffen los zu werden, spätestens dann wird es publik. So schrecklich unsere Konflikte auch sind, für ein solch groß angelegtes Verbrechen, sind sie nicht groß genug!“

„Was wäre denn, ihrer Meinung nach, groß genug?“ fragte Ben Amir bissig.

„Nehmen wir zum Beispiel den Inselstreit im Chinesischen Meer. China, Japan, die Philippinen, Vietnam und nicht zuletzt die USA… DAS wäre groß genug!“

„Wie gehen wir nun weiter vor?“ Wollte Yael wissen.

„Kaufmann und Stern arbeiten an einer Lösung, den Trojaner unschädlich zu machen, ohne dass wir alle Chips umrüsten oder neu programmieren müssen. Sobald sie eine Lösung gefunden haben, neutralisieren wir den Trojaner. Solange tun wir so, als ob wir von nichts wissen.“

„Warum nur die Zwei? Wir haben jede Menge schlaue Eierköpfe, warum setzen wir nicht mehr dieser Genies darauf an?“ Fragte Ben Amir.

„Weil sich mit jedem Kopf den wir zusätzlich darauf ansetzten, das Risiko eines Lecks erhöht.“

„Für mich ist Kaufmann das größte Risiko!“ Stellte Ben Amir fest.

„Wieso?!“ Lem fixierte Ben Amir fest.

„Wir haben keine Kontrolle über ihn. Stern ist Angehörige des Mossad und untersteht unserer Gerichtsbarkeit. Wenn sie den Mund aufmacht, ist sie dran und dass weiß sie! Aber Kaufmann ist Deutscher und noch dazu Beamter! Was wird er tun, wenn er eine Möglichkeit gefunden hat den Trojaner zu neutralisieren? Den Mund halten und die Deutschen weiter mit dem Trojaner fliegen und schießen lassen? Niemals! Ich sage: Wir stellen ihn kalt bis Stern und unsere eigenen Leute das Problem gelöst haben!“

Lem, der seine Gefühle dermaßen im Griff hatte, das man ihn hinter seinem Rücken schon als kalten Fisch bezeichnet hatte, konnte es nicht verhindern, dass er rot anlief und seine Stimme nur mühsam ruhig klang.

„Kaufmann steht über allen Zweifeln! Er hat maßgeblich mitgeholfen, die Mörder vieler unserer Staatsbürger aus dem Verkehr zu ziehen!  Es ist sein Verdienst, dass die Höllenformel vernichtet ist! Schlafen sie seitdem nicht auch ruhiger? Finger weg von Kaufmann, General!!!“

„Sie wollen mir…“

„STOPP!“ Rief Yael dazwischen. „Ich weiß dass die Situation für uns alle sehr belastend ist, atmen wir alle einmal tief durch und sagen nichts, was wir später bereuen.“

Tatsächlich atmeten Lem und Ben Amir tief durch.

„Die Bedenken von General Ben Amir sind nicht unbegründet. Warum glauben sie, dass Kaufmann den Mund hält?“

„Weil ich einen Deal mit ihm habe.“

Jetzt wechselten Yael und Ben Amir Blicke und in dem von Amir stand echte Besorgnis. „Und wie sieht ihr Deal aus?“

„Kaufmann wird absolutes Stillschweigen bewahren und weiter nach einer Möglichkeit suchen, den Trojaner mit einfachen Mitteln unschädlich zu machen.“

„Und sieht ist unsere Gegenleistung aus?“

„Sobald er und Stern eine Möglichkeit gefunden haben, werden wir sie an den Waffen unserer Armee testen. Wenn es klappt werden wir das Update öffentlich zur Verfügung stellen.“

„…W… Was??!!“ Ben Amir wurde Aschfahl.

„Lem…“ auch Yael schaute völlig verwirrt. „Sie…“

„Sie wollen es öffentlich machen? Sind sie verrückt???“ Brüllte Ben Amir und schlug mit der Faust auf den Tisch.

„Nein absolut nicht.“ Lem hatte sich wieder völlig unter Kontrolle. „Wir können aus dem Wissen über den Trojaner keinen Vorteil erlangen. Egal wie wir es anwenden, es wird als Bumerang zurückkommen …“

„Sie sind wirklich verrückt…“ unterbrach ihn Ben Amir. „Sie …“

„Wir haben zwei Möglichkeiten!“ Ignorierte Lem seinen Einwurf. „Schweigen und nur unsere Waffen umrüsten, doch das wird Fragen aufwerfen. Jeder wird uns verdächtigen den Trojaner eingeschleust zu haben. Alle werden sagen… der Mossad, wer sonst! Das bringt uns mehr Ärger, als Möglichkeit zwei. Wir veröffentlichen es und erhalten uns unsere wichtigen Freunde. Vielleicht gewinnen wir sogar ein paar neue dazu.“

„Das ist Hundescheiße!“ Brach es aus Ben Amir hervor. „Ich sage, wir nutzen die Chance. Wir finden einen Weg unsere Waffen zu schützen und den Trojaner für unsere Zwecke zu nutzen! Wir deaktivieren die Waffen unserer Feinde und schlagen zu! Eine bessere Chance bekommen wir niemals wieder!“                                                                                                                                                                          „Unsere Gegner schrauben ihre Raketen in dunklen Kellern zusammen. Einfache ballistische Geschosse ohne Technik. Was wollen sie da deaktivieren? Und wenn wir erst einmal mit dem Umrüsten beginnen, denken sie die USA, die Russen oder Chinesen sind blind?

Sobald sie wissen, dass es einen Trojaner gibt, der Waffen infiziert, werden sie selbst nach einer Möglichkeit suchen diesen für sich zu nutzen. Und wenn die Einen damit anfangen, dann fangen auch alle anderen damit an. Und am Ende stehen wir wieder genau da, wo wir jetzt auch stehen, nur alleine und ohne Freunde und Verbündete.“

„Ich halte es dennoch für falsch!“ Warf Ben Amir ein und schaute Yael an. „Ich schlage vor, Kaufmann von dem Projekt abzuziehen, den Trojaner zu nutzen und loszuschlagen.“

„General Lem?“

„Ich habe meinen Standpunkt dargestellt. Was daraus wird, ist Sache der Politik. Aber wenn sie Kaufmann…. kalt stellen, wie es General Ben Amir so schön ausgedrückt hat, können sie sich einen anderen Chef für den Geheimdienst suchen!“

Jetzt schnappte auch Yael nach Luft, während Ben Amir vor Wut rot anlief. Doch sie gab ihrem ersten Impuls, die Erpressung von Lem zurückzuweisen, nicht nach und ließ sich alle Fakten durch den Kopf gehen. Als sie die Fakten analysiert hatte, befragte sie ihr Bauchgefühl, welches eine völlig andere Empfehlung abgab. Schließlich traf sie eine Entscheidung, von der sie wusste, dass sie Zündstoff in sich trug. Sie schaute zu Ben Amir und sagte; „Ich werde, fürs erste, General Lems Empfehlung folgen.“

Während Lem mit seinem Pokergesicht dasaß, schüttelte Ben Amir fassungslos den Kopf. „Sie machen einen großen Fehler!“ Sagte er, während er aufstand, um den Raum zu verlassen. „Einen sehr großen Fehler!“ Dann verschwand er und schlug die Tür hinter sich zu.

Als er den Raum verlassen hatte, sprach für mehrere Minuten keiner der beiden ein Wort, bis Yael sich an Lem wandte.

„Damit wir uns in Zukunft nicht falsch verstehen General, genau wie der Trojaner in unseren Waffen, sticht auch ihre Erpressung nur ein einziges Mal! Beim nächsten Mal sind sie draußen! Haben sie das verstanden?!“

„Verstanden.“

„Und jetzt die Wahrheit!“

„Was meinen sie?“

„Das was sie Ben Amir erzählt haben, ist Bullshit! Ich will wissen, warum sie das Update wirklich öffentlich machen wollen. Ich gebe ihnen noch eine einzige Chance, wenn sie die versauen, kommt Ben Amir zum Zug!“

Lem sah Yael fest an. „Kommen wir noch einmal zum Inselstreit im Chinesischen Meer zurück. Was glauben sie geschieht, wenn eine Großmacht wie China oder die USA die Kontrolle über ihre konventionellen Waffen verliert?…. Dann werden wir alle die Verlierer sein!“

Yael schaute Lem lange an. „Akzeptiert.“ Dabei nickte sie langsam.

**

Keine Stunde später saß Lem mit seinem Stab zusammen, dem neben Finja und Fabienne auch Colonel Begev als sein Nachfolger für den Bereich Europa, sowie die beiden Teamleiter Ariel und Ronnie gehörten.

„Wissen wir schon, wer die Chips manipuliert hat?“ Fragte Begev.

„Nein, bis jetzt noch nicht, fest steht aber, dass die Chips am Anfang der Kette manipuliert werden. Das schränkt den Kreis der Verdächtigen ein. Finja?“

Finja berichtete, was sie bis jetzt herausgefunden hatte. „Wir haben drei potentielle Verdächtige. Es gibt nämlich nur drei Firmen die Chips für militärische Software herstellen, da Militärische Soft und Hardware andere Anforderungen stellt, als die von normalen Homecomputern.

Es sind die Firmen Wilcox in Kalifornien, Sohei- Eltron bei Tokio und Hubei Ltd. aus Wuhan. Nimmt man die die Firmen aber genauer unter die Lupe, fällt auf, dass alle Gespensterfirmen sind. Selbst die chinesische Firma ist nur ein Ableger von Elexon.

Elexon gehört zur Trafalgar-Gruppe. Eigentlich haben wir nur einen Verdächtigen… Jean-Marc Nguyen!“

„Jean-Marc Nguyen… murmelte Lem. „Den Namen hab ich schon einmal gehört. Hilf mir mal auf die Sprünge.“ Forderte er Fabienne auf.

„Wir bekamen vor ein paar Monaten die Nachricht, dass Nguyen seine Finger in GB OIL stecken hat.“

„Ah ja, ich erinnere mich. Gut! Weiter!“

„Wir haben damals ein Profil von ihm erstellt. Als einer der führenden Köpfe bei GB OIL, hat sein Handeln unmittelbare Auswirkungen auch auf die Politik in unserer Region. Wie es scheint, waren wir auf dem richtigen Weg, was sein Profil betrifft. Nguyen ist ein skrupelloser Krimineller. Um in seine Position zu kommen, hat er mindestens 11 Morde verübt oder in Auftrag gegeben.“

„Beweise?“

„Gibt es, doch wir können sie nicht offenlegen, ohne unsere Quelle zu kompromittieren.“

„War ja klar.“ Brummte Begev.“

„Was wir mit Sicherheit wissen ist, dass Nguyen das Sagen bei GB OIL hat.“

„Was ist mit John Gifferton? Ich dachte, er sei der Vorsitzende von GB OIL?“

„Ist er auch, aber nur auf dem Papier. Nguyen sagt Gifferton, was er zu tun und zu sagen hat und Gifferton tut es.“

„Kommen wir auf die Chips zurück, seit wann wird der Trojaner darauf verbreitet?“

„Dana und Randy haben sich unser Arsenal vorgeknöpft. An Hand unserer Raketenbestände konnten sie ziemlich genau feststellen, dass seit nunmehr neun Jahren verseuchte Chips in Umlauf gebracht werden. Genau ein halbes Jahr, nachdem Elexon in die Trafalgar- Gruppe eingegliedert wurde.“

„Also ich fasse zusammen, die Chips werden von Firmen hergestellt, die von Elexon kontrolliert werden. Elexon ist Teil der Trafalgar-Gruppe und deren Chef ist Nguyen. Des Weiteren, kontrolliert Nguyen GB OIL und damit große Teile der Weltwirtschaft.“

„Korrekt!“ Bestätigte Finja.

„Bleibt die Frage…warum das Ganze?“

„Eines steht fest, das Ganze ist kein kurz angelegtes Betrugsmanöver, um an das schnelle Geld zu kommen.“

„Auf keinen Fall! In den letzten neun Jahren gab es genug Kriege, in dem Nguyen seine Karten auf den Tisch legen konnte. Er hat es nicht getan und weiter abgewartet.“ Warf Ariel ein. „Die Frage ist, worauf wartet er?“ Fabienne schlug eine Mappe und trug ein paar Zahlen vor. „Wir haben eine Statistik erstellt, in welchem Ausmaß sich die Chips im Laufe der Zeit, weltweit vermehrt und verteilt haben.

Angefangen vor neun Jahren als die Verteilung bei null lag, waren es vor vier Jahren schon 20 Prozent. Vor Zwei Jahren 40 Prozent und heute liegt die Verbreitung bei 85 Prozent. Ungefähr 10 Prozent aller Waffen weltweit, werden aus Geldmangel nicht modernisiert, also ist die maximale Verteilung so gut wie erreicht. Alles was Nguyen noch jetzt noch braucht, ist der passende Krieg.“

„Der früher oder später von allein kommt.“ Stellte Begev nüchtern fest.

„Eher früher.“ Sagte Fabienne.

„Wie meinst du das?“ Wollte Lem wissen.

„Wir wissen, dass Nguyen trotz der freundlichen Beziehungen seiner Eltern zur französischen Besatzungsmacht, gute Kontakte in Vietnam besitzt. Außerdem unterhält er in China mehrere große Firmen, man könnte sogar sagen, dass er ganze Provinzen kontrolliert. Natürlich nicht offiziell.

Er sponsert die Regierungspartei in Japan, finanziert gerade in Manila den Wahlkampf der Opposition und übt außerdem, als Chef von GB OIL, nicht unerheblichen Druck auf die US Regierung aus. Klingelt da was?

„Der Inselstreit im Chinesischen Meer!“

„Genau! Nguyen hat in Beziehungen zu jeder Partei in diesem Konflikt!!“

„Wir reden hier über einen möglichen Krieg, bei dem mehrere gegnerische Parteien Atomwaffen besitzen!“ Sagte Ariel.

„So ist es!“ Sagte Lem mit finsterer Miene. „Wir sollten also schnell eine Lösung finden. Vorschläge!“

„Wir brauchen Insiderinformationen! Und wir haben keine Zeit einen Kontakt einzuschleusen.“

„Also müssen wir es eben auf die grobe Tour machen!“

„Ja. Ich hätte da einen Vorschlag.“ Sagte Finja.

**

In Dallas ging John Gifferton, wie jeden Morgen aus der Haustür, die der Buttler aufhielt, einen Schritt vor Dora Glenn, seiner persönlichen Sekretärin, zu seinem Wagen, an dem sein Chauffeur, Jeff Grand, schon am Steuer saß. Und wie jeden Morgen, in den letzten vier Jahren, fragte sich John Gifferton, wie es so weit kommen konnte…

Als Chef von GB OIL hatte er keine Zeit für Familie oder Freunde aber er hatte das tollste Leben auf Erden. Er hatte einen Fulltime Job und er liebte es, so zu leben. Bzw. Er hatte es geliebt, bis zu jenem Tag, an dem er in sein Büro kam, und Jean-Louis Nguyen hinter seinem Schreibtisch saß.

Seitdem hasste er seinen Job und sein Leben und es gab nur eines dass er mehr hasste… Jean-Marc Nguyen! Nguyen hatte ihn ausspioniert und ihn mit seiner einzigen „Schwäche“ kompromittiert… seiner Vorliebe für das gleiche Geschlecht!

Gifferton musste feststellen, dass all seine letzten Treffen mit Männern von Nguyen gesteuert waren. Und dieser Scheißkerl hatte alle Treffen in HD aufgenommen.

Während es in Europa immer mehr Toleranz für gleichgeschlechtliche Partner gab, war es in den Chefetagen der USA noch immer ein absolutes NoGo. Selbstverständlich gab es auch in den USA schwule und lesbische Vorstände, Firmenbosse, Stars, es gab sogar Politiker die öffentlich dasselbe Geschlecht bevorzugten, doch ein schwuler Chef, des größten Ölgiganten? Niemals!!!

Nguyen stellte ihn vor die Wahl! Entweder würde morgen jede beschissene Zeitung der Trafalgar-Gruppe Bilder drucken, auf denen er in HD, den Schwanz eines Strichers lutschte, oder er parierte und wurde Nguyens Marionette.

Damit begann ein neuer Lebensabschnitt. Nach außen hin blieb er weiterhin Chef von GB OIL. Gifferton der Boss, Gifferton der Macher!. Er vertrat den Konzern bei Verhandlungen und in der Öffentlichkeit, er traf sich mit den Vertretern der Politik und der Wirtschaft, doch die Richtung bestimmte nicht mehr er, sondern Nguyen.

Nguyen ließ ihn in weiter seiner Villa wohnen, doch er tauschte das gesamte Personal aus. Alle im Haus, vom Buttler bis zum Gärtner waren Nguyens Spitzel. Natürlich galt das auch für Dora und Jeff!

Anders als bei einem „normalen“ Chef-Sekretärin- Verhältnis, sagte Dora IHM was er zu tun hatte, welche Statements er abzugeben hatte und welche Meinung er zu welchem Thema hatte, während Jeff dafür sorgte, dass er auch parierte.

Was für eine Scheiße! Es gab Tage, an denen er sich am liebsten eine Kugel in den Kopf jagen möchte. Heute war so ein Tag….

Gifferton schritt die Auffahrt herunter während Dora, einen halben Schritt hinter ihm, die heutigen Termine herunterleierte. Meeting mit Vertretern einer Firma, die vor der Übernahme von GB OIL stand, Treffen mit Vertretern anderer Ölstaaten, Essen mit…

„Nur damit sie es nicht vergessen, den Vertreten der Kanadischen Delegation sagen sie…“ Dora brach mitten im Satz ab.

„Ja? Was sage ich denen?“ fragte Gifferton angewidert, doch er erhielt keine Antwort. Also drehte er sich um und traute seinen Augen nicht. Dora war verschwunden!

Außer einigen kleinen Büschen oder Hecken gab es nichts, wohinter sich Dora hätte verstecken können…und warum sollte sie das auch tun?

„Dora?“ Er bekam keine Antwort, also ging er zu der Hecke, welche ihm am nächsten stand. Als er keine Dora sah, schaute er noch hinter den Büschen nach, doch auch hier war keine Dora zu sehen.

Gifferton schaute zu Jeff, der im Wagen saß und mit den Schultern zuckte.

Kopfschüttelnd ging Gifferton zu seinem Wagen, wo Jeff wie immer die Tür aufhielt. „Haben sie das gesehen? Dora verschwand einfach!“

„Ich habe nur gesehen, wie sie hinter ihnen herkam, dann war sie weg!“

„Naja, vielleicht musste sie dringend für kleine Mädchen. Schätze sie wird sie nicht lange alleine lassen.“

Jeff schloss die Tür, ging zur Fahrer Seite, öffnet die Tür und setzte sich auf den Fahrersitz.

„Nein, ganz sicher nicht aber das ist doch verrückt! Sie kann sich doch nicht einfach in Luft auflösen!“

„Nein!“ sagte eine fremde Stimme. „Das hat sie auch nicht!“

Gifferton erschrak fürchterlich, als sich „Jeff“ umdrehte und ihn ein völlig fremder Mann ansah. „Keine Sorge, den beiden geht’s gut. Jetzt lehnen sie sich zurück und genießen sie die Fahrt.“ Damit hob der Mann eine kleine Druckluftpistole und schoss Gifferton einen Pfeil in den Oberschenkel.

-Seltsam-… dachte Gifferton, während er den Pfeil anstarrte und nicht mehr die Kraft aufbringen konnte diesen herauszuziehen, -es tut gar nicht weh…-. Mike stieg wieder aus, legte den bewusstlosen Jeff, der hinter dem Wagen lag, in den Kofferraum und fuhr die Limousine einige Meter zurück, wo Dave mit Trusg’jerset und der bewusstlosen Dora wartete.

Nachdem sie Dora zu Jeff in den Kofferraum gelegt hatten, stiegen die beiden ein und zusammen fuhren sie zum Airport, wo eine Maschine der Soulebda- Air-Cargo- Line auf sie wartete.

**

Gewappnet

Was immer dieses Auh’Trak, für ein Gebräu auch war, welches uns Ma’Difgtma zu trinken gab, es bohrte ich in mein Gehirn. Irgendwie konnte ich mich nicht bewegen und fühlte mich dennoch unbesiegbar. Mein Gehirn schien sich in ein eigens Universum zu verwandeln, ich glaubte sogar, mein eigens Innere sehen zu können.

Als ich wieder sprechen konnte fragte ich japsend, „Was zum Teufel ist das denn?“

„Ein uralter Schutz. Wir sind im Begriff uns mit Kräften zu messen, die jenseits eurer Vorstellung sind. Besonders jenseites deiner Vorstellung. Da brauchen wir jeden Schutz den es gibt.“

„Und was bewirkt dieser Schutz? Ich meine außer mein Gehirn zu kochen?“

„Peter!!!“ Ma’Difgtma trat vor mich und blitzte mich an. „Ich weiß dass du dich gerne an die „realen Fakten“ hältst… erinnerst du dich an die  Kralle der  Zanovakay? Ich habe damals die Zweifel in deinen Augen gesehen. Sag mir… was geschah mit der Kralle?“

Das saß!!! Ma’Difgtma hatte mir vor unserer Hochzeit die Kralle der  Zanovakay überreicht und mir gesagt, sie besitze die Macht mich im Hier und Jetzt zu verankern und sie würde eines Tages meines und Carolines Leben retten.

Ich musste zugeben, dass ich es damals nicht wirklich ernst genommen  und die Kralle nur genommen hatte, um Ma‘Difgtma nicht vor den Kopf zu stoßen.

Doch dann fielen wir in die Hände der Hema, einer Terrororganisation die hinter der Höllenformel her war. Sie setzten Caroline und mich unter Drogen und ich kroch als sabberndes Wrack über den Fußboden, bis ich plötzlich die Kralle der Zanovakay in den Händen hielt. Von einer Sekunde auf die andere, war mein Geist wieder klar und von jeder Droge befreit. Ich konnte meine Wachen unschädlich machen und Caroline befreien.

„Ich sehe wir verstehen uns, dennoch erkläre ich es dir gerne. Du hast einen starken Geist, einen eiserenen Willen und… ein manchmal zu großes Selbstbewusstsein. Falls Hu’tars oder eine ihrer Helferinnen versuch deinen Geist zu übernehmen, verzögert es den Vorgang vielleicht, ich sage VIELLEICHT, so lange, das wir dagegen ankämpfen können.“

Caroline schaute die Flüssigkeit in ihrem Glass an, dann trank sie auch den letzten Rest aus.

„Wann werden wir nach Futuna gehen?“ fragte sie Ma‘Difgtma.

„Sobald wir eine günstige Gelegenheit bekommen, euch ungesehen dorthin zu bringen.“

**

Als ich später im Bett lag und Caroline fest in meinem Arm hielt, ließ ich mir die Warnung von Ma’Difgtma noch einmal durch den Kopf gehen. War es so? Hielt ich mich eher an die „realen Fakten“?

Je länger ich darüber nachdachte, umso mehr musste ich ihr Recht geben. Ich glaubte nicht an Ufos, Geister oder Dämonen. Gefakte Mondlandung? Dunkle Hubschrauber die uns ausspionieren? Das sind für mich Verschwörungstheorien und Hirngespinste.

Und doch… Seit ich die Menschen hier auf Soulebda kennengelernt hatte… Besonders die Stammesangehörigen… Sprach ich nicht nur ihre Sprache, ohne dass ich sie je erlernt hatte? Konnte ich nicht Caroline und andere Stammesangehörige, nur mit meinen Gedanken rufen, sogar um die halbe Welt?

Dennoch…irgendwie ließ sich das sicher rational erklären…

Doch Hexerei? Dunkle Magie? Sowas gab es doch nur in Filmen und Büchern. Oder???

Ich schwor mir gerade Ma’Difgtmas Warnung zu Herzen zu nehmen als mich Caroline anstieß. „He du Skeptiker. Woran denkst du?“

„Genau daran. Bin ich wirklich der einzige Zweifler hier? Ich meine, ich habe gesehen was mit Manou geschehen ist, aber ich dachte sie hätte vielleicht irgendeinen Trank bekommen. Aber Hexerei? Seelenwanderung? Ich weiß nicht… Denkst du wirklich dass diese Hu’tars eine Hexe ist und einfach meinen Geist, gegen meinen Willen übernehmen kann?“

„Peter, ich weiß es nicht…aber wir sollten es besser nicht darauf anlegen. Bis jetzt hatte Ma’Difgtma immer Recht, denk nur an die Kralle. Pass einfach auf dich auf…und auf mich. Ok?“

„Ich verspreche es dir. Ich passe auf deine Seele auf und du auf meine. Deal?“

„Deal!“

„HHmm“, ich schubste Caroline an. „Wenn Ma’Difgtma immer Recht hat, was ist dann mit meinem starken Geist?“

„Ja, den hast du.“

„Und dem eiserenen Willen?“

„Ja, den auch.“

„Und mein großes…“

„Peter, übertreib es nicht!“ doch Caroline grinste über beide Ohren.

Ich kniff sie in die Seite und wir fielen übereinander her.

Eines war sicher, in meinen Kopf würde ich NIEMANDEN gegen meinen Willen hinein lassen.

Hätte ich in diesem Moment doch nur gewusst, wie sehr ich mich irrte!!!

**

Die zweite Aufgabe

Der Flug über den Indischen Ozean dauerte lang. Die 6500 Kilometer bis nach West-Indien waren eine echte Belastung für die drei Mädchen. Die Besatzung schien solcherlei Touren schon oft genug gemacht zu haben, denn sie kam damit sehr gut zurecht.

Serge zauberte in der Bordküche Leckereien und es gab Getränke satt. Ab und zu wurden auch die beiden Techniker etwas munterer, aber man sah ihnen an, dass sie noch andere Aufgaben wahrnahmen, weil sie immer wieder an ihren Konsolen arbeiteten. Von den Trafalgar Zwillingen sah man wenig, ab und an huschten sie durch das Flugzeug und die Techniker bemühten sich, dass sie ihnen nicht nachstarrten.

„Also unter Vasco da Gama stelle ich mir einen portugiesischen Seefahrer vor aber nicht unbedingt eine 100.000 Menschen Metropole, aber immerhin hat er sich damals hierher getraut.“

„Ja und ihr traut euch auch hierher in unbekannte Gefilde.“ Lächelte Serge und einer der Techniker fiel ein „… wo noch kein Mensch vorher war…“ Und summte dabei die Star Trek Melodie.

„Wir überfliegen schon bald die Grenze zur Mormugão-Halbinsel und setzen dann zum Landeanflug an.“ Drang die Stimme von Helena aus dem Cockpit. „Heute haben wir weniger Dunst als sonst, ihr könnt die Schönheit Indiens sehen, schaut aus den linken Fenstern.“

Ein Signal ertönte und einer der Techniker huschte an seine Konsole. „Die Daten kommen, bereit für Update.“

Stella kam aus dem Cockpit in die Kabine und setzte sich zu den drei Mädchen. „Eben laufen die neusten Updates ein, wir können euch gleich auf das vorbereiten, was auf euch wartet. Vascu, wie wir die Stadt nennen, hat einige Überraschungen für euch zu bieten, es gibt hier aber noch „Schwarze Hexen“ passt also auf, mit wem ihr euch abgebt und traut keinem, ich meine niemandem! Sprachlich werdet ihr auf Spanisch und Portugiesisch treffen, wie schaut es mit Indisch aus?“

„Ich bin mehrsprachig aufgewachsen, meine Tante aus Indien bestand immer darauf, auch diese Sprache zu erlernen“ sagte Vera.

„OK, das kann euch helfen, die Daten sind da und stehen euch jetzt zur Verfügung.“

„Ja danke und wo ist der Drucker?“

„Drucker? Willkommen im dritten Jahrtausend. Die Daten sind in eure Displays geladen, die an euren Plätzen sind. Studiert sie gut.“

Während sich die drei in ihre bequeme Sitze kuschelten und die Unterlagen studieren, gab Stella dem Techniker an der Konsole das „OK“ Zeichen, dieser nickte und Stella ging nach vorne ins Cockpit zurück. Samuel stöpselte das Headset ein und sprach leise „Falcon Crest hier Python Wolf, Falcon Crest hier Python Wolf, kommen…“

**

30 Minuten später.

„Achtung, bitte herhören, wir landen in wenigen Minuten auf dem Flughafen. Das ist ein Militärflughafen mit ziviler Nutzung und für euch bedeutet das, ihr bleibt an Bord, bis der Bus vorgefahren ist, erst dann steigt ihr um. Hier herrschen andere Sitten und die nehmen ihre Religionen noch ernst, also seid friedlich und sittlich.“

Nach der Landung ging es in einem verdunkelten Bus aus dem Flughafengelände hinaus nach Süden, vorbei an ein zwei Ortschaften und dann begann der Wald und die Straße wurde schlechter.

Irgendwann hielt der Bus und Serge gab die letzten Tipps.

„Ab hier seid ihr auf euch alleine gestellt, wir wissen nur dass da vor nach den weißen Linien das Gebiet der „Himmelsseher“ beginnt, da ist angeblich irgendwo eine Weiße Hexe und die kennt Heil- und Hilfsmittel, sie kennt aber auch unheimlich schmerzhafte Gifte, passt also auf, reizt sie nicht und achtet auf eure Getränke, mehr kann ich euch nicht sagen. Der letzte Gesandte hatte ein Getränk unbeobachtet gelassen und 12 Wochen später bohrten sich Würmer durch seine Leber. Sein Tod war sehr schmerzhaft, passt auf, mehr kann ich euch nicht sagen!“

Serge verteilte noch mehrere Wasserbeutel und Rucksäcke. „Trinkt reichlich Wasser, ihr werdet sehen weshalb und das da könnte nützlich sein“ damit deutete er auf die Rucksäcke.

„Der Bus wird hier genau drei Tage warten, danach versuchen wir zu retten, wenn es noch etwas zu retten gibt.“

„Tolle Motivation“ entgegnete Sarah und die Mädels stiegen aus, sahen sich noch einmal um und gingen auf das dichte Buschwerk zu. Schnell war der Bus verschwunden und das Buschwerk wurde dichter.

„Ich habe die Koordinaten in meinem Handy gefunden und den Bus auch, wir können…“

Ein schriller Kinderschrei riss die Mädchen aus ihren Gedanken.

Von links aus dem Gebüsch kamen Kinderschreie des Entsetzens und irgendein Tier, das offenbar gar nicht freundlich war.

„Schnell, da wird ein Kind gefressen, kommt!“ Rief Vera und Sarah rannte bereits los, die beiden folgten ihr.

Eine gefleckte Raubkatze hatte sich über ein Kind gebeugt und setzte offenbar zum Kehlen Biss an, als Sarah das Tier laut anschrie. Unentschlossen, ob die Beute noch greifbar war, oder die helle Frau eine Gefahr darstellte, versuchte das Tier sich über ihre Beute zu stellen, doch als die beiden anderen Mädchen auch noch auftauchten, zog sich die Raubkatze fauchend in das Gehölz zurück.

Das Kind weinte und blutete aus dem Hals. Vera beruhigte sie, so gut wie ihr möglich war und bat sich die Verletzung ansehen zu dürfen.

Der Biss war noch oberflächlich gewesen, die Blutungen konnten rasch gestoppt und die Wunde gesäubert werden, aber wenn sie nicht eingegriffen hätten, wäre das Schicksal des kleinen Mädchens besiegelt gewesen, das war allen klar.

Weinend ließ sich das Kind behandeln und umarmte anschließend Vera, verbeugte sich noch ein paar Mal und verschwand im Wald.

„Was war denn das für eine Raubkatze, für einen Tiger war das eindeutig zu klein, Löwen gibt’s hier keine und wie ein Leopard sah das aber nicht wirklich aus.“

„Keinen Plan was das war, es bewegte sich irgendwie komisch.“

„Ja fand ich auch los, kommt zurück, wir kamen von hier, also geht‘s da weiter zum Dorf.“

Als sie auf das erste Dorf trafen, blieben sie erst einmal außerhalb der Sicht und beobachteten das Treiben in dem Dorf. An einem der Bäche wuschen sie sich und gingen weiter. Ein Wasserträger begegnete ihnen und grüßte verwundert, aber freundlich.

Im Dorf war auf einmal ein reges Treiben, Kinder huschten lachend umher und rannten auf die drei zu, umkreisten sie und liefen lachend wieder weg. Mehrere ältere Männer und Frauen kamen langsam auf die Fremden zu und grüßten freundlich.

Der Stammesälteste begann das Gespräch. Zur Überraschung der Mädchen sprachen sie einen spanischen Dialekt, den Marja verstand und bald hatte man sich auf eine verständlichere Sprache geeinigt. Spanisch.

„Seid ihr jene Fremden, die Malawubari aus den Fängen des Menschenfressers gerettet habt?“ Dabei tauchte das Kind mit dem verbundenen Hals wieder auf und lächelte die drei Mädchen an.

„Ja, wir kamen gerade rechtzeitig, es war wohl der rechte Zeitpunkt.“

„Das war vermutlich Manutai, eine Art Leopard. Ihr könnte das nicht wissen, aber ihr habt das einzige Kind unserer Schamanin gerettet, sie wird euch dafür belohnen. Bitte kommt mit, wir bringen euch in das Stammessrund und rufen sie.“

Das „Stammesrund“ war der zentrale Platz des recht großen Dorfes, hier lebten mindestens 2.000 Menschen mit allem, was man sich in einem rechten Dorf vorstellen mochte.

Während der Stammesälteste in dem größten Zelt verschwand, umringten immer mehr Menschen die drei Mädchen und bald schon war das Stammesrund mit Menschen übersät.

In unzähligen Sprachen wurden sie gefragt, wer sie sind, was sie hier wollen, die Sprachüberraschte die drei Mädchen. Offenbar wollten die Menschen zeigen, dass sie mit Fremden umgehen konnten und keineswegs rückständig waren. Dann nach einiger Zeit öffnete sich das große Zelt und eine sehr große, schlanke Frau trat ins Freie, gefolgt vom Ältesten und zwei bewaffneten Männern.

Die Schamanin schaute sich die drei lange an und lächelte, dann hob sie ihre Hand und es wurde still, die Menschen im Dorf verstummten alle, auch die Kinder wurden ruhig und setzten sich in einem großen Kreis um sie. Auch die drei Mädchen und die Schamanin mit ihrer Begleitung nahmen Platz.

„Nennt mich Anjana Schah Reht Paschtura, ihr dürft mich einfach nur Anjana nennen. Ich danke euch für die Rettung meiner Tochter Shina, ihr habt ihr Leben aus dem Schlund der gefräßigen Bestie Manutai gerettet und dennoch die Bestie verschont.

Andere vor euch, haben versucht die Bestie zu töten und wurden dann selber ihr Opfer. Ihr jedoch habt Weitsicht und Gnade bewiesen, mein Kind zu retten, zu versorgen und die Bestie am Leben zu lassen. Das will ich euch lohnen. Aber sagt, was tut ihr hier in Goa?“

„Wir drei sind Reisende in Sachen Heilung. Wir suchen auf der ganzen Welt nach guten, weißen Menschen, die willens sind, uns bei der Rettung von Tausenden zu helfen, die am anderen Ende der Welt leiden und sterben.“

Die Schamanin stand auf, deutete auf ihr Zelt und sprach.

“Bitte kommt in mein Zelt, lasst uns dort Platz nehmen und reden, dann können meine Freunde hier ihrer Arbeit nachgehen, ehe die Dunkelheit kommt.“

**

Das Zelt wirkte innen größer, als es von außen aussah. Neben bequemen Teppichen gab es hier sogar einen Tisch und Stühle, dazu einen Bereich, da stand ein eingeschaltetes modernes Notebook mit Scanner, DVD-Brenner, einem Sicherungssystem und reichlich Peripherie daneben.

Die Schamanin freute sich diebisch über die Gesichter der drei. „Ja wir haben hier nicht nur Solarstrom, sondern auch Internet und andere moderne Gerätschaften. Darf ich euch unser anderes Equipment zeigen?“

„Gerne doch“ kam es wie aus einem Munde. Während zwei Mädchen den Tisch deckten, führte die Schamanin die Gäste durch das Zelt. Offenbar war es vor eine Höhle gebaut und ein großer Teil des Wohnbereiches befand sich in der Höhle. Aufteilt in mit Stoff abgetrennten Bereichen, stand hier der eben gesehene Computerplatz, oben auf dem großen Monitor prangte gut lesbar eine Mailadresse: Anjana@schaman.in Ein Lächeln ließ Anjanas Gesicht erhellen, als die Mädchen die Adresse sahen und sie verstanden.

Nebenan befand sich ein starker Yaesu Kurzwellen Digital Transceiver mit 1 Kilowatt Sendeverstärker, Antennentuner und einigen Messgeräten. Auf der anderen Seite stand eine Liege mit allerlei medizinischen Gerätschaften und gleich nebenan köchelten mehrere Töpfe auf einem kleinen Feuer und von der Decke hingen Spruchbänder mit unleserlichen Zeichen.

„Bei uns findet sich das Altehrwürdige unserer Vorfahren zusammen mit dem modernen Mitteln der neuen Zeit. Wie ihr seht, gibt es bei uns keine Angst vor der digitalen Technik.

Wie abgesprochen erklang ein Peeep aus dem nächsten Bereich, dort spuckte ein digitaler Xerox Vollfarbkopierer gerade ein Telefax mit Wetterdaten aus. Spätestens jetzt war den drei Mädchen klar, dass sie hier auf einiges treffen würden, Alt und Neu.

„Bitte, nehmt Platz und esst, die Früchte sind gerade erst gepflückt und das Wasser ist aus dem frischen Quellwasser des Dorfbrunnens.“

Dabei ließ sie sich das gleiche Wasser einschenken, erhob das Glas und trank selber. Darauf tranken auch die drei Mädchen. Anschließend aßen sie zusammen ein herrliches vegetarisches Menü.

„Bitte berichtet mir von eurer Mission und ich will sehen wie ich euch helfen und unterstützen kann.“

Die Mädchen berichteten von den Ereignissen, der armen Stewardess die starb und all dem, was sie erfahren hatten und die Schamanin hörte gebannt zu, aber sie schwieg. Als die Mädchen zu Ende gesprochen hatte, erklärte die Schamanin:

„Folgendes. Ihr drei seid in Gefahr!

Jene, die ihr bekämpft, haben auch Verbindungen in viele Teile der Welt und diese Menschen sind durchaus böse. Was ihr aber wissen solltet, ist, dass es dahinter einen einzigen Drahtzieher gibt, der die Fäden in den Händen hält und der ist noch um einiges böser als diese ganzen schwarzen Hexen und Schamanen, der ist nämlich das personifizierte Böse, so dunkel im Geist, dass es mich schaudert.

Der Mann, von dem ich rede, nennt sich Jean-Marcel Nguyen und dirigiert einige der dunkelsten Hexen die man kennt. Was der Mann in der Wirtschaft oder Politik unternimmt, kann ich nicht sagen, das ist nicht meine Welt, aber dieser Mann ist höllisch gefährlich und der hat diese Angriffe gestartet. Ich kenne seine weltlichen Ziele nicht genau und will sie auch nicht kennen.

Seid vorsichtig, der Mann hat Profis um sich gesammelt, die alles und ich meine wirklich alles tun, was er anordnet. Auch diese Leute sind nicht dumm, das sind alles hochintelligente gewissenlose Mörder, Hexenmeister und mehr. Die versuchen ihre Opfer zu manipulieren, dann zu übernehmen und wenn das nicht geht werden die Opfer ihrer Seelen beraubt und sterben.

Doch etwas kann ich euch dennoch als Dank geben.

Ich gebe euch zwar keinen Heilzauber oder so etwas, aber ich gebe euch ein Pulver zum Trinken mit, das müsst ihr und die Jäger, die ihr ansetzen trinken, damit seid ihr zwar nicht geschützt, aber ihr erkennt, die von Nguyen beeinflussten Menschen.

Die haben eine grünlich schimmernde Aura um sich, die nur jene erkennen, die das Pulver getrunken haben. Das Pulver ist haltbar, verliert die Wirkung nicht und man braucht nur einen Fingernagel voll für einen Erwachsenen Mann. Das ist leider das Einzige, was ich euch geben kann.

Was ich euch aber unterwegs, auf eurer Reise noch mitteilen kann, das könnt und müsst ihr mir zumailen, die Adresse habt ihr ja und mein System ist verschlüsselt, hier die Informationen zum Schlüsselsystem. Eure Profis werden wissen, was man damit anzufangen hat.

Ich gebe jedem von euch jetzt noch ein persönliches Kennwort, dass ihr euch merken müsst, es sind unterschiedliche Kennwörter, tauscht diese untereinander nicht aus.“

Dann ging sie von einer zur anderen und flüsterte jedem der drei Mädchen einen Merksatz als Kennwort zu.

„Es ist jetzt Zeit für euch uns zu verlassen. Hier geht die Sonne in zwei Stunden unter. Werdet ihr erwartet oder wollt ihr hier übernachten?“

„Wir würden gerne los und die restliche Zeit nutzen, die Zeit ist wichtig bei unserer Reise. Trotz aller Gastfreundschaft.“

„Gut, ich lasse euch von zwei meiner Leute begleiten, dann seid ihr schnell und sicher am Ziel und nun geht meine neuen Freunde und nochmals Danke für die Rettung meiner Tochter.“

Als die drei Mädchen in Begleitung zweier Krieger das Dorf verlassen hatten, setzte sich die Schamanin an den Rechner und verfasste eine Mail.

… Hallo ihr Freunde des weißen Lichtes,

es gibt vielleicht doch noch Rettung für das Gute im Menschen. Ich habe heute drei Engel kennengelernt, die tragen das Licht in sich und…“

**

Bei untergehender Sonne kamen sie beim Sammelpunkt an. Serge war erstaunt, die Mädchen so schnell wiederzusehen und schaute mitleidig auf seinen gebratenen Fisch, der gerade so schmackhaft duftete. Dann übergab er den auf einem Holzstock steckenden herrlich duftenden Fisch an die wartenden Kinder und half den drei Mädchen beim Einsteigen in den Bus. Sofort danach fuhren sie los.

„Ihr wart aber nicht lange in dem Dorf, was ist schief gegangen, dass ihr so schnell wieder hier seid?“

„Nichts ist schiefgegangen“ raunte Marja und Vera meinte „wir haben die Schamanin getroffen und sie hat uns die Augen geöffnet, wir haben einiges gelernt und sind guter Dinge, wohin geht es jetzt?“

„Wir überqueren den Ozean und fliegen nach Afrika, unser nächstes Ziel ist Nairobi und dann geht es in den Busch.“

Die Trafalgar Zwillinge kamen hinzu und nahmen bei den Mädchen Platz.

„Können wir mit dem Palast auf Soulebda Kontakt aufnehmen?“

„Klar können wir das, bei denen ist bereits tiefste Nacht, die sind sechs Stunden weiter als wir.

Wollt ihr telefonieren oder Daten austauschen?“

„Beides, wenn’s geht.“

„Natürlich geht das und Samuel wird euch die Konsole bereitmachen, ihr könnt dann im Fond das Gespräch führen und der Rechner dort ist auch bereit für Video Konferenzen und Datenübertragungen aller Art.“

„Danke, denn wir haben einiges interessantes erfahren.“

Damit berichteten die Mädchen, was sie erfahren hatten, dass Jean- Louis Nguyen tatsächlich hinter all den Vorfällen steckte und dass er sich nicht nur der kriminellen Seite, sondern auch der okkulten Seite verschrieben hatte.

„Da steckt offenbar noch weit mehr dahinter, als wir anfangs dachten, das solltet ihr auf jeden Fall melden. Gebt Samuel 5 Minuten zur Vorbereitung.“

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Das Telefon von Penelope klingelte mitten in der Nacht und riss sie aus ihren Träumen zurück. Soleab meldete sich. „Bitte komm in einer Stunde in den grünen Besprechungssaal, die andern werden auch da sein, es gibt neues von unseren Hexen-Mädchen.“

Penelope rieb sich die Augen, es war eben erst halb zwei geworden und sie sprang rasch unter die Dusche. – was haben die Mädchen herausgefunden, dass Soleab alle aus der Nacht reißt, das muss ja was sein –

Nach einem heißen Kaffee ging sie von der oberen Wohnetage hinunter zu den Besprechungsräumen im Palast. Im Palast war bereits reges Treiben, die Nachricht musste also wichtig sein. Das Licht brannte bereits überall und die Wachen grüßten höflich.

„Guten Morgen ihr Lieben…“ sagte sie noch im Halbschlaf, dann sah sie die bereits Versammelte. Heylah und Soleab, Jerome und Madame Ma’Difgtma, Caroline und ihr Peter und Col. Kresser mit Iduna. Dazu Xialorenga mit zwei Priesterinnen.

Heylah begrüßte Penelope mit einem kleinen Kuss. „Hallo Schatz, es gibt Neuigkeiten, die es in sich haben, wir sind auf eine richtig kritische Situation gestoßen, das ist offenbar mehr als nur eine regionale Revolte, doch nimm Platz und hör zu.“

Soleab löschte die Lichter und startete das Video. Auf der Leinwand erschien das Logo des SBS, des Soulebda Broadcasting Services, einer Antenne, die über zwei Vulkane ragte.

Danach sah man eine Landkarte, die den aktuellen Stand des Jets aufzeigte, offenbar waren sie gerade über dem Indischen Ozean. Die Gesichter der Trafalgar Zwillinge kamen ins Bild und danach auch die anderen Mädchen.

Vera begann mit ihrem Vortrag.

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Statusmeldung

„Jean- Louis Nguyen ist nicht nur der Oberschurke, was die geschäftliche Seite angeht, da war das Briefing unvollständig. Jean- Louis Nguyen ist auch im okkulten Bereich sehr aktiv und sammelt die gefährlichsten Schamanen und Hexen um sich die es noch gibt.

Uns liegen Beweise vor, dass er dabei ist, im großen Stil die Seelen der Zielpersonen zu beeinflussen und, sollten sie nicht mitmachen, die Seelen einzusammeln, was den Tod der Menschen nach sich zieht. Wir haben nichts von den eigentlichen Zielen erfahren, aber das geht weit mehr vor, als diese wirtschaftlichen Interessen, von denen am Anfang die Rede war.“ Nun übernahm Sarah. „Wir haben zwar keine Wunderwaffe erhalten um die bösen Hexen auszumerzen, aber wir haben zumindest ein Mittel erhalten, dass die Übernommenen für uns sichtbar machen kann. Die Übernommen erhalten dann eine farbige Aura und können erkannt und isoliert werden.“

„Was ist das für ein Mittel?“ Fragte Heylah.

„Ein Pulver, das als Getränk verdünnt eingenommen wird. Die Wirkung verfliegt nicht, sondern ist permanent. Wir sollten unsere Leute damit ausstatten, um zumindest einen gewissen Schutz zu gewährleisten.“

„Habt ihr zumindest selbst etwas von dem Getränk zu euch genommen?“ Fragte Ma’Difgtma.

„Nein noch nicht, wir…“

„Stop, Tra’Manlanda, bitte bereits für die drei Mädchen und für euch beide den Trank vor, ich bestehe darauf, dass ihr umgehend einen Trank zu euch nehmt.“

„Aber wir sind über dem Indischen Ozean, wer sollte uns…“

„Ich bestehe darauf!“ Beharrte Ma’Difgtma.

Tra’Manlanda, eine der Zwillinge bereitete den Trank vor und kam mit einem Tablett Gläser zurück. Die drei Mädchen nahmen je einen Trank und ebenso die Trafalgar Zwillinge.

Ma’Difgtma fuhr fort. „Was unternehmt ihr, wenn einer der Pilotinnen übernommen ist – oder einer der drei Männer, oder gar alle zugleich? Habt ihr euch darüber mal Gedanken gemacht?“

„Nein, wir dachten, dass…“

„Ihr müsst endlich anfangen, aggressiver zu denken, ihr seid vom Bösen umgeben, nicht jeder ist gleich böse, aber sie sind unter euch. Jetzt habt ihr eine Möglichkeit die Übernommenen zu erkennen, also nutzt diese Chance auch gefälligst. Jetzt zurück zu meiner Frage, was unternehmt ihr, wenn ihr einen Übernommenen findet, zum Beispiel in diesem Flugzeug, na was macht ihr dann?“

Marja lächelte und antwortete „Wir können die Person dann isolieren und einsperren und…“

Ma’Difgtma fuhr dazwischen.

„… und damit den Bösen klarzumachen, dass ihr den Farbschemen erkennen könnt, der das Böse darstellt. Die würden sich sofort einen eigenen Schutz zulegen, nein!

Sollte zum Beispiel an Bord wer übernommen sein, dann sorgt dafür, dass er oder sie diese Koordinaten zufällig erhält. Richtet ihm unauffällig aus, dass dort die neue Schaltzentrale entstanden ist und wir dort unser Nervenzentrum haben..“

Die Trafalgar Zwillinge sprachen wie aus einem Munde: „Glaubt ihr etwa Ma‘, dass jemand an Bord infiziert ist?“

„Ich kann es nicht ausschließen und ja, wäre ich böse, dann hätte ich garantiert mindestens einen Übernommenen an Bord gebracht.“

„Wir haben verstanden.“ Die Zwillinge nickten und verschwanden wieder in ihrer Kabine.

Sarah bestätigte den Empfang der Koordinaten. „Wollen wir wissen, was wirklich dort ist?“

Ma’Difgtma lächelte und schüttelte den Kopf, „Nein, das wollt ihr nicht wissen und das braucht ihr auch nicht zu wissen, für euch ist das der wichtigste Nervenknoten von uns und unheimlich wichtig.“

„Wie geht es weiter mit uns?“

„Ihr seid unterwegs nach Afrika. Tansania ist um diese Jahreszeit herrlich. Ihr werdet nahe Kogatente im Grenzgebiet zwischen Tansania und Kenia sein. Alles andere erfahrt ihr dann unterwegs, aber richtet euch auf einen harten Einsatz ein.

Nun schaut, dass ihr euch noch ausruhen könnt, der Flug dauert noch einige Stunden.“

Heylah stand auf und winkte in die Kamera. „Wir wünschen euch alles Gute, viel Kraft und noch mehr Glück – Soulebda Ende.“

Die Verbindung zum Flugzeug erlosch.

Da drehte sich Heylah zu Ma’Difgtma um und schaute überrascht. “Wieso hast du die Frauen den Schutztrank verabreicht?“

„Jemand an Bord ist nicht der, der er sein sollte und ich weiß nicht, wer er oder sie ist, aber wir haben einen Verräter an Bord, soviel ist sicher.“

„Seit wann weißt du das?“

„Seit etwas mehr als einer Stunde, ich habe keine Ahnung, wer das an Bord ist und auf Vermutungen sollte man nicht reagieren, daher bestand ich auf dem Trank.“

„Mualebda helfe ihnen und gebe den Mädchen Kraft und die Erkenntnis richtig und schnell zu handeln…“

**

Grüner Kobold

An Bord war der Bildschirm erloschen und die Mädchen sahen sich an. Die Koordinaten ergaben eine einsame, schlecht zu erreichende Insel auf den Solomonen. Ohne Luftunterstützung kaum zu erreichen.

Sarah legte die Karte weg und sinnierte.

„Ich kann mir kaum vorstellen, dass hier einer an Bord eine oder einer der Bösen ist, zumindest mag ich es mir nicht vorstellen.“

„Na warten wir einfach einmal ab, wir haben ja einige Stunden vor uns und da sollten wir die Wirkung des Trankes erleben können.“

„Lasst uns nach hinten zu den Zwillingen gehen, ich habe da noch einige Fragen an sie.“

Die Mädchen gingen nach hinten, an der linken Funkkonsole saß Jim und arbeitete offenbar. Die unzähligen grünen und gelben LED hüllten Jim in ein grünliches Licht.

Bei den Zwillingen angekommen sah Vera die Zwillinge an „Wird man dann so grünlich leuchten wie Jim an der Funkkonsole?“

Die Zwillinge sahen sich an und lächelten, Fal’Andagar meinte dann: „Wartet doch einfach ab, bis er die Konsole abschaltet, wenn er dann noch grünlich leuchtet, dann wisst ihr Bescheid.“

„Eigentlich logisch. Warten wir also ab.“

Helena kam aus dem Cockpit und ging zur Toilette, auf dem Rückweg schimpfte sie über das grünliche Desinfektionsmittel.

Wieder zuckten die Mädchen mit den Schultern, sie hatten einfach nicht leicht.

Eine Stunde später hatte Stella die Küche aufgesucht und zauberte ein paar herrlich duftende Burger, dazu einen frischen grünen Salat. Das Licht der Küchenbeleuchtung schien durch den Salat und hüllte Stella in ein grünliches Leuchten. Erneut versuchten die Mädchen die verräterische grüne Aura zu erraten und erneut gelang es ihnen nicht.

Samuel kam aus der Technik Kabine und hatte die Notfallausrüstung geprüft, dabei hatte er auch einen der Leuchtstäbe getestet und das grüne Licht hüllte die Technik Kabine und ihn ein.

„Hallo Passagiere, wir dämpfen jetzt das Licht, es ist Schlafenszeit, bitte nutzt die kommenden Stunden, um Kraft zu tanken. Das Sternenlicht sollte genügen als Beleuchtung, ich wünsche eine gute Nachtruhe.“ Drang es aus den Lautsprechern.

„Endlich etwas Ruhe mit diesem grünen Licht kommen wir eh nicht weiter.“ Flüsterte Sarah zu Vera. Sie legten sich in die bequemen Sessel und fanden die Ruhe zum einzuschlafen.

Eine Weile schliefen die Mädchen, dann wurde Sarah wach. Es war stockdunkel und das fahle Sternenlicht spiegelte sich im Ozean. Einer der Techniker lief leise an den Sitzen vorbei und Sarah konnte ein Leuchten um ihn sehen, es war deutlich zu erkennen, als wäre sein Kopf in floreszierender Flüssigkeit getaucht worden. Sie stupste Vera und hielt ihr den Mund zu, auch Vera sah das grüne Leuchten um den Techniker und beide sahen sich besorgt an.

Da ging das Licht an und Serge kam in die Kabine. Das grüne Leuchten um den Techniker wurde weniger, aber sie erkannten Jim als den grünleuchtenden.

**

Zurück auf Soulebda

Wir sahen wie der Bildschirm schwarz wurde und Jerome den Monitor ausschaltete.

„Denkst du wirklich, dass es einen „Übernommenen“ in dem Team gibt?“ fragte Heylah Ma‘Diftgma. „Vera und die anderen sind gerade einmal zwei Tage unterwegs und der Beschluss sie loszuschicken, liegt nur 72 Stunden zurück. Wie wollen unsere Gegner so schnell reagieren?“

„Ich weiß es nicht! Ich weiß nicht ob es im Flugzeug einen Übernommenen gibt, der unsere tapferen Kriegerinnen des Lebens begleitet, aber ich habe einfach ein ungutes Gefühl.“

„Wenn du Recht hast Ma‘ Difgtma“, warf Soleab ein, „ist derjenige schon länger übernommen und die Vorbereitungen uns zu schaden liegen viel länger zurück, als 72 Stunden.“

„So ist es!“ pflichtete Jerome bei. „In diesem Fall reden wir hier nicht mehr über einen einfachen Inselstreit mit unseren Nachbarn aus Futuna, wir reden dann über einen gezielten Angriff auf uns.“

„Das ist der Schlüssel!“ rief Veronique. „Wenn wir nachweisen können, dass jemand übernommen und derjenige von Futuna aus gesteuert wurde, haben wir das Recht unsere Armee einzusetzen und können diese Trafalgar Schweinebande von Futuna ins Meer treiben!“

„STOPP JETZT!“ rief Heylah.  „Es wird KEINE Invasion geben! Zumindest nicht solange wir keine klare Fakten haben, oder es eine unmittelbare Bedrohung unserer Insel gibt!“

„Ich finde schon, dass es eine Bedrohung…“

„Moment …Bitte!“ mischte sich Bernd in das Gespräch ein und bremste seine Frau, bevor sie sich zu etwas Unbedachten hinreißen ließ. „Gehen wir noch einmal die Fakten durch. Sollte es einen Übernommenen in Veras Mannschaft geben,  gibt es sicher noch mehr Übernommene. Das wiederum bedeutet, dass der König von Futuna eine massive Attacke auf unser Land gestartet hat. Sollte das der Fall sein, sollten wir nicht unvorbereitet sein und unsere Armee zumindest in erhöhte Alarmbereitschaft setzen. Auch wenn wir keine Invasion starten, sollten wir doch ein Eingreifteam bilden, dass notfalls in Futuna agieren kann.“

„Ich kann mir keinen vernünftigen Grund vorstellen, weshalb König Sevate uns attackieren sollte. Bis vor kurzem waren unsere Beziehungen hervorragend.“

„Ich denke nicht, dass König Sevate die Macht noch in den Händen hält. Er wurde übernommen und Hu’tars steuert ihn für diesen Nguyen.“ Sagte Ma‘ Difgtma. „Nguyen und sein Konzern sind die Drahtzieher hinter der Attacke.“

„Das Ganze ergibt für mich keinen Sinn.“ Warf Penelope ein. „Warum??? Warum sollte Nguyen und Trafalgar uns attackieren? Trafalgar beutet die Vorkommen der Erden aus, welche zusammen mit dem natürlichen Kautschuk die Hauptbestandteile der Dichtungsmasse für Atommeiler sind. Die meisten Mienen der Erden sind auf der Insel Wallis und außerhalb der Grenzen der Santre‘ferates. Den Kautschuk sammeln sie auf ganz Futuna, importieren ihn von anderen Inseln und ich habe gehört, dass man neuerdings eine Möglichkeit gefunden hat, ihn synthetisch herzustellen.

Für Trafalgar läuft alles rund in Futuna. Sie brauchen den Lebensraum der Santre’ferates im Norden der Insel nicht und erzielen keinen Vorteil davon, den Stamm auszulöschen. Billige Arbeitskräfte kann man auch bekommen, ohne dass man möglicherweise die UN auf sich aufmerksam macht. Weder die Vertreibung der Santre’ferates, noch die Attacke auf uns, bringen Trafalgar irgendeinen finanziellen Vorteil. Im Gegenteil, die Kosten, die Nguyen dafür aufwenden muss, zehren an den Gewinnen, die sie mit der Dichtungsmasse erzielen.“

Ein bleiernes Schweigen legte sich über den Rat. Penelope hatte es auf den Punkt gebracht. Warum??? Das war die Frage, auf die keiner eine Antwort hatte.

„Veronique, du stellst eine schnelle Eingreiftruppe auf, die innerhalb weniger Stunden nach Futuna aufbrechen kann und eine Stärke von 50 Mann besitzt. Eine weitere Gruppe derselben Stärke wird einsatzbereit auf Soulebda bleiben und im Bedarfsfall die erste Gruppe unterstützen. Sollte und ich sage SOLLTE uns König Sevate um Beistand bitten, werden wir ihm helfen den Konzern von der Insel zu jagen.“

„Was ist mit den Kriegern und Soldaten, die wir Caroline und Peter mistschicken. Welchen Auftrag gebe ich ihnen bezüglich Waffengewalt?“

„Sie dürfen sich verteidigen und unbewaffnete Zivilisten schützen.“

„Ja, Heylah.“ Bestätigte Veronique und schaute ihren Mann dankbar an.

„Soleab“, Heylah sah zu ihrem Schwiegersohn, „es wird Zeit mit unseren Freunden hier auf der Insel, und ihren „Gästen“ ein paar ernste Worte zu wechseln.“

**

Leava; Futuna- vor 18 Monaten

„Ich hasse diese Scheiße!“ fluchte Nguyen und stieß die Tür zu seinem prunkvollen Anwesen auf. Ohne den Bediensteten, der ihm die Tür geöffnet hatte eines Blickes zu würdigen, steuerte Nguyen das Wohnzimmer an und warf sich auf die große lederne Couch.

„Wem sagst du das.“ Hunt kam hinter ihm her, ging an den Bodyguards vorbei und setzte sich auf das Sofa gegenüber. Stöhnend streckte sie alle Viere von sich, während Nguyen einem Bediensteten mit einem Wink zu verstehen gab, ihm einen Drink zu bringen.

„Erklär mir noch einmal, was mir dieses freundliche Miteinander mit diesem „König“ einbringt?“

Nguyen und Hunt kamen gerade von einem mehrstündigen Marathon, bei dem sie mit König Sevate sowie einigen seiner Untertanen aus Futuna verhandelt hatten. Nguyen hatte mit Sevate die Schürfrechte für die Trafalgar Gruppe ausgehandelt, eigentlich eine Sache die sonst seine hoch bezahlten Anwälte erledigten und die zusammen mit Hunt immer Erfolg hatten.

Jean-Marcel Nguyen bekam was er wollte, in einzelnen Fällen musste Sinclair nachhelfen, doch er, Nguyen selbst, war nur sehr selten an den Verhandlungen beteiligt.

„Es bringt uns gute Publicity. Seit der Sache auf Soulebda, hat man ein Auge auf Konzerne die auf Inseln Rohstoffe fördern, besonders wenn noch ein paar Wilde darauf herumlaufen.“

„Die Wilden interessieren mich einen Scheiß!“

„Es spart uns jede Menge Geld! Kein internationales Interesse an uns bedeutet, weniger Ausgaben für Sicherheit und Kontrolle. Und außerdem… wir beginnen bald mit der heißen Phase des Deprimeris Projektes, da ist Aufmerksamkeit das letzte was wir brauchen.“

„Wie weit sind wir mit dem Projekt?“

„Die Japaner jammern und die Amis wollen sich eher zurückhalten.“

„Verdammte Japaner. Ruf Premier Obate an und mach ihm klar, dass in sechs Monaten Wahlen sind und wir gerne auch seinem Herausforderer vier Millon Stimmen kaufen!“

„Geht klar. Was machen wir mit den USA?“

„Sag Dora Bescheid. Gifferton soll den Preis für das Barrel auf dem US Markt um zwei Dollar anheben. Mal sehen, wie den Amis das gefällt.“

„Wie soll Gifferton das begründen?“

„Er soll sich was einfallen lassen. Schließlich bezahle ich ihn dafür.“

Bevor Hunt dazu etwas sagen konnte, röhrte vor dem Anwesen der Motor eines Sportwagens auf. „Sinclair… Irgendwann kauf ich ihm eine Elektrokarre!“ schimpfte Hunt.

„Scheiße! Geh aus dem Weg!“ polterte Sinclairs markante Stimme, dann hörte man einen Schlag und einen Körper zu Boden fallen. „Blöder Inselaffe!“ Sinclair öffnete die Tür und trat ein. Im Hintergrund konnte Hunt noch einen der Bediensteten auf dem Boden liegen sehen, bevor Sinclair die Tür schloss.

„Ich hoffe für dich, dass es nicht der Diener war, der mir meinen Drink bringen sollte.“ Nguyen sah Sinclair strafend an.

„Sehe ich so aus, als ob ich den teuren Stoff auf dem Boden versaue?“

Sinclair setzte ich auf den Sessel, welcher die Sitzgruppe komplett machte.

„Was ist mit den Chinesen? Du wolltest dich um sie kümmern.“

„Lou Zhung ist bereit auf unsere Linie einzuschwenken und eine harte Haltung Chinas, im Inselstreit einzunehmen.“

„Wie hast du ihn so schnell überredet?“

„Seine Frau hat bei einigen unseren Unternehmen in die eigene Tasche gewirtschaftet…. Wir haben uns die Bankunterlagen geschnappt, noch etwas frisiert und ihm unter die Nase gehalten. Korruption in diesem Ausmaß ist in China kein Kavaliersdelikt.“ Grinste Sinclair breit.

„Was ist mit den Mienen hier?“

„Auf Wallis läuft alles Rund. Gilles, der Chef dort, hat soweit alles im Griff. Probleme machen nur die Sprachschwierigkeiten. Viele Arbeiter kommen aus Malaysia, sprechen weder englisch noch Französisch und wir haben noch keine vernünftigen Dolmetscher.“

„Warum nehmen sie keine hiesigen Arbeitssklaven? Die brauchen keinen Dolmetscher und sind fast umsonst.“ Erklang eine unbekannte Stimme aus der Arbeitsecke des großen Wohnbereiches.

Nguyen, Hunt und Sinclair, dessen Hand automatisch die Waffe unter seinem Jackett herausriss,  sprangen auf und starrten eine alte Frau an, die in Nguyens Chefsessel saß.

„Wer sind sie und wie zum Teufel kommen sie hier herein?!“ fauchte Nguyen.“

Im Sessel saß eine Frau, deren Alter unmöglich zu schätzen war. Ihre dunkle Haut, die tiefen Furchen ihres Gesichtes, die schwarzgrauen, wirren Haare passten absolut nicht zu der festen und beherrschenden Stimme. Auffällig waren die dunklen, fast schwarzen Augen, die eine seltsame Aura zu haben schienen.

„Mein Name ist Hu’tars und ich komme überall hin, wo immer das auch ist. Also, warum nehmen sie keine Sklaven?“

Nguyen schüttelte den Kopf und sah Sinclair an. „Wirf die Irre aus dem Haus und schaff mir den Idioten her, der für die Sicherheit hier zuständig ist!“

Sinclair musste nur einen Knopf auf seinem Handy drücken und schon erschienen zwei Bodyguards. Beides 1,9 Meter große und breite Schränke im Anzug. Auch sie hatten ihre Hände unter ihren Anzugsjacken als sie in das Wohnzimmer kamen. Während Sinclair auf die Frau zeigte, steckte er seine Waffe wieder in den Holster.

„Schmeißt die Alte raus, aber vorher will ich wissen, was sie alles mitbekommen hat!“

„Verstanden!“

Die zwei Bodyguards gingen auf Hu’tars zu, als einer plötzlich stehen blieb, seine Waffe zog und dem zweiten ohne zu zögern in den Hinterkopf schoss. Noch bevor sich das ganze Blut und Hirn an der Wand verteilt hatte, wirbelte der Bodyguard herum und zielte auf Sinclair. Dabei starrte er ihn mit völlig schwarzen Augen an.

„Bist du Wahnsinnig?! Leg die Kanone weg!“ fauchte Sinclair den Bodyguard an.

„Er kann sie nicht hören! Ich bin eine Hexe und habe seine Seele übernommen und damit die völlige Kontrolle über ihn. Glauben sie mir, er wird sie ohne zu zögern erschießen, also provozieren sie mich nicht.“ Sagte Hu’tars.

„Das ist Humbug.“ Fauchte Sinclair. „Du Verräter! Wieviel hat sie dir bezahlt? Glaubst du ernsthaft, dass du hier lebend herauskommst?“ fragte er den Bodyguard.

„Humbug…? Soso…“ Hu’tars stand auf trat näher und sah Sinclair an.

„JA! Verdammt beschissener Humbug…“ Sinclairs Augen schienen plötzlich ebenfalls schwarz zu werden. Er zog seine Pistole, legte auf Nguyen an und schoss eine Kugel nur einen cm, vor dessen Eiern in das Ledersofa.

„BRUCE!!!“ Schrie Hunt, der die Waffe mit geübtem Griff auseinander nahm und die Einzelteile auf den Boden fallen ließ.

Dann wurden seine Augen wieder normal und er starrte auf die Einzelteile der Waffe, vor seinen Füßen.

„Was…?“ stammelte er nur.

Hu’tars aber schaute zu Nguyen. „Glauben sie auch an Humbug Mr. Nguyen?“

Der hob die Hand und zeigte Hunt und Sinclair an, ruhig zu bleiben. „Setzt euch!“ Dann erwiderte er Hu’tars Blick. „Was wollen sie?“

„Ich konnte seine Gedanken lesen.“ Hu‘tars zeigte auf Sinclair. „Sie wollen die Kontrolle über mehrere Staatsmänner ausüben, um einen Krieg zu provozieren. Wäre es nicht einfacher, wenn sie ihre Ziele ohne Mord, Erpressungen und Drohungen erreichen könnten? Solche Methoden können sich immer als Bumerang erweisen. Ich biete ihnen eine Methode die um vieles sicherer ist.“

„Welche Methode?“

„Die Übernahme der Seele.“

„Übernahme der Seele?“

„Ja, das was sie gerade selbst erlebt haben. Ich übernehme für sie die Kontrolle über jede Person die sie wollen. Natürlich wäre es töricht die Staatsmänner selbst zu übernehmen, sinnvoller wären die engeren Berater.“

„Und was würde mich dieses „Übernehmen“ kosten?“

„Nicht, im Gegenteil, sie sparen noch Geld dazu.“

„Ich bin ganz Ohr.“

„Die Frage lautete, warum nehmen sie keine Arbeitssklaven von hier?“

„Weil es auf Futuna keine Sklaven gibt.“

„Ich beschaffe ihnen die Sklaven. Das Volk der Santre’feraste ist leicht zu übernehmen. Sie schaffen sie in ihre Mienen und sie lassen sie dort Anstelle der Malaysier schuften. Keine Dolmetscher, keine Sprachprobleme, keine Löhne die sie zahlen müssen.“

„Wenn wir das tun, erregen wir Aufmerksamkeit, die wir nicht gebrauchen können.“

„Ihre hübsche blonde Freundin wird sicher einen Weg finden das richtig zu verkaufen. Ich sehe die Verschlagenheit hinter ihren blauen Augen. Außerdem, sie bekommen die Kontrolle über jeden den sie wollen. Sollte irgendein Mitglied einer Behörde hier herumschnüffeln, übernehme ich ihn und schon haben sie keine Probleme mehr.“

„Mir ist immer noch nicht ganz klar, welchen Nutzen sie davon haben.“

„Das Volk der Satre’fersat hat mich verraten und dafür soll es büßen, doch noch viel wichtiger ist, dass Sarist‘voris einen Hilferuf nach Soulebda schicken wird. Heylah ai Youhaahb, die Herrscherin von Soulebdea wird versuchen dem Volk der Satre’feraste zu helfen und ihnen Hilfe schicken.“

„Sie wollen einen Krieg zwischen Futuna und Soulebda anzetteln? Sind sie verrückt! Das ist genau die Art von Aufmerksamkeit, die wir vermeiden wollen.“

„Nein, Heylah wird keine Truppen schicken, dazu fehlt ihr die Entschlossenheit. Doch selbst wenn Heylah truppen schicken würde, eass könnten diese Affen gegen ihre Männer ausrchten? Doch ich glaube nicht, dass es soweit kommt, sie werden ein paar Krieger schicken, mit denen können sie kurzen Prozess machen. Ein paar weitere Sklaven für ihre Mienen… Wenn sie die ersten Krieger ausgeschaltet haben, wird eine ganz bestimmte Kriegerin kommen um den Santre’feraste zu helfen. Die Kriegerin gehört mir!!! Sie ist meine Bezahlung!

Überlegen sie es sich. Eine Kriegerin für all die Milliarden die sie mit meiner Hilfe mit ihrem Projekt verdienen.“

„Ich werde mir ihren Vorschlag durch den Kopf gehen lassen. Falls ich darauf eingehe, wünsche ich eine Vorführung ihrer Kräfte. König Sevate wäre dazu bestens geeignet.“

„Gut, ich werde morgen Abend wiederkommen, dann verhandeln wir über die Einzelheiten.  Aber ich warne sie…Versuchen sie nicht mich hereinzulegen…“ Hu’tars schnipste mit dem Finger und der Bodyguard, der die ganze Zeit über Sinclair mit seiner Waffe bedroht hatte, brach einfach tot zusammen.

„Ich übernehme jeden, auch jeden von euch!“

Statt einen dramatischen Abgangs, wählte Hu’tars die Tür zur Terrasse.

„Alles Sicherheitspersonal zur Terrasse!“ brüllte Sinclair und stürzte hinter Hu’tars her.

Hunt ging zu dem Bodyguard, der am Boden lag und kontrollierte seinen Zustand. „Er ist tot! Was zum Teufel ist hier gerade abgelaufen?“

Von draußen hörten sie Kommandos und Gepolter, dann kam Sinclair zurück. „Sie ist verschwunden. Einfach weg!“

„Sie kommt morgen ja wieder.“ Beruhigte ihn Nguyen.

„Ich schwöre dir, mit der Alten machen wir kurzen Prozess!“

„Nicht so schnell mein Freund!“

„Was?!“ fragte Hunt, Du willst doch nicht ernsthaft darauf eingehen!?“

„Warum denn nicht? Überlegt Mal, welche Möglichkeiten sich für uns ergeben wenn das wirklich funktioniert! Warum sollten wir es dann nicht für das Projekt Deprimeris nutzen?“

„Warum? Ich sage es dir!“ fluchte Bruce „Weil es Hokuspokus ist!“

„Hokuspokus? Du Arsch hättest mir beinahe die Eier abgeschossen! Wenn es Hokuspokus war, was die Alte da gemacht hat, hast du hoffentlich eine gute Erklärung dafür!“  und Nguyen zeigte auf das Loch zwischen seinen Beinen.

**

Soulebda heute

Wir waren kaum zu Hause angekommen, da klopfte es schon wieder an die Tür. Ma’Difgtma und Xialorenga standen vor unserer Tür.

„Kommt herein.“ Forderte Caroline die beiden auf und sah mich an. Ich verstand den Wink. Wir kamen gerade von einer Besprechung, an der die beiden ebenfalls teilgenommen hatten. Was immer sie für ein Anliegen hatten, es war etwas, dass sie dem Rat von Soulebda nicht mitteilen wollten.

„Ihr erratet richtig.“ Sagte Ma, Difgtma. „ Ich bin wirklich stolz auf euch. Wir müssen etwas bereden, das nicht für alle Ohren bestimmt ist.“

„Ihr werdet sicher wichtige Gründe haben. Bitte…“

Xialorenga übernahm das Gespräch. „Das worum wir euch bitten, ist nicht ohne Gefahr für euch. Doch ihr werdet erkennen, dass es wichtig ist.

Der Volk der Santre’feraste war noch nie sehr groß. Futuna ist nur eine kleine Insel und Mualebda gab ihnen weniger Lebensraum als uns, doch er wachte viele Jahre über das Volk. Es gab keine Invasoren oder Eroberer und so lebten die Santer’feraste, von einigen Streitereien mit anderen Inseln abgesehen, immer in Frieden. Es gab nur wenige Krieger die das Volk beschützen.

Dann kam Trafalgar! Innerhalb weniger Monate wurde das Volk der Santre’feraste beinahe ausgelöscht. Wer nicht in den Dschungel fliehen konnte, wurde verhext. Nun setzten wir all unsere Hoffnung darauf, dass Vera und ihrer Kriegerinnen des Lebens einen Weg finden, den Fluch von Hu’tars zu brechen und den verhexten Santre‘feraste ihre Seele wiederzugeben.“

Langsam erriet ich das Anliegen der beiden und auch Caroline wurde bewusst, welche Bitte Xialorenga und Ma’Difgtma an uns richten würden.  Ma’Difgtma legte uns ihre Hände auf die Schultern.

„Ich weiß dass ihr nicht leichtfertig tötet, in den kommenden Kämpfen werden jedoch viele verhexte Stammesangehörige eure Gegner sein. Wir bitten euch diese, auch in größter Gefahr, nicht zu töten. Wenn Vera einen Weg findet, und die verhexten Stammesangehörigen noch leben, können wir sie retten. Wenn sie tot sind… dann geht das Volk der Santer’feraste für immer verloren.“

Jetzt verstand ich, warum uns Xialorenga nicht vor dem Rat darum bitten wollte, verhexte Stammesangehörige auch im Kampf zu schonen. Weder Heylah noch Soleab würden dazu ihre Erlaubnis geben und den Einsatz absagen.

„Es fällt mir sehr schwer, unsere weise Herrscherin derart zu hintergehen, aber ich muss es tun, um die letzten Reste, eines einstmals stolzen Volkes, zu retten. Doch solltet ihr unter diesen Umständen lieber nicht nach Futuna gehen, ich würde es verstehen.“ Sagte Ma’Difgtma.

Caroline und ich brauchten uns nicht abzusprechen und wir brauchten auch keine Bedenkzeit.

Wir traten gemeinsam zu Ma’Diftgma und nahmen sie in den Arm. „Wir werden tun, was immer möglich ist, um jeden Angehörigen der Santre’feraste zu schonen.“ Versprach ihr Caroline.

Ich hätte es nie geglaubt, aber Ma’Difgtma fehlten die Worte. Sie drückte uns nur dankbar und schwieg.

„Es wird keine leichte Aufgabe und es bedarf eines harten Trainings.“ Sagte Xialorenga. „Iduna, die Kriegerin des Indus, hat uns zugesagt dieses spezielle Training zu übernehmen.“

Iduna? Oh jehhhh, mir taten jetzt schon die Knochen weh…

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Ich hatte Recht…

Am nächsten Morgen, noch Sonnenaufgang, trafen wir mit unserem Team zusammen, welches uns nach Futuna begleiten sollte. Neben  fünf Soldaten der Garde, gehörten Sarist‘teras dem Krieger aus Futuna, sowie die Krieger Kenta’Mariba und Tars’Fert dazu. Beide kannten wir gut, denn sie hatten mit uns in Kasachstan gekämpft.

Trainiert wurde am Strand und Iduna erschien mit einer Tasche, aus der sie mehrere Keulen hervorholte.

„Also“, begrüßte sie uns, „ich hab mir sagen lassen, dass das hier gebräuchliche Kriegskeulen sind.“ Sie hob eine der Keulen hoch und hielt sie prüfend in der Hand. Die Kriegskeule hatte in etwa die Form eines 50 cm langen Stabes, an dessen oberen Ende ein Tropfen zu hängen schien.  „Normalerweise sind diese Teile dazu da, dem Gegner den Schädel einzuschlagen, ich zeige euch jetzt, wie ihr die Dinger einsetzt, ohne das Gegenüber zu Mualebda zu schicken. Fragen?“

Nein, Fragen hatten werde ich, noch ein anderer, doch als Iduna die Keulen verteilte sah sie Sarist teras wohl abschätzig an.

„Probleme?“ fragte Iduna ihn.

Der sah sich wohl in seiner Kriegerehre verletzt, denn er ließ die Keule wirbeln und meinte dann, „Ich weiß wie man eine Kriegskeule benutzt.“

„Ach ja?“ fragte Iduna provozierend. Schon wirbelte sie um ihn herum und hatte ihm die Keule aus der Hand genommen. „Noch einen Versuch?“ Sie reichte ihm die Keule zurück und ging in Angriffsstellung.

Kenta’Mariba und Tars`Fert, die beide Iduna im Kampf erlebt hatten, grinsten vor Vorfreude um beide Ohren, während Caroline überlegte einzugreifen, doch dann entschied sie, dass es besser wäre wenn Sarist‘teras seine Lektion auch wirklich verstehen würde.

Seine Lektion erhielt Sarist‘teras schnell und schmerzhaft. Er griff Iduna an und lag Sekundenbruchteile später mit einer Beule am Kopf im Sand.

Iduna kostete ihren Sieg allerdings nicht aus, sondern half ihm beim Aufstehen. „Kein Krieger kann alles!“ sagte sie und sah ihn fest an, während er seinen Hinterkopf abtastete. „Selbst der größte Krieger lernt immer noch dazu. Tut er das nicht, ist er kein Krieger, sondern ein Idiot! Also Sarist‘teras, Sohn des Sarist‘voris, bist du ein Krieger, oder ein Idiot?“

Mit hochrotem Kopf hob Sarist‘teras seine Keule auf und stellte sich wieder in die Reihe. Er hatte wohl soeben beschlossen, kein Idiot zu sein.

**

Als ich mit Caroline gegen Abend, am Strand ihrer Villa, meine geschundenen Knochen im Meer badete genossen wir anschließend den Sonnenuntergang am Strand.

Iduna hatte uns ganz schön gefordert, aber jeder blaue Fleck ließ uns besser werden. Auch die erfahrenen Krieger Kenta‘ Mariba und Tars’Fert zollten Iduna Respekt. Es ging nicht darum den Gegner einfach niederzuknüppeln, es ging darum sein Leben zu schonen, und zwar so, dass er später mit seiner Seele auch wieder etwas anfangen konnte, ohne ein sabberndes Wrack zu sein.

Wir saßen eng umschlungen im Sand und schauten zu, wie die Sonne im Meer versank. „Was würde ich für einen guten Elektroschocker geben, der wäre einfacher zu bedienen.“ Sagte ich.

„Seine Reichweite ist zu kurz und wenn die Batterien alle sind, kannst du auch nichts mehr damit anfangen.“

Ich ließ mir ihren Einwand durch den Kopf gehen, dann bebte ich plötzlich vor Lachen.

„Was?“ wollte Caroline wissen.

„Ich hab mir gerade die Frage gestellt, über was wohl sich andere Paare unterhalten, wenn sie in der Südsee am Strand den Sonnenuntergang genießen.“

„Peter! Du bist unmöglich!“

„Bin ich das?“ fragte ich meine Frau grinsend und riss ihr das Oberteil ihres Bikinis herunter. „Stimmt! Mal sehen, was du heute gelernt hast!“

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„Dienstbesprechung in fünf Minuten!“ teilte Frank Decker und Jessika mit und die saßen schon zwei Minuten später bei ihm im Büro.

Natürlich war Jessika über Benjamin Levi, der von Dagan auf dem Laufenden gehalten wurde, immer auf dem neusten Stand, dennoch saß sie aufgeregt da und wollte wissen, ob es etwas Neues von Caroline, Peter und die anderen gab.

Frank hatte heute eine Stunde mit mir telefoniert und ich habe ihn über alles informiert, was wir wussten und über das, was wir vorhatten.

„KEULEN??? Ist das ihr ernst? Das ist so, als ob ich eine durchgegangene Kuh Herde mit einem Stoppschild aufhalten will!“ kommentierte Decker unser Vorhaben, verhexte Krieger nur Kampfunfähig zu machen. „Wenn dich mehrere Krieger angreifen, bist du so gut wie erledigt, und wenn du dich dann nicht mit allen Mitteln zur Wehr setzt, bist du tot!“

„War auch mein Gedanke.“ Pflichtete ihm Frank bei. „Aber die zwei meinen es ernst.“

So ging die „Dienstbesprechung“ weiter.

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Kurz bevor Frank nach Haus ging, kam Decker in sein Büro zurück.

„Hier“, er reichte Frank einen Gegenstand, den Frank mit offenem Mund anstarrte, „vielleicht kann einer der beiden was damit anfangen, mir hat er jedenfalls immer Glück gebracht.“

„Wolfgang…!“

„Ich hab nur keine Ahnung, wie sie es bekommen sollen.“

„Frank grinste ihn an. „Ich schon!“

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Sarah notierte sich etwas auf einem Papier und klopfte an der Cockpittür. Stella öffnete und begrüßte sie herzlich.

„Endlich kommst du mal zu uns nach vorne, dürfen wir dir mal unsere Werkstatt zeigen?“

„Sehr gerne, ich bin doch interessiert an der PPL Ausbildung.“

„Hey eine Privat Piloten Lizenz, komm mach die Tür zu und nimm Platz.“ Die Tür schloss sich und sie waren unter sich.

„Klasse diese Instrumente“ begann Sarah und legte einen Finger auf ihre Lippen, dann ein Zeichen mit dem Finger nach „oben“ und sie drehte das Blatt Papier um, so dass die Mädchen lesen konnten:

„Vorsicht, Feind hört mit!“

Die Pilotinnen sahen sie mit großen Augen an und nickten ihr zu.

„Ja klar die modernsten Instrumente, schau mal sogar mit digitalem Autopiloten Ansagesystem.“ Dabei reichte Helena ihr ein Headset und stöpselte das Kabel in einen mobilen Pod.

Das Kabel von Stella und ihr eigene kamen dazu und sie sagte: „Jetzt können wir reden, der Autopilot erzählt gerade die Mär vom Fliegen, also was ist hier eigentlich los und wieso glaubst du, dass der Feind mithört?“

Sarah erklärte in Kurzform, was sie mit ihren Kolleginnen herausgefunden hatten. Die Pilotinnen sahen sich kurz an und verzogen das Gesicht.

„Mist, ausgerechnet Jim, er ist ein ausgezeichneter Technik Profi, ein erstklassiger Funker und er kann so vieles so unglaublich gut.“

„Das zeigt, dass der Feind wirklich nur Spitzenkräfte einsetzt.“

„OK was machen wir mit ihm, wir können ihn nach der Landung zufällig den Löwen vorwerfen.“

„Nein, ganz im Gegenteil, wir sollten ihn beschützen, aber vorher müssen wir ihn eine Stunde – hmmm – „parken“ bis wir seine Funkkonsole gehackt haben und alles aufzeichnen, was er über uns aufzeichnet.“

„Ihr wollt den Spion ausspionieren? Mädels, wir drehen hier keinen Film nach John Le Carre, das hier ist real und hier sterben real Menschen, wenn da etwas schief geht, also laßt den Spieltrieb.“

„Ich meine es verdammt ernst, wir können ihn nicht umbringen, das fällt auf und die schicken einen oder zwei andere oder sie holen uns vom Himmel, aber wenn er uns indirekt informiert, was er wem sendet, dann haben wir doch noch etwas davon.“

„Wie willst du das anstellen?“

„Wir müssen ihn eine Stunde aus dem Verkehr ziehen, Vera hätte eine coole Spritze, die das bewerkstelligen kann. Dann können wir mit Soulebda das weitere Vorgehen abstimmen.“

Stella sah Helena und Sarah an, machte sich ihre Haare zurecht und meinte, „Ich kann ihn solange verführen und ablenken, bis Vera die Spritze gesetzt hat. Immerhin ist er ein sexy Ingenieur.

Abgesehen davon hat er mir schon länger einige heiße Blicke zugeworfen.“

Die anderen Mädchen sahen sich an. „Klasse!“ Helena sah Stella an und grinste mädchenhaft. „OK, also dann vernasch ihn!“

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Stella war eine Viertelstunde später in der kleinen Bordküche verschwunden. Vera indes war schon vorher in der kleinen Abstellkammer der Bordküche verschwunden und hatte eine kleine Spritze mit einer hauchdünnen Nadel aufgezogen.

„Das wird ihm die wildesten Träume bescheren und ihn für gute 90 Minuten ausschalten.“

Stella grinste „Es geht los…“

Jim war mit seiner Arbeit an der Konsole fertig und wollte weiter zum Technikraum, dazu musste er an der Bordküche vorbei, in der Stella die Haare zurechtgemacht hatte und Jim am Schlips packte und sanft zu sich zog.

Ein kurzer prüfender Blick von Jim, keiner hatte etwas gesehen und schon war er mit Stella in der Küche verschwunden und küsste sie heftig.

„Endlich sind wir mal allein, Stella mein Schatz.“

„Oh ja und der Flug dauert ja so unheimlich lang wie soll ich das nur überstehen, fühl mal, wie ich koche… ich… brauche dich, hier und jetzt!“

Das ließ sich Jim kein zweites Mal sagen und umarmte und küsste Stella stürmisch. Vera wartete und ließ Stella das Vergnügen, dann, nach einer heißen Phase setzte sie Jim die Spritze in die Muskulatur.

„Verdammte Viescher, ich dachte an Bord seien keine…“ Schon streichelte er Stella und Vera grinste breit durch den kleinen Türspalt. Einige Minuten vergingen und Stella genoss zweifellos das Geschehen. Jim wurde stürmischer und wollte mehr, doch dann zwinkerte er mehrmals mit den Augen, als würden sie trübe.

Stella hauchte ein „Ohh Schatz…komm…“ Da sank Jim kraftlos zu Boden.

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Marja hatte zusammen mit Helena die Funkkonsole überprüft und eines von Randys Wunderspielzeugen angeschlossen. Fortan wurden alle ausgehenden Signale, ebenso wie die eingehenden Signale über ein Relais nach Soulebda weitergeleitet. Ab jetzt hörte und las das Nachrichtenteam dort mit.

Helena sah die Mädchen an „Dass mir das ja keiner weitersagt, wenn die bei uns mitbekommen, dass wir einen Verräter an Bord hatten und die Signale weitergeleitet haben wird es schaurig.“

Als der Jet zur Landung ansetzte, kam auch Jim wieder zu sich und hatte offenbar einen dröhnenden Kater. Zumindest hielt er sich den Kopf und bat darum, nicht angesprochen zu werden.

„Wir beginnen den Landeanflug, bitte hinsetzen und anschnallen. Das könnte holprig werden.“ Kam es aus dem Cockpit.

Die Maschine schwebte ein, setzte sachte auf und bremste stark, die Piste war recht kurz und die Turbinen schüttelten den Jet ordentlich durcheinander. Die geübten Pilotinnen bekamen den Jet auf der betonierten Piste sicher zum stehen.

„Das ging besser als gedacht, der Beton ist auch wunderbar.“

Serge hatte die Mädchen bereits instruiert und die drei fuhren mit einem Jeep los. Zurück blieben die Trafalgar Zwillinge und die Besatzung.

Jim machte keine Probleme, er hatte einen mächtigen Kater auszuschlafen. Offenbar war ihm nicht klar, was ihm da widerfahren war. Sein leises Schnarchen durchzog die Maschine. Serge prüfte, dass er auch wirklich schlief und kam zufrieden zurück.

Die Trafalgar Zwillinge stiegen aus und halfen den beiden Pilotinnen beim Aufbau des Sonnenschutzdaches. Anschließend setzten sie sich zu den beiden Mädchen und tranken auch etwas kühles Wasser.

Stella sah auf ihr Handydisplay „Mist, wieder kein Netz, ich sollte Bescheid geben, wie es läuft und der Satellit kommt erst in zwei Stunden wieder in Reichweite.“

Tra’Manlanda sah zu Fal’Andagar und sie lächelten sich an.

„Geht das auch über die Botschaft auf Soulebda?“

„Klar, die sollten nur den aktuellen Bericht haben.“

„Kein Problem, wir werden eh gleich mit unseren Leuten im Palast reden, wir lassen es über die Botschaft ausrichten. Das soll doch zur CIA oder? Noch etwas weiteres dazu, oder ist das alles.“

„Äh ja dies sollte eigentlich in die Zentrale zu Mc. Killroy, Abteilung II, das ist der Statusbericht…“

Die Zwillinge lasen den Aufschrieb genau durch, setzten sich gegenüber hin und hielten ihre Hände, ihre Augen schlossen sich und sie saßen erstarrt da und rührten sich nicht mehr.

„Helena, wollen die uns veräppeln?“

„Nein Stella, die Chefin sagte etwas davon, die haben eine Gabe, die wir weder verstehen noch nutzen können. Eigentlich schade.“

Eine geschlagene halbe Stunde passierte bei den Trafalgar Zwillingen nichts, dann löste sich deren Anspannung und sie lächelten wieder.

„Grüße aus euerer Zentrale, die haben eine Info für uns hinterlassen, offenbar haben die mit Funkausfall gerechnet. Kennt ihr einen Buchhalter namens Stemmler?“

„Ja klar der nervt bei allen Belegen, was ist mit dem?“

„Ihr sollt die Meilenbelege nicht vergessen und an die fällige Wartung denken, nochmal überzieht er die Kontrolle nicht, sollen wir euch ausrichten.“

„Eindeutig unser nerviger Buchhalter, klasse und danke für die Info, wie geht das überhaupt, kann man das verständlich erklären?“

„Nun im Grunde ist das eine besondere Gabe bei unseren Stammeskriegern. Ihr beide seit Ingenieure und Pilotinnen, ich denke die technische Erklärung kann man am ehesten mit einer Art der Quantenverschränkung vergleichen.“

„… ähem, ja so eine telepatische Wechselwirkung über riesige Distanzen ohne Verluste und so, das meint ihr?“

„Ja das ist in etwa zutreffend, das wurde seinerzeit noch an der TU in Delft ausgiebig behandelt. Das ist in etwa ein sehr guter Vergleich.“

Helena sah Stella und die Trafalgar Zwillinge an. Serge kam dazu und grinste über das Gesicht.

„Mitten in Afrika unterhalten sich vier wunderschöne Frauen über Quantenverschränkungen zur Kommunikation? Mädels, wie wäre es stattdessen mit einem kühlen alkoholfreien Erfrischungsgetränk?“

„Gerne, wir sind fertig mit unserer Übertragung, jetzt warten wir auf die drei Mädels. Sie fahren gerade auf dem Weg zum Dorf und suchen einen Platz, um den Wagen abzustellen.“

„Und wie bekommt ihr das wieder mit?“

„Marja Natu’laka ist eine unserer Stammeskriegerinnen, sie informiert uns ständig.“

Serge grinste Stella an „Vergiss WhatsApp und Facebook!“

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Sarah brachte den Jeep zum Anhalten. „Das Gebüsch ist bestens für den Wagen geeignet, passt auf, die Dornen auf die sind höllisch spitz.“

Nachdem der Wagen versteckt war, gingen die drei zu dem Pfad, den sie gefunden hatten.

„Laut Kompass muss es da nach Westen gehen,“ deutete Vera die Richtung an und die beiden anderen folgten ihr.

Ein paar Kilometer vor den drei Mädchen war eine Hüttenansammlung zu sehen, bestehend aus vielleicht hundert Hütten, davor schien es Tumulte zu geben, Rauch stieg auf und Schreie waren immer lauter zu hören.

„Verflixt, in das Dorf da müssen wir rein, haben die gerade ihren Wochenende Krieg oder bekämpfen die Besucher?“

„Laut den Unterlagen müssen wir tatsächlich zu diesen Menschen, die gehören zu den Masai, also einem Kriegervolk mit hohen Ehransprüchen. Bei denen sind die Rollen ganz klassisch verteilt, die Männer sind die Krieger die Frauen Bleiben im Dorf.“

„Ist das da vor uns jetzt ernst, spielen die miteinander oder findet da ein kleiner Krieg statt?“

„Unwichtig, ich habe eine Idee, die ist aber verrückt und gründet auf deren Historie.“

„Du und dein Geschichtswissen, erzähl.“

„Man sagt sich, es hätte zu Zeiten der Deutschen Afrika Truppen hier eine Abordnung eines kleinen Amazonenstammes gegeben, die sich erfolgreich gegen die Besatzer aus Europa gewehrt hätten. Sie waren hellhäutig und edle unbesiegbare Kriegerinnen und wurden von den Masai als „Uruu Uruu“ also Ebenbürdig angesehen. Wir können versuchen, uns so zu verhalten vielleicht kommen wir so weiter. Als blonde Touristen kommen wir bestenfalls in den Kochtopf.“

„Deswegen diese komischen Bikinis, ich verstehe.“

„OK lasst es uns versuchen, mehr als verlieren können wir nicht.“

Während sie sich die Mädchen auszogen um sich die kurzen und knappen Leopardenfellteile anzogen, rieb Marja bereits eine weiße Creme an und bepunktete sich am ganzen Körper. Die weiße Creme blieb elastisch, zog nicht ein und machte aus Marja eine Gepardenkriegerin.

„Das sind aber keine Kunstfelle oder?“

„Glaubst du wirklich, dass die Krieger Kunstfell von echtem nicht unterscheiden könnten? Das ist alles echt, auch die Messer und Bögen!“

„Hier Vera, du sollst gut mit dem Bogen sein und Sarah nimmt wohl besser die beiden Messer hier und ich spiele Indianerin.“

„Wie machen wir es mit der Sprache?“

Marja lachte kurz auf und flüstere den Mädchen zu, „könnt ihr Bayerisch reden?“

„Bayrisch? Du meinst mit Luja und Grüaziwohl und so?“

„Genau, bayrisch. Ich habe in München drei Jahre studiert.“

„Bayrisch……… zurück zu den Urvölkern.“ Unkte Vera.

„Was ist, wenn die uns angreifen?“

„Dann verkaufen wir uns so teuer wie nur irgend möglich, vergesst nicht die Mission, wir sind zum Erfolg verurteilt.“

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Unerwartete Besucher

Im Stamm der Murijammas hatte es eine Freveltat gegeben. Ein Krieger aus dem Nachbardorf hatte sich an eine der schönsten Mädchen herangemacht und diese berührt. Wenngleich sie unbefleckt blieb, folgte eine harte Reaktion. Der Krieger wurde entführt und im Dorf angeklagt und musste sich im Zweikampf beweisen. Würde er sich gegen drei erfahrene Krieger des Dorfes nacheinander beweisen, sollte er das Mädchen erhalten und durfte im Dorf bleiben, versagte er, so wäre er Geschichte.

So verlangte es der uralte Brauch.

Das ganze Dorf war versammelt, um diesem Frevel beizuwohnen und sogar die Wachen waren abgelenkt.

So gelangten drei weiße Gazellenkriegerinnen in den inneren Kreis des Dorfen und versteckten sich.

Nimana hatte den ersten der Dorfkrieger mit seinen Händen besiegt und kämpfte mit dem zweiten, einem hochgewachsenen Krieger einen harten Ringkampf.

In dem Kampf stürzten sie über eine Strohwand und rissen diese nieder, da war es mit dem Versteckspiel der drei Leopardenmädchen vorbei.

Der Dorfkrieger war erschrocken und auch Nimana wurde überrascht, er fing sich aber schneller und wollte Sarah als Geisel nehmen.

Zwei starke Handkantenschläge fällten Nimana und er ging scheinbar leblos zu Boden. Der Körper zuckte und bewies, dass noch Leben in ihm weilte.

Nun war das Dorf in Aufruhr. Drei weiße Leopardenkriegerinnen waren unbemerkt in ihr Dorf eingedrungen und hatten einen gestandenen Krieger einfach so gefällt. Das machte die Krieger unsicher und damit gefährlich.

Während sich Vera um den bewusstlosen Krieger am Boden kümmerte, sicherten Marja und Sara sie ab. Ein großer starker Krieger, offenbar der stärkste kam bedrohlich auf die drei zu und hielt seinen Speer in die Luft um den Mädchen Angst zu machen.

Dann holte der Krieger zum tödlichen Stoß aus. Sarah hatte ihre beiden Messer gezogen und stellte sich mit gekreuzten Messern vor die anderen Mädchen.

So schnell wie der Kampf begann, war er auch vorbei. Sarah hatte den Speerstoß durch kräftige Schläge mit dem Messerrücken abgewehrt und sich über den Rücken des Kriegers gerollt. Mit dem Messerschaft schlug sie dem Krieger auf einen Nervenknoten und dieser brach zusammen.

Mit einem lauten Schrei war dann alles vorbei. Sarah steckte die Messer ein und stellte ihren Fuß auf die Hand des besiegten Kriegers, ein Zeichen des Sieges und zugleich ein Zeichen, dass sie dem Unterlegenen das Leben schenken wird.

Jetzt kehrte eine seltsame Ruhe ein, es war wie die gefährliche Ruhe vor dem Sturm. Eine kräftige Frau kam langsam durch die Mitte und die Menschen machten ihr bereitwillig Platz. Sie kam langsam näher und musterte das, was sie sah.

Einen geschlagenen fremden Krieger, den geschlagenen ersten Krieger des eigenen Stammes und drei Leopardenkriegerinnen.

In einer hellen Sprache rief sie etwas und ein hagerer Mann kam angerannt, kniete sich neben die kräftige Frau und blickte zu den weißen Frauen.

Wieder raunte die kräftige Frau den Mann neben ihr an und er versuchte offenbar, eine gemeinsame Sprache zu finden. Schließlich blieb er bei einer Art Französisch hängen und Vera antwortete zögerlich.

„Wer seid ihr, was macht ihr hier?“

„Wir suchen Weisheit und Frieden.“

Die Frau raunte und nuschelte etwas und der Dolmetscher nickte.

„Wieso habt ihr dem nicht das Leben genommen?“

„Wir suchen Weisheit und Frieden, wir suchen keinen Krieg.“

Die kräftige lächelte plötzlich und neigte ihren Kopf zur Seite. Dann wies sie den Dolmetscher wieder etwas an.

„Was bringt ihr als Geschenk mit?“

„Das Leben dieser beiden tapferen Krieger!“

Marja raunte Vera auf Bayrisch an „Frag halt nach der Schamanin und ob wie sie treffen können.“

Vera übersetzte.

Jetzt schaute die kräftige Frau erstaunt, dann freundlich und grinste breit, schließlich lachte sie laut auf.

Erneut wies sie den Dolmetscher an, diesmal aber freudlicher und die Anweisungen waren länger.

„Sie lädt euch in das Dorf ein, sie ist die Anführerin und wird euch der Schamanin vorstellen. Ihr sollt aber die beiden Besiegten als Gabe übergeben.“

Mittlerweile war der erste Krieger wieder bei Bewusstsein und auch der junge Krieger war wieder auf den Beinen.

Sie wurden in die Dorfmitte gebracht und der Kreis um sie behielt einen ordentlichen Abstand, man blieb vorsichtig. Da trat aus einem der Häuser eine hagere Frau, die reich an Jahren war und wartete, bis die bei ihr angekommen waren. Die Anführerein sprach mit der Schamanin und diese schaute sich die drei Mädchen genauestens an. Dann befahl sie den jungen Krieger zu sich und er gehorchte voller Angst. Er kniete sich vor die Schamanin und wartete das Urteil ab.

Die Schamanin griff dem jungen Krieger an die Brust und schrie etwas Unaussprechliches heraus. Der Junge verkrampfte und fiel rückwärts um. Vera sah sofort, dass sein Herz einen Krampf erlitten hatte und sorgte für die nötige Abhilfe. Ein paar Minuten später hatte sie den jungen Krieger wieder am atmen und er setzte sich geschwächt, aber lebendig auf.

Die Schamanin sah Vera genauer an und sah das Leuchten in Veras Augen, ein Leuchten, das sie lange nicht mehr gesehen hatte. Dann nickte sie und hob ihre Hände beschwörend in die Luft.

Über ihnen schienen sich Wolken zu versammeln und diese wurden dichter und dunkler. Die Schamanin ging langsam auf die Mitte des Dorfes zu und warf etwas Holz in die erloschene Feuerstelle. Ein Blitz zuckte aus dem Himmel und schlug in der Feuerstelle ein, sofort loderten die Flammen auf. Dies schien niemanden aufzuregen.

Danach sprach sie mit einem der Krieger und dieser rief etwas zu den Kriegern in die Runde. Eine Unruhe ging durch das Dorf, die Mädchen blieben ruhig bei der Schamainin und der Anführerin. Schließlich hatten die Krieger Gestelle aus Speeren und jeweils einem Schild aufgestellt, das sollten offenbar Zielscheiben darstellen. Der Dolmetscher übersetzte „Leben bewahren ist gut, aber seid ihr auch wirklich gefährlich, oder seid ihr nur nützlich, beweist eure Trefferkunst“

Die Ansammlung teilte sich in zwei große Reihen, so dass eine breite Gasse gebildet wurde.

Ein erster Krieger nahm mit seinem Speer Anlauf und schleuderte diesen in das erste Ziel. Mit einem dumpfen Schlag blieb der Speer in dem Schild stecken. Die Menge tobte und sah wartend zu den Mädchen.

„Nun du“ sagte der Dolmetscher und Vera schoß  ihren Pfeil auf den zweiten Schild, mit einem harten „Klack“ blieb der Pfeil genau in der Schildmitte stecken. Ein Raunen der Anerkennung ging durch das Dorf. Wiedrum kam der Dolmetscher und trat vor Sarah. „Du musst beweisen dass Messer nicht nur gut für Essen sind!“

Ein jüngerer Krieger trat hervor und man machte Platz, diesmal war das Ziel ein Baum nahe dem Feuerplatz, daran hatte man einen kleineren Schild befestigt. Sarah schätzte die Distanz auf gute 12 Meter ein.

Der Krieger zog zwei Messer und warf diese rasch hintereinander auf das Ziel. Beide blieben im Schild stecken. Selbstbewusst stampfte er vor Sarah und drehte ab um in der Ansammlung zu verschwinden.

Sarah nahm das kürzere Kampfmesser, wog es kurz in ihrer Hand, dann setzte sie mit einem lauten Schrei zum Wurf an und das Messer flog…

Mit einem lauten Schlag zerschmetterte Sara’s Messer das steckende Messer des Kriegers und der Schild brach entzwei. Einzig ihr Messer steckte jetzt zitternd noch in dem Baum.

Wieder ein lautes Raunen im Volk, diesmal deutlich lauter.

Die Anführerin und die Schamanin berieten sich kurz und dann stand die Anführerin auf, ging auf die drei Mädchen zu und übergab das Messer von Sarah, dann deutete sie auf das Zelt der Schamanin und lud die Mädchen ein in das Zelt zu gehen.

Die Schamanin ging als erste, gefolgt von der Anführerin, danach der Dolmetscher und dann erst die drei Mädchen.

Draußen vor dem Platz löste sich die Versammlung langsam auf. Einige Kinder sammelten Holz und stapelten es in der Feuerstelle.

Nachdem sich alle um ein kleines Feuer gesetzt hatten, begann die Schamanin auf einmal in tiefstem bayrisch zu reden.

„Was treibt drei Mädchen wie euch hier in unsere Welt, es hätte nicht viel gefehlt und wir hätten euch umgebracht?“ Dabei schaute der Dolmetscher sie fragend an und die Anführerin machte ihm klar, dass eine Schamanin über die passenden Geisteskräfte verfüge, um auch mit anderer Sprache zu reden. Dann verließen der Dolmetscher mit der Anführerin das Zelt.

„Ihr sucht also Weisheit und Frieden? Ihr habt beweisen, dass ihr mit den Waffen umgehen könnt und ihr habt auch gezeigt, dass ihr das Geschenk des Lebens achtet, das ist gut.“

Vera bodelte in ihrem Biergartenbayrisch hervor „Wir versuchen alles Leben zu retten und suchen überall nach Mitteln und Wegen jenen das Leben zu erschwerern, die das Leben gering schätzen.“

Marja sprang ein und in tiefstem Bayrisch erklärte sie der Schamanin die Aufgabe vor der sie standen, die Ursache der Aufgabe und auch, dass sie von einer abgrundtief bösen Hexe bedroht würden, die alles Leben gefährden würde.

Eine Weile schaute die Schamanin in die Runde, dann blieb ihr Blick wieder in Veras Augen hängen.

„Weißt du, dass deine Augen das blanke Leben hinausrufen, du bist ein Lebensspender, dir will ich ein Mittel geben, den besessen Gewesenen zurückzurufen. Das hilft nur bei besessenen nicht bei verhexten. Bedenke das immer.“ Sie gab Vera einen Beutel.

Dann schaute sie Marja an und lächelte dann „Du bist eine starke Seele, die immer eine Lösung weiß, wenn es keinen Ausweg mehr gibt, du bekommst diese Blume, sie ist einzigartig. Finde heraus, weshalb sie das ist und lerne daraus.“

Danach schaute sie länger in das Gesicht von Sarah. Sie suchte etwas und begann dann leicht zu weinen. „Dir kann ich dein Leid nicht nehmen, das dir dereinst widerfahren ist, aber ich kann dir versichern, dass dein Kind geborgen ist. Geborgen in der anderen Welt, also trauere nicht mehr, sondern kämpfe weiter mit aller Kraft. Dir will ich diesen Stein geben. Eines Tages wirst du erkennen, dass dieser Stein die Welt bewegen kann, setze ihn daher weise ein.“

Erneut schaute sie die drei Mädchen an. „Folgt mir nach draußen, meine Lieben, die Menschen haben ein Essen vorbereitet und ich möchte euch noch zwei Dinge lehren, während wir auf das Essen warten. Kommt und folgt mir.“

Draußen brodelten die Flammen und ein großer Kessel köchelte bereits auf dem Feuer. Ein paar Frauen füllten diverse Dinge ein, eine andere rührte mit einem mächtigen Löffel um und das Volk versammelte sich langsam im Dorf.

Die Schamanin besprach mit den drei Mädchen noch eine volle Stunde, dann wurde das Essen gereicht. Das ganze Dorf saß beisammen und aß gemeinsam aus dem großen Topf.

Am Ende des Essens verabschiedeten die Krieger die drei Mädchen und winkten ihnen zu, bis sie im hohen Dickicht verschwanden.

Die Anführerin trat zu der Schamanin, diese schaute sie an und lächelte. „Die Legende, die Legende lebt. Das sind die drei weißen die uns von unseren Altvorderen angekündigt wurden, sie werden eine Entscheidente Rolle im kommenden Spiel haben, mögen sie sich richtig entscheiden, sonst droht uns allen Ungemach.“

„Bist du dir sicher oh altehrwürdige Schamanin?“

„Ja, das bin ich, ich las es in ihren Augen.“

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Später, als sie wieder im Jet waren und sich gereinigt hatten, berichteten sie über ihre Erlebnisse. Jim sendete danach von der Funkkonsole einen kurzen Bericht über Kurzwelle „Sie haben ein Mittel gefunden Tote wieder zu beleben.“

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Der König, Futuna vor 18 Monaten

In Leava, dem Königssitz von Futuna war ein Empfang geplant und alles war bestens herausgeputzt. Seit dem seltsamen Verschwinden der Nebenkönige war die Regierungsgewalt an Hauptkönig Sevate gefallen und Sevate war ein gutmütiger König, der eine Seele für das Volk hatte.

Der Palast, Palast war wohl etwas hoch gegriffen, befand sich auf einem Plateau, von dem die Bucht, die beiden Hauptstraßen und die weitausladende Promenade der kleinen Stadt Futuna gut einzusehen waren.

Auf dem Empfang heute würden neben den Vertretern der Nachbarinseln auch die Vertreter der Industrie anwesend sein.

In der letzten Woche waren die Vertreter einer Gruppe namens Trafalgar vorstellig und hatten Gespräche gesucht um wirtschaftliche Zusammenarbeit zu finden, neue Möglichkeiten der Beschäftigung anzubieten und sein kleines Volk voranzubringen. Diese Vertreter, ein asiatischer Industrieller namens Nguyen sowie sein Berater Sinclair waren in Begleitung einer wunderschönen Frau, und sie sprachen in den höchsten Tönen und lobten alles und jedermann. König Sevate war schnell klar dass er mit diesen Menschen keine Geschäfte machen würde, sie waren zu aalglatt und im Herzen nicht gut, das fühlte er.

Er hatte sich bereits in seinem Herzen entschieden, diese Fremden würden eine Abfuhr erhalten und sollten sein Inselreich nicht mehr betreten dürfen.

Alles war vorbereitet, die Wachen instruiert. Seine Leibwache bestand aus zwei Dutzend der tapferen Krieger, jenen Kriegern, die ihm noch geblieben waren.

Als die Sonne über dem Hauptturm stand begann der Empfang und der König empfing die geladenen Gäste. Wie üblich wurden sie von seinem ersten Minister laut angekündigt, mit vollem Titel genannt und dann vorgelassen. Es war wie in der guten alten Zeit. Die Gäste kamen und gesellten sich zu dem Stelldichein.

Als letzte Anordnung kamen die drei Vertreter der angekündigten Industrie Gruppe. Vorneweg die blonde Schönheit, Janine Hunt. Sie wusste genau um ihre Wirkung und einige Gäste raunten. Danach die beiden Männer, der asiatisch erscheinde Mann und sein Begleiter, offenbar sein Leibwächter. Dann mehrere Schritte dahinter eine alte, verschleierte Frau, auf die keiner achtete. Eine alte Frau stellt ja keine Gefahr dar.

Ein geübter Beobachter hätte vermutlich festgestellt, dass jede Wache, an der diese Gruppe vorbeiging, Haltung annahm und die Augen der Wachen ihre Farbe verloren.

Vor dem König angekommen standen die Frau und die beiden Männer und wechselten die höflichsten Floskeln, ganz wie es die Etikette vorsah. Die alte Frau aber hielt sich im Schatten auf, irgendwann war sie hinter dichten Vorhängen und Teppichen verschwunden, es schien sich aber niemand für diese Alte zu interessieren.

Endlich war dieser langatmige Empfang vorbei und leichte Musik setzte ein. Die geladenen Gäste entspannten sich und man reichte Wein und Gebäck.

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König Sevate saß auf seinem Thron und schaute zu den Gästen, jetzt wollte er aufstehen und seine Worte sagen, aber irgendetwas war plötzlich anders…

Es kam ihm vor, als sehe er sich aus seinem Innersten, quasi durch seine eigenen Augen und irgendetwas zog ihn innerlich weiter nach hinten weg, er war nicht mehr der Herrscher seiner Sinne und unfähig auch nur einen Befehl an seinen Körper zu senden. Es kam ihm vor, als schaute er durch ein Rohr und würde alles entfernt sehen.

König Sevate kam sich vor, als sei er innerlich an eine riesige Felswand genagelt. Hunderte schwerer Eisennägel hatten jedes Glied in den Fels geheftet. Unzählige Schmerzen durchliefen ihn und dennoch war er unfähig zu schreien. Unfähig auch nur ein Wort zu sagen, er war gefangen in seinem eigenen Körper.

Eine brutale, gefühllose, kalte Macht hatte seine Seele versklavt. Brutal, ohne eine Möglichkeit zur Gegenwehr und ohne irgend eine Chance auf Hilfe oder Rettung. Was aber noch viel schlimmer für ihn war, er durchlebe all das, was gerade geschah und sah mit seinen eigenen Augen, was sich jetzt abspielte.

König Sevate stand auf, er wankte ganz kurz und stand dann fest. Er ging einige Schritte nach vorne und alle Gespräche der Gäste verstummten.

„Höre oh Volk von Futuna, höre deinen König. Die vergangenen Jahre haben an den Kräften gezehrt und all unsere Kraft gilt jetzt dem finden neuer Freunde und Verbündeter. Unsere Ressourcen sind erschöpft und wir sind brauchen starke Freunde von außerhalb.

Daher habe ich beschlossen, meine Macht ab sofort aufzuteilen. Ich werde weiterhin der Repräsentant dieser, unserer Heimat sein, aber ich gebe den Exekutivbereich an eine starke Gruppe ab, die uns allen Stärke und Kraft geben wird.“

Die Gäste sahen sich an, schauten verwirrt und wussten nicht, was gerade geschah. Der König, genauer der Großkönig von Futuna dankt ab? Keiner hätte das je gedacht, aber sie waren da und genau das geschah gerade vor ihrer aller Augen. Was aber umso merkwürdiger war, keine der Wachen machte anstalten, der Verwirrung oder der Aufruhr, das schien alles tatsächlich geplant zu sein und es war offenbar kein Traum.

„Wachen – Aufstellung!“ Befahl der König und die Wachen stellen sich in einem halbrunden Kreis hinter den König, sie wirkten wie ein mächtiger Schirm, den den König vor allem Unbill schützen würde.

„Hiermit übergebe ich die Exekutivgewalt an den hier anwesenden Führer der Trafalgar Gruppe, des ehrenwerten Herren Nguyen und seiner lieblichen Vertreterin der werten Frau Hunt, sowie dem neuen Verteidigungsminister Herrn Sinclair ab und trete mit sofortiger Wirkung als Großkönig des Königreiches zurück. Oh Mualebda, großer Gott, wache weiterhin über dein Volk im großen Meer.“

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Mit diesem Paukenschlag ging die Ära des Großkönigs Sevate zu Ende. Der Vertreter der Nachbarinsel Wallis, einer Insel nordöstlich von Futuna stand auf und beschwor den König, die Macht nicht aufzugeben, sondern diese an ihn zu übertragen, schließlich seien die Trafalgars keine Einheimischen und würden nicht das Beste wollen, aber die Wachen gingen drei Meter nach vorne, standen neben dem ehemaligen König Sevate und begannen wie auf ein Kommando laut zu lachen, sie lachten den Vertreter von Wallis aus.

Beleidigt warf dieser seinen Becher weg und verließ mit seinem Gefolge den Empfang.

Janine Hunt trat vor Sevate und verbeugte sich vor ihm. Dann zeigte sie mit den beiden Händen zu ihren Begleitern und beide stellten sich rechts und links an ihre Seite. Wieder verbeugten sich die drei und drehten sich dann zu den Gästen zu.

„Mit großer Zuversicht und Dankbarkeit nehmen wir die aufertragenen Aufgaben an und versprechen, das Beste für die Bewohner dieser Insel zu tun. Wir werden stets das Wohl des Volkes und die Freiheit als höchstes Gut erachten und wir sind ab sofort für alle Angelegenheiten der Exekutive verantwortlich.

Wir danken nochmals für diese große Ehre und wünschen Ihnen, werte Gäste nun eine gute und angenehme Heimreise. Der Empfang ist hiermit beendet und wir wünschen Ihnen eine gute Heimreise.“

Unruhe und Verwirrung herrschte unter den geladenen Gästen, aber sie hatten es alle selbst mitangesehen, ohne Druck und Gewalt hatte der König die Macht abgegeben und die neuen Herren ernannt und zugleich vorgestellt.

Am folgenden Tag gab es nur wenige Mitteilungen in der Weltpresse.

„Selbsternannter König gibt Macht an Industriekonsortium ab“

„Eine Monarchie weniger in der Südsee, der Fortschritt ist unaufhaltsam“

Dazu wussten die Wirtschaftsblätter von einem bevorstehenden Aufschwung einer Südseeinsel zu berichten, andere Blätter verhielten sich eher zurückhaltend.

Auffallend war aber bei allen Nachrichten, dass sie nicht auf der Titelseite, sondern irgendwo im uninteressanten Innenteil zu finden waren. Man nahm den Machtwechsel auf der Insel kaum wahr, er war zu uninteressant, zu unwichtig.

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Tel Aviv vor zweieinhalb Wochen

Da stimmt was nicht.“ Sagte Randy.

Er, Dana und Lem sahen durch die verspiegelte Scheibe zu dem 36 jährigen Mann der in der Vernehmungszelle am Tisch saß.

Der Name das Mannes war Ralf Hauer, lebte gewöhnlich in Frankfurt und arbeitete als Programmierer in einer Firma die Software für Arbeitsroboter herstellte.

Als Dana den Trojaner Zeile für Zeile auseinandergenommen hatte, stieß sie auf eine Stelle die ihre Aufmerksamkeit erregte. Als Randy dazukam, identifizierte dieser die Stelle als Tag.

Genau wie ein Graffitikünstler unter seinem Kunstwerk, hatte der Entwickler des Trojaners seine Signatur hinterlassen. Dana setzte daraufhin mehrere Programmierer darauf an und schon fand man andere Trojaner, welche dieselbe Signatur enthielten. Schließlich war es eine Jugendsünde die zu Hauer führte. Als Achtzehnjähriger hatte Hauer eine Bank gehackt, die für Wirtschaftskriminelle Geld wusch und so bloßgestellte wurde. Im Netz und auf der Straße als Held gefeiert, bekam Hauer dafür neun Monate auf Bewährung.

Dann kam der Tag, an dem Hauers Träume wahr werden sollten. Er saß im Park und arbeitete. Das war der Vorteil eines mobilen Arbeitsplatzes, seinem Chef war es egal, wo er seine Programme schrieb und so nutzte Hauer das schöne Wetter aus, als er ein hysterisches „NEIN! NICHT JETZT!“ Hörte. Er drehte sich um und sah zwei junge Frauen unter einem Baum, am Laptop sitzen. „NEIN NEIN NEIN…NICHT ABSTÜRZEN!“ Flehte die Dunkelhaarige den Laptop an. „Es ist weg!“

„Was machen wir jetzt bloß?“ Fragte die Rotblonde neben ihr? „Wir haben keine Zeit, es neu zu schreiben!“ Sie sah sich um und ihr Blick blieb an Hauer hängen. Als der den Blick nicht abwandte, stand sie auf und ging zu ihm. „Kennst du dich mit den Dingern aus?“ Fragte sie und zeigte auf den Laptop.

„Etwas, warum?“

„Wir haben eine Klausur geschrieben und müssen sie heute Mittag abgeben. Der Dekan hat uns eine Deadline bis 14 Uhr gesetzt und jetzt ist der Laptop abgestürzt. Bitte, wenn du irgendwas tun kannst….“

„Ich kann ja mal schauen.“ Hauer stand auf und ging mit der Rotblonden zur Dunkelhaarigen, die immer noch verzweifelt versuchte den Laptop in Gang zu setzen.

„Gib mal her.“ Forderte er die Dunkelhaarige auf und gelangte mit ein paar geübten Tricks ins BIOS System.

„Ok, ich denke das lässt sich machen.“

Die Frauen wechselten einen Blick miteinander, dann sagte die Rotblonde, „Wenn du es schaffst die Datei bis 14 Uhr an den Dekan zu senden, bekommst du ein ganz besonderes Dankeschön.“

„Und was?“

Die Rotblonde legte ihren Arm um die Dunkelhaarige und gab ihr einen leidenschaftlichen Zungenkuss, dann schauten beide zu Hauer.

„Kein Problem!“

Zehn Minuten später war Hauer bewusstlos unterwegs nach Tel Aviv.

„Du küsst verdammt gut.“ Sagte Finja zu Fabienne.

„Eines meiner vielen Talente.“ Antwortete die mit einem Augenzwinkern.

**

Jetzt saß Hauer hier und wartete.

„Das hier was nicht stimmt, sehe ich selber.“ Brummte Lem. „Wie sicher seid ihr, was ihn betrifft?“

„Absolut. Er hat den Trojaner vor zehn Jahren entwickelt. Es ist sein Tag!“

„Dazu habe ich zwei Fragen. Erstens: Wieso hat Nguyen ihn nicht vor zehn Jahren umgelegt? Es wäre ein völlig unnötiges Sicherheitsrisiko ihn am Leben zu lassen. Und Nguyen ist nicht so weit gekommen, weil er leichtfertig ist!“

„Es genügt nicht den Trojaner zu entwickeln. Er muss bei jeder neuen Generation Chips und Software angepasst werden. Ich nehme an, dass Hauer schlau genug war, einen Schlüssel zu benutzen.“ Antwortete Dana.

„Schlüssel?“

„Wir haben versucht den Trojaner umzuprogrammieren und sind gescheitert. Ohne ein Kennwortschlüssel lässt sich der Trojaner nicht verändern und Hauer wird den Schlüssel als einziger kennen.“

„Ok, leuchtet ein. Zweite Frage, wenn er so schlau ist, warum hat er dann seine Signatur hinterlassen? Er beteiligt sich an einem dermaßen großen Verbrechen und hinterlässt seinen Namen?!“

Darauf hatte auch Dana keine Antwort.

„Vielleicht weiß er es nicht…“ murmelte Randy.

„Was weiß er nicht? Natürlich weiß er es!“ Fluchte Lem.

„Nein, das meine ich nicht. Klar weiß er, dass der Trojaner in den Waffen ist, nur… vielleicht kennt er nicht den Zweck dahinter.“

„Der Zweck besteht darin, einen Krieg anzufangen und dann die Seite gewinnen zu lassen und zwar die Seite, die das meiste zahlt! Und er kassiert dabei mit!“

„Ich habe mir seine Strafakte angesehen. Ich habe Frank angerufen und der hat mir darauf Zugriff verschafft. Wussten sie, dass er als Jugendlicher mehrfach bei Umwelt und Friedensdemonstrationen festgenommen wurde? Er ist zwar ein militanter Demonstrant, aber es waren meistens Friedensdemos. Die Trojaner, die er entwickelt hat und losgelassen hat, wurden alle gegen Waffenhersteller, umweltschädigende Firmen oder Ähnliche eingesetzt. Angenommen Nguyen ist vor Jahren an ihn herangetreten und hat ihm die Story, einer besseren Welt ohne Waffen erzählt…“

„So blöd ist nicht mal der! Da kommt ein Mann, der die meisten Rüstungsfirmen kontrolliert und soll einen auf Friedenstifter machen? Niemals!“

„Denken sie mal nach. Es ist dasselbe wie mit der Bank. Hauer war klar, dass man ihn wegen dem Tag erwischt, aber er hat es dennoch getan. Er wollte sagen; Hier! Ich, Ralf Hauer, zeige euch die Verbrecher. Genauso ist es hier. Wenn er wirklich daran geglaubt hat, eine Welt ohne Waffen zu verwirklichen, dann würde ihn der Tag am Stichtag zum Superhelden machen. Der Tag würde der ganzen Welt sagen, dass es Ralf Hauer war, der die Waffen besiegt hat.

Bestimmt ist nicht Nguyen selbst an ihn herangetreten, sondern seine blonde Freundin. Wer weiß was sie ihm, außer dem Weltfrieden noch alles  versprochen hat. Ich meine, der Typ dachte, er bekommt ein Sandwich für einen abgestürzten Laptop. Lass mich zu ihm. Wenn er erstmal erkennt, dass Hunt ihn reingelegt hat, hilft er uns bestimmt.“

Lem dachte über Randys Vorschlag nach, als sein Handy brummte. Er las die Nachricht und schaute dann zu Randy. „Die Chinesen und die Japaner haben beide eine Fregatte ins Südchinesische Meer entsandt. Also gut, wir haben keine Zeit zu verlieren!“

**

LOS ANGELES

Zur selben Zeit hielt in einem kleinen Vorort von Los Angeles, ein Umzugswagen vor dem Haus in dem Cliff Johnson lebte.

Akribische Nachforschungen von Ariels Team ergaben, dass es nur eine Firma gab, welche die verseuchten Chips zu den entsprechenden Waffenherstellern lieferte, die Firma CSLG in Kalifornien. Ariel musste zwar etwas graben, doch er fand heraus, was alle schon vermuteten. CSGL gehörte der Trafalgar-Gruppe an.

„Guten Morgen Herr Johnson, wir sind die Möbelpacker. Welche Möbel sollen wir zuerst aufladen?“ Fragte ein freundlicher Möbelpacker.

„Sie haben sich in der Adresse geirrt, ich ziehe nicht um!“

Der Möbelpacker hielt sein Klemmbrett hoch und schaute auf die angehefteten Papiere.

„Cliff Johnson, Afeton Road 17, das sind sie doch?“ Fragte er und hielt Cliff die Papiere hin.

Der Schaute auf die Papiere und sagte dann; „Ja, das bin ich, dennoch ziehe ich nicht um.“

„Doch tust du.“ Sagte der andere, presste Cliff einen Elektroschocker gegen die Brust und verpasste ihm einen Stromstoß, der Cliff in den Flur seines Hauses fallen ließ.

Die Möbelpacker traten ein und schlossen die Tür, dann fesselten sie Cliff und schauten sich um.

„Wie kriegen wir ihn hier unauffällig raus?“ fragte Menachem

„Nehmen wir die Teppichnummer.“ Antwortete Meresch und gemeinsam wickelten sie Cliff in den Teppich des Wohnzimmers ein.

Anschließend brachten sie den Teppich und mehrere Möbelstücke aus dem Haus und verluden diese in den LKW, um keinen Verdacht zu erwecken.

Schließlich brachte Meresch noch ein „Zu Verkaufen“ Schild am Briefkasten an und fuhr los.

**

SOULEBDA
vor zweieinhalb Wochen

Gifferton kam langsam wieder zu sich.

Das erste was er registrierte war, dass er entegen seinen Befürchtungen nicht in einem dunklen Keller, auf hartem Beton lag, sondern in einem gemütlichen Bett. Das Bett stand in einem freundlich eingrichtem Zimmer und geanu wie das Bett, waren aich die übrigen Möbel aus edlen Hölzern. Schon auf dem ersten Blick wusste Gifferton, das weder die Möbel, noch die Teppiche aus dem Möbeldiscounter kamen.

Er selbst trug einen Pyjama aus Seide, während seine Kleider ordentlich und gereinigt auf einem „stummen Diener“ hingen.

Die Sonne schien entwerde auf, oder unterzugehen, denn das Licht welches durch das große, nicht vergitterte Fenster fiel, leuchtete hell orange.

Gifferton wartete noch einen Moment, dann stieg er aus dem Bett und trat ans Fenster und schnappte tief nach Luft. Der Ausblick, welcher sich Gifferton bot, war spektakulär. Ein langer, schier endloser Strand, welcher links von ihm, direkt in Dschungel überging, säumten rechts ein paar Häuser, die sich am Horizont zu einer Stadt verdichteten.

-Wo bin ich hier?- fragte er sich. Egal, das Fenster lag im zweiten Stock, und der Boden lag gute sieben Meter unter ihm. –OK, das Fenster scheidet schon mal aus! Wie komm ich hier raus?-

Er ging vom Fenster weg zu seinen Sachen und überprüfte als erstes sein Handy. Es ging sofort an, doch es wurde keine Verbindung angezeigt.

„Verdammt!“ Er stieg aus dem Pyjama und zog sich seine Hose und sein Hemd über. Das Loch in der Hose, wo der Pfeil in seinen Oberschenkel gesteckt hatte, war nicht mehr zu sehen.

Dann schaute er nach seinen Wertsachen. Alles war da, Schmuck, Karten und das Bargeld, bis auf den letzten Cent!

-Was zum Teufel wollen die von mir. Und wer waren die? Nguyen sicher nicht, der hätte ihn sicher in einen nassen Keller gepackt. Außerdem hatten sie Dora und Jeff…oder?

Dora war einfach verschwunden und Jeff?

Jeff hatte seine Autotür geschlossen und war nur zur Fahrertür gegangen. In dieser kurzen Zeitspanne mussten seine Entführer zugeschlagen haben und das so schnell und lautlos, dass Gifferton es nicht mitbekommen hatte.

Gifferton fragte sich zum tausendsten Mal…Wer waren die?

„Guten Morgen, Mr. Gifferton.“ Riss ihn eine angenehme Stimme aus seinen Gedanken.

Eine Südsee-Schönheit, in einem hübschen Kleid, brachte ihm ein Tablett mit einem reichhaltigen Frühstück.

Gifferton beschloss den „Macher“ herauszuholen und hielt sich nicht an Höflichkeiten.

„Wo zum Teufel bin ich hier und was gibt ihnen Recht mich einfach zu entführen?“

Hyla´hars, eine Angehörige der neuen Truppe, welche Ma’Difgtma und Dagan aufbauten, überging die Unhöflichkeit und brachte sogar etwas Verständnis auf, was Giffertons Situation betraf.

„Mr. Gifferton, wir werden ihnen gerne alle Fragen beantworten, bitte haben sie noch etwas Geduld.“

Da die Frau unbewaffnet und dazu noch einen guten Kopf kleiner und zierlich war, trat Gifferton auf sie zu und zog sie am Arm zu sich. „Ich habe aber keine Geduld! Ich will sofort hier raus!“

„Mr. Gifferton!“ Der Ton der Frau war nun nicht mehr ganz so freundlich. „Wir sind bemüht ihren Aufenthalt hier so angenehm wie möglich zu gestalten. Ob das so bleibt, liegt bei ihnen! Also, wir werden ihnen in Kürze alle Fragen beantworten.“

„Sie können mich…“ Gifferton wollte die Frau von sich weg stoßen und zur Tür gehen, als die ganze Welt auf dem Kopf stand und er unsanft auf dem Boden landete.

„Letzte Warnung!“ Sagte die kleine zierliche Frau, die ihn auf dem Boden fest nagelte. „Beim nächsten Mal hänge ich sie verschnürt und  kopfüber an die Decke! Fragen?“

„Ja, aber die haben Zeit!“ Stöhnte Gifferton schmerzverzehrt.

„Gut, dann sehen wir uns später.“

Hyla´hars verließ Giffertons Zimmer und schloss die Tür von Außen.

„Gab es Probleme?“ fragte Lerf´tarste grinsend.

„Nein, wir sind die besten Freunde…“

**

Tel Aviv

„Hi.“ Sagte Randy, als er mit einer dünnen Mappe in der Hand zu Hauer ins Vernehmungszimmer kam.

Hauer gab keine Antwort und schaute scheinbar uninteressiert.

„Du bist Trapshot, so lautet doch dein Hackername, ich bin Randy, Randy Kaufamnn.“

Wieder kam keine Antwort.

„Du wirst mich wahrscheinlich eher unter „Hellstrike“ kennen.“

Jetzt gab es eine Reaktion. Jeder, absolut JEDER Hacker auf der Welt kannte Hellstrike. Über Hellstrike gab es nur Gerüchte…er soll den US Rechner in Neapel gehackt, dem FSB auf der Krim zum Verzweifeln gebracht und in Baikonur eine Rakete in dem winzigen Zeitfenster, vom drücken des Startknopfes, bis zum tatsächlichen Abheben übernommen haben.

Hauer musterte den jungen Mann vor sich. „Du willst Hellstrike sein. Ich lache, sobald ich hier raus bin.“

„Um ehrlich zu sein, ich bin nur 50% von Hellstrike. Die anderen 50 % sind meine Verlobte hinter der Scheibe da.“

„Was soll das Ganze hier, was wollt ihr von mir?“

Randy öffnete die Mappe und holte einen Ausdruck heraus auf dem zwischen den vielen Reihen von Zahlen, Zeichen und Buchstaben Hauers Tag stand. Er hatte die Stelle mit einem Textmarker markiert und hielt sie Hauer hin. „Das ist dein Tag. Ich nehme an, du weißt, wo ihn gefunden habe.“

„Ich habe keine Ahnung!“

„Ich mache es kurz, denn uns rennt die Zeit weg.“ Randy holte ein Bild von Janine Hunt hervor und schob es Hauer zu.

„Sie hat dich reingelegt. Ihr Name ist Janine Hunt und sie arbeitet für den Typen hier.“ Damit schob er Hauer ein Bild von Nguyen zu.

„Ich nehme an, du weißt, wer das ist. Die beiden sind gerade dabei im Südchinesischem Meer einen Krieg anzuzetteln. Und jetzt frag dich mal selber. Wofür werden sich Nguyen und Hunt in diesem Konflikt entscheiden, für den Frieden, oder für das viele Geld, das sie mit deinem Trojaner verdienen können?“

**

SOULEBDA                                                                                                            

Während Gifferton im weichen Bett von der aufgehenden Sonne geweckt wurde, ging es Dora, Jeff und Johnson nicht ganz so gut. Dagan und Mike wussten, dass Dora und Jeff dafür verantwortlich waren, Gifferton für Nguyen in der Spur zu halten, die Frage war, mit was Nguyen Gifferton erpresste.

Während Jeff Dagans Angebot zur Zusammenarbeit ablehnte, erfasste Dora sehr wohl die neue Situation und redete.

Nach zwei Stunden wussten Dagan und Mike womit Nguyen Gifferton dazu brachte nach seiner Pfeife zu tanzen.

„Eine Schande.“ Sagte Dagan später zu Mike. „Das ein Mann wie Gifferton erpressbar ist und nur wegen seiner Sexualität zum Hampelmann wird. Und das auch noch für einen Verbrecher wie Nguyen…“

„Ja verdammt. Aber jetzt können wir Gifferton übernehmen.“

„Du willst ihn erpressen?“

„Natürlich nicht! Nein, wir geben Gifferton die Chance sich an Nguyen zu rächen und lassen ihn von der Kette.“

„Das würde nur funktionieren, wenn Nguyen kein Druckmittel mehr hätte.“

„Das Druckmittel wird Gifferton nur mit einer Option los.“

„Glaubst du wirklich, er wird sich öffentlich Outen? Wenn er es in den letzten Jahren nicht getan hat und lieber für Nguyens Hampelmann gemacht hat, warum sollte er es jetzt tun?“

„Ich glaube, er hatte einfach nicht die Gelegenheit. Jetzt haben sich zwei Jahre Frust und Wut aufgebaut, reden wir einfach mit ihm.“

„Ok, ich habe mir die Unterlagen angesehen“, kam ein weiterer Mann dazu, „Johnson knacken wir mit links.“

„Ach ja, bis jetzt hat er kein Wort gesagt.“ Sagte Dagan zu Viktor Kubaliborow. „Wie kommst du zu dieser Eingebung?“

„Weil ich… schlagkräftige Argumente… habe.“

**

Johnson war mittlerweile ziemlich nervös. Seine Entführer hatten ihm zwar keine Gewalt angetan, doch auch kein Wort mit ihm geredet. Sie hatten ihn in einen kleinen, fensterlosen Raum gesteckt in dem es außer einem kleinen Tisch, nur vier Stühle gab und alle waren am Boden angeschraubt. Seit Stunden ließen sie ihn schmoren…und immer wieder stellte er sich die Frage, warum ich? Wollten sie Lösegeld erpressen? Die Firma übernehmen? …oder waren es Männer von Nguyen? Darüber macht sich Johnson die meisten Gedanken….

Als die Tür aufging, erschrak Johnson regelrecht.

Drei Männer kamen durch die Tür. Zwei etwas ältere Männer und einer, der ca. Mitte vierzig war. Während die älteren Männer sich setzten, blieb der dritte an der Tür stehen.

„Mr. Johnson“, sagte der eine ältere Mann mit einem deutlichen russischen Akzent, „schön, dass sie es einrichten konnten unserer Einladung zu folgen.“

„Einladung? Sie haben mich entführt!“

„Nun, wir mussten sichergehen, dass wir auch Gelegenheit bekommen mit ihnen zu reden.

„Wer sind sie? Was wollen sie? Lösegeld?“

„Nein, wir sind keine Erpresser, wir sind lediglich an ein paar Informationen interessiert. Beantworten sie unsere Fragen und schon bringen wir sie wieder nach Hause.“

„Informationen? Fragen? Ich will einen Anwalt!“

Die beiden älteren Männer mussten sich ein Lachen verbeißen und einer drehte sich zu dem Mann an der Tür um, der nur den Kopf schüttelte.

„Ich glaube, sie haben die Situation nicht richtig erfasst. Kein Anwalt wird sie hier herausholen. Einzig die Beantwortung unserer Fragen, bringt sie hier heraus. Also Frage eins: Die Firmen Wilcox, Shohei-Eltron und Hubei Ltd. stellen Computerchips her. Ihre Firma und nur ihre Firma, übernimmt den Vertrieb. Ich will wissen, wieso sie keine Konkurrenz haben.“

Johnson wurde blass. Der Alptraum wurde immer schlimmer. Eine Lösegelderpressung wäre tausend Mal besser gewesen. Diese Männer waren hinter Nguyen her! Und sollte der je herausbekommen… Egal wie Johnson es drehte, er war tot!

„Ich biete einfach gute Konditionen.“ Versuchte sich Johnson herauszureden. „Meine Kunden sind sehr zufrieden und…“

„Nguyen sorgt über die Trafalgar-Gruppe, dass sie keine Konkurrenten haben! Oder?!“ Unterbrach ihn der Russe.

„Trafalgar? Ich habe kein Ahnung wovon sie reden.“

„Gut wie sie wollen! Jetzt hören sie mir mal gut zu. Ich war früher beim KBG und jetzt bin ich beim FSB“, er zeige auf den anderen älteren Mann, „er ist vom Mossad und er hier,“ damit zeigte er auf den Mann an der Tür, „der hier ist von der CIA. Kannst du dir vorstellen, was es für eine Sauerei sein muss, wenn wir drei ZUSAMMENARBEITEN? Ihr Arschlöcher habt euch mit den Falschen angelegt!

Hast du eine Ahnung, wie viele kleine Firmenbosse ich beim KGB habe verschwinden lassen? Also du packst jetzt aus, sonst…! Kubaliborow machte eine deutliche Geste über die Kehle.

„Was wollen sie wissen?“ Stammelte Jonson.

Mike öffnete die Tür und winkte Dave und Meresch herein. „Diese freundlichen Männer haben einen Fragenkatlog, den sie beantworten werden. Denken sie daran, es ist ihre einzige Chance!“

Während Johnson wild nickte, dass er verstanden hatte, verließen die drei den Raum und Dave setzte sich zusammen mit Meresch und einer dicken Mappe an den Tisch.

Draußen vor der Tür fragte Mike Kubaliborow dann: „Wie viele Firmenbosse haben sie denn verschwinden lassen?“

„Genauso viele wie mein Freund Dagan.“

Mike blickte zu Dagan, der sich ein Grinsen nicht verkneifen konnte.

„Gar keinen, hab ich Recht?“

„So ist es…aber es hört sich cool an!“

Mike schüttelte den Kopf als die „Alten“ sich die Ghetto-Faust gaben.

**

Marseille
zur gleichen Zeit

Zufrieden betrat Hunt Nguyens Appartment. Er hatte im Penthouse seines Bürotowers einen herrlichen Überblick über den Hafen und genoss gerade den Augenblick.

„Die Chinesen und die Japaner haben reagiert. Jede Seite schickt eine Fregatte. Jetzt müssen die USA reagieren und ich wette, in diesem Moment macht sich ein Zerstörer auf den Weg nach Diego Garcia.“

„Das sind gute Nachrichten. Langsam wird es Zeit unser Projekt in die heiße Phase eintreten zu lassen. Bereite die Einleitung vor.“

„Bin dir schon einen Schritt voraus. Die Reginald Huller trifft zwei Wochen in Bahrein ein und übernimmt Öl. Wenn alles nach Plan läuft, wird sie pünktlich die Spratly-Inseln passieren. Die Zahng Lie liegt auslaufbereit in Shanghai. Sie wird exakt 24 Stunden vor Eintreffen der Hull auslaufen.“

Gerade wollte Nguyen sich zufrieden zurücklehnen, als Sinclair ins Büro gestürmt kam.

„Gifferton ist verschwunden!“

„Was heißt, Gifferton ist verschwunden?“ wollte Nguyen von Sinclair wissen.

„Das heißt, Gifferton ist seit drei Tagen verschwunden und wir wissen nicht wo er ist.“

„Was ist mit Dora? Was sagt sie, wo er ist?“

„Dora ist genauso verschwunden. Wir versuchen sie zu orten, doch alle Sender, die sie bei sich trägt sind deaktiviert.“

„Dora… sie und Gifferton?“

„Nein! Jeff ist auch weg. Der Buttler sagt, dass die drei wie jeden Tag das Haus verlassen haben und zur üblichen Zeit losgefahren sind. Wir haben daraufhin alle Kameras gescheckt an die wir herangekommen sind. Die Angaben des Buttlers stimmen.

Auf der Kamera der Western Bank sieht man Giffertons Wagen in Richtung Stadt fahren. Anhand weiterer Kameras konnten wir die Route weiterverfolgen, bis zu einer Stelle auf der die 75´te  den Universität Park kreuzt. Es ist der einzige Abschnitt, der nicht mit Kameras überwacht wird. Dort haben wir den Wagen gefunden. Weder von Jeff, Dora oder Gifferton eine Spur. Wer immer die drei  entführt hat, es waren absolute Profis!“

„Nein…. Dora und Jeff würden nicht beide die Seiten wechseln…Einer vielleicht, aber beide…Nein. Bruce, was läuft hier?“

„Wir wissen es noch nicht, außer dass man die drei entführt hat.“

„Wieviel wissen Dora und Jeff vom Projekt Deprimeris?“

„Von dem Projekt haben sie keine Ahnung. Von Giffertons Vorlieben schon.“

„HHMM, der wird sich zurückhalten… sehr seltsam…Eine Entführung um Lösegeld zu erpressen?“

„Dann hätten wir etwas gehört…“ er unterbrach, als sein Handy klingelte. Nguyen nickte und bruce nahm das Gespräch an.

„Verdammt! Johnson wird auch vermisst! Er ist seit drei Tagen nicht im Büro erschinenen!“

„Drei Tage und keiner sagt was? Was zum Teufel ist das für ein Scheißladen?!“

„Johnson ist der Boss und alle dachten, er wäre geschäftlich unterwegs.“

„So eine blöde Kacke! So etwas darf es nicht geben. Schon gar nicht jetzt.“

Es klopfte und eine Frau überreichte Hunt einen Zettel. Als diese die Nachricht las, wurde sie aschfahl. „Der Kontaktmann in Hauers Firma meldet, dass Hauer seit drei Tagen nicht an seinem Arbeitsplatz erschienen ist!“ Sofort griff sie ihr Handy heraus und wählte seine Nummer. Nach dem dritten läuten ging die Mailbox an.

„Hallo mein Plaetenretter, hier ist Vanessa.“ Hauchte sie in das Mikro. „Ruf mich bitte zurück.“ Dann beendete sie das Gespräch. Was geht hier vor? Gifferton Johnson und Hauer! Das kann kein Zufall sein! Jemand ist hinter uns her!“

„Kein Panik. Keiner der drei weiß irgendwas über Deprimeris.“ Beruhigte Sinclair.

„Nein“, pflichtete ihm Nguyen bei, „aber alle drei spielen dabei eine wichtige Rolle. Wer immer die drei entführt hat, wird sich eins und eines zusammenzählen. Wir müssen handeln!

**

Die Falcon befand sich wieder in der Luft und überflog Harare in Simbawe, als Helena aus dem Cockpit zu den Mädchen kam. Die Zwillinge saßen mit den Mädchen zusammen und sahen Helena an.

„Wir werden euch in Maputo verlassen, der Jet muss zur Inspektion. Ihr werdet am Boden von einer anderen Crew empfangen, die bringt euch zu eurem nächsten Ziel nach Bagamoyo. Wir werden in Zwei Tagen wieder einsatzklar sein und euch einsammeln. Allzu lange können wir dort aber nicht bleiben, denn die Leute sind nicht die besten Freunde der USA. Da wir mit euch aber einen internationalen Flugauftrag haben, sollte nichts passieren, wenn nicht gerade eine Revolution losbricht.“

Die Mädchen nickten Helena zu. „Wer ist unser Kontaktmann am Boden?“

„Das werden uns die Zwillinge bestimmt bald sagen können, ich weiß nur, dass Soulebda etwas geregelt hat, mehr wissen wir noch nicht. Angeblich gab es bei der Verwaltung Probleme.“

Die drei Mädchen sahen sich an und als die Trafalgar Zwillinge sie anzwinkerten, wussten auch sie Bescheid.

Die Landung verlief problemlos. Der große Maputo international Airport lag zentral mehr oder weniger in der Hauptstadt. Einst außerhalb gebaut, wuchs die Stadt schnell um den Flughafen herum.

Einige Transportmaschinen der Luftwaffe von Moçambique standen am Rand der langen Piste und wurden beladen. Die Falcon rollt bis an den großen Privathangar und die Triebwerke liefen aus.

Aus dem Hangar waren bereits mehrere braungebrannte Arbeiter gekommen und halfen beim Entladen der Falcon. Währenddessen wurden die Trafalgar Zwillinge in den Hangar geführt und die drei Mädchen konnten sehen, wie Jim durch ein Fenster schaute und versuchte genau zu erkennen, was da vor sich ging.

Nach der Betankung zog ein kleiner Traktor die Falcon auf den Startplatz, wo die Triebwerke wieder anliefen. Wenig später rollte der Jet zur Startbahn, reihte sich ein und startete in den Himmel nach Südafrika zur Inspektion.

Vera sah Sarah an und Marja meinte „Jim ist jetzt erst einmal weg, aber ich würde mich nicht darauf verlassen, dass hier nicht auch welche von den Bösen herumlaufen.“

„OK, lasst uns zumindest aus der Sonne gehen, im Inneren des Hangars könnten wir sogar die Aura der Bösen sehen, aber ich hoffe, es sind die Guten da.“

„Hey Mädels kommt ihr, wir haben das Essen schon zubereitet?“

„Klasse, endlich einmal wieder festen Boden und man kann sich ausstrecken beim Ausruhen, der Jet ist ja wie ein Wohnzimmer aber etwas niedrig.“

„Ja Sarah, du mit deinen ellenlangen Beinen, du musst …“ Veras Stimme stockte, da saßen im halbdunklen Raum drei bekannte Gesichter aus Soulebda neben den Trafalgar Zwillingen und dazu noch gut ein Dutzend Frauen und Männer der hiesigen Mannschaft.

„Was macht ihr denn hier? Ich habe euch doch zuletzt im Palast gesehen…“ Ungläubig schauten die drei Mädchen die drei Kämpferinnen der Palastgarde an und ihnen ging ein Lächeln durch das Gesicht.

„Ja, doch, so im Blaumann geben wir doch ganz gute Techniker ab oder etwa nicht. Penelope war so frei und hat uns mit etwas Unterstützung hierher vorausgeschickt.

Euer Luxus Jet ist erst einmal in der Werkstatt und Jim außer Reichweite. Wir fahren morgen weiter in Richtung Süden, da wird das nächste Abenteuer auf uns warten.

Achja, ehe ich es vergesse, einen netten Gruß von Ma’Difgtma und ihr sollt heute noch eine Runde Tee ausgeben und jeden hier im Team trinken lassen. Das verstärkt die Ausstrahlung einer bestimmten Aura und ihr würdet schon verstehen.

Wir haben den Leuten schon klar gemacht, dass das eine Schutzimpfung ist und wir beschrieben die drohende Krankheit etwas bildlich, Vera wenn du uns da etwas helfen könntest.“

Eine der Gardistinnen übersetzte, das was Vera sagte, in die Landessprache. Vera erzählte den Arbeiterinnen und Arbeitern etwas von den gelbnarbigen Pocken, einer scheußlichen Krankheit, die sich auf die Geschlechtsteile von Mann und Frau gleichermaßen schlägt und impotente Auswirkungen haben kann.

Mehr musste sie nicht erzählen, als sie sahen, wie die drei Mädchen und die Trafalgar Zwillinge auch von dem „Medikament“ tranken, wollte jeder aus der Mannschaft auch einen Becher. Interessanterweise wollten die Männer mindestens zwei Becher…

**

Die vierte Aufgabe

Marinja begann das Briefing. „Morgen geht es in den Urwald von Mozambique. Wir setzen mit der Fähre über und fahren die Fernstraße 202 nach Süden bis wir in die Nähe von Chicócuè, Mosambik kommen. Dort ist vor Urzeiten ein Komet eingeschlagen, aber nicht der mit den Dinos, sondern ein kleinerer, der Krater hat gerade an die 5 Kilometer im Durchmesser und an den Rändern haben sich einige Menschen angesiedelt, mit denen will man nicht handeln oder leben, das sind Schurken, Räuber, Diebe und vielleicht auch Mörder. Genau dort müsst ihr die Schamanin suchen.“

Sarah sah die drei Kriegerinnen an „Wer geht da alles mit auf den Trip, mir wäre es lieb und recht, wenn die Zwillinge hier bleiben würden.“

Marja und Vera nickten eifrig mit den Köpfen.

„Gero, Jobs und ich gehen mit,“ begann Marinja, „aber ihr werdet über die Trafalgar Zwillinge bestimmt noch sehr froh sein, die gehen nämlich auch mit.“

„Das wird gefährlich sagen alle und wir sollen die Diamanten wirklich in Gefahr bringen?“

„Täuscht euch nicht in den Mädchen, die sehen nicht nur zuckersüß aus, die haben weitaus mehr Fähigkeiten, als sich die meisten von uns vorstellen können. Wir haben sie einmal in Action gesehen und seither weiß ich, dass ich mein Leben den Zwillingen bereitwillig anvertrauen kann.“

Am anderen Morgen ging es noch in der nach los, zwei Jeeps waren gerüstet und fuhren über die Straße zur Fähre ganz in der Nähe des Hafens.

„Ist hier um diese Zeit immer so viel los?“

„Das ist eine der größten Hafenstädte, die schlafen hier niemals, die wissen dass man immer am Puls der Zeit sein muss, wenn man was erreichen will.

Zwei Stunden später fuhr der kleine Konvoi über die Fernstraße nach Süden. Die Staubfontäne, die sie hinter sich herzogen, war riesig. Auf der Höhe von Mugazine kam ihnen ein Trinkwasser LKW mit Anhänger entgegen und brachte eine wahre Staublawine mit sich. Die Mädchen hatten alle Fenster geschlossen und warteten gut 10 Minuten, bis sie weiterfahren konnten.

„In einer Woche ist das vorbei, dann gibt es nur noch Staub und Hitze von Morgens bis Abends und dann wollt ihr hier nicht fahren, ihr würdet verdorren.“

„Das ist ja fast wie in Australien, nur gibt es hier keine so riesigen Road Trains, die dich für eine halbe Stunde im Staub stehen lassen.“

In Canhanguene füllten sie ihre Vorräte an Treibstoff und Wasser auf. „Lasst uns noch mehrere Kanister Wasser mitnehmen, das ist hier so kostbar wie Geld und wenn wir handeln müssen, ist das Gold wert.“ Dann ging es zum letzten Punkt der Reise nach Chicócué.

„Was soll das sein, eine Siedlung oder was?“

„Hier war einmal eine prächtige Siedlung mit knapp 2000 Menschen. Die lange Dürre hat über die Hälfte sterben lassen und die, die konnten, flohen zum Wasser, all jene die hier blieben, waren die zum Verdursten gezwungenen. So starb diese Siedlung mehr und mehr. Heute findet ihr noch zwei Brunnen, die ab und an Wasser führen und einige einsame Hütten. Genau das suchen wir, denn da ist irgendwo die Schamanin, wenn sie nicht verdurstet ist, meine ich.“

Plötzlich standen sie an einer Absenkung, diese sah so aus, als hätte ein Riese eine mächtige Spülung betätigt und spiralförmig hätten sich Wasserfluten den Weg in die Erde gegraben. Das Erdreich selbst war knochentrocken und fest, aber die Wassermassen, die einst hier durchgeflossen waren, mussten enorm gewesen sein.

Menschen kamen ihnen auf dem staubigen Weg entgegen, sie wirkten wie betäubt, mit tränenlosen großen Augen. Sie schienen aus der Senke gekommen zu sein und stapften weiter zum Weg.

Keiner der Menschen reagierte auf die freundlichen Worte, die die Mädchen für sie hatten. Erst als sie einen Wasserkanister öffneten und es plätscherte änderte sich das Bild. Auf einmal waren die großen tränenarmen Augen begierig, das kühle Nass zu bekommen und nach und nach wurden die Menschen freundlicher. Sprechen wollte aber noch immer keiner von ihnen.

Einige aus der Bodencrew blieben bei den Fahrzeugen, die anderen und auch die Mädchen schnallten sich ihre Rucksäcke mit reichlich Trinkwasser um, dazu leichtes Klettergeschirr und all das, was auch die Pfadfinder glücklich machen würde.

Beim genaueren Hinsehen wurde ihnen schnell klar, dass sie sich besser abseilen sollten. Die schmalen Pfade in die Tiefe waren alles andere als sicher und dennoch kamen ihnen hier andauernd Menschen entgegen, die aus der Tiefe nach oben stiegen.

Das Loch, in das sie abstiegen war gewaltig, gute 50 Meter im Durchmesser und unten konnte man keinen Boden erkennen. Eine stickige Welle verbrauchter Luft kam ihnen entgegen. Da unten mussten Menschen leben und arbeiten, das wurde ihnen immer klarer.

Jetzt waren sie vielleicht 30 Meter in die Erde gestiegen und schlagartig wurden die Temperaturen anders. Eine angenehme Kühle herrschte her, aber die Luft war immer noch sehr stickig. Unter ihnen wummerten Maschinen und bliesen frische Luft nach unten.

Endlich kam ein breiter Absatz und der mündete in einen ebenso breiten Tunnel, der weiter abwärts führte. Wie weit der Schacht weiter nach unten ging konnte man nur ahnen.

Erschrocken stellten die Mädchen fest, dass die Seitenränder mit Knochen gesäumt waren, sie konnten die Knochen aber noch nicht einordnen.

Vera besah sich die hellen Knochen und wurde bleich. „Das ist ein Oberschenkelknochen eines erwachsenen Menschen!“

Vera schaute ab und an nach den weiteren Knochen am Weg und beschrieb sie, „Kinderknochen, immer wieder Kinderknochen, dazu auch Erwachsene, allesamt unterernährt und daher mit schwachen Knochen.“

Vor ihnen schien sich ein Lager zu befinden, hier waren viele Menschen und wuselten herum. Dazwischen immer wieder hochgewachsene, hellhäutige Männer, die auf die armen Kinder einprügelten. Seltsamerweise schrie außer den Weißen niemand.

Dann endlich sahen sie das, worauf sie aus waren. In die Erde war ein Zelt eingelassen mit Zeichnungen, die schamanisch aussahen. Direkt daneben war wieder ein riesiges Loch, das in die Tiefe führte, wer da hineinfiel, der war verloren.. Mehrere Heranwachsende wurden an den Händen gefesselt und mit Mundknebeln in das Zelt geschubst. Als sie herauskamen, trugen sie keine Fesseln mehr, aber ihre Augen glänzten nicht mehr, sie wirkten wie kleine Automaten.

„Da drinnen werden die Kinder zu Sklaven gemacht, da ist die Hexe, die wir suchen drinnen und wir müssen uns vorsehen, die tötet gnadenlos.“

Wir sahen nur wie sich die Trafalgar Zwillinge in eine Nebenhöhle verkrochen und zwei unserer Begleiter, ein Mann und eine Frau plötzlich stockten und stehenblieben.

„Deckung, hinlegen!“ Fauchte Sarah die anderen an und sie lagen auf dem Boden, nur die beiden die stehengeblieben waren, verharrten an Ort und Stelle.

Sie ließen ihre Rucksäcke einfach fallen und schlurften auf das Zelt zu, um darin zu verschwinden.

Gero angelte sich die beiden Rucksäcke und Jobs zog die restlichen Dinge, die die beiden abgelegt hatten zu sich, dann duckten sie sich wieder.

Immer noch kamen die verhexten Kinder aus dem Zelt und liefen zu den weißen Männern, die sie einsammelten.

Dann kamen die beiden Erwachsenen, die Mädchen erkannten sie nicht mehr, sie wirkten, als hätte jemand ihnen die Lebensenergie abgesaugt und dann als Sklaven verkauft. Stumm und stur gingen sie in der langen Reihe zu den Weißen.

„Wir müssen das stoppen, sofort!“ Vera war fast außer sich, doch Marja und Sarah beruhigten sie.

„Ja klar Vera Schatz, aber vorher müssen wir die weißen Sklavenjäger da ausschalten, sonst ist das eine kurze Reise.“

Marinja war auf einmal verschwunden. Von unten, wo sich die neuen Sklaven versammelt hatten, kam plötzlich ein Lärm und fünf kräftige Männer stürmten mit Macheten, Gewehren und Knüppeln auf die Mädchen zu. Sie hatten die Eindringlinge bemerkt. Die beiden gut genährten Erwachsenen waren offenbar nicht als einfache Sklaven angesehen worden und die Sklavenhändler waren clever genug noch mehr Eindringlinge zu vermuten.

Ehe sie an die Mädchen kamen, schien eine Staubwolke vor ihnen zu platzen und die Trafalgar Zwillinge standen vor den Männern. Wie von einem gewaltigen Sturmwind gepackt, wurden die Männer an die gegenüberliegende Wand geschleudert, verloren ihre Waffen und ihr Bewustsein und fielen lautlos in die Tiefe.

Erst jetzt sahen auch die anderen Männer die Hexe, sie stand vor ihrem Zelt und schrie etwas Undeutliches.

Erschrocken sahen die Mädchen die Hexe an, da brach sie zusammen. Hinter ihr erhob sich Marinja mit einem Taser und winkte den Mädchen zu. „Kommt schnell, ich weiß nicht, wie lange das hält!“

Die Hexe lag zuckend auf dem Boden und bebte an allen Gliedern. Nach einer Weile löste Marinja den Taser und die Hexe erschlaffte. Sofort wurde sie geknebelt und Augen und Mund verbunden.

Die Mädchen des Garderegimentes zeigten was sie sich unter eine Fesselung vorstellten, die wickelten die Hexe fest ein und stülpten zum Abschluß einen schwarzen Stoffsack über ihren Kopf.

„So jetzt aber rasch, die Wachen werden nicht lange auf sich warten lassen.“

Vera schaute die Gardistinnen an. „Ich hätte hier ein wunderbares Mittel, das lähmt die Hexe für eine gute Stunde.“

Alle beteiligten nickten und schon stach Vera die Spritze in den Hintern der Hexe. Jetzt packten alle mit an und sie wurde nach oben gebracht.

Diese Hexe war zwar recht leicht zu tragen, aber der Anstieg war eben alles andere als einfach. Nach guten 30 Minuten waren sie endlich an der Oberfläche. Vera kontrollierte Atmung und Zustand der Hexe und erneuerte die Betäubung. Dann endlich ging es zu den Jeeps. Die beiden Sklaven aus der Bodenmannschaft aber waren verloren, sie wurden nicht mehr gesehen. Hätten die Mädchen gewusst, welch schreckliches Ende die beiden erwartete, dann hätten sie die beiden auf jeden Fall aus der Tiefe gerettet.

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Während die Mädchen die gefangene Hexe gut verschnürt und wohlbetäubt nach Maputo brachten, hatte Sarah den Laptop bereits gestartet und schrieb an anjana@schaman.in und innerhalb einer Viertelstunde kam die Antwort.

– beschreibe die gefangene Hexe oder schick ein GIF von ihr –

– anbei das Bild, die Hexe ist 1,69 groß, recht dürr und das Gesicht sieht im zweiten Bild noch düsterer aus –

– bitte schaut nach, ob ihr am linken Fuß der kleine Zeh fehlt, wenn der Zeh fehlt, ist es höchstwahrscheinlich ein menschliches Ungeheuer und ihr solltet auf jeden Fall die Fesseln lieber dreimal kontrollieren –

„Hey Mädels, Anjana warnt uns vor der Hexe und das mit Nachdruck, kontrolliert die Fesseln und dass die Betäubung sitzt, die muss höllisch gefährlich sein, meint Anjana.“

„Sie ist wach!“ Rief da Vera erschrocken.

Im gleichen Moment bewegte sich die gebundene und verschnürte wie eine wildgewordene Wildkatze, solange bis Marinja mit einer Keule die Hexe betäubte. Mit einem ächzen erschlaffte sie.

„Vera, stell die ruhig, aber mit einer richtigen Dosis, am besten eine für Ochsen!“

– Hi Anjana, du hattest Recht, der kleine Zeh am linken Fuß fehlt, der Rest sieht verbrannt aus, was kannst du uns sagen? –

– Diese Hexe stammt aus dem Grenzgebiet von Chile und Argentinien, ursprünglich stammt sie aus Europa, genauer aus Nazideutschland, sie hat dann in Argentinien in den späten 40’er Jahren ganze Dörfer entvölkert, auf der Suche nach neuen schwarzen Mitteln. Erst mit dem Militär gelang es seinerzeit, die Hexe gefangen zu nehmen, auch dabei müssen viele Menschen gestorben sein.

Nochmals meine Warnung: Passt auf, die ist höllisch gefährlich, wenn ihr nicht weiterkommt, erschießt sie besser und das ist mein voller Ernst. Die Hexe ist grausam und absolut tödlich!

In der Region, aus der sie stammt wurde sie „Soraya die SS Hexe“ genannt. Der verlorene Zeh stammt von einer explodierten Handgranate der Soldaten. –

„Scheibenkleister, wir haben ein Monster gefangen genommen, wir werden gewarnt und immer wieder gewarnt, kontrolliert die Fesseln und die Knebel, ich bekomme echt Angst vor der Hexe.“

Gero hatte sein Smartphone zur Seite gelegt, wir haben ein Versteck und bekommen Unterstützung. Da vorne an der abgebrannten Siedlung ist ein eingegrabener Überseecontainer, da machen wir die Hexe fest, mit allem was wir zum festmachen haben – Schnüre Ketten, zur Not nageln wir sie fest!“

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Götterdämmerung

Der Container war alt aber aus bestem Stahl. Die Ketten an den acht Montagepunkten hielten früher einmal ein Phantom II Flugzeugtriebwerk von General Electric J79 fest und das wog etwa anderthalb Tonnen. Nun musste es eine gefährliche Hexe festhalten.

Mit Ketten, Schnüren und Gurten hatten sie die Hexe verzurrt, sie waren sich alle sicher, das das hält. Die Hexe hing schlaff in den Fesseln und die schwarze Stofftasche über ihrem Kopf verbarg ihr Gesicht.

„Geht immer zu zweit in den Container, niemals alleine und wir gehen absolut kein Risiko ein, ist das klar? Keiner macht die Gesichtsmaske ab.“ Fragte Marinja in die Runde und alle nickten.

Als es draußen finstere Nacht war, hielten zwei Jeeps und die Gardistinnen empfingen die Neuankömmlinge.

„Wir haben Verstärkung aus dem Marinestandort erhalten, wir haben dort ein paar Freunde.“

Sechs Männer, allesamt gut trainiert und kein einziger mit einer leuchtenden Aura um den Kopf, kamen zu uns und man begrüßte sich, dann erfolgte die Einweisung. Marinja machte allen klar, dass das hier ein Monster war und dass Lebensgefahr bestand.

Der Container war verschlossen, die Wachen waren eingeteilt und endlich konnten die drei Mädchen schlafen. Wechselweise schoben die Soldaten Wache und schauten durch die kleinen Fenster in den Container.

Alles schien in Ordnung und der Schlaf übermannte die Mädchen.

In der Dämmerung geschah es.

Donnern und Wummern kam aus dem Container, die ersten Wachen schlugen Alarm und die restlichen Wachen kamen mit Stöcken und Baseballschlägern angerannt und stürmten den Container.

Es wummerte und der Container schien sich zu bewegen. Sarah, Verah und Marja fuhren erschrocken auf und rannten zu dem Container, da fuhren hinter ihnen die Trafalgar Zwillinge mit riesigen Sprüngen herbei, schrien „Platz da!“ Und verschwanden im Container. Mit einem Knall schloss sich die Tür.

Als wären wilde Bullen in dem Container, donnerte es und die drei Mädchen suchten schnellstens die Schusswaffen und gingen in Deckung. Dann blitzte es im Innern und die Scheiben der kleinen Fenster barsten mit lautem Knall. Geschrei hell und kreischend, dazwischen Schreie und Donnergrollen.

Mit einem lauten Knall war es dann vorbei. Endlich wurde es drinnen ruhiger und die Mädchen öffneten von außen den Container, leuchteten mit ihren starken Lampen in den Nebel und hielten die Waffen schussbereit.

Eine Wache schlurfte heraus, der junge Soldat blutete und weinte, er hatte offenbar eine gebrochene Schulter und höllische Schmerzen. Er drehte sich um seine eigene Achse und fiel auf den Boden.

Dann kamen die Trafalgar Zwillinge in ihren dünnen Nachthemdchen, sie sahen aus, wie zwei Engel, die eben dem Himmel entstiegen waren, nur dass die dünnen Hemdchen verschmutzt und zerrissen waren.

„Die Hexe ist tot! Leider auch die fünf Soldaten.“

„Was ist da eben geschehen?“

„Das war ein Kampf der Giganten, die Hexe war unheimlich stark, die hätten wir niemals lebendig bezwungen, die hat die Seelen der Soldaten gefressen und deren Kraft getankt, wir konnten den armen Soldaten nicht mehr helfen, aber wir haben dafür der Hexe ihr Geheimnis entrissen!“

„Geheimnis?“ Fragten die Mädchen zugleich.

„Ja, das Geheimnis des Seelenraubes, wir wissen jetzt wie das funktioniert, wir waren immer nahe dran aber verstanden den letzten Rest nicht. Bei ihrem Tod hat sie versucht allen von uns die Seele zu rauben und da konnten wir es dann erkennen.

Im Endeffekt, was die Reise also doch ein Erfolg, aber es tut uns um die armen, jungen Soldaten so leid.“

Da schwenkte die Containertüre quietschend auf und offenbarte das Grauen. Von der Decke hingen die Ketten und in den Ketten hingen Reste einer verbrannten Kreatur, nicht größer als ein Schäferhund. Alles andere war verbrannt und verkohlte Reste fielen zu Boden, auf einen Haufen dampfender, glühender Asche.

Die armen Soldaten sahen aus, als hätte man ihnen von innen heraus die Brust aufgesprengt. In ihren Gesichtern stand noch das blanke Entsetzen. Ihr Tod musste grauenhaft gewesen sein. Der Rest der verbrannten Kreatur fing plötzlich Feuer und brannte lichterloh.

Die Mädchen legten die Leichen nebeneinander und deckten sie mit einer Decke ab, oben auf die Decke legte Vera ein kleines Kreuz drauf und schrieb auf ein Blatt Papier „Mea Culpa mea Maxima Culpa“ und darunter „Requiem in Pacem“.

Langsam schlossen die Mädchen danach die Türe des Containers.

„Ich verständige vom Stützpunkt aus die Armee, die werden den Männern ein heldenhaftes Begräbnis geben.“

Noch in der gleichen Nacht pachten sie ihre Sachen und fuhren nach Norden zum Stützpunkt, den sie frühmorgens erreichten.

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„Im Palast haben sie über die diplomatischen Kanäle ihr Bedauern ausgedrückt und baten die hiesige Regierung um eine heldenhafte Beisetzung der Soldaten. Die müssen gut gewesen sein, denn die Führung hat einem Heldenbegräbnis zugestimmt, damit werden die Angehörigen auch versorgt, was wichtig ist.“

Fal’Andagar kam an den Tisch der Mädchen. „Tra’Manlanda muss noch eine Wunde säubern, sie kommt dann nach.“

„Ich schicke eben noch die Mail an Anjana.“ Sagte Vera.

Marja sah sie bewundernd an „Was habt ihr in dem Container getan, diese Hexe war ja ein richtiges Monster, ein Menschenfresser oder besser eine Seelenfresserin, wie kann man sich gegen so etwas überhaupt wehren?“

„Tra’Manlanda und ich sind nicht nur nett anzusehen, wir sind auch Kampfschamaninnen mit der allerbesten Ausbildung. Ma’Difgtma selbst hat uns ausgebildet und uns auch bei anderen Schamanen in die Ausbildung gegeben. Wir können uns also durchaus wehren. Um deine Frage zu beantworten: Ihr könnt euch noch nicht dagegen wehren, ihr würdet einfach so übernommen werden und es nicht merken, bis dass es zu spät ist. Das ist leider so, lernen kann man das sehr schlecht, aber wenn Tra’Manlanda da ist, versuchen wir euch eine Kostprobe von dem zu geben was da im Kopf geschieht. Stellt euch aber darauf ein, dass ihr einerseits enttäuscht sein werdet, wie wenig ihr dagegen machen könnt und auf der anderen Seite werdet ihr über die Brutalität erschreckt sein, seid also gewarnt!“

Sarah schaute Fal’Andagar fragend an. „Ja doch, du kannst eine gute Kämpferin sein und mit dem Messer eine Künstlerin, aber es kann sein, dass du einen geistigen Angriff nicht erkennst oder parieren kannst.“

Tra’Manlanda kam dazu und die Zwillinge sprachen kurz und leise miteinander. Dann wendeten sie sich den drei Mädchen zu.

„OK wir werden es euch zeigen, Marinja, Gero kommt ihr und bringt Jobs auch mit bitte, wir gehen da in den Nebenraum.“

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„Das ist kein Hokuspokus, das ist echte und brutale Wirklichkeit.“ Begann Tra’Manlanda und Fal’Andagar saß auf einem Stuhl und schaute still die Mädchen an.

Die sechs Mädchen saßen da und warteten und lauschten in ihr innerstes, ob und wann sie etwas erkennen würden.

Dann geschah es, es kam so plötzlich, dass sich keine darauf vorbereiten konnten. Die sechs Mädchen standen auf und gaben ihrem Gegenüber eine leichte Ohrfeige. Lediglich bei Sarah ging das nicht so recht, sie setzte sich einfach wieder hin und schaute ungläubig zu, während die anderen sich weiter ohrfeigten. Dann endete es so schnell wie es angefangen hatte.

Mit der Befreiung aus der Zwangslage standen die Mädchen da und waren entsetzt. Ohne auch nur irgendetwas erkannt zu haben waren sie plötzlich nicht mehr Herr ihrer Sinne gewesen.

„Ich.. ich…“ Begann Marinja und sah entsetzt aus, „ich hatte keine Chance etwas zu machen und dann sah es so aus, als wäre ich ein Zuschauer in meinem eigenen Körper.“ Die anderen nickten zustimmend. „Unheimlich, absolut unheimlich, plötzlich war ich abgeschaltet und etwas steuerte meinen Willen.“ Sagte Vera und Marja blieb mit großen Augen sitzen. „Was war mit Sarah, warum habt ihr sie nicht auch verhext?“

„Wir haben keine Einzige von euch verhext, wir haben euch nur übernommen. Wir hätten alles mit euch machen können, sogar euch über eine Brücke springen lassen.“

Dann schaute Tra’Manlanda zu Sarah „Schatz, wir beide müssen uns nachher einmal in Ruhe unterhalten, du hast ein Potential, an das du bestimmt noch nie gedacht hattest.“

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Anjana las ihre Mails. Die Bilder der Hexenreste, die sie von Vera bekommen hatte und das, was die Mädchen erlebt hatten, war zwar grausam aber Anjana hatte dennoch ein Lächeln im Gesicht.

Dann schrieb sie an ihre Leute. „Hallo ihr Lieben des Lichtes. Heute haben die drei Mädchen, von denen ich euch berichtete, eine der sechs Hexen besiegt. Soraya die SS Hexe ist endlich tot. Ihre verkohlten Überreste wurden vergraben, die kehrt nicht wieder. Jetzt bleiben noch fünf.“

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Soulebda, heute

Iduna taxierte mich, während wir uns umkreisten.

Wir hielten beide eine Kriegskeule und warteten auf die Gelegenheit anzugreifen. Da ich Idunas Überlegenheit im Nahkamkf kannte, hielt ich sie mit der Keule auf Abstand. Iduna war allerdings auch auf Abstand gefährlich, doch wie eine Spinne, die am Rand ihres Netztes auf Beute wartete, hatte sie Geduld und wartete auf ihre Chance.

Schließlich täuschte ich einen Angriff an, ging vor und wich sofort zurück. Doch das war erst der halbe Plan. Ich wusste, dass Iduna das Manöver durchschauen würde…

Genau so war es. Iduna wartete einen Sekundenbruchteil ab, wartete bis ich mich zurückzog, um dann nachzusetzen. Doch in diesem Moment ging ich voll in sie herein, drehte mich um 90° und ließ sie gegen meine Schulter auflaufen. Gleichzeitig ließ ich die Keule fallen, griff sie mit beiden Händen und brachte sie zu Fall. Noch im Fallen schwang sie ihre beiden Beine um mein Standbein und ich verlor ebenfalls das Gleichgewicht. Zusammen schlugen wir auf dem Sandstrand auf.

„Verdammt, das war gut!“ Lobte sie mich, während wir aufstanden. „Ich sehe, ihr seid bereit!“ Sagte sie und blickte in die Runde.

Acht Tage hartes Training lagen hinter uns und sogar Caroline und die Krieger Soulebdas trugen am ganzen Körper blaue Flecken. Iduna hatte uns alles abverlangt und wir hatten, wie Schwämme, alles aufgesaugt, was sie uns beibrachte.

Jetzt waren wir bereit den verhexten Kriegern entgegenzutreten.

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Neben uns übte aber noch eine andere Einheit, welche ebenfalls nach Futuna aufbrechen sollte. Diese Einheit bestand aus Kresser, Jerome, Iduna undTrusg’jerset. Ihre Aufgabe bestand darin, eine eventuelle Landung Veroniques Eingreiftruppe vorzubereiten und zu unterstützen. Natürlich würden sie uns im Falle eines Angriffs helfen, doch ihre erste Priorität war es unsichtbar zu bleiben.

Beide Gruppen sollten mit Bernd nach Futuna gebracht werden und sollte uns das Wetter keinen Strich durch die Rechnung machen, würden wir heute Nacht aufbrechen…

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„Condor drei an Condor zwei, Status?“

„Condor zwei, Status grün, beginne mit Sinkflug.“ Meldete Jim.

Jim war einer der „Virginia-Farmboys“ die zusammen mit Mike und Dave vor Beginn der Rebellion auf Soulebda  im Auftrag der CIA heimlich nach Abbaustellen für seltene Erden suchten.

Als die Rebellion dann ausbrach und wir, die „Rebellen“, verzweifelt Hilfe brauchten, trommelten Mike und Dave ihrer Farmboys zusammen und sie beschlossen ihre Befehle aus Washington zu ignorieren und die Rebellen zu unterstützen.

Jim bildete mit Veronique die „Luftwaffe des freien Soulebdas“. Mit zwei alten Schottmühlen flogen wir in die erste Luftschlacht der Indel und gewannen. Später stieß dann Bernd zu uns und mit ihm wurde Veroniques Luftwaffe, ein ernstzunehmender Gegener.

Nach der Rebellion ging Jim für kurze Zeit in die USA zurück, doch schon nach wenigen Monaten nahm er seinen Abschied und flog zurück nach Soulebda, wo ihn Heylah und Veronique mit offenen Armen empfingen.

Jim hieß natürlich nicht Jim, es war nur der Name, den er als „Farm-Boy“ benutzte. Sein richtiger Name lautet Liugi- Alfredeo- Bernado di Massa…wir beschlossen bei Jim zu bleiben.

Jim nahm einen Job als Kontrolleur bei der Kommission an, welche für den Abbau der seltenen Erden zuständig ist und die verschiedenen Konzerne überwachte.

Ein Koreanisches Unternehmen hatte trotz Verwarnung, weiter in Gebieten Erden abgebaut, welche von der Kommision nicht freigegeben waren und Dank Jims Bemühungen, konnte dem schnell ein Ende gesetzt werden.

Die Firma verlor ihre Konzession und wurde von Soulebda verbannt, was allen anderen Konzernen zur Warnung diente.

Natürlich führte Jim auch Aufträge für Bernds Fluglinie durch und wenn wie jetzt, ein verschwiegenes Fliegerass gebraucht wurde, war Jim selbstverständlich zur Stelle.

„Verstanden, Condor zwei, Musik ist an.“

Esrom löschte alle Lichter und die Piloten setzten ihre Nachtsichtbrillen auf.

In dem etwas älteren Wasserflugzeug bereitete sich Jim darauf vor, mit seiner „Blechgans“ zwei Meilen vor der Küste Futunas, auf dem Meer zu landen.

„Anflug auf Kurs 170, Höhe 100 Fuß, Leichter Sinkflug, bis Höhe 0.“

„Bestätige!“

Jim drehte das Wasserflugzeug auf Kurs 170. Diesen Kurs hatten sie an dieser Stelle Futunas bewusst gewählt, da es hier, am Nordzipfel die wenigsten Ansiedlungen gab.

„Leute, wir landen gleich, macht euch einen heftigen Rums gefasst.“ Rief Jim uns zu und wir vergewisserten uns, dass keine losen Gegenstände herumlagen.

Auch mit einem Nachtsichtgerät war das Wassern vor der Küste Futunas Küsten für Jim eine Herausforderung. Aus diesem Grund hatte er auch das alte Flugboot gewählt. Die Blechgans war stabil und konnte einstecken.

Esrom vergewisserte das der Radarstörer arbeitete und hob den Daumen. „Condor zwei, alle bereit für Landanflug. Keine Objekte im Wasser, oder der Luft.“

„Verstanden, Condor zwei beginnt Landeanflug.“ Langsam brachte Jim das alte Flugboot unter Bernds Radarschutz nach unten. Dann kam der kritische Moment und mit einem harten Schlag setzte Jim die Maschine auf.

Wir wurden kräftig durchgeschüttelt, doch Jim zeigte, dass er ein Spitzenpilot war und brachte uns heil und in einem Stück nach unten.

„Sie sind in unten und klar, kreisen wir über ihnen.“ Meldete Esrom an Bernd.

„Ok, wir gehen auf 700 Meter.“

Jim drehte das Flugzeug un Richtung Küste und brachte uns damit bis 500 Meter vor die Küste.

„Ab hier müsst ihr leider Paddeln.“ Teilte uns Jim mit.

„Keine Sorge, dass schaffen wir.“ Meinte ich, als einer der sechs Soldaten die uns begleiteten, ein schwarzes Bündel ins Wasser warf, welches sich selbst aufblies und sich als Schlauchboot entpuppte.

Die drei Soldaten und drei Krieger luden unsere Ausrüstung ins Boot und stiegen ein, während Caroline und ich den Schluss machten.

„Passt ja auf eure Hintern auf.“ Bat uns Jim als ich Caroline ihre MP 7 reichte. „Haltet die Ohren steif.“

„Machen wir.“ Ich stieg ins Boot und schob uns vom Flugzeug weg. Von Hand paddeln mussten wir allerdings nicht. Das Boot hatte einen sehr leisen Elektromotor der uns zum Strand brachte.

Zielsicher steuerte Jorhu´lar, ein Sergeant der Palastgarde den Strand an und obwohl keine Menschenseele zu sehen war, klopfte mein Herz bis zum Hals, als wir am Strand ankamen.

Caroline und die Krieger sicherten sofort die Umgebung, während die Soldaten und ich das Boot vom Strand brachten, die Luft herausließen und es unter einer Schicht Sand vergruben.

Schließlich konnte man nie wissen, ob man es nicht noch einmal brauchte.

Dann als die Krieger unsere Spuren beseitigt hatten, schlichen wir in den Dschungel. Zurück blieb nur ein leerer Strand….ein nicht ganz leerer Strand…

**

Keiner von uns, nicht einmal die Stammeskrieger bemerkten die vier Augen die uns beobachteten. Das diese Kenta’Mariba und Tars´Fert entgingen, lag einzig an der Tatsache, dass die Augen auch Kriegern gehörten…verhexten Kriegern!

**

Marseille

Marie Nieflier, die persönliche Sekretärin Nguyens klopfte leise an die Tür seines Büros und wartete auf die Aufforderung einzutreten. Als dieser nickte, trat sie zu ihm und sah ihn mit völlig schwarzen Augen an.

„Die fremden Krieger aus Soulebda sind angekommen. Es sind drei Krieger, sechs Soldaten und zwei Europäer. Sie werden versuchen mit den Überlebenden der Santre’feraste Kontakt aufzunehmen. Kümmern sie sich um sie, töten sie alle, damit ich meine Bezahlung bekomme!“

Dann wurden Maries Augen wieder hellblau und sie stand völlig verwirrt vor Nguyen, als ob sie keine Ahnung hätte, wie sie hergekommen war, oder was sie von ihm wollte.

„Entschuldigung… bitte?“ Stammelte sie.

„Schon in Ordnung Marie, bitte benachrichtigen sie Janine und Bruce, dass ich sie sprechen möchte.“

„Sofort, Monsieur.“

-Ich muss die Alte umlegen, sobald Deprimeris abgeschossen ist!- nahm sich Nguyen vor. –Wer weiß wen sie noch alles…-

Gleich darauf trafen Hunt und Sinclair ein.

„Hu´tars hat „angerufen“ und mitgeteilt, dass Soulebda ihr erstes Team geschickt hat. Neun Soulebdalesen und zwei Europäer.“

„Europäer? Welche Europäer?“ wollte Sinclair wissen.

„Das weiß ich nicht, sie sagte nur Europäer.“

„Verdammt, das riecht nach Geheimdienst.“

„Quatsch, kein Geheimdienst interessiert sich für diese beschissene Insel. Das werden irgendwelche gemietete Söldner sein. Ihr zwei werdet nach Futuna fliegen und euch um die Eindringlinge kümmern. Legt sie um, oder steckt sie in die Mienen, Hauptsache sie verschwinden.“

„Die Vorbereitungen für Deprimeris sind gerade angelaufen, was soll ich jetzt am Arsch der Welt?“ Fragte Hunt.

„Wenn die Alte ihre Bezahlung nicht bekommt, riskieren wir das gesamte Projekt, also schwingt eure Ärsche nach Futuna und legt alle um, die Hu’tars tot sehen will. Um die weiteren Vorbereitungen kümmere ich mich!“

„Für meinen Geschmack, pfeifen wir zu sehr nach der Pfeife dieser Verrückten.“ Schimpfte Sinclair.

„Bis jetzt hat Hu‘tars Wort gehalten und jeden übernommen, den wir von ihr verlangt haben. Deprimeris nähert sich der heißen Phase, wir dürfen jetzt nichts riskieren. Aber, sobald wir die Alte nicht mehr brauchen…  darfst du sie umlegen, Bruce.“

**

Wir landeten in der Nähe von Fikavi.

„So und jetzt?“ Fragte ich als wir das Schlauchboot vergraben hatten.

„Wir schlagen uns erst mal in die Büsche.“ Meinte Caroline und zog eine kleine Karte aus ihrem Kampfanzug.

„Wir sind hier“, sie zeigte auf die Nordküste, „wir machen folgendes. Tars´Fert,  Sarist teras und ihr, “ sie sah die Soldaten an, „ihr sucht nach den Überlebenden. Kenta`Mariba, Peter und ich sehen uns etwas um. Wenn ihr die Überlebenden gefunden habt, sagt uns Bescheid. Sichert das Lager und bereitet eine schnelle Evakuierung vor. Falls das Lager entdeckt wird, müssen wir schnell verschwinden können.

Wenn wir uns umgesehen und uns ein Bild von der Lage gemacht haben, stoßen wir zu euch. Alles klar?“

Alles war klar und keiner hatte eine Frage also brachen wir genauso leise auf, wie wir gekommen waren.

„Wo sehen wir uns als erstes um?“ Wollte ich wissen.

„Vele. Dort ist der Airport, mal sehen was dort alles an Fliegern herumsteht. Anschließend gehen wir nach Maopo‘ opo. Wenn Nguyen Leute hier rumlaufen lässt, dann dort.“

„Was macht dich da so sicher?“

„Es liegt in der Nähe zum Flugplatz und König Sevate, den sie unter Kontrolle halten müssen hat dort seine Residenz.“

Ich schaute mir Carolines Karte an und stellte fest, dass wir quer über die Insel mussten. Caroline und ich nahmen lediglich unsere Handfeuerwaffen, zwei Ferngläser und die Kriegskeulen mit, die MPs übergaben wir den Soldaten, da wir nicht vorhatten, uns eine größere Schießerei mit den Söldnern von Trafalgar zu liefern. Auch die Nachtsicht und Infrarotausrüstung gaben wir den Soldaten mit, dann trennten wir uns.

Kenta’Mariba übernahm die Führung und führte uns sicher, ohne Nachtsichtgerät, durch den dichter werdenden Dschungel ins Inselinnere. Als die Sonne aufging, hatten wir den Hügel über Fikavi erreicht.

Ziemlich fertig stöhnte ich dankbar auf, als wir es endlich zur Kuppe geschafft hatten. Anscheinend hatten wir uns den steilsten Hang der ganzen Insel ausgesucht. Wir suchten uns ein gutes Versteck und warteten den Tagesanbruch ab.

Gerade als ich mich ausstreckte, rief uns Ma’Difgtma. „Ich grüße euch. Es gibt Neuigkeiten, von denen ihr Wissen solltet.“

Sie berichtete uns von Veras und Sarahs Mission, welche die beiden jetzt schon um den halben Erdball geführt hatte und betonte dabei immer wieder, wie wichtig die Erfahrungen und Ergebnisse waren, die das Team bis jetzt gesammelt hatten. Dabei vergas sie nicht, die Toten zu erwähnen, welche die letzte Mission gefordert hatte.

Ich war geschockt, als ich von den Toten in Moçambique erfuhr. Erleichtert das Vera und Sarah nichts passiert war, schlich sich eine leise Frage in meine Gedanken.

Sieben tote Soldaten, bei nur einem Aufenthalt, um eine Hexe…? Hexe…! Da war es wieder. Meine Verstand und damit meine Zweifel, meldeten sich zu Wort.

Wenn diese Hexe schon in Nazideutschland aktiv war, wie alt musste sie dann gewesen sein? Über Hundert? Und… Seelenfresserin? Ich kam wieder einmal an eine Grenze, bei der ich mich fragte, wie real und wirklich das alles war. Glaubte ich an Hexerei? Nein!

Sicher, die Stämme Soulebdas führten mir ständig Wissen vor Augen, dass uns „Zivilisierten“ längst verloren gegangen war, doch das hatte nichts mit Übersinnlichkeit oder Hexerei zu tun.

Und doch nagte die Frage an mir…

„PETER!“ Riss mich die Stimme Ma’Difgtma aus meinen Grübeleien. „Ich sehe, dass du dich wieder fragst, ob du an all das glauben sollst. Ja, das solltest du, die Toten lügen nicht!

Peter… solange ich dich kenne, hast du bei Entscheidungen, aus dem Bauch heraus, oft die richtige Wahl getroffen. Schalte deinen Verstand nicht aus, doch höre auf dein Gefühl. Im kommenden Kampf ist es gut möglich, dass dein Verstand, der Glaube an das Reale, zum größten Feind für euch wird.“

„Ma’Difgtma, es ist nicht so, dass ich all das als Aberglaube abtue, aber…“ ich schwieg. Wie sollte ich meine Skepsis in Worte fassen, die meine Gefühlen beschrieben.

„Peter, erwarte keinen Beweis für das, nennen wir es, Übersinnliche vielleicht auch Göttliche. Öffne einfach deine Augen für Mualebda, alles andere kommt von alleine.

Doch jetzt genug davon! Hier ist eine Sendung, für dich persönlich angekommen. Ich konnte nicht glauben, als sah, was da aus Deutschland kam. Wir werden es dir bei nächster Gelegenheit zukommen lassen. Mehr verrate ich aber nicht.“

„Ma’Difgtma, was macht das andere Team?“ wollte Caroline wissen.

„Das andere Team bereitet sich darauf vor, in den nächsten Tagen aufzubrechen. Das Wetter macht uns zurzeit einen Strich durch die Rechnung, doch sobald Bernd das Startzeichen gibt, brechen sie auf.“

„Das ist gut, ich habe so das Gefühl, dass wir etwas Unterstützung gebrauchen können.“

Ma’Difgtma verabschiedetet sich und wir ruhten uns noch etwas aus, bevor wir nach Vele aufbrachen.

„Was denkst du eigentlich? Glaubst du an Hexerei?“ fragte ich Caroline.

Caroline starrte mich eine Zeit an und meinte dann. „Ich glaube das, was immer Ma’Diftgma und Xialorenga solche Angst macht, real ist und wir höllisch aufpassen sollten, das es uns nicht erwischt. Und was das glauben angeht…“, sie sah sich um, „…ja, irgendwie schon.“

Kenta’Mariba der die Diskussion mitverfolgt hatte, grinst nur vor sich hin.

„Was?“ fragte ich ihn. Kenta’Mariba schüttelte nur den Kopf, zeigte auf seine Augen und ließ dann die Finger einmal um die ganze Insel wandern. „Das ist doch Antwort genug, oder?“

**

Wir waren nur ca. 6 Kilometer Luftlinie von Vele entfernt. Doch ein Spaziergang war das Ganze nicht. Um Siedlungen und einzelnen Häusern, bzw. Hütten auszuweichen brauchten wir den ganzen Tag, bis wir einen guten Beobachtungsplatz in den Hügeln über dem Flugplatz von Vele erreicht hatten.

Im letzten Licht des Tages sahen wir wie Vorbereitungen getroffen wurden, um eine Landung vorzubereiten.

„Denkst du, dass heute Nacht noch ein Flieger kommt?“

Caroline sah sich das Flugfeld und die kurze Piste an. „Nein, hier finden nachts garantiert keine Landungen statt. Jede Wette, morgenfrüh kommt ein Jet. Und wenn die jetzt schon alles bereit machen… muss es wichtiger Besuch sein.“

Wir wechselten uns mir der Wache ab, bis uns Kenta’Mariba kurz vor Sonnenaufgang weckte. „Die Sonne wird gleich aufgehen. Da unten tut sich was.“

Caroline schnappte ihr Fernglas und suchte im ersten Tageslicht, das Rollfeld ab. „Sieh mal“, sie zeigte auf das östliche Ende der Rollbahn. Dort stand eine alte Frau mit wirren Haaren, „ist das nicht diese Hu’tars?“

Ich schaute durch das Glas. „Ja, das könnte sie sein. Die Haare und das Alter stimmen.“ Dann drehte sie sich etwas und ich konnte ihr Gesicht sehen. Es war eindeutig die Frau von dem Bild.

„Verdammt! Hätte ich jetzt nur ein gutes Scharfschützengewehr.“ Fluchte Caroline. „Dann hätte sich das Problem erledigt!“

„Ein Flugzeug!“ zischte Kenta’Mariba.

Erst hörte ich nichts, dann drang ganz leise das Summen eines Flugzeuges zu uns.

„Da!“ Kenta‘Mariba zeigte auf einen winzigen Punkt am Himmel der allmählich größer wurde. Eine CASA CN-235 wurde immer größer und flog die Landebahn an. Zielsicher setzte das Flugzeug auf und rollte langsam aus.

Sofort herrschte hektisches Treiben um die Maschine. Der Tankwagen fuhr vor und Techniker kamen gerannt.

„Nguyen oder seine Leute, sind das sicher nicht, die kämen nie mit einer Frachtmaschine.“ Meinte ich zu Caroline, als die Heckklappe des Flugzeuges heruntergelassen wurde und ein weißer Hummer die Heckklappe herunterfuhr. Selbst auf diese Entfernung sah ich, dass der Wagen aufgemotzt war.

„Sinclair!“ sagten wir beide gleichzeitig.

„Fabienne hatte Recht, Jungs und ihre Spielzeuge.“ Kicherte Caroline.

„Dann dürfte das wohl Hunt sein.“ Sagte ich, als eine blonde Frau die Gangway herunterkam. „Wenn Nguyen seine erste Reihe schickt, ist sicher was faul hier.“

Caroline starrte eine Zeit gerade aus, dann sagte sie, „Die wissen, dass wir hier sind! Deswegen sind Sinclair und Hunt hier!“ fauchte Caroline, erneut fluchte sie, dass sie keine Remington bei sich hatte.

„Woher wollen die das wissen? Wir sind erst ein paar Stunden auf der Insel!“

„Sie wissen es! Los, wir müssen zu den anderen Überlebenden und uns auf einen Angriff vorbereiten. Sie werden uns suchen und jagen.“

**

„Wenn du einmal auf deine Karre verzichten würdest, könnten wir auch mal in einem vernünftigen Flugzeug reisen!“ maulte Hunt Sinclair an. „Ich meine damit einen Lear Jet, oder etwas Ähnliches.“

„Erstens, mehr Luxus als hier gibt es nicht.“ Antwortete Bruce und hatte Recht. Das Passagierabteil der CN-235 war mit allem Luxus ausgestatte den es gab. „Und zweitens hasse ich es in einer versifften Karre zu fahren, an der wohlmöglich noch irgendein besoffener Einheimischer am Steuer sitzt! Sei froh, dass ich dein Fahrer bin!“

Bevor Hunt sich mit Sinclair streiten konnte, meldete der Pilot dass die Maschine im Anflug auf Futuna sei. Sie schnallten sich an und warteten die Landung ab.

Kaum stand das Flugzeug still, sprang Sinclair in seinen Hummer, fuhr die Rampe herunter während Hunt die Gangway benutze. Im Licht der aufgehenden Sonne kam Hu’tars auf sie zu.

„Sie haben sich aufgeteilt!“ Hu’tars hielt sich nicht mit Freundlichkeiten oder Begrüßungen auf. „Ein paar von ihnen sind zum Nordteil der Insel aufgebrochen. Sie werden die Überlebenden der Satre’feraste suchen. Von den anderen haben wir die Spur verloren. Die Europäer werden von einem  guten Krieger begleitet, der weiß wie man sich einer Beobachtung entzieht.“

Hunt hielt die Tür von Sinclairs Hummer auf und forderte Hu’tars auf einzusteigen, was Sinclair mit einem säuerlichem Gesicht zur Kenntnis nahm. Hunt hatte eben ihre eigen Art, sich für den Flug in einer Frachtmaschine zu rächen.

Auf dem Weg zum besten Hotel in Maopo’opo teilte Hu’tars den beiden genau mit, was ihre verhexten Krieger herausgefunden hatten. „Wissen ihre Krieger wo die Überlebenden ihr Lager haben?“

„Nein, eine Handvoll Krieger hat überlebt und das Lager gut getarnt. Aber früher oder später werden sie es finden. Sollten sie ein paar Leute übrig haben, geht es sicher schneller.“

Sinclair, der es abgrundtief hasste, wenn ihm jemand vorschrieb, wie er seinen Job zu erledigen hatte lief rot an, doch Hunt gab ihm mit einem Wink zu verstehen den Mund zu halten.

Am Hotel angekommen verschwand Hu’tars ohne sich zu verabschieden. Sinclair ließ den Wagen einfach direkt vor dem Eingang stehen und warnte die Bediensteten die Finger vom Wagen zu lassen.

„Diese scheiß Alte will mir sagen, was ich zu tun habe?!“ schimpfte er.

„Sie hat aber Recht.“

Sinclair fuhr herum und funkelte Hunt an, die beschwichtigend die Hände hob. „Bruce, ich will dir nicht sagen, was du tun und lassen sollst. Ich gebe nur zu bedenken, je schneller wir das Lager finden, die Truppe aus Soulebda eliminiert, und Hu’tars ihre Bezahlung hat, umso schneller sind wir die Alte los. Und du weißt ja, was Jean gesagt hat, wenn wir sie nicht mehr brauchen…“

Sinclair, der sich mittlerweile wieder etwas beruhigt hatte, ließ sich Hunts Argumente durch den Kopf gehen. „Du hast Recht! Aber das schwöre ich dir, die Alte wird nicht einfach sterben! Die wird…“

„Ja, ich kann es mir vorstellen. Also, was tun wir jetzt?“

„Wir organisieren die Suche nach dem Lager. Wir haben ca. einhundert Männer auf der Insel. Auf Wallis sind nochmal einhundert, aber die Einhundert hier sollten reichen. Du bleibst hier und ich fahre in unser Camp bei Tufu’one. Von dort aus leite ich die Suche.“

„Vielleicht wäre es besser die Europäer lebend zu fassen.“ Warf Hunt ein. „Wenn sie doch von einem Geheimdienst sind, können wir vielleicht herausbekommen was mit Gifferton oder Hauer ist.“

„Das macht Sinn. Woher weiß die Alte eigentlich dass es Europäer und keine Amerikaner sind?“

„Hier gibt es nur zwei Sorten Menschen. Einheimische und Europäer. Europäer scheint hier der gängige Sammelbegriff für Fremde zu sein.“

**

„Wie bekommen wir heraus, was hier läuft?“ Fragte ich Caroline. „In die Stadt können wir nicht, da fallen wir sofort auf.“

Wir waren zwar keine Stammeskrieger, die sich „unsichtbar“ machen konnten, doch wir hatten einiges gelernt. Durch das Tal des Gutuvai waren wir nah an die Stadt Mao’opo herangekommen, ohne entdeckt zu werden.

Etwa 300 Meter vom Hotel aus hatten wir einen guten Platz gefunden um das Hotel zu beobachten.

„Nein… Verdammt, nächstes Mal nehmen wir ein paar…“

„Caroline, Sinclair!“ unterbrach ich sie. Sinclair war aus dem Hotel getreten und ging zu seinem abgestellten Hummer. Er stieg ein und warf den frisierten Motor an. Selbst auf diese Entfernung konnte ich das Aufbrüllen des Motors hören. Anschließend gab er Gas und fuhr mit quietschenden Reifen davon.

Der Hummer bog kurz hinter dem Hotel von der Hauptstraße ab und bog ab, zur Inselmitte. Schnell hatte Caroline ihre Karte gezogen und schaute nach, wohin die Straße führte.

„Die Straße führt nach Tamana auf der anderen Seite der Insel.“

„Dann los, folgen wir ihm. Das sind etwa 3 Kilometer, mit Umwegen vier und wir müssen sowieso zur Nordseite der Insel.“

„Wir gehen ein paar hundert Meter zurück und gehen dann zum Vailapalu, dem folgen wir bis zur anderen Seite.“

Schnell hatten wir unser Zeugs zusammengepackt und schlichen zurück. Hinter der Stadt hatten wir Glück und mussten nicht vielen Hütten ausweichen. Ohne Zwischenfall erreichten wir das kleine Tal des Vailapalu, einem kleinen Flusslauf. Durch die dichte Vegetation geschützt erreichten wir drei Stunden nach Sinclair die Nordseite Futunas.

Der Vailapalu führte hinter die Stadt Futu’one. Als wir hinter der Stadt in Richtung Tamana schlichen, hielt mich Caroline am Arm fest und zeigte auf eine Ansammlung von Hütten.

„DA!“ flüsterte sie und zeigte auf das Camp. Dort stand Sinclairs Hummer! „Schätze wir haben herausgefunden, wo Trafalgar seine Söldner auf der Insel stationiert hat. Ein paar werden noch zentrale Punkte auf der Insel besetzen, der Rest ist hier.“

„Das sollten wir uns aus der Nähe betrachten.“

Wir schlichen weiter den Hügel herunter zum Camp. Aus sicherer Entfernung beobachteten wir das Camp eine ganze Zeit lang, bis wir sicher waren, dass wir alle Sicherheitssysteme entdeckt hatten.

Der Zaun war mit Strom gesichert und außerdem gingen in unregelmäßigen Abständen Wachen mit Hunden am Zaun vorbei.

„Haben die keine Bewegungsmelder?“ fragte ich, als ich nirgends welche entdecken konnte.

„Da sind bestimmt welche, ich nehme aber an, dass es zu viele Fehlalarme, durch Tiere gab, sie sind bestimmt abgeschaltet, lass uns näher herangehen.“

**

„Bewegung in Sektor drei.“ Meldete der Wachhabende Söldner. Wir hatten zwar Recht, dass es keine Bewegungssensoren gab, doch die Söldner hatten ein viel besseres System.

Major Dupre, der Chef der Söldnertruppe, hatte nach einem Gespräch mit Hu’tars sehr wohl die Möglichkeit begriffen, welche verhexte Krieger boten. Stand ein Krieger auch unter ihrer Kontrolle, war er immer noch ein verdammt guter Krieger. Seit vier Krieger das Camp bewachten, gab es keine Fehlalarme mehr durch wilde Tiere. Die Krieger waren viel besser als alle Sensoren. Drei bewachten das Lageraußen herum und sah einer der Krieger etwas, teilte er des dem Wachhabenden mit, der dann eine Kamera auf den Bereich richtete.

„Tiere?“ fragte Dupre.

„Definitiv nein. Wer immer da herumschleicht, er weiß wie man sich unsichtbar macht.“

„Stellen sie einen Aufgreiftrupp zusammen. Wir haben eine Warnung, dass fremde Kämpfer auf der Insel sind, darunter sollen Europäer sein, diese will Sinclair lebend haben, also nehmen sie nicht tödliche Waffen mit!“

„Verstanden!“

**

Caroline packte mich am Arm und hob die Hand.

Ich verharrte bewegungslos. In Carolines Augen sah ich, dass sie Gefahr witterte und versuchte diese ausfindig zu machen.

Meine Sinne schlugen jetzt ebenfalls an und durch Ma’Difgtmas Training sah ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung auf uns zukommen. Ich stieß Caroline zur Seite und zwei Drähte eines Tasers schossen vorbei. Sofort war Caroline wieder auf den Beinen und riss ihre Waffe heraus, doch diesmal erwischten die Drähte sie.

 

Bevor ich mich auf die Angreifer stürzen konnte, bohrten sich auch in mich die Drähte eines Tasers und ich lag zuckend neben Caroline am Boden. Halb bewusstlos wurde ich vom Boden hochgezerrt und von zwei Männern festgehalten. Ich wusste was jetzt kommen würde und beschloss solange auszuteilen wie ich konnte. Meine letzten Kraftreserven mobilisierend, trat ich dem Kerl vor mir in die Eier. Das letzte was ich sah, war eine Faust die in meinem Gesicht explodierte.

**

Die Erleuchtung

Der Flug im Jet dauerte bereits eine Stunde und war sehr ruhig. Tra’Manlanda hatte sich mit Sarah in das hintere Abteil gesetzt und sie hielt Sarah’s Hand.

„Sarah, Schatz, du hast ein Potential, an das du bestimmt noch nie gedacht hattest, du hast sicher bemerkt, dass ich dich nicht wie die anderen übernehmen konnte. Hast du dich schon früher einmal über deinen eisernen Willen und deine Konzentrationsfähigkeit gewundert?“

„Eigentlich nicht, ich dachte immer, ich sei eben härter als andere und könnte mir einige Aufgaben besser merken, als andere in meinem Alter.“

„Schau Sarah, jeder Mensch kann sich auf verschiedenste Aufgaben konzentrieren und sich gedanklich dabei von anderen Dingen trennen. Du meinst, du bist konzentriert und löst dabei die tollsten Rechenaufgaben, dabei lässt du aber andere Einflüsse nicht in dich eindringen, du sperrst deinen Geist und das können nur wenige so gut wie du.“

„Und das ist jetzt für was genau gut?“

„Wenn du deinen Geist unter Kontrolle hast und dich vollkommen absperrst vor anderen Einflüssen, dann können dich die bösen Hexen auch nicht übernehmen oder deine Seele rauben, weil du ihnen keinen Weg öffnest in deinen Geist. Das müssen wir jetzt üben, ich zeige dir einige Möglichkeiten und Tricks, wie man das erkennt und sich sperrt. Dann versuche ich dich, mehrfach zu übernehmen und du wirst sehen, dass du von Mal zu Mal besser wirst.

Aber dann geht es ans Eingemachte, dann versuche ich schmutzige Tricks, versuche dich abzulenken, damit du deinen Geist öffnest und das ist dann schlecht. Solches Angriffe musst du lernen zu erkennen und sie zu blockieren.

Vergiß niemals, die Hexen hinter denen wir her sind haben keinerlei Mitleid mit Menschen, sie suchen und finden in der Regel ein Schlupfloch und das war es für den Armen.“

In den folgenden Stunden trainierte Tra’Manlanda mit Sarah und mit jeder Minute wurde sie besser. Nach jeder viertel Stunde gab es Entspannungsübungen und dann ging es wieder weiter. Fast war Sarah sicher, dass sie alle Tricks gelernt hatte und sie wehrte sich immer besser gegen die Angriffe.

 

Beim letzten, den Tra’Manlanda gerade ansetzte, konnte sie den Angriff auch parieren, doch da öffnete sich die Tür ein Spalt und Fal’Andagar schaute herein mit einem kleinen „Buhhh“ lenkte sie Sarah ab und es war geschehen.

Sarah war geschlagen und das sah man ihr auch an. „Ich war so gut und war sicher, dass du es nicht schaffst!“

„Ja aber ich habe Fal’Andagar extra als Ablenkung gerufen, solche Tricks wirst du erleben und wenn du dann versagst, ist es dein Ende.

Rechne mit dem Unbekannten, sei immer bereit und für alles offen. Rechne immer mit einem Angriff, du wirst in den seltensten Fällen den Angreifer sehen also achte auf die Kleinigkeiten die anders sind. Die bösen Hexen versuchen dich immer abzulenken, durch einfachste Kleinigkeiten. Pass auf, du bist sehr wichtig geworden und du hast eine Willenskraft, die kann ich kaum beschreiben. Du bist ein Naturtalent. Auf Soulebda werden wir mit Ma‘ weiter trainieren.“

 

Die fünfte Aufgabe

 

Aus dem Interkom kam die Nachricht „Wir nähern uns Luena, Serge mach dich bereit für die Instruktionen. Wir haben sogar die 29 bekommen.“

 

Serge hatte die Unterlagen bereits hergerichtet und wartete noch auf Sarah. „OK also dann passt mal auf, wir haben neue Informationen über die nächste Aufgabe erhalten.“

„Was meint Helena mit 29?“

„Äh, das sind die Angaben der Landebahn in Grad, die letzte Null bleibt weg, diese liegt in 290 Grad, dann weiß sie, wie anfliegen kann. Der Unterschied zur anderen Seite sind übrigens immer 180 Grad. Das andere Ende der Landebahn ist hier also in 110 Grad, also das wäre demnach Landebahn 11, du siehst es ist im Grunde gar nicht schwer.“

„Ja muss einem nur mal erklärt werden.“

„Genau. Nun zur Aufgabe. Ihr müsst nach Süden durch die Stadt. An der Wasserfabrik verlasst ihr die gute Straße und müsst jetzt über Schotter und dann Sand fahren.

Hier an diesem Punkt quert ihr die Plantage und könnt nochmals auftanken und euch mit Wasser versorgen, dann geht es nach Nordwesten weiter im Zickzack Kurs, die Route ist eingezeichnet ich hoffe dass sie befahrbar ist. Ihr habt da nämlich einen Fluß zu überqueren und der ist nur da mit er Fähre zu überqueren.

Dann beginnt für euch die Hölle ihr müsst durch die Steppenlandschaft fahren, die Route ist nicht ohne Grund im Zickzack, die letzte Gruppe versuchte direkt anzufahren und wurde geschnappt. Ihre Köpfe hängen jetzt im Häuptlingslager. Ihr seht, das ist keineswegs ein einfacher Trip.

Wie weit ihr das Lager anfahren könnt müsst ihr selber herausfinden, wir wissen folgendes:

Etwa 60 Krieger und alles sind Kopfjäger, ich meine richtige Kopfjäger. Die Schamanin ist deren Hexe. Sie lebt in einer Höhle im Dorf. Sie verhext die Krieger und macht ihnen klar, dass sie unsterblich sind, die spüren also keine Schmerzen, denkt daran. Genau da seid ihr dann wichtig, denn die Hexe kann angeblich einen Menschen, der nicht länger als eine Stunde tot ist zurückbringen. Diese Magie kennt nur noch diese eine Hexe auf der ganzen Welt. Wenn wir die nicht erhalten ist dieses Wissen unwiederbringlich verloren. Vergesst das nicht, die Hexe ist also wichtig.

Dennoch, sollte es Hart auf hart kommen, müsst ihr die richtige Entscheidung treffen, wie sie auch immer ausgehen mag. Ich kann euch dazu keine Empfehlung geben.“

„Das sind ja 60 Kilometer durch die Pampas, wie lange brauchen wir dafür?“

„Rechnet mit mindestens einem Tag, ihr könnt nicht schnell fahren, sobald ihr den Fluß überquert habt. Das ist Wildnis, da gibts keine Straßen.“

„Wer geht diesmal alles mit?“

 

„Nur ihr drei, keine Kampfschamaninnen und keine Gardisten, nur ihr!“

**

Die Fahrt verlief bis zum Fluß ruhig. Über die Fähre, die schon bessere Zeiten erlebt hatte, gelangten sie auf die andere Seite und wurden von einem Dutzend junger Männer belagert, die gut Alkohol getrunken hatten.

Obwohl sie versucht hatten, ihre weiblichen Reize zu verstecken und in den Kaki-Klamotten zu verbergen, wussten die jungen Männer genau, dass das Mädchen waren und versuchten ihr Glück. Hier draußen waren drei europäische Mädchen ohne Begleitung Freiwild. Ob das ohne den alkohol auch so gewesen wäre wollten die Mädchen nicht wissen.

Erst als Marja einen der jungen aufdringlichen Männer auf die Nase geschlagen hatte und der Fährmann mit einer Schrotflinte einen Schuss abgab, kehrte Ruhe ein und die jungen Kerle gingen vorerst auf Abstand. Sie nahmen dann die nächste Fähre und dagegen konnte der Fährman nichts machen.

Die jungen Männer waren natürlich nicht bereit einfach aufzugeben und verfolgten die Mädchen in ungefährlichem Abstand. Nach dem Fluss war tatsächlich eine bucklige Sandpiste errichtet worden und die reichte bis zu der alten verlassenen Farm, ab da fuhren sie nach Norden über die Landschaft.

„Folgen die uns noch?“

„Ja ich sehe drei Jeeps und die folgen uns immer noch.“

„Wir müssen aufpassen, ab da vorne beginnt das Kopfjäger Gebiet, da sollten wir leiser sein.“

„Dann fahr sachte und vermeide Fehlzündungen.“

„Hah hah, ich will nicht als Nachttischlampe enden.“

Bereits jetzt wurden die drei Mädchen in ihrem Jeep genauso wie die johlenden jungen Männer von vielen Augenpaaren verfolgt. Es war nur noch eine Frage wann und wo die Jäger ihre Beute erlegten…

In einem der wenigen guten Verstecke verbargen sie ihren Jeep und gingen zu Fuß weiter. Dabei versuchten sie sich, vor den Verfolgern zu verstecken.

Ihre Verfolger aber, als junge, werdende Krieger, konnten die die Spur suchen und aufnehmen und folgten den Mädchen. Dabei näherten sie sich den drei Mädchen immer mehr.

„Habt ihr das gehört?“ Fragte Sarah und drehte sich um. Ihr Training ließ sie ihre Konzentration deutlich steigern und sie war es auch, die den ersten Angriff erkannte.

„Da seitlich, da greifen sie an Vorsicht!“ Schon hatte sie ihr Messer in der Hand, als der erste der Männer auf sie zustürzte und sie ansprang. Sarah stieß ihm im Rückwärtsfallen den Fuß in den Bauch und wirbelte den jungen Mann von sich weg. Wütend griff der Mann erneut an und wollte mehr, Sarah sah deutlich dessen gezogenes Messer. Jetzt ging es ums Überleben.

Sarah konnte ihn als geübte Messerkämpferin verletzen und schließlich stach sie ihm mit einem harten Stoß den Stahl in die Brust. Gurgelnd und Blut spuckend ging der Angreifer zu Boden.

Vera und Marja ging es nicht viel besser, auch sie wehrten den ersten Angriff auf sich ab. Die jungen Angreifer vom Fluß wollten keinen Spaß, die waren eindeutig auf das Leben der Mädchen aus und wollten sie töten.

Noch nie hatten sich Mädchen sich ihnen verwehrt und fremde hellhäutige erst recht nicht. Mit ein paar Blicken verständigten die Angreifer und setzten zum entscheidenden gemeinsamen Angriff an, doch da flogen von allen Richtungen Pfeile auf sie und die Pfeile trafen. Nach und nach gingen die Angreifer alle zu Boden.

Einer der Jungen versuchte noch sich zu retten, da sprangen zwei kleinere Kopfjäger aus dem Gehölz auf dessen Rücken und nahmen ihre erste Beute. Schreiend und johlend schlugen sie dem am Boden liegenden den Kopf ab und hoben ihn hoch um ihn allen zu zeigen. Die Leiche ließen sie achtlos liegen.

 

Jetzt tauchten langsam immer mehr Kopfjäher auf und näherten sich den drei Mädchen. Die Mädchen waren umzingelt. Es waren 20 oder dreißig Kopfjäger, die sie eingekreist hatten.

Vera zog ihre Baseballmütze an und wirbelte ihr Haar umher. Die beiden anderen Mädchen sahen die Reaktionen der Jäger und taten es Vera gleich. Ein leises Raunen ging durch die Reihen der Kopfjäger.

Drei hübsche, weiße Mädchen mit langem Haar, das sah man hier nicht jeden Tag. Die Kopfjäger entspannten sich allmählich und umringten die Mädchen immer mehr, während andere die Köpfe der jungen Männer vom Fluß abschlugen und an Äste banden.

Zwei Mann trugen je einen Ast über der Schulter, an dem je sechs Köpfen dran angebunden waren.

Dann ging es mit den drei Mädchen in Richtung des Dorfes. Die Mädchen konnten nicht erkennen, ob sie nun Gefangene oder Gäste waren und sie vermieden jede Konfrontation.

Bereits vor dem Dorf liefen ihnen auch jüngere Mädchen und Jungs entgegen. Die Kunde über die Ankunft der drei Mädchen war also bereit im Dorf rum.

In dem Dorf, das versteckt in einer weitläufigen Senke lag, war die Stimmung gegen die drei Mädchen deutlich zu spüren. Immerhin waren sie die Eindringlinge. Offenbar waren die Kopfjäger auch an den Mädchen interessiert, aber weniger zum Vergnügen, als an deren Köpfen. Immer mehr ältere kamen mit dazu und stimmten in das quietschige Gerede der Kopfjäger mit ein. „Das sind aber deutlich mehr als nur 60, oder?“ murmelte Vera.

Die Mädchen wurde in der Dorfmitte in der Mitte gehalten und eine Flucht war unmöglich.

Gut 25 Frauen mit Hackmessern standen um sie herum und schauten sie mürrisch an. Keine war über 1,40m groß, ganz im Gegenteil, einige waren nicht einmal 1,20m groß. Da waren die drei hellhäutigen hochgewachsenen Eindringlinge ein Übel, auf das sie besser aufpassten, bis sich ihre Männer klar wurden was geschehen sollte.

Endlich hatte sich der größte und offenbar stärkste Kopfjäger  durchgesetzt und zog sein Messer. Die drei Mädchen begannen laut zu schreien. Der Jäger zog Marja an den Haaren aus der Mitte der Frauen und drückte ihren Hopf hinunter auf einen Holzklotz, er wollte gerade zum tödlichen Hieb ansetzen, da stockte er ganz kurz.

Wie benommen schaute der große Krieger Marja an und bekam Schluckbeschwerden, als ihm Schaum vor den Mund kam, ließ er Marja los und fiel rücklings um, dabei zuckte er am Körper, ganz so, als hätte einen Anfall. Der Krieger bebte am ganzen Körper und blieb schließlich mit aufgerissenen Augen leblos liegen.

Marja sprang auf und rannte in den vermeintlichen Schutz der beiden anderen Mädchen zurück. Erst jetzt sahen die Mädchen, dass am anderen Ende eine alte über und über mit Federn geschmückte Frau auf sie zukam.

Keiner der Kopfjäger schaute die Frau direkt an, die Furcht, die die Jäger vor der Frau hatten, war deutlich zu spüren. Das war offenbar die Hexe.

Sie schrie einige Anweisungen und der leblose Krieger wurde auf einen Platz neben das zentrale Feuer gelegt. Hier hatten bereits viele gelegen, das zeigten die Blutspuren. Immer noch waren die Augen des Krieger aufgerissen, das Leuchten war aber aus den Augen verschwunden. Der Mann war zweifellos tot.

Erneut schrie die Frau Anweisungen und mehrere Frauen brachten Wasser und kreiseähnlichen, weißen Staub, vermutlich eine spezielle Tonart und wuschen den Toten, dann rieben sie ihn mit dem weißen Staub ein, bis er am ganzen Körper kreidebleich wirkte.

Die Frauen, die den Krieger gewaschen hatten knieten sich um ihn und begannen laut zu weinen. Eine hob den Arm des Kriegers und ließ ihn fallen, kraftlos fiel er auf die Erde.

 

Die drei Mädchen hatten die Hexe genau im Blick und sahen, was sie vorbereitete. Aus einer Tasche nahm sie einen kleinen Kürbis und öffnete ihn, dann zog sie ein Dolchartiges, spitzes Holz aus der Kleidung und tunkte diesen in die kleine Kürbisflasche.

Rotbenetzt zog sie das spitze Holz heraus, schrie einige wilde Sätze und stach das Holz dem Krieger in die Brust. Als sie das dünne, spitze Holz aus dessen Brust herauszog, begann der Mann zu husten und spuckte Schaum und Blut.

Erschöpft und unfähig aufzustehen, zogen vier Krieger den Mann von dem Platz weg, immerhin lebte der Krieger wieder.

Vera murmelte leise. „Das ist ja fast wie bei einer Herzspritze.“

Die anderen Kopfjäger hatten erneut erfahren, dass ihre Schamanin und Hexe den Tod besiegen konnte und jene, die auf des Todes Schneide lagen, wiederbeleben konnten.

„Lasst uns los!“ brüllte Vera, aber die Frauen hielten sie noch fester. Jetzt wurde es plötzlich wieder gefährlich. Kinder und junge Heranwachsende stapelten Holz in der Feuergrube und erweiterten das Feuer, zogen es in die Länge aus, als wenn man einige Spanferkel grillen wollte.

„Die wollen uns grillen!“ Schrie Marja. Sarah wand sich ebenfalls und versuchte sich zu befreien. Die alte Hexe aber plärrte etwas in des Volkes Mitte und von der anderen Seite kam ein unfassbar großer und dicker Mann mit einer großen Axt an. Seine Glatze glänzte im Licht und seine Augen waren rabenschwarz, er war eindeutig übernommen, dachte sich Sarah.

Sarah, Vera und Marja wurden dicht nebeneinander auf einen gefällten Baum gelegt und ihre Hälse lagen auf einem anderen Baum.

„Die köpfen uns, die hauen uns die Köpfe ab…“ Schrie Marja und die Menge begann jubelnd etwas zu rufen.

„Das wars also, Ladies, es war mir eine Ehre mit euch soweit gekommen zu sein.“ Sprach Vera und sie wurde innerlich ruhiger. Sie wusste, dass das was nun kam, rasch gehen würde.

Sarah aber konzentrierte sich auf ihre innerste Kraft, sie versuchte diese Kraft zu finden, zu greifen und zu binden. Dann sah sie den dicken Henker, wie er mit der Axt immer näher kam, jetzt stand er direkt neben der Hexe und holte mit der Axt aus, gleich war es soweit.

**

Am Flughafen sahen sich die Trafalgar Zwillinge an und riefen gleichzeitig zu den Pilotinnen: „Da ist etwas passiert, die Mädchen, sie sind in Lebensgefahr und werden gleich sterben…“

Helena und Stella sahen die Zwillinge an, „Serge, den Huey, wir brauchen den Hubschrauber – sofort!“

Serge stand neben einem Hauptmann der Armee. Als Serge begriff dass es um Minuten ging machte er dem Hauptmann ein Angebot, das der nicht ablehnen konnte…

**

Sarah sah auf den Henker und konzentrierte sich. Sie sah ein Licht, ein Licht in dem dicken Henker, und dieses Licht war von schwarzen Schatten ummantelt. Es wurde stärker und sie konnte es fast spüren.

Der schwarze Schatten loderte um das helle Licht. Sarah blies in Gedanken den schwarzen Schatten von dem hellen Licht und auf einmal verschwand das schwarze Leuchten in den Henkersaugen. Einfach so. Sie war selbst überrascht wie einfach das ging.

Ehe die Hexe erkannte, was da gerade geschah, hatte der Henker ausgeholt und hieb der Hexe mit einem langen Schwung den Kopf ab. Während der kraftlose Körper zusammensank, polterte der Kopf ein paar Meter weiter auf den Boden und blieb dort liegen, die Augen noch aufgerissen, schlossen sie sich nur langsam. Darauf brüllte der jetzt befreite Henker lauthals los und stürzte sich auf die erstbesten Kopfjäger.

Ein Geschrei ging durch das Lager, als der Henker wie wild um sich schlug und mehrere Kopfjäger wie kleine Hasen von sich riss. Mit jeden Axthieb fielen mehrere der Jäger gleichzeitig und der Henker brüllte laut und trampelte in Richtung Süden, dort wo die Frauen ihr Lager hatten. Der Henker wütete wie ein Berserker und man sah dass er reichlich Opfer fand.

Von den Frauen der Jägern befreit, schüttelten sich die drei Mädchen ihre letzten Fesseln ab und rissen der Hexe ihre Taschen und den Umhang mit allerlei Zeugs einfach ab, dann rannten sie aus dem Lager weg von den Kopfjägern und weg von dem Henkersknecht.

„Lauf, Lauft nur weg hier, zu Jeep, lauft um euer Leben!“

„Scheibenkleister, verdammt wie konnte das geschehen, wir haben versagt!“ Rief Vera und die Mädels rannten so schnell wie sie konnten, zu ihrem Jeep.

Weit hinter ihnen sahen sie noch, wie zwanzig, oder mehr Kopfjäger auf den Henker stürzten und auf ihn einschlugen und endlich ging auch der Henker zu Boden.

Damit war die Jagd auf die Mädchen eröffnet. Mit einem unheimlich grellen Geschrei liefen die Kopfjäger, mit Mann und Frau hinter den drei Mädels her.

Mit letzten Kräften erreichten sie ihren Jeep und donnerten mit einem riesigen Satz aus dem Versteck.

Gerade rechtzeitig, denn die ersten Kopfjäger schossen bereits mit Pfeilen nach ihnen.

Mit einem lauten Getöse sprang ein altersschwacher Bell Huey Militärhubschrauber dampfend und rauchend über die Wipfel und landete direkt neben den drei Mädchen. Die Kopfjäger rannten vor dem windmachenden Ungeheuer weg und liefen um ihr Leben. Einige wenige dachte das sei ein Tier und wollten es fangen. Dummerweise griffen sie nach dem Heckrotor, der ihnen singend die Hände und Arme zerfetzte.

Aus dem Huey rief Serge den Mädchen zu „Beeilt euch, wenn ihr leben wollt!“ Helena hatte ein Megaphon in den Händen und hatte auf Sirene gestellt, das Getöse trieb die Kopfjäger weiter auseinander und die Mädchen stiegen schnellstens in den Hubschrauber.

Mit jaulender Turbine drehte der alte Huey endlich ab und verschwand in Richtung der Stadt. Zurück blieb ein alter Jeep, ein mit aberhunderten Pfeilen gespickter kopfloser Henker und eine ebenso kopflose, uralte, böse Hexe…

„Wir haben versagt, die Hexe ist zwar tot, aber wir haben ihr Geheimnis nicht mehr erfahren, aber wir leben noch und wir wären ums Haar geköpft worden- und…“ Vera atmete durch.

„Wir haben versagt!“ Stimmten auch die beiden andern Mädchen ein und Serge sagte kein Wort, die rot blinkenden Warnleuchten am Huey forderten seine ganze Aufmerksamkeit.

Erst langsam kamen die drei Mädchen wieder zu ihren Kräften. „Wo habt ihr den Helikopter her?“

„Hab‘ ich einem Militär abgekauft, einfach so. Der geht jetzt sicher in Frührente!“

Kurze Zeit später landeten sie auf dem Platz neben dem Jet. Ein Glück dass sich Privatflieger mit reichlich Bestechungsgeld einfach alles erlauben durften.

Endlich wieder in ihrem Jet, saßen die Mädchen erschöpft und am Ende ihrer Kraft auf den Sitzen. Sarah hatte Tränen in den Augen, Vera tröstete sie und auch Marja war den Tränen nah.

So schnell war die Starterlaubnis noch nie da, Helena hatte noch nicht einmal die Befeuerung der Landebahn abgewartet und dank der modernen Technik war sie darauf auch nicht angewiesen. Dass im Funk der Boss des Flugahfens tobte interessietrte Helena dabei nicht wirklich.

„Das war diesmal soooo knapp.“ Marja zeigte mit Daumen und Zeigefinger etwa einen Zentimeter.

„Diesmal wären wir fast geköpft worden und wir hatten keine Möglichkeit etwas dagegen zu unternehmen, bis….“ Dabei schaute sie Sarah an.

Vera schaute Sarah mit großen Augen an. „Was war das mit dem Henker, wieso hat der, du weißt schon…“

Dann erzählten die Mädchen der Besatzung was geschehen war, selbst Helena hatte „George“ den Autopilot eingestellt, und drehte sich um und hörte genau zu.

Die Trafalgar Zwillinge schauten stolz auf Sarah und nickten ihr schweigend zu, als die drei Mädchen die grausige Geschichte erzählten. Von der hinteren Funkkonsole kam Ururu und bemerkte in seiner ruhigen Art:

„Die Satellitenverbindung nach Soulebda steht, der Satellit überträgt noch für 5 Minuten, Beeilung!“

**

Heylah und Penelope waren sprachlos, als sie das von den Mädchen hörten. Ma’Difgtma schaute in die Kamera und versuchte die Mädchen zu beruhigen.

„Immerhin habt ihr überlebt, was habt ihr sonst noch erreicht, ehe die euch umbringen wollten?“

„Wir haben die Taschen der Hexe geplündert und alles mitgenommen was sie bei sich trug. Viel ist das nicht, aber ich denke, all das hat sie auch bei der Wiederbelebung des einen Mannes benutzt, aber wir wissen eben nicht, wie sie das macht oder was sie an Zauberformeln murmeln muss.“

„Zauberformeln? Kinder Kinder, wir sind hier nicht beim Zauberer von OZ, hier werden keine Formeln gemurmelt, das hier ist schwarze Magie, basierend auf der Wissenschaft und etwas Zauber auch.

Mädels, ihr habt euch tapfer geschlagen, aber es gibt eine Planänderung, wir brauchen euch und alle Erkenntnisse hier unbedingt auf Soulebda, erst danach kann es mit der zweiten Tour weiter gehen. An die Piloten; ihr kennt euere Aufgaben – Rückkehr nach Soulebda auf dem kürzesten Weg!“

 

„Warum werden wir nach Hause beordert? Waren wir so schlecht, dass ihr uns heimholt?“

„Nein, aber die Umstände haben sich geändert, Caroline und Peter sind mit ihrem Team auf der Gefangeneninsel und wir haben den Kontakt verloren, wir rechnen mit Hexerei und brauchen daher alles, was ihr habt, also beeilt euch.“

Heylah winkte nochmals in die Kamera,

„Ihr Mädels, eines solltet ihr noch wissen, ehe die Verbindung abbricht.

Es ist vielleicht ganz gut, dass das Geheimnis Verstorbene wiederzubeleben ein und für allemal verloren ist!“

Es grieselte im Übertragungsbild, dann blieb das Bild schwarz.

**

„Also denn, Stella, lass uns die Flugroute berechnen und ihr sammelt die Ergebnisse und Errungenschaften. Wir fliegen über die schönsten Strände und Badeorte, Komoren, Seychellen, Malediven, Kuala Lumpur, dann direkt nach Soulebda.“

Die Zwillinge hatten sich mit Sarah zurückgezogen um ihre Ausbildung weiter voranzutreiben. Mit jeder Stunde überraschte sie sich selbst und auch die Zwillinge. Offenbar war sie in einigen Dingen ein richtiges Naturtalent.

„Eigentlich ist es schade, dass du erst so spät mit deiner Ausbildung anfängst, als Kind wäre dir sehr vieles leicht gefallen.“

„Ja das höre ich öfter und allmählich glaube ich es auch.“

So zog eine kleine Düsenmaschine einsam ihre Linie über den Indischen Ozean, immer weiter nach Osten.

**

Tel Aviv

Hauer starrte Hunts Bild an. Dann wanderte sein Blick zu Nguyens Bild und wieder zurück zu Hunt.

„Hör zu“, sagte Randy zu ihm, „im Ernst, uns läuft die Zeitz weg. Nguyen hat all seine Beziehungen benutzt, um den Streit im Chinesischen Meer zuzuspitzen. Keine Seite ahnt es, doch er spielt gerade alle gegeneinander aus. Vor wenigen Stunden haben Japan und China neue Kriegsschiffe in die Region verlegt.“

Endlich schien Randy zu Hauer durchzudringen, denn in seinen Augen regten sich Emotionen. Trotz, um genau zu sein.

„Umso besser, dass alle ich alle Waffen abschalten kann.“

„Das kannst du aber nicht. Nguyen könnte es, wenn er wollte, aber er will es nicht. Er will nur die Waffen einer Seite abschalten…Die andere Seite wird die Kontrolle über ihre Waffen behalten und gewinnen. Und danach wird Nguyen sehr sehr reich sein.“

Wieder zog sich Hauer in sein Schneckenhaus zurück und Randy seufzte verzweifelt, als Dana dazukam. „Dana…“, Randy hatte sich zur Tür gedreht doch Dana ignorierte ihn und knöpfte sich Hauer vor. Sie packte ihn am Kragen und zog ihn vom Stuhl hoch. Es war für Randy ein seltsamer Anblick, wie Dana, den weitaus größeren Hauer scheinbar mühelos nach oben zerrte.

„Ich hab weniger Geduld als er hier!“ Sie schüttelte ihn etwas und brachte ihn genau vor sich.

„Ganz abgesehen davon, dass du mit diesem scheiß Virus Menschen in Gefahr bringst, Menschen die sich auf die Technik welche sie benutzen verlassen, bist du gerade dabei etwa 100 Millionen Menschen umzubringen! So etwas bringt mein Blut ziemlich in Wallung und das ist etwas, dass du besser nicht erleben solltest. Jetzt raus mit der Sprache, wie bekommen wir diesen scheiß Trojaner neutralisiert?!“

„Ich bringe überhaupt niemanden um!“ fauchte Hauer und riss sich von Dana los. „Ihr seid doch diejenigen, die die Leute umbringen. Ihr scheiß Militärs bombardiert Zivilisten, ihr radiert ganze Landstriche aus, ihr tötet ohne Gewissen jeden, der nicht nach eurer Pfeife tanzt. Ich hab mir verdammt nichts vorzuwerfen!“

„Nein?!  Du selbst ernannter Weltverbesserer tust dich mit dem größten Waffenhersteller zusammen und erzählst mir so eine Scheiße? Hier!“ sie knallte ein paar Ausdrucke aus Randys Mappe auf den Tisch. „Ich nehme an, du kannst lesen!“ Ronnies Team hatte in mühevoller Kleinarbeit im Netz alte Zeitungsartikel hervorgekramt. Oft waren es nur kleine Randnotizen, etwa dass Nguyen als Vertreter eines Konzern sich mit dem Minister für Wirtschaft der Japanischen Regierung getroffen hatte, oder das der Vorsitzende der Kommunistischen Partei Jean- Marcel Nguyen zu einer Privataudienz empfing.

„Dieser Typ hat Verbindungen zu allen Parteien in dieser Region und die spielt er jetzt aus und er ist dabei, sie gegeneinander aufzuhetzen. Und wenn erst der erste Schuss gefallen ist, wird es verdammt schwer die Büchse der Pandora wieder zu schließen.“

„Ach erzähl mir keinen Scheiß! Ich weiß genau was du willst! Du willst nur meinen Trojaner benutzen um die Waffen eurer Gegner auszuschalten und dann alle platt zumachen, die euch in den Kram passen.“

„Du kapierst es nicht! Himmel! Bist du wirklich so bescheuert? Wenn dieser Krieg tatsächlich ausbricht sterben Millionen Menschen! Vielleicht sogar hunderte Millionen! Und das ist deine verdammte schuld!“

„Meine?“ zum ersten Mal wirkte Hauer unsicher, versuchte es aber zu überspielen.

„Ja du Schwachkopf! Deine und nur deine Schuld! Wenn die Amis oder die Chinesen nicht mehr ihre konventionellen Waffen benutzen können, was werden sie wohl tun? Mit Steinen aufeinander werfen? Wieder Pfeil und Bogen benutzen?“ Jetzt brüllte Dana beinahe und in Hauers Augen zeigte sich langsam, dass Danas Botschaft ankam.

„Sie werden Atomwaffen einsetzten! Man muss kein Genie sein um das vorherzusehen, selbst so ein Vollpfosten wie du sollte das können! Einer Atomwaffe ist es egal ob sie hundert Meter vom eigentlichen Ziel entfernt hochgeht. Es können sogar ein paar Kilometer sein. Wie viele Zivilisten werden wohl draufgehen, wenn eine ungenaue Atomrakete statt einen Flugplatz eine Stadt ausradiert?“

Hauer schluckte trocken während er durch Dana hindurchstarrte. Randy beschloss die Gunst der Stunde zu nutzen und schritt ein.

„Sie spricht für die Armee, ich dagegen bin so etwas wie eine… Privatperson, also biete ich dir einen Deal an. Arbeite mit mir zusammen und hilf mir Nguyen zu stoppen.“

„Privatperson?“ fragte Hauer um Zeit zu schinden während sich seine Gedanken überschlugen. Mit der Möglichkeit eines Atomkrieges hatte er niemals … Verdammt, alles was diese Verrückte von sich gab, ergab irgendwie einen Sinn…

„Und wie würde dieser Deal aussehen?“

„Straffreiheit.“

Lem, der hinter der Scheibe zuhörte und sich bis jetzt köstlich über Danas und Randys, guter Bulle- böser Bulle, amüsiert hatte, traf beinahe der Schlag, als Randy Hauer Straffreiheit zusicherte. Am liebsten wäre er in das Vernehmungszimmer gestürmt und hätte Randy geohrfeigt, doch als er an die Konsequenzen eines nuklearen Schlagabtausches dachte, beherrschte er sich, wenn auch mühsam.

„Straffreiheit? Und weiter?“

„Weiter?“ fauchte Dana und Hauer wich wieder zurück, als sie erneut  Anstalten machte sich auf ihn zu stürzen. „Ich werde dich für den Rest deines Lebens in das letzte Loch stecken und verrotten lassen. Hier gibt’s nicht so ein Wohlfühlknast wie in Deutschland! Für Typen wie dich haben wir ganz besondere Zellen. Und wenn tatsächlich irgendwo ein Atompilz wächst, dann schaffe ich deinen beschissenen Arsch persönlich dort hin und zwar ohne Schutzanzug!“

Hauer schluckte und sah Randy an.

„Ist die immer so drauf?“

„Ja und glaub mir, sie meint es ernst!“

**

„Guten Tag, Mister Gifferton.“ Sagte Mike, als er die Terrasse betrat.

Gifferton hatte es sich auf der Terrasse seines „Domizils“ bequem gemacht und trank eine Tasse Kaffee, während sich Hyla´hars  unsichtbar im Hintergrund hielt. Gifferton hatte es auf keine neue Kraftprobe angelegt und sich entschlossen, die Annehmlichkeiten seiner Unterkunft zu genießen. Allem Anschein nach, wollten ihn seine Entführer nicht umlegen, also beschloss er abzuwarten, zumal sich seine beiden „Bewacher“ als sehr höflich und gutaussehend erwiesen.

„Wurde verdammt nochmal Zeit!“ brummte Gifferton als Begrüßung zur Antwort.

„Sie gestatten?“ Fragte Mike und deutete auf einen freien Stuhl, der Gifferton gegenüber stand.

„Tun sie sich keinen Zwang an.“ Gifferton lachte beinahe auf.

Mike setzte sich und ließ den Blick über das Panorama wandern. „Herrlich, oder?“

„Ja, sehr schön hier. Noch besser würde es mir gefallen, wenn ich wüsste wo „hier“ ist.“

„Sie sind in einer Diplomatenunterkunft auf Soulebda.“

„Soulebda? Ich kenne den Parlametspräsidenten, wie war noch mal sein Name… Asmala.“

„Soleab n’Amsala, das ist korrekt.“

„Der würde euch den Arsch aufreißen, wenn er wüsste, dass ich hier bin, also erzählen sie mir keinen Scheiß, von wegen Diplomatenunterkunft!“

„Ja, Soleab erwähnte, dass er sie kennt.“ Mike sah zu Hyla´hars   und nickte leicht.

„Also was wollen sie von mir?“ fragte Gifferton. „Geld?“

„Nein, wir sind an IHNEN interessiert.“ Erklang eine neue Stimme und Soleab wurde von Hyla´hars  auf die Terrasse geleitet.

„Was zum Teufel wird hier gespielt?!“ fragte Gifferton fassungslos, als er sich vergewissert hatte, das tatsächlich der Parlamentspräsident eines Staates mit seinen Entführern zusammenarbeitete.

„Wer seid ihr? CIA?

„Nein, die haben mich herausgeworfen. Insubordination… Ich arbeite jetzt für eine…andere Organisation.“  Übernahm Mike die Erklärung. „Es haben sich Umstände ergeben, die uns zwangen sie in Sicherheit zu bringen.“

„Umstände? In Sicherheit bringen? Schöne Umschreibung für eine Entführung.“ Gifferton griff seine Tasse, trank und sah Mike und Soleab, über den Rand hin an.

„Ja, Umstände, zwei dieser Umstände haben sie übrigens mit hier her begleitet.“

„Dora und Jeff? Die sind auch hier? Wo sind sie?“

„Ja, die beiden sind ebenfalls hier, allerdings sind ihre Unterkünfte etwas bescheidener. Kommen wir nun zum Wesentlichen. Wir wissen das Jean-Marcel Nguyen sie erpresst und wir wissen auch, womit er sie erpresst. Wir wollen dem ein Ende setzten!“

Gifferton wurde blass vor Wut als er das hörte! Sine rechte Hand zitterte leicht, als er sie Tasse auf den Tisch abstellte. „Was ich tue ist meine Sache, das geht sie alle einen Scheißdreck an und ich wüsste nicht, dass es IRGENDJEMANDEN angeht, ob ich…“ er brach mitten im Satz ab und starrte erschrocken.

„Ob sie für Nguyen den erpressbaren Hampelmann machen?“

„Sie Arschloch!“

„Mr. Gifferton“, schaltete sich Soleab in das Gespräch ein, bevor ein Schaden angerichtet wurde der sich nicht wieder gut machen ließ, „als ich sie kennenlernte, haben sie als Vertreter von GB OIL, für einen Tochterkonzern über die Abbaurechte, bezüglich der Selteten Erden hier auf Soulebda mit mir ausgehandelt. Sie waren ein verdammt zäher Verhandlungspartner und sie haben mich einige schlaflose Nächte gekostet. Doch eines hatte ich, im Gegensatz zu vielen anderen Verhandlungspartner nicht… Angst, dass sie mich übers Ohr hauen. Sie sind ein harter aber auch ein verdammt ehrlicher Geschäftsmann. Warum lassen sie sich von jemanden wie Nguyen so behandeln?“

Gifferton schwieg und Mike setzte nach. „Nguyen ist ein mieser Verbrecher der dabei ist, die Welt ins Chaos zu stürzen. Wir müssen ihn aus dem Verkehr ziehen und dazu brauchen wir sie!“

„Mich?“ fragte Gifferton fassungslos nach. „Sie haben ja keine Ahnung!“

„Oh doch! Wir wissen was Nguyen gegen sie in der Hand hält. Was wollen sie jetzt tun? Sich für immer erpressen lassen? Wollen sie den Rest ihres Lebens in Angst leben, dass ihr Geheimnis doch bekannt wird? Es wird Zeit sich dem Dämon zu stellen!“

„Dämon…Sie haben gut reden. Was glauben sie, was über mich und GB OIL hereinbrechen würde?“

„Ich weiß genau was geschehen wird. Man wir sie Schwuchtel nennen, Arschficker, Schwanzlutscher usw. Alle werden über sie herfallen und man wird versuchen ihnen GB OIL aus den Händen zu reißen.“

„Wir schon gesagt, sie haben gut reden…“

„Mr. Gifferton“, Sagte Soleab, und sah John fest an, „Die Welt taumelt einem Abgrund entgegen. Das tut sie zwar immer, doch diesmal können wir sie vielleicht rechtzeitig aufhalten, bevor viele Menschen sterben.“

„Was wollen sie von mir?“

„Sie sollen sich die Kontrolle über GB OIL zurückholen!“

„Wie stellen sie sich das vor, sobald ich Nguyen die Stirn biete, wird er zurückschlagen.“

„Ja.“ Sagte Soleab „Jede beschissene Zeitung wird über den „Schwanzlutscher“ Gifferton berichten und wir können ihn nicht daran hindern. Aber verdammt nochmal! Wo ist der John Gifferton der mit mir verhandelte? Dem wäre es scheiß egal, was andere über ihn sagen! Dieser Gifferton, würde nicht den Kopf in den Sand stecken! Er würde sagen, -ihr könnt mich! Ich bin John Gifferton und ich ficke wen ich will!- Diesen Gifferton brauchen wir jetzt!“

„Ich kann ihnen die Zusage der Regierung der Vereinigten Staaten geben, dass alle Verträge welche mit GB OIL ausgehandelt wurden, weiter bestehen bleiben! Es wird auch keine offizielle Stellungnahme derRegierung bezüglich eines Outings geben, außer dass es ihre Privatangelegenheit ist, mit wem sie das Bett teilen.“

„Wir sind zwar kein so großer Handelspartner für GB OIL wie die USA, doch auch von unserer Regierung bekommen sie alle Hilfe und jede Unterstützung, die sie brauchen.“ Kündigte Soleab an.

„Und was ist meine Gegenleistung? Was kostet mich das? Tausche ich einen Erpresser, gegen den nächsten?“

„Eine einzige Bedingung.“

„Eine Bedingung?“

„Nein, eher eine Bitte…Sie übernehmen die Trafalgar-Gruppe!“

**

„Den Schlüssel behalte ich! Ich werde der einzige sein, der den Schlüssel zu dem Trojaner kennt.“ Machte Hauer seinen Standpunkt klar.

„Ich habe die Mittel den zu bekommen! Ich nehme dich einfach Stück für Stück…“

„Dana, Liebling,“ Randy hielt sie am Arm und schob sie sanft aber bestimmt zur Seite auf einen der Stühle. Wiederwillig setzte sich Dana hin und überließ Randy das Feld.

„Einverstanden.“

„Keine Zelle!“

„Keine Zelle, aber unter unserer Kontrolle, bis wir den Trojaner neu programmieren können.“

„Was heißt unter eurer Kontrolle?“

„Genau das was ich sagte, wir zwei werden deine ständigen Begleiter sein. Wenn du keinen Ärger machst, werden dir auch keine Soldaten im Nacken sitzen.“

„Sie ist eine Soldatin.“

„Ja, das ist sie… aber sieh es so…sie ist auch die andere Hälfte von Hellstrike.“

„Sie? Sie ist deine Verlobte und die anderen fünfzig Prozent?“

„Ja Schnapshot, also willst du mit Hellstrike zusammenarbeiten? Das Angebot wird kein Hacker so schnell wieder bekommen.“

**

„Ich fasse es nicht!“ zischte Dana als Hauer sich genüsslich eine Gabel Nudeln in den Mund schob. Er saß bei ihnen, in ihrer kleinen Dienstwohnung, welche Dana während ihren Aufenthalten hier in Tel Aviv bewohnte und lies sich von Randy ein schnell zubereitetes Essen servieren.

Hauer ließ sich nicht provozieren und hielt sich an Randy.

„Stimmen die Gerüchte um Hellstrike? Mal ehrlich, hast du tatsächlich den Rechner der CIA in Neapel geknackt?“

„Sorry, ist geheim. Aber, wenn es so gewesen wäre… dann hätten wir es zusammen getan.“

„Nun, das er gehackt wurde, steht fest… Was bist du? Ich meine… Was tust du hier? Bist du ein „Berater“?“

„Wie schon gesagt, ich bin lediglich eine Privatperson, die zufällig in die ganze Sache verwickelt wurde.“

„Zufällig…“ Hauer schnaubte verächtlich. „Und wie sieht der Zufall aus?“

„Ist eine lange Geschichte.“

„Ich hab Zeit.“ Antwortete Hauer und schob ein paar Nudeln nach.

„Angefangen hat es als ich einem Freund einen Gefallen tat. Er hat einer Frau…Das ist geheim. Dann waren wir in eine Rebell …das ist auch geheim. Das andere ist auch geheim… und der Rest ist ebenfalls geheim… Tja, die Geschichte ist immer noch lang, nur schnell erzählt.“

„Was ist mit ihr?“ fragte Hauer und machte eine Bewegung mit dem Kopf in Danas Richtung als diese für einen Moment außer Hörweite war. „Ist sie tatsächlich so hart, wie sie tut?“

„Wenn es darum geht Menschenleben zu erhalten ja. Sie hat…das ist geheim, aber das mit ihr nicht zu spaßen ist, haben die letzte Terroristen gemerkt, die sich mit ihr anlegten.“

„Terroristen? Ich finde dieses Wort wird heute nur allzu zu oft gebraucht, um Leute zu stigmatisieren, die eine andere Meinung haben.“

„Nein, es waren echte Terroristen. Eine Organisation, die für Geld Menschen umbrachte. Hunderte um genau zu sein.“

„Sag nichts…Geheim?“

„Top Secret!“

„Und was wurde aus den Terroristen?“

„Sie sind alle tot!“

**

Die Zahng Lie lag am Peer und zerrte an den Haltetauen, während die Windböen des aufziehenden Sturmes auf das, in die Jahre gekommenes, Handelsschiff einschlugen. Nur ein Verrückter würde sich bei diesem Wetter draußen aufhalten und genau deshalb, hatte Kapitän Gallager diesen Zeitpunkt zur Übernahme seiner Ladung gewählt.

Draußen näherten sich einige große LKW und von seinem Platz aus sah er, mehrere kleine Gestalten durch den Regen zu den LKWs rennen. Der Verladekran der Zahng Lie wurde ausgeschwenkt und mehrere längliche Gegenstände an Bord gehievt.

Als es an die Tür klopfte trat ein kleiner schmächtiger Mann ein. „Kapitän Gallager? Mein Name ist Ed Rufton, ihr neuer Waffenoffizier.

**

„Trafalgar übernehmen?“ Gifferton glaubte sich verhört zu haben. Wie stellten sich die beiden das vor?

„Ja, um ehrlich zu sein, wir wissen nicht, ob wir es schaffen Nguyen öffentlich anzuklagen. Es ist gut möglich, dass er davonkommt. In diesem Fall wollen wir ihn den Boden unter den Füßen wegziehen.  Er soll nicht mehr in der Lage sein, mit seinem Imperium Schaden anzurichten. Des Weiteren würde ihn ein Übernahmeversuch ihrerseits ihn vielleicht von seinen Ziel, einen Krieg anzufangen, ablenken und er begeht einen Fehler, der ihn Angreifbar macht.“

„Sie reden hier über eine Konzerngruppe, die eine der mächtigsten der Welt ist. Das ist keine beschissene GmbH die man mit einer kleinen Kapitalerhöhung in die Tasche steckt.“

„Wir kennen den Marktwert der Trafalgar-Gruppe.“

„Wenn sie ihn kennen, dann sagen sie mir, wo ich bitte so viel Geld hernehmen soll. Selbst GB OIL wäre nicht in der Lage dieses Kapital aufzubringen. Nguyen würde sich an der Börde einen Krieg mit mir liefern und ALLE werden auf Trafalgar setzten. Die Aktien von GB OIL werden in den Keller rauschen und das wars dann für mich und somit auch für euch. Nguyen wäre die unangefochtene Nummer eins und noch mächtiger als jetzt.“

„Nein, die gesamte Gruppe auf einmal wäre nicht zu stemmen. Einzeln allerdings schon. Übernehmen sie einen Konzern nach dem anderen. Wenn ersteimal ein Anfang gemacht ist und ein Konzern von GB OIL geschluckt wurde, werden die anderen wie Dominosteine fallen.“
„Nguyen würde das niemals zulassen. Keiner seiner Firmenbosse wird aus der Reihe tanzen.“

„Johnson wäre bereit den CSLG Konzern aus der Trafalgar-Gruppe zu lösen und würde einer Übernahme von GB OIL zustimmen.“

„Johnson? Vergessen sie es, der ist einer der eifrigsten Speichellecker den Nguyen hat. Der wird mir niemals seinen Konzern übertragen.“

„Wir hatten mit Mister Johnson eine recht…fruchtbare Unterhaltung. Er hat uns, in Erwartung eines Angebotes ihrerseits, schon einmal eine Einverständniserklärung unterzeichnet.“

Soleab schaute zu Hyla´hars  und die brachte ihm eine schmale Mappe aus der er einen Übernahmevertrag hervorholte, der schon fertig ausgefüllt war. Lediglich die Stelle an der der Übernahmepreis stehen sollte, war leer. Zusammen mit einem Stift schob er den Vertrag zu Gifferton.

Gifferton starrte den Vertrag endlose Minuten lang an. Schließlich schaute er zu den beiden auf. „Damit das klar ist! Ich werde weder für die USA, noch für Soulebda irgendwelche krummen Dinger drehen!“ Dann zog er den Vertrag heran und trug in das Preisfeld eine Summe ein, welche dem tatsächlichen Wert des CSLG Konzerns entsprach und unterschrieb.

„Endlich sind sie wieder der alte!“ sagte Soleab erleichtert. „Ich erwarte keine krummen Dinger, ich erwarte nur, dass sie wieder der ehrlicher Geschäftspartner werden, der sie vorher waren.“

Gifferton schob Mike den Vertrag zu. „Insubordination?“ fragte er und zog die Brauen hoch.

„Ja, was soll ich sagen…Befehle sind nicht immer richtig.“

„So einen wie sie könnte ich gebrauchen.“ Irgendwie hatte Gifferton das Gefühl eine tonnenschwere Last von seinen Schultern zu verlieren, er fühlte sich befreit und erleichtert, obwohl er wusste, das ihm eine schwere Zeit bevorstend. Doch verdammt…!!!

John David Gifferton II war zurück!

**

Israelisches U-Boot „Hebron“   (Todesschatten)

„Beredien?“

„Noch vier Fuß Wasser unter dem Kiel.“ Teilte der Sonaroffizier Kapitän Tamar mit.

„Entfernung zur Küste?“

„Dreihundertfünfundsiebzig Meter.“

Damit hatte sich das israelische U-Boot, Futuna so nahe wie möglich  genähert.

„Sorry, aber näher heran können wir nicht.“

„Schon Ok.“ Bedankte sich Kresser. „Den Rest schaffen wir.“

Tamar wandte sich ab und betätigte die Sprechtaste der Anlage. „Radar?“

„Ein starkes Radarsignal auf der Insel Alofi, aber das Signal erfasst uns nocht. Sie suchen die Luft ab.“

„Funk?“

„Alles still.“

Vor der Ausstiegsluke machten sich Norman, Iduna, Jerome, Trusg’jerset und eine weitere Person bereit, das U-Boot zu verlassen. Ihre dunkle Tarnkleidung würde sie genau wie das entsprechend gestrichene Schlauchboot so gut wie unsichtbar machen.

„Zentrale, auftauchen!“

„Verstanden Kapitän, auftauchen!“

Fast ohne einen Laut durchbrach das U-Boot die Wasseroberfläche und schon als das Wasser noch vom Rupf herunterlief, sprangen die „Fahrgäste“ aus der Luke und ließen ihr Schlauchboot ins Wasser. Schnell wurden Waffen und Ausrüstung verladen und wenige Augenblicke später legte das Schlauchboot ab.

„Viel Glück. Falls ihr uns braucht, wir bleiben in der Nähe.“ Verabschiedete Tamar seine Passagiere und so lautlos wie das U-Boot aufgetaucht war, tauchte es wieder unter.

Die fünf Insassen warfen den kaum hörbaren Elektromotor an und fuhren zur Küste. Mit Nachtsichtgeräten suchen Norman und Jerome die Küste ab, konnten aber niemanden entdecken. Auch Trusg’jerset  konnte nichts verdächtiges erspähen und das etwas unterhalb der  Chapelle de la Sainte Famille gingen die Truppe an Land, welche im Ernstfall eine Landung von Veroniques Eingreiftruppe vorbereiten sollte.

Diesmal wurde die Landung nicht von verhexten Kriegern beobachtet und so entging Hu’tars das zweite Team, welches Soulebda schickte.

Kaum an Land, wurde auch dieses Boot im Sand vergraben und die Krieger verwischten alle Spuren. Als Iduna einen Blick zurück an den Strand warf, sah dieser aus, als ob sie ihn niemals betreten hätten.

Sie suchten sich ein geeignetes Versteck zwischen den Felsen und als erstes nahm Trusg’jerset mit Kenta’Mariba Kontakt auf.

„Tars´Fert hat mit den Soldaten der Garde die Überlebenden gefunden.“ Berichtete er den anderen. „Kenta’Mariba ist auf dem Weg zu ihnen. Tars´Fert hatr Bedenken was die Sicherheit des Lagers angeht und versucht die Santre’feraste zu überzeugen, dass es besser wäre das Lager im schlechter zugänglichem Gebiet um den Berg an der Nordseite aufzuschlagen.“

„Was ist mit Peter und Caroline fragte der „Neuzugang“ im Team.

„Kenta’Mariba hat sie bei Vele zum letzten Mal gesehen. Sie wollten zur Ostküste und dann zum Lager kommen. Dort sind sie nicht angekommen. Auch die Versuche mit ihnen in Kontakt zu treten sind erfolglos geblieben. Er nimmt an, dass sie in Schwierigkeiten sind.“

„Das würde mich nicht wundern!“ brummte der Mann.

„Ich schlage vor wir teilen uns auf.“ Sagte Kresser.  „Trusg’jerset und du,“ er schaute zu dem „Neuen“,  „macht euch auf die Suche nach Peter und Caroline, wir schauen uns in der Gegend von Aspani um. Die Hochebene dort scheint mir der beste Platz für Luftlandeeinheit zu sein.“

Jerome der jeden Quadratzentimeter der Insel mit einer Lupe studiert hatte, musste Norman Recht geben. Der auf den Hügeln um Aspani sehr lichte Bewuchs würde Bernd und den anderen Piloten es erlauben die Truppe samt Ausrüstung sicher abzusetzen, sollten sie den Flugplatz von Vele nicht unter Kontrolle bringen können. Außerdem würde die Truppe schnell den gesamten Nordzipfel unter Kontrolle bringen und so unliebsame Überraschungen von Hinten vermeiden.

„Guter Plan. Hast du Peters Präsent dabei?“ fragte er den „Neuen“.

Der tastete an seine linke Seite und griff nach einem Beutel der dort befestigt war. Dann grinste er und hob den Daumen.

„Gut so, schätze er wird es schneller brauchen, als ihm lieb ist.“

**

Währenddessen auf Soulebda

 

„Was haben wir bisher an Fakten?“ Fragte Heylah in die Runde. Die Runde bestand aus Soleab, Penelope, Veronique, ihrem Mann Bernd sowie Madame Ma’Difgtma und Jerome.

Vor ihnen standen zwei Personen, Seraph Ma’Gus der Leiter des neuen Geheimdienstes und seine Assistentin Corinna Malou, sie stammte von Mata-Utu, der nordöstlichen Nachbarinsel und hatte eine französische Mutter und einen polynesischen Vater.

„Bisher wissen wir, dass über 296 Angehörige der Santre’feraste ermordet wurden.“ Begann Seraph Ma’Gus. „Über 100 sind flüchtig und werden gejagt, die Zahl ist also nicht fest.

Auf der anderen Seite wissen wir dass die Besatzer, allen voran diese Trafalgar Leute von einer einzigen Person beeinflusst werden.“

„Hu’tars.“ Sagte Ma’Difgtma mit einem bissigen Ton.

„Genau, wir nennen sie die Hexe. Wir wissen noch nicht genau wie sie die Trafalgars kontrolliert, haben allerdings da eine Theorie, bitte Corinna.“

„Danke. Aus unseren Quellen, das sind die Kenntnisse der Stammeskrieger hier und auf Futuna, und nicht zuletzt dank der Kenntnisse von Ma’Difgtma gehen wir davon aus, dass die Hexe Hu’tars durch brutale Erpressung ihren Willen durchsetzt.

Meine Spione berichten, dass beliebige Menschen von der Hexe  übernommen werden, einfache Arbeiter, Beamte, sogar Politiker von uns und von fernen Inseln. Einen Berater aus Russland hat sie erst kürzlich übernommen und der wurde dann wieder freigelassen.

Das hat aber alles seinen Zweck, wir befürchten, die bauen ihre „Geisterarmee“ Übernommener weltweit auf, so das geht und dann wehe uns allen.

Schlimmer geht es den eigenen Freunden auf der Insel. Die werden zu einem Zweck verhext und wenn der Zweck erfüllt ist, werden die Übernommenen entweder direkt getötet, so gibt es keine Beweise, oder auf die Nachbarinsel als Sklave ohne eigenen Willen gebracht. Wie auch immer es kam keiner mehr zurück.“

„Was wissen wir denn Genaues von der Sklaveninsel?“

 

„Alofi oder „Die Sklaveninsel“ ist ein Ort ohne Wiederkehr. Wer dorthin verlegt wird, kann seinen Frieden mit Mualebda machen, er kommt nicht mehr zurück. Ihr solltet keinen auf diese Insel schicken, der wäre unwiederbringlich verloren!“

Einige Blicke sahen Corinna an, sie verstand und fragte nach. „Habt ihr denn schon jemanden auf diese verdammte Insel gebracht?“

Soleab sah zu Heylah und Heylah nickte Corinna zu.

„Ja unsere besten Krieger befinden sich jetzt dort!“

„Dann solltet ihr schnellstens neue beste Krieger ausbilden. Die da, sind bereits auf dem Weg, Mualebda gegenüberzutreten.“

**

Bereits 500 Meilen vor Soualebda kamen zwei FA18/A Hornet seitlich an die Falcon und identifizierten sich mit dem gültigen Tagescode.

„Falcon, hier Sledgehammer, wir sind ihre Eskorte bis zur Basis, willkommen zu Hause!“

„Danke Sledgehammer.“ Antwortete Helena. Dann schaltete sie auf Interkom „Unsere Eskorte ist da, bald sind wir zu Hause, wir überfliegen gleich Treasure Island und dann…“

In diesem Moment schrillte der fiese grelle Ton der Zielpeilung auf.

„Festhalten. Sofort anschnallen wir werden angepeilt, das ist verdammt nochmal keine Übung!“ Plärrte Helena in den Funk, den auch ihre Begleiter hören konnten.

Sofort rollten die beiden Jäger seitlich weg.

„Falcon, bestätige Zielpeilung. Das kommt von unter uns, von Treasure Island, wir übernehmen, Ende.“ Die beiden FA18/A Hornet drehten und gingen auf Angriffskurs.

„Slegde, haben Sie Verstärkung angefordert? Unser Radar zeigt eine weitere Maschine im Direktanflug auf uns?“

„Negativ Falcon, wir sind gleich da, halten Sie durch!“

Der Staffelanführer schaltete auf den Backup Kanal „Iron Horse, hier Sledgehammer, unser Code lautet Walküre.“

„Verstanden. Sledhammer, Out.“

„Scheiße.“ Helena schaute Stella an. „Abwehr hochfahren, wir müssen da durch.“ Dann mit einem Spruch durch den Interkom „Ich hoffe, ihr seid fest angeschnallt, wir müssen hier einiges tun und werden angegriffen.“

Aus der hinteren Kabine kamen die Trafalgar Zwillinge gerannt und nahmen neben Sarah Platz, schnallten sich an und Fal’Andagar schaute Sarah an. Tra’Manlanda hielt ihre Hand, die andere streckte sie zu Sarah und diese ergriff sie.

„Sarah, schau mich an. Konzentrier dich auf uns. Wir sind jetzt mit dir zusammen, nur du und wir zwei beide. Wir drei sind jetzt da, genau hier, genau hier. Schau mich an und wen siehst du?“

Sarah’s Blick war starr geradeaus gerichtet. Ihr Handgriff war fest und Tra’Manlanda nickte zu Fal’Andagar.

„Wen siehst du Sarah?“

„Ich sehe euch beide und mich, ich sehe uns drei. Ich sehe, nein, da ist noch etwas anderes, etwas ist um uns und versucht nach uns zu greifen. Ich habe Angst.“

„Du brauchst keine Angst zu haben Schatz, wen siehst du außer uns drei, kannst du ein Gesicht erkennen, siehst du Augen?“

„Ich…“ Stammelte Sarah, den Blick immer noch geradeaus. Ihre Augen tränten bereits.

„Ich sehe zwei dunkle Augen. Zwei Augen in schwarz die sind geschminkt und diese Augen sehen mich an.“

„Du musst dem Blick widerstehen Schatz, das ist das Böse, widersetze dich Sarah!“

Sarah atmete schwer.

Im Cockpit kämpften Helena und Stella mit dem Angreifer. Ihr Flieger hatte einiges an Elektronik an Bord, um den meisten Zielpeilern das Leben schwer zu machen.

Der Bordcomputer hatte die Abwehr übernommen und auf dem Gegenmaßnahmen Bildschirm leuchteten andauernd drei unterschiedliche Lichter auf. ECM, Chaff und Flare. Dazu rollte der Jet und schlug Haken wie ein Hase am Himmel.

„Verdammt, mit einem Learjet macht sowas Spaß, der stammt ja auch von einem Abfangjäger ab, aber dieser Luxusbomber hier ist träge wie eine Phantom, wie ein fliegender Backstein…“ Erneut riss sie den Jet in eine Kurve.

**

Die Hornets griffen nacheinander das Bodenziel an. Genug Abstand hintereinander lassend, feuerten sie mit der Bordkanone auf die Radaranlage. Als der zweite Jet das Feuer eröffnete explodierte am Boden die Anlage und die Zielpeilung verstummte endlich.

„Hey Scream, wo ist die verdammte Falcon?“

„Links über uns auf drei Uhr, los Dusty, Nachbrenner rein und rauf zu der Falcon, da hinter ihr ist der Angreifer!“

„Wo kam der andere Jet her?“

„Hast du ihn auf deinen Instrumenten?“

„Nein, das ist ein verdammter Goblin, der ist nicht zu sehen, oder meine Systeme spinnen.“

„Da oben fallen die Flares, da müssen wir hin, also Zunder bis der Chef kotzt!“

Die beiden Hornets rasten mit eingeschalteten Nachbrennern in den Himmel hinein.

**

„Augen, ich sehe die Augen, sie schauen auf Instrumente und auf unsere Falcon.“

„Gut Schatz, jetzt konzentrier dich, was siehst du noch?“

„Weiße Handschuhe der Augenmensch trägt weiße Handschuhe und einen weißen Schal.“

„Konzentrier dich, links vorne ist an der Seite ein dicker Schiebehebel, der ist nach vorne geschoben.“

„Trust.. Hab ihn gefunden, der ist im Nachbrennermodus, ganz vorne.“

„Reiß ihn zurück, ganz nach hinten. Ganz fest nach hinten! JETZT“

**

„Da vorne ist der Dreckskerl, das ist eine Mirage 2000, wie kommt die hierher.“

„Egal, der ist Schraubenfutter. Entfernung zur Falcon?“

„12 Tausend und… was macht der da?“

Die Mirage riss ihre Nase nach oben und bremste ab, als sei sie von einer unsichtbaren Hand gefangen.

Das Radar der ersten Hornet hatte die Mirage erfasst, der Ton wechselte vom unterbrochenen in den durchgehenden Zielton.

„Dusty greift an, Fox Two!“

Unter der Hornet raste eine Rakete direkt auf die Mirage zu und würde den Angreifer in Tausend Stücke reißen, aber die Rakete flog einfach vorbei und verlor sich in der Ferne.

„Dusty hast du die Rakete vergessen zu entschärfen du Anfänger? Das hier ist keine Zirkusnummer.“

„Scream hat ihn erfasst! Fox Two.“ Erneut raste eine radargelenkte Rakete auf die verlangsamte Mirage zu und erneut geschah nichts, die Rakete hätte fast das Seitenleitwerk gestreift, aber es gab keine Detonation, sie verschwand in der Ferne.

„Falcon, wir können nicht mit Raketen angreifen, drehen sie ab.“

„Verstanden“ Kam es von der Falcon.

„Scream wechselt auf Bordkanone…“

„Verstanden, bin auf deiner rechten Seite.“ Sagte der Flügelmann.

**

„Sarah, was siehst du?“

„Die Augen suchen das Cockpit ab, der weiss nicht was ihm geschieht, der arme Mensch ist verwirrt. Seine Hand zittert, sie wird ruhiger, der hat wieder Kontrolle, ahh das alles ist so schwer.“

Die Trafalgar Zwillinge sahen sich an, schlossen ihre Augen und hielten Sarah mit ihren Händen fest. Dann sagten sie zusammen:

„Jetzt haben wir dich!“

**

Capitaine Robert Trudeaux war verwirrt. Er befand sich in einem Luftkampf, das sagten ihm alle seine Sinne. Vor seinem inneren Auge raste ein schwarzer Schatten und behinderte seine Sicht, ab und an schien er Dinge zu tun, die nicht aus seinem Willen stammte.

„Merde“ Schrie Capitaine Trudeaux in den Funk, aber keiner hörte ihm zu. Immer wieder dieser störende schwarze Schatten.

Plötzlich flammte ein helles Licht vor ihm im Cockpit auf.

Er war wie gelähmt und konnte sich nicht mehr bewegen. Er sah drei freundliche schöne Mädchen, die ihn mit wonnigen Lippen und wogendem Busen ansahen.

Er vergaß das Pfeifen des Annäherungsalarms und er vergaß den Schleudersitz.

Plötzlich war alles andere unwichtig, nur noch die drei wonnigen Mädchen waren da, sie umarmten ihn, sie streichelten ihn und dann wurde es plötzlich hell…

**

Die Bordkanone röhrte los und spie ihre tödlichen Granaten auf die Mirage zu, die im Moment in der Luft zu stehen schien. In einer grellen Explosion verging die Mirage und die Reste stürzten brennend und rauchend in die Tiefe.

„Falcon, hier Sledgehammer, Ziel zerstört, wie geht‘s Ihnen?“

„Die Frisur ist hinüber, aber wir sind in Ordnung, Danke Jungs, wenn wir uns gleich im Offizierscasino sehen, dann gehen die ersten zwei Runden auf mich.“

„Das ist ein Wort Madame. Bis gleich.“

Vor ihnen tauchte der Zentralflughafen von Soulebda auf und die Falcon setzte auf.

**

Im Gefängnis

„Wen haben wir denn da?“ fragte Sinclair und grif Caroline in die Haar um ihren Kopf anzuheben.

Die beiden Söldner die mich hielten packten sofort fester zu, da sie wohl damit rechneten, dass ich versuchen würde mich loszureißen.

-Bleib ruhig, lass ihn.- hörte ich Caroline zu mir sagen und auch sie blieb passiv, also entspannte ich mich etwas.

Sinclair ließ einen Moment von Caroline ab und kam zu mir. „Wer seid ihr?“

Ich tat so, als ob ich kein Wort verstehen würde und sah ihn einfach verständnislos an.

Der Schlag kam schnell und brutal. Sinclairs Faust bohrte sich in meine Eingeweide und ließ mich nach vorne klappen, während die Luft in mir hörbar aus den Lungen wich.

„Ich habe etwas gefragt!“

-Fick dich!- dachte ich, als ich wieder atmen konnte. Sinclair wollte nachlegen, als ein Krieger auf ihn zutrat und ihm etwas leise mitteilte. Die Augen des Kriegers waren schwarz und sagte mir, dass er verhext wer.

Sinclair hörte aufmerksam zu, dann trat er grinsend zu Caroline. „So, ihr seid die Europäer, die mit den Soulebdalesen gelandet sind.“

Woher zum Teufel wusste der Krieger das? Schoss mir die Frage durch den Kopf.

„Ihr sucht die verschwundenen Satre’feraste.“ Grinste Sinclair. „Wie viele  sind mit euch gelandet?“

Das er wieder keine Antwort bekam trat er ganz dicht an mich heran und winkte die beiden Ärsche, die Caroline hielten näher heran.

Als er noch näher an mich herankam, rechnete ich schon mit dem nächsten Schlag, doch er beugte sich nur an mein Ohr und flüsterte,

„Ich verrate dir ein Geheimnis. Ich steh auf Rothaarige! Und die meisten meiner Männer auch.“ Dann kam der Schlag und ich wäre sicher zu Boden gegangen, hätten mich Sinclairs Söldner nicht festgehalten.

„Schafft sie in die Arresthütte! Ich befasse mich gleich mit ihnen.“

**

Wir wurden in einen Raum geschleift, der auf beiden Seiten aus Zellen bestand. Diese waren mit Gittern in drei auf der linken und der auf der rechten Seite unterteilt.

Der Mittelgang war mit ca. 5 Meter breit genug, dass sich die Wachen unbedenklich darin bewegen konnten.

Langsam bekam ich wieder richtig Luft, die Schläge hatte ich ganz gut weggesteckt. Ich musste mich im Nachhinein bei all den bösen Schweinebacken bedanken, die mich in den letzten Jahren verprügelt hatten. Es hatte mich trainiert…

Caroline war besser trainiert und hatte die Wirkung des Tasers  sichtlich besser weggesteckt. Anscheinend wollte Sinclair und die anderen Mistkerle tatsächlich noch ihren Spaß mit ihr haben und keine halb bewusstlose Frau vögeln… böser Fehler!

-Alles klar mit dir? – fragte sie mich.

-An die bösen Russen kommen diese Hampelmänner nicht heran.-

-Schon eine Idee wie wir hier abhauen? – wollte sie wissen. Ich schaute mich um und nahm die Türen der Zellen ins Auge.

-Die Zellen bekommen wir nicht auf, zumindest nicht ohne Hilfsmittel. Denkst du, du kannst die Wache mit deinen weiblichen Reizen heranlocken? –

-Eine bestimmt, aber bestimmt nicht alle drei gleichzeitig.-

Damit hatte Caroline den Nagel auf den Kopf getroffen. Es waren drei Wachen im Raum. Einer saß vor einem Monitor, einer reinigte seine Pistole und der dritte schliff seine Messer, wobei er Caroline ständig anstarrte. Der Arsch machte mir die größten Sorgen! Bewaffnet waren alle drei mit je einer Pistole, einem Messer und einem Schlagstock. Zusätzlich hatte die Wache am PC noch einen Elektroschocker.

-Sieh mal! – Carolines Augen wanderten zu der mittleren Zelle gegenüber.

Dort saß ein junger Stammesangehöriger, der sogar noch mit der rechten Hand mit einer Kette an die Rückwand der Zelle gekettet  war. Die zerrissene Tracht und die frischen Tätowierungen sagten uns, dass der Junge seine Prüfung als Krieger gerade erst abgelegt hatte.

Er schien völlig apathisch dazusitzen, doch das war gespielt. Ich hatte im laufe der Zeit genug Gefangene beobachtet und wusste, wann mir jemand etwas vorspielte. Die Wachen schienen es jedenfalls nicht zu bemerken.

-Was denkst du? – fragte Caroline, auch sie hatte bemerkt, dass der junge Krieger sich nur apathisch stellte.

-Ein Versuch ist es wert.-

Caroline sah den Krieger fest an und konzertierte sich.

-Junger Krieger! –

Der Junge öffnete die Augen und schaute sich suchend um, immer darauf bedachte keine Aufmerksamkeit zu erregen. Schließlich blieben seine Augen an Caroline hängen die ihm fest in die Augen sah.

-Ja! Ich rede mit dir! –

Ungläubig starrte er Caroline an. –Wer bist du?!-

-Caroline Miles, Kriegerin vom Stamm der Xili´tares von Soulebda.-

-Das ist unmöglich!!! Es gibt keine Kriegerinnen die nicht…-

-Doch.- Caroline lächelte. –Es gibt sogar vier Kriegerinnen die nicht auf Soulebda geboren sind.-

-Aber…-

-Können wir uns vielleicht auf das Wesentliche konzentrieren?!- fuhr ich dazwischen.-

Jetzt schaute der Junge noch ungläubiger zu mir herüber.

-Junger Krieger, ich habe bemerkt, dass du die Wachen schon länger beobachtest, Weißt du wie wir hier herauskommen können? –

-Hier herauskommen ist einfach.- Er schaute sich um, ob ihm jemand zusah, dann löste er die Hand aus der Kette, die man ihm anscheinend nicht eng genug umgelegt hatte.

-Und wie kommen wir aus den Zellen? –

-Im Lager ist noch eine Kriegerin. Sie könnte die Wachen ausschalten und die Zellen öffnen.-

-Warum seid ihr dann noch hier? – fragte Caroline.

-Wir schützen zwanzig Frauen und Kinder. Als man uns entdeckte, versuchten wir, diesen Abschaum so lange aufzuhalten, bis die anderen entkommen konnten. Zehn Frauen gelang es nicht sich zu verstecken, sie wurden entdeckt und ins Lager gebracht. Die andere Kriegerin wollte lieber kämpfen und sterben, doch ich konnte sie überreden, sich nicht als Kriegerin zu erkennen zu geben und bei den Frauen zu bleiben, um sie wenigstens etwas beschützen zu können. Sie begleitet die Frauen zu … und passt auf, dass es nicht zu schlimm wird. Wir können zu zweit nicht alle Frauen befreien und entkommen.-

-Klug gedacht.- lobte ich den Jungen. –Jetzt sind wir vier Krieger und schaffen es.-

-Ihr seid wirklich Krieger? –

-Ja das sind wir, ich will mich nicht selbst loben, aber wir sind sogar recht passable Krieger. Jetzt ruf die Kriegerin, damit wir die Biege machen können.-

Ich liebte diese Art der Kommunikation immer mehr. Keiner, nicht mal der Arsch der Caroline anstarrte, hatte irgendetwas mitbekommen.

-Ich rufe sie, doch seid gewarnt,  Ma’Feratama ist…jarse.-

-Jarse? – ich schaute Caroline fragend an.

-Verrückt- übersetzte sie.

-Egal, Hauptsache sie hilft und heraus.-

Der Junge versank in Gedanken und rief die Kriegerin. Keine Zehn Minuten später klopfte es an die Tür und zwei Stammesfrauen traten ein. Beide hielten den Kopf gesenkt und schauten starr zu Boden. Anscheinend ließ man sich die Frauen sich eingeschränkt bewegen, solange sie sich fügten. Ich selbst konnte nicht sagen, wer von den Zwei die Kriegerin war.

„Ah der Nachtisch kommt.“ Rief die Wache am PC. „Ich bin diesmal zuerst dran, klar?“

„Die hier krieg ich. Meinte der mit dem Messer. Er hatte sich von Caroline abgewandt und schaute zu den Frauen. „Die Verrückte ist auch dabei… Naja, besser als…“

Weiter kam er nicht. Mit einer unglaublichen Geschwindigkeit hatte ihn eine der Frauen bewusstlos geschlagen, ihm das Messer entrissen und der Wache an PC die Kehle durchtrennt. Die dritte Wache hatte noch ein erschrecktes Gesicht, dann steckte die Klinge mitten in ihrer Stirn.

Nicht einmal Jerome oder ein anerer Krieger Soulebdas hatte diese Schnelligkeit bewiesen.Diese Geschwindigkeit, hatte ich bis jetzt nur einmal erlebt… Ma‘Difgtma konnte so schnell sein! „Wo sind sie?“ fragte die Kriegerin während sie der Wache am PC die Schlüssel entnahm und die Zelle des Jungen aufsperrte. „Du sagtest es sind andere Krieger hier, die uns helfen!“

„Ja! Sie sind hinter dir!“

Die Kriegerin fuhr herum. Mir stockte der Atem als ich sie zum ersten Mal von vorne sah. Das Gesicht, die Figur, die Haltung und besonders die Augen… Das war Ma‘Difgtma in Jung!!!

Die Kriegerin fuhr wieder zu dem Jungen. „Wo sind die Krieger?!“

„Wir sind die Krieger!“ Sagte Caroline.

„Ihr seid keine Krieger! ihr seid Krestus!“

Der Junge hatte ihr die Schlüssel abgenommen und öffnete die Zellentüren.

„Krestus? Woher willst du wissen, dass wir Misthaufen sind?“ Caroline trat ihr entgegen. Auch sie hatte die Ähnlichkeit bemerkt und musterte die Kriegerin neugierig. „Wenn ich ein Krestu wäre, könnte ich dann deine Sprache? Wenn du deine Stammesangehörigen retten willst, dann mit uns und jetzt!“

„Du Idiot!“ Zischte sie zu dem Jungen. „Du hast uns ins Verderben geführt, jetzt gibt’s kein Zurück mehr.“

Ich hatte die Diskussion mitverfolgt. Die Kriegerin kannte uns nicht und war zu Recht misstrauisch. Das hier war nicht Soulebda, wo uns mittlerweile fast jeder kannte. Ihre Zweifel und Argumente waren durchaus vernünftig. Wieso war sie dann, wie hieß das, jarse?

„Also gut, wir haben keine Wahl.“ Sagte die Kriegerin „Ich wollte Moualebda sowieso wiedersehen! Lasst uns aufbrechen.“

Die bewusstlose Wache begann sich zu regen und stöhnte leise.

„Ihr entschuldigt mich kurz?“ Ma‘Difgtma die Vierte zog der toten Wache das Messer aus der Stirn und trat zu der Wache am Boden. Mit einem Schnitt hatte sie ihm die Stimmbänder durchtrennt und machte sich regelrecht über die Wache her.

**

Nachdem sich die Kriegerin an der Wache genüsslich getan hatte, stieg sie von dessen Schoß und brach mit einem einzigen Fußtritt dessen Genick. Während der Wachmann starb, schaute sie uns mit schmalen Augen an.

Oh ja…die Kriegerin war jarse!

**

„Also ihr „großen Krieger“, wie geht es jetzt weiter?“ Fragte Ma’Feratama.

„Du sammelst die Frauen und Kinder, dann verschwinden wir hier.“

„Da hast du es!“ Schimpfte Ma’Feratama den jungen Krieger an. „Ich wusste, dass es Schwachköpfe sind.“ Sie fuhr zu Caroline herum. „Wie sollen wir entkommen? Sobald man sieht, dass wir geflohen sind, werden sie uns verfolgen und einholen. Mit den Kindern sind wir lahme Enten!“

„Das werden sie nicht! Wir zwei werden dafür sorgen, dass euch niemand verfolgt. Nun geh und sammele deine Stammesangehörigen! Wie lange brauchst du dafür?“

„Zehn Minuten!“

„Wie ist dein Name, junger Krieger?“

„Senatra‘ ters.“

„Gut, Senatra‘ ters. Geh mit ihnen. Sammelt euch am nördlichen Rand des Lagers. Jetzt hör gut zu, im Nordteil der Insel am Südhang des Berges ist ein Lager mit Überlebenden eures Stammes. Geht dort hin, doch geht nicht einfach hinein, denn das Lager wird geschützt. Ruft die Wachen vorher an, sonst werdet ihr sterben! Hast du das verstanden?“

„Ja!“

„Vergiss das nicht, sonst werdet ihr alle sterben, das Lager ist wirklich gut geschützt!“

„Ja!“

„Dann geh jetzt mit Ma’Feratama und bereite alles für die Flucht vor. Wenn ihr soweit seid, kommst du wieder hier her.“

Während Senatra‘ ters begeistert nickte, schüttelte Ma’Feratama den Kopf. „Krestus! Mualebda, ich bin gleich bei dir!“

Die zwei verschwanden in der Dunkelheit und ich schloss die Tür. Bis jetzt hatte niemand mitbekommen, was sich hier abgespielt hatte. Ich sammelte die Waffen der Wachen auf, während Caroline sich an den PC setzte.

„Keine Chance, dieser blöde PC hat nur Zugriff auf die Kameras hier im Zellentrakt. Sie ließ von dem PC ab und durchsuchte die Schränke.

„Heureka!“ Caroline öffnete eine Stahlschublade und darin lagen neben einigen Munitionsschachteln sechs Handgranaten. „Verdammter Mist, das reicht nicht für alle Fahrzeuge.“

Ich blickte aus einem der Fenster und sah in Richtung Tor. Aus dem anderen Fenster konnte ich zum Fuhrpark schauen. Caroline hatte Recht. Es standen etwa zwölf Geländewagen darin, doch soweit verteilt, dass die sechs Granaten nicht ausreichen würden, alle auszuschalten. Außerdem würden uns die Söldner auch zu Fuß einholen. Ma’Feratama hatte die Situation richtig eingeschätzt. Mit den Frauen und Kindern waren wir zu langsam.

„Schon eine Idee?“ Wollte meine Frau wissen.

„Wir können nicht alle Jeeps ausschalten, wir würden auffallen…“ Dann blieb mein Blick auf Sinclairs Protzkarre hängen, die neben seiner Unterkunft stand und Fabiennes Worte klingelten in meinen Ohren…“Jungs und ihre Spielzeuge“…, „Oh ja…Ich hab eine ganz böse Idee!“

**

Acht Minuten später kam Ma’Feratama zurück. Sie versuchte nicht zu schleichen oder sich zu verstecken, sie ging ganz normal und fiel dadurch nicht auf.

„Die Frauen und Kinder sind bereit. Was jetzt?“

„Geh zu ihnen. Wir locken die Söldner weg.“

„Und was ist mit denen, die uns folgen?“

„Glaub mir, keiner wird euch folgen.“

Sie schnaubte verächtlich und sah mich an. „Wenn das stimmt, werde ich am großen Feuer zugeben, dass ihr keine Krestus seid!“

„Etwa auf Knien?“ Forderte ich sie heraus.

„Meinetwegen! Aber wenn nur ein einziges dieser Schweine hinterherkommt, werde ich mir deine Eier holen und zwar hiermit!“ Sie hielt mir ihr Messer vor die Augen, dann war sie verschwunden.

„Deine Idee sollte gut sein.“ Sagte Caroline zu mir und fasste mir in den Schritt. „Wäre schade darum!“

**

„Was jetzt?“ Fragte Caroline. Wir hatten zwei der Wachen ihre Hemden aus- und uns übergezogen. Zum Glück hatte Ma’Feratama die Wachen so schnell ausgeschaltet, dass fast kein Blut darauf war. So würden wir nicht sofort auffallen. Zusätzlich hatte Caroline ihr feuerrotes Haar zusammengebunden und unter einer Kappe versteckt.

„Hier!“ Sie warf mir eine Stofftasche zu, in die ich alle Waffen, vier der sechs Granaten und die Munition hineinpackte.

„Wir nehmen den hier.“ Ich zeigte auf den Jeep der am nächsten stand.

„Ok.“ Sie ging zu dem Jeep und packte die Tasche hinein. Dann schaute sie nach, ob der Schlüssel steckte.  In der Zwischenzeit hatte ich den Zünder aus einer der Handgranaten entfernt, auf die maximale Verzögerung eingestellt und wieder eingesetzt. Als Caroline den Daumen hob, öffnete ich die Tür und trat vor die Arresthütte. Caroline hielt davor an und ich ging auf die Fahrerseite.

„Sorry Schatz, mein Platz!“

„Was? Steig ein du verrückter Kerl, bevor uns jemand sieht.“

„Nein, wir machen es wie immer, ich fahre, du schießt!“

„Du bist wirklich verrückt.“ Meinte sie, rutschte aber von Fahrersitz herunter.

Ich setzte mich hinter das Lenkrad, zog den Stift der Granate ab, warf sie in die Arresthütte und gab Gas. Ich schaffte es neben Sinclairs Unterkunft stehen zu bleiben, bevor die Granate explodierte.

Als die Granate explodierte, flogen die Fenster der Arresthütte heraus und die Splitter zerrsiebten die Wände. Von einer Sekunde zur anderen herrschte wildes Chaos. Mehrere Söldner liefen aus dem Wachhaus zur Arresthütte, während uns keiner der Söldner uns Beachtung schenkte.

Dann war es soweit, Sinclair stürmte aus seiner Unterkunft und wollte lausstark wissen, was passiert ist.

„Was zur Hölle ist hier los?!“ Brüllte er.

Ich schob mir vier Finger in den Mund und pfiff laut. „He, du Arschloch!“

Sinclair schaute sich um, bis sein Blick an mir hängen blieb.

Ich zog den Stift der zweiten Granate ab und warf diese, gut sichtbar, unter seine Prollkarre, direkt neben ihm.

Er sprang zur Seite und suchte Deckung hinter einem anderen abgestellten Wagen, gerade rechtzeitig als sich Sinclairs geliebte Karre in einem riesigen Feuerball auflöste und ihm die Einzelteile um die Ohren flogen.

„Leck mich!“ Brüllte ich, gab Gas und bretterte durch das Tor, während Caroline mit den Pistolen dafür sorgte, dass uns keiner in die Quere kam.

**

Ein Blick in den Rückspiegel sagte mir, dass ich meine Freude haben würde, wenn Ma’Feratama auf Knien vor dem Feuer zugeben würde, dass ich kein Krestu sei, denn alles was Räder hatte, klebte an unseren Fersen.

„Kannst du erkennen, wie viele Wagen hinter uns sind?“ Fragte ich Caroline. Wir bretterten über die Straße welche quer über die Insel nach Maopo opo führte, um dann zur Küstenstraße RT1 nach Westen und abzubiegen. Als wir ein gerades Stück erreichten, lehnte sich Caroline aus dem Fenster und schoss mit beiden Pistolen auf die Wagen hinter uns.

„Nein, wir brauchen ein längeres gerades Stück!“

„Wie kommen gleich in die Stadt.“ Rief ich, als ich die ersten Häuser sah.

Caroline zog sich in den Wagen zurück, lud die Waffen neu, schoss aber nicht mehr.

„Was ist?“

„Ich kann doch nicht in der Stadt um mich schießen!“

„Die Idiotien hinter uns, werden keine Rücksicht nehmen.“

„Dann gib Gas und schaff uns aus der Stadt raus!“

„Alles klar mein Schatz.“ Ich trat das Gaspedal durch und wir passierten die Stadtgrenze nach Tufulega.

Nach zwei scharfen Kurven kam eine gerade Strecke und Caroline konnte unsere Verfolger zählen. „Mindesten zehn Wagen.“

„Ok, das sollte für die Party am großen Feuer reichen.“

„Wenn du die Party am großen Feuer erleben willst, dann gib Gas!“ Ein paar Wagen der Verfolger hatten aufgeholt und erste Kugeln flogen uns um die Ohren. „In Fugatoa werden sie sicher versuchen eine Straßensperre zu errichten.“

Fugatoa war nur ein kleiner Ort, in dem sicher nur eine Handvoll Söldner stationiert waren. Doch egal, ich machte mir wenig Sorgen, Caroline war ein As im Schießen, und ich war ein As im Fahren. Ich ließ einen der Wagen auffahren, zog etwas zur Seite und trat auf die Bremse. Der Jeep war nun neben und Caroline feuerte auf den Fahrer. Ob sie traf erkannte ich nicht, aber der Fahrer verriss das Lenkrad und kam ins Schleudern. Dabei rammte er einen weiteren Geländewagen und wir hatten auf der Straße einen kleinen Vorsprung gewonnen.

Dass Caroline mit ihren Bedenken Recht hatte, zeigte sich, als wir in den Ort hineinbretterten. Vier Söldner hatten mit zwei Wagen die Straße blockiert. Ich trat auf die Bremse und stoppte etwa 20 Meter vor ihnen. „Was jetzt?“ Fragte Caroline.

„Schnapp die Tasche!“

Ich sprang aus dem Wagen und warf eine Granate unter einen der Wagen. Sofort sprangen die zwei Söldner darin heraus und suchten Deckung hinter einer Hausecke.

Ich packte Caroline und zerrte sie zu dem Wagen, aus dem die Söldner herausgesprungen waren, denn ich hatte die Granate nicht entsichert und daraufgesetzt, dass die Söldner es lieber nicht darauf anlegten.

Caroline feuerte mit zwei Pistolen ununterbrochen auf den Wagen der anderen beiden Anderen und durchsiebte, Windschutzscheibe, Reifen und Kühler, während ich dafür sorgte, dass die zwei, welche aus dem Auto gesprungen waren, auch ihre Köpfe hinter der Hausecke hielten. Dann saßen wir im Wagen, ich hob die gesicherte Granate auf, zog den Stift und warf sie, diesmal entsichert, in die Richtung aus der unsere Verfolger kamen. Sie explodierte genau vor dem ersten Geländewagen und blockierte zusammen mit dem durchsiebten Wagen die Straße. Wieder hatten wir einen kleinen Vorsprung.

Caroline schüttelte den Kopf, als ich wieder Gas gab und Fugatoa in Richtung Westen verließ.

„Du hängst wohl sehr an deinen Eiern, oder?!“ fragte sie grinsend.

„Ich denke dabei nur an dich, Schatz.“

„Schon klar! Wir müssen sie bis Leava abgehängen. Dort kommen wir sicher nicht so einfach durch wie hier.“

„Wenn ich mich richtig erinnere, kommen wir in ein paar Kilometern zum Katzenkopf.“ Die Gegend war mir deshalb in Erinnerung geblieben, da die Straßen, welche dort von der Küstenstraße ins Landesinnere führten, auf den Satellitenbildern aussahen, wie ein grob gezeichneter Katzenkopf.

„Wir müssen von der Küstenstraße nach links. Die zweite und dritte führen wieder zurück wie ein Rundweg. Pass auf, das wird ein Spaß!“

„Was hast du denn vor?“

„Wir fahren über die Rundwege. Ich wette, sie teilen sich auf, um uns den Weg abzuschneiden. Wir drehen solange unsere Runden, bis wir nur noch ein paar Wagen hinter uns sind, dann schalten wir sie aus und jagen sie einen nach dem anderen. Wenn wir lange genug gespielt haben, fahren wir soweit nach Norden wie möglich und schlagen uns von dort zu unserem Lager durch.“

Caroline hatte in der Zwischenzeit die Magazine neu geladen und legte Ersatzmagazine bereit. „Guter Plan, hoffentlich klappt er wir haben noch drei Granaten und elf Magazine sind übrig.“

„Muss reichen. DA! Die Abbiegung.“ Ich riss den Geländewagen nach links und führ von der Küstenstraße herunter in den Dschungel. So schnell wie ich konnte, ohne im Dschungel zu landen bretterte ich über eine Schotterpiste. Nach einigen Kurven kam die erste Abbiegung, welche ich links liegen ließ. Nun kam ein kurzes gerades Stück dem eine sehr scharfe Biegung folgte.

Hier musste ich auf die Bremse treten und Caroline war klar, dass auch unsere Verfolger hier langsam fahren mussten. Sie riss den Sicherungsstift einer Granate ab und warf sie auf die Straße.

Es erwischte den dritten Jeep der uns verfolgte. Der vierte versuchte auszuweichen und wurde von einem der anderen Wagen gerammt und die etwa fünf Meter hohe Böschung heruntergestoßen.

Sinclair im zweiten Wagen tobte! „Schwachköpfe! Haltet größeren Abstand! Das hier ist eine Sackgasse! Hier kommen sie nicht wieder raus! Treibt sie einfach weiter!“

Dann kam nach einer Linkskurve die zweite Abbiegung. Ich riss den Wagen diese Piste hinein und trat aufs Gas.

„Noch neun Wagen.“ Zählte Caroline „Wie geht’s weiter?“

„Gleich biegen wir rechts ab. An der nächsten Kreuzung fahren wir gerade aus. Ich wette ein paar Wagen biegen dort ab, um uns den Weg abzuschneiden.“

„Werden wir gleich sehen. Kreuzung voraus!“

Ich fuhr nach rechts, dem „Katzenhals“ entlang. Dann kam die nächste Kreuzung. Ich fuhr gerade aus in Richtung „Katzenmaul“ und behielt Recht, drei Wagen bogen ab und fuhren zurück in Richtung Küste.

„Links runter!“ brüllte Sinclair. „Wir fahren zurück in Richtung Küstenstraße und schneiden ihnen den Weg ab! Ein Wagen folgt mir, die anderen bleiben dran!“

Auch an der nächsten Kreuzung bog ein Wagen ab.

„Jetzt das Ganze noch einmal am Maul.“

„Kreuzung vor uns.“

Diesmal fuhr ich nach links und wieder bogen zwei Wagen ab, um uns den Weg in Richtung Küste abzuschneiden.

„Ok, noch drei Wagen hinter uns.“

„Das wird jetzt der härteste Brocken! Bereit?“

„Klar!“ Sie entsicherte ihre Pistolen und umfasste die Schäfte fest.

Ich trat auf die Bremse, stellte den Jeep quer auf die Straße und blockierte sie. Caroline eröffnete schon das Feuer und schoss aus dem Fenster, während ich die Tür aufriss und über das Dach feuerte. Unsere Verfolger blieben in einer Reihe stehen und behinderten sich gegenseitig, also beschloss ich, die Gelegenheit zu nutzen. Ohne darüber nachzudenken rannte ich los, während Carolines Kugeln von hinten an mir vorbei sausten.

Die hatte ihre Tür aufgerissen und stürmte aus beiden Pistolen schießend hinter mir her, auf das erste Auto zu. Fahrer und Beifahrer saßen tot auf ihren Sitzen und stellten keine Gefahr mehr da. Vor der Motorhaube suchten wir Deckung als die Söldner im mittleren Jeep ihre Türen aufgerissen, dahinter Deckung gesucht und auf uns schossen. Wussten die Idioten denn nicht, dass Autotüren nur in Filmen Kugeln aufhielten?

„Links!“ Rief Caroline und ich verstand.

Wir sprangen aus der Deckung des Motorblocks heraus und durchsiebten die Beifahrertür.

Nach fünf Löchern in der Tür ging der Söldner dahinter zu Boden. Der zweite lernte seine Lektion und ging hinter dem Auto in Deckung, wo der Verstärkung durch die Söldner aus dem dritten Jeep bekam.

„Vorletzte!“ Rief mir Caroline zu und warf unsere vorletzte Granate auf das Dach des zweiten Jeeps, von dem sie abprallte und zwischen den zwei Geländewagen liegen blieb.

Beide Geländewagen und die drei Söldner wurden von den Splittern zerfetzt, als wir schon wieder zu unserem Wagen liefen.

„Die erwarten uns, das ist dir schon klar?“

„Ja, aber wir kommen von hinten.“

Ich schob unseren Jeep an den brennenden Wracks vorbei und fuhr die Strecke zurück, aus der wir gekommen waren und fuhr von dort in Richtung Katzenbrust. Schon nach wenigen Kilometern hatte ich zwei Wagen eingeholt, die uns den Weg zur Küstenstraße abschneiden wollten.  Da wir von hinten kamen, überraschten wir sie. Einer der Wagen war ein normaler PKW und um einiges leichter als unser Jeep.

Ich rammte diesen mir voller Wucht in den Kofferraum und schob ihn voll gegen einen Baum. Der Wagen wickelte sich um den Baum, wobei Glas zersplitterte als Fahrer und Beifahrer durch die Windschutzscheibe geschleudert wurden. Jetzt fuhr ich hinter dem zweiten, der versuchte die Straße zu blockieren. Der Beifahrer kroch in den Fond und trat die Heckscheibe heraus und begann auf uns zu schießen. Zwei Kugeln drangen durch die Scheibe und sausten durch das Wageninnere.

„Mal sehen wie euch das gefällt!“ Caroline schob ihren Oberkörper durch das Fenster und durchlöcherte das Wageninnere. Der Fahrer zog den Kopf ein, was ihn lange genug ablenkte um neben ihn zu kommen.

„Da hast du dir die falsche Seite ausgesucht.“ Grinste ich, denn während es auf meiner Seite der Straße eben blieb, fiel das Gelände auf der anderen Seite der Straße steil nach unten ab.

Doch der Fahrer des andern Wagens war nicht schlecht, ich schaffte es nicht ihn von der Straße zu drängen. Im Gegenteil, er schaffte es, mich immer mehr in Richtung der Baumgrenze zu schieben. Glücklicherweise hielt das ständige Anrempeln den Beifahrer davon ab, gezielt auf uns zu schießen.

„Kopf runter!“ Rief Caroline und ohne darüber nachtzudenken zog ich den Kopf ein. Caroline hatte die letzte Granate entsichert und warf sie aus dem Fenster in den Jeep der Söldner.

Der Fahrer trat auf die Bremse und ich sah im Rückspiegel, wie der Wagen explodierte.

„Ok, Wir sollten unser Glück nicht herausfordern. Schätze, wir haben genug Zeit geschunden.“ Riet Caroline.

„Sehe ich auch so. Sinclair soll an der Küstenstraße warten bis er schimmelt. Bis er bemerkt, dass wir nicht kommen, sind wir weit genug weg.“ Ich drehte auf der Straße und fuhr zum Katzenohr. Von dort würden wir uns zur Nordteil der Inselmitte durchschlagen, um zu unserem Lager zu gelangen.

Am obersten Punkt des Katzenohres fuhr ich den Jeep in zwischen die Bäume und zeigte, dass ich von den Stammeskriegern einiges gelernt hatte. Den Jeep fand man nur, wenn man dagegen lief.

Von einem erhöhten Punkt ca. 400 Meter Luftlinie der Straße entfernt sah ich, wie die restlichen Wagen mit Sinclair auf der Suche nach uns waren.

„Wie lange haben wir sie beschäftigt?“ Fragte ich Caroline.

„Über eine Stunde, und ich schätze, eine weitere werden sie noch hinter uns her sein.“

„Denkst das reicht, um meine Eier zu behalten?“

„Ich denke schon…und falls nicht…Dana wird mir sicher ein tolles Gerät bauen können.“

**

Statusbericht auf Soulebda

Der Vortrag der drei Mädchen und der Trafalgar Zwillinge war sehr ausführlich und präzise.

Heylah ai Youhaahb bedankte sich bei den fünf Mädchen und schaute in die Runde. Neben ihrer Tochter Penelope war Soleab n’Amsala, Veronique mit Bernd ihrem Mann und Madame Ma‘ Difgtma, sowie die obersten Schamanen vertreten.

Dazu kamen aus dem Krankenhaus die Spezialisten für die sogenannten Naturphänomene anwesend. Insgesamt hatten sich 17 Leute eingefunden und dem Vortrag von Vera, Sarah Marja sowie den Trafalgar Zwillingen gelauscht.

„Wir danken euch für den Einsatz und danken auch für diese einzigartigen Gaben, die ihr mitgebracht habt.

Mit den Kontakten werden wir sicherlich Gutes bewirken und weitere Leben retten. Die persönlichen Gaben, die an euch direkt gegeben wurden dürft ihr selbstverständlich behalten. Ma’Difgtma bitte fahre du fort.“

„Schön euch alle wieder lebendig und gesund zurückzuhaben. Leider müssen wir euch erneut auf Reisen schicken.

Die Zeit drängt und unsere Stammeskrieger sind bereits im Einsatz, es gab bereits Verluste bei unseren Freunden und unseren eigenen. Daher könnt ihr noch einmal ausschlafen und Morgen geht es wieder los. Gibt es Fragen?“

„Ja, Ma’Difgtma, bleibt unser Team so zusammen wie es ist

und was machen wir, wenn uns nochmal eine solche schlimme Hexe anfällt?“

„Ihr solltet immer den richtigen Weg finden. Natürlich ist es ungeheuer wichtig, das Wissen der Hexen zu erhalten, aber nicht unter Verlust eurer Leben. Ich bin sicher, dass ihr den rechten Weg gehen werdet.

Schließlich seid ihr ein einzigartiges Team und deswegen bleibt ihr auch zusammen, also ihr drei und die Zwillinge.“

Marja schaute Heylah an „Was wurde eigentlich aus Jim?“

„Jim, also der übernommene Begleiter aus dem Jet wurde versetzt und bei einem angeblichen Verkehrsunfall getötet. Offensichtlich wollte man vermeiden, dass er auspackt.“

 

Die mitgebrachten Gaben der besuchten Schamanen und Hexen wurden genauestens untersucht und in zwei Gruppen aufgeteilt. Jene, die sofort in den Einsatz kommen sollten und jene, die zuerst untersucht werden sollten.

Zu den Erstgenannten zählte der Trank, mit dessen Hilfe man die farbige Aura eines Übernommenen bei günstigem Licht erkennen konnte.

Mit großer Vorsicht wurde die Beute der zuletzt geköpften Hexe für die Untersuchung abgegeben.

Anschließend sollte diese Beute, mit deren Hilfe die Hexe einen Menschen wiederbelebt hatte, unter Verschluss gehalten werden.

„Wie geht es nun weiter, wie lautet das nächste Ziel?“ Fragte Vera die Runde und Soleab erhob sich.

„Wir haben erfahren, dass die Hexe nahe Banjul infolge eines Bergrutsches nicht mehr lebt.

Leider gab es etwa zeitgleich eine andere Aktion der Franzosen in der Nähe von Oiapoque also in Französisch-Guayana, in deren Verlauf eine kleine Siedlung ausgelöscht wurde. Darunter fand man die Überreste der dortigen Schamanin. Dieser Punkt ist also auch gestrichen.

Dafür haben wir eine andere Spur und die führt euch auf den fünften Kontinent. Alles andere erfahrt ihr dann wieder von der Flugzeug Crew.“

Damit wurden die Mädchen entlassen.

Tags darauf fanden sie sich an der Falcon ein und die Crew hatte ein neues Mitglied.

„Ukuru begleitet uns nicht nach Australien, er darf dort nicht einreisen, dafür haben wir hier Samy einen wirklich sprachgewandten, der über 20 Stammessprachen der Aborigines spricht und noch mehr zumindest versteht.“

Die Mädchen begrüßten Samy, einen über 50-jährigen ergrauten Mann, dessen Haut zu viel Sonne abbekommen hatte.

Samy strahlte ein weiches angenehmes Gefühl der Behaglichkeit aus, man war gerne in seiner Nähe und er erzählte Geschichten aus allen Ländern dieser Welt. Stella kam hinzu und gab den Mädchen die letzten Informationen.

„Ihr müsst nördlich von Darwin bei Gunn Point einen der letzten Sternenrufer finden. Näheres findet ihr dann im Rechner. Samy hier wird hoffentlich imstande sein, mit dem letzten Sternenrufer zu reden. Wir können seinen Namen noch nicht einmal aussprechen.“

Sarah schaute Samy an „Was bitte ist denn ein Sternenrufer?“

Samy schaute Sarah an und als die anderen Mädchen dazu kamen begann er mit seiner Erklärung.

„Sternenrufer sind heilige Männer, die in der Kultur der Aborigines die Kraft haben aus der ewigen Erneuerung in das lineare Jetzt zu greifen und zwischen beiden Welten zu vermitteln. Ihr müsst wissen, in der Welt der Aborigines läuft die Zeit anders ab, als bei euch Westlichen.

Bei uns Aborigines läuft die Zeit nicht linear ab, also von Anfang über das hier und jetzt auf das Morgen und ewige zu, das dann irgendwann endet.

Bei uns läuft die Zeit seit einer Ewigkeit in einer Art riesiger Schleife ab, alles war schon einmal da und wiederholt sich, die ersten, die das erlebten, nannten das die Traumzeit und wir streben nach dieser Traumzeit, sie wird bald wieder da sein, dessen sind wir uns sicher.

Die Sternenrufer sind imstande, über Jahrtausende hinweg zu sehen und bestimmte Sternenkonstellationen zu lenken. Nicht alle und nur ganz wenige sind dazu imstande.“

„Wozu sollte man Sternenkonstellationen lenken?“

„Das ist Teil unserer Vorstellung der Traumzeit. Dadurch, dass sich die Welt da draußen weiter fortbewegt, müssen die ab und an die Welt auf die richtige Spur zurückbringen und das schaffen sie auch.

Andernfalls gerät die Welt gewissermaßen aus der Spur und wird bei einer der kommenden Wiederholungen katastrophal enden, das können wir nicht zulassen.

Ihr dagegen bekommt von alledem gar nichts mit, ihr denkt eben linear, für euch gibt es keine Möglichkeit auf Gewesenes zurückzugreifen, um Zukünftiges zu lenken.“

„Ist das jetzt schlechter oder besser?“ Fragte Vera.

Samy schaute Vera lächelnd an und meinte: „Frag dich das in hundert Jahren nochmal meine Liebe.“

„Aber in hundert Jahren lebe ich bestimmt nicht mehr…“

„Dann ist es wohl schlechter.“

„Bitte anschnallen!“ Kam es aus dem Cockpit und die Falcon rollte auf die Runway, bald würde sie in den Südwesten unterwegs sein nach Perth in Australien.

**

Der Flug über das Korallenmeer verlief ruhig. Nach und nach legten sich die Mädchen schlafen und die Falcon setzte ihre Reise über die fast 6500 Kilometer fort.

An Bord im Cockpit saßen Helena und Stella. Stella hatte die Kontrolle und Helena sah auf diese riesige Wasserfläche hinunter. „Als wir vorgestern über dem Indischen Ozean waren, da wurden mir diese riesigen Wasserflächen erst wieder klar.“

„Ja wir sollten mehr auf unseren Planeten achten, soviel Auswahl haben wir ja nicht.“ Dabei lachte sie.

**

Nach der Landung in Darwin ging es mit zwei klimatisierten SUV’s weiter. Die Fahrzeuge waren bereitgestellt und extra noch für die Nachtfahrt ausgerüstet. So fuhr das Team mit zwei ortskundigen Fahrern in die Nacht hinein, auf der Suche nach einem einzigen Aborigines.

„Wie wollen wir den Mann finden, wir sind hier in seinem Land und er kennt uns nicht.“ Fragte Sarah.

Samy schaute sie an und lächelte wissend. „Er weiß, dass wir kommen, sei dir dessen sicher, aber frag nicht woher oder wie er das weiß.“

Nach Murrumujuk ging es nochmal eine ganze Weile kerzengerade auf der Piste weiter.

Die starken Scheinwerfer erhellten die Nacht und hier und da huschten verängstigte Tiere von der Piste. Als sie sich der letzten Service Station näherten, flammte weiter im Norden ein Feuer auf. Eine helle hohe Flamme stand da und wurde dann schnell wieder kleiner. Erneut flammte sie auf und wurde dann wieder kleiner, so klein blieb sie dann, sie war immer noch gut sichtbar.

„Was war das?“

„Das war die Einladung für uns, er ist da und hat uns ein Zeichen gegeben. Fahrer folgen sie diesem Zeichen.“

Eine halbe Stunde später hatten die Fahrzeuge angehalten und die Mädchen waren zusammen mit Sami beim Besteigen des Berges. Der Berg war zum Glück mehr ein höherer Hügel und ganz oben brannte das einladende Feuer.

Ein Didgeridoo sang alte Weisen in den nächtlichen Himmel, als die Besucher zu dem einsamen Mann kamen. Samy grüßte und setzte sich an das Feuer, legte ein zwei kleine Stücke in die Glut und lauschte den Klängen des Didgeridoos.

Die anderen Mädchen kamen auch näher, verbeugten sich kurz und setzten sich auch um das Feuer, nachdem Samy ihnen zugenickt hatte.

Es war erstaunlich, wie ausdauernd der Gastgeber, ein alter Mann von knapp 1,70 und von undefinierbarem Alter das Musikinstrument blies. Aber die Melodie des australischen Nationalinstrumentes klang von Minute zu Minute besser.

Irgendwann verstummte die Musik und die beiden Aborigines begrüßten sich ausgiebig.

Dann sprach Samy über die Mädchen und deren heiligem Auftrag. Er berichtete von den Gefahren, die sie erlebt hatten, den Kämpfen mit den Hexen und den anderen Menschen und all dem Leid, das gerade dabei war, sich auf der Welt breitzumachen.

Die Mädchen saßen da und schauten den beiden nur zu. Von der Sprache verstanden sie gar nichts. Enttäuscht sahen sie sich an und Sarah konzentrierte sich auf den Gastgeber am Feuer. Sie konzentrierte sich stärker und stärker und plötzlich schien die Zeit stillzustehen.

Die anderen saßen noch immer an den Plätzen und der Mann am Feuer stand auf und kam auf Sarah zu.

Er gab ihr seine lederige Hand und half Sarah beim Aufstehen. Irgendwie ging es leichter und Sarah bemerkte erst jetzt, dass sie das alles irgendwie nicht life erlebt, sondern offenbar träumte.

Jedenfalls saßen alle noch am Feuer nur zwei Gestalten Sarah und der Mann standen zusätzlich einige Meter weiter und dann begann der Mann zu Sarah zu sprechen und sie verstand ihn.

„Du bist also die Frau, die zusammen mit den anderen den Kampf gegen das Unsagbare aufgenommen hat. Gutes Kind. Wenigstens kannst du die eine, reine Sprache im Kopf hören mit der wir reden können.

Komm, meine aufgeblühte Blume des Geistes, ich will dir etwas zeigen.“

„Verstehst du mich auch und wie soll ich dich ansprechen?“ Dachte sich Sarah und der Mann neben ihr lachte sie an.

„Ja doch, ich verstehe deine reine Sprache im Kopf, auch wenn du noch leise bist. Nenn mich Yagan, so hießen schon die, die vor mir da waren, einfach Yagan. Meinen richtigen Namen kannst du nicht aussprechen, das ist auch eher eine Beschreibung, als ein Name.“

„Yagan, was willst du mir zeigen?“

„Schau her, folge meiner Hand, den Fingern zu den Sternen. Kennst du diese Sterne, dieses Sternenbild?“

„Nein, ich stamm von der anderen, nördlichen Seite der Erde da haben wir andere Sternbilder, wie nennst du das?“

„Wir Alten nennen das Watannajasajannakolombononk und das bedeutet etwa, das Känguruh, das das Wasserloch sucht. Wenn du dem Schwanz des Kängurus folgst, dann zeigt der auf einen bestimmten Platz im Meer.“

„Ja, ich sehe den Punkt etwa da am Horizont.“

„Dorthin musst du reisen. Du wirst dort einen Fisch finden, der dich auf eine Reise nehmen wird und am Ende der Reise kannst du dich mit den bösen Menschen anlegen und kannst erstmals siegreich sein.“

„Yagan, wenn ich dem Sternbild folge, kann ich nur nachts reisen und mit der Drehung der Erde wird es…“

„Nein du kleines Mädchen, du musst nur lernen, du musst noch so viel lernen. Dieses Sternbild, präge es dir ein. Das ist wichtig. Du wirst es dann auch bei Licht sehen können. Aber du musst dich dafür öffnen und auch daran glauben.“

„Yagan, kann ich das wirklich lernen, auch tagsüber dieses Sternbild sehen?“

„Natürlich, die Sterne sind ja auch am Tag da, weshalb solltest du sie nicht sehen können. Du blendest das helle Licht deiner Sonne einfach aus deinen Gedanken aus und folgst dem Sternbild.“

„Yagan, ich bin noch so unerfahren und neu in diesen Dingen und du verlangst von mir…“

„Ich verlange gar nichts von dir Kind. Ich zeige dir nur den Weg. Gehen wirst du den alleine. Sei dir aber bewusst, dass du den Weg nicht verlassen darfst. Rings um dich herum ist nur Treibsand, der zieht dich ins Vergessen, bleibe also auf der Spur und verlasse sie niemals.

Du wirst auf dem Weg das Bild deines Kindes sehen, ja das Bild deines lieben Kindes, das dir so gewaltsam genommen wurde. Das Bild ist aber eine Falle. Gehe nicht auf dieses Bild zu, egal was kommt. Das ist wichtig, hast du das verstanden?“

„Was weißt du von meinem Kind?“

„Alles! Sarah, ich habe dich schon so lange studiert und beobachtet, jetzt musst du an dich selber glauben und diesen Weg gehen. Deine Freundinnen werden dir dabei helfen. Aber verlässt du den einzigen Weg, werden deine Freundinnen mit dir sterben. Vergiss das niemals.“

„Ja, ich werde das nicht vergessen, ich werde den Weg suchen und werde ihn nicht verlassen, nicht verlassen, niemals verlassen, nicht… verlassen…“

„Sarah!!?“

„Sarah, komm zu dir!“

Das Bild vor Sarah verblasste, die Konturen wechselten, das Sternbild aber blieb. Dann erschienen die anderen Mädchen und Sarah war wieder am Lagerfeuer.

Die anderen knieten vor Sarah und schauten sie an, als wäre sie eben erst erwacht.

„Bist du jetzt wieder bei uns?“

„War ich denn, äh lange – äh – weg?“ Dabei schaute sie zu den beiden Aborigines, die noch immer am Feuer saßen und sich unterhielten, nur dass jetzt die lächelnden Augen von Yagan auf Sarah ruhten und er ihr beruhigend zunickte.

Tra’Manlanda schaute Sarah an. „Seit zehn Minuten versuchen wir dich wachzubekommen, du warst plötzlich wie versteinert und hast in einer Sprache geredet, die nicht einmal wir kennen, was war Sarah Schatz?“

„Ich hatte ein Erlebnis und dabei hat Yagan mir die Aufgabe gezeigt, die vor uns liegt.“

„Wer ist Yagan?“

„Yagan ist der Mann da, neben Samy am Lagerfeuer, wir hatten uns unterhalten und dann hat er mir die Aufgabe mitgeteilt. Wir sind hier fertig, jetzt wir können weiter.“

Die Zwillinge sahen sich an und machten große Augen. Vera und Marja sahen Sarah an und wunderten sich.

„Sarah, ist alles ok mit dir?“

 

„Oh ja, ich habe die Aufgabe vernommen, die wir alle zu erledigen haben und habe den Weg verstanden, ich habe aber auch die Gefahren kennengelernt, die auf uns warten.

Kommt, ich zeige euch den Weg, habt ihr eine Karte?“

Samy war zusammen mit Yagan aufgestanden und sie näherten sich den Mädchen.

Yagan lächelte gewinnend und drückte Sarah einen kleinen Stoffbeutel in die Hand, dann sagte er in gebrochenem Englisch: „Für die Reise, nun geht!“

**

Zurück im Jet hatten sie die Route ausgemacht, sie führte weiter nach Norden, der nächste Zwischenstopp war Kagoshima in südlichen Japan. Nach einer Nacht auf festem Boden ging es am Folgetag weiter, das nächste Ziel war bereits Alaska.

Während sich die Pilotinnen auf der langen Reise immer wieder abwechselnden, überquerten sie die Beringstraße. Schon in der Luft wurden sie über Funk begrüßt und sie hatten zwei Raptor Abfangjäger aus Elmendorf als Begleiter. Über Funk kam dann die Begrüßung.

„Falcon Crest hier Top Rock, willkommen in Elmendorf, clear for Landing auf Runway 06.“

Hier auf dem Luftwaffenstützpunkt gab es keine ungewollte Aufmerksamkeit und auch keine dummen Fragen. Endlich konnten sich alle noch einmal richtig ausschlafen, während die Falcon eine dringende Wartung erhielt und diverse elektronische Geräte ausgetauscht wurden.

**

Der nächste Halt war bereits geplant im herrlich sonnigen San Diego. Ab da ging es in den „wilden Süden“. Tief in Mexiko war das Ziel der langen Reise erreicht, Cinco de Mayo, am Airopuerto Victoria de Durango. Auch hier auf der mexikanischen Seite war bereits alles vorbereitet und eine zweimotorige Cessna 421 stand bereit.

Zwei aalglatte Typen heuchelten Freundlichkeit und baten die drei Mädchen umzusteigen.

„Auf der Hazienda El Durangueño werden Sie bereits erwartet. Señor Almaniaz gibt sich die Ehre, wenn Sie bitte einsteigen und sich anschnallen, wir starten umgehend, der Señor wartet ungern.“

Die Kolbenmotoren brummten ihren sonoren Ton und schon rollte die Maschine los.

Von der berühmten Gemütlichkeit war keine Rede mehr. Hier herrschte die Uhr. Die Besatzung der Falcon konnte nicht mit, ebenso wenig die Zwillinge.

„Wer hat denn diesen komischen Kontakt hergestellt?“ Fragte Tra’Manlanda scharf.

 

„Der wurde von einem Mittelsmann hergestellt, einer der eigentlich 100% zuverlässig ist, ich würde mir da jetzt keine Gedanken machen.“ Erwiderte Stella.

Tra’Manlanda schaute Fal’Andagar an und danach Helena. „Und wie schaut euer Plan B aus, wenn der Plan A scheitert?“

Helena schaute die Zwillinge an und meinte scharf. „Dafür haben wir dann die Virginia Farm Boys vom hiesigen Departement.“

„Eine Frage noch, ist es normal, dass Leichtflugzeuge wie diese Cessna keine Registriernummer tragen?“

Stella schaute Helena fragend an und beide meinten:

„Die ist dann wohl nur auf einer Seite zu sehen.“ Beide wirkten aber bereits jetzt unsicher und Helena verschwand ins Cockpit an den Funk.

Stella schaute zu den Zwillingen „Auf der linken Seite stand tatsächlich keine Registriernummer?“

„Nicht mal ein Nationalitätskennzeichen, brauchen das die Viehbarone hier nicht?“

**

Aktion Ledertussi

 

Der Flug mit der Cessna war unruhig. Die beiden Motoren brummten laut und es ruckelte ständig, was aber durchaus auch an dem heißen Auftrieb durch die Bodenformationen liegen konnte.

Nach knapp 20 Minuten bog die Maschine nordwestlich in die Gebirgsregion ab und begann zu sinken. Je tiefer sie kamen, desto mehr sahen sie die riesigen Weideflächen, die es hier gab.

„Alles was Sie hier sehen, gehört Señor Almaniaz, soweit das Auge reicht.“ Die Maschine kreiste kurz über der prächtigen Hazienda und ging noch tiefer.

Dann tauchte die kleine Piste vor ihnen auf und die Maschine flog an und landete sehr sanft auf der Betonpiste.

Am Ende der Piste befand sich ein großer freistehender Shelter, unter dem bereits eine andere Cessna stand, hier hielten sie an, um der brennenden Sonne zu entgehen.

„Bitte warten Sie, an der Maschine, Señor Almaniaz wird seinen Wagen gleich schicken.“ Dabei zeigten die Piloten nach Südwesten, wo sich die Hazienda befand.

Der eine Pilot ging in das kleine Haus, während der zweite eine Wartungsklappe öffnete.

Aus dem Norden kamen über die dortige Straße zwei SUV angebraust und fuhren schneller als man es erwartete auf den Shelter zu.

Zwei Männer rannten zu dem Haus und zwei weitere zu der Cessna, dann stieg ein eleganter Herr mit ebenso eleganter Damenbegleitung aus und sie kamen auf die drei Mädels zu.

„Sie müssen die drei Gäste aus den Staaten sein, wir wurden erst jetzt über ihr Eintreffen informiert, wenn Sie bitte mit uns kommen, es kann hier draußen recht heiß und stürmisch zugehen.“

Die Mädels folgten den beiden eleganten, Vera drehte sich kurz um und sah noch, wie der Mann am Flugzeug die Hände hob.

Bei den schwarzen SUV angekommen, bat der Mann die Mädels einzusteigen, er selbst stieg ebenfalls in den Wagen, der sofort losfuhr. Während seine Begleiterin im anderen Wagen Platz nahm und auf die Männer wartete. Rasch fuhr der Fahrer nach Norden, weg von der Hazienda, weg von Señor Almaniaz.

„Wo bringen Sie uns hin?“ Fragte Marja den Mann, er schwieg und ignorierte ihre Frage.

„Señor, wo bitte bringen Sie uns hin?!“ Fragte nun auch Vera und der Mann sah sie erstmals mit einem bösen Blick an.

„Wir sind ja bald da, jetzt schweigt!“ Sie fuhren an einer weiteren, kleineren Hazienda vorbei hinauf in die Berge. Die Straßen wurden zusehends schlechter und alsbald rumpelte es. Der SUV musste langsamer fahren.

Hinter einer Felswand bogen sie in eine schmale Ebene ein, die vor einem großen Schiebetor im Berg endete.

Aus dem Tor kamen vier Männer angerannt und der Mann im SUV befahl den Mädchen „Aussteigen und keine Faxen!“ Der Fahrer und der elegante Herr begleiteten zusammen mit den vier dazugekommenen Männern die Mädchen durch das Schiebetor, das sich hinter ihnen schloss.

Sie waren gefangen!

„Weiter, wir haben keine Zeit“ drängelte der Mann und die Mädchen wurden durch hohe Regalwände geschleust. Ihre Augen konnten sich kaum an das dämmrige Licht gewöhnen, schon zogen und schubsten die Männer die Mädchen weiter vorwärts.

Schließlich ging es in einen Stollen und es wurde deutlich kühler. Durch einige Gänge brachte man die Mädels in einen großen Raum, wo man sie durchsuchte und ihnen alles Persönliche abnahm, was sie bei sich trugen.

Sorgsam landete alles in drei Plastikschalen. Dann wurden ihnen je ein weißer Overall gereicht, dazu Turnschuhe und frische Unterwäsche.

Eine hochgewachsene, schlanke Frau mit straff nach hinten gekämmtem Haar trat vor sie. Unter dem linken Arm hielt sie eine Reitgerte. In der schwarzen Lederaufmachung sah sie aus, wie eine Lagerkommandantin aus üblen Zeiten.

„Hier ziehen Sie sich bitte um, da in der Baracke können Sie sich auch frisch machen. In 10 Minuten wird die getragene Wäsche abgeholt, Sie sollten dann fertig sein, Madame wartet nicht und das werden Sie schnell merken, sie wartet ungern. Los jetzt, umziehen und waschen!“

Erst jetzt fiel den Mädchen auf, dass fast alle der Bediensteten einige Striemen an den Händen und im Gesicht hatten, hier wurde offenbar geprügelt und gepeitscht.

Während die Mädchen sich frisch machten und die Wäsche wechselten, rief von draußen eine Frau „Noch 5 Minuten!“

Als der Ruf „Noch eine Minute!“ Erklang, traten die Mädchen im weißen Overall und gewaschen nach draußen und übergaben ihre Wäsche an einen jungen Mann, der sie in eine große Tonne stopfte und wegbrachte.

„Madame kommt!“ Rief die Ledertussi mit der Reitgerte im scharfen Befehlston. „Ihr solltet sie nicht direkt ansehen und antwortet ausschließlich, wenn sie euch direkt fragt, ist das klar?“

Die Mädchen nickten der Ledertussi zu.

„Du da!“ Pfiff die Ledertussi einen der Männer an, „Bring das ins Lager 3, Bewegung!“ Mit einem Schlag mit der Reitgerte machte sie dem Mann klar, dass sie keine Antwort erwartete.

Dann kam Madame, besser noch, sie erschien.

In knallengem roten Leder, das außergewöhnlich gut saß und ihre Figur noch besser betonte als sie ohnehin schon war, dazu in schwarzen Stiefeln mit endlos hohen Absätzen trat Madame zu den Wartenden.

Die Hände in hauchdünnen Lederhandschuhen versteckt, wirkte der quer sitzende schwarze Lederriemen über ihrer Schulter wie die Uniform eines englischen Colonels.

Ihre langen, rabenschwarzen, gelockten Haare waren sehr gepflegt und reichten bis kurz vor ihren schmalen Po. Die Pistolentasche auf der linken Seite zeigte eine Moderne 9 mm Pistole.

In ihren hochhackigen Stiefeln stakste Madame wie ein Storch im Salat umher, offenbar war sie das gehen mit solch hohen Absätzen durchaus gewöhnt.

Zwei Männer brachten einen schweren Holzbock und spannten ihn im Boden fest, über den Querbalken legten sie ein Kissen. Dann traten je drei Männer zu jedem der drei Mädchen und stellten sich um sie herum auf. Eine große, sehr kräftige Frau mit einer langen Reitgerte kam dazu und stellte sich neben den Holzbock.

„Umgezogen, ausgezeichnet! Gut gemacht Madeleine, sie können gehen.“ Damit entschwand die Ledertussi mit der Reitgerte und Madame stellte sich breitbeinig, ganz und gar nicht Ladylike vor die drei Mädchen. Dann begann sie ihre Ansprache:

„Ich sage das nur ein einziges Mal.

Ihr seid meine Gefangenen. Flucht ist sinnlos und wird mit letalen Mitteln bestraft.

Ihr werden mich mit Madame ansprechen und sofort antworten, wenn ich euch eine Frage stelle. Ihr werdet aber nur dann reden, wenn ihr gefragt werdet.

Wenn ihr eine Frage habt, hebt den linken Arm und stellt die Frage, sobald ich euch dazu auffordere, nicht früher.

Jegliche Missachtung meiner Anweisungen wird augenblicklich bestraft.

Irgendwelche Fragen?“

Marja sah die Frau in Rot an und fauchte los. „Wieso haben sie uns entführt und was wollen Sie von uns, was…“

Weiter kam sie nicht. Die drei Männer um sie packten sie und schleppten sie vor den Holzbock und legten sie mit dem Bauch auf den Querbalken, Hände und Füße wurden unten an den Holzfüßen angebunden, dann trat die kräftige Frau einen Meter hinter Marja und sah zu „Madame“.

Madame sagte in harten Ton:

„Wie ich sagte. Jegliche Missachtung meiner Anweisungen wird augenblicklich bestraft. 10 Schläge!“

Schon pfiff die Reitgerte und der erste Schlag landete auf Marjas Hinterteil.

Laut schrie sie auf. Da knallte bereits der nächste Schlag. Nach dem fünften Schlag zeichneten sich bereits rote Streifen durch den weißen Overall und Marjas Schreie wurden leiser. Ab dem achten Schlag blieb Marja still und nach dem zehnten Schlag war sie ohne Bewusstsein und blieb regungslos auf dem Bock liegen.

„Ich wiederhole mich nicht, sagt das ihr, wenn sie wieder wach ist. In Zwei Stunden beginnen die Befragungen. Fragen?“

Vera hob die linke Hand und wartete, bis Madame sie ansah und aufforderte zu reden.

„Was wollen Sie von uns?“

„Antworten natürlich! Bringt sie weg!“

**

„Halt still Schatz!“ Sagte Vera in beruhigendem Ton und sie versorgte Marjas Hinterteil. Die Hiebe hatten gut gesessen und die Haut nur oberflächlich beschädigt, aber die Striemen brannten höllisch.

„Diese Schlampe, das soll die mir büßen.“ Nuschelte Marja und versuchte sich zu entspannen, damit Vera mit der Creme die man ihr gegeben hatte, sie versorgen konnte.

Sarah hielt Marjas Hand und streichelte sie sanft. „Konntest du mit den Trafalgar Zwillingen schon Kontakt aufnehmen?“

„Nein, es ging noch nicht, aber jetzt will ich versuchen…“

**

Die Trafalgar Zwillinge saßen mit den Pilotinnen vor dem Jet und tranken einen kühlen Fruchtsaft, als die Zwillinge sich ansahen, erschraken und gleichzeitig sagten:

 

„Das war eine Falle! Sie haben die Mädchen gefangen. Marja versucht uns, eine Ortsbeschreibung durchzugeben, wir brauchen eine Karte von dem Gebiet. Schnell.“

Während Stella die Karte auf dem Tablet aufmachte und die Zwillinge diese vergrößerten, war Helena im Cockpit und meldete sich über die gesicherte Verbindung in der Zentrale um die Lage zu schildern.

„Hier sind sie gelandet, da raufgefahren, hier vorbei und da in die Berge, Genau hier muss ein Stollen sein. Genau da sind sie.“

Helena sah auf die Karte, übernahm die Koordinaten des Tablets auf ihren Bildschirm und sprach mit der Zentrale.

Nach zehn Minuten kam Helena aus dem Cockpit zurück und berichtete, was sie erfahren hatte.

„Wir haben Glück, ein Einsatzteam ist auf dem Rückweg von Nicaragua und derzeit auf der Höhe von Mexiko City, die kommen noch eben vorbei, Rufzeichen Delta Tango 1-39.“

„OK Stella du bleibst mit einer der beiden Trafalgar Mädchen hier, Ukuru du kommst mit, mach dich bereit, ich erwarte eine unbeleuchtete Herkules.“

Dabei sah sie die Trafalgar Zwillinge an, die immer sehr leicht bekleidet mit wehenden, luftigen Kleidchen herumliefen.

„Aber zieh dir bitte etwas geeigneteres an.“

Tra’Manlanda verschwand in der kleinen Kabine. Kurz danach stieg auch Ukuru aus der Maschine, seine Kampfmontur saß und seine beiden Macheten steckten über kreuz in den Hüllen hinter dem Rücken. Sein rabenschwarzes Gesicht zeigte nicht mehr den friedlichen Techniker, jetzt zeigte es einen harten Kämpfer.

Dann stieg Tra’Manlanda aus der Kabine und Helena war zum ersten mal sprachlos. Vor ihr stand keine Zuckerpuppe mehr, vor ihr stand eine Stammeskriegerin aus Soulebda in passender Kampfausrüstung. So, wie sie da stand, wäre sofort in allen Action Filmen als Amazonenkriegerin aufgenommen worden.

„Besser so?“ Fragte sie kurz Helena und diese nickte nur mit ihren großen Augen. „Oh ja, deutlich besser.“

**

Als die Herkules wieder gestartet war, wurde der Leutnant von Helena instruiert. „Die Landebahn ist eine Betonpiste und nur eine Meile.“ Das reicht uns allemal aus, wir kommen zur Not mit weniger aus. Wo ist das Zielgebiet?“

„Hier ist die Landebahn, dann gehts da hinauf in die Berge, an der Hazienda vorbei, dann da eine halbe Meile entlang, dort befindet sich hinter dieser Einbuchtung das Ziel, ein ausgebauter Stollen.“

„Und wir befreien drei Frauen in weißen Overalls, korrekt?“

 

„Ja korrekt und wenn möglich nehmt die Anführerin gefangen, sie ist eine Ledertussi in Rot mit schwarzen Stiefeln und sie ist brandgefährlich.“

„Aha, Huarez nimm den Betäuber mit, die Ledertussi ist für dich.“

Ein kleiner unscheinbarer Südamerikaner mit einer riesigen Zahnlücke begann krächzend zu lachen und nickte.“

„Waffenkontrolle – 5 Minuten!“ Befahl der Leutnant.

Alles klappte so, wie man es sich bei Profis vorstellte, dann kam das Kommando.

„1 Minute!“ Der Leutnant hob den Zeigefinger und alle bestätigten mit erhobenen Zeigefinger. Da schwebte die Herkules bereis auf der Landebahn ein..

**

Die Mädchen hatten sich für eine Stunde erholen können. Marja hatte einen neuen weißen Overall erhalten und sich hinein gezwängt.

Plötzlich schaute sie die beiden anderen Mädchen an.

„Es geht los, unsere Leute sind da, sie holen uns raus. Da, sie sind vor dem Schiebetor und brauchen eine Ablenkung.“

„Dann lasst uns spielen. Marja spiel die kollabierende.“ Sagte Sarah und Vera öffnete die Tür, vor der eine Wache stand.

„Wir brauchen Wasser, die Frau kollabiert sonst.“

Tatsächlich sah der Wachmann eine zuckenede Frau auf der Matte und reichte seine Wasserflasche in den Raum. Im gleichen Moment verschwand er in dem Container mit den Mädchen und die Tür schloss sich.

„Hey Hernandez, zurück auf deine Position, mit den Schlampen können wir heute Abend noch spielen und ich…“

Weiter kam sein Wachkollege vor der Tür nicht. Ein schneller Schlag von Sarah hatte seinen Kehlkopf zertrümmert und der Mann brach zusammen.

Seitlich, keine 10 Meter von ihrem Container entfernt, befand sich ein Lager mit der Aufschrift Gasoline und darinnen standen einige hundert Fässer.

„Da das ist unsere Ablenkung, ein paar Anstecken mit dem Pickel hier und eine rollen wir nach draußen, das sollte doch für Aufmerksamkeit sorgen. Los jetzt!“

Während Marja und Vera die Fässer anstachen und Treibstoff auslief, richtete Sarah das andere Fass aus, öffnete den Verschluss und die Entlüftung und gab dem auslaufenden Fass einen festen Stoß.

Es rollte langsam auf eine Reihe parkender Jeeps zu, weitere Fässer mit auslaufendem Benzin folgten, da flog bereits das brennende Benzinfeuerzeug des Wachsoldaten in Richtung des auslaufenden Fasses.

 

Die Verpuffung war größer als gedacht und heiße Flammen stiegen in die erste Etage, wo sich mehrere Büros befanden. Zu dem Lärm der Alarmglocken kam das Geschrei entsetzter Menschen, da gingen die ersten beiden Jeeps in Flammen auf.

„Die Gefangenen sind los!“ Schrie die Madame und beorderte alle Wachen zu dem Container.

„Na wartet Mädchen, euch werde ich die Haut vom Leib peitschen und alles Wissen rauben… Auaa?“

Überrascht über den Stich fasste sich Madame an den Hals und hielt einen kleinen Pfeil in den Händen, da traf der zweite Pfeil wieder in ihren Hals. Wie paralysiert blieb sie kurz stehen und brach zusammen.

Überall schien es jetzt Schüsse zu geben und jede Menge Schreie waren zu hören. Die Wachen, die sich zu wehren versuchten starben schnell, andere wurden überrannt und kampfunfähig gemacht.

„Hierher!“ Riefen die Mädchen und sie rannten auf ihre Befreier zu. Gerade als Marja losrennen wollte spürte sie einen Peitschenschlag an ihrer Ferse und hinter ihr stand die große starke Frau, die sie vorhin ausgepeitscht hatte.

„Bleib Schlampe, dich mache…“ Weiter kam die Peitschende nicht, ihr Kopf schien nach vorne zu hüpfen, da stürzte der Körper der Frau, jetzt ohne Kopf, zu Boden.

 

Hinter ihr stand Ukuru mit den beiden blutigen Macheten in den Händen und er lächelte Marja zu. „Lauf!“

Das Befreierteam war bereits auf dem Rückzug, sie hatten einen Verletzten, ansonsten keine Ausfälle. So schnell wie sie kamen, rannten sie mit den drei Mädchen nach draußen, vor ihnen zogen drei Soldaten die Lederfrau auf einen Jeep und brausten mit ihr davon, gefolgt vom restlichen Einsatzteam.

„Danke Leute, jetzt aber weg hier, das Treibstofflager war ziemlich voll und ich will nicht gegrillt werden.“

Aber anders, als in Kinofilmen gezeigt, explodierte nicht der halbe Berg und vernichtete alles, was da drinnen war, es gab nur eine riesige Verpuffung, das große Schiebetor wurde aus der Verankerung gerissen und Stichflammen schossen aus dem Berg. Danach brannte alles lodernd vor sich hin.

Der kleine Konvoi traf auf die Herkules, daneben standen zwei Fahrzeuge, ein Jeep und ein schwarzer Mercedes.

Der Mann aus dem Mercedes, ganz in modischen Farben gekleidet, schien sich mit ein paar der Soldaten aufgeregt zu unterhalten und drehte sich um, als er die Fahrzeuge mit dem Einsatzteam ankommen sah.

Nacheinander fuhren die Jeeps in die Herkules und Helena kam auf den edlen Mann in den farbenfrohen Klamotten und reichte ihm die Hand.

„Señor Almaniaz, vielen Dank für Ihre ehrenvolle Unterstützung dieser Geiselbefreiung. Sie haben Ihrem Land einen unschätzbaren Dienst erwiesen. Leben Sie wohl und in Gesundheit.“ Damit verschwand Helena in dem Flugzeug und ließ den sprachlosen Señor Almaniaz stehen.

Die aufbrausenden Motoren bliesen Staub auf die parkenden Fahrzeuge und die Herkules beschleunigte um wenig später in den Himmel aufzusteigen.

Ein sichtlich überraschter Señor Almaniaz sah zu seinem Fahrer, der, genau wie er selbst, über und über mit Staub bedeckt war.

Erst da sahen sie die Rauchsäule aus den Bergen und wussten, dass sich da oben etwas sonderbares abgespielt hatte.

„Entwaffnet die Frau und bindet sie fest, verschnürt sie gut die ist sehr gefährlich. Dann verpasst ihr einen Knebel und einen blickdichten Sack über ihren Kopf. Was ihr hier seht ist eine lebende, gefährliche Hexe. Das ist kein Scherz, die hat mehr als hundert Menschen auf dem Gewissen!“

„Soso“, sagte der begleitende Arzt und setzte der Frau in Rot eine Spritze in ihren süßen schmalen Hintern, „Das hier wird sie für 48 Stunden ausschalten.“

Vera, Sarah und Marja sahen Helena fragend an. „Ja, die Meldung kam vorhin erst über Langley, diese Frau ist die gesuchte Hexe aus der Maracaibo See, aus der schwimmenden Stadt Petzatalatz. Damit waren wir doch erfolgreicher als gedacht, wir haben eine lebende Hexe gefangen. Mal sehen, was sie zu berichten weiß!“

„Wohin fliegen wir eigentlich?“

„Direkt nach Austin, Texas, dort haben wir in der Nähe ein, naja sagen wir Lager für besondere Fälle. Dort passt die Hexe gut hin. Fort Hood, eine unserer größten Installationen der Streitkräfte und des Gouvernements.

Die Falcon ist auch bereits unterwegs dahin, wir machen nur noch einen kleinen Umweg, Delta Tango 1-39 muss ja auch nach Hause gebracht werden.“

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SÜDCHINESISCHES MEER

Ich bin dein Feind

 

Im Cinesischen Meer pfügte die Zahng Lie durch die Wellen, als sie auf der üblichen Schifffahrtsroute Kurs auf Manila nahm. Dieser Kurs würde direkt durch das Südchinesische Meer führen.

Bevor sie ablegten, schoss sich Gallager in seiner Kabine ein und rief über ein abhörsicheres Telefon Nguyen an.

„Die Ladung wurde wie besprochen übernommen und einsatzbereit gemacht.“ Meldete Gallager.

„Sind sie für den ersten Test bereit, Gallager?“ wollte Nguyen wissen.

„Rufton ist sich sicher, dass alles bereit ist.“

„Gut, nehmen sie Kurs auf Manila und führen sie den Test durch. Ich möchte umgehend vom Ergebnis unterrichtet werden.“

„Selbstverständlich. Außerdem…Ich schätze das Ergebnis wird in allen Sendern dieser Welt zu hören sein.“

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FUTUNA

Kenta’Mariba „lotste“ uns zum Lager.

Die überlebenden Krieger hatten mit der Hilfe der soulebdalesischen Stammeskrieger das Lager gut getarnt. Erst unmittelbar bevor wir  das Lager erreichten, stand plötzlich Trusg’jerset vor uns.

„Hallo meine Freunde. Schön, dass ihr Mualebda noch etwas wartet lasst.“

„Sind die Frauen und Kinder angekommen?“ Wollte Caroline wissen, während sie Trusg’jerset freudig umarmte.

„Ja, und alle unverletzt, lediglich eine Kriegerin scheint irgendwie am Stolz verletzt zu sein.“ Dabei sah er mich an. „Hat das zufällig was mit deinen….“

„Ja, hat es“ lachte Caroline und drehte sich grinsend zu mir um, „scheint so, als ob du deine Eier behalten kannst.“

Irgendwie hatte der Gedanke etwas Beruhigendes…jedenfalls fiel mir ein Stein vom Herzen, bzw. aus der Hose.

Mir fiel auf, dass Trusg’jerset mich angrinste als wir die letzten Meter zum Lager gingen. „Hast du eine Ahnung wieso der mich so angrinst? Er wird wohl kaum Interesse an meinen Eiern haben…“ fragte ich gerade Caroline, als ich voll gegen einen Baum lief.

„He, du halbe Portion, pass gefälligst auf, wo du hin läufst.“ Brummte mich der Baum an.

Mit einem freudigen Aufschrei fiel Caroline dem „Baum“ um den Hals und ich sah mir den Baum etwas genauer an. Der Baum entpuppte sich als ein 1,90 großer und einem Meter breitem Mann, der einen vertrauten Schutzanzug, mit Schild, Helm und Teleskopschlagstock trug, lediglich das Wappen am Ärmel war entfernt worden.

„Alles klar bei dir?“ fragte Hannes und half mir beim Aufstehen.

„Seit wann kannst du dich, mit deinen Ausmaßen, so unsichtbar machen?“

„Das haben DIE mir beigebracht.“ Antwortete Hannes und zeigte auf Trusg’jerset.

„War nicht einfach.“ Lachte dieser.

„Nein, sicher nicht. Was zum Teufel treibst du hier?“

„Als Frank hörte, dass ihr mit Keulen in den Krieg zieht dachte er, dass ihr etwas Hilfe von einem Profi braucht. Und ich habe ein Zertifikat einer Trainigsschule in Tel Aviv, für Selbstverteidigung mit nichttödlichen Waffen.“

„Ja, und wenn ich mich richtig erinnere, von Lem unterschrieben.“ Antwortete ich und Hannes lachte trocken auf.

Als die Hema hinter Dana und Randy her war, hatten Frank und Decker den beiden Hannes als Schutz mitgegeben. Offiziell war Hannes während der Zeit in Tel Aviv, wo er eine Schule für Waffenlose Selbstverteidigung besuchte.

„Nein, Dagan hat unterschrieben aber, ich habe anschließend auf Manus einen Intensivkurs gemacht. Außerdem ist es langweilig ohne euch.“

Als wir in das Lager gingen, stieß mich Hannes an. „Ich hab was für dich. Decker sagte, dass du es sicher gebrauchen könntest.“ Er griff an seine Seite und holte einen Stoffbeutel zum Vorschein.

Als er ihn geöffnet hatte, hielt er ihn mir hin.

Stirnrunzelnd griff ich hinein und ertastete einen Griff. Als ich den Gegenstand herausgezogen hatte, schaute ich ihn ungläubig an.

Es war ein Schlagstock.

Nicht irgendein Schlagstock! Es war Deckers heiligster Besitz. Diesen Schlagstock, ein Modell der amerikanischen Militärpolizei, hatte er vor 12 Jahren, von einem amerikanischen General bekommen. Als Decker einmal seine Marianne ausführte, geriet er zufällig in eine Schlägerei zwischen zwei MPs und einer ganzen Horde angetrunkener Soldaten. Die Soldaten waren zwar angetrunken, aber weit in der Überzahl und sehr aggressiv.

Ohne lange nachzudenken, griff Decker ein und haute die MPs heraus.

Als die Verstärkung eintraf, standen nur noch Decker und ein MP. Zwölf Randalierer lagen am Boden und bluteten vor sich hin.

Als der Befehlshaber des Stützpunktes, welchem die Soldaten angehörten, erfuhr, das es Wolfgang Decker war, der seinen Militärpolizisten beigestanden hatte, lud er ihn sofort zu sich ein und überreichte ihm als Dank für sein Eingreifen diesen Schlagstock, der sogar mit einer Widmung versehen war.

-Für Wolfgang Decker, in Anerkennung, General T. J. Lorson.
-1988 Friends of the Desert-

Ich wusste, dass Decker mit Frank zusammen erst 1990 bei der Justiz angefangen hatte und somit das Datum eine besondere Bedeutung haben musste.

Was immer 1988 in der Wüste abgelaufen war, nur Decker und der General, eventuell auch Frank, wussten was damit gemeint war.

Jedenfalls durfte NIEMAND diesen Schlagstock anfassen.

Nicht mal Hannes oder Schiffler, Deckers Vertreter,  hatten es gewagt dieses Teil anzufassen. Auf einem Zettel, der mit einer Schnur am Deckers Heiligtum angebracht war stand;

-Er hat mir immer Glück gebracht. Bring ihn ja wieder zurück!-

**

Am Feuer saßen wir mit Kenta’ Mariba, Trusg’jerset, Sergeant Jorhu´lar, Hannes sowie die fünf Krieger der Santre’feraste, welche das Lager schützen. Die zentrale Frage war, wie wir das Lager am besten schützen und sichern konnten.

Die Krieger schlugen sich gegenseitig Maßnahmen vor, als sich Hannes an Caroline wandte. „Vielleicht hat Randy ja eine Idee?“

„Randy“ fragte sie.

„Ich weiß ja, dass Technik hier keinen so großen Stellenwert hat, aber vielleicht…“

„Keine schlechte Idee. Jetzt muss ich ihn nur noch erreichen können.“

Hannes rollte die Augen. „Er und Dana können doch auch… du weißt schon…Gedankensprache!“

„Großer, du bist spitze!“

Während Caroline sich konzentrierte um Randy oder Dana zu erreichen, wanderte mein Blick durch das Lager.

Die kümmerlichen Reste eines einstmals stolzen Stammes kauerten sich um ein paar wenige Feuer. Als ich mir die apathischen Gesichter ansah, spürte ich eine Wut aufkommen, eine Wut die ich nur mühsam unterdrücken konnte. Ich würde mir diese miese Trafalgar-Bande vorknöpfen und ich würde sie auseinander nehmen!

Mein Blick blieb im Gesicht einer Frau hängen und ich bemerkte, dass mich ihre Augen fixierten. Es war  Ma’Feratama die mich betrachtete. Für einen Augenblick schaute sie nicht feindlich sondern neugierig, dann, als sie bemerkte, dass ich sie betrachtete, kam dieselbe Ablehnung in ihren Blick zurück, mit der sie uns von Anfang an betrachtet hatte. Selbst durch die Flammen des Feuers konnte ich erkennen, wie schwer es ihr fiel aufzustehen und in Richtung Feuer zu gehen.

Peter!- hörte ich Caroline und als ich zu ihr blickte, wies sie mit dem Kopf zu Ma’Feratama und ich nickte.

Schnell war ich aufgestanden und trat ihr entgegen um sie zu stoppen, bevor sie das Feuer erreichte. Sie würdigte mich keines Blickes, doch als sie an mir vorbeigehen wollte, hielt ich sie am Arm fest.

Sie fuhr so schnell herum, dass ich für einen Moment dachte, sie würde mich angreifen.

„Was willst du?!“ zischte sie.

„Dich vom Feuer fernhalten.“

„Warum? Ich habe geschworen, am Feuer einzugestehen, dass ihr keine Krestus seid. Und wenn ich mich recht erinnere, sollte ich das auf Knien tun. Glaub mir, das wird ein riesen Spaß für alle hier. Ma’Feratama, die Jarse, auf Knien…“

„He, jetzt ist es aber genug! Keiner will dich auf Knien sehen. Zumindest ich nicht!“

„Warum?“ fragte sie misstrauisch.

„Mir liegt nichts daran dich zu demütigen. Wir haben ganz andere Probleme! Sieh dir diesen traurigen Rest deines Volkes an, wem nützt es, wenn wir uns gegenseitig anfeinden?“

„Meines Volkes? Das Volk, das mich Jarse nennt, ohne zu wissen warum?“

„Ja, genau dieses Volk. Und mach dir nichts vor, ganz gleich was du mir auch sagst, sie sind dir nicht egal!“

„Woher willst du das wissen? Kannst du auch Gedanken lesen Europäer?“

Nein, das konnte ich nicht, doch ich erinnerte mich an die Prüfung, die wir ablegen mussten, um als Krieger in die Stämme aufgenommen zu werden. Der oberste Kriegshäuptling trat uns mit den Worten entgegen;

„Die vielen vor Euch haben die Prüfungen auch versucht, nicht wenige sind gescheitert, aber sie traten noch im selben Moment vor Mualebda. Denkt immer daran, dient eurem Volk, keinem Anführer, öffnet euer Herz und eure Augen, dann werdet ihr wahre Krieger!“

„Ich weiß, das nur eine wahre Kriegerin, die Prüfung Mualebdas besteht und einer wahren Kriegerin sind die Menschen, deren Schutz sie geschworen hat, nicht gleichgültig. Egal ob ihr andere Unrecht zufügten oder nicht.“

„Mualebda! Was weißt du schon von ihm?“ entgegnete sie verbittert, drehte sich um und ging in die Nacht.

„Hurra, eine Freundin mehr in der Welt. Gerne geschehen. War schön mit die zu reden.“ Brummte ich vor mich hin und ging zu Caroline zurück.

Die hatte mittlerweile Dana erreicht und diese hatte versprochen sich mit Randy etwas einfallen zu lassen, um unsere Sicherheit zu erhöhen.

Die Krieger und die Soldaten hatten beschlossen erst das Lager noch besser zu tarnen und dann, jeden einzelnen Bewohner unseres Camps zu befragen, was er über die Söldner oder die verhexten Krieger wusste. Jede noch so kleine Information konnte für unser Überleben wichtig sein.

„Und?“ fragte Caroline.

„Eine Perle der Freundlichkeit. Ma’Difgtma muss irgendwas falsch gemacht haben.“

„Ma’Difgtma?“

„Diese Ähnlichkeit kann kaum Zufall sein. Wie auch immer, irgendwas muss vorgefallen sein. Sie sagte, die Leute wissen gar nicht, warum sie jarse sein soll. Was auch immer geschehen ist, es hat es sie dazu gebracht keinem zu trauen, was uns wohl einschließt.“

„Ich hoffe sie…“ Caroline brach ab, als plötzlich Ma’Feratama neben uns stand.

„Es stimmt“, sagte sie und sah mich an, „diese Menschen sind mir nicht egal. Doch es ist verdammt schwer zu ertragen, dass ausgerechnet ein Kre… ein Europäer mich daran erinnern musste.“

Sie biss sich auf die Lippe und fuhr fort. „Ihr seid keine Krestus und ich gebe ehrlich zu, dass ich euch falsch eingeschätzt habe.“

„Bitte lass es gut sein, Ma’Feratama,“ sagte Caroline in einem versöhnlichem Ton, „wir sind auf Soulebda durch die Schule von Madame Ma‘ Difgtma und den Stammeskriegern gegangen und wir würden es als Schande ansehen, wenn wir dort nichts erlernt hätten.“

„Ma’Difgtma?“ Ma’Feratama hauchte den Namen beinahe. „Ihr kennt sie wirklich?“

Ich legte beide Hände auf die Schultern von Ma’Feratama und lächelte sie mit einem gewinnenden Lächeln an. Sie wich ein kleines Stück zurück, doch nicht weit genug, so dass meine Hände auf ihr blieben, allerdings hatte sie noch immer ihren misstrauischen Blick in den Augen, wobei ich mich fragte, ob dieses Misstrauen schon so fest in ihr verankert war, dass es einfach immer präsent war.

„Schau, das hier ist meine Frau, Caroline Miles, sie ist nicht nur eine Stammeskriegerin, sie ist außerdem Trägerin des Kahlscha’daar und die Nun’tschula der Präsidententochter von Soulebda, Penelope ai Youhaahb.“

Ma’Feratama schaute zum ersten Mal auf den Boden, dann hob sich ihr Blick wieder. „Es gibt euch also wirklich… ich habe, wie auch die anderen Krieger durchaus von euch gehört, aber wir dachten, das seien Legenden aus Soulebda, die man sich am Lagerfeuer abends erzählt, sie waren einfach zu unglaublich…wie so vieles…“

Sie verstummte wieder und ihr ablehnender Gesichtsausdruck kam zurück.

Caroline versuchte erneut zu ihr durchzudringen und strich ihr über den Oberarm. „Lässt sich das Unrecht, dass dir widerfahren ist, denn nicht aus der Welt schaffen? Was ist geschehen?“

Sofort bereute Caroline die Frage, denn noch bevor die letzte Silbe gefallen war, stand ihr Ma’Feratama  so feindliche gegenüber wie zu Beginn.

„Das geht dich einen Mer’grot an, Europäerin!“ zischte sie und schon standen wir wieder alleine da.

„Lass mich raten“, sagte ich, „es geht dich einen Scheiß an?“

„Vornehm ausgedrückt, ja. Aber nur sehr vornehm ausgedrückt.“

**

Südchinesisches Meer

 

Die Y-8 der chinesischen Luftwaffe, zog ihre Kreise über dem Südchinesischen Meer und überwachte die Schifffahrtsrouten. Das Wetter zeigte sich von seiner unfreundlichen Seite, es regnete und die Sicht war mehr als bescheiden. Um dem Ganzen zu entgehen, stieg der Pilot über die Wolken auf und überließ die Überwachung des Meeres seinem Radaroffizier.

Der saß gelangweilt an seinem Monitor und hatte nur einen Kontakt. Sie würden gleich ein panamaisches Schiff welches von Shanghai nach Manila unterwegs war überfliegen, sonst war das Meer unter ihnen leer.

„Achtung Chinesischer Aufklärer, hier ist die USS William Chesterfield, sie dringen in unseren direkten Sicherheitsbereich ein, drehen sie 20° nach Steuerbord ab!“ tönte eine Stimme aus dem Funkgerät.

„Was?“ fluchte der Pilot der Maschine der mit seinen Gedanken gerade ganz wo anders war. „In was dringen wir ein?“ und schaute seinen Kopiloten an.

„Keine Ahnung, Laut Anzeige ist unter uns nichts.“

„Radar? Ein Amerikanisches Kriegsschiff warnt uns, wir würden in seinen Sicherheitsbereich eindringen! Schläfst du Idiot?“

„Moment…Pilot, ich habe nur ein einziges Handelsschiff, Kurs Manila, Entfernung  8 Meilen, auf dem Schirm, wenn ein amerikanisches Kriegsschiff unter uns ist, dann muss es eines dieser neuen Tarnschiffe sein.“

„Verstanden Radar.“

„Im Briefing hieß es, die Chesterfield sei in Diego Garcia und die ist kein Tarnschiff.“ Der Kopilot hatte das Klemmbrett mit den Meldungen der Basis genommen und blätterte die Meldungen durch.

„Ja, hier hab ich die Meldung. Chesterfield in Diego Garcia, keine Anzeichen die auf Auslaufen hindeuten. Die Meldung ist von heute 04 Hundert.“

„Achtung Aufklärer, drehen sie sofort nach Steuerbord ab!“

Kam die nächste Aufforderung.“

„Leck mich, Yankee.“ Schimpfte der Pilot, allerdings ohne die Sprechtaste zu drücken. „USS Chesterfield, wir befinden uns im internationalen Luftraum und haben sie nicht auf dem Radar.“

 

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DIEGO GARCIA

 

„Captain, sofort auf die Brücke.“ Tönte die Sprechanlage in Captains Derreks Kabine.

Der schaute ungläubig die Sprechanlage an. –Sofort!- nicht, bitte sofort, nein sofort! Wenn sich der Wachhabende Offizier sich zu so etwas hinreißen ließ, musste es wirklich brennen.

Kaum hatte er die Türklinke in der Hand, tönte auch schon die Alarmsirene durch das Schiff.

Derrek stürmte aus seiner Kabine zur Brücke. Dort hatte sich die ganze Wache um das Funkgerät versammelt und starrte ungläubig die Lautsprecher an.

„Achtung, chinesischer Aufklärer, das ist die letzte Warnung, drehen sie sofort 20° nach Steuerbord ab, sonst müssen wir die Nahverteidigung aktvieren.“ War aus dem Lautsprecher zu hören.

„Was zur Hölle geht da vor?“ fragte Derrek den wachhabenden Offizier.

„Ein amerikanisches Kriegsschiff warnt ein Chinesisches Aufklärungsflugzeug, es würde in seinen Sicherheitsbereich eindringen.“

„Welches unserer Schiffe?“

„Nun… das ist…“

„Welches Schiff?!“

„Wir! Wir sind das Schiff!“

 

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SÜDCHINESISCHES MEER

 

Der Pilot der Y8 schaute zu seinem Copiloten. „Was hältst du von der Sache?“

„Wenn die Amis ohne Schiffskennung herumfahren ist das nicht unser Problem. Gehen wir tiefer und sehen ihn uns an.“

„Ok. Mach die Kameras bereit, wenn wir über ihm sind, machen wir ein gute Aufnahmen, wird unseren Geheimdienst sicher interessieren.“

„Was ist wenn die wirklich schießen?“

„Quatsch, selbst die Yankees sind nicht so verrückt.“

„Ich hoffe du hast Recht.“ Brummte der Pilot und machte alle Aufnahmegeräte bereit. Dann hob er den Daumen.

Der Pilot ließ die Y8 tiefer fallen, ohne vom Kurs abzuweichen. Die Y8 wurde durchgeschüttelt und Regentropfen donnerten gegen die Cockpitscheiben. Schließlich geriet sie unter die Wolkendecke und die Besatzung konnte das Meer sehen. NICHTS! Kein Tarnschiff, kein anders Schiff, außer dem Handelsschiff, das sein Radaroffizier ihm gemeldet hatte.

„Ich sehe ihn nicht! Wo ist der verdammte Ami?“

„Keine Ahnung, er muss…“ ein schrilles Trillern ertönte in allen Kopfhörern.

„Sie visieren uns an!“ brüllte der Copilot. „Verdammt, ich kann ihn nicht sehen!“

„Achtung Leitstelle, hier Aufklärer KJ 783 wir werden von einem amerikanischen Schiff…“

Drei Raketen zischten heran und ließen die Y8 in einem Feuerball aufgehen und die Reste ins Meer stürzen.

Niemand außer der Besatzung, der Zahng Lie sah die Trümmer im Meer versinken.

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Zum Zusehen hatte allerdings keiner an Bord Zeit. Noch ehe alle Trümmer versunken waren, machte sich die ganze Besatzung an die Arbeit.

„Wann ist der nächste Satellitenüberflug?“ wollte Gallager wissen.

„In genau 187 Minuten.“

„Volle Kraft voraus, Kurs Shanghai! Bis zum Eintreffen der Suchschiffe, müssen wir die Aufbauten stehen haben.“

„Keine Sorge Gallager.“ Antwortete Rufton und Gallager ärgerte sich, dass ihn Rufton einfach mit seinem Nachnamen ansprach. „Wir haben das tausend Mal geübt, in einer halben Stunde erkennt uns keiner mehr, der nicht näher als 100 Meter herankommt.“

 

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DIEGO GARCIA

 

„Was zur Hölle ist da gerade passiert?“ wollte Derrek wissen.

„So wie es aussieht, haben wir gerade ein chinesisches Flugzeug abgeschossen.“

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„Scheiße, ich will sofort eine Verbindung nach Pearl!“ Fluchte Derrek,

„Radar, ich will wissen wer da mit unserer Schiffskennung unterwegs ist!“

Derrek war noch nicht am Satellitentelefon angelangt, als es schon wie irre anfing zu klingeln. Noch bevor er sich melden konnte brüllte Admiral Hankys am anderen Ende in die Leitung.

„Derrek! Was zum Teufel ist bei ihnen los!?“

„Sir, ich weiß es noch nicht. Wir liegen noch immer in Diego Garcia, und haben lediglich den Funkverkehr mitgehört. Wer immer dieses Flugzeug abgeschossen hat, er hat unsere Kennung benutzt!“

„Scheiße ich weiß, dass sie noch in Diego Garcia sind! Ich will wissen wer die Chinesen vom Himmel geholt hat!“

„Die Radaraufzeichnungen werden in diesem Moment von meinen Offizieren ausgewertet. Ich habe Befehl erteilt, eine Kopie der Aufzeichnungen nach Norfolk zu schicken.“

Als Derrek den Hörer aufgelegt hatte, nur um eine Sekunde später Admiral Folkers, dem Befehlshaber des Verbandes der USS Theobald, Bericht zu erstatten, fing sich die Brücke an zu drehen.

–Was wurde hier gespielt?! Diese Frage bohrte sich förmlich in sein Gehirn.

**

Lem saß in einer Besprechung als Finja, ohne anzuklopfen, in das Konferenzzimmer kam. Ein Blick reichte aus und Lem unterbrach die Sitzung. „General, sie sollten in den Nachrichtenraum kommen.“

Lem stand ohne eine weitere Erklärung abzuwarten auf und verließ die Konferenz.

„Was ist passiert?“ wollte er auf dem Weg zum Nachrichtenraum wissen.

„Jemand hat einen chinesischen Aufklärer vom Himmel geholt, angeblich die USS William Chesterfield.“

„Angeblich?“

„Die Chesterfield liegt vor Diego Garcia. So weit reichen ihre Luftabwehrraketen nicht.“

„Satellitenaufzeichnungen?“

„Gibt es, werden aber noch ausgewertet.“

„Deine Einschätzung?“

„Es beginnt! Nguyen hat ein Schiff in die Region gebracht, dass keinen Verdacht erweckt. Wir wissen, dass es nicht die Amerikaner waren, die Amerikaner wissen, dass sie es nicht waren, ja sogar die Chinesen werden es bald wissen, aber das wird keiner hören wollen. Jeder wird mehr Truppen und Schiffe in die Region entsenden!“

„Verdammt, wir müssen die Sache unter Kontrolle bringen. Was haben wir noch in der Gegend?“

„Kapitän Tamar mit seinem Todesschatten.“

„Das ist verdammt wenig.“

„Ja, aber es sind auch unsere Besten!“

**

Die Nachrichten überschlugen sich. Wie Finja es vorhergesehen hatte, interessierte sich niemand dafür, wer wirklich geschossen hatte.

Natürlich suchten alle nach dem ominösen Kriegsschiff, und auch nach dem Handelsschiff wurde gesucht, doch beide schienen sich in Luft aufgelöst zu haben. Unterdessen erreichten das Säbelrasseln und die gegenseitigen Schuldzuweisungen eine neue Dimension.

**

In Paris saß Jean-Marcel Nguyen zufrieden hinter seinem Schreibtisch und las einen Bericht über die neuerliche Eskalation im Chinesischen Meer nach dem anderen.

Auch wenn er alle Möglichkeiten der digitalen Medien besaß, liebte er es eine Zeitung aus Papier in der Hand zu haben. Entsprechend voll lag sein Schreibtisch, denn es gab kaum eine große Zeitung, die nicht über den Zwischenfall im Südchinesischen Meer berichtete.

Gallager hatte sofort nach dem Abschuss den Kurs gewechselt und das Aussehen des Schiffs bis zum nächsten Satellitenüberflug radikal verändert. Nun sah das Handelsschiff nicht mehr wie ein heruntergekommenes Frachtschiff aus, sondern wie ein kleines Containerschiff. Bei der näheren Betrachtung wäre aufgefallen, dass die Container aus Stoff und Sperrholz bestanden, doch von einem Satelliten, oder von einen, in einer Meile vorbeifahrenden Schiffs aus, war das nicht zu erkennen.

Bis man anfing nach dem Handelsschiff zu suchen, hatten dutzende Schiffe die Region befahren und die Zahng Lie war sozusagen in der Menge untergetaucht. Nun war Gallager wieder mit anderem Aussehen und neuen Papieren zurück auf dem Weg nach Shanghai. Bis zur Ankunft würde er dem Schiff ein weiteres Aussehen verpasst haben, eines das auch die chinesischen Behörden nicht neugierig machen würde.

„Monsieur Nguyen, Madame Hunt ist auf Leitung eins.“ Klopfte  Marie Nieflier zögerlich an.

„Danke.“ Nguyen goss sich einen großen Cognac aus, bevor er abhob und sich meldete.

„Hallo Janine. Wie weit bist du mit Hu’tars Bezahlung?“

„Scheiß auf die Bezahlung! Was ist passiert?!“

„Gallager hat einen erfolgreichen Test abgeschlossen und ein Flugzeug…“

„Ich weiß was mit dem scheiß Flugzeug geschehen ist. Jean! Verdammt noch mal! Liest du keine Zeitung?!“

„Natürlich lese ich Zeitung! Was soll die Frage?“

„Dann schau mal in das Wirtschaftsteil! Du wirst sehen, was ich meine.“

Nguyen nahm eine der führenden Tageszeitungen vom Schreibtisch auf und schlug den Wirtschaftsteil auf. Der Artikel sprang ihm sofort in Auge. Mehrere Minuten starrte er ungläubig die Zeilen an, ohne sie wirklich zu lesen.

Eine Fette Überschrift stellte die Frage:

-Steigt GB OIL in die Rüstungsindustrie ein? Durch die Übernahme des CSLG Konzerns, betritt der Konzern um John Gifferton Neuland-

GIFFERTON!!!

**

John Gifferton betrat die oberste Etage seines Hauptsitzes und fühlte sich so gut wie schon lange nicht mehr. Auch diesmal hatte er eine Frau und einen Mann im Schlepptau die in gebührendem Abstand hinter ihm gingen, allerdings waren es nicht Dora und Jeff sondern Mike und Hyla´hars begleiteten in.

Dave und Lerf´tarste sicherten zusammen mit Meresch und Menachem die Eingangshalle sowie die Fahrstühle währed John Gifferton wieder bei GB OIL die Macht ergriff.

Als Gifferton die Türen zu seinem Büro aufstieß, saßen dort mehrere Männer und Frauen, die gerade ein Meeting abhielten.

Ein Mann, der am Kopfende des Tisches saß, starrte ihn ungläubig an.

„Vielen Dank Ed, ab hier übernehme ich wieder. Ach, ja, sie sind gefeuert!“

„Ich bin was? …Das können sie nicht…“

„Ich kann und jetzt raus!“

„Nguyen hat mich auf diesen Platz gesetzt! Ich werde mich nicht von ihnen…“

Gifferton gab Hyla´hars einen Wink und schon hatte die zierliche Frau Ed am Kragen gepackt und ihn recht unsanft aus dem Konferenzraum geworfen.

Zwischenzeitlich hatte sich Gifferton wieder auf seinen Platz an Kopfende gesetzt. Wie sehr hatte er diesen Platz vermisst…Er schaute in die Runde und sah mehrheitlich ungläubige, ja sogar teilweise entsetzte Gesichter, lediglich in zwei spiegelte sich echte Freude.

„Fragen?“ wollte er wissen.

Eine Frau hob zögerlich die Hand und als Gifferton ihr auffordernd zunickte fragte sie: „Was wird Mister Nguyen dazu sagen?“

„Nun Erika, Erika ist doch richtig?“ vergewisserte sich Gifferton und die Frau nickte. „Ich bin sicher, sie werden die Antwort als erstes hören. Sie sind gefeuert!“

Diesmal musste Hyla´hars nicht zugreifen, Erika stand wie betäubt auf, raffte ihre Unterlagen zusammen und stolperte raus.

Als sich die Tür geschlossen hatte, schaute Gifferton erneut in die Runde. „Ist noch jemand anwesend, dem die Reaktion von Nguyen Sorgen bereitet?“

Niemand meldete sich und die meisten starrten auf die Tischplatte.

„Gut! Auf uns wartet eine Menge Arbeit und ich gedenke keine Zeit zu verschwenden bis wir unsere primären Ziele erreicht haben. Bis auf weiteres, gehen alle Entscheidungen wieder über meinen Tisch! Mister Smith“, er zeigte auf Mike, „wird mich vertreten, sollte ich nicht erreichbar sein. Bis dahin Fragen?“

Eine Hand wurde in die Höhe gehoben. Sie gehörte einem der Gesichter, die echte Freude gezeigt hatten.

„Julia?“

„Was sind unsere Ziele?“

„GB OIL übernimmt Trafalgar!“

Was folgte war ein wildes Durcheinanderreden.

„Aber…“ Stammelte ein Mann. „Wie sollen wir das schaffen? Dieses Kapital…“

Gifferton machte dem Durcheinander mit einer Handbewegung ein Ende. „Julia!“ sagte er laut und die Gespräche verstummten. „Sie übernehmen Eds Stelle. Wir haben Johnsons Konzern übernommen. CSLG ist Mehrheitseigner der Desgro Electronic LTD. Übernehmen sie den Laden. Erhöhen sie das Kapital solange bis wir Desgro in der Tasche haben!“

Julia bekam ein kämpferisches Lächeln. „Geht klar John. Desgro ist so gut wie uns.“

**

Etwa 100 Kilometer nördlich von Austin, Texas befindet sich Fort Hood, eine der größten Militäreinrichtungen im Staate Texas.

Im Westen der großen Stadt, am Regionalflughafen, der auch vom Militär genutzt wurde, schwebte bei Nacht die Herkules ein und rollte im Norden der Piste aus.

Beim Ausstieg der Spezialeinheit sollte die Hexe nochmals eine Spritze gesetzt bekommen und würde danach in einen Stahlsarg gelegt mit autonomer Sauerstoffversorgung. Hier, so dachte man, würde man die Hexe sicher verwahren können, bis man sie verhören wollte.

Der begleitende Militärarzt im Rang eines Majors fragte bei Vera nach, was man bei der „Patientin“ zu beachten habe.

Vera sah sich den Mann an und, da von Helena das Kopfnicken kam, zeigte sie dem Mediziner die Bilder der letzten Hexenjagd mit den entsprechenden Bildern des schrecklichen Endes.

„OK das genügt, sie bekommt etwas anderes in ihre Adern, ich gehe da kein Risiko ein, bin ja nicht lebensmüde.“

Der Major öffnete einen abgeschlossenen Aktenkoffer, entnahm eine Spritze und zog sie mit einer grünlichen Flüssigkeit auf. Die Phiole trug die Aufschrift „CIA special Guest“.

Als die ganze Flüssigkeit im Oberarm der „Madame“ verschwunden war, vergewisserte sich der Arzt dass die Frau wirklich noch lebte und versiegelte den Stahlcontainer. Darauf hin schaute er seine Mitarbeiter an. „Bringt sie weg!“

„Was wird mit der gemacht?“ Fragte Vera.

„Die kommt erst einmal aufs Lager und wird später von Spezialisten vernommen, die sind aber noch nicht hier, bitte verstehen Sie, wir haben nicht jede Woche eine Mörderhexe zu Gast.“

„Passen Sie unbedingt auf, die ist wirklich brandgefährlich, ein Blick von der kann Sie töten, im wahrsten Sinne des Wortes.“

„Gute Frau, wir sind hier Fachleute und …“

„Guter Mann, das sagten die Spezialisten der Armee auch, die dann von der anderen Hexe binnen Sekunden umgebracht wurden, wissen Sie, ich war dabei, ich habe es mitangesehen, ich kann Sie nur nachdrücklich warnen. Diese Frau ist tödlich!“

Der Major schaute fragend zu Helena. „Colonel?“

Helena sah ihn eindringlich an und sagte dann: “Ich würde auf die Frau hören, wenn ich Sie wäre Major, tun Sie es und Sie leben länger!“

Jetzt hatte auch der Major verstanden und stellte keinerlei Fragen mehr. Der Stahlbehälter wurde auf einen schweren Wagen gestellt und dort befestigt, danach stiegen noch vier Mann Wachpersonal hinzu und der Arzt, dann fuhren sie weg.

**

Die nächste Aufgabe

„Sind die hier alle so schwer von Begriff?“

„Der Major ist einer besten Spezialisten für okkulte Spezialmaßnahmen, der fragt immer dreimal nach, ehe er etwas macht, aber er ist vorsichtig, deswegen lebt er auch noch.“

Nach der Verabschiedung von der Herkules Mannschaft wechselten die Mädchen zurück in die Falcon, die bereits abflugbereit da stand.

„Na, habt ihr endlich aufgeräumt, wir haben Neuigkeiten aus Peru. Dort wurde das Camp der 1000 verhexten Mädchen aufgelöst. Die dortige Armee hat kurzen Prozess gemacht und so richtig aufgeräumt.

Angeblich haben sich hunderte der Mädchen auf die Soldaten gestürzt, nur um ihre Hexen zu schützen. Alles weitere ist auf euren Rechnern geladen, kommt, wir sollten los, der Flughafen hat keinen Nachtbetrieb und in 20 Minuten machen die hier das Licht aus, außerdem bildet sich im Golf von Mexiko ein gewaltiger Tropensturm, der das Zeug zu einem Hurrikan hat.“

Im Flieger, angeschnallt und mit Drinks, Obst und Gebäck bedient, baten die Mädchen sowohl Samuel als auch Ukuru zu sich.

„Ukuru, ich wusste ja gar nicht, dass du so ein Kämpfertyp bist, das sah so richtig gut aus, als du mit deinen Macheten mit der Peitschenlady abgerechnet hast.“

„Das hat mir mein Vater noch beigebracht, in unserem Dorf gab es früher schon Überfälle mit Menschenraub und da musste man sich wehren, oder eines Tages fehlte wer. Mein alter Herr hat mir beigebracht, wo man an schnellsten zum Ziel kommt und den anderen nicht unnötig leiden lässt.“

„Ja, das klingt einleuchtend, aber sagt mal, gibt es Neuigkeiten aus Soulebda? Seit die Trafalgar Zwillinge nicht mehr da sind, ist es vorbei mit unserer direkten Leitung nach Soulebda. Marja hier kann zwar Nachrichten übertragen aber eben nur in eine Richtung.“

„Auf Futuna sind zwei Gruppen Soulebdalesen gelandet, die erste wird andauernd angegriffen und es ist wohl hart, von der zweiten Gruppe wissen wir nichts, außer dass sie gelandet sind. Ach ja, Peter und Caroline sind verschwunden, aber das sollte uns bei denen nicht wundern, die tauchen immer wieder auf und meist dort wo es brenzlig wird.“

Serge kam hinzu und löste die freundliche Unterhaltung mit Arbeit auf.

„Unser nächstes Ziel ist eine Höhlengruppe südlich der alten Mayastadt bei Palenque. Dort befindet sich ein Höhlensystem, von dem man die Ausmaße noch nicht kennt, es soll aber eines der größten auf dem amerikanischen Kontinent sein.

Dorthin sollen die Überlebenden des 1000 Mädchen Camps geflohen sein. Nach aktuellen Berichten waren es wohl nie 1000 verhexte Mädchen, aber mehrere Hundert auf jeden Fall.“

Während sie über den Golf von Mexiko flogen, hörten sie aus dem Cockpit die Warnmeldungen vor dem tropischen Sturm, der mittlerweile zum Hurrikan hochgestuft wurde und Angela benannt wurde.

„Keine Sorgen, wir fliegen höher und einen kleinen Bogen, der sollte uns nicht mehr belasten, der Sturm hat hier im Golf Energie getankt und man erwartet, dass er sich zwischen Yucatán und Kuba irgendwann auflöst.“

„Kann das auch einmal anders kommen? Mit Hurrikans kennen wir uns jetzt gar nicht aus, auf Soulebda und Umgebung gibt es nur Taifune.“

„Hier nennt man die Dinger Hurrikan, bei euch Taifun, es sind die gleichen Monster aus Wind und Wasser. In einer halben Stunde haben wir das hinter uns und wir landen in Palanque.“

Während die Falcon sich ihren Weg über den Golf von Mexiko suchte und sich dabei nahe dem mexikanischen Festland hielt, sammelte der Hurrikan Angela vor Yucatan weiter Energie und drehte dann um, zurück in den Golf von Mexiko. Hier zeichnete er eine Linkskurve auf das Festland von Campece zu.

„Da unter uns, das ist schon Villahormosa, die letzten 100 Kilometer sind schnell abgespult. Serge, jetzt kommt dein Einsatz.“

„OK Mädels, wir haben einen geschützten Platz in Shelter A2 erhalten, dort warten bereits drei SUV auf euch mit Soldaten. Zwei LKW folgen dann noch. Angeblich wird ein Schauspiel in den historischen Maya Tempel veranstaltet, das nur alle 20 Jahre stattfindet, dort werden die allermeisten der übernommenen Mädchen sein und auch die meisten der kleinen Hexen, was auch immer das sein soll.

Eure Aufgabe ist es, die Oberhexe in dem Stollen zu suchen und zu finden. Sie hat das einmalige Wissen, wie man ganze Massen beeinflussen und steuern kann, das wird bei unserem Kampf auf der Insel wichtig sein, wenn wir die ganzen übernommenen Stammeskrieger von Futuna retten wollen.“

„Aha, also die Oberhexe muss um jeden Preis überleben und gefangen gesetzt werden.“

„Ja, solange sie euch nicht direkt die Hälse durchschneiden will lautet die Antwort ja, also macht bitte das Beste daraus, das ist wichtig, sonst können wir keine Massen aus diesem Bann herauslösen.“

Als sich die Hangar Tore geschlossen hatten und die drei SUV’s in den nahen Urwald fuhren, stellte sich der Kommandoführer den Mädchen vor.

„Ich bin Capitan Mendez, ich habe in Deutschland studiert und spreche die Sprache noch. Die meisten meiner Leute sprechen spanisch und alle verstehen die Sprache der Region, Tzeltal, das ist eine überlieferte Mayasprache.“

Die Mädchen begrüßten den Hauptmann.

„Mein Stellvertreter hier, Leutnant Paranupalotanpolos, wir nennen ihn einfach Leutnant Para, ist ein Austauschoffizier aus Griechenland und meine Männer hören auf ihn.“

Mittlerweile hatte sich der Konvoi vervollständigt, zu den SUV waren zwei schwere LKW für den Truppentransport gekommen und zusammen fuhr man die Bundesstraße 199 nach Süden.

„All diese kleinen Orte, wie hier San Manuel, haben unter den Hexen zu leiden. Junge Mädchen laufen von daheim weg und versuchen sich diesen Hexen anzuschließen, im nächsten Ort, in Babylonia, sind zehn junge Mädchen weggelaufen. Man fand sie eine Woche später im kleinen Nachbarort, am Rio Chacamax brutal verstümmelt und vergewaltigt. Diese Hexen sind Monster.“

Die Straße wurde nach Babylonia deutlich schlechter. Vor der nächsten kleinen Siedlung hielt der Konvoi und verließ die Straße.

„Die kleine Brücke hält uns nicht aus, wir müssen hier die Fahrzeuge abstellen und dann sind es noch 600 Meter über den Fluss nach Norden. Dort ist dann auch einer der bewachten Nebeneingänge zu dem Höhlensystem.“

Capitan Mendez gab zwei digitale Funkgeräte an die Mädchen. „Kanal 34 und als Backup Kanal 25. Die Geräte sind alle verschlüsselt.“

„Unsere Beobachter sagen, dass die zwei größten Gruppen der Mädchen bereits zur Ruinenstadt aufgebrochen sind, wir haben also Glück.“

In dem kleinen Wachhaus saßen zwei armselige Wachsoldaten mit eingefallenen Augenhöhlen, die Männer sahen erbärmlich aus und stierten auf einen kleinen, flackernden Fernseher.

„Drogen, die machen die Leute mit Drogen gefügig, oder übernehmen ihre Seelen, das sind dann die gefährlichen. Die erkennt ihr an den wachen Augen, die da sind lebende Toten.“

 

Auf ein Zeichen des Capitan wurden die beiden Wachen ausgeschaltet. Ein Soldat blieb in dem Wachhaus und zog sich die Mütze der Wachsoldaten über, dann nickte den vorbeischleichenden Kameraden zu, die in den Stollen eindrangen.

Der Stollen selbst war gut belüftet und einigermaßen trocken, es fiel auf, dass die Beleuchtung durchgehend war.

„Haltet euch an den Seitenwänden auf, dann bildet ihr ein kleines Ziel.“ Ordnete Mendez an.

Ab und zu waren kleine Nieschen in den Wänden und darin schwarze Plastiksäcke. Als einer der Soldaten einen Sack öffnete sah er Menschenknochen und einen eingeschlagenen Schädel.

„Die alte Mienenbesatzung, wir haben uns immer gefragt, was aus der wurde…“

Vorne stockte das Vorankommen und Mendez wurde gerufen. Vor ihnen lag ein grandioser Höhlendom. Hier hatten Tausende geschürft und einen Hohlraum geschaffen. Capitan Mendez gab einige Anweisungen und ein junger Soldate mit Nickelbrille ging nach vorne, baute einen Laserscanner auf. Dann tastete der Scanner die große Höhle ab.

Überall dort, wo der Scanner etwas erkannte, wurde auf dem Notebook ein Eintrag gesetzt, so kam eine 3D Karte mit den ganzen Überwachungspunkten heraus.

„Capitan Mendez, ich habe acht Kameras lokalisiert, die die ganze Höhle scannen, die müssen wir vorher ausschalten, sonst sind wir entdeckt.“

„Cortex, Minosa, ihr seid an der Reihe.“

Die beiden bauten ihre Scharfschützengewehre auf, daneben zwei starke Beobachtungsgläser. Während die Schützen die großen Schalldämpfer anbrachten, wertete ein dritter die Luftdaten aus.

Als die Soldaten ihre Gewehre einstellten und die Spotter die Kameras aufklärten, trug der nächste Soldat bereits die Wetterdaten in die Schuss-Rechner ein.

„Weshalb schießen die nicht?“ Fragte Marja.

„Jeder Schuss muss sitzen, es darf hier keinen Querschläger geben, den würden alle hören und dann wäre hier der Teufel los.“

Dann gab der erste Mann bei den Schützen das Zeichen und Capitan Mendez gab das Feuer frei.

Was dann folgte, passte in keinen der typischen Filme. Es gab kein Plopp wie im Kino. Ein besseres „Whhoooooofff“ mehr kam nicht aus dem langen Schalldämpfer und auf der anderen Seite klapperte etwas, das ging in den allgemeinen Geräuschen unter. Mit jedem Treffer erlosch ein weiteres Licht auf dem Notebook.

„Fertig, wir haben alle.“  Kam es von vorne.

„Gut, Einstieg in den Dom, Zweierteams.“

Der Dom hatte oben in der Spitze ein kleines Loch, durch das frische Luft eindringen konnte, dann ging es gut 70 Meter in die Tiefe.

Ringsherum führten Rundwege nach unten, die durch viele Stollen unterbrochen warn. Etwa auf der Hälfte des Weges nach unten gab es einen größeren Einstieg und dieser war besser ausgebaut und beleuchtet.

Weiter nach unten wurde es dann wieder dunkler und am Boden stand ein See an Wasser, von dem keiner sagen konnte, wie hoch das Wasser stand.

Ein einziger schlurfender Arbeiter kam ihnen entgegen. Er reagierte gar nicht auf die Anwesenden und schlurfte langsam weiter. Die Augen leuchteten nicht und die Augenhöhlen waren eingefallen.

„Schaut, wenn ihr bisher nicht an Zombies geglaubt hattet, das da, das war einer, der arme Mensch ist jetzt schon so gut wie tot und weiß es nicht einmal.“

**

Oben auf der Oberfläche hatte der Hurrikan Angela erneut die Richtung gewechselt, jetzt lief er landeinwärts, direkt auf Chiapas zu und auf seinem Weg lag die alte Mayastadt Palenque…

Der Hurrikan hatte sich zu einem Sturm der Klasse F3 entwickelt. Mit seinen 80 m/s hinterließ auf seinem Weg eine Spur der Verwüstung.

Wie ein gewaltiger Staubsauger schluckte er alles, was er zu fassen bekam, Schwimmbäder waren im Nu leergefegt, manche Fischteiche wurden im Nu geleert und aus einigen Erdlöchern schoss das Wasser in den Himmel. Angela saugte alles in sich hinein, was sie zu fassen bekam und sie wurde immer noch stärker.

**

Die Mädchen betrachteten diese einzigartigen Steinskulpturen. Wie Finger standen manche von ihnen senkrecht aufgeragt in die Höhe, einige gute 8 Meter hoch. Vor dem Durchgang in die nächste Höhle stand eine besonders hohe Säule, diese sah allerdings bereits mehr als brüchig aus.

„Da schaut, wie die lange Anna auf Helgoland bewacht das Ding den Eingang.“

„Stimmt, wie die lange Anna steht der Stein da, aber noch brüchiger als der Fels vor Helgoland.“

„Diese lange Anna kann aber jeden Moment zusammenbrechen und alles unter sich begraben.“ Warnte Capitan Mendez die Mädchen.

Sie stiegen durch den schmalen Durchgang, in die nächste Höhle und es offenbarte sich eine gewaltige Grotte vor ihnen. Die Grotte war gut beleuchtet.

Rechts und links an den Seitenwänden befanden sich Balkonartige Aufstiege, die bestimmt Hundert wenn nicht mehr Menschen fassen konnten und vor ihnen am Boden befand sich, wie in einem Theater der zentrale Platz. Hier brannten einige Feuer.

Halbkreisartige Pfähle waren in den Fels eingelassen. Vor ihnen war eine Opferstätte. Das lodernde Feuer brannte und fauchte. Luftwirbel trieben das Feuer weiter an. Auch hier machte sich der Hurrikan also bereits bemerkbar, das fiel nur den Mädchen und den Soldaten hier unten nicht direkt auf.

Vor dem Feuer waren vier Mädchen an die Pfähle angebunden. Nackt und gefesselt, hingen sie mit Knebeln im Mund und versuchtem um Hilfe zu schrien, was ihnen allerdings misslang.

Davor tanzten drei Frauen und wenn man Hexen gesucht hätte, diese drei entsprachen genau der Vorstellung. Schwarz gekleidet mit Straps und eingerissenen Shirts tanzten sie ekstatisch vor den armen gefesselten Mädchen, die nicht wussten, wie ihnen geschieht.

Im Hintergrund donnerte Getrommel und Musik vom Tape und die Echos verdoppelten den Effekt.

Die drei Tanzenden hatten kurze Lederpeitschen und schlugen immer und immer wieder auf die armen Mädchen ein. Nicht zu fest, aber recht schmerzhaft, das sahen die Soldaten sofort.

Ein roter Striemen nach dem anderen zeichnete sich auf der Haut der Gefesselten ab.

„Was machen wir?“ Fragte Capitan Mendez.

„Abwarten, die Oberhexe ist noch nicht da, wegen der machen wir das alles hier schließlich.“

„Wir können die Mädchen nicht so da lassen.“

„Richtig, aber die Oberhexe fehlt, sie ist der Grund für das hier. Also warten wir, bis die Oberhexe kommt.“

„Seid ihr sicher, dass die kommt?“

„Sie kommt, garantiert!“

Der Funker kam zu Capitan Mendez. „Capitan, der Hurrikan ist jetzt direkt über uns, da oben tobt die Hölle.“

„Auch das noch, wir… Da schaut!“ Capitan Mendez zeigte nach vorne.

Aus einem etwas höher gelegenen Gang befand sich eine Art Aussichtspunkt mit einem Zugang und einer Türe. Die Tür öffnete sich und endlich stieg die Oberhexe herab.

Sie war in schwarzen Stoff gekleidet, Gelbe Streifen machten aus ihr ein gefährlich aussehendes Wesen und hatte eine schwere, silbrig glänzende Peitsche in den Händen.

 

Langsam kam sie vor die Pfähle, an denen die Mädchen hingen. Vor einem der großen Feuer blieb sie stehen und legte die Enden der stählernen Peitsche in die lodernde Glut.

Nach gut einer Minute zog sie die glühende Peitsche heraus und schlug dem ersten der Mädchen damit über die Brust.

Das arme Mädchen wand sich vor Schmerzen, als der Dampf ihres Schweißes und der verdampften Haut aufstieg. Das Mädchen erlitt Höllenqualen.

„Wir müssen was tun, wir können hier nicht zusehen, wie die Hexe da vorne die Mädchen der Reihe nach schlachtet!“

Erneut tauchte die Oberhexe die stählerne Peitsche in die Glut und schlug auf das nächste der Mädchen ein.

„Brauchen wir alle der Hexen?“Fragte Capitan Mendez.

„Nein, nur die Oberhexe, die will ich lebend, die anderen könnt ihr erledigen, aber die Oberhexe muss lebendig mit uns!“

Capitan Mendez gab Anweisungen und zwei der Soldaten luden Betäubungsgewehre.

Die Soldaten legten an, je drei zielten auf eine der Hexen. Mendex hob die Hand und befahl „Feuer!“

Die Oberhexe wurde von drei Tranquilizer Darts getroffen, schrie unheimlich laut auf und sackte dann zusammen. Die drei anderen Hexen hatten weniger Glück, ihre Treffer waren letal.

 

„Auf, baut eine Trage für die Hexe, bindet sie, knebelt sie und stülpt ihr diese Kappe über. Dann bindet die Oberhexe auch an der Trage fest, ich will keine Überraschungen. Dann nichts wie raus aus der Falle.“

Während die Soldaten taten, wie ihnen geheißen, schauten die drei Mädchen in dem Raum nach, aus dem die Oberhexe gekommen war.

Alles was sie fanden, waren zwei dicke Bücher und ein Notebook. Schnell sammelten sie alles ein und liefen zu den Soldaten zurück, die mittlerweile abmarschbereit waren.

Aus den angrenzenden Gängen strömten schreiende Mädchen, gefolgt von schäumenden Wassermassen. Der Hurrikan an der Oberfläche sorgte für einen Unterdruck und die Wasser strömten in die Grotte und trieben die Mädchen vor sich her.

Hunderte strömten schreiend in die Grotte und suchten Schutz. Überall spritzte das Wasser in die Grotte.

Der einzigste Schutz war der schmale Ausgang auf der gegenüberliegenden Seite, genau da, wo sich die Soldaten mit den drei Mädchen befanden. Nur hier ging es nach oben.

Die ersten verstörten Mädchen sahen die Eindringlingen und begannen zu schreien.

„Verräter, hier sind Verräter unter uns – tötet sie!“

„Sie haben die Opfer befreit – fangt sie und tötet sie!“

 

Überall blitzten auf einmal in den Händen der Hunderten Mädchen Messer auf.

Wie ein Schwarm wütender Lemminge kletterten die verstörten Kinder und Mädchen über alle Hindernisse hinweg auf die Gruppe der Soldaten zu. Diese Mädchen würden keine Gnade kennen und mit ihren Messern alles umbringen.

„Alle raus!“ Befahl Capitan Mendez und die Soldaten schleppten die auf der Trage befindliche Oberhexe hinaus, durch den schmalen Durchlass in den anderen Raum, die Mädchen folgten ihnen.

„Wenn die uns zu fassen kriegen sind wir alle maustot“ stellte der Leutnant fest und Capitan Mendez nickte.

„Conzales haben wir Sprengstoff?“

„Nein Capitan, der blieb oben bei den Fahrzeugen.“

Es waren vielleicht noch hundert Meter, die die Hunderte vor dem schmalen Durchgang trennten.

Auf der anderen Seite liefen Vera, Marja und Sarah und die Soldaten folgten ihnen, da drehte sich Sarah um und schaute zu dem engen Durchlass und zu dem brüchigen Stein, den sie „Lange Anna“ getauft hatten.

Der Stein stand ächzend und knackend vor ihnen. Wenn sie den doch nur zu Fall bringen könnte… Dachte sich Sarah.

Da fielen Sarah wieder die Worte der Schamanin ein:

 

„Dir will ich diesen Stein geben. Eines Tages wirst du erkennen, dass dieser Stein die Welt bewegen kann, setze ihn daher weise ein.“

Sarah griff in ihre Hosentasche und nahm den Stein in ihre Hand, er schien plötzlich irgendwie zu glühen, zumindest kam es Sarah so vor. Gut sechs Unzen, also etwa 170 Gramm schwer, hatte der Stein eine gewöbte Form und wäre sicherlicht gut über das Wasser gehüpft.

Sarah schaute zu deim jungen Leutnant und bat um dessen langes Halstuch. Sie knotete es zu einer Schleuder und legte den Stein in die Mitte, dann begann sie die Schleuder über ihrem Kopf auf Drehzahl zu bringen.

Mit voller Kraft schleuderte sie den Stein in Richtung der „Langen Anna“ und traf den Stein oben an der Spitze. Ein Knacken lief durch den Stein, ganz so, als hätte Sarah dessen Achillesferse gefunden und der Boden begann zu beben.

„Lauft!“ Schrie Sarah zu den Soldaten, die das Schauspiel ungläubig angesehen hatten. Selbst Capitan Mendex hatte den Mund geöffnet und glaubte nicht, was er da sah.

Da brach hinter Sarah die „Lange Anna“ auseinander und der Fels stürzte genau in den schmalen Durchlass, aus dem gerade die ersten wütenden Mädchen stürmen wollten und begrub unter heftigem Geschrei alles unter sich.

 

Der Durchlass war verschlossen.

Schon spritzten die ersten Wassermassen aus den kleinen Rissen. Wer jetzt noch dahinter war…

Sarah mochte gar nicht daran denken, was gerade hinter ihr geschah.

Sie liefen und krochen, so schnell sie konnten weiter durch die langen Gänge zurück nach Süden, zurück zu dem Eingang, durch den sie den Stollen betreten hatten.

Als sie den Berg verließen, sahen sie zu ihrer Erleichterung blauen Himmel, der Hurrikan wütete hinter dem Berg, in Richtung des Meers, hier aber, wo sie sich befanden, war es noch recht ungefährlich.

„Was macht die Oberhexe?“ Fragte Capitan Mendez. „Sie schläft noch fest.“ Antwortete der junge Leutnant und sah auf die Gefesselte.

Das war ein schwerer Fehler.

Die glühenden Augen der Oberhexe fraßen sich in den Geist des Leutnants und er zitterte am ganzen Körper.

Marja reagierte am schnellsten, sie schlug den Leutnant einfach nieder. Im gleichen Moment schlug Sarah der gefesselten Oberhexe auf den Kopf und warf ihre Jacke über das Gesicht der bewusstlosen Hexe. Dann sagte sie zu Vera: „Zieh die Hexe schnellstens aus dem Verkehr für die nächsten Stunden, das darf nicht mehr vorkommen.“

 

Vera suchte in ihrem Medikamentenkoffer die passende Spritze und setzte sie der Hexe. „Die macht die nächsten 48 Stunden keinen Mucks mehr.“

Capitan Mendez hatte erkannt, dass gerade sich etwas sehr ungewöhnliches abgespielt hatte und verlange Aufklärung, die er von den Mädchen auch sofort erhielt. Als der junge Leutnant wieder aufstand, wurde er von Capitan Mendez informiert.

„Und das soll ich euch glauben? Gedankenkontrolle, Übernahme der Persönlichkeit? Was denn sonst noch alles?“ Vera nahm sich des Leutnants an.

„Sie hatten noch Glück, die anderen Opfer vor Ihnen hatten weniger Glück, die verloren nicht nur den Glauben, sondern auch ihr Leben, also seien Sie froh, dass Sie mit Ihrem Leben davongekommen sind.“

Noch während der Leutnant protestierte, öffnete Vera ihr Smartphone, lud die Bilder der getöteten Soldaten und zeigte sie dem jungen Mann. Ab dem Zeitpunkt war der Leutnant kuriert. Er schaute aber mehrmals die betäubte Hexe an und prüfte, ob die Fesseln wirklich fest waren.

Nach einer Weile schaute der Leutnant zu Vera und lächelte sie wieder an. „Bitte verzeihen Sie mir Vera, aber das war so unglaublich…“

 

Vera klopfte ihm auf die Schulter. „Glauben Sie mir, für mich das das am anfang noch viel unglaublicher, aber seit wir diese Reise angetreten haben überschlagen sich die Ereignisse und wir erleben Wunder auf Wunder, also Herr Leutnant, es ist alles gut.“

Fortan herrschte eine deutlich entspanntere Stimmung unter den Soldaten und der Leutnant lächelte die Mädchen an.

„Capitan, die Funkverbindung zur Basis ist wieder da, der Hurrikan zieht nach Norden auf das Meer hinaus, Capitan, wir können zurück zum Flughafen.“

„Endlich, an alle, bereitmachen zur Rückkehr zur Basis,“

Auf dem Flughafen angekommen, übergaben die Soldaten die gefangene Hexe, sowie die gesammelten Utensilien an die Falcon Crew.

Anschließend verabschiedeten sich die Soldaten von ihren neu gewonnenen Freunden.

Capitan Mendez hatte Sarah zur Seite gezogen. „Sarah, wenn Sie jemals Hilfe brauchen auf unserem Kontinent, bitte melden Sie sich, wir kommen.“

Damit übergab er Sarah seine Visitenkarte, umarmte sie kurz und grüßte die dann militärisch. Danach ließ er die Einheit antreten und die Soldaten rückten ab.

Die Mädchen waren wieder mit der Falcon Crew alleine.

 

„Was habt ihr diesmal erreicht?“ Fragte Helena und die Mädchen schauten die beiden Pilotinnen an.

„Wir haben eine Oberhexe gefangen genommen und ich denke, wir haben dafür gesorgt, dass das 1000 Mädchen Camp keine Probleme mehr bereitet, ich meine niemals mehr.“

„Sollte ich nachfragen?“ Kam von Stella.

„Nein, besser nicht.“ Kam die Antwort von Sarah. „Aber ich muss unbedingt mit Soulebda Kontakt aufnehmen…“

**

Noch am Mittag startete die Falcon wieder. Sie folgen in Richtung Venezuela und nach Norden in die Karibik über die alte Piratenlinie über Grenada, St. Vincent, über Santa Lucia. Das nächste Ziel war die herrliche Insel Martinique, von der Insel hatte Caroline so viel gutes berichtet.

„Madinina, wie die alten Einwohner die Insel nennen, ist eine der schönsten Inseln, die Blumenvielfalt wird euch gefallen.“

Als die Falcon auf dem Aéroport International Martinique Aimé Césaire einschwebte, regnete es wieder einmal den warmen Abendregen.

„Mädels, eines müsst ihr genießen, geht mal nach unten in den Regen und lasst euch die warmen Tropfen auf den Körper regnen, ihr werdet es genießen, besonders, nach dem langen Flug. Die Tropfen sind dick aber warm und erfrischend. Haltet euch aber von den Männern fern.“

Ein paar Minuten später tanzten die Mädchen vor dem Flugzeug durch den warmen Regen und sie genossen diese Erfrischung.

Drei Service Techniker, die am Hangartor standen, freuten sich über die tanzenden Mädchen. So etwas hatten sie schon lange nicht mehr gesehen. Ob das daran lag, dass die Mädchen vergessen hatten, dass ihre nassen Blusen fast durchsichtig wurden, oder dass die Mädchen die Techniker nicht sahen, das spielte keine Rolle. Die Mädchen erfrischten sich ordentlich.

Später, im Hotel lachten sie darüber, dass sie diese Empfehlung von Helena so spontan umgesetzt hatten und Helena meinte lachend:

„Ich dachte, ihr wartet bis ihr auf dem Hoteldach seid, aber nun gut, das nennt man im übrigen auch eine französische Begrüßung.

Naja, nicht ganz, im Grunde gehören jetzt noch ein paar Jungs dazu, aber lassen wir die Kleinigkeiten. Dann möchte ich euch auch wieder in Europa begrüßen, hier ist es deutlich zivilisierter, als einige denken und Sklaven gibts hier schon lange keine mehr.

Dafür wunderbare Federbetten. Der Dachpool ist wunderbar, wie ihr gleich sehen werdet und die Zentrale hat die oberste Etage angemietet, hier können wir schnell und problemlos die Sat-Antenne aufbauen, außerdem bekommen wir morgen noch Besuch aus Soulebda.“

**

Während die Mädchen mit Helena in den Pool sprangen, bauten Samuel, Serge und Ukuru die Sat-Anlage auf, Stella nahm Kontakt auf und bat sogleich um die aktuellen Daten aus der Zentrale und aus Soulebda. Nach einer Stunde tummelten sich alle im Pool und entspannten sich zusehends.

Es wäre ein wunderbarer Abend geworden, doch dann wurde am späten Abend das Essen auf das Zimmer geliefert.

Die drei Herren im weißen Outfit lächelten ruhig und trugen die herrlichen Gerichte auf. Sie stellten sich an die Wand, um jederzeit die Wünsche der Mädchen von den Lippen abzulesen, einer zündete die Kerzen an und löschten das Licht.

Vera und Sarah sahen sich die Gerichte an und als Marja dazu kam, betrachteten sie die jungen Männer im weißen Hemd.

Der Mittlere, er nannte sich Leon, hatte ein seltsames Leuchten um seinen Kopf. Er war anscheinend der hellste von den Dreien, was wieder bestätigte, dass die Trafalgar Gruppe nur die besten einkaufte.

Die Mädchen gaben Helena zu verstehen, dass sie die drei Männer nicht mehr bräuchten und Helena komplementierte die drei freundlich, aber konsequent aus der Suite.

 

„Habt ihr das Leuchten um Leons Kopf gesehen, das ist einer von denen, sie haben die Spur wieder aufgenommen.“

„Was meint ihr, ist das Essen in Ordnung?“

„Sicher, die wollen wissen, was ihr macht und euch nicht ausschalten“ beruhigte sie Stella.

**

In seinem kleinen Angestellten Zimmer schrieb Leon eine Nachricht über die gesicherte Verbindung.

– Kontakt aufgenommen, es sind die drei Mädchen. Was soll ich tun, beobachten oder ausschalten? –

– Nur beobachten, wir wollen wissen, wen sie hier suchen, die rote oder die schwarze Hexe –

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Futuna

Oberhalb der Stadt Maopo opo, nicht weit von dem Beobachtungsplatz entfernt von dem aus Caroline und ich das Hotel von Hunt und Sinclair beobachtet hatten, lagen nun Jerome, Iduna, und Kresser und rätselten wie sie in die unentdeckt in die Stadt gelangen und irgendwie nahe genug an das Hotel herankommen konnten.

Ihr Plan sah vor, das Hotel in dem Hunt und Sinclair wohnten abzuhören. Die Technik hatten sie auf die Insel geschafft, nur einen Platz diese einzusetzen fehlte noch.

Da es auch auf Futuna Internet und Google Maps gab, konnten sie sich so ein Bild von dem Hotel sowie dessen Umgebung machen.

„Sieh mal, das Haus da.“ Iduna zeigte auf ein Haus, welches etwa 50 Meter vom Hotel entfernt in den Hügel gebaut war und durch das verwilderte Grundstück einen verlassenen Eindruck machte.

„Ok, das sehen wir uns etwas genauer an.“ Entschied Kresser und sie bewegten sich mehrere hundert Meter nach Westen um sich das Haus mit den Ferngläsern anzuschauen.

„Sieht tatsächlich leer aus.“ meinte Jerome, nachdem sie es eine längere Zeit beobachtet hatten.

„Jetzt müssen wir nur ungesehen hinein kommen. Hat jemand eine Idee?“

Trusg’jerset und Iduna konnten sich in typischer Landeskleidung unauffällig in der Stadt bewegen ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Der hünenhafte Jerome schon nicht mehr und Norman sowieso nicht. Das Anwesen selbst war mit hohen verwilderten Hecken und Mauern umzäunt, so dass sie sich innerhalb des Areals frei bewegen konnten, doch dazu mussten sie erst einmal dorthin kommen.

„Wir müssten warten bis es Nacht ist dann können wir…“ Setzte Jerome gerade an, als er Abbrach und lauschte.

„Was ist?“ fragte Norman.

„Schüsse! Irgendjemand schießt um sich. Und Derjenige sitzt in einem Auto, die Schüsse kommen näher.“

Norman und Iduna lauschten, dann hörten auch sie das leise Knattern von Handfeuerwaffen, das näherkam.

„Los, zur Straße!“ zischte Norman und die drei schlichen zur Straße zurück, welche von Maopo opo zur Inselmitte führte. Nun war deutlich zu hören, dass es sich um eine „fahrende Schießerei“ handelte.

„Wer ballert hier bloß durch die Gegend?“ fragte sich Norman.

„Da fallen mir spontan zwei Leute ein.“ Grinste Jerome. Sie erreichten die Straße, welche etwa 5 Meter unter ihnen lag und einen Streckenabschnitt von ca. 50 Meter preisgab, als ein Geländewagen an ihnen vorbeiraste. Als er auf ihrer Höhe war, schob sich ein Rotschopf durch das Fenster der Beifahrertür und schoss mit zwei Pistolen auf ihre Verfolger.

„Caroline und Peter!“ rief Iduna beinahe laut. Dann kamen die Verfolger in Sicht. „Sinclair!“

„Los! Zurück!“ Die drei liefen zurück zu ihrem Beobachtungsplatz und sahen zu, wie wir mit Sinclair im Schlepp zur Küstenstraße in Richtung Futatoga einbogen. Mittlerweile herrschte in Maopo opo helle Aufregung, denn während Caroline das Feuer in der Stadt einstellte, um keine Passanten zu gefährden, nahmen Sinclair und seine Söldner keine Rücksicht auf Unbeteiligte.

„Jetzt oder nie!“ entschied Norman und die drei begaben sich in die Stadt. Wer auf den Beinen war, folgte den Wagen zum Westende der Stadt um zu sehen, was sich hier abspielte. Glücklicherweise schien es keine Verletzten zu geben.

„Was zu Teufel, treiben die zwei da?“ fragte Iduna.

„Keine Ahnung, aber zumindest sind sie wieder aufgetaucht.“ Antwortete Jerome. Vor dem Hotel hatte sich eine Menschentraube gebildet und Hunt stand auf dem Balkon als die drei sich ungesehen in das leerstehende Haus begaben.

„Ich hoffe Caroline und Peter hängen ihre Verfolger ab. Wenn  Trusg’jerset kommt, soll er sich vergewissern, ob sie es geschafft haben.“

„Wie ich Peters Fahrstiel kenne, wird er sicher einiges an Schrott produzieren, aber am Ende der Einzige sein, der noch einen fahrbaren Untersatz besitzt.“ Meinte Jerome

**

Die nächsten drei Tage pendelte Trusg’jerset zwischen unserem Lager,  und dem leerstehendem Haus gegenüber des Hotels hin und her.

Erleichtert hörten die drei, dass wir alle Verfolger abgeschüttelt hatten und wohlbehalten zu den Überlebenden der Satre’feraste gelangt waren. Besonders die Meldung, dass ich meine Eier behalten durfte, sorgte für heitere Lacher.

Unter seiner Kleidung sowie einem verschlissenen Rucksack brachte Trusg’jerset die Technik ins Haus, welche es Norman und Iduna ermöglichten Hunt und Sinclair auszuspionieren. Dank einem auf die Fenster gerichteten Laserstrahls und mehreren Spezialkameras konnte Norman vieles mithören und beobachten. Und natürlich wurde alles aufgezeichnet.

Gleichzeitig bereitete Trusg’jerset alles für eine Landung der Einsatztruppe im Norden Futunas vor und spähte vor allem den Flughafen in Vele aus.

**

„Wir müssen wissen, was sich auf Alofi abspielt.“ Meinte Kenta’Mariba.

Die Befragung der Überlebenden hatte ein nur ungenaues Bild ergeben. Die meisten Mienen Trafalgars lagen auf der Insel Wallis, dorthin hatte man zunächst alle gefangenen Stammesangehörige der Satre’feraste gebracht, doch dann hatte Trafalgar ausschließlich billige Arbeitskräfte aus Indonesien in den Mienen dort eingesetzt. Die Santre’feraste die man dort zuerst schuften ließ, hatte man alle wieder aus den Mienen geschafft und nach Alofi gebracht.

Wir setzten Soleab darauf an eine Antwort zu finden und bekamen zumindest eine wahrscheinliche Erklärung. Das Material, welches in Wallis gefördert wurde, war für Nguyen zu wichtig, um es bei einem eventuellen Aufstand zu riskieren. Also schaffte man die Santre’feraste nach Alofi. Was in den Mienen dort abgebaut wurde wusste keiner und so drängte sich der Verdacht auf, das es nur darum ging die Santre’feraste dort gefangen zu halten.

Aber auch hier wussten wir nicht warum. Die Santre’feraste dort waren alle größtenteils verhext. Warum sollten Nguyen und Hu’tars sie gefangen halten…

Die Antwort war so einfach wie logisch! Es war eine Falle und die Santre’feraste in den Mienen Alofis, waren der Köder!!!

Tars´Fert sprach aus, was allen klar war. Wenn wir Krieger nach Alofi gingen, war das Lager Schutzlos. Gingen wir nicht, würden wir nicht herausbekommen, was sich auf der Insel abspielte.

„Wir brauchen einen vernünftigen Kompromiss.“ Sagte Caroline und wir alle überlegten, wie wir diesen finden konnten. Schließlich war es Sergeant Jorhu´lar der den besten Vorschlag hatte.

Er und die anderen fünf Soldaten würden sich einen guten Aussichtspunkt über Vele suchen und somit nicht nur den Flugplatz sondern auch die Wasserstraße zwischen Futuna und Alofi sowie Anlegestelle Alofitai auf Alofi beobachten.

Sarist‘teras würde sie begleiten und so damit sicherstellen, dass die Gardesoldaten uns immer erreichen konnten. Außerdem kannte sich Sarist‘teras hervorragend aus, schließlich war er ein Krieger Futunas.

Übrig blieben zwei Aufgaben. Erstens mussten wir einen Weg finden wie wir unentdeckt nach Alofi übersetzen konnten und zweitens mussten wir weiterhin das Lager schützen. Doch das war nicht so einfach wie es sich anhörte.

Wir waren nur noch zehn Krieger. Die Fünf Krieger der Santre’feraste, Tars’Fert, Kenta’Mariba, Hannes, Caroline und ich. Das war verdammt wenig… Und es gab Ma’Feratama.

Ma’Feratama musste ich erst einschätzen. Die Unterhaltung am Feuer hatte mich nachdenklich gestimmt. Als Senatra‘ ters uns in  Sinclairs Lager sagte sie sei Jarse, hatte ich keine Probleme das zu glauben als ich sah, wie sie sich über die überlebende Wache hermachte, doch jetzt sah ich es anders.

Der Satz, „das Volk, das mich jarse nennt, ohne zu wissen warum?“ hatte sich in mein Gedächtnis gegraben. Ich hatte Sarist‘teras gefragt, wieso Ma’Feratama als jarse gilt und er hatte beschämt zugegeben, dass er es nicht wusste. Er hatte es von anderen gehört und aufgenommen. Hier zeigte sich, dass Stammesangehörige eben auch nur Menschen waren…

„Du hast doch gesehen, was sie mit der Wache gemacht hat…“ war seine Erklärung.

War es das? War es so einfach? Wenn ich meine Augen schloss, konnte ich mich selbst sehen, wie ich an Bord der Peace of Mind  der wehrlosen Ormnija zwischen die Augen schoss, oder wie ich in Kasachstan den gefangenen Räuber festhielt, während Sarah mit ihrem Messer, Aleski unsere Rückkehr mitteilte.

Scheiße… wir waren doch alle jarse!

Doch ganz egal wie wir es drehten, Ma’Feratama war eine Kriegerin die ihr Handwerk verstand und wir konnten auf keinen Fall auf sie verzichten.

„Wir brauchen sie.“ Hatte Caroline nüchtern festgestellt.

„Warum geben wir ihr nicht eine sinnvolle Aufgabe?“ fragte Tars´Fert. „Hier im Lager sind mehrere Junge und unerfahrene Krieger. Sie müssen lernen wie man als Krieger kämpft und dass müssen sie schnell lernen, denn wir haben keine Zeit zu verlieren. Irgendwann werden die Söldner uns hier finden und angreifen. Ich denke, die jungen Krieger werden eher auf eine Kriegerin aus ihren Reihen hören, als auf einen von uns.“

„Ich werde mit ihr reden.“ Schlug ich vor. Immerhin hatte sie vor ein paar Tagen offen mit mir geredet, wenn auch nur kurz.

Am nächsten Morgen, während Sergeant Jorhu´larund sowie die fünf anderen Soldaten mit Sarist‘teras aufbrachen, suchte ich Ma’Feratama und fand sie etwas außerhalb des Lagers wo sie den Dschungel unter uns beobachten konnte, während sie ein langes und gefährlich aussehendes Messer an einem Stein schärfte.

Mehrere Minuten ignorierte sie mich, bis sie mich schließlich genervt fragte. „Was willst du, Europäer?“ ohne das wetzen des Messers zu unterbrechen.

„Gab eigentlich mal einen Europäer, den du getroffen hast und dem du nicht am liebsten den Kopf abgeschlagen wolltest?“

Ma’Feratama schwieg und wetzte weiter. „Gab es denn überhaupt mal jemanden? Europäer oder nicht?“

Für eine Sekunde hielt sie inne und sah mich an. Als sie antwortete hatte sie das Schärfen schon wieder aufgenommen. „Ja, einen gab es. Und du brauchst erst gar nicht zu fragen…“

„Es geht mich einen Mer’grot an?“

„Du bist sehr schlau für einen Europäer. Also, was willst du?“

„Wir brauchen dich.“

Sie ließ ein verächtliches Schnauben hören und schliff weiter.

„Was ist eigentlich dein Problem?“ fragte ich und trat näher. „Verdammt, neulich Abend hast du noch gesagt, dass dir die Menschen hier nicht egal sind und jetzt lässt du mich abblitzen?“

„Seit über zwölf Stunden beratet ihr großen Krieger, was zu tun ist und erst jetzt kommt ihr zu mir? Fällt euch selber nichts Gutes ein?“

„Keiner der anderen Krieger brauchte eine Einladung! Sie alle sahen die Notwendigkeit eine Basis der Zusammenarbeit zu schaffen, nur du nicht. Was ist jetzt? Entweder du stehst zu deinem Kriegerschwur und hilfst uns oder…“

Mit einer unglaublichen Geschwindigkeit sprang sie auf, drückte mich gegen einen Baum und hielt mir ihr Messer über die Kehle. „Oder was?!“ zischte sie.

Ohne eingeschüchtert zu sein sah ich ihr in die Augen. „Oder Mualebda wird ganz schön enttäuscht von dir sein.“

Als sie zu einer Erwiderung ansetzen wollte, erschien plötzlich eine Gezahnte Klinge an ihrem Hals, welche sich tief genug in die Haut bohrte um schmerzhaft zu sein.

„Die Klinge weg von meinem Mann!“ zischte Caroline leise, doch deutlich genug um Ma’Feratama klar zu machen, dass sie es ernst meinte.

Für einen Augenblick war Ma’Feratama fassungslos. Caroline hatte sie überrascht! Sie drehte sich ganz langsam zu ihr um, allerdings ohne das Messer von meiner Kehle zu holen. „Wie zum Teufel konntest du so nah an mich herankommen?“

„Ich hab es dir schon einmal gesagt, ich bin durch die Schule von Ma’Difgtma gegangen.“ Und auch Caroline bewegte das Messer an Ma’Feratama Hals keinen mm weg. Erst als sie die Klinge langsam senkte, zog auch Caroline ihr Messer zurück.

„Niemand ist bis jetzt unbemerkt an mich herangekommen. Du bist wirklich gut!“

„Du auch, “ antwortete Caroline, „und genau deswegen brauchen wir alle deine Hilfe.“

„Was wollt ihr?“ wollte sie wissen und diesmal schien sie tatsächlich interessiert zu sein.

„Die jungen und unerfahrenen Krieger brauchen Training.“ Erklärte ich ihr. „Du selbst wirst wissen, dass uns die Söldner früher oder später hier entdecken werden. Wir werden kämpfen müssen, um den anderen die Flucht zu ermöglichen. Um sie wenigstens eine kurze Zeit aufzuhalten, sind wir zu wenige Krieger.“

„Ich soll Babysitterin spielen?“ fragte sie schon wieder abweisend.

„Nein verdammt! Du sollst dafür sorgen, dass die jungen Krieger überleben, wenn die Bösen kommen! Auf dich werden sie hören.“

„Auf mich? Sie halten mich für verrückt, schon vergessen?“

„Nein habe ich nicht, aber ich habe auch den anderen zugehört, sie haben alle Respekt vor dir als Kriegerin.“

„Respekt oder Angst?“

„Das ist scheißegal, Hauptsache sie tun das, was du ihnen sagst.“

Ma’Feratama schaute mich lange an, dann wechselte ihr Bick zu Caroline. „Also gut, ich werde mich der jungen Krieger annehmen.“

Als sie weggehen wollte rief ich ihr kurz nach.

„Ma’Feratama.“ Sie blieb und schaute mich an. „Wir haben gerade geredet ohne uns gegenseitig anzufeinden, könnten wir beim nächsten Mal nicht einfach dort weitermachen?“

Sie blickte mich finster an und ging zum Lager um die jungen Krieger aufzuscheuchen, welche mir jetzt schon Leid taten.

Als ich mit Caroline zu den anderen zurückgingen, legte ich meinen Arm um Caroline und fragte, „Woher wusstest du eigentlich das Ma’Feratama austickt und ihr Messer zieht?“

„Ich kenne dich eben und deine Wirkung auf Frauen.“

**

NEW YORK

Fansiska hatte in ihrem Büro gesessen und die Artikel für die nächste Redaktionskonferenz überarbeitet, als Sabine ihre Sekretärin, das Telefon auf Leitung fünf läuten ließ. Leitung fünf hieß, hier war etwas faul!

„Ja, Sabine?“

„Ich habe hier einen anonymen Anrufer, er will mir seinen Namen nicht nennen, aber irgendwie scheint er kein Spinner zu sein.“

„Und was will er?“

„Ich weiß es nicht, er möchte nur mit dir reden, ich soll dir sagen, er sei ein Schatten…“

„GIB MR DAS GESPRÄCH!“

„HAUFBERGER!“ rief sie in die Leitung, als Sabine aufgelegt hatte.

„Hallo liebste Freundin.“ Meldete sich eine Stimme.

„Mike! OHHH! Ähmm….Sorry“

„Macht nichts, es wäre eh zu spät.“ Hörte sie Mike lachen. „Was tust du gerade?“

„Ich bereite eine Redaktionssitzung vor um…“ sie hielt inne .Warum willst du das wissen?“

„Hättest du vielleicht Interesse das Interview deines Lebens zu führen und die Welt zu erschüttern?“

„Wann und wo?!“

**

Nur eine Stunde später saß sie in der ersten Klasse eines Fliegers und fragte sich, was Mike gemeint hatte, als er sagte, die Welt zu erschüttern….

Nun war sie in New York gelandet und steuerte den Ausgang an, als Mike sie neben sie trat. Überschwänglich begrüßte sie einen ihrer Lebensretter und Gefährten in vielen Abenteuern.

„Mike, ich dachte die CIA hat dich rausgeworfen und du wärst auf Soulebda.“

„Oh, sie haben mich tatsächlich rausgeworfen, aber mein jetziger Job führt mich hier her zurück.“

„HHHmmm dein jetziger Job? Wie sagte Norman Kresser immer, -Einmal dabei immer dabei-.“

„Ja, der gute alte Norman.“ Mike winkte und ein Taxi hielt bei ihnen. „Hallo Dave.“ Begrüßte Fransiska den Fahrer ohne hinzusehen.

„He, woher weißt du, dass ich das bin?“ wollte der wissen. „Ich hab mir bei meiner Tarnung als New Yorker Taxidriver so viel Mühe gegeben.“

„Ganz einfach, wo er ist“, und sie zeigte grinsend auf Mike, „bist du nicht weit.“

„Wir brauchen eine neue Strategie, wir sind durchschaut.“ Antwortete Dave darauf, grinste aber ebenfalls.

„Du sagtest, die Welt erschüttern?“ fragte Fransiska als sie durch die Häuserschluchten der Metropole fuhren. „Ich nehme an, du hast keinen Scherz gemacht.“

„Nein, es war kein Scherz, wir haben eine Krisensituation und die Lage droht zu eskalieren.“

„Das Südchinesische Meer?“

„Ja, das gehört dazu, aber das Südchinesische Meer ist nur ein Schlachtfeld des momentanen „Krieges“. Die Welt steht am Abgrund und wieder einmal mehr, stehen unsere Freunde auf der ganzen Welt verteilt im Kampf, um sie zu retten. Caroline, und Peter kämpfen zu diesem Zeitpunkt auf Futuna, Sarah und Vera sind gestern in Südamerika dem Tod von der Schippe gesprungen und Dana ist mit Randy auf dem Weg ins Südchinesische Meer.“

„Steht das alles  im Zusammenhang mit dem abgeschossen Flugzeug?“

„Ja, das alles hängt zusammen.“

„Wie kann ich jetzt helfen?“

„Sagt dir der Name Jean-Marcel Nguyen etwas?“

Fransiska brauchte nur Sekunden um dem Namen das passende Gesicht zuzuordnen. „Ja, ein übler Bursche. Ich habe ihn mal in Davos getroffen und wollte ihn interviewen. Seine Bodyguards haben mich ziemlich hart angefasst. Was hat er damit zu tun?“

„Nguyen steuert den Konflikt in Südchinesischen Meer. Als finanzielle Basis nutzt er dabei die Konzerne der Trafalgar Gruppe. Wir konnten John Gifferton dazu gewinnen, mit uns zusammenzuarbeiten um Nguyen den finanziellen Boden unter den Füßen wegzuziehen.“

„John David Gifferton II? Wie seid ihr denn an den herangekommen? Die letzten Jahre ist NIEMAND an Gifferton herangekommen und ich habe es tausende Male versucht.“

„Wir hatten etwas Hilfe, von befreundeten Inselbewohnern.“

„Ihr habt ihn entführt?“

„Nein, zur Mitarbeit gebeten. Jedenfalls hat er zugestimmt uns zu helfen und GB OIL dazu zu nutzen, Trafalgar zu übernehmen.“

„Und wie komme ich da ins Spiel?“

„Nguyen wird eine Kampanie gegen Gifferton starten und zwar eine sehr schmutzige.“

„Um eine Schmutzkampanie zu starten, muss man auch etwas Schmutziges in der Hand haben. Was ist Giffertons Problem?“

„Nun, dass soll er dir besser selber sagen.“ Meinte Mike, als sie vor dem Hochhaus der hiesigen GB OIL Zentrale anhielten.

**

Auf dem Weg zur oberen Etage sah sich Fransiska um und entdeckte einige scheinbare Südseebewohner. „Ich sehe einige Freunde.“

„Ja, wir rechnen damit, dass Nguyen uns mit Gewalt angreift, wenn seine Kampanien ins Leere laufen. Bis dahin werden unsere Südseefreunde sich mit dem Areal hier vertraut gemacht haben.“

„Ein Angriff hier in New York? Ist es wirklich so schlimm?“

„Ja, denn für Nguyen geht es buchstäblich um alles oder nichts.“

„Guten Tag Frau Haufberger.“ Sagte plötzlich eine Stimme hinter ihr. Sie drehte sich um und sah eine typische junge Inselbewohnerin. „Darf ich vorstellen, Lerf´tarste, eine Kriegerin Soulebdas und Teil von Giffertons Leibwache.“ Stellte Mike sie vor.

„Her´sur“ entgegnete Fransiska den Gruß.

„Oh, sie sprechen Soulebdahea?“

„Ich liebe ihre Heimat und freue mich über jeden Tag, den ich auf Soulebbda verbringen darf. Da möchte ich mich natürlich auch verständigen können. Aber viel mehr als Hallo und Wie geht es Ihnen, kann ich noch nicht.“

„Nun, Hallo und Wie geht es Ihnen, sind gute Anfänge, wenn sie möchten, stehen meine Kriegerschwester Hyla´hars  und ich ihnen gerne zur Verfügung um ihre Sprachkenntnisse zu erweitern.“

Damit öffnete sie die Tür zu Giffertons Büro und forderte sie mit einer Geste auf einzutreten. Fransiska trat ein und Mike folgte ihr.

Gifferton trat mit einer herzlichen Geste auf sie zu und begrüßte sie. „Frau Haufberger, ich freue ich sehr sie kennenzulernen.“

„Nun, Herr Gifferton, dieses Vergnügen hätten sie schon viel früher haben können. Ich habe in den letzten zwei Jahren mehrere Anfragen auf ein Interview gestellt und nicht einmal eine Antwort bekommen.“

Gifferton grinste Mike an. „Du hattest Rech, sie ist sehr direkt.“

Zu Fransiska gewandt meinte er dann, „Dafür entschuldige ich mich aufrichtig, ich war die letzten Jahre… unpässlich. Doch mein Freund hier“, er wies mit dem Kopf auf Mike, „hat mich aus einer …bescheidenen … Situation befreit. Doch bitte…nehmen wir doch Platz.“ Gifferton geleitete Franiska zu einem edlen und runden Tisch und rückte, ganz Gentlemen, Fransiska den Stuhl zu Recht.

Diese wartete bis sich auch Gifferton gesetzt hatte, dann sah sie ihn durchdringend an. „Mister Gifferton, bevor wir beginnen, möchte ich etwas klarstellen.“ Automatisch waren Fransiskas Hände zu dem Anhänger um ihren Hals gewandert, von dem Mike wusste, dass es ein USB Stick war, welcher Bilder der Anlage aus Servesk enthielt, wo Aleski sie gefangen gehalten hatte. „Ich habe mir geschworen, mich nie wieder benutzen zu lassen. Durch mein Versagen als unabhängige und neutrale Journalistin, verloren Menschen ihr Leben. Das wird sich NIE WIEDER wiederholen. Ich werde schonungslos ehrlich und offen berichten, ohne Rücksicht auf Personen.“

„Das habe ich schon gehört. Mike hat mir von ihren Erlebnissen, berichtet und sie können mir glauben, ich war sehr betroffen, als ich hörte, zu welchem Zweck sie und all die anderen Menschen entführt wurden. Und ich war überaus erleichtert, als ich erfuhr, dass dieser Verbrecher, dank ihnen, endgültig aus dem Verkehr gezogen wurde.“

„Gut, dann verstehen sie also meine Motivation ,alles zu hinterfragen.“

„Kurz nach meiner…Einladung…nach Soulebda zu kommen“, er konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen, „traf ich Parlamentspräsident Soleab. Ich hab ihm ziemlich genau dasselbe gesagt und er erwiderte, „Ich erwarte nur, dass sie wieder der ehrliche Geschäftspartner sind, der sie immer waren.“ Ich habe ihm mein Wort gegeben und ich werde es halten.“

„Fransiska“, schaltete sich Mike ein, „ich gebe dir mein Wort als Freund, das John in Ordnung ist.“

Mehr musste Mike nicht sagen. „Das genügt mir.“ Antwortete Fransiska und sah zu Gifferton. „Also, Mike sagte, dass Nguyen eine Schmutzkampanie gegen sie führen wird. Das kann er nur wenn es auch etwas Schmutziges zu berichten gibt. Also, Mister Gifferton, was ist das Schmutzige in ihrem Leben?“

„Ich bin schwul.“

Für einen Moment saß Fransiska noch immer wartend da, dann erst begriff sie, das Gifferton schon geantwortet hatte.

„Schwul?“

„Ja, ich bin schwul.“

„Schwul… und weiter?“

„Nichts weiter, nur schwul.“

„Sie sind schwul und wo ist das Problem?“ Fragte Fransiska. Für sie war schwul sein nichts „Schmutziges“. Im Gegenteil, in ihrem näheren Freundeskreis gab es mehrere gleichgeschlechtliche Paare.

Vera und Sarah waren ihre besten Freundinnen und niemand interessierten sich für die Tatsache, dass die beiden Frauen das Bett und das Leben miteinander teilten. Auch auf Soulebda war es etwas ganz natürliches und so gingen auch Caroline und Penelope eine Gemeinschaft, als Lebensteilerinnen ein.

„Schwul, na und?“ fragte sie erneut.

„Ihre Toleranz ehrt sie, doch wir sind hier in Amerika.“

„Auch hier in den USA ist Homosexualität nicht mehr strafbar. Allein in der Politik fallen mir auf Anhieb Beispiele wie Barney Frank, David Cicilline und Tammy Baldwin ein.“

„Ja, da haben sie Recht und ich bin verdammt stolz darauf, in einem Land zu leben, in dem diese Männer und Frauen trotz ihrer Position und Ämter, offen zu ihrer Sexualität stehen können. Doch wir hier, leben nicht in der Politik, sondern in der Wirtschaft.

Viele amerikanische Firmen machen keine Unterschiede mehr zwischen hetero und homosexuellen Mitarbeitern, was Löhne und Sozialleistungen für die Angehörigen angeht, doch die größten Firmen unseres Landes sehen die Sache noch immer anders. Je größer der Konzern, umso konservativer die Einstellung dazu. Und wir sind ein sehr großer Konzern.“

„Irgendwie verstehe ich das Problem nicht. Sie sind John Gifferton! Der Mann den es einen Scheiß interessiert, was andere von ihm denken oder wie sie über ihn reden. Verdammt, natürlich wird es einen Shitstorm geben, aber dann packen sie die Ellbogen aus und kämpfen sie!“

„Das habe ich vor und dazu brauche ich sie!“

„Nguyen?“

„Ja, er hat eine Menge Fotos, meiner letzten Treffen, sehr detaillierte Fotos und er wird sie veröffentlichen.“

„Oh, jetzt verstehe ich.“ Fransiska ließ sich die Informationen durch den Kopf gehen. Wenn es Fotos gab, würde es keine „sachliche Debatte“ gaben, es würde eine wahrhafte Schlammschlacht werden. Der Schneeball würde immer größer werden, bis er schließlich zu einer Lawine angewachsen war.

Es würden sich zwei Lager bilden. Ein kleines, welches offen zu Giffertons stehen würde und ein zweites, größeres und sehr viel lauteres, welches über ihn herfallen würde.

Jeder Prominente der gerade Flaute hatte und glaubte sich profilieren, oder etwas sagen zu müssen um Aufmerksamkeit zu erregen, würde vom Leder ziehen.

„Ich soll also erstens Nguyen zuvorkommen und ihr Outing auf die richtigen Titelblätter bringen, zweiten Nguyens Kampanien entgegensteuern und drittens zum Gegenangriff übergehen.“

„Exakt.“

Fransiska hatte längst in ihren Kampfmodus geschaltet. Die Welt erschüttern, hatte Mike gesagt und nun wusste sie, was er damit meinte und das er ihr nicht zu viel versprochen hatte.

Mike hatte ihr zwar sein Wort gegeben, doch sie würde alle Fakten selbst noch einmal überprüfen. War es so, wie Gifferton es darstellte, würde sie für ihn in den Ring steigen. Doch dazu brauchte sie jemanden, der sich in der Welt der Promis auskannte und wusste, wo die Leichen der Großmäuler im Keller lagen. Und da wusste sie genau, wer ihr helfen konnte.

Hella Gardner!

Seit ihrem Abenteuer in Paris waren sie und Hella Freundinnen. Hella hatte ihr und den anderen geholfen Aleski aus dem Verkehr zu ziehen und nebenbei Jessika gerettet. Wenn eine die Leichen und Laster der Promis kannte, dann Hella und ihre Redaktion.

„Also gut, ich bin dabei. Ich werde alles, was sie sagten überprüfen und wenn es die Wahrheit war, haben sie die größte Vorkämpferin für ihre Sache, die sie sich vorstellen können.“

Gifferton stand auf und reichte ihr die Hand.

„Ich freue mich darauf, mit der berühmten Fransiska Haufberger in die Schlacht zu ziehen.“

Fransiska schlug ein und antwortete, „Und ich freue mich mit John David Gifferton II in den Sturm zu segeln.“ Dann sah sie Gifferton an und zog leicht die Brauen zusammen. W“as ist übrigens mit GB OIL? Sie sind einer der größten Konzerne der USA. Gibt’s in ihrem Konzern noch Benachteiligungen gegenüber Gleichgeschlechtlichen und ihren Partnern?“

Gifferton starrte sie an…“Ab morgen, wird es KEINEN Unterschied mehr geben!“

**

ÜBER DEM INDISCHEN OZEAN

 

Sie waren auf dem Weg nach Soulebda.

Lem hatte mit Haylah geredet und diese hatte ihm alle Hilfe zugesagt, welche sie leisten konnte. Sicher hätten Dana und Randy versuchen können von Tel Aviv aus, die Waffen im südchinesischen Meer auszuschalten, doch Dana und Randy waren beide der Ansicht, dass es besser wäre, vor Ort zu sein, um im Notfall schneller reagieren zu können.

Und so setzte Lem alles auf eine Karte und befahl Kapitän Tamar mit seinem Todesscahtten zu einem Treffpunkt, von dem er die beiden nach einer Zwischenlandung auf Soulebda, aufnehmen konnte.

Als sie sich auf den Weg machen wollten, überraschte Dana unsere Bitte, sich eine Lösung zur Sicherung des Lagers zu überlegen. Schon eine viertel Stunde später hatten die beiden Nerds eine fantastische Idee und bevor sie aufbrachen, gingen beide auf „Einkauf“ durch Lems Arsenale.

„Sollten wir ihn nicht vorher fragen?“ Wollte Dana wissen.

„Ach was, er hat genug um die Ohren.“ Hatte ihr Randy geantwortet und die Ausrüstung in stabile Koffer gepackt.

Schließlich überraschte sie Hauer, mit der Bitte mitzukommen. „Ich hab die Scheiße angefangen, also mach ich auch den Dreck weg!“ War sein Argument und da Lem gerade in einer Besprechung war, beschloss Dana, die Entscheidung selbst zu verantworten. Sie drückte Hauer einen großen Koffer in die Hand und sagte nur. „Dann los.“ Und zeigte auf eine Palette mit Koffern. „Die müssen alle mit.“

„Was ist denn da drin? Wechselwäsche?“

„Eine Lebensversicherung für ein paar gute Freunde.“

**

Nun nach fünf Stunden Flug, starrte Hauer durch das Fenster des Flugzeugs auf das Blau des Ozeans unter ihnen.

Seit Stunden saß er da und hatte kein Wort geredet. Dana und Randy, die ein paar Sitze weiter in dem Lear Jet saßen, ließen ihn in Ruhe.

Nur langsam hatte Hauer das Ausmaß des Betruges erfasst, welchem er aufgesessen war. Das ausgerechnet er, der durch seine Idee den Weltfrieden greifbar machen wollte, dazu benutzt wurde einen Krieg zwischen Atommächten anzuzetteln, fraß an ihm und seiner Selbstachtung.

Während Dana eher dazu neigte daran Hauer selbst die Schuld zu geben, sah Randy es etwas anders. In Randys Augen hatte Hauer all die Gesetzte, gegen die er mit seinem Trojaner gehandelt hatte, für seine Überzeugung gebrochen, nämlich das Richtige zu tun.

Eine leise Stimme in seinem Kopf sagte ihm, dass Hauer nicht viel anderes tickte als er selbst und das er, Randy, lediglich Glück gehabt hatte.

Als Peter zu ihm kam und ihn bat, ihm bei der Rettung von Beate zu helfen, wusste er genau, dass er gegen das Gesetz handelte. Doch er tat es trotzdem! Er hatte nicht für Peter oder Caroline an der Palasterstürmung Soulebdas teilgenommen, sondern weil er es für richtig hielt! Ihm fielen noch viele Beispiele ein, welche ihn in den letzten Jahren für seine Überzeugung kämpfen ließen und ihm wurde bewusst, dass es eines dieser Abenteuer war, welches ihn zu Dana geführt hatte.

Hätte er auch so gehandelt, wenn Peter nicht sein Freund gewesen wäre? Hätte er Beate gerettet, wenn statt Frank, welcher immer Verständnis für ihn hatte, jemand anderes sein Chef gewesenen wäre? Wäre er dann auch mit Dana zusammen?…

„Erde an Randy!“ Riss ihn Dana aus seinen Gedanken.

„Was?“

„Wo zum Teufel, bist du mit deinen Gedanken?“

„Nun, der letzte Gedanke gerade galt dir.“

Dana sah ihn zweifelnd an. „Ach ja? Das schmeichelt mir, aber es bringt uns bei unserem Problem nicht weiter. Ich hab dich gefragt, ob du schon eine Idee hast?“

Das Problem, welches Dana ansprach, galt dem Trojaner. Hauers Plan sah vor, dass das Signal, welches die Waffen ausschaltete, weltweit  gleichzeitig von einem Satellitensystem gesendet wurde. Hunt hatte ihm vorgespielt, sie und ihre Freunde wären eine weltweit agierende Gruppe Friedenskämpfer. Ebenso wie der ganze Aufbau der Operation, war auch dieser, Teil ein groß angelegtes Unternehmen.

Hauer wurden jede Menge Leute als Mitverschwörer vorgestellt. Softwareentwickler wie er, Hacker, Journalisten, Nachwuchspolitiker und und und. Sie alle gaben vor, zum selben Netzwerk zu gehören, und das er, Hauer, derjenige sei, der die Welt verändern könne.

Er fiel darauf herein und Vanessa wurde zu seiner Kontaktfrau. Sie gaukelte ihm ganze zehn Jahre vor, er tue das alles für den Weltfrieden.

Die Startsequenz, welche den Trojaner aktivierte, sollte am Stichtag über die Kanäle mehrerer weltweit ausstrahlender Nachrichtensender gesendet werden.

So unlogisch wie sich das anhörte, war der Plan auf den zweiten Blick nicht. Nachrichten wurden von allen Regierungen dieser Welt permanent empfangen und ausgewertet. War die Startsequenz erst einmal auf einem Rechner, verbreitete sie sich rasend, denn die Starsequenz war klein genug um nicht als Schadsoftware erkannt zu werden und selbst Randy hätte sie nicht entdeckt, wäre da nicht der Schleitz gewesen.

Die Logik besagte, dass verschiedene Behörden aller Regierungen dieselbe Nachricht zu selben Zeit aufzeichnen würden und sich so die Startsequenz gleichzeitig weltweit verbreitete, was zur Konsequenz hatte, dass auch alle Waffen gleichzeitig von Hauers Trojaner befallen wurden.

Nun würde das Signal nie ausgesendet werden, zumindest nicht so, wie Hauer sich das vorgestellt hatte. Bis zu diesem Punkt hatten Lem, Dana und Randy noch so etwas wie Zuversicht, die Lage unter Kontrolle zu bringen, doch dann kam die kalte Dusche.

Hauer hatte zwar als einziger den Schlüssel um das Virus zu verändern, doch er hatte nicht den Schlüssel für die Startsequenz zu aktivieren. Als er Vanessa (Hunt) klar gemacht hatte, dass er als einziger den Schlüssel für die Veränderungen des Trojaners behalten würde, hatte sie im Gegenzug darauf bestanden den Schlüssel für die Startsequenz zu behalten. Für Hauer war das ein fairer Deal, schließlich glaubte er, sie spielten in selben Team.

Jetzt sah er ein, dass der Trojaner allein nutzlos war, während Nguyen im Besitz der Startsequenz, sowie der letzten Version des Trojaners war und ihn im Grunde nicht mehr brauchte.

„Wir brauchen eine eigene Startsequenz. Eine, die dem Trojaner sagt, er soll sich selbst löschen.“ Stellte Randy fest.

„Dann macht euch an die Arbeit!“ Hatte Lem sie angeherrscht. „Falls ihr es nicht mitbekommen habt, wir steuern auf einen Krieg zu.“

Ganz nebenbei erfasste Randy die tragische Komik dahinter. Sie versuchten, einen alles zerstörenden Krieg zu verhindern, indem sie dafür sorgten, dass die eingesetzten Waffen weiter funktionierten. „Was für ein Scheiß!“ Hatte Randy geflüstert und Dana hatte ihn verwundert angeschaut.

Die drei Computergenies begannen sofort damit eine neue Startsequenz zu schreiben, doch schon nach den ersten Überlegungen, gerieten sie an ihre Grenzen. Diese zu entwickeln würde viel Zeit in Anspruch nehmen und Zeit hatten sie gerade nicht.

Eine Analyse der aktuellen Lage hatte eine Wahrscheinlichkeit von 95 % ergeben, dass in südchinesischem Meer innerhalb der nächsten drei Wochen, weitere scharfe Schüsse fallen würden.

Lem befand sich unterdessen im Dauereinsatz. Eine Besprechung jagte die nächste und wie nicht anders zu erwarten, machte Ben Amir ihm die Hölle heiß während das Zeitfenster, welches ihm Yael gesetzt hatte, wurde immer kleiner.

Schließlich fasste sich Dana ein Herz und ersuchte Lem um ein persönliches Gespräch als dieser gerade aus der Toilette kam.  „Persönlich?“ Hatte er gefragt. „Nur sie und ich?“

Dana nickte und Lem zog sie ein paar Schritte weiter in den Kopierraum, lehnte sich von innen gegen die Tür und sah Dana auffordernd an. „Schießen sie los!“

„General… Wir können die Starsequenz niemals rechtzeitig entwickeln.“

„Wie lange?“

„Mindestens zwei Monate.“

„Das ist zu lange!“

„Ich weiß, ich habe die Analyse gelesen.“

Lem sah Dana durchdringend an und zeigte dann so etwas wie den Ansatz eines Lächelns. „Aber, ihr drei Verrückten habt einen Vorschlag, der uns alle rettet, aber einen der uns alle, besonders mich, in Schwierigkeiten bringt? Sonst würden wir hier nicht im Kopierraum stehen, oder?“

Dana wurde etwas verlegen und schaute zu Boden. War sie so leicht zu durchschauen? „Jetzt machen sie es nicht so spannend und schießen sie los!“

Als Dana ihren Vorschlag unterbreiten wollte, versuchte jemand, die Tür des Kopierraumes zu öffnen. „Jetzt nicht! Verschwinden sie!“ Herrschte Lem denjenigen an, verscheuchte ihn und sah dann wieder zu Dana. „Also?!“

„Wir können uns etwas Zeit erkaufen. Wenn…wenn wir den Trojaner aktivieren, wird sicher niemand gleich mit Atomwaffen um sich werfen. Bis die Amerikaner und die Chinesen wissen, was wirklich mit ihren Waffen passiert ist, haben wir die Startsequenz fertig, die dem Trojaner befiehlt, sich zu löschen.“

„Dazu werden weder ich, oder Yael, noch Ben Amir, oder irgendjemand sonst sein Einverständnis geben, denn es würde bedeuten, dass wir uns bis dahin, bei einem Angriff nicht verteidigen können. Unser Land wäre jedem Angreifern schutzlos ausgeliefert, der mit uns mit älteren Waffen angreift und davon gibt es genug.“

„Das ist uns klar, deswegen suchen wir nach einer Lösung, welche die Waffen nur in einer bestimmten Region ausschaltet.“

„Einer bestimmten Region? Definieren sie das!“

„Beschränkt auf das Südchinesische Meer.“

Lem holte tief Luft. Ben Amir würde ihm die Hölle heiß machen, wenn er erfahren würde, dass Dana und die anderen eine Möglichkeit gefunden hatten den Trojaner regional auszuschalten und diesen Vorteil nicht genutzt zu haben. Allmählich begriff er die Tragweiten von Dagans Entscheidungen und fragte sich, warum er bloß diesen Job angenommen hatte. Schließlich traf er seine Entscheidung.

„Legen sie los!“

 

KARIBIK

Der Suchtrupp der Hexen kam näher an den versteckten Funkposten heran, drei Frauen und eine davon sah wie eine Anführerin, also eine Hexe aus. Samuel war klar, wenn sie ihn jetzt fänden, dann wäre es sein Ende.

„Herrin, hierher ich habe Spuren gefunden, die enden hier auf dem Platz da.“

„Die Spuren deuten auf einen Rückzug, die kamen nicht, diese Leute gingen. Sonst noch Spuren zu sehen?“

 

„Äh nein, hier oben nicht, vielleicht weiter unten.“

„Runter mit euch Pack, sucht da unten weiter, ich bleibe noch hier, da ist ein guter Aussichtspunkt.“

Samuel lief ein Schauer über den Rücken, er konnte unmöglich Funkmeldungen ausliefern, wenn die Hexe da oben war, das ging gar nicht.

Innerlich flehte er, dass doch noch weitere aus der Gruppe kämen um ihm beizustehen und ihm zu helfen, sollte es soweit kommen um…

Da drehte sich die Hexe um und schaute direkt in sein Versteck, so als wäre keine Tarnung vorhanden und sie würde ihn direkt sehen können.

„Nun zu dir du kleiner Kerl, lass mich raten, du bist deren Funker. Klar bei der Aussicht ist das der beste Platz. Aber jetzt ist es für dich zu spät. Haben die dir nicht gesagt, dass du fliehen sollst, jetzt ist es wirklich zu spät. Dich mache ich zu meinem eigenen Liebes-Sklaven.

Du wirst mir dienen und abends werde ich dich blutig peitschen, dann wirst du dich mir ergeben und… “

Weiter kam die Hexe nicht. Sie fiel einfach nach vorne weg, klatschte mit dem Gesicht auf einen Stein und sie hatte einen Pfeil im Hinterkopf stecken.

 

„OK, du kannst rauskommen.“ Einer der Männer aus dem israelischen Team war offensichtlich als Backup hiergelassen worden und der Mann hatte die Hexe gestoppt, ehe etwas Unangenehmes geschehen konnte.

**

Unten, im Süden des Vulkans befand sich der Hauptzugang. Hier spielte sich ein Kampf ab, den man so noch nicht gesehen hatte.

Die Hexen hatten ihre Schergen auf die angreifenden Soldaten gehetzt, offenbar konnten nur die obersten Hexen Menschen übernehmen oder mit ihren Gedanken töten.

Die meisten waren einfach nur Übernommene Menschen, die funktionierten, das wars auch. Sie waren Kanonenfutter, mehr nicht, aber es reichten zwei Hexen aus, um diejenigen auszumachen, die wichtig waren und die Soldaten wurden dann übernommen und ausgeschaltet.

Der erste Übernommene drehte sich um und hob seine Waffe, dann schoss er auf seine eigenen Leute, bis er von seinem Nachbarn einen Betäuber in den Hintern bekam. Als der Übernommene zu Boden sank, hatte es bei den Soldaten bereits zwei Verletzte gegeben.

Ab diesem Zeitpunkt wurden die Übernommenen leichter erkannt, denn die Hexen brauchten einen Moment, um die Übernommenen zu kontrollieren. Das musste den anderen Soldaten reichen, um die Übernommenen zu betäuben.

Ein tödliches Spiel auf Zeit begann, dass die Soldaten zu verlieren schienen, es wurden immer mehr von dem Trupp übernommen und mussten betäubt werden.

Schließlich gab es in dem Versteck, in dem die Hexen waren ein lautes Geschrei, dann verstummte das Geschrei und Ukuru stand in dem Versteck auf.

„Die Hexen sind erledigt, weiter geht’s, los Beeilung!“

Über Funk meldete sich Montoya und gab bekannt, dass bis jetzt drei Hexengruppen aufgerieben wurden. Leider gab es dabei einen Verletzten bei einem der Teams.

Dann kam die Meldung, auf die so viele gewartet haben.

„Hier Teamleiter Bravo, wir haben den Eingang zu dem Seelenlager gefunden.“

**

Das Seelenlager war wie ein riesiges Weinlager. Überall standen Halterungen mit rötlichen Gefäßen, in denen kleine Lichtlein zu funkeln schienen. Das waren die Seelen der armen Menschen, die hier gefangen waren.

Die Krieger, die Team Bravo begleiteten, schauten auf die drei Mädchen und glaubten nicht, was sie zu sehen bekamen.

Sarah hatte eine der roten leuchtenden Kugeln in der Hand. „Ich kann die Gedanken fühlen, diese leidenden Menschen, sie sind voller Schmerz und Zorn, sie wollen hier heraus und Rache nehmen.“

„Kannst du denen etwas sagen, kannst du die erreichen?“ Fragte Vera.

„Ja, ich denke, ich erreiche einige von denen, die zumindest, die noch genug Kraft haben, das muss unheimlich schmerzvoll sein in diesem Gefängnis.“

Vera drückte Sarahs Hand. „Schatz, sag ihnen, dass wir sie brauchen. Wir werden sie befreien aber sie müssen warten, bis wir das ganze Lager befreit haben, dann müssen sie mit uns angreifen.“

„Sie stimmen zu, einige möchten aber am liebsten sofort angreifen.“

„Sie sollen auf unser Zeichen warten, das ist lebenswichtig.“

„Kommt, lasst uns die Kugeln öffnen, einfach aufdrehen und die Seele befreien.“

„Ihr Seelen, bitte bleibt bei mir, wir brauchen euch für den Angriff.“

Langsam sammelten sich immer mehr kleine leuchtende Lichtpunkte, etwa hühnereigroß und sie leuchteten, einige heller als andere.

**

„Hier Teamleiter Golem, wir haben die Ober Hexe gestellt, sie befindet sich im oberen Bereich, im rechten Stollen, sie hat noch sieben Hexen und einige Helferlein um sich geschart.“

„Montoya hier, Team Alpha, unterstützen Sie Team Golem, die Ober Hexe hat Priorität, die kann alles zerstören.“

„Hier Team Bravo, wir haben das erste Gefängnis befreit und kommen mit 1000 Seelen Unterstützung.“

So kam es, dass sich drei kampferprobte Teams aus drei unterschiedlichen Richtungen auf die Position der Ober Hexe in ihrem Tunnel zubewegten.

Darunter auch 1000 befreite Seelen, die gierig auf Rache aus waren und die Ober Hexe am liebsten zerrissen hätten.

Die Helferlein, der Ober Hexe, die sich ihnen in den Weg stellten, hatten schlechte Karten, sie starben schnell.

**

Die Ober Hexe saß mit ihren kleinen Hexen wie die Spinne im Netz. Von ihrem Punkt aus konnte sie die beiden Zugänge bestens beobachten und hatte den Führer von Team Golem, verwirrt und danach übernommen. Aus dem Gang drang Kampfgetümmel, offenbar wurde der Anführer von Team Golem gerade überrumpelt und betäubt.

Auch im Team Alpha gab es einen Übernommenen. Leider hatte der junge Soldat bis zu seiner Betäubung zwei seiner eigenen Kameraden angeschossen. Die Verletzten mussten jetzt erst einmal versorgt werden.

Team Bravo mühte sich durch den kleinsten Gang, sie krochen auf Händen und Füßen, bis sie zu einer kleinen Höhle kamen, von dort aus konnten sie das Licht der großen Grotte sehen, in der die Ober Hexe den beiden anderen Teams so viel Schaden zufügte.

Von der kleinen Höhle aus ging es durch einen sehr schmalen Gang weiter. Hier musste sogar die Ausrüstung zurückgelassen werden, man konnte nur leichte Waffen und sehr wenig Material mitnehmen.

Vorneweg kroch Marinja als die Kampferprobteste, dann folgten Sarah und Vera und zwei Mädchen des Bravo Teams.

Als sie die schmale Röhre verlassen hatten, erkannten sie erst, in welcher Gefahr sie sich befanden.

Direkt über ihnen hingen einige Felsen, die problemlos weggesprengt werden könnten und dann wäre ihre ganze Deckung unter Tonnen von Gestein begraben.

Sie mussten extrem leise sein, um ja nicht aufzufallen.

Sarah setzte sich an die schmale Steinwand und konzentrierte sich. Vera hielt ihre Hand, um zu erkennen, wann sie Hilfe benötigen würde und Marinja ließ sich zwei Gewehre und einige Flash-Bang Granaten durchreichen.

 

Unterhalb von ihnen tobte ein gnadenloser Kampf. Die Helferlein der Hexen stürzten sich auf die Teams und kämpften mit unbändigen Kräften. Von oben gelang es der Ober Hexe immer mal wieder, einen der Soldaten kurz zu übernehmen und so Chaos auszulösen. Das würden die beiden Teams nicht mehr lange durchhalten können. Ihre Ausfälle nahmen zu.

**

Sarah saß in der Hocke und ihre Augen schienen durch die Wand zu sehen. Jetzt war der Moment gekommen, da musste sie beweisen, dass all das, was die Trafalgar Zwillinge ihr beigebracht hatten, auch ausreichte.

In ihrem Geiste sah es so aus, als lief ein schwarz-weiß Film ab. Sarah sah die Hexen und die Ober Hexe in leichten Grautönen und konnte fast fühlen, was für eine unmenschliche Kraft die Ober Hexe hatte.

Die kleinen Hexen, die um die Ober Hexe herum waren, hielten alles Bedrohliche von ihr fern und die Ober Hexe konnte wie von einem Ausguck aus Verderben auf die beiden Teams regnen lassen.

– – Sarah, hörst du uns? – –

Vor Sarah erschienen die Schemen der beiden Trafalgar Zwillinge Tra’Manlanda und Fal’Andagar, die sich auf Soulebda befanden.

 

– – Sarah, hörst du uns? Wir sind im Geiste bei dir. Du bist jetzt das Schwert im Geist. Wir können dir Kraft geben, aber zuschlagen wirst du müssen. Sarah, fühlst du die Ober Hexe, dieses kalte, unpersönliche Gefühl von glitschigem Abschaum, das ist der Geist der Ober Hexe. Versuch ihn zu fühlen, aber unternimm noch nichts. – –

Sarah erkannte die Ober Hexe und langsam, ganz langsam wurde das Bild klarer, dann kam etwas Farbe zu dem Bild hinzu. Jetzt konnte sie die Ober Hexe sogar fühlen, wie sie voller Verachtung die Helferlein in ihr Verderben schickte und hin und wieder einen der armen Kämpfer übernahm.

Über Sarahs Mundwinkel kam erstmals ein leichtes Lächeln.

– – Tra’Manlanda und Fal’Andagar, wir haben das erste Gefängnis befreit und gut 1000 Seelen als Verstärkung, die warten nur darauf, endlich angreifen zu können. – –

– – Wie bitte? Du hast 1000 Seelen befreit, die werden euch helfen können, dann heißt es jetzt ANGRIFF. Denk an das was wir dich gelernt haben, keine Gnade, keine Sekunde Unachtsamkeit, keine Schwäche zeigen und jetzt ANGRIFF – –

**

Die Ober Hexe saß in ihrem Netz und säte Unheil. Aus vielen kleinen und großen Durchgängen kamen leuchtende Seelen angeschossen und sie umzingelten die kleinen Hexen. Es sah so aus, als würden riesige Glühwürmchen die kleinen Hexen angreifen und zubeißen, denn die kleinen Hexen schrien und wedelten abwehrend mit ihren Händen.

Die Ober Hexe hatte erst jetzt die Gefahr erkannt. Jemand hatte die Seelen befreit und diese sannen auf blutige Rache. Sie war in Gefahr.

Da erhob sich ihr gegenüber eine Frau mit glühenden Augen, es war Sarah, und diese glühenden Augen blickten die Ober Hexe an.

„Ahhh verschwinde aus meinen Gedanken!“ Schrie die Ober Hexe. Immer mehr Seelen rasten von unten kommend auf das Hexenlager und umgaben die Hexen. Jetzt schrien die jungen Hexen und die Ober Hexe wusste, dass die Gefahr weit größer war, als sie sich das eingestanden hatte.

Sarah schrie, so laut sie nur konnte: „Leide du Ober Hexe, leiden sollst du!“ Dabei riss sie ihre Hände hoch und als würden die Seelen darauf gewartet haben, stürzten sie sich alle auf die Ober Hexe.

Das Hexennest war mit tobenden, leuchtenden, kleinen Seelen überschwemmt. Die Hexen waren außer sich, konnten sie doch ihrer geliebten Ober Hexe nicht helfen.

„Jetzt!“ Schrie Sarah.

Hinter ihr hatte Marja eine Flash-Bang Granate entsichert, zählte kurz und warf sie über Sarah genau in das Hexennest.

Als die Flash-Bang Granate in das Nest der Ober Hexe flog und hochging, wurde das Hexennest in ein grelles Licht getaucht, dazu kamen die donnernden Explosionen und die kleinen Hexen waren wie elektrisiert. Das war zu viel für die Nerven der Hexen. Sie waren erstmals abgelenkt.

Jetzt drangen von unten die beiden Teams Alpha und Golem in die große Grotte ein und schossen auf die kleinen Hexen über ihnen.

Wie angeklebt standen die kleinen Hexen in dem Hexennest und wurden von den Geschossen der Teams unter ihnen getroffen. Eine nach der anderen fiel aus dem Hexennetz und schlug 30 Meter tiefer auf dem harten Fels auf.

Die 1000 Seelen begannen rhythmisch pulsierend auf die stehende Ober Hexe einzuprügeln. Als wenn sich 1000 Glühwürmchen auf jemanden stürzten und jedes Glühwürmchen einen winzigen Bissen aus der Haut herausriss, so wurde die Ober Hexe gerade malträtiert.

Sie begann nur noch laut zu schreien und wurde lauter und lauter. Die glühenden Seelen hinterließen immer mehr kleine Löcher und es sah tatsächlich so aus, als würde etwas die Haut der Ober Hexe abschälen.

Sarah sprang mit Marja in Deckung und schrie in das Funkgerät „Erschießt die Ober Hexe – JETZT!“

 

Von unten schossen zwei Teams Salven auf die Ober Hexe. Querschläger pfiffen über die Felsdeckung von Sarah.

Schließlich drehte sich die Ober Hexe laut schreiend um ihre eigene Achse und fiel aus dem Nest.

Langsam, ganz langsam fiel sie hinunter.

Die rotglühenden Lichter bremsten ihren Fall. Immer und immer wieder rasten diese kleinen roten Lichter in sie hinein und schienen Stücke aus ihr herauszureißen.

Trotz der unzähligen glühenden Seelen sahen die Leute, dass die Ober Hexe an Masse verlor und immer weniger wurde. Sie wurde von den Seelen im Flug förmlich auseinandergerissen.

Schließlich war nichts mehr von ihr da und die Seelen kreisten langsamer in der großen Höhle. Oben aber stand Sarah und schaute nach unten auf dieses großartige Schauspiel.

Wie ein intelligenter Feuersturm kreisten diese Seelen, bis sie einen Kreis gebildet hatten.

Sarah hörte ganz deutlich eine einzige Stimme, eine Stimme wie aus 1000 kleinen Kehlen.

„Wir danken euch, dass ihr uns geholfen habt, diese Ober Hexe zu zerstören. Wir sammeln uns und werden von ein paar lieben Seelen auf der anderen Seite der Welt gerufen. Ihr da, bitte befreit die anderen zwei Lager auch noch und zerstört am besten alles, was hier zu finden ist. In der Zentrale ist die Selbstvernichtung, ein gelber Hebel an der Wand, zieht sie und lauft, ihr habt dann nur 30 Minuten, danach geht hier die Welt unter.“

Wie auf ein Kommando löste sich der schwirrende Kreis auf und ein einziger, langer Feuerschweif flog nach oben durch einen Kaminschacht aus dem Vulkan hinaus in die dunkle Nacht.

**

In den folgenden Stunden wurden auch die beiden anderen Seelengefängnisse aufgebrochen und die Seelen befreit.

Mit einem Gefühl der Glückseligkeit bildeten sich zwei leuchtende Feuerkreise und als alle Seelen beisammen waren, vereinten sich die beiden Kreise zu einer einzigen mächtigen flammenden Fackel. Sarah konnte eines deutlich spüren, diese Dankbarkeit und dann war da eine Stimme, eindringlich und klar.

„Wir danken euch und werden die Geheimnisse der Hexen mit euch teilen, wenn wir uns in eurer Heimat wiedersehen, kommt bald heim.“

Ein letztes Mal kreiste der riesige rotglühende Schwarm, dann stieg er durch den Kamin auf und verschwand in der Nacht.

Mit unglaublicher Geschwindigkeit raste die flammende Fackel hinaus nach Osten über das Meer.

**

Im Hexenlager war die Gefahr vorbei. Die Teams suchten jedes einzelne Zimmer, jede Kammer und jedes Lager genauestens ab. Alles was nur ansatzweise interessant erschien, wurde katalogisiert und eingepackt, dann ging es hinauf zum Sammelpunkt. Als letztes wurden die Computer und Speicher eingepackt.

Colonel Montoya ließ die Teams antreten und abzählen, dann wurden die Osprey einfliegen lassen, schwer bepackt flogen die Maschinen mit der Ausrüstung und den Menschen ab. Eine Letzte, vierte Osprey flog ein und das Sprengkommando begann seine Arbeit.

Wenige Minuten später waren sie zurück in der Maschine und flogen weg von dem Berg. Aus dem Funk kam noch „Die Lunte brennt!“ Da war die Maschine bereits im Dunkel der Nacht verschwunden.

**

Die Sprengladungen der Hexen, unterstützt von den neu verlegten des Sprengteams, gingen reihum hoch und rissen Löcher in die inneren Kammern. Dann detonierte eine letzte, mächtige Sprengladung tief im Inneren des Berges und der Vulkan, der sich lange nicht mehr gerührt hatte, brach mit Getöse aus. Was jetzt noch in dem Berg war verbrannte und wurde ein Opfer der Lava.

Ein schmaler Pfad rotglühender Lava rann bedächtig langsam hinunter ins Meer. Bereits einen Tag später beruhigte sich der Vulkan wieder und stellte die Eruptionen ein. Dieser Ausbruch wurde als Mini-Eruption eingetragen, es kamen keine Einwohner ums Leben.

**

Antreten

Zwei Tage später gab es im Camp Castara das große Beisammensein mit Antreten. Die drei Teams versammelten sich, die Stammbesatzung kam mit dazu und ganz zum Schluss auch das Mädchenteam aus Soulebda mitsamt der Falcon Crew.

Es war ein wirklich bunter Haufen, der sich da versammelt hatte. Dann dröhnte das Kommando:

„Alles Antreten!“

 

Die einzelnen Teams stellten sich auf, zum ersten Mal sah es wirklich recht geordnet auf, auch die Mädchen, die sonst nicht solch ein Faible für das Militär hatten, standen in Reih und Glied und gaben eine gute Figur ab.

Colonel Montoya und Captain Naumeier hatten ihre besten Uniformen angezogen. Montoya war sichtlich stolz, das konnten alle sehen.

„Formation stillgestanden!“ Plärrte er von der Veranda.

Colonel Montoya und Captain Naumeier standen vor der versammelten Truppe und machten die Formation bereit zur Meldung.

Aber an wen, das fragten sich die Leute. Bisher war nicht bekannt geworden, wer eingetroffen war um die Formation zu begrüßen.

Colonel Montoya stellte sich vor die Leute und rief laut: „Zur Meldung an die Regentin die Augen links!“

Colonel Montoya schritt auf das Zentralhaus zu, hielt inne und grüßte zackig.

Heylah ai Youhaahb, die Regentin und Matriarchin von Soulebda trat ins Licht und nahm mit Freude im Gesicht die Meldung von Montoya ab. Sie drehte sich zu den Angetretenen und befahl:

„Augen gerade aus. Formation – – rührt euch.“

 

Heylah sah sich die Menschen an, darunter auch die Verletzten, die teils in Bandagen, teils an Krücken unbedingt mit dabei sein wollten, dann begann Heylah ihre Rede.

„Meine geliebten Soulebdanesen, ihr zahllosen tapferen Freunde und Helfer. Es ist mir eine Ehre, euch zum erfolgreichen Abschluss der Ausbildung zu gratulieren.

Ihr habt bewiesen, dass ihr bereit seid für den echten Einsatz in aller Welt. Ihr habt tapfer und klug gehandelt und einen mächtigen Feind erfolgreich geschlagen.

Ihr habt über dreitausend verirrte Seelen befreit und wieder zusammengeführt.

Ihr wart bereit, eure eigene Gesundheit, ja euer Leben für andere hinzugeben um euren Auftrag zu erfüllen.

Dafür und für den erfolgreichen Abschluss eurer Ausbildung werdet ihr noch eine Auszeichnung erhalten.

Habt dank und dient weiterhin so gut dem Frieden und ganz Soulebda, das so stolz auf euch alle ist.

Leider breche ich heute noch, zusammen mit dem Team, das in der Falcon Mannschaft so überragende Leistungen brachte, wieder auf zurück nach Soulebda, wir haben dort noch eine andere Schlacht zu schlagen.

Ihnen allen sende ich meinen ehrlichen Dank, ihren Regierungen und Abordnungen werden noch gesonderte Schreiben zugehen.

 

Erholen Sie sich und ich wünsche gute Genesung. Für den restlichen Tag, sowie die zwei folgenden haben Sie frei.

Noch eine Information an das Falcon Team: Das habt ihr gut gemacht, ich bin ja so stolz auf euch.“

**

Es folgte ein berauschendes Fest. Die einzelnen Teams ließen es sich nicht nehmen und machten jeweils ein Bild mit ihrer Regentin und Heylah machte mitsamt ihrer Begleitung mit.

Man verabschiedete sich voneinander. Fremde waren sie einst, jetzt waren sie Freunde geworden und sie waren eine verschworene Gemeinschaft.

Spät in der Nacht startete der Airbus in Richtung Soulebda, die Falcon startete in Richtung USA. Irgendwann würde man sich wiedersehen.

**

FUTUNA

„Sie kommen nicht aus ihren Löchern.“ Teilte Past’saina ihrer Meisterin Hu’Tars mit.

„Wie du verlangt hast, heben wir einige der Satre‘feraste entkommen lassen und ihnen die Informationen über Alofi gegeben. Doch so wie es scheint, wollen die Krieger und die Europäer, welche das Lager beschützen nicht nach Alofi kommen.“

„Dann müsst ihr eben sie dazu zwingen.“

„Wie sollen wir das bewerkstelligen?“ Wollte Past’saina wissen.

„Hör gut zu, ich sage es dir…“ Past’saina  lauschte Hu’tars Anweisungen und ihre Augen leuchteten vor Vorfreude.

„Lass Sinclair und seine Europäer das Lager ausräuchern.“

„Aber wenn sie das tun, wird Ma’Difgtma sicher nicht mehr nach Futuna kommen.“

„Ich glaube nicht, dass Sinclair alle Krieger Soulebdas töten kann. Einige werden entkommen und nach Alofi kommen. Und dann wirst du einen von ihnen übernehmen und den Santre’feraste zeigen, wie grausam die Krieger Soulebdas sind.“

„Oh, jetzt verstehe ich deinen Plan und ich habe genau das Richtige dafür.“

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„Wacht auf!“ riss uns Kenta’MAriba aus dem Schlaf. Zusammen mit Tarf’Fert und einem der Krieger Futunas stand er da und weckte uns recht unsanft.

„Was ist passiert? Werden wir angegriffen?“ Fuhr ich auf, während Caroline schon ihre Waffe in der Hand hatte.

„Nein, obwohl ich glaube, dass es nicht mehr lange dauern wird. Die Söldner des Konzerns haben Jorhu´lar und die anderen Soldaten gefangen genommen. Sarist‘teras konnte entkommen und hat mich gerufen, mitten in seinen Schilderungen, riss der Kontakt ab und ich sah nur noch roten Nebel. Sie müssen auch ihn erwischt haben.“

„Verdammt.“ Brummte ich.

„Ja, verdammt“, meinte Kenta’Mariba und legte nach, „Selbst wenn sie Jorhu´lar nicht foltern um die Lage unseres Verstecks zu erfahren, muss Hu’Tars nur Sarist teras übernehmen. Er wird die Söldner direkt hierher führen.“

Jetzt verstand ich das Problem.

„Wir müssten hier weg und zwar schnell.“

„Müssten?“ Fragte Caroline nach.

„Wir sind geteilter Meinung.“ Warf Tars’Fert ein. „Ich bin der Meinung, wir sollten bleiben.“

„Kenta’Marinba, deine Meinung.“ Forderte ihn Caroline auf.

„Wartet!“ Ich sprang auf und lief zu Ma’Feratama. Sie hatte sich der jungen Krieger angenommen und ich war der Meinung, das kleine Stück Vertrauen zwischen uns, sollte ausgebaut werden, indem wir sie zur der Beratung hinzuziehen.

Noch bevor ich sie berühren konnte, war sie aufgewacht und hatte die Hand an ihrem langen Messer. „Du lebst gefährlich Europäer.“

„Komm mit, wir haben ein Problem.“

„Was ist passiert?“

„Unser Lager ist kein Geheimnis mehr.“

Dann riss ich Hannes aus dem Schlaf, mit ihnen zusammen lief ich zu den anderen zurück und Kenta’Mariba teilte uns seine Bedenken mit.

„Wir sollten hier weg. Wenn sie Sarist‘teras übernehmen, wird er sie direkt hierher führen. Das Lager ist nicht zu verteidigen.“

„Was ist deine Meinung, Tars’Fert?“

„Wir wissen nicht, ob sie ihn übernehmen. Wir haben das Lager gut getarnt. Bis wir das neue Lager auch so gut getarnt haben, sind wir leicht zu finden.“

Saher’lastar, der älteste Krieger Futunas schloss sich Kenta’Mariba an.

„Hannes?“ Fragte ihn Caroline.

„Wir sollten bleiben, allein schon wegen Randys Lieferung.“

„Ma’Feratama?“ Fragte ich sie.

Sie schien überrascht zu sein, dass sie nach ihrer Meinung gefragt wurde, doch die Überraschung legte sich schnell und sie dachte kurz nach. „So oder so werden die Söldner uns angreifen. Gehen wir hier weg, müssen wir uns erst einen neuen Verteidigungsplan zurechtlegen. Bis wir uns in dem neuen Gelände vertraut gemacht haben, sind wir verwundbarer als jetzt. Ich habe mit den jungen Kriegern hier geübt. Sie kennen das Gelände und sind so in der Lage sich besser zu orientieren. Ich bin für das Hierbleiben.“

Jetzt lag der Ball bei Caroline und mir. Wir hatten unser Lager klug gewählt. Viele Menschen weichen nach oben, also einem höheren Punkt aus, von dem es letztlich kein Entkommen gab. Wir hatten unser Lager etwa auf halber Höhe der höchsten Erhebung des Nordzipfels der Insel aufgeschlagen, so konnten wir im Falle eines Angriffes in alle Richtungen ausweichen. Wir sprachen und mit einem kurzen Blick ab, dann sagten wir beide gleichzeitig, „Wir bleiben besser hier.“

Weder Saher’Lastar noch Kenta’Mariba waren beleidigt, doch alle Krieger begannen sich auf einen Angriff vorzubereiten.

**

„Das Lager ist hier.“ Past’saina zeigte Sinclair die Lage unseres Camps auf einer Karte.

„Woher wissen sie das so genau?“

„Ich habe den Krieger, der die Soldaten begleitete, übernommen und konnte so in seinen Gedanken lesen, wo sich die Reste der Santer’feraste verstecken.“

Sinclair schaute sich die Karte genau an, wollte aber keine Entscheidung in Anwesenheit dieser „Hexe“ treffen.

Noch immer hielt er das, was diese Hu’Tars und ihre Helferinnen da abhielten für nichts als Hokuspokus. Auch wenn er zugeben musste, dass Hu’Tars tatsächlich alle Personen steuerte, welche bei dem Projekt Deprimeris eine wichtige Rolle spielten. Jeder Berater oder Politiker, den sie übernommen hatte, tanzte nach Nguyens Pfeife. Das verblüffende war, das Hu’Tars nur eine Handvoll Personen übernehmen musste, um dem Projekt Deprimeris eine gefährliche Dynamik zu geben und so hatte sich die Situation im Südchinesischen Meer erwartungsgemäß zugespitzt.

Nach dem Abschuss ihres Überwachungsflugzeuges hatten die Chinesen ihre Präsenz stark erhöht, was Japan nicht unbeantwortet ließ. Auch sie hatten zwei weitere Schiffe in die Region entsandt, was wiederum die USA, als Verbündeter Japans, unter Zugzwang brachte.

Obwohl es unter Fachleuten außer Frage stand, dass die William Chesterfield den Aufklärer nicht abgeschossen hatte, verdächtigten die Chinesen die Amerikaner, ein neues Tarnschiff in der Region stationiert zu haben.

Natürlich widersprachen die USA, doch momentan waren Amerikaner, zumindest in den Augen der Weltöffentlichkeit, die Schurken.

Ungeachtet dessen, wurde die William Chesterfield dem Verband der USS Theobald unterstellt, welche sich von Soulebda in die Krisenregion aufmachte.

„Vielen Dank.“ Mühte sich Sinclair ab.

Past’saina schien den, für Sinclairs Verhältnisse freundlichen Rauswurf, nicht zu verstehen und wartete weiter ab, bis Sinclairs Gesicht rot vor Wut wurde, dann erst verstand Past’saina den Wink mit dem Zaunpfahl.

„Hu’Tars erwartet, dass sie alle dort in Lager töten, ohne Ausnahme.“

„Was wir tun, ist unsere Sache!“

Past’saina Augen blitzen wütend auf und für eine Sekunde wappnete sich Sinclair gegen eine Übernahme, doch Past’saina drehte sich wortlos um und verließ den Raum. Hätte Sinclair sie von vorne gesehen, wäre ihm das teuflische Lachen in Past’saina Augen aufgefallen.

Nun war Sinclair mit Hunt und Dupre alleine im Raum.

„Was halten sie davon?“ Wollte Sinclair von Dupre wissen.

„Da oben haben wir schon zwei Mal gesucht und nichts gefunden. Allerdings gebe ich zu, dass diese Wilden es verstehen, sich zu verstecken. Man muss schon praktisch auf einen drauftreten um ihn zu entdecken.“

„Schnappen sie sich 60 Männer und kämmen sie das Gebiet noch einmal durch.“

„Über die Hälfte der Männer? Was ist, wenn uns da jemand angreift? Die restlichen Vierzig Männer sind quer über die ganze Insel verteilt.“

„Wer soll uns denn angreifen? Diese Handvoll Wilder? Um die mache ich mir keine Sorgen, außerdem haben wir auf Wallis noch einmal 100 Männer stationiert. Im Fall des Falles, können wir binnen eines Tages die Truppe hier her verlegen.“

„Die Männer schon, doch bis wir die geeigneten Schiffe vor Ort haben sowie die Ausrüstung eingeschifft und hergebracht haben, brauchen wir mindestens drei Tage.“

„Da hat Dupre Recht.“ Pflichtete Hunt Dupre bei, schob dann aber ein, „Allerdings sehe ich auch keinen möglichen Angreifer“ nach.

„Wie sie wollen, sie sind der Boss.“ Lenkte Dupre ein. „Was mache ich mit den Wilden dort oben?“

„Am besten lassen sie alle dort oben verschwinden. Aber so, dass nie wieder auch nur ein Knochen auftaucht.“

„Dann empfehle ich, die übernommenen Wilden auf Alofi zu lassen, nicht dass uns einer in die Quere kommt.“

„Hat es denn Probleme mit Übernommenen gegeben?“

„Nein, aber das ist auch keine Mission, bei der ich es darauf anlegen möchte.“

„Gut. Lassen sie die Übernommenen hier und schnappen sie die Wilden im Nordteil der Insel.“

**

NEW YORK

Noch nie in Geschichte des ACP war eine ganze Redaktion in einen Auslandseinsatz aufgebrochen. Jetzt saßen Hella Gardner und ihr gesamtes Team in einem gechartertem Airbus, auf dem Weg nach New York.

Als Fransiska sie anrief und fragte, ob sie bereit wäre erneut für Wirbel zu sorgen, wollte Hella wissen, wie groß der Wirbel denn sein würde. Als Fransiska dann antwortete, das Paris ein laues Lüftchen war, hatte sie sofort zugesagt.

„Du brauchst deine ganze Redaktion.“

„Was? Erstens: Was hast du vor? Und zweitens: Wie soll ich das dem Chef verkaufen?“

„Um den Chef kümmere ich mich. Was ich vorhabe, kann ich dir erst sagen, wenn du in New York bist.“

„Du machst es verdammt spannend. Was soll ich denn meinem Team sagen?“

„Das sie dabei sind, wenn wir die Welt verändern.“

In New York wurde Hellas Tema von Fransiska in Empfang genommen einem Luxusbus in die Zentrale von gebracht.

„Jetzt schieß schon los.“ Drängte Hella ihre Freundin auf der Fahrt.

„Warte einfach ab und lass dich überraschen.“

„Du hast gesagt, wir treffen einen sehr bekannten Prominenten. Jemanden den ich und jede Reporterin der Welt, schon immer interviewen wollte, etwa den Präsidenten der USA?“

„Nicht ganz, aber nicht weniger prominent und weit mächtiger.“

„Mächtiger als der Präsident? WOW, da gibt es nicht viele. Aber wenn der Chef diesen Ausflug genehmigt…“ sie brach ab, als der Bus vor der Zentrale stehen blieb.

GB OIL-NEW YORK

Stand in riesigen goldenen Buchstaben über dem Eingang. Als Hella erkannte, vor welchem Gebäude sie stand, starrte sie den Schriftzug an.

„John Gifferton?!!! John David Gifferton II  von GB OIL??!“

Fransiska setzte ein Lächeln auf und Hella sah sie an.

„Was will Gifferton von uns? Will er der nächste Präsident werden?“

„Nicht ganz, aber er wäre sicher nicht der schlechteste.“

**

Etwa eine Stunde saß Hellas Redaktion in einem Konferenzraum und wartete auf ihre Chefin.

Hella und Fransiska wurden von Mike in Empfang genommen und herzlich begrüßt. „He, sie kenne ich doch. Sie waren in Moskau bei der Beerdigung von diesem Russen…Viktor Kubaliborow.“

„Stimmt und sie sind Hella Gardner, die Heldin von Paris.“

„Heldin… Ich mag es eben nicht, wenn man mich umbringen will. Wenn sie hier sind, dann ist das, was wir hier tun sollen, sicher nicht ungefährlich.“

„Sagen wir einfach, wir beugen allen Eventualitäten vor.“

Sie erreichten ein kleines Büro, in das Mike sie bat einzutreten.

„So, ich bin hier, meine Redaktion ist hier und jetzt will ich wissen um was es geht.“

„John Gifferton wird sich in den nächsten Tagen öffentlich als Homosexueller outen.“

Hella brauchte einen Moment um ihre Verwunderung zu überwinden. „John Gifferton ist schwul?“

„Ja.“

„WOW, da werden Millionen Frauenherzen brechen.“

Dann sah sie Mike durchdringend an. „Das ist Bullshit! Sie lassen mich und meine ganzen Mitarbeiter nicht hier herkommen, um das Outing eines Firmen Bosses zu erleben. Hier in den USA gibt es Millionen Journalisten die darüber exklusiv darüber berichten können. Selbst ein John Gifferton, wäre unserem Chef kein solches Unternehmen wert.“

„Hier geht es um mehr als ein Outing.“ Antwortete Fransiska.

„Paris?“ Damit spielte sie auf die Zerschlagung von Alekis Organisation an, deren Zentrale in Paris war und den Kampf, in den sie unmittelbar hineingezogen wurde.

„Wir kämpfen gegen einen Verbrecher, der Aleski in keiner Weise nachsteht. Um diesem Verbrecher das Handwerk zu legen, müssen wir seine finanzielle Organisation zerschlagen. John Gifferton hat sich bereit erklärt, diesen Kampf für uns zu führen. Allerdings ist er, was seine Homosexualität betrifft angreifbar. Unsere Aufgabe besteht darin, ihm den Rücken freizuhalten.“

„Wieso ist Gifferton angreifbar? Ok, wir sind hier in New York, nicht in Köln, was ist das Problem?“

„Unser Gegner hat jede Menge Fotos von Gifferton. Komprimierende Fotos.“

„Jetzt verstehe ich. Wer ist der Schurke?“

„Jean-Marcel Nguyen.“

„Ach du…Sch… JETZT verstehe ich. Verdammt…“ Hellas Gedanken rasten.

„Du kannst dir vorstellen wie sie über John herfallen werden. Wir müssen Gifferton unbedingt schützen und gegen jeden Angriff verteidigen.“

Als sich Hellas Gedanken wieder geordnet hatten, sah sie Mike und Fransiska fest an.

„Ich will eine ehrliche Antwort. Ist mein Team in Gefahr?“

„Wir rechnen, wenn Nguyens Kampamine ins Leere laufen, mit einem direkten Angriff auf uns.“

„Wer schützt uns?“

„Unsere Truppe aus Soulebda.“

„Das ist gut, dennoch…Ich werde es jedem Mitglied meiner Redaktion freistellen, ob es hier bleibt. Ich bin jedenfalls mit an Bord. So etwas kann ich mir unmöglich entgehen lassen!“

**

FUTUNA

Ein Schrei riss mich aus dem unruhigen Schlaf.

Seitdem Caroline ihr Bett mit mir teilte, hatte ich mich so an ihre Anwesenheit und Nähe neben mir gewöhnt, dass ich ohne sie kaum noch schlafen konnte und so war ich schon nach dem ersten Schrei hellwach.

Caroline war mit Tars‘Fert unterwegs um herauszufinden, was mit Sarist teras geschehen war, während Hannes und Kenta’Mariba sich mit Trusg’jerset treffen wollten, um herauszubekommen wohin man die Soldaten und Sarist teras gebracht hatte, obwohl wir ziemlich sicher waren, das man sie nach Alofi gebracht hatte.

Natürlich wollte ich mit Caroline gehen, doch da wir jeden Augenblick einen Angriff auf das Lager befürchteten, konnte mich Caroline überreden mit Ma’Feratama und Saher’Lastar im Camp zu bleiben.

Der Angriff begann beim ersten Tageslicht. Da wir kaum Krieger hatten, um das Lager weiträumig abzusichern, hatten es die Söldner geschafft uns zu überraschen.

Aus allen Richtungen fielen Schüsse und Schreie hallten durch die Luft.

Als ich von meinem Schlafplatz aufsprang, sah ich schon wie das Lager von Westen her, von den Söldnern des Konzerns überrannt wurde. Die fünf erwachsenen Krieger unter Saher’Lastar welche uns beschützen, bildeten eine Linie um den Frauen und Kindern das Entkommen in den Dschungel zu ermöglichen. Hinter den Fünf versuchten Ma’Feratama die jungen Krieger zu sammeln und eine weiter Linie zu bilden.

Sie selbst stand in der Mitte ihrer Krieger und ließ sie Pfeile abschießen.

Die erwachsenen Krieger wurden gnadenlos von den Söldnern niedergemacht, nicht ohne dass diese trotz ihrer einfachen Waffen, mindestens vier Söldner mit in den Tod nahmen. Noch bevor ich mit meiner MP7 bei ihnen war, lagen alle Krieger um Saher’Lastar tot am Boden. Also rannte ich zu den jungen Kriegern, die sich um Ma’Feratama gescharrt hatten und versuchte sie zu unterstützen.

Gerade hatte ich einen der Söldner von den Beinen geholt, als ich den Schrei einer der Frauen in meinem Rücken hörte. Ich drehte mich kurz um und sah wie die Frauen und Kinder, welche in den schon Dschungel geflohen waren, von anderen Söldnern ins Lager zurückgetrieben wurden.

Verdammt! Jetzt gab es nur noch eine Option!

Ich ließ die MP 7 fallen, fasste in meine Tasche und griff nach der Fernbedienung. Gerade hatte ich sie herausgeholt, da bekam ich einen Tritt gegen die Hand und die Fernbedienung flog in hohem Bogen davon. Ein Schrank von Söldner stand vor mir, der mir seine Pistole in das Gesicht hielt.

„Na sieh mal an, wen wir hier haben! Auf deinen Kopf hat Sinclair einen schönen Preis ausgesetzt. Er ist ziemlich sauer über das, was du mit seinem Auto gemacht hast.“

„Warum mimmt er auch so ein Schmuckstück mit auf einen Kriegsschauplatz. Und wenn das Kopfgeld haben willst, würde ich an deiner Stelle die Kanone tiefer halten, du Vollpfosten!“

„Einer der Fahrer, die ihr umgebracht habt, war mein Vetter, ich scheiß auf deine Visage.!“

Das Gespräch hatte nicht den Zweck mich mit diesem Idioten zu unterhalten, es verschaffte mir Zeit…und ich hoffte inständig, dass ich genug Zeit herausholte.

Mein Blick wanderte zu den gefangenen Santre’feraste die zusammengedrängt dastanden. Ma’Feratama  hatte eingesehen, dass weiterer Wiederstand zwecklos war und hatte die jungen Krieger aufgefordert, die Waffen zwar niederzulegen, doch in Reichweite zu halten. Sie erwiderte meinen Blick und ich nickte kaum merklich. Ma’Feratamas Hände verschwanden kurz unter ihrer Tracht, dann verschränkte sie ihre Arme auf dem Rücken.

„Tja, ich würde ja sage, dass mir das mit deinem Vetter leid tut, aber ich einfach ein ehrlicher Mensch. PP! Persönliches Pech. Wie heißt es doch in England, wenn man keinen Spaß versteht, soll man nicht zur Marine gehen. Er hatte eben Pech, aber keine Sorge, ihr seht euch bald wieder.“

Wieder schaute ich zu Ma’Feratama. Sie blinzelte einmal, dann ein zweites Mal…

„Ich wollte übrigens auch Söldner werden, doch ich konnte mir die Schuhe selber binden, das hat mich disqualifiziert.“

Das dritte Blinzeln…

Ich sah wie der Arsch vor mir rot anlief und dann hörte ich wie Ma’Feratama laut und klar in Stammessprache rief;

„HAS`TART!“ (Achtung!)

Der Schrank vor mir blickte kurz irritiert, dann hob er die Waffe wieder an.

Das vierte Blinzeln!

„JURFE‘RAT!!!“ (Auf den Boden!)

Das hatten wir alle hundert Mal geübt und es klappte. Alle Stammesangehörige warfen sich auf den Boden und nur die Söldner, Ma’Feratama und ich standen noch aufrecht.

Der Arsch vor mir grinste und entsicherte die Waffe vor meinem Gesicht. Es donnerte und Blut spritzte.

Die Söldner welche unser Lager überfallen hatten wollten ein Massaker…und sie bekamen es!

**

SÜDCHINESISCHES MEER

„Was machen unsere Schatten?“ Fragte Derrek

„Kurs der chinesischen Zerstörer 145° Süd-Ost, Entfernung 20 Hundert.“

„Wann ist es wieder soweit?“

„Eine Minute.“

Derek schaute auf die Uhr und zählte die Sekunden. Zum x-ten Mal wiederholte sich das kommende…

Durch die Decks der William Chesterfield drangen die Sirenen.

„Gefechtsalarm, Radar Achtung, wenn etwas kommt, will ich es wissen!“

„Ay Captain.“

„Alarm! Wir werden angepeilt! Aktives Zielerfassungsradar der Chinesen! ,“

„Nahverteidigung aktivieren und bereithalten! Radar?“

„NEGATIV! Kein ich wiederhole KEIN Start von Lenkwaffen!“

„Haben sie alle Radarfrequenzen der Chinesen aufgezeichnet?“

„Positiv! Alle Bereiche gespeichert.“

„Achtung Brücke, die Chinesen schalten die Zielpeilung ab.“

„Gefechtsalarm aufheben.“

So ging es jetzt schon seit drei Tagen. Alle vier Stunden peilte einer der chinesischen Zerstörer die William Chesterfield an. Derek wusste, dass der Befehlshaber des chinesischen Verbandes nur seine Befehle befolgte, und war froh, dass dieser genug Grips hatte, um dafür zu sorgen, dass die Situation nicht außer Kontrolle geriet.

Er hielt sich strikt an das vier Stunden Muster, und signalisierte so, dass er nicht an einem echten Schlagabtausch interessiert war.

„Verdammt Scheiße! Ich würde den Chinesen gerne auch mal in den Arsch treten!“ Hörte Derek eine Brückenwache murren.“

Derek konnte den Matrosen nur allzu gut verstehen und wusste, dass sein Befehl, passiv zu bleiben, zu Unmut geführt hatte. Er hatte es strikt untersagt, das aktive Radar einzuschalten und die Chinesen ebenfalls mit dem Angriffsradar anzupeilen. Noch allzu deutlich klang Folkets Stimme in seinem Ohr. „Die Chinesen werden ihnen die Hölle heiß machen, lassen sie sich ja nicht provozieren! Nehmen sie die Hand vom roten Knopf und feuern sie erst, wenn auf sie geschossen wird!“

Derek sah seinen ersten Offizier an und nickte ihm zu. „Erklären sie es ihnen nochmal, ich will nicht, dass es zu einem „Versehen“ kommt.“ Murmelte er ihm kaum hörbar zu.

„Verstanden Captain.“ Gab er ebenso leise zurück.

Laut sagte Derek dann, „Wir sehen uns in vier Stunden.“

**

FUTUNA

EINE WOCH VOR DEM ANGRIFF

„Wie sieht es aus?“ fragte Bernd.

„System angepasst und arbeitet, alle Positionslichter ausgeschaltet, wir sind unsichtbar.“ Antwortete Esrom, nachdem er das Tarnrsystem, überprüft hatte.

Das System erzeugte ein großes Loch auf allen Radarschirmen der Umgebung und ließ sie für jedes Radar unsichtbar werden. Auch die Radaranlage auf Alofi sah sie nicht und so gab es keinen Alarm.

Nachdem Dana sich des Gerätes angenommen hatte, konnte es auch jeden Funkverkehr und jede digitale Datenübertragung unterbinden, doch diese Option hatte Bernd nicht eingeschaltet, denn er wollte nicht, dass überhaupt jemand auf sie aufmerksam wurde. Sie waren überhaupt nicht da…

Und sollte sie doch jemand sehen und es der Luftüberwachung melden, würde man es dort auf einen technischen Defekt schieben.

Es war zwei Uhr nachts und am Horizont wurde ein schmaler Streifen Gicht sichtbar und kleine Lichter, die vereinzelt die Nacht erhellten. Die Insel Futuna entstieg dem Schwarz des Meeres.

„Zeit bis zum Abwurf?“ Wollte Bernd wissen.

„Drei Minuten, zwanzig Sekunden.“

Bernd drehte sich um und zeigte einem Soldaten der Palastgarde, dass er sich zum Abwurf bereitmachen sollte. Einer öffnete die Tür und zwei weitere Soldaten schoben ein Paket zur Luke. Dann hob ein Soldat den Daumen und zeigte an, dass sie bereit waren.

„Am Besten gehen wir auf eine Höhe von 450 bis 550 Meter.“ Empfahl Esrom.

„Alles klar, ich nehme die goldene Mitte.“

Bernd zog die Maschine auf 500 Meter und flog den Abwurfunkt auf dem Nordteil Futuna an. Auf dieser Höhe würde das Flugzeug 200 Meter über den Gipfel der höchsten Erhebung hinwegfliegen und der Radarstörer würde die Ladung schützen, bis sie nicht mehr geortet werden konnte.

Nachdem Bernd alle Lichter im Cockpit gelöscht hatte herrschte tiefste Finsternis. Bernd und Esrom zogen ihre Infrarotnachtsichtgeräte an und schauten nach unten.

„DA!“ Esrom zeigte auf drei helle Lichter, 20° südlich ihres Kurses. Unsre drei Infrarotstrahler leuchteten für alle Augen unsichtbar durch den Dschungel, nur Bernd und Esrom konnten die Lichter mit ihren Brillen erspähen.

„Ich sehe sie und gehe auf Kurs. Zeit bis zum Abwurf?“

„Dreiundfünfzig Sekunden.“

„Leuchtfeuer an!“ rief Bernd nach hinten und ein Soldat schaltete die Infrarotleuchte an der Palette an, so dass wir mit unseren Brillen die Ladung auch in der Nacht finden konnten.

„Abwurf in drei…zwei…ein…LOS!“

Die Soldaten kippte die Ladung aus dem Flugzeug, wo ein kleiner Fallschirm den Landefallschirm herauszog und die Ladung sanft nach unten schwebte.

Der Soldat verschloss die Luke und meldete dann; „Alles klar. Ladung unterwegs.“

„Condor drei an Condor eins. Lieferung unterwegs, hat jemand etwas mitbekommen?“

Veronique, die im Tower vom Soulebdas Airport mit Hilfe von Jim den Funk überwachte, schaute Jim an. Der schüttelte den Kopf. „Keine Kommunikation.“

„Negativ. Ihr seid unentdeckt!“

„OK. Wir sind auf dem Rückweg. Condor drei Ende!“

**

Wir hörten ein leises Brummen und schauten in die pechschwarze Nacht.

„DA!“ rief Caroline und zeigte nach Oben. Mit der Brille sah ich ein leuchtendes Licht vom Himmel schweben. Beunruhigt zog ich die Brille ab und sah nur schwarzen Himmel. Erleichtert, dass niemand unsere Lieferung sehen konnte, setzte ich die Brille wieder auf und zusammen mit Caroline und zwei jungen Kriegern gingen wir der vermutlichen Landestelle entgegen.

„Hat Randy denn gesagt, was er uns schicken will?“ fragte ich Caroline.

„Nein, er hat nur gesagt, dass Dana und er etwas gebastelt haben, um unser Camp zu sichern und uns gegen Eindringlinge verteidigen zu können.“

„Kommt nicht ungelegen.“ In den letzten Tagen hatten die wenigen Krieger, welche noch lebten und sich mit den Frauen und Kindern versteckten, viele Söldner und verhexte Krieger gesehen, die unser Versteck suchten.

Einige waren uns sogar sehr nahegekommen, doch Caroline konnte die Krieger und besonders Ma’Feratama überzeugen, sich ruhig zu verhalten und so konnten wir der Entdeckung entgehen. Dennoch zog sich der Ring immer enger um unser Lager und wir alle wussten, es war lediglich eine Frage der Zeit, bis die Söldner uns finden und angreifen würden.

Hier im Dschungel nutzten unsere Brillen nichts und die Krieger führten uns durch das Schwarz des Dschungels. Dann ah ich ein Blinken am Boden und wir standen vor einer kleinen Palette mit vier großen Koffern.

„Ok, jeder packt sich ein Koffer und dann weg hier!“ raunte Caroline und wir lösten die Gurte welche die Koffer an die Palette fixierten. Caroline hatte sich in der Zwischenzeit des Fallschirms angenommen und ihn unter der Palette verstaut, welche die Krieger mit Ästen und Erde tarnten.

Dann schnappte sich jeder ein Koffer und wir schleppten die schweren Teile ins Lager.

-Wehe das ist irgendein Mist.- dachte ich während ich ganz schön ins Schwitzen kam. Schließlich gelangten wir mit der Lieferung in unser kleines Lager. Dort stellte ich fest, dass ich noch den leichtesten Koffer erwischt hatte, verzog aber keine Miene, als einer der jungen Krieger mich anlächelte.

Ich öffnete den Koffer und schaute auf mehrere gut verpackte Geräte, welche wie überdimensionale Wildüberwachungskameras aussahen.

Caroline öffnete ihren und ich hörte sie tief Luft holen. Ein Blick zeigte, dass in ihrem Koffer sechs zerlegte automatische Scharfschützengewehre nebst Montagehalterungen lagen. Ein weiterer Koffer enthielt den gleichen Inhalt und im Letzen war ein Laptop sowie Munition und eine Solarladestation.

„Hier steht, -Anleitung auf dem Desktop.“-  las ich Caroline einen Zettel vor, der in jedem der Koffer lag.

„Na dann.“ Caroline klappte den Laptop auf und schaltete ihn an.

Nur Sekunden später fuhr der Rechner hoch und auf dem Desktop war nur ein einziges Symbol zu sehen.

Als Caroline das Symbol angeklickt hatte startete ein Video in dem Dana uns anlächelte.

„Hallo ihr Dschungelkrieger!“ sie winkte in die Kamera und neben ihr erschien Randy, der ebenfalls in die Kamera winkte. „Wir haben etwas in Lems Arsenalen gestöbert und etwas zu Tage gefördert, dass euch vielleicht helfen könnte.“

„Nachdem wir es etwas verbessert haben.“ Warf Randy ein.

„Stimmt. Aber jetzt zu Euch! In den Kisten findet ihr zwölf Sensoren, die im Optischen, Infrarot und im Nachtsichtbereich arbeiten und einen Funksender haben. Ihr müsst die Sensoren an sechs Punkten der äußeren Grenzen eures Lagers aufbauen, und zwar so, dass die Sensoren zur Lagermitte hinzeigen. Die Sensoren haben einen 165 Grad Erfassungsbereich, wenn ihr die sechs Sensoren gleichmäßig verteilt, sollten sie das Innere des Lagers komplett überwachen können.

Dasselbe macht ihr in der Lagermitte und richtet die Sensoren nach außen. So habt ihr eine lückenlose Überwachung des Lagers. In den Koffern findet ihr Scharfschützengewehre sowie die passenden Halterungen. Die Halterungen sind ebenfalls in den Koffern und sind motorgetrieben. Ihr müsst sie lediglich mit den Sensoren verkabeln und die Gewehre darauf montieren. Die Gewehre sind schallgedämpft und haben Mündungsfeuerdämpfer. Im Gefecht sind sie so praktisch unsichtbar.

Jetzt fragte ihr euch wie euch das helfen soll. Da übergebe ich mal an mein Mit-Genie.“

Randy schob sich vor die Kamera und schaute ernst hinein. „Das System schaltet alle Angreifer und nicht registrierte Personen aus, die sich im Erfassungsbereich der Sensoren aufhalten. Dazu gibt es zwei Optionen. Einmal ein stiller Alarm, der nur meldet wenn sich eine nicht registrierte Person im Lager aufhält, und als zweites eine tödliche Option, welche die Person ausschaltet.“

„Und wie will das System wissen, wer berechtigt ist, sich im Lager aufzuhalten und wer nicht?“ fragte ich den Bildschirm.

„Hallo Peter.“ Sagte Randy und lachte. „Du willst sicher wissen, wie das System die Menschen unterscheidet.“

„Arsch!“ brummte ich, während Carolines Schultern verräterisch zuckten.

Dana rückte neben Randy.

„Caroline, du kennst doch die Software der Gesichts Erkennung, welche der Geheimdienst am Flughafen benutzt. Im Verzeichnis der Software, findest du einen Link zur Kamera. Wenn du ihn öffnest kannst du alle Leute im Lager registrieren. Du nimmst jeden der sich im Lager aufhält und stellst ihn vor die Kamera des Laptops. Dann nimmst du ihn von Vorne und von beiden Seiten auf. Die Software speichert dann seine biometrischen Daten und speist sie in das System ein. Wenn alle Personen registriert sind, schaltet ihr das System scharf und wählt eure Option. Ihr findet auch vier Fernbedienungen mit denen ihr das System bedienen und die Optionen wählen könnt.“

„Eine Warnung!“ sagte Randy dazwischen. „Wenn das System auf „tödliche Gewalt“ steht und eine nicht registrierte aber freundliche Person das Lager betritt, ist das schlecht für ihn. Mein Tipp, schaltet das System auf „stillen Alarm“ und nur im Falle eines Angriffes auf „tödliche Gewalt“. Mit den vier Fernbedingungen ist das kein Problem. Um zu dieser Option zu wechseln, müsst ihr einen vierstelligen Code eingeben, um zu verhindern, dass jemand aus Versehen das System scharf schaltet. Die Kombination lautet 2510.“

Ich lächelte still. Das große Computergenie hatte als Code den Geburtstag seiner Freundin gewählt. Auch Carine grinste, als sie es hörte.

„Ihr habt sicher gehört, dass wir auf dem Weg ins Südchinesische Meer sind, dort treffen wir auf einen alte Bekannte, die stillen Beschützer der Peace of Mind.“

Tamar und seine Crew, schoss mir durch den Kopf.

„Haltet die Ohren steif und lasst euch nicht unterkriegen. Viel Glück und kommt gesund zurück.“

„Und grüßt Hannes und Trusg’jerset.“

Der Bildschirm wurde schwarz und ein Programm startete, welches mehrere Symbole auf dem Bildschirm zauberte.

„Ok“, sagte Caroline, „du baust die Gewehre zusammen, verkabelst sie mit den Sensoren und stellst sie im und um das Lager herum auf, während ich die Menschen im Lager registriere.“

„Alles klar, mein Schatz.“ Vor ein paar Jahren hätte ich keine Ahnung gehabt, wie man ein Scharfschützengewehr zusammenbaute, doch seit Caroline mein Leben auf den Kopf gestellt hatte, gehörte sowas zum Standartwissen.

Nur kurze Zeit später waren die Gewehre zusammengesetzt, geladen und gesichert. Nun folgten die Sensoren und die Gewehrhalterungen. Vor meinem inneren Auge, teilte ich die äußeren Grenzen des Lagers in sechs gleiche Bereiche und positionierte an jeder Stelle eine der Halterungen auf einem Baum. Dabei richtete ich den Sensor auf einen Baum in der Mitte des Lagers, der etwa 50 Meter entfernt war. Dann verkabelte sich die Gewehrhalterung mit dem Sensor und befestigte das Gewehr darauf, entsicherte die Waffe allerding noch nicht.

Ich achtete darauf, dass das Gewehr durch Blattwerk verdeckt, aber dennoch freies Schussfeld hatte. Dabei halfen mir ein paar der jüngeren Krieger, welche der Technik durchaus interessiert gegenüberstanden und als ich danach unter dem Baum stand, konnte ich weder den Sensor, noch das Gewehr erkennen und das obwohl ich wusste, dass sie da waren. Und wenn ich sie schon nicht sehen konnte…

Dasselbe tat ich mit den Gewehren und den Sensoren in der Lagermitte. Dort stand ein Baum der groß genug war, um alle sechs Sensoren und Gewehre zu montieren um sie zu den Außengrenzen des Lagers zu richten, allerdings war es eine riskante Kletteraktion.

Caroline nahm einen Bewohner des Lagers nach dem anderen, stellte ihn vor die Kamera des Laptops und machte drei Aufnahmen von ihm. Nach jeder dritten Aufnahme zeigte ein grüner Button an, dass die Registrierung der Person erfolgreich war.

Als wir beide mit unseren Aufgaben fertig waren testeten wir das System. Caroline hatte alle bis auf mich registriert und schaltete das System scharf. Kaum war ich einen Schritt gegangen leuchtete ein roter Button auf dem Bildschirm auf.

Ich verließ das Lager und sobald ich auf dem Erfassungsbereich der Sensoren war, erlosch der Button.

Das Ganze wiederholten wir einige Male, dann registrierte Caroline auch mich. Nun gab es keinen Alarm mehr, wenn ich durch das Lager ging, dennoch stäubten sich die Nackenhaare etwas, als ich die Gewehre entsicherte.

**

PARIS

Nguyen starrte den Bildschirm des Fernsehers wütend an.

Gifferton gab irgendeiner Pressefotze ein Interview und diese blöde Schalmpe stellte ihn auch noch als Heiligen dar. Sein Hass gegen diese Frau stieg ins Unermessliche.

Am Morgen wurde Nguyen mit der Schlagzeile konfrontiert, dass GB OIL alle Unterschiede, welche gleichgeschlechtliche Mitarbeiter gegenüber ihren heterosexuellen Kollegen hatten, abgeschafft hatte.

Eigentlich ein Vorgang, den heutzutage, niemanden wirklich interessierte, mit Ausnahme vielleicht derer, die es direkt betraf. Jedenfalls nichts, was unbedingt auf das Titelblatt aller namhaften Wirtschaftsblätter gehörte. Nun musste Nguyen erkennen, dass es Teil eines ausgeklügelten Planes von Fransiska Haufberger war, die Meldung groß herauszubringen.

Schon nach dem ersten Absatz der ersten Zeitung wusste Nguyen, dass Gifferton eine Offensive gegen ihn gestartet hatte. Er brauchte auch nicht lange nach dem Namen Fransiska Haufberger zu recherchieren. Haufberger war ein Profi, nein ein Pit Bull, die nichts dem Zufall überließ. Bis zu diesem Morgen war Nguyen zu sehr mit dem Projekt Deprimeris  beschäftigt gewesen, um sich um Gifferton zu kümmern.

Jetzt rächte es sich, dass er Hunt ebenfalls nach Futuna geschickt hatte, doch er hatte sich vorgenommen, Gifferton bei Gelegenheit endgültig zu demontieren.

Jetzt stellte er mit Erschrecken fest, dass Gifferton nicht einfach nur sein Büro wieder übernommen hatte, nein Gifferton griff ihn an. Erst hatte GB OIL Johnsons Konzern übernommen und damit Desgro Electronic LTD. Damit hatte er zwei Konzerne aus der Trafalgar-Gruppe heraus gelöst.

Das schlimme daran war, dass Johnsons CSLG zusammen mit Desgro vierzig Prozent von Wilcox, einem seiner Chiphersteller, besaß.

Durch das komplizierte Geflecht, das sich Nguyen selbst ausgedacht hatte, hatte Trafalgar somit nur noch 30 Prozent Anteile an Wilcox. Wer immer Gifferton entführt und ihn zurück in seine Chefetage gebracht hatte, er wusste genau, was er tat.

Deprimeris war kein Geheimnis mehr!

Somit stellte sich die Frage, wer hinter dem Angriff stand. Ganz sicher kein Geheimdienst, denn wüssten die Amerikaner oder die Chinesen, dass ihre Waffen nur funktionierten, solange er nicht den Schalter betätigte, wäre längst ein Einsatzkommando durch seien Tür gestürmt.

-Er darf Wilcox nicht in die Hände bekommen!-  Als Erstes musste er versuchen die fehlenden 21 Prozent der Anteile an Wilcox zurück zu bekommen, sagte sich Nguyen und begann sich eine Kampagne zurechtzulegen. –Ich werde diese Tunte fertig machen! Mal sehen was passiert, wenn ich den Zeitungen stecke das er schwul ist.-

Doch diesmal war Gifferton schneller als er! Der Gleichstellung aller Mitarbeiter war nur die Einleitung seines Outings. Und genau das lief gerade über Millionen von Bildschirmen!

„Mr. Gifferton,“ sagte die Haufberger gerade, „mit ihrem mutigen Schritt haben sie für ziemliches Aufsehen gesorgt.“

Aufregung?! Du blöde Schlampe!!! Dachte Nguyen. Du hast die Medien manipuliert, um Gifferton diese Bühne zu geben!

„Nun Fransiska, es war ein längst überfälliger Schritt.“

„Sicher interessiert es die Menschen, warum sie die Öffentlichkeit gewählt haben, um diesen Schritt zu erklären.“

„Ganz einfach! Ich kann unmöglich zusehen, dass homosexuelle Mitarbeiter, egal ob Mann oder Frau, Nachteile erdulden müssen, während ich, als Vorsitzender dieses Konzerns, diese Nachteile nicht habe, obwohl ich homosexuell bin.“

Damit war es raus!

**

FUTUNA

Die Söldner bekamen ihr Massaker, wenn auch anders als sie es sich vorgestellt hatten!

Der Kopf des Schrankes vor mir explodierte mit einem Knall, als ein schallgedämpftes Geschoss seitlich in seinen Schädel einschlug. Unser Verteidigungssystem arbeitete präzise und tödlich. Die Söldner im Lager wurden von allen Seiten unter Feuer genommen und starben. Einige hoben ihre Waffen und schossen wild um sich, um den unsichtbaren Feind zu treffen. Glücklicherweise hatten sich die Satre’feraste auf den Boden geworfen und entkamen so den Kugeln der Söldner.

Einige von ihnen rissen Frauen oder Kinder vom Boden hoch, um sie als Schutzschild vor sich zu halten, doch einem Computer konnten sie nichts vormachen. Die computergesteuerte Software entschied, welches Gewehr, wann abgefeuert wurde, um zu verhindern, dass registrierte Personen getroffen wurden. Allerdings sank die Schussquote deutlich, denn der Computer schoss nur, wenn er sicher war, dass keine registrierten Menschen getroffen wurden.

Einer der Söldner hatte ein Kind direkt neben seinen Kopf gehalten, also suchte der Computer ein Gewehr, das ihn direkt von vorne erwischte. Tot schlug er auf dem Boden auf, wo die Mutter ihr Kind wieder an sich riss, ohne dass sie als Ziel erfasst wurde.

Ich hatte meine MP wiederaufgenommen und stellte fest, dass der Computer besser und zielsicherer arbeitete als ich, also entschied ich mich für gute alte Handarbeit.

Etwa dreißig Söldner hatten die Situation richtig erfasst und sprangen zwischen die Frauen und Kinder die sie vom Boden aufscheuchten.

Der Tote vor mir hatte einen bösartigen Tomahawk an seinem Gürtel stecken, den ich mir schnappte. Mit diesem lief ich zu Ma’Feratama welche die jungen Krieger um scharrte und stürzten wir uns in einen tödlichen Nahkampf.

Anscheinend trugen alle Söldner einen Tomahawk, ich griff einen zweiten Söldner an und schwang beide tödliche Waffen. Fünf junge Krieger liefen hinter mir her und wie ein Keil drangen wir in die Söldner ein, während Ma’Feratama mit ihren Kriegern sich in unsere Richtung durchkämpfte.

Ich war nicht mehr der unerfahrene Tourist, der sich mit den SAS Söldnern Mac Allisters messen musste, ich war jetzt ein Krieger! Ein Krieger Mualebdas! Und ich zeigte es!!!

Blutverschmiert, wild schreiend sprang ich einen Gegner an, dem ich den Tomahawk in die Schläfe trieb. Ich ließ ihn einfach stecken, griff nach dessen Tomahawk, um den nächsten Gegner anzugreifen. Ich riss das Beil aus dem Gürtel des toten Söldners und stürzte mich auf den Nächsten.

Aus dem Augenwinkel sah ich einen Söldner, der seine Pistole auf einen der jungen Krieger anlegte, doch Ma’Feratama schleuderte ihr langes Messer, das mitten zwischen seinen Schuterblättern stecken blieb. Der Söldner ließ die Frau, welche er als Schutzschild benutzte hatte los, und die Kugel eines der Gewehre fällte ihn.

Wild schreiend griffen zwei der jungen Krieger einen der Söldner an, der versuchte mit seiner Waffe um sich zu schießen, doch vereint konnten sie den Mistkerl daran hindern. Mit ihren Klingen verletzten sie ihn so schwer dass seine Abwehr nicht mehr koordinieren konnte und zerhackt wurde.

Andere junge Krieger hatten weniger Glück, denn auch die Söldner waren erfahrene Nahkämpfer. Einigen gelang es, ihre Pistolen einzusetzen oder sie verteidigten sich mit Messern oder ihren Tomahawks.

Ma’Feratama wütete wie ein Furie zwischen den Söldnern und befahl, allen Santre’feraste, sich dem Kampf anzuschließen.

Jetzt schlossen sich auch die anderen Frauen dem Kampf an und kämpften wild und entschlossen um ihr Leben. Sie ergriffen Messer, Steine oder griffen mit ihren bloßen Händen die Söldner zwischen sich an. In diesem Gewühl verloren die Söldner völlig den Überblick und konnten sich nicht mehr organisieren.

Dazwischen bot sich dem Computer immer wieder die Gelegenheit einen sicheren Schuss abzugeben und nach wenigen Minuten war der Kampf vorbei.

Schließlich lagen alle Angreifer tot am Boden.

Langsam lichtete sich der Nebel in meinem Kopf, der Tunnelblick weitete sich wieder und das Rauschen in den Ohren ließ nach.

Mein Blick wanderte umher, suchte nach einem Angreifer, der übriggeblieben war, doch es gab keinen mehr. Als mein Gehör wieder kam ich hörte ich das Wehklagen und die Schreie der Verletzten.

Noch außer Atem schaute ich mich um und verschaffte mir einen Überblick. Wir hatten achtzehn Tote zu beklagen. Die fünf erwachsenen Krieger waren die ersten Opfer des Überfalls gewesen, sieben der jungen Krieger waren im Nahkampf gefallen, drei Frauen und letztlich drei Kinder waren bei dem Überfall umgekommen.

Doch wir hatten unsere Haut teuer verkauft! Achtundvierzig tote Söldner lagen in der Todeszone unsres Lagers, neun weitere lagen davor und einer kroch verletzt durch unser Lager.

Als ich mich umsah hörte ich einen wütenden Schrei der zu einem lautem Brüllen anwuchs. Ma’Feratama stand zwischen den jungen Kriegern, die tot am Boden lagen und schrie allen Hass der Welt heraus.

Als ihr Blick an dem Verletzten Söldner hängen blieb, zog sie ein Messer aus einem der Toten und stürzte sich auf ihn. Nach dem sie das fünfte Mal die Klinge in ihn getrieben hatte, starb dieser, doch Ma’Feratama hatte noch nicht genug und stach immer wieder auf ihn ein.

Ohne es zu wollen, sah ich in Gedanken Beate in ihrer Küche stehen und mit dem Messer auf ihren Mann einstechen, der gerade die kleine Ella erwürgt hatte.

Keiner der Santre’feraste wagte es einzugreifen, also ging ich zu ihr, packte sie am Arm und wollte sie wegziehen, doch sie riss sich los und begann erneut auf den Toten einzustechen.

Plötzlich erfasste mich ein Gedanke. Ganz klar, sah ich, was wir zu tun hatten! Von Lem wusste ich, dass auf der Insel lediglich 100 Söldner für den Konzern arbeiteten, jetzt lage über die Hälfte tot zu meinen Füßen! Verdammt!!! Hätte ich jetzt bloß zehn Stammeskrieger Soulebdas oder die Truppe um Meresch, dann würde das ganze Geschmeiß von der Insel treiben! So musste ich warten, bis unsere Truppe eingeflogen war und in der Zwischenzeit, würde auch der Konzern neue Truppen bekommen!

Aber jetzt waren wir im Vorteil! Wenn wir nach Alofi wollten, dann jetzt! Jetzt waren keine Söldner mehr zwischen uns und der Insel, auf der die Satre’feraste und unsere Soldaten gefangen gehalten wurden. Wir würden nach Alofi gehen und NIEMAND würde uns aufhalten können!

Als Ma’Feratama wieder zustechen wollte, packte ich sie erneut am Arm und diesmal hielt ich sie eisern fest.

„Lass mich los Europäer, oder du stirbst als Nächstes!“ Zischte sie und versuchte sich loszureißen, doch ich ließ nicht los.

„Spar dir das auf! Wir gehen nach Alofi. Dort holen wir uns ein paar dieser Schweine, die noch leben.“

Ihre Augen trafen meine und sie funkelten mich so böse an, dass es mir kalt den Rücken herunterlief. „Wann brechen wir auf?“

Gerade als ich ihr antworten wollte, kamen Caroline, Tras’Fert, Kenta’Mariba und Hannes in das Lager gerannt. Sie hatten die Schüsse gehört und waren sofort zum Camp gerannt. Unterwegs waren ihnen vier Söldner über den Weg gelaufen, die Fersengeld gaben, doch keiner der Vier war einen auch nur einen Meter weiter gekommen. Damit erhöhten sich die Verluste der Söldner auf zweiundsechzig.

Ich stand wohl immer noch halb unter Schock, denn ich hörte ihre Stimme nur gedämpft meinen Namen rufen. Jetzt stürzte Caroline auf mich zu, während Hannes und die anderen Krieger fassungslos dastanden. „Bist du verletzt?!“ Ihre Augen rissen mich wieder in die Gegenwart.

War ich verletzt? Keine Ahnung…Ich musste tatsächlich erst nachschauen. Überall an mir klebte Blut und es war unmöglich zu sagen, ob mein eigens Blut dabei war.

In einem weit entfernten Winkel meines Kopfes meldete mein Gehirn, dass sich das Adrenalin gelegt hatte und, sollte ich verletzt sein, der Schmerz da sein würde. Dennoch tastete ich mich ab und stellte erleichtert fest, dass ich außer ein paar Schnitt und Platzwunden, nicht ernstlich verletzt war.

„Hab wohl Glück gehabt.“ Murmelte ich und automatisch wanderte mein Blick zu den Santre’feraste  die am Boden lagen und die heute kein Glück hatten.

**

Gesichert im Schutz des Lagers hatten sie sich in der größten Hütte versammelt. Ma’Feratama betrachtete die Inselkarte.

„Das ist Alofi die Nachbarinsel. Da gibt es keinen Flugplatz. Auf der Hochebene in der Insel Mitte hat man so eine Radarstation gebaut. Irgend ein modernes Ding, das sich dreht. Warum hier und nicht auf der Hauptinsel mit 1100 Meter Höhe wissen nur die Bösen auf der Insel.

Dahinter im Süden kommt der Steilhang mit Sa’avaka, einer ehemaligen kleinen Siedlung. Die letzte Sturmflut hat die Siedlungen im Süden aber alle leergefegt. Da lebt heute kein Mensch mehr.

Die Felswand ist da aber abfallend und man konnte von da unauffällig heranfliegen, sollte man das müssen. Aber Vorsicht. Wer dort auf dem Strand landen will, muss die Krallen der Pachatava überspringen, so nennen wir die Steinreste die aus dem Sand herausragen, die sind genau hier.“

Damit zeichnete sie die Stellen ein, an denen die Krallen waren. „Die Franzosen wollten da früher einmal mit einer Noratlas Transportmaschine landen, die Reste liegen da im Meer.“ Erneut zeichnete sie einen weiteren Punkt in die Karte. „Wenn, dann müsst ihr in Südrichtung landen.“

„Da sind aber auflandige Winde und bestimmt auch starke Regenwinde. Das ist kaum machbar.“

„Das haben die Franzosen auch eingesehen und es gelassen. Hier im Norden, genau in der Hälfte sind die Minen und versteckten Industrieanlagen. Die findet man aus der Luft nicht, wenn man nicht weiß, wo die sind. Es gibt dort nur zwei Eingänge. Hier und hier.“

Erneut zeichnete sie die Punkte auf die Landkarte.

„Die halbe Insel ist hohl, glaube ich. Die fördern hier alles Mögliche und verstecken auch viel unterirdisch. Zum Verstecken muss man jedoch mit dem Schiff anlegen, das ist aber nur hier im Südosten an der Spitze und nur bei Flut möglich.“ Erneut zeichnete sie ein Kreuz in die Karte.“

Dann sah uns an. „Die Insel ist, wie ihr sehen könnt, sehr klein vielleicht knappe 18 Quadratkilometer. Trinkwasser ist trotz des täglichen Regens Mangelware. Ach ja und diese Insel ist also von den Schurken besetzt, da haben sie ihre Hexen und ihr böses Zentrum, so nennen wir es.“

„Böses Zentrum?“

„Ein Gefangenenlager, das die Menschen tötet. Jeder der hier her kommt, kommt nie mehr heraus. Die stärksten überlebten ein Jahr, aber in der Regel sind es nur Monate. Wir wissen nicht einmal, wo die begaben werden, oder ob überhaupt.“

**

GB Oil in New York

Das Gebäude von GB OIL in New York war ein glänzender Glaspalast mit modernen aktiven Schutzglasfenstern. Fenstern, die nicht nur die Sonne filterten, sondern auch zugleich photovoltaische Energie sammelten.

 

Längst hatte man auch bei GB OIL erkannt, dass Erdöl gute Profite bringt, aber endlich ist. Die Sonne würde aber immer noch weiterstrahlen, auch wenn das Öl bereits aufgebraucht war. Solche Geldquellen ließ sich auch eine GB OIL nicht entgehen.

So flossen Gelder, die vom Himmel kamen in die Kasse und die mächtige GB OIL zeigte es den anderen Firmen, schaut her, so macht man das.

In dem modernen Gebäude wuselten seit kurzem viele schöne Mädchen und Frauen herum, die mit der Pflege und mit der Instandhaltung des Gebäudes beschäftigt waren. Sie grüßten jeden und waren bald als lebendiges Inventar anerkannt.

Die „Zaubermädchen“, wie sie auch genannt wurden, waren gerne gesehen, nicht nur weil sie wirklich saubermachten, sondern auch, wohl weil sie auch äußerst wohlgeformt waren und zauberhaft aussahen.

Dummerweise bissen sich die anderen Angestellten Kerle die Zähne an ihnen aus, sie konnten mit den Mädchen flirten aber mehr ging einfach nicht.

Alle zwei Tage fand eine kleine Besprechung in einem geheimen Sicherheitsbüro statt. Da trafen sich einige Sicherheitsleute von der GB OIL Security, der IT Leiter von GB OIL, Menachem mit zwei seiner Leute und vier Zaubermädchen unter Leitung von Lerf´tarste, um die aktuellen Daten abzugleichen.

Der Sicherheitsschef von GB Oil, Jarne Semrau, ein kantiger Holländer, begann mit seinem Vortrag. Ein Beamer zauberte das GB Oil Logo an die Wand und danach zwei Gesichter.

„Uns sind diese zwei neuen Gesichter aufgefallen, die seit Tagen hier ein und ausgehen. Offensichtlich kundschaften sie das Gebäude aus.

Angeblich sind das Angestellte eines Interessenten, aber tatsächlich sind das zwei feindliche Kundschafter.

Wir konnten ihren Wagen bis zu einem Großparkplatz zurückverfolgen, dort haben sie verschlüsselte Daten übertragen und andere Daten empfangen.“

Menachem sah sich um.

„Wir müssen von einem Angriff ausgehen, die kundschaften alles aus und wenn es passt, versuchen sie, den Weg für das Angriffsteam frei zu machen. Was haben wir für Möglichkeiten?“

Lerf´tarste räusperte sich. „Wir müssen verhindern, dass die die Stromzufuhr lahmlegen. Die internen Sensoren und das Meldesystem sind schlecht erreichbar, da sie in einem dicken Panzerrohr stecken, aber ohne Strom geht gar nichts.“

 

Der Mann neben Semrau lachte und übernahm. Die Bilder vom Beamer wechselten.

„Ich bin der IT Leiter hier, ich war schon beim Bau des Gebäudes dabei. Das Gebäude war füher als Sendestation eines TV Senders geplant und gebaut, GP Oil hat es aufgekauft und umgebaut. Damit haben wir zwei getrennte Spannungssysteme hier im Gebäude, wir haben also zwei Stromkreise die autark sind.

Das eine, also unseres können wir schützen, das andere von früher können wir wieder mit Spannung versehen und als Opfersystem den Kundschaftern anbieten. Das wird klappen, ich würde die dann im Kellerraum auf Ebene U7 hinleiten und dort – sagen wir gefangen setzen. Wir haben noch genug Elektronik von früher, die interessant erscheinen wird.“

„Was ist oder war auf Ebene U7?“

„Da war früher die Computerzentrale mit der alten Kommunikationszentrale drinnen, das einzige was noch dort funktioniert ist die Halon Anlage. Wir verkaufen denen das als die Telefonzentrale. Da hat es genug Zeug drinnen, dass das glaubhaft ist.“

„Und wo ist die tatsächliche Telefonzentrale?“

„Seit kurzem in der Cloud. Wir haben rein virtuelle Systeme.“

„Was wissen wir noch?“ Fragte Menachem.

Die junge Kriegerin neben Lerf´tarste hob die Hand.

„Wir wissen wohin die Kundschafter gesendet haben, wir kennen den Auftraggeber, wenn auch noch nicht den Inhalt. Natürlich steckt Jean- Louis Nguyen dahinter, da er aber mit der 1. und 2. Mannschaft in der Südsee einen Kleinkrieg führt, hat er hier nur die dritte Mannschaft. Ich schlage daher vor, wir statten seinen Leuten auch einen Gegenbesuch ab und bedanken uns für dieses Interesse.“

„So aggressiv, ich mag das.“ Bemerkte Semrau und die Kriegerin lächelte ihn an.

„Aggressiv? Na dann warten Sie einmal ab, denn es geht weiter. Wir haben die Pläne des Gebäudes von Jean- Louis Nguyen besorgt, es hat einen strategischen Nachteil.

Das Gebäude steht in Lower Manhatten, Ecke John Street, Pearl Street. Direkt am Knotenkunkt des „Fade Inn“ Das war fürher ein Abzweigpunkt für die Fernenergie und das bedeutet dass durch das Gebäude von Nguyen eine Fernenergieleitung geht eine schöne alte Dampfleitung.

Dazukommt, dass das Gebäude einen zentralen Aufzugskern und Wartungsschacht hat. Was glauben Sie passiert, wenn diese Hochdruck-Dampf-Leitung, sagen wir, im Gebäude platzen würde?“

Der Sicherheitschef erinnerte sich an die letzte Katastrophe vor einem Jahr, auch da hatte eine geplatzte Dampfleitung fast einen halben Block zerstört, er setzte sich und sagte: „Ach du Schei… äh sorry, dagegen ist Dynamit ja Spielzeug.“

**

Auf Soulebda hatten sich die hohen Priesterinnen Xialorenga und Xialang mit ihren Schülerinnen und Novizinnen um die 3000 Seelen gekümmert, die in der Nacht der Befreiung aus den Seelengefängnissen angekommen waren.

Die hohen Priesterinnen hatten zusammen mit den Zwillingen Tra’Manlanda und Fal’Andagar Kontakt zu den Seelen hergestellt und erkannt, dass die Selen noch nicht die große Reise antreten konnten.

Irgend etwas fehlte noch und sie versuchten, den Seelen zu helfen. Dazu mussten diese Seelen aber in einer Region unterkommen, wo man sich mit ihnen ungestört beschäftigen konnte.

So baten die hohen Priesterinnen, einige Hundert Seelen, ihnen bei der Suche auf Soulebda zu helfen und die Seelen fanden einen idealen Platz.

Im inneren eines der beiden Vulkane von Soulebda hatte sich eine riesige Kaverne gebildet, die sicherlich innerhalb weniger Jahrhunderte einstürzen würde. Aber derzeit war das eine riesige Halle und darin veranstalteten die hohen Priesterinnen mit den Seelen eine herrliche Zeremonie.

 

Tra’Manlanda stand bei Xialorenga. „Was glaubst du, weshalb fühlen sich all diese Seelen in dieser Kaverne so wohl, es gibt kein Tageslicht und nur wenig Frischluft.“ Xialorenga lächelte und schaute Tra’Manlanda an:

„Fühlst du nicht auch diese Energie um dich herum, diese unbändige Kraft, die von diesem Ort hier ausgeht? Bitte erinnere dich an deine Ausbildung, an die uralten Geschichten von der Schöpfung von Soulebda und die Geschichten über Mualebda und dann denk einfach nach.“

Während die beiden auf der einen Seite der Kaverne standen, bildete sich auf der anderen Seite der riesigen Kaverne etwas ganz anderes ab. Xialang und Fal’Andagar saßen sich im Schneidersitz gegenüber und hielten sich an den Händen. Beide waren sie in tiefster Konzentration.

Einige Seelen flogen wie kleine rote Lichtlein um sie herum, schnell wurden es mehr und immer mehr. Ein Schwarm aus vielen Hunderten bildete sich und es wurden immer noch mehr Seelen, die sich anschlossen.

Der riesige Schwarm umkreiste die beiden am Boden sitzenden wie eine hohe Feuersäule.

Dies bekamen auch die beiden Frauen auf der anderen Seite mit und sie eilten zu den beiden Frauen, die in rance am Boden saßen.

Schon setzten sie sich auch in den Kreis, jetzt saßen vier Frauen am Boden und um sie herum kreisten mehr und mehr Seelen, dabei wurde es in der riesigen Kaverne immer heller.

Es begann mit einem leichten Rauschen. Daraus wurde nach und nach ein heftiges Brausen, die Seelen kreisten schneller und immer schneller um die vier am Boden sitztenden, dabei wurde diese Säule langsam hellrot.

Auf einmal löste sich die rote Säule aus 3000 Seelen und alle Seelen brausten in den Zenit der Höhle, formten sich um, zu einer riesigen Harpyie, diese entfaltet langsam ihre Schwingen und schwebte gemächlich durch die Kaverne.

Einsam zog die Gestalt ihre Kreise durch die riesige Kaverne.

Die vier Frauen öffneten ihre Augen und sahen dem Schauspiel schweigend zu. Nach einer Weile sagte Fal’Andagar nur ein einziges Wort:

Mualebda …“

 

**

An der Kreuzung in Lower Manhatten, Ecke John Street, Pearl Street befand sich ein schmuckloser Edelstahlpalast mit reichlich Fenstern. Auf dem Eingang des 178 Meter hohen Gebäudes prangte der Schriftzug „Trafalgar Inc.“

 

Weil das Gebäude mit nichtrostenden Edelstahlverkleidungen eingefasst war, blendete es fast den ganzen Tag die Fußgänger und Autofahrer gleichzeitig.

Deswegen hatte das schlanke hohe Gebäude auch den Spitznamen „Leuchtstab“ bekommen. Wie man damals eine Baugenehmigung erhalten hatte blieb schleierhaft.

Seit einigen Tagen hatte es in den Firmen an der Kreuzung ständig Probleme mit Internet und Telefonleitungen gegeben, weswegen andauernd irgendwelche Servicefahrzeuge herumstanden und eifrige Menschen versuchten die Fehler zu beheben. Aber der Fehler schien sich von Gebäude zu Gebäude vorzuarbeiten.

Diesmal war der „Leuchtstab“ dran.

Frühmorgend summte es, dann folgten einige Fehlschaltungen und schließlich fiel im ganzen Gebäude das Telefon und Faxnetz aus. Nach zwei Stunden rauchte es aus einem der Keller und alle Internetleitungen waren tot.

Wieder fuhren die Servicefahrzeuge vor und wieder schufteten eifrige Leute im Keller des Gebäudes. Kabel wurden gezogen, und Leitungen repariert.

Nach einem halben Tag war dann wieder das meiste in Ordnung und die Servicefahrzeuge an der Ecke wurden langsam wieder weniger.

 

In der Wachzentrale des Gebäudes brummte ein Sicherheitsmann in seinem bequemen Sessel vor sich hin. „Diese verdammte uralten Leitungen, irgendwann brennt der ganze Leuchtstab einfach ab. Wir haben schon seit Jahren auf die Modernisierung gedrungen und was tut der Big Boss, macht Urlaub mit seiner Mannschaft irgendwo in der Südsee.“

„Lass gut sein Big Daddy, ich bin sicher, die Störungen wandern weiter zum Nachbargebäude oder gar zu der Bank da gegenüber. Das würde doch Freude machen, einen Tag keine Bankgeschäfte. Wie schnell gäbe es da plötzlich Geld für eine Modernisierung.“

Der letzte Bautrupp verließ die Kellerräume. Sie hatten auffällig schöne Mädchen dabei, aber die Arbeitskleider verbargen das, worauf die Männer so gewartet hatten. Der Aufseher der Mannschaft meldete sich in der Wachzentrale ab und die letzten Servicefahrzeuge fuhren weg.

Tief unten in den Serviceräumen war an den Serviceleitungen gearbeitet worden, aber auch noch zwei Etagen tiefer hatte sich etwas getan.

Da prangten jetzt mehrere Spreng-Schneidladungen auf der fast einen Meter dicken Hochdruck-Dampfleitung. Sie waren an einen Rechner angeschlossen und der wurde durch die frisch installierte gepanzerte Leitung ferngewartet.

 

Da diese untersten Etagen normalerweise gesperrt waren, verlief sich auch keiner der Angestellten hierher, nur durch die Ausfälle der letzten Tage waren die Alarmanlagen und die ganzen Zugänge überhaupt freigeschaltet worden.

Die Schneid-Bombe war gelegt und angeschlossen, wenn die hochging, würde der „Leuchtstab“ mächtig Dampf ablassen.

**

Heylah ai Youhaahb stand an einem der großen Fenster ihres Regierungssitzes und schaute hinaus, auf den großen Festplatz, wo sich die fleißigen Menschen getroffen hatten um ihre Marktstände aufzubauen. In Heylah kämpften gerade zwei Seelen miteinander.

Schließlich drehte sie sich um und schaute zu den Anwesenden an dem großen Tisch. Die Führungsriege von Soulebda saß an der rechten Seite, anwesend waren:

  • Soleab n’Amsala, der Parlamentspräsident von Soulebda
  • Veronique Schubert Soolef´ta die Verteidigungsministerin mit ihrem Mann Bernd Schubert,
  • Madame Ma‘ Difgtma, die Erste Kriegerin von Soulebda
  • Seraph Ma’Gus, der Geheimdienstchef Soulebdas mit
  • Corinna Malou, seiner Assistentin

Auf der linken Seite saßen:

  • Die Trafalgar Zwillinge Tra’Manlanda und Fal’Andagar
  • Vera, Sarah, Marja Natu’laka die Mädels von der Hexenjagd,

 

„Ich habe mich entschieden. Wir werden keine Truppen schicken, wir werden uns offiziell nicht einmischen, solange König Sevate uns nicht offiziell um Hilfe bittet.

Ich habe euch genau verstanden und auch der Einwand, dass König Sevate von Hu’tars übernommen wurde, habe ich zur Kenntnis genommen. Dennoch werde ich keinen Einsatz befehligen. Es liegt nun an uns, einen Weg zu finden, wie wir König Sevate wieder zu seinem freien Willen bringen können.

Was haben Sie für Vorschläge hierzu?“

Seraph Ma’Gus drückte die Fernbedienung und stand auf. Auf der Leinwand erschien die Landkarte von Futuna.

„Der Regierungssitz von Futuna ist umgeben von über 120 Leibwächtern. Allesamt übernommene Leibwächter des Königs aus besseren Tagen.

Dazwischen lungern mindestens zwei Dutzend gedungene Killer und andere Schurken herum, die auf Futuna nichts zu suchen haben.

Hu’tars selbst ist sowohl mit dem Krieg beschäftigt, als auch mit der Absicherung ihrer versprochenen Leistungen und es muss noch etwas geben, was man ihr versprochen hat, nur wissen wir noch nicht, was das ist, oder sein könnte.

Jedenfalls ist sie die Hälfte der Zeit nicht im Palast, sondern draußen.“

 

Damit übergab er an seine Assistentin Corinna Malou.

„Wir wissen, dass immer mehr Gefangene aus Futuna nach Alofi verschleppt werden. Wir müssen also davon ausgehen, dass der eigentliche Kampf auf Alofi stattfinden wird, daher könnten wir auf Futuna eine Spezialtruppe landen, eine Truppe, die sich mit der Bezwingung von Hexen bereits bewiesen hat und weiss, was man tun muss, um zu überleben.“

Schweigen kehrte für einen Moment im Palast ein. Corinna setzte sich wieder hin.

Heylah stand auf und betrachtete das Bild der beiden Inseln. Dann wendete sie sich zu den Anwesenden.

„Früher war ich gerne auf Wallis und ebenso gerne auf Futuna. Mein bester Freund stammte von Futuna, er könnte von Nutzen für uns sein.

Jetzt gilt es ein paar Dinge zu klären.“ Dabei schaute sie  fragend zu Vera, Sarah und zu Marja.

„Wir brauchen euch drei da drüben. Ich werde euch den Einsatz aber nicht befehlen, denn es kann euren Tod bedeuten. Wenn ihr ablehnt, müssen wir uns etwas anderes überlegen und ob das machbar ist, wage ich doch zu bezweifeln.“

Sarah schaute zu Marja und hielt die Hand von Vera fest in ihrer eigenen Hand, dann stand sie auf.

 

„Wir drei sind uns einig und wollen unser Bestmögliches tun. Wir sind aber keine Superagenten und unverwundbar sind wir auch nicht, wir bitten also um Unterstützung.“

Heylah lächelte die drei an. „Unterstützung werdet ihr bekommen, vielleicht andere, als ihr erwartet habt. Ich danke euch für eure Meldung.

Hiermit ordne ich die Entsendung einer Spezialeinheit an, mit dem Ziel König Sevate zu befreien und ihm seinen Willen wieder zu geben. Sollte König danach sich allerdings gegen uns wenden, werden wir die Insel verlassen. Ist das allen klar?“

„Aber dann wäre alle unsere Leute auf Futuna und Alofi verloren…“ Warf Veronique ein.

„Ich weiß, das ist eben Diplomatie und wenn König Sevate wieder im Besitz all seiner Kräfte ist und uns von der Insel weist, dann werden wir auch gehen.

Wenn er allerdings uns um Hilfe anruft, werden wir ihm mit allem was wir haben zur Seite stehen, damit auch das klar ist.

Sind sonst noch Fragen? Nein, dann ist diese Sondersitzung hiermit beendet.

Ich brauche jetzt noch folgende Personen …“

Während Heylah die kleine Liste durchging, entfernten sich die, die nicht mehr benötigt wurden.

Durch eine der kleineren Türen trat eine Palastwache mit einem kleineren sportlichen Mann ein, der direkt zur Regentin geführt wurde.

„Ah da sind Sie, Sie kommen ja genau aufs Stichwort.“

**

Die vier Frauen öffneten ihre Augen und sahen dem Schauspiel schweigend zu. Nach einer Weile sagte Fal’Andagar nur ein Wort: „Mualebda …?“ Dann schwieg sie und staunte.

Tra’Manlanda, Fal’Andagar, Xialorenga und Xialang sahen schweigend dem Schauspiel zu. Über ihren Köpfen kreiste langsam und in Ruhe ein Gebilde aus 3000 Seelen und dieses Gebilde hatte die Form einer gewaltigen Harpyie.

Die beiden hohen Priesterinnen schauten dem Geschehen noch immer voller Andacht zu.

Die Trafalgar Zwillinge waren sich offenbar noch nicht ganz sicher, was sie da gerade sahen. Da standen die hohen Priesterinnen auf und nahmen die Zwillinge an den Händen.

„Wir sollten diesen Ort jetzt verlassen, Mualebda will sicher mit jeder Einzelnen reden und wir sind da gerade fehl am Platz.“

Ehe sie gingen, schauten sie noch einmal nach oben zu dieser grandiosen rotleuchtenden Form, die ruhig und kraftvoll durch die riesige Kaverne flog und dabei hellrot leuchtete.

Die hohe Priesterin Xialorenga lächelte die Zwillinge an. „So stellten wir uns Mualebda vor, eine riesige gewaltige Harpyie, nur eben weitaus größer, vielleicht hatte Mualebda einfach Millionen Seelen versammelt und nicht nur 3000.“

Damit verließen sie diesen Ort, garantiert würden sie später zurückkehren, wenn der Ruf Mualebda’s käme.

**

Auf Futuna hatte König Sevate nur noch einige repräsentative Aufgaben. Am heutigen Tag stand der Empfang der karikativen Verbände und der Vereine auf dem Plan.

Da Hu’tars sich keine besonderen Überraschungen vorstellen konnte, hatte sie nur eine Hilfshexe abgestellt, die die Angelegenheit „König Sevate“ im Auge behalten sollte.

Der Palast war wunderschön hergerichtet.

Die Marketing Abteilung von Janine Hunt wusste, wie man etwas verkaufen musste und hatte gar nichts übersehen oder vergessen.

Viel Licht, wehende Vorhänge, ein herrliches Hintergrundbild, das die wunderbare Insel Futuna mit ihren ebenso grandiosen Stränden zeigte.

Schmückende Palmen und ein Meer farbenfroher Pflanzen schmückten den Herrschaftssitz, auf dem König Sevate die geladenen Gäste empfing.

Paarweise traten die geladenen Gäste vor den König und verbeugten sich. Zwei Wachsoldaten standen neben dem König, einer rief langatmig den Namen des Vereins und der andere rief die Namen der eingeladenen Gäste.

Es war so richtig stinklangweilig.

König Sevate aber schien eine Engelsgeduld aufzubieten und lächelte jeder Gruppe zuvorkommend und gleichermaßen einladend zu.

Wäre allerdings einer der Gäste zu nahe an König Sevate herangekommen, dann hätte er vielleicht die Leere in seinen Augen bemerkt.

Eine Leere, die innerlich ein Gefängnis war und in der König Sevate’s Seele laut um Hilfe schrie, jedoch niemand vermochte dieses Rufen zu hören.

Weiter und immer weiter kamen die geladenen Gäste und jeder Verein und Verband von Wallis und Futuna wurde vorgestellt. So vergingen die Stunden langsam und es wurde nicht besser.

Endlich, nach Stunden, war ein Ende absehbar, jetzt kam noch der Verband der Netzeflechter, der Verband der Segelmacher, dann noch der Verein der einsamen Schiffbrüchigen und zuletzt der Verein der vergessenen Piraten. Dann war endlich Schluss.

Allen Beteiligten merkte man die Anspannung an, es war eben ein typischer Arbeitstag im Leben eines Königs, trist und fad, ohne Aufregung oder Abwechslung.

 

Die Hilfshexe hatte gerade die Vollzugsmeldung an Hu’tars abgeschickt und sich für den Rest des Tages abgemeldet, da traf sie ein Pfeil in den Nacken und sie sackte augenblicklich zusammen.

Zwei schwarze Gestalten traten aus dem Schatten und hoben die Hilfshexe auf und verschwanden mit ihr wieder im Dunkel. Dafür traten zwei weitere Gestalten aus dem Schatten und verschwanden in den Gemächern von König Sevate.

Abschließend folgte noch eine Person, die ebenso schattenhaft wie wohlproportioniert war, den beiden anderen Schatten in die Gemächer des Königs.

Diese Gemächer waren von hohen Wänden umfasste luftige Räume, die das Sonnenlicht von allen Seiten her einfingen und diffus streuten.

König Sevate lag auf seinem Massagetisch, zwei wohlgeformte Dienerinnen massierten seinen Oberkörper, zwei weitere die Beine und noch zwei andere Dienerinnen massierten seine starken Arme.

Seine Augen waren geschlossen, diese Hexen-Fratze der Gefangenschaft konnte so nicht auch noch in seiner geringen Freizeit ihn, den König von Futuna, auslachen.

Das war wohl für König Sevate das schlimmste, das ständige fiese Gelächter seiner Peinigerin. Wie er sie hasste, diese Hexe, wenn sie ihn auslachte.

Er hasste sie mit jeder Faser seines Körpers und er würde sich niemals aufgeben, er würde kämpfen, dessen war er sich bewusst.

Kämpfen, um seine Untertanen, kämpfen, für seine Insel und für seine eigene Freiheit, er würde niemals aufgeben. In seinen Gedanken fand er sich mit Machete und Speer bewaffnet, wie er sich gegen die Hexe stellte und kämpfte.

Plötzlich merkte er, dass er nicht mehr massiert wurde und öffnete ganz langsam seine Augen.

Gleich würde diese fiese Hexen-Fratze wieder über ihn herfallen und ihn zwingen alles Mögliche zu tun, aber seltsam, es herrschte innerlich Stille. Die Befehle der Hexe blieben aus.

Rechts und links von ihm saßen die Mädchen, die ihn sonst massierten und schienen in der Hocke zu schlafen.

Lediglich eine hübsche junge Frau massierte noch seine Brust. Sie sah ihn an und er spürte ein Gefühl der innerlichen Wärme.

Diese Frau hatte eine gute Seele, sie strahlte Zuversicht und Kraft aus und sie sprach ganz leise mit ihm.

„Erwache, erwache König, erwache König Sevate, erwache und höre mir zu. Dein Volk braucht dich. Dein Land braucht dich und du musst mich anhören König, bitte höre mich an, König Sevate.“

Er blinzelte ein paarmal, die hübsche Frau blieb und die anderen Mädchen auch.

Dafür verschwand der graue Schleier, der sich über seine Gedanken gelegt hatte. Es war, als könnten seine Gedanken endlich wieder frei atmen. Er war wieder frei, er könnte sofort aufspringen und zu seinem Schwert greifen und diese Hexe in zwei Teile spalten.

Aber König Sevate war nicht nur frei und sehr wütend auf diese Hexe, er war zudem auch sehr klug und wusste, wenn er sich jetzt plötzlich frei bewegte, dann würden irgendwelche Schergen dies melden oder irgendwelche Kameras das aufzeichnen. Also blieb er erst einmal ruhig liegen und hörte zu.

So hob König Sevate nur die linke Augenbraue und schaute die massierende Frau an. Sie erkannte das Zeichen und wieder waren ihre warmen Worte in seinem Kopf.

„König Sevate, ich bin gesandt von der Nachbarinsel Soulebda, um dir zu helfen, dich zu befreien und dir ganz offiziell die Hilfe der Matriarchin von Soulebda anzutragen. Die Regentin auf Soulebda wartet nur auf deine Bitte.

Ihre Hilfe und Unterstützung wird kommen, aber nur, wenn du, werter König, sie offiziell um Hilfe bittest. Es ist für die Weltöffentlichkeit wichtig, denn ohne deine Bitte würde Trafalgar unser Eingreifen, als kriegerischen Akt bezeichnen.“

König Sevate stand langsam auf. Die massierende Frau legte ihm das seidene Herrschaftsgewand um. König Sevate drehte sich um und sagte langsam aber gut verständlich.:

„Ich gehe in mein Lager, ich brauche Ruhe, du da, du begleitest mich, alle anderen wartet hier, bis ich wiederkomme!“

Damit ging der König stolz, aber langsam in eine seiner 12 Schlafzimmer, die Auserwählte folgte ihm mit dem nötigen Abstand.

Das kleine Schlafzimmer sah grausam aus. Das Bett ungemacht, überall lagen Kleidungsreste und Kartons herum. Die Auserwählte sah den König fragend an. Doch diesmal lächelte der König sie an.

„Dies ist eines meiner Rückzugsgebiete, hier sind keine Kameras eingebaut, es gibt hier keinen Strom und das Licht ist schlecht. Nun sag, wer bist du, was geht hier vor und weshalb sollte ich dich nicht sofort von meinen Wachen erschlagen lassen?“

„Ich bin Corinna Malou, ich stamme von Wallis, bin aber auf Soulebda Assistentin des Geheimdienstchefs.

Ich bin hier, um dir die Sicherheit zu geben, dass weder du, noch dein Land und erst recht nicht dein Volk verloren seid.

 

Diese fragwürdigen „Gönner“ haben deine Krieger fast alle umgebracht und sind dabei dein Volk zu töten oder zu versklaven.

Höre König Sevate, es ist wichtig, dass du übermorgen auf dem Pressetermin die Regentin offiziell um Hilfe bittest, das muss vor den Kameras sein und wir werden dafür sorgen, dass zu diesem Zeitpunkt deine Peinigerin dir nichts tun kann.

Ich kann dir aber nicht versprechen, dass deine Peiniger danach nicht nach deinem Leben trachten. Es ist also ein Risiko für dich dabei oh König Sevate.“

Leave schaute die junge schöne Frau in der Verkleidung einer Dienerin an und lächelte ihr offen und ehrlich zu.

„Ich bin der König. Meine Aufgabe ist es für mein Volk da zu sein, wenn mein Volk schon für mich stirbt, dann muss ich meine Bürde tragen, auch wenn diese gefährlich ist.

Richte deiner Regentin meinen Dank aus, sage ihr, dass ich sie am Ende der kommenden Gala offiziell um Hilfe bitten werde. Ich brauche aber ganz bestimmt die Hilfe von euch, damit ich meine Gedanken auch selber formen kann, um nicht von einer ekelhaften Hexen-Fratze gelenkt zu werden.“

„Danke oh König, mehr wollte ich nicht, wir werden dir Hilfe geben bei der Gala und darüber hinaus. Jetzt muss ich aber wieder weg, sonst werden Fragen gestellt.“

 

König Sevate stand da und grüßte die junge Frau zum Abschied. Sie ging ein, zwei Schritte rückwärts in den Schatten eines Pfostens und als König Sevate genauer nachsah, da war die Frau verschwunden.

Einfach so.

In seiner Hand hielt er aber einen vergoldeten Knopf mit dem Abzeichen des Palastes von Soulebda.

Erstmals fühlte König Sevate wieder so etwas wie Hoffnung! Soulebda würde Hilfe schicken, wenn er nur darum bat. Die berühmten Stammeskrieger von Soulebda, sie waren ihm sehr wohl bekannt. Seine eigenen Krieger waren hervorragende Krieger, aber diese Schattenkämpfer von Soulebda waren um Klassen besser, sie waren eine Legende.

Und so fasste König Sevate einen Plan.

**

FUTUNA

Völlig fassungslos stand Sinclair zwischen den Leichen der Söldner.

Als Dupres Meldung über den Vollzug seiner Befehle ausblieb, hatte er sich nicht sofort Gedanken gemacht, schließlich musste dieser die Wilden erst einmal finden und die wussten, wie man sich verstecken konnte.

Als die Meldung aber auch nach 10 Stunden ausblieb, wusste Sinclair, dass irgendetwas nicht nach Plan gelaufen war.

Alle Versuche mit Dupre in Verbindung zu treten, waren gescheitert und auch vom Hubschrauber aus konnten weder Durpe, noch seine Truppe ausgemacht werden.

Schließlich gab es nur eine Lösung, Sinclair musste Dupre, von den wenigen Söldnern welche noch verfügbar waren, suchen lassen.

Sechs Zweierteams fuhren am nächsten Morgen in die Gegend, in der Dupre die Santre’feraste hatte aufspüren und vernichten sollen.

Gegen Mittag kam dann der Funkspruch, dass man Dupre und seine Truppe gefunden hatte. Alle, ausnahmslos ALLE waren tot.

Sinclair wollte das nicht glauben, bestieg sein Ersatzfahrzeug, verfluchte zum tausendsten Mal den Mistkerl der seinen geliebten Hummer zerlegt hatte und fuhr zu dem Team, dass Dupre gefunden hatte.

Nun sah er zu den Leichen am Boden, welche im tropischen Klima alle schon deutliche Anzeichen von Verwesung zeigten.

Dennoch machte sich Sinclair die Mühe jede Leiche genau zu betrachten. Der Profi in ihm erkannte, dass etwa die Hälfte der Männer im Nahkampf getötet wurde, die andere Hälfte zeigten alle Kopfschüsse. Was zum Teufel hat sich hier abgespielt? Wie konnten diese Wilden, diese halbnackten, primitiven Lendenschurzträger, von denen die meisten Frauen und Kinder waren, eine so schlagkräftige Truppe besiegen?

Besiegen!?! Nein, seine Männer wurden nicht besiegt, sie wurden massakriert!

Sinclair glaubte die Antwort zu erkennen. Die Kopfschüsse deuteten auf eine militärische Einheit hin. Doch selbst die beste Spezialeinheit der Welt, würde sich keinen Kampf mit einer modern ausgerüsteten Truppe liefern, in dem sie nur Kopfschüsse anbrachte!

Kopfschüsse waren schon bei unbeweglichen Zielen etwas, das nur Profis beherrschten, doch in einem Gefecht völlig undenkbar, und schon gar nicht im Nahkampf! In einem Nahkampf behielt niemand dermaßen die Übersicht, da hatte keiner die Zeit Kopfschüsse anzubringen!

„Mr. Sinclair! Hier!“ rief einer der Männer und winkte. Sinclair lief zu ihm und sah Dupre, dem man mit Speeren förmlich an einen Baum genagelt hatte und in dessen Brust ein Messer mit einem Zettel steckte.

Hallo Arschloch,

danke für die tollen Waffen die ihr uns gebracht habt. Damit jagen wir dich und deine ganze Scheißbande zum Teufel. Dreh dich um, irgendwo hinter dir lauern wir im Dschungel.

P.S. Was kostet eigentlich die Reparatur deiner Prollkarre?

Caroline Miles und Peter Stein

Vor Wut schreiend riss Sinclair den Zettel ab und zerriss ihn in tausend Fetzen. Es war eine Geste völliger Hilflosigkeit und von den Satre’feraste war nicht die kleinste Spur zu entdecken.

**

 

NEW YORK

Die Pressekonferenz sollte um 14 Uhr New Yorker Zeit stattfinden. Um möglichst viele Journalisten zu erreichen und den größtmöglichen Schaden anzurichten, hatte Senator L. K. Gilbert schon einen Tag vorher bekannt gegeben, dass er beabsichtigte seiner Empörung gegenüber dieser Schwuchtel Gifferton Luft zu verschaffen.

Seit zwei Tagen brachte jede Zeitung, welche der Trafalgar-Gruppe angehörte Berichte und Bilder von Gifferton.

Doch die schienen nicht den gewünschten Effekt zu haben. Zwar kauften die Leute die Zeitungen, doch die große landesweite Bestürzung blieb aus.

Gifferton hatte Nguyen mit seinen öffentlichen Outing den Wind aus den Segeln genommen. Einen Plan B schien Nguyen in dieser Sache nicht zu haben, er hatte nie ernstlich in Betracht gezogen, dass Gifferton sich seinem Zugriff entziehen könnte.

Dennoch blieb Nguyen nicht untätig.

Da die Zeitungen Gifferton nicht in Knie zwingen konnten, beschloss er die nächste Eskalation Stufe zu zünden. Nguyen brauchte bekannte Gesichter welche die Öffentlichkeit gegen Gifferton aufhetzten.

Das Gilbert seine Pressekonferenz ankündigte, war für Hella und ihr Team ein Geschenk, denn nun war diese in ihrem Element und lief zur Hochform auf.

Kaum hatte Gilbert den Termin bekannt gegeben, hatte Hella alle Kontakte benutzt, die sie je in den vereinigten Staaten geknüpft hatte. Schon vor Giffertons Outing hatte sie von Mike eine mögliche Liste von Leuten erhalten, die mit Sicherheit Gifferton angreifen würden, da sie in Nguyens Nähe standen.

Als Gilberts Absichten klar wurden, schwärmte Hellas Team wie Ameisen aus und die Drähte zu etlichen Redaktionen fingen an zu glühen. Kuriere schwärmten aus und zischten über die halbe Welt um Informationen zu sammeln.

Nun saßen Fransiska und Hella in einem Wagen, der sie zum Amtssitz von Gilbert brachte, denn als Reporter des weltbekannten ACP hatten sie überhaupt keine Schwierigkeiten an eine Einladung zur Pressekonferenz zu kommen.

Mike hatte sie allerdings vorgewarnt, nicht sie, Fransiska, sollte versuchen eine Einladung zu bekommen, denn sie stand mit Sicherheit auf Gilberts roter Liste. Hella durch ihr Abenteuer in Paris die weltbekannteste „Klatsch Reporterin“ würde sicher keine Schwierigkeiten bekommen. Und genau so war es, denn Hella stellte genau das Publikum da, welches Gilbert erreichen wollte.

Sie erhielt nur 12 Stunden nach ihrer Anfrage eine Einladung, von Gilberts Chefberater.

 

„Wie wollen wir vorgehen?“ Fragte Fransiska. Sie war zwar eine erfahrene Reporterin, und hatte unzählige Interviews geführt, doch sie musste zugeben, dass sie, bei dem, was sie jetzt vorhatten, keine Erfahrung hatte.

„Lass das meine Sorge sein, ich schaukele das Kind schon.“ Grinste Hella sie verschwörerisch an.

„Alles was wir brauchen, ist hier drin.“ Damit zeigte sie auf ihre Handtasche, aus der eine Dokumentenmappe herausschaute. „Das meine Liebe, ist mein Spielplatz.“ Fügte sie siegessicher hinzu.

**

„Lektion eins: Nimm niemals die erste Reihe. Reihe vier ist perfekt. In den ersten Reihen stehst du in Schatten des Rednerpults. Du wirst einfach übersehen, außerdem müssen sich die anderen zu dir umdrehen, was sich vor Kameras immer gut macht.“

Sie schnappte sich Franiska und zog sie zur Reihe vier, wo sie zielstrebig die Mitte ansteuerte, während in den drei Reihen davor ein ziemlich rücksichtsloses Gedränge herrschte.

„Lektion zwei: Warte bis er sich sicher fühlt. Gilbert hat sich sicher ein Konzept zu Recht gelegt. Die ersten Fragen wird er benutzen um seine Ansicht zu untermauern, egal wie der Inhalt der Frage ist.

„Gibt’s auch eine Lektion drei?“

„Klar! Lektion drei: Sei gnadenlos!“ dabei wurden ihre Augen zu schmalen Schlitzen.

„Oh, es geht los!“ Sagte Fransiska als Gilbert die Bühne betrat und hinter das Rednerpult trat.

Gilberts Augen wanderten durch die Menge, ohne sie wirklich anzusehen und begrüßte die anwesenden Journalisten.

Was folgte, war ein Heraufbeschwören seiner Wertevorstellung welche, nach Fransiskas Auffassung, im einundzwanzigstem Jahrhundert nichts mehr zu suchen hatte.

Im Gegenteil, die Hasstiraden, welche Gilbert gerade gegen Gifferton und alle anderen „Abartigen“ losließ, waren einfach nur zum fremdschämen.

Gerade sprach er Gifferton die Fähigkeit ab, ein uramerikanisches Unternehmen wie GB OIL zu leiten und verlangte von den Aktionären alles zu tun, um diese Schwuchtel Gifferton aus dem Chefsessel zu entfernen.

-Einfach nur schlimm- dachte Fransiska, dennoch war es umso unglaublicher, dass Gilberts Ansichten bei vielen auf fruchtbaren Boden zu fallen schienen.

Schließlich kam Gilbert zum Ende und sah sich zufrieden um.

„Ich bin gerne bereit ihre Frage zu beantworten.“ Tönte er vom Podest aus.

Fransiska wollte schon aufspringen und ihn fragen, ob all das Gesagte tatsächlich sein Ernst sei, doch Hella war schneller, hielt sie auf ihren Sitz fest und schüttelte den Kopf. „Ganz ruhig, warte!“

„Senator!“ Eine Frau in der ersten Reihe war aufgesprungen. “Sie glauben, Mr. Giffertons Homosexualität hindere ihn daran, die Geschäfte von GB OIL ordnungsgemäß zu führen?“

„Es geht nicht nur um das führen, dieser Mann repräsentiert auch den Konzern. Einen amerikanischen Konzern! Damit repräsentiert er uns alle! Sie und mich! Möchten SIE von so Jemand repräsentiert werden?!“

Auch die nächsten Fragen gingen in diese Richtung und Gilbert stellte immer deutlicher dar, dass er auf keinen Fall von jemandem, so sexuell Abartigem, repräsentiert werden möchte.

Jetzt sprang Hella auf.

„Hella Gardner! ACP.“ Rief sie. „Senator, habe ich sie so richtig verstanden, dass sie der Meinung sind, jemand der Amerika repräsentiert, auf keinen Fall abartig sein sollte?“

„Das haben sie verdammt richtig verstanden!“

„Und homosexuell definieren sie als abartig?“

„Ja, das tue ich!“

Hellas Augen blitzen auf, nun hatte sie Gilbert genau dort wo sie haben wollte und setzte zum Angriff an.

„Aber ist Sex mit minderjährigen Prostituierten nicht auch abartig? Wurden sie nicht 1992, als Abgesandter einer US Delegation, in Italien beim Sex mit einer solchen festgenommen?

Haben sie nicht einem Vertreter, der örtlichen Presse  die Summe von 200.000 Dollar gezahlt, damit er dieses abartige Verhalten ihrerseits nicht in der Öffentlichkeit bekannt macht?“

Schlagartig war der ganze Saal totenstill. Einige starrten Hella ungläubig an, der Rest starrte auf Gilbert, der um die Fassung rang, während Hella zu Todesstoß ausholte.

„Sind nicht SIE das auf den Fotos bei einer eindeutigen…Tätigkeit mit besagter minderjähriger Porstituierten?“

Sie griff in ihre Handtasche und hielt einen Stapel Fotos hoch.

Gilbert, aus dessen Gesicht alle Farbe gewichen war, wollte etwas sagen, als sein engster Berater ihm zuvorkam.

„Die Pressekonferenz ist beendet!“ Rief er ins Mikrofon und schob Gilbert vom Podest, während die im Saal anwesenden Reporter plötzlich alle ihre Stimme wieder fanden.

SENATOR!!!“ Brüllten alle durcheinander, während Hella die Fotos aus der Hand gerissen wurden.

„Stimmt das, die Sache in Italien?“ fragte Fransiska erstaunt.

„Klar, sie haben es damals unter den Teppich gekehrt, da Gilbert einerseits gute Kontakte zur Botschaft hatte und er zweitens, sehr sehr großzügig war.“

„Und wo zum Teufel, hast du die Fotos her?“

„Die haben Gifferton eine halbe Million Dollar gekostet, schätze das Geld war gut angelegt.“

Zufrieden schaute Hella in die Runde, als die anderen Reporter die Bilder mit ihren Smartphones abfotografierten.

„Und Jetzt?“

„Tja, noch eine Einladung für eine Pressekonferenz dieser Art bekommen wir nicht, also gehen wir zum Gegenangriff über.“

**

„Wer ist der Nächste?“

„Dwight Helkers.“ Antwortete Hellas Redaktionsleiter Gustav Leifer. „Helkers steht nicht nur auf Nguyens Gehaltliste, er sitzt auch in verschiedenen Ausschüssen und hat großen Einfluss bei Entscheidungen des Wirtschaftsministeriums.

Er gilt als erzkonservativ und wird versuchen GB OIL als unseriösen Geschäftspartner hinzustellen, mit dem Ziel alle Verträge zwischen der Regierung und GB OIL zu kippen.“

„Geht das denn so einfach?“

„Nein.“ Schaltete sich Frasiska in das Gespräch ein. „Mikes alte Freunde von der CIA haben den Präsidenten und den Wirtschaftsminister vorab informiert. Sie werden keine Verträge mit Gifferton kippen und auch keine Statements geben. Dennoch könnte Gifferton ein solches Vorgehen gefährlich werden.“

„Keine Sorge, Helkers ist schon so gut wie erledigt.“ Beruhigte Hella sie, nachdem sie etwas in ihren Unterlagen geblättert hatte.

„Wie hast du das denn schon wieder angestellt?“

Hella hatte mehrere Seiten Papier aus einem Ordner geholt und überflog sie.

„Ah, ja….Hier steht es, Helkers hatte bis vor zehn Jahren ein massives Alkoholproblem. Aus dieser Zeit gibt es zwei Rückbleibsel. Eines ist jetzt elf Jahre, das andere elfeinhalb.“

„Elf und elfeinhalb? Also verschiedene Mütter?“

„Nicht nur das, keine davon ist seine Ehefrau.“

 

„Aber das ist über zehn Jahre her…“ gab Fransiska zu bedenken.

„Wir sind hier im politischen Amerika…außerehelicher Sex, kommt hier noch vor Mord! besonders wenn man sich, wie Helkers, so konservativ gibt und mit dem Finger auf andere zeigt.

Man muss die Geschichte nur richtig aufziehen.“

Und das taten sie und ihre Redaktion.

**

Plötzlich sahen sich mehrere hochrangige Politiker aus Nguyens Nähe unter Beschuss, bevor sie auf Gifferton losgehen konnten. Irgendwann im laufe der Zeit hatten sie alle einmal Mist gebaut, es vertuscht, oder vertuschten es immer noch…

Steuerhinterziehung über eine Briefkastenfirma, eine illegale Haushaltshilfe, ein Unfall unter Alkoholeinfluss, Bestechung, unerlaubte Parteienfinanzierung… Hella grub und wurde fündig.

Nach weniger als einer Woche, verstummten die Kritiker, sehr zum Verdruss von Jean-Marcel Nguyen.

**

„Verdammt!“ Brüllte der gerade ins Telefon, an dessen anderem Ende ein Kongressabgeordneter ihm gerade eine Abfuhr erteilt hatte. „Ich habe sie erst in das beschissene Amt gebracht!“

„Dafür habe ich aber mehr als genug ihre Interessen vertreten. Ich habe keine Lust, der Nächste zu sein, den die Scheißpresse auseinander nimmt.“

„Wenn sie nicht spuren, nehmen MEINE Blätter sie auseinander!“

„Ach ja? Dann werde ich den Vertretern der Presse einmal mitteilen, warum meine Kollegen so unter Druck geraten.“

„Sie wollen MIR drohen?!“ Schäumte Nguyen.

„Ich weise sie lediglich darauf hin, dass es besser für uns beide wäre, wenn keine Reporter der Trafalgar-Gruppe bei mir erscheinen. Ich mag dieses Amt und werde nicht kampflos untergehen. Wenn ich absaufe, dann saufen sie mit mir ab!“

 

Nguyen warf den Hörer dermaßen auf seinen Schreibtisch, so dass er in mehrere Stücke auseinanderbrach.

-Ich werde dich umlegen lassen!- schwor sich Nguyen. –Ich werde euch alle umlegen lassen. Und diese zwei Pressefotzen werden die Ersten sein!-

Das schwor er sich.

**

 

SOULEBDA

 

Dana, Randy und Hauer wurden nach ihrer Landung von Soleab in Empfang genommen und zum Palast gebracht.

„WOW kommentierte Hauer als sie durch die prunkvollen Tore ins Innere des Palastes fuhren.

„Wo habt ihr die ganze Kohle her, für einen solchen Prunkbau? Extra Steuer auf Palmwedel, oder zockt ihr Touristen ab?“

Dana wollte ihn schon anfahren, er solle sich gefälligst benehmen, doch Soleab kam ihr zuvor. „Wir brauchen keine Steuern um den Palast zu erneuern, oder um ihn zu erweitern. Sehen die die Verzierungen?“ Soleab zeigte auf den Bogen der sich quer über den Haupteingang zog. Er zeigte Krieger aller Stämme Soulebdas, welcher ihre Priesterin ein Tieropfer darbrachten.

„Ist kaum zu übersehen.“

„Dieser Bogen wurde von vielen Handwerkern und ihren Familien hergestellt und unserer Herrscherin geschenkt. Seit Jahrhunderten ist jede Familie und jede Vereinigung darum bemüht, sich mit ihrem eigenen Beitrag am Palast zu verewigen. Das kann eine Gabe in Form einer Verzierung sein, oder einfach nur, eine ausgeführte Arbeit.

 

„Und der Rest? Ich meine ihr habt sicher mehrere dieser Bauten.“

„Seit Heylah ai Youhaahb die Regentin ist, werden alle öffentlichen Bauten ausschließlich aus Erlösen der Gesellschaft für den Abbau seltener Erden finanziert. Ebenso die Ausgaben für die Armee sowie für das Gesundheit und Bildungswesen.“

„Hört sich an wie das Paradies. Wo ist der Haken?“

„Ein altes Sprichwort sagt, keine Sonne, ohne Schatten. Warum finden sie es nicht selbst heraus, Herr Hauer?“

„Weil mir die zwei da ständig im Genick sitzen.“ Hauer zeigte auf Dana und Randy. „Besonders sie ist verdammt aufdringlich.“

„Nun…“ Soleab schaute zu Dana und zwinkerte ihr zu.

„Ganz ehrlich…,“Soleab beugte sich zu Hauer und flüsterte ihm ins Ohr, „Dana hat vor nicht allzu langer Zeit, etwa der Hälfte aller Menschen auf diesem Planteten das Leben gerettet.  Wenn sie auf mich hören, bleiben sie in ihrer Nähe, es ist tatsächlich der sicherste Platz auf der Welt.“

**

Während Hauer sprachlos hinter ihnen her trottete, berichtete Soleab auf dem Weg zum Kommunikationsraum, Dana und Randy was sich in der Zwischenzeit zugetragen hatte, was er allerdings so leise tat, dass Hauer es nicht mitbekam.

„Wir haben jetzt zwei Teams auf Futuna, neben Caroline und Peter haben wir Norman, Jerome und Iduna auf Futuna. Heute Abend gibt es ein Krisentreffen im Palast, bei dem auch Dagan anwesend sein wird.“

„Dagan?“

„Ja, er hat mich heute Morgen angerufen und mitgeteilt, dass er und Viktor Kubaliborow die Lage analysiert haben und das es neue Erkenntnisse gäbe. Er hat am Telefon zwar nicht geäußert worum es sich handelt, doch die Tatsache dass Veronique dabei sein soll, lässt tief blicken. Außerdem befürchtet Mike einen Angriff auf Gifferton und Fransiska.

Sarah und Vera haben mehrere Hexen in Gewahrsam genommen und versuchen sie hierher zu bringen, damit wir die Verhexten Stammesangehörigen auf Futuna befreien können.“

Mittlerweile waren sie im Kommunikationsraum angekommen und Hauer blieb mit offenem Mund stehen, als er sich umsah. Das waren keine billigen PC von der Stange, hier standen modernste Workstations, starke Minirechner und allerlei Datenspeicher.

„Das…das…ich bin sprachlos!“ Seine Augen wanderten durch den Raum, der mit modernster Technik vollgestopft war und blieb an einem der großen Rechner hängen.

Der Rechner sah aus wie eine Ansammlung aneinander gereihter Getränkeautomaten, je zu Acht ganz eng nebeneinanderstehend und zwei Reihen hintereinander.

Die Verbindungsleitungen und Kanäle, die oberhalb der beiden Reihen geführt wurden, machten Platz für einen Durchgang. Aus dem leise vor sich hin brummenden Parallel-Rechner wurde so ein kleines Kunstwerk. Der Anthrazit Farbton der Computer Racks ließ diesen Rechner dennoch harmlos erscheinen, lediglich die Frontpanels stellten eine künstlerische Luftaufnahme zweier Vulkane dar, durch die eine Harpyie flog.

„Ist das etwa eine Gray XT4?!“

Soleab grinste und antwortete dann: „Nein, das ist ein Gray XT4.2 und davon gibt es nur einen Einzigen auf der Welt.“

Hauer näherte sich dem Computer und schaute ihn beinahe ehrfürchtig an.

„Wie…Woher… ich meine das nicht das Equipment, welches man von einem Inselstaat in der Südsee erwartet. Das ist ein echter Supercomputer.“

 

„Tja, wir hatten zwei gute Berater und lesen Sie einmal die Widmung an der Seite der Gray, die stammt noch von Seymour Gray persönlich ein Jahr vor seinem Unfall. Wir haben sie später zu seinem Gedenken an diese Gray montiert.  Außerdem müssen wir die Steuergelder, die wir bei der Armee sparen ja irgendwo ausgeben.“

„Ja, aber all die Energie, all diese Dinger fressen doch Unmengen an Strom, woher …“

Soleab lächelte sein beruhigendes Lachen. „Geothermie, wir nutzen die Kraft von Mutter Erde und sie gibt uns mehr Energie, wie wir bräuchten. So müssen wir jedenfalls kein Öl oder Gas verbrennen.“

Soleab nickte Dana und Randy zu. „Wir sehen uns heute Abend.“

**

Nun saßen sie seit drei Stunden in der Zentrale des Palastes und arbeiteten an der Startsequenz des Trojaners.

„Wie zum Teufel, bekommen wir es hin, dass der Trojaner nur im Chinesischen Meer aktiviert wird?“ Diese Frage stellte Randy sich zum tausendsten Mal.

„Was wir brauchen, ist eine passende Sequenz, sonst läuft gar nichts.“ Meinte Dana und schob dann hinterher, „Wenn wir eine hätten, würde sie sich, sobald wir sie senden in allen Systemen verbreiten und alle Waffen ausschalten.“

„Was nicht die schlechteste Option wäre.“ Rief Hauer dazwischen, der dafür von Dana mit einem finsteren Blick gestraft wurde.

„Wenn wir uns wieder bei den Amerikanern einhacken, könnten wir vielleicht einen Sperrriegel installieren, der ein Ausbreiten über diese Region vermeidet. Dasselbe tun wir mit den Chinesen.“

„Hmmm.“ Überlegte Dana.

„Hört mal ihr zwei Superspione, ihr denkt zu kompliziert.“ Sagte Hauer und setzte sich neben Dana, als er sich plötzlich zu Randy umdrehte. „Hast du gerade wieder einhacken gesagt? Tut ihr sowas öfter?“

 

Randy wurde unter Danas Blick knallrot, als Dana Hauer am Ärmel seiner Jacke fasste und ihn zu sich drehte. „Das hast du nicht gehört, du weißt schon, nicht dass ich dich am Ende doch noch umlegen muss.“

„Das zieht nicht mehr. Ich hab jetzt von so vielen Leuten gehört, dass du die große Retterin der Welt bist. Ich glaub dir dieses, ich Dana, bin böse und dein größter Alptraum, nicht mehr.“

„Solltest du aber, bis jetzt sehe ich dich als Bedrohung dieser Welt und du hast ja gehört, was ich mit Bedrohungen anstelle.“

„Wenn ich euch jetzt einen Tipp gebe, wie ihr die Waffen nur im südchinesischen Meer ausschalten könnt, würdest du mich dann nicht mehr als Bedrohung sehen?“

Dana sah ihn fest aber auch neugierig an. „Das wäre schon mal ein guter Anfang. Ok, versuch es, was übersehe ich?“

„Ihr wollt die Waffen beider Seiten deaktivieren, aber eine Ausbreitung des Trojaners über diesen Bereich verhindern. Das habe ich doch so richtig verstanden.“

„Korrekt!“

„Preisfrage, was nutzt man, wenn man zielsicher von Punkt A zu Punkt B kommen will?“

„Eine Karte, ein Naviga…GPS DATEN!“

„Stimmt. Wird eine Lenkwaffe abgeschossen, wird erst der Startpunkt festgelegt, dann das Ziel erfasst und die Flugbahn berechnet. Dazu werden GPS Daten benutzt. Wir schreiben einfach eine Startsequenz die den Trojaner innerhalb der von uns festgelegten GPS Daten aktiviert.“

„Ok, Mister Hauer, du hast dir gerade etwas Respekt verdient! Du bleibst hier und beginnst schon einmal, wir müssen in den Palast.“

„Ihr lasst mich wirklich allein?“

„„Klar. Du hast hier alles an Rechenpower, was du brauchst.“

„Ganz allein? Keine Aufpasser?“

„Siehst du hier welche?“

„Nein… Gut.“ Hauer lehnte sich in seinem Stuhl zurück und legte die Füße auf den Tisch.

„Mal sehen, was mir das so einfällt, ach und falls es nicht zu viele Umstände macht, haben die hier vielleicht einen Pizzaservice?“

„Er macht es einem nicht leicht.“ Flüsterte Dana und schob Randy aus dem Raum. Randy nickte und stimmte ihr zu. „Wirklich! Er macht es einem nicht leicht! Tzz tzz tzz Pizzaservice hier auf Soulebda.“

**

Im Palast füllte sich der Ratssaal. Neben den sonst üblichen Anwesenden waren diesmal Dagan und Viktor Kubaliborow dabei.

Auch dem Rat von Soulebda gab Soleab einen Überblick über die momentane Situation. Dann bat Heylah Dagan um seinen Beitrag.

Dagan erhob sich und trat vor den Rat.

„Wir haben das Verhalten von Nguyen jetzt eine längere Zeit analysiert. Bis vor kurzem hat dieser Mann keinen einzigen Fehler gemacht, sonst wäre man ihm viel schneller auf die Schliche gekommen. Das Projekt Deprimeris ist das wichtigste, welches er je verfolgte und es schien so, als ob er seine ganze Aufmerksamkeit und Energie in dies eine Projekt steckte.“

„Es schien so?“ Fragte Heylah.

„Ja. Nguyen hat kein Treffen ausgelassen um den verschiedenen politischen Vertretern Feuer unter dem Hintern zu machen, jetzt hat er zwei Treffen platzen lassen, einmal mit dem vietnamesischen Präsidenten, das andere mit dem Chinesischen Verteidigungsminister. Gerade diese Treffen, nach dem Abschuss des chinesischen Flugzeuges, waren für seine Kriegstreiberei enorm wichtig. Stattdessen hat er einen seiner Berater geschickt und damit den Chinesen ziemlich vor den Kopf gestoßen. Momentan sieht es so aus, als wäre ihm Giffertons Kopf wichtiger als alles andere.

 

Ich habe Lem gebeten einen Psychologen darauf anzusetzen, wie es scheint hat Giffertons Rebellion gegen ihn, Nguyen etwas aus der Bahn geworfen.

Statt sich um sein Hauptprojekt zu kümmern, verzettelt er sich in Einzelkämpfe. Dazu kommt, dass seine besten Leute, Hunt und Sinclair auf Futuna sind und dort von unseren Teams in Atem gehalten werden. Wir sollten ihn weiter unter Druck setzen, dann begeht er mit Sicherheit weitere Fehler.“

„König Sevate hat mit uns Kontakt aufgenommen.“ Teilte Soleab mit. „In zwei Tagen gibt es im Palast von König Sevate eine Gala. Auf dieser wird der König uns offiziell um Hilfe bitten, Futuna und Wallis von Trafalgar zu befreien.“

„JA!“ Konnte sich Veronique nicht verkneifen. „Endlich!“

Bernd lächelte in sich hinein, das war seine Veronique.

„Dazu hätte ich eine Anmerkung.“ Sagte Dagan und Heylah nickte ihm zu. „Das erste Ziel sollte Wallis sein. Nach dem Kampf mit Caroline, Peter und den Santre’feraste hat Sinclair über achtzig Söldner von Wallis nach Futuna einfliegen lassen. Das heißt das Wallis nicht verteidigt werden kann. Eine Landung wird Nguyen darüber hinaus noch mehr aus der Fassung bringen.

Die Mienen auf Wallis sind mitunter die Hauptpfeiler der Finanzierung seiner Projekte.“

„Wie viele Söldner stehen noch auf Futuna?“ Wollte Veronique wissen.

„Von der ursprünglichen Truppe leben noch circa fünfunddreißig, dazu kommen die achtzig, die von Wallis eingeflogen wurden.“

„Ein Gegner den ich nicht unterschätze.“ Meinte Veronique. „Wissen wir etwas über ihre Ausrüstung, über die Handfeuerwaffen hinaus?“

„Die Trafalgarsöldner auf Futuna hatten keine schweren Waffen. Die meisten schweren Waffen waren auf Wallis, da Nguyen seine Mienen dort mit allen Mitteln schützen wollte. Jetzt ist Sinclair dabei, die schweren Waffen von Wallis abzuziehen und nach Futuna zu bringen.“

„Wissen wir, ob Wallis Verstärkung bekommen soll?“

„Definitiv! Eine Sicherheitsfirma die in Australien für Trafalgar tätig ist, stellt gerade eine Eisatzgruppe zusammen, die nach Wallis aufbrechen soll. Wir gehen davon aus, dass diese spätestens Morgen aufbrechen wird.“

Veronique hatte sich alles notiert und versank kurz in Gedanken, dann nickte sie Heylah zu.

„Wie ist die Lage auf Futuna?“

Ma’difgtma stand auf und berichtete. „Beim Kampf mit den Söldnern verloren achtzehn Santre’feraste ihr Leben. Die Überlebenden haben sich in die Hügel oberhalb von Nuku zurückgezogen. Die Gegend ist schwer zugänglich und nur zu Fuß zu erreichen. Es gibt dort einige Höhlen, in denen sich die Santre’feraste verstecken. Momentan sind sie sicher.

Caroline, Peter und einige Krieger werden heute nach Alofi aufbrechen, um die gefangenen Stammesangehörige dort zu befreien.“ Sie verstummte kurz und Xialorenga bemerkte ihr Zögern.

„Sprich deine Sorge aus.“ Forderte sie Ma’Difgtma auf.

„Ich befürchte das Hu’tars sie in eine Falle lockt. Wir haben schon zu lange nichts mehr von ihr gehört, Alofi und seine Höhlensystem bietet sich als Falle geradezu an. Man muss nicht blind sein, um zu erkennen, dass die Gefangenen dort ein Köder sind.“

„Mir scheint, deine Gedanken gehen weiter als nach Alofi.“

„Was mir Sorge bereitet, ist die Tatsache, dass nur eine Handvoll Söldner als Wachen auf Alofi sind.

Eigentlich kein Gegner für unsere Krieger oder jemand anderes. Meine Vermutung ist, dass Hu’tars erst unsere Krieger auf Alofi ausschaltet, als nächstes die Söldner tötet und dann, wenn sich auf Futuna unsere Soldaten und die Söldnern Trafalgars gegenseitig dezimiert haben, mit Hilfe der verhexten Kriegern die Macht über ganz Futuna an sich reißt.

„Wir werden die Söldner von der Insel jagen, ohne uns vorher dezimieren zu lassen!“ Stellte Veronique klar.

„Und was dann?“ Fragte Ma’Difgtma leise und schaute dem Rat entgegen. „Wir haben König Sevate unsere Unterstützung zugesagt. Wollen wir gegen die verhexten Krieger kämpfen?

Werden WIR diejenigen sein, die das Volk der Satre’feraste endgültig auslöscht?“

Ein unendliches Schweigen legte sich über den Rat.

„Wir müssen verhindern, dass unsere Krieger auf Alofi in die Falle tappen und dafür sorgen, dass Hu’tars keine Kontrolle mehr über die gefangenen Santre’feraste ausüben kann.“ Stellte Soleab klar. „Doch wie wollen wir das schaffen?“

„Ich werde mit Caroline Kontakt aufnehmen und sie warnen.“ Sagte Ma’Difgtma. „Ich hoffe sie rechtzeitig zu erreichen.“

Heylah stand auf und hob tapfer ihren Blick, wie immer wenn sie Entscheidungen traf, die hart, aber notwendig waren.

„Veronique, du sorgst dafür, dass Trafalgar keinen Zugang mehr zu Wallis und Futuna bekommt. Falls es erforderlich ist, mit tödlicher Gewalt. Anschließend landet eine Einsatzgruppe auf Wallis und schließt die Mienen dort. Ich möchte, dass es keine Verletzten unter den Arbeitern dort gibt!“

Dann schaute sie Dagan an. „Nimm Kontakt mit dem U-Boot auf. Sie sollen die schweren Waffen abfangen.“

„Schon so gut wie erledigt.“

„Soleab! Norman, Jerome und Iduna sollen König Sevate schützen und den Palast sichern, nicht dass uns Hu’tars in letzter Sekunde in die Quere kommt.“

 

Schließlich sah sie zu Ma’Difgtma. „Nimm Kontakt zu Caroline und Peter auf. Teile ihnen unsere Bedenken mit.“

„Ja.“

„Ma’Difgtma.“ Ergänzte Heylah, als sie deren Besorgnis sah. „Caroline und Peter haben bis jetzt immer einen Weg gefunden, wir sollten ihrem Urteilsvermögen vertrauen.“

„Es ist richtig, dass die beiden immer einen Weg gefunden haben, doch diesmal werden sie mit Kräften konfrontiert, welche sich nicht mit einem Gewehr, oder einem Messer bekämpfen lassen. Besonders um Peter mache ich mir Sorgen, er nimmt die Gefahr, welche von Hu’tars und ihren Helferinnen ausgeht nicht ernst.“

„Vertrau ihnen! Und was Peter angeht, ich bin sicher, Mualebda wird ein Auge auf ihn halten.“

 

**

Colonel Dûval hatte genauso, wie es sein Auftrag war, mit seinem Einsatzteam die Hexen von der Insel in Empfang genommen.

Er hatte sie geknebelt und gefesselt in eine der wenigen Lager der Fregatte eingesperrt. Mit dem Gesicht zur Wand und mit einem Sack über dem Kopf waren sie hier geparkt.

Die kleinen Helferlein hatten weniger Glück gehabt, die meisten von ihnen hatten ihr Leben verloren, nur ein knappes Dutzend hatte das alles überlebt. Mit dem gefesselten Hexen waren jetzt 51 Frauen eingesperrt und die Warnung bestand immer noch: Vorsicht Lebensgefahr. Lebende Hexen, Code 21 ROT.

 

Code 21 ROT besagte, dass hiermit nicht zu spaßen war und dass man im Zweifel erst schießen und danach fragen würde.

„Colonel Dûval auf die Brücke“ plärrte es durch die Lautsprecher und Dûval meldete sich beim Kapitän.

„Colonel Dûval, Sie werden die Passagiere auf den vor uns liegenden leichten Versorger „La Rosselle“ übergeben.

Die haben Container an Bord, wo diese komischen Hexen angeblich am besten untergebracht sind.

Danach melden Sie sich wieder hier, wir laufen um 12:00 Uhr aus zum Manöver mit den Partnern. Die Übung beginnt um 15:00 Uhr.“

So hatte Colonel Dûval seinen Auftrag erhalten und hatte ihn mit seinem Team umgesetzt. Jetzt waren sie bereits seit drei Stunden im Manöver mit den Amerikanern und den Israelis. Gerade versank die Abendsonne am Horizont, da kam einer der Melder auf den Colonel zugelaufen.

„Colonel Dûval, Sie sollen sofort zum Kapitän kommen.“

Dûval traf den Kapitän in der Operationszentrale, zusammen mit zwei Offizieren.

Eine weiblicher israelischer Oberleutnant und ein Major der Amerikaner. Offenbar waren sie nicht dabei die Manöverpläne zu besprechen, ihre Gesichter sagten, dass etwas Härteres anstünde.

 

„Colonel Dûval, wir haben vor anderthalb Stunden den Kontakt zur Rosselle verloren. Soeben meldet ein Fischer, dass die Rosselle sein Boot gerammt und beschädigt hat, der Fischer wurde vor ein paar Minuten gerettet.

Er berichtete von wilden Frauen an Deck, die die Besatzung massakrierten und über Bord geworfen hätten. Colonel, ich befürchte, ihre Hexen sind frei und haben die Gewalt über die Rosselle.“

„Gut, ich informiere den Präsidenten, er gab mir den Auftrag die Hexen von der Insel zu bringen, er wird wissen, was wir zu tun haben.“

„Machen Sie es so, Geradmemére, bringen Sie den Colonel zum Funk, er hat ein Gespräch mit unserem Oberkommandierenden zu führen.“

Der Obergefreite führte den Colonel zum Funk und wurde im Gesicht weißer und weißer, als er mitbekam, was der Präsident anordnete. Schließlich brachte er den Colonel zurück zum Kapitän.

„Wir sollen die Rosselle abfangen und wenn nötig versenken, wir sollen sie nicht, und das betonte er ausdrücklich, wir sollen sie nicht aufbringen.

Kapitän das war ein Angriffsbefehl auf die Rosselle mit tödlichen Waffen. Ich habe mir den Befehl bestätigen lassen!“

 

Der Kapitän schaute zu seinen Gästen aus Amerika und Israel. „Gut, also dann Monsieur Dame, bitte begeben Sie sich zurück auf Ihre Schiffe, wir jagen und zerstören die Rosselle.

Wachoffizier geben Sie Alarm für die Flotte und informieren Sie Admiral Meulendijks auf der USS Robertson über unseren Status.

Radar, wo befindet sich die Rosselle gegenwärtig?“

„178 Meilen Süd-Südwestlich von uns Richtung Fidschi. Kapitän, die Rosselle hält direkt auf einen australischen Luxus Liner zu, das ist die Rooanka, ein 85 Meter Dampfer.“

Die beiden Gäste verabschiedeten sich vom Kapitän und wurden mit auf das Flug Deck gebracht.

„Welches Schiff ist am nächsten an der Rosselle dran?“

„Das ist die Robespierre, eine unserer Fregatten, sie ist 55 Meilen entfernt, die USS Robertson ist 82 Meilen entfernt und wir sind am weitesten weg.“

„Gut sie soll die Verfolgung aufnehmen und ich brauche den Kapitän der Rooanka am Funk.“

**

Auf der Robespierre heulten die Sirenen, während die beiden Gasturbinen zur Höchstleistung hochfuhren. Überall hallte noch das Kommando „Gefechtsalarm“ und die Soldaten wuselten auf ihre Stationen.

 

Mit 29 Knoten durchschnitt die ältere Fregatte der bewährten Georges-Leygues-Klasse das Meer.

Ihre Zielsysteme liefen hoch und der Kapitän hatte klare Anweisungen erteilt. Jetzt lief alles so, wie so lange eingeübt war, nur war es jetzt bitterer Ernst.

Der 1. Offizier schaute besorgt zu seinem Kapitän.

„Kapitän, wie weit wollen sie das alte Mädchen treiben, die Robespierre sollte eigentlich im kommenden Frühling für die Außerdienststellung klar gemacht werden.“

„Nun Claude, dann kann sie noch ein letztes Mal ihre Muskeln spielen lassen, haben sie die Meldung gelesen, wir machen eine Hexenjagd auf Mörder und Piraten?“

„Ja, hab ich. Die in Paris meinen das offenbar ernst.“

„Todernst!“

Um sie herum liefen die Klarmeldungen der einzelnen Stationen ein.

An der 100 mm Kanonenstation im Bug wurden unter Deck die letzten Übungsgranaten gegen scharfe Granaten aus den Stellagen gewechselt und über die Ladetrommel im Aufzug nach oben in die Kanone transportiert.

Granate für Granate fuhr nach oben und verschwand in dem automatischen Geschütz. Dann leuchteten alle Signallampen grün und die Kanone stand auf „Rapid Fire“. Jetzt musste nur noch das Ziel in die Reichweite der Kanone kommen.

**

„Wie bitte, wer will mich sprechen?“ Fragte Kapitän Rannami seinen jungen Leutnant, „Welcher Kapitän von welcher Marine?“

„Äh Verzeihung der französischen Marine und Kapitän, der meint, es ist dringend und äh sein Name ist Kapitän ist…“

„Geben Sie schon her, Leutnant.“ Der stämmige Kapitän riss dem jungen Leutnant den Hörer aus der Hand und plärrte in den Hörer „Kapitän Rannami hier, wer bitte sind Sie und was wollen Sie…“

Dann stockte ihm der Atem, als er erfuhr, dass eine ganze Flotte auf ihn zulief, mit dem Ziel, ein übernommenes Schiff zur Aufgabe zu zwingen, dass seinen Luxusdampfer bedrohte. Rannami fragte noch ein paar Mal nach und bekam alle Antworten, die er brauchte, dann bedanke er sich und legte auf.

Augenblicklich sprang er mit einer Gewandtheit, die man ihm nicht zugetraut hätte aus seinem gepolsterten Ledersessel und strich sich seine weiße Uniform glatt.

Sein 1. Offizier, ein ergrauter Seebär, mit einem weißen Vollbart, hob die linke Augenbraue und schaute seinen Kapitän an, während dieser die neuen Befehle gab.

„Neuer Kurs 120, Achtung Maschine, volle Fahrt vorraus, wir halten direkt auf die angreifende Flotte zu, mal sehen, ob wir denen nicht helfen können.“

Mit einem Blick zu seinem 1. Offizier erklärte er ihm die Lage und dieser brummte nur ein „Verlumpte Piraten, schlage vor, dass wir die Passagiere von den Decks holen, wer weiss, was uns da nachher alles um die Ohren fliegt.“

„Holt mir die Event Chefin her und ihre Kolleginnen auch, wird Zeit, dass ich denen die Lage erkläre.“

Wenig später schauten eine Event Chefin und zwei bildhübsche Damen mit offenen Mündern auf den stämmigen Kapitän mit seinem Ersten Offizier, als er ihnen die gefährliche Situation schilderte.

„Die Passagiere müssen von den Decks gehalten werden, wir lassen bereits die Berieselungsanlage laufen, dieser feine Nebel treibt die von den beiden Oberdecks herunter.“ Dann wurde der Kapitän direkter und schaute seine Event Chefin an.

„Claudett, das hier ist jetzt kein Schickimicki, das da draußen ist bitterer ernst. Da sind Piraten auf unserem Kurs und wenn die Marine die nicht abfängt, dann knallt es mächtig.“

Damit drehte sich der Kapitän zu seinem Radaroffizier „Haben wir das Schiff bereits auf dem Radar?“

„Aye Kapitän, 15 Meilen backbord Südwest auf Kurs 220. Sie müssten das Schiff bald achten sehen können. Die ersten Marineschiffe kommen in die Radarerfassung.“

„Gut wir bringen dieses Piratenpack direkt zu ihren Jägern.“

**

„Clever von dem anderen Kapitän, er hält auf uns zu und kürzt nicht ab, das bringt uns schneller an die Roselle heran.“

„Kapitän der Admiral für Sie auf der abhörsicheren Leitung.“ Der junge Leutnant übergab den Hörer an den Kapitän der Robespierre.

„Ja Admiral, wir haben die Roselle vor uns und sind in weniger als 10 Minuten in Schussweite.“

„Kapitän, sie sind autorisiert tödliche Gewalt einzusetzen, stoppen Sie dieses Schiff auf jede Art und Weise und halten Sie sich dabei auf Distanz, Sie kennen die Warnungen der Admiralität.“

Der Admiral räusperte sich. „Kapitän, sie wissen, was der Präsident befohlen hat – keine Gefangenen – halten Sie sich daran.“

„Jawohl Admiral, wir werden sie stoppen. Was hat der kleine Versorger alles geladen, steht das in den Unterlagen?“

„Selbstverständlich, das ist eines unserer Schiffe. Da steht Treibstoff, Lebensmittel und Munition für die Artillerie, das sind über 20 Paletten mit 155mm Granaten für die diesjährige Übung, das wird einen mächtigen Bumms geben, wenn sich der Sprengstoff umsetzt, bleiben Sie auf Abstand Kapitän. Ende.“

Vor ihnen am Horizont dampfte die Roselle, sie fuhr immer noch mit voller Fahrt und rauchte rabenschwarz aus dem Schornstein.

„Die da haben drüben aber absolut keine Ahnung von Schiffen, die fahren die Motoren sauer, die Diesel müssen schon fast am festfressen sein, so wie dir rauchen, Kapitän.“ Sagte der Beobachter.

„Mit dem Besen sind diese Hexen wohl besser.“ Erwiderte der 1. Offizier bissig.

„Also gut, Entfernung zum Ziel?“

„Entfernung 18 Kilometer Kapitän.“

„Geben Sie Gefechtsalarm.“ Überall auf dem Schiff ging der Alarm hoch und die Seeleute wussten, jetzt wird es ernst.

„Kapitän, Entfernung zum Ziel 16 Kilometer.“

„Gut, geben Sie einen Schuß vor den Bug ab, eine Warnung erhalten sie, vielleicht sind sie ja doch nicht so dumm, wie man sagt.“ Die schwere Kanone schoss und alle warteten sie auf den Einschlag.

Vor der Roselle stieg eine Wassersäule auf. Die Granate war scharf und hatte eine deutliche Fontäne aufsteigen lassen. Aber bei der Roselle gab es keine Reaktion. Sie hielt gerade auf den Luxusdampfer zu, der sich in 16 Kilometer Abstand näherte.

„Also gut, Achtung wir feuern jetzt. 10 Schuß Feuer!“

Die schwere Kanone in der Bugsektion begann zu feuern und schoß im Sekundentakt Granate für Granate auf die Roselle ab.

Nach dem fünften Schuß sah man bereits die ersten Einschläge auf der Roselle. Treffer um Treffer rissen Stücke aus dem Schiff und dann, es war der gerade der siebte Treffer, erfolgte ein Volltreffer im Munitionsladeraum der Roselle.

Ein gleißender Blitz zucke vor ihnen auf und verschwand augenblicklich wieder.

Die Roselle verschwand in einer mächtigen Detonation, eingebettet in eine viele hundert Meter hohen Wassersäule. Kurze Zeit später kam die Druckwelle auf der Robespierre an. Die Bordkanone hatte längst aufgehört zu feuern und dort, wo bis eben noch die Roselle fuhr, war nur noch eine rauchende Wolke, sonst nichts mehr.

„Gefechtsalarm aufheben und geben Sie mir den Admiral.“

Die Roselle und damit die Hexen darauf existierten nicht mehr

**

 

FUTUNA-ALOFI

 

Wir waren in der Nacht nach Fikavi zurückgekehrt und hatten dort unser Schlauchboot wieder aus dem Sand des Strandes ausgegraben. Wir, das waren außer Caroline und mir noch Hannes, Kenta’Mariba und Ma’Feratama.

Tars’fert hatte als letzter Krieger den Schutz der Santre’feraste übernommen. Den jungen Kriegern, welche den mörderischen Kampf überlebt hatten, war von Ma’Feratama klar gemacht worden, das Tars’fert das Kommando hatte. Sollte er Anweisungen geben, waren diese sofort auszuführen!

Das es Ma’Feratama schwer fiel mit uns zu kommen, war mehr als deutlich. Nicht, dass sie Angst gehabt hätte nach Alofi zu gehen und sich Hu’tars Falle zu stellen, nein Ma’Feratama stand ganz andere Ängste aus. Ängste die schlimmer waren, als die Angst vor dem Tod! Viel schlimmer!

Als wir die toten Santre’feraste begruben konnte ich diese Angst zum ersten Mal deutlich in ihren Augen sehen.

Die Angehörigen nahmen Abschied von ihren Lieben als sich Ma’Feratama zurückzog. Mit einem Schlag wurde ihr bewusst, dass sie, Ma’Feratama, die letzte Kriegerin dieses Volkes war welche noch lebte und nicht verhext war! Von jetzt an hing die Zukunft eines ganzen Volkes von ihr ab!

Dabei spielte es keine Rolle, dass dieses Volk auf wenige Dutzend Menschen geschrumpft war. Im Gegenteil, die Tatsache, dass es nur noch wenige Überlebende gab, machte es nur noch viel schlimmer für  sie, denn sollte sie versagen…

Sie trug nun die Verantwortung! Etwas das Ma’Feratama NIEMALS gewollt oder angestrebt hatte.

Als Kenta’mariba, und die anderen das Grab so tarnten, dass es niemals von jemand anderem, als von den Satre’feaste gefunden werden konnte, Caroline und Hannes die Waffen der Söldner zusammentrugen und die jungen Krieger kläglich dabei scheiterten keine Tränen zu vergießen, ging ich zu Ma’Feratama.

Einsam stand sie an dem Platz, an dem die neulich noch trotzig ihr Messer wetzte. Sie schien so vertieft zu sein, dass sie mich nicht bemerkte.

Ich stand nur noch wenige Schritte von ihr entfernt, als ich sie fragen hörte: „Warum? Warum nur dieses eine Mal? Warum damals und nicht jetzt?! Ist das dein Plan!?!“

Was meinte sie damit? War es nur ein einseitiges Zwiegespräch mit… ja mit wem? Mualebda? Und wenn ja, was meinte sie…?

STOPP!- sagte ich mir. –Sie redet nicht mit dir!-

Mit dieser Erkenntnis, dass sie nicht mit mir redete und ich bei diesem Zwiegespräch nichts zu suchen hatte, wollte ich sie aber auch nicht einfach stören oder ihr das Gefühl geben gelauscht zu haben.

Ich schaute mich um und sah einen Schritt hinter mir einen Zweig am Boden liegen. Mit einem großen Schritt trat ich darauf und das Knacken des Zweiges ließ Ma’Feratama herumfahren.

„Was willst du?“

„Wir brauchen dich, wenn wir nach Alofi gehen.“

„Ich kann hier nicht weg. Ich bin der letzte Schutz den sie haben.“

„Bis sich die Söldner neu organisiert haben sind sie sicher. Auf Alofi können wir vielleicht andere Krieger befreien, dann sind wir nicht mehr so hilflos wie jetzt, aber dazu brauchen wir dich bei uns.“

Ma’Feratama rang bis zur Einbruch der Dunkelheit, dann erst erklärte sie sich damit einverstanden mitzukommen.

Nun buddelten Hannes und ich das Boot aus, während die anderen die Umgebung sicherten.

Als wir das Boot ausgegraben hatten, schafften wir es in hinter die Baumgrenze und falteten es auseinander.

Sorgfältig vergewisserten wir uns, dass das Boot noch intakt war und auch der Motor, während der „Lagerung“, nichts abbekommen hatte.

In der Zwischenzeit, hockten Caroline und die anderen über einer Karte Futunas und Alofis und überlegten von wo wir starten sollten und besonders, wo wir auf Alofi an Land gehen sollten.

Uns allen war klar, dass Sinclair die Enge zwischen Futuna und Alofi streng überwachen würde. Besonders die Anlegestelle Alofitai war tabu für uns, denn dort waren mit Sicherheit einige Söldner stationiert.

„Kennst du die Strömungen hier an der Küste?“ Wollte Caroline von Ma’Feratama wissen.

„Nicht genau, aber im groben schon.“ Sie nahm einen Stift den Caroline ihr hinhielt und zeichnete ein paar Linien darauf.

„Die Strömungen verlaufen in etwa so.“ Erklärte sie ihre Eintragungen.

„Das passt“ Hier“, Caroline zeigte auf einen Punkt etwa in der Mitte zwischen Poi und dem Ostzipfel Futunas Aosa, „wenn wir hier starten und etwas aufs offene Meer hinausfahren, können wir ihrer Überwachung sicher entgehen. Dann fahren wir bis Ganiu auf Alofi.“

Ich schaute auf die Karte und überschlug die Entfernungen. Ich hatte den Ladezustand des Elektromotors überprüft, wenn wir nicht zu weit aufs offene Meer fuhren, sollte der Akku dafür ausreichen.

„Was mir Sorgen bereitet ist das Radar hier.“ Ich zeigte auf die höchste Erhebung auf Alofi nördlich von Sa’avaka. „Je nachdem wie gut sie aufpassen, orten sie uns.“

„Ja, das hab ich mir auch überlegt, wir müssen alles an Waffen und anderen Metallgegenständen in einem Netzt unter Wasser hinter uns herziehen, damit werden wir zwar nicht unsichtbar, aber vielleicht halten sie uns dann für Treibgut.“

Eine Hoffnung die sich als falsch erweisen würde…

„Dann lasst uns hier nicht länger Wurzeln schlagen. Bis nach Poi, ist es noch gutes ein Stück, vor allem wenn wir ein Boot durch den Dschungel schleppen müssen.“ Trieb uns Hannes an, also packte jeder von uns an und wir traten unseren Marsch nach Poi an.

**

Hannes trug das Boot alleine, obwohl ich ihm helfen wollte.

„Wie willst du halbe Portion mir beim Tragen helfen?“ Fragte er mich. Tatsächlich, wirklich gerecht ließ sich die Last bei seiner Größe nicht verteilen. Also trugen Caroline und ich die Waffen und Ausrüstung, während Ma’Feratama und Kenta’mariba vor und hinter uns sicherten.

„Schau mal, ist ziemlich leer.“ Flüsterte ich Caroline zu, als wir an Sinclairs Lager bei Tufu’one vorbeikamen.

Die Sonne war gerade aufgegangen und ließ den Strand, die Hütten und den Urwald goldfarben aufleuchten.

In dem Lager schien sich niemand mehr aufzuhalten, lediglich Sinclairs ausgebrannte Prollkarre stand einsam und verlassen da.

„Wo die wohl alle sind?“ fragte sie grinsend.

„Ihr zwei habt einen sehr merkwürdigen Humor.“ Brummte Hannes kopfschüttelnd und ich warf meiner Frau ein Augenzwinkern zu.

Eine gute Stunde später, gerade bevor es richtig heiß wurde, hatten wir unseren Startpunkt östlich von Poi erreicht. Etwa 50 Meter vom Strand entfernt schlugen wir unser Lager auf und warteten auf die Nacht.

Kenta’Mariba  rief Tars’fert und vergewisserte sich, dass alles in Ordnung war.

Tars ‚fert und die jungen Krieger hatten die Höhlen in den Hügeln von Nuku dermaßen gut getarnt, dass kein Söldner sie finden würde, eine Nachricht die Ma’Feratama sehr erleichtert aufnahm.

„Wir müssen die Waffen…“ Caroline brach mitten im Satz ab und starrte durch mich hindurch. Dann fokussierten ihre Augen mich wieder und sie sagte, „Ma’Difgtma ruft mich.“

„Rede du mit ihr“, antwortete ich, „ich mache hier mit Hannes weiter.“

Caroline nickte und ich winkte Hannes zu mir. Gemeinsam reinigten wir die Bushmaster ACR, welche wir von Sinclairs Söldnern übernommen hatten. Neben drei Waffen für Hannes, Caroline und mich, hatten wir noch sechs weitere Gewehre für Sergeant Jorhu´lar und seine Soldaten dabei. Sollten sie nicht verhext sein, konnten sie sicher etwas damit anfangen.

Als die Gewehre gereinigt und geladen waren, packten wir sie zusammen mit der dazugehörigen Munition sowie  Ma’Feratamas und Kenta’Maribas Messer in die Plane, welche  das Boot geschützt hatte als wir es vergraben hatten und schnürten diese halbwegs wasserdicht zusammen.

„So sollte das funktionieren.“ Meinte Hannes.

„Ok, den Rest legen wir ins Boot.“ Nickte ich. Der Rest waren unsere Kriegskeulen, Hannes Schild und natürlich Deckers Schlagstock. Jetzt, da wir verhexten Stammesangehörigen entgegentraten, waren das unsere wichtigsten Waffen.

Das Gespräch mit Ma’Difgtma schien länger zu dauern, denn Caroline saß noch immer mit geschlossenen Augen da und konzentrierte sich bis sie schließlich fertig war, dann rief sie uns zusammen.

„Ich habe neue Informationen.“ Teilte sie uns mit. „Auf Soulebda ist man sich sicher, dass nur wenige Söldner auf Alofi sind. Jedenfalls so wenige, dass wir mit ihnen fertig werden können.“

„Die Sache stinkt doch.“ Kommentierte Hannes. „Die sperren jede Menge Stammesangehörige ein und lassen sie nur von ein paar Söldnern bewachen?“

„Ja, erstens: Sinclair hat gerade Personalmangel. Ersatz ist von Wallis unterwegs, aber noch nicht einsatzbereit. Zweitens glaubt Ma’Difgtma dass Hu’tars alles daran setzt, so wenige Söldner wie möglich auf Alofi zu haben, damit sie, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist, mit Hilfe der verhexten Kriegern die Macht über Futuna an sich bringen kann.“

„Können wir die verhexten Krieger von ihrem Fluch befreien?“ wollte Kenta’Mariba wissen.

„Bis jetzt leider noch nicht, aber Ma’difgtma und Xialorenga sind überzeugt, dass sie zusammen mit Vera und ihrem Team eine Lösung finden können. Doch selbst wenn wir es schaffen Hu’tars Helferinnen auszuschalten, stehen die Stammesangehörigen vorerst immer noch unter ihrem Einfluss, bis wir den Fluch brechen können.“

Fluch brechen… ich schloss unwillkürlich die Augen. Verdammt, warum konnte sich mein Gehirn damit nicht abfinden? Ich wollte an dieses… dieses Vorhaben glauben, doch noch immer schien ich eine Sperre  im Kopf zu haben, die Hexerei als Aberglauben abtat.

Eine Sperre die sagte, -Mach dich nicht lächerlich! Hau der Alten eine auf die Rübe, dann war es das mit ihrem Einfluss über die Santre‘feraste!-

„Peter!?“

„Sorry Schatz. Ich… Du weißt schon…“

„Ja ich weiß! Peter, könntest du dennoch versuchen dich zu konzentrieren?“

„Bin ganz Ohr, Schatz.“

„Veronique ist mit einer Luftlandeeinheit unterwegs nach Wallis und wird dort morgen die Mienen stilllegen. König Sevate wird Heylah in zwei Tagen offiziell um Hilfe bitten. Ist das geschehen, wird Veronique mit einer weiteren Luftlandeeinheit auf Futuna landen und Trafalgar ein Ultimatum stellen, Futuna innerhalb von 12 Stunden zu verlassen, dann wird Sinclair dort alle Hände voll zu tun haben.

Mein Vorschlag wäre also, Hu’tars Helferinnen und die auf Alofi stationierten Söldner auszuschalten. Doch anstatt die verhexten Stammesangehörigen einfach zu befreien, belassen wir sie auf Alofi und lassen sie von Jorhu´lar und seinen Soldaten verteidigen.“

„Wir führen sie nicht zurück nach Futuna?“ wollte Ma’Feratama wissen.

„Nein, solange sie verhext sind könnten sie unsere Truppen angreifen, das dürfen wir nicht riskieren. Wir lassen sie hier, bis wir den Fluch brechen können.“

Wieder kämpfte Ma’Feratama mit sich, doch sie schien die Logik hinter Carolines Plan zu verstehen, auch wenn sie sicher gehofft hatte einen Krieger zu finden, der ihr die Verantwortung über das Volk der Santre’feraste abnehmen würde.

„Gut, ich bin einverstanden.“

„Dann sollten wir uns bis heute Nacht ausruhen. Falls der Motor unterwegs den Geist aufgibt, müssen wir paddeln.“ Schlug Hannes vor und er hatte Recht, also schlugen wir uns aufs Ohr, während Kenta’Mariba und Ma’Feratama über uns wachten.

**

Gegen zweiundzwanzig Uhr schoben wir das Boot ins Meer und sprangen hinein. Die Plane mit den Waffen ließen wir unter Wasser gleiten und Hannes warf den Motor an. Leise summte der Elektromotor als Hannes das Steuer übernahm.

„Wie weit soll ich rausfahren?“

„Etwa zwei Kilometer. Aber nicht zu schnell, wenn die Radarstation auf uns aufmerksam wird, weil wir zu schnell sind, ist unsere Tarnung hin.“

„Alles klar.“

Wir machten uns so klein wie möglich während Hannes langsam Kurs aufs offene Meer nahm. Mit unserem Haken aufs offene Meer, den wir schlagen wollten, hatten wir eine Strecke von etwa circa acht Kilometer vor uns, das entsprach etwa eine Stunde Fahrt, wenn wir alles aus dem Elektromotor herausholen würden, doch da wir uns als Treibgut tarnten, würde die Fahrt mindestens fünf Stunden dauern. Jetzt tuckerten wir langsam nach Südosten.

Als wir aus dem Radarschatten der Landspitze Asoa herauskamen erfasste uns die Radarstation auf den Hügeln über Sa’avaka das erste Mal.

**

„He, sieh mal.“ Stieß einer der beiden Söldner, welche dort Dienst taten den anderen Söldner an und zeigte auf das Echo, das wir warfen.

„Was glaubst, was das ist?“

„Keine Ahnung, ein Boot? Wie schnell ist es?“

Der Söldner verglich die Zahlen, welche ihn das Gerät anzeigte mit den vorherigen. „Etwas über eine Seemeile pro Stunde.“

„HHMMM. Der andere Söldner nahm eine Karte der Küste, auf der auch die Strömungen rund um Futunas Küsten eingezeichnet waren und studierte die Karte.

„Könnte auch Treibgut sein, Geschwindigkeit und Richtung passen zu den Strömungen hier.“

„Und wenn es ein Boot ist? Sinclair sagte, dass wir ja aufpassen sollen und er uns die Köpfe abschneidet, wenn wir etwas übersehen.“

„Ja, aber er meinte damit eine Landung fremder Kräfte auf Futuna, kein Stück Treibholz.“

„Ich wär dafür, dass wir ein paar unserer Jungs rausschicken, damit sie nachsehen können.“

DIE schneiden dir den Kopf ab, wenn du sie wegen einem Stück Treibholz aus dem Bett holst und nachts aufs Meer raus schickst.“

Damit hatte er nicht ganz Unrecht. In Leave gab es nur zwei Boote, welche täglich um Futuna und Alofi herumfuhren und nach uns suchten.

„Und wenn es doch ein Boot ist?“

Der andere Söldner sah wieder auf den Bildschirm, dann wieder zur Karte. „Wenn es Treibgut ist wird es hier nach Nordost treiben.“ Er zeigte auf eine Stelle nördlich von Alofitai. „Falls nicht, wissen wir dass es ein Boot ist und wir rufen die Jungs in Leave, die sind schnell genug um es abzufangen.“

„Gut. So machen wir es.“ Er starrte den Bildschirm an, während es sich der andere Söldner wieder bequem machte. „Bei der Geschwindigkeit, dauert es noch beinahe zwei Stunden bis sie den Punkt erreichen, bleib locker.“

**

Beinahe lautlos glitten wir über das Wasser. Das leise Summen des Elektromotors ging in dem leisen klatschen der Wellen an unser Boot unter.

„Ich sehe die Küste nicht mehr, glaubst du wir sind noch auf Kurs?“ fragte ich Caroline flüsternd.

Die schaute zum Heck, wo Hannes und Ma’Feratama saßen. In unregelmäßigen Abständen stieß diese Hannes an und veranlasste ihn den Kurs etwas zu ändern.

„Da bin ich mir sicher.“ Flüsterte Caroline zurück.

„Warum flüstern wir eigentlich? Hier ist weit und breit niemand.“

„Stimmen kann man nachts über Wasser meilenweit hören.“ Belehrte mich Caroline eines Besseren.

Nach einer weiteren Stunde ließ Ma’Feratama Hannes einen südlichen Kurs nehmen. „Wir haben etwa die Hälfte der Strecke geschafft.“ Murmelte Kenta’Mariba. „Noch zwei Stunden, dann haben wir es geschafft.“

„Schafft der Motor das?“ fragte ich Hannes, der auf die Frage hin den Ladzustand des Akkus überprüfte.

„Wenn nichts dazwischen kommt, ja.“ Gab er zurück.

„Wird Zeit, ich komme mir vor wie eine langsame Zielscheibe.“ Murmelte ich.

**

„Es treibt nicht nach Norden! Es hat einen Haken nach Süden geschlagen!“ rief der Söldner. „Ich hatte Recht, das ist verdammtes Boot. Da versucht jemand unerkannt nach Alofi zu gelangen!“

Sein Partner schnappte sich noch einmal die Karte mit den Strömungen und verglich sie mit unserem Kurs. Egal wie sehr er den Streber am Radar dafür hasste, dass dieser Recht behalten hatte, er musste sich eingestehen, dass der Kurs, welches das Radar anzeigte, nicht mit den Strömungen übereinstimmte.

„Ok, du hattest Recht. Lass uns die Jungs in Leave aus dem Bett werfen.“ Und er griff zum Telefon.

Nur fünf Minuten später sprangen vier Söldner, welche in Leave stationiert waren, in ihr Boot und legten ab. Das Boot, war ein älteres Fischerboot, welches Sinclair kurzerhand beschlagnahmt hatte und mit einem MG am Bug ausrüstet hatte.

Nunn fuhr das Patrouillenboot mit seiner Höchstgeschwindigkeit von zehn Knoten aus dem Hafen von Leave und nahm Kurs auf die Enge zwischen Futuna und Alofi.

**

„Ma’Feratama schätzt noch etwa zwei Kilometer.“ Teilte uns Kenta’Mariba mit. „Ich kann die Brandung hören, wir haben es bald geschafft.“

Ok, ich konnte zwar keine Brandung hören, doch ich hatte auch nicht das Gehör eines Schattenkriegers. Zum hundertsten Mal zog ich an der Schnur, an der die Plane unter Wasser befestigt war und vergewisserte mich, dass die Waffen noch da waren.

Langsam entspannte ich mich etwas, denn hätte die uns Radarstation auf Alofi geortet, wüssten wir es längst.

Dann sprangen Ma’Feratama und Kenta’Mariba gleichzeitig auf und starrten in die Nacht.

OHHH Scheiße!!! Ich wusste genau was das hieß und auch Caroline hatte die Situation erfasst.

„Peter! Die Waffen aus dem Wasser! Hannes! Vollgas in Richtung Küste!“

Hannes beschleunigte, wobei sich aus dem Elektromotor nicht allzu viel herausholen ließ.

„Kenta’Mariba?“ fragte Caroline

„Ein Boot, es kommt von Südwesten auf uns zu.“

„Werden wir die Küste vorher erreichen?“

„Können wir schneller fahren?“ wollte er wissen.

Caroline schaute zu Hannes der den Kopfschüttelte.

„Nein.“
„Dann werden sie uns vorher einholen. Sie scheinen nur wenig schneller zu sein als wir, aber sie sind schneller.“

Mittlerweile hatte ich die Waffen aus dem Wasser geholt und riss die Plane auf. Schnell hatte ich ein Gewehr genommen, mich vergewissert, ob es geladen war und es Caroline gegeben. Dann lud ich ein zweites und machte mich bereit.

„Wenn sie keine Nachtsichtgeräte haben, sehen sie uns genauso, wie wir sie. Ich hoffe nur, sie haben keine schweren Waffen an Bord.“

Sie nahm das Gewehr entgegen und klappte das Zweibein aus. „Du nimmst die linke Seite, ich die rechte.“

„Alles klar Schatz.“

„Hannes sobald wir schießen, ruf ich dir Back oder Steuerbord zu, dann lenkst du in die Richtung.“

„Geht das auch mit rechts und links?“ wollte er wissen und ich musste grinsen. Typisch unser Großer!

„Rechts und links geht auch.“ Lachte Caroline, trotz der ernsten Lage.

Weit entfernt sah ich helle Gischt aufspritzen, die von einem Schiffsbug geteilt wurde und der hielt genau auf uns zu.

„Hannes, nach links. Versuch zwischen sie und die Küste zu kommen.“

„Verstanden.“

Caroline richtete den Lauf der Bushmaster in Richtung des Schiffsbugs und schätzte die Entfernung. „Peter, immer nur ein Schuss. Keine Feuerstöße, das verrät sonst unsere Position zu genau.“

„Alles klar Schatz.“

**

„Sie fahren jetzt schneller.“ Meldete die Radarstation. „Nehmt Kurs 060, dann könnt ihr ihnen den Weg abschneiden.“

**

Nun wurde aus dem schmalen hellen Streifen ein längerer Streifen.

„Sie ändern den Kurs und wollen zwischen uns und Alofi zu kommen.“

Dann blitze es über dem Bug des Schiffes auf und nach etwas mehr als zwei Sekunden hörte man das typische Rattern eines MGs.

„Da!“ Caroline zeigte auf eine Stelle 50 Meter rechts von uns. „Sie haben keine Nachtsichtgeräte, sonst wären die Einschläge näher. Hannes etwas links. Vielleicht kommen wir an ihrem Heck vorbei zur Küste.“

Wieder blitze es auf und diesmal brauchte das Rattern nur zwei Sekunden, bis wir es hörten und auch die Einschläge kamen näher.

„Wir warten bis sie auf 500 Meter herangekommen sind, dann schießen wir zurück. Warte bis sie schießen, dann feuerst du auf das Mündungsfeuer.“

Ich hob den Daumen und visierte das Boot an. „Alles klar!“

Es blitzte auf und die Kugeln  schlugen nur etwa 10 Meter von uns entfernt ins Wasser, dann feuerte Caroline. Auch ich hatte auf das Aufblitzen gezielt und schoss.

„Rechts!“

Hannes schlug einen Haken und schon Sekunden später stiegen kleine Fontänen auf, wo gerade eben noch unser Boot war.

Wieder schossen wir zurück und nach jedem Schuss ließ Caroline Hannes den Kurs wechseln. Doch das Boot der Söldner kam unaufhaltsam näher und noch schlimmer, es drängte immer weiter aufs offene Meer!

**

„Was soll das heißen, diese Wilden haben eure Truppe massakriert?“

Brüllte Nguyen Hunt an.

„Sie hatten Hilfe. Auf Futuna muss eine militärische Spezialeinheit sein, die ihnen geholfen hat unsere Truppe in einen Hinterhalt zu locken. Was ist mit dieser alten Hexe, wieso wusste sie nichts von dieser Einheit?“

„Keine Ahnung, sie hat mir versichert, dass niemand unbemerkt auf Futuna landen könnte, ohne dass ihre übernommenen Krieger es mitbekommen würden.“

„Marcel, die Dinge hier laufen aus dem Ruder, ich habe den Verdacht, dass man uns zwingt unsere Kräfte zu teilen und uns von etwas ablenken will.“

„Niemand ist hier abgelenkt!“ brüllte Nguyen in den Hörer und Hunt sah das Telefon erstaunt an. So hatte sie Nguyen noch nie erlebt In vorherigen Krisensituationen war er immer beherrscht gewesen, hatte nie da Ziel aus den Augen gelassen…

„Was ist mit der Reginald Huller? Hat sie ihre Ladung übernommen?“ wollte Hunt wissen um die Situation etwas zu entschärfen.

„Was?“

„Die Huller! Sie sollte in Bahrain Öl übernehmen. Ist das geschehen?“

„Weiß ich nicht.“

-Er weiß es nicht!- Hunt war wie vor den Kopf geschlagen. Zwölf Jahre harte Arbeit hatten sie in das Projekt Deprimeris investiert, dazu Millionen Euro und Dollar. Jahrelang hatten sie auf diesen Moment hingearbeitet und jetzt wusste Nguyen nicht, ob der wichtigste Teil ihres Unternehmens abgeschlossen war? Was zum Teufel war mit Nguyen los?

„Marcel, die Huller ist wichtig! Wenn sie nicht…!“

„Ich weiß wie wichtig die Huller ist.“ Brüllte Nguyen.  „Ich kümmere mich darum! Kümmere du dich um diese Scheißinsel!“

Hunt schloss die Augen und sah einen Zug gegen eine Wand rasen. -Er verliert den Überblick! Gifferton hat ihn…-

„Wir haben sie!“ kam Sinclair herangestürmt.

„Wen habt ihr?“ fragte Nguyen.

„Diese Mistschweine. Sie versuchen nach Alofi überzusetzen. Das Radar dort hat ihr Boot erfasst und ich habe ein Patrouillenboot ausgeschickt.“

„Woher willst du wissen, dass sie es sind?“

„Wer sollte sonst jetzt versuchen sich nach Alofi zu schleichen.“

„Ich hoffe doch, diesmal stellt sich deine Truppe nicht so stümperhaft an.“

„Keine Sorge, auf dem offenen Meer können sich auch diese Wilden nicht verstecken. Diesmal haben wir sie am Arsch.“

**

Ich zielte und schoss.

„Links!“ rief Caroline und Hannes riss das Steuer herum.

Mittlerweile war das Patrouillenboot auf  150 Meter herangekommen und die Söldner hatten mitbekommen, dass wir zurückschossen. Anfangs hatte das Mündungsfeuer des MG mittig des Bootes ein gutes Stück über dem Wasser gelegen. Wahrscheinlich hatten sie von der Brücke aus geschossen, jetzt blitzte das Mündungsfeuer knapp über der Wasserlinie auf, wo sie anscheinend hinter der Bordwand Schutz gesucht hatten.

„Schlag einen Haken, dann kommen wir hinter sie!“

„Das nütz nichts! Sie haben uns mindestens 2000 Meter aufs Meer gedrückt. Der Motor ist am Abkacken, wir sollten in Erwägung ziehen die Schwimmflügel anzuziehen.“

„Wie meinst du das?“

„Wir springen über Bord, lassen das Boot weiterfahren und warten, bis sie an uns vorbei sind, dann schwimmen wir zur Küste.“

„Aber dann verlieren wir die ganze Ausrüstung!“

„Tja wenn sie uns versenken ist die Ausrüstung auch zum Teufel.“

Wie zur Bestätigung schlug nur einen Meter vom Boot entfernt eine MG Grabe ins Wasser.

„Da ist etwas Wahres dran, Großer.“

„Und wenn sie das Boot einholen und feststellen, dass es leer ist. Wir schaffen es in der Zeit niemals bis zum Strand.“ Gab ich zu bedenken.“

„Kenta’Mariba?“

„Schwimmen!“

„Ma’Feratama?“

„Wir haben keine Wahl, schwimmen.“

„OK Großer, bring uns so nah an den Strand wie es geht.“

„Dann kommen wir aber ziemlich nah an ihnen vorbei, haltet sie mir vom Leib, dann müssen wir nicht so weit schwimmen“

„Machen wir.“ Caroline schob ein neues Magazin in die Bushmaster und jagte einen langen Feuerstoß gegen das Boot. „Jetzt darfst du dich austoben.“ Rief sie mir zu und auch ich jagte ein ganzes Magazin hinaus.

**

„Todesschatten“

„Kapitän?“ summte die Sprechanlage in Tamars Kajüte.

„Ja, Beredin.“

„Da draußen tut sich was.“

„Geht das auch etwas genauer?“

„Da ist eine Verfolgungsjagt im Gange, Entfernung von uns, weniger als dreitausend Meter.“

„Bin auf dem Weg.“ Tamar verließ seien Kajüte und begab sich zu Beredin in den Sonarraum.

„Hier“, Beredin zeigte auf seine Instrumente, „das ist ein Fischerboot, das wild zickzack fährt. Erst dachte ich der Skipper wäre besoffen, dann fiel mir ein weiterer Motor auf, ein Elektromotor… Ich hab die Lauscher aufgestellt und höre das hier.“ Er drückte eine Taste und das Rattern einer Waffe die Dauerfeuer schoss war zu hören.

„Ein Elektromotor? Unsere Passagiere hatten einen Elektromotor.“

„Es ist nicht genau derselbe, aber mit Sicherheit das gleiche Modell.“
„Ich bin in der Zentrale!“ Tamar lief zur Zentrale wo Nazath schon am Periskop stand.

Ohne das Tamar es befehlen musste, fuhr das Periskop aus und die Monitore um ihn herum erwachten zum Leben.

„Nachtsicht!“

Ein hellgrünes Bild erschien und schon Sekunden später hatte Tamar die beiden Boote auf dem Schirm.

Bei beiden blitze Mündungsfeuer auf, doch es schien klar zu sein, dass das Zodiac-Boot den Kürzeren ziehen würde.

Als Tamar das Zodiac heranzoomte erkannte Nazath sofort den Steuermann. „He, das ist doch einer unserer Passagiere?!“

„Stimmt!“ Und als er Caroline erkannte meinte er, „Und die anderen zwei dort kennen wir auch.“

„Miriam?“

„Wir empfangen von Alofi ein starkes Radarsignal, eindeutig militärischer Art. Das Fischerboot scheint von der Radarstation geleitet zu werden. Selbst wenn sie in der Dunkelheit an dem Fischerboot vorbeikommen, wird das Radar sie weiter erfassen. Das Zodiac kann unmöglich entkommen!“

„Brennen wir den bösen Verfolgern einen Torpedo vor den Latz!“ schlug Beredin aus dem Sonarraum vor.

Tamar ließ sich den Vorschlag durch den Kopf gehen. „Entfernung zwischen den Booten?“

„Weniger als 100 Meter, wenn wir dem Fischerboot einen Torpedo verpassen, versenken wir das Zodiac gleich mit.“ Gab Miriam zu Bedenken.

Wieder schaute Tamar auf durch das Periskop, dann sah er zu Nazath. „Was denken sie?“

„Dasselbe wie sie!“

„Miriam?“

„Legen wir los, die Zeit arbeitet gegen unsere Freunde.“

Tamar griff zum Mikrofon und drückte den Alarmknopf und ein schriller Alarm Ton hallte durch das U-Boot.

„Tauchoffizier! Auftauchen!

„Auftauchen!“ bestätigte der Tauchoffizier.

„Volle Kraft voraus!“

„Maschine geht auf volle Kraft.“ Kam es vom Ingenieur.

„Achtung Kollisionsalarm! Aufprall mit dem Bug!“

Überall im Boot wurden alle lose herumliegenden Gegenstände gesichert, damit diese nicht bei der Kollision als Geschosse herumfliegen konnten.

„Torpedoraum! Laden sie eine Antischiffsrakete!“

„Verstanden, lade Antischiffsrakete!“

„Waffenoffizier, Ziel- stärkste Radarquelle auf Alofi!“

„Verstanden Ziel-Radar auf Alofi.“

„Zielerfassung steht!“ kam die Bestätigung.

„Feuern nach Kollision!“

„Bestätige, abfeuern der Waffe, nach Kollision.“

„Nazath! Aufprall?“

„Aufprall in zehn, neun, acht, sieben…

**

Das Fischerboot war jetzt so nah, dass es sich deutlich gegen den Nachthimmel abhob. Caroline und ich wechselten und jetzt beim Schießen ab und hinderten die Söldner so, gezielt nach uns zu schießen. Dennoch hatte unser Boot mittlerweile schon einige Löcher abbekommen.

Gerade schoss Caroline ihre Bushmaster leer und ich übernahem, damit sie nachladen konnte.

Ich zielte auf die beiden Gestalten im Bug und die schossen zurück. Hätte Hannes nicht dauernd Haken geschlagen, hätten uns die Kerle längst zu den Fischen geschickt.

„Ich hab noch zwei Magazine.“ Rief Caroline, Ein schneller Blick zur Seite, sagte mir, dass es bei mir auch nicht besser aussah.

Ich legte wieder an um zu schießen, als vor uns das Meer zu kochen schien.

Nur 50 Meter vom Fischerboot entfernt erhob sich ein schwarzes Seeungeheuer aus der Tiefe und raste auf das Fischerboot zu.

Ich bildete mir sogar ein, die entsetzten Gesichter der Söldner zu sehen, als sie das Ungeheuer angriff.

Doch dieses Ungeheuer hatte keine leuchtenden weißen Zähne, es war nur ein dunkler Schatten der sich in die Mitte des Fischerbootes bohrte und es krachend und kreischend in zwei Teile schnitt.

Wie ein heißes Messer durch Butter schnitt der Kiel des U-Bootes durch das Fischerboot und drückte die beiden Teile unter Wasser.

Sprachlos starrten wir alle zu der Stelle, an der sich das Drama abspielte.

Dann erreichten uns auch schon die Wellen, die unser Boot beinahe zum Kentern brachten. Schnell ließ ich die Waffe fallen und hielt mich an der Sicherungsleine des Bootes fest.

Ich sah mich um und erleichtert stellte ich fest, dass auch von den anderen keiner über Bord gegangen war.

Kaum dar das Heck des U-Bootes durch die Trümmer geglitten, tauchte es auch schon wieder in die Tiefe ab.

Das Wasser kochte noch, als ein schmaler Zylinder die Wasseroberfläche durchstieß und sich mit einem hellen Feuerschweif in den Himmel erhob.

Die Söldner in der Radarstation sahen nur ein riesiges Echo, welches mit ihrem Boot verschmolz, dann ein zweites, welches sich schnell auf sie zubewegte. Auch wenn die Söldner Mistkerle waren, sie waren keine Idioten und wussten genau, was in wenigen Sekunden auf sie herunterfallen würde und so rannten sie um ihr Leben.

Keine zehn Sekunden später löste sich die Radarstation in einem Feuerball auf und der Berg, hatte keine Spitze mehr, sondern ein fünf Meter tiefes und fünfzehn Meter breites Loch.

Die Explosion war so heftig, dass sie selbst in Sinclairs Hotel in Maopo’opo noch deutlich zu hören war.

„Was war das?“ fragte Hunt und lief mit Sinclair auf den Balkon, wo im Osten der Nachthimmel rot glühte. Sinclair aber, starrte nur still nach Osten…

**
Der Akku schaffte es bis zweihundert Meter vor den Strand, dann verließ er uns.

„So Leute, ab hier heißt es paddeln.“ Stellte Hannes nüchtern fest. Während Caroline, Hannes und ich die Gewehrkolben als Paddel benutzten, glitten Kenta’Mariba und  Ma’Feratama ins Wasser und zogen das Boot schwimmend weiter. Schließlich brachten wir das Boot gemeinsam zum Strand.

Vergraben mussten wir das Boot nicht mehr. Neben diversen Löchern welche das Boot unbrauchbar machten, hatte wohl die ganze Insel mitbekommen, dass wir angekommen waren.

Um unsere Spuren kümmerten sich Kenta’Mariba und Ma’Feratama. Kaum hatten wir den Dschungel erreicht, waren diese nicht mehr zurückzuverfolgen.

Bevor sich das Dach des Dschungels über mir schloss, warf ich einen letzten Blick auf die brennende Bergspitze, die uns wie ein Leuchtfeuer die Richtung angab.

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Es dämmerte auf Soulebda bereits. Auf dem Julam’da Airfield nördlich des Vulkans Aining u’Alara standen zwei rabenschwarze Osprey Schwenkrotorflugzeuge. Mehrere Lkw standen um die Flugzeuge herum und Material wurde umgeladen.

Zwei Generatoren versorgten die Bordelektronik der massigen Schwenkrotorflugzeuge mit dem nötigen Strom, während an Bord die Navigatoren den Kurs absteckten und in die Borcomputer eingaben.

Das rechte Flugzeug wurde von einer hübschen Frau flankiert, Veronique Schubert Soolef´ta, der Verteidigungsministerin und eine der besten Kämpferinnen.

Sie verabschiedete sich gerade mit einigen innigen Küssen von ihrem Ehemann Bernd Schubert, der bereits in seiner Fliegermontur war aber noch keine Anzeichen machte, eines der Flugzeuge zu besteigen.

Schließlich stiegen die Soldaten des Kommandos in die beiden Osprey und deren Motoren heulten auf. Mit dem Schließen der Laderampen hoben die beiden unbeleuchteten Maschinen ab und verschwanden in der aufkommenden Dunkelheit. Ihr Ziel lag draußen, süd-südöstlich von Soulebda.

Eine Stunde später hob noch ein Flugzeug ab, diesmal war es Bernd Schubert mit seinem Team in der legendären Condor 3. Da diese Maschine schneller als die Ospreys fliegen konnte, aber erst später da zustoßen musste, startete sie erst jetzt.

Der Flug von Condor 3 ging ebenfalls nach Süd-Osten Richtung Wallis und Futuna und befand sich damit im nördlichen Bereich des Übungsgebietes.

In diesem großen Übungsgebiet, das sich von den Solomon Inseln über Samoa bis hinunter Richtung Neuseeland zog, fand die großangelegte maritime Übung „Golden Anker“ statt, an der sich mehrere Marinen der angrenzenden Länder und geladene „Gäste“ beteiligten.

Diesmal stellte die elektronische Kriegsführung eine besondere Schwierigkeit dar und die Teilnehmer wollten allesamt beweisen, wie sie sich gegen diese Form der Bedrohung wehren könnten.

Mittlerweile war auch die USS Theobald mit ihrem gewaltigen Begleit-Tross eingetroffen. Die USS Theobald war einer der modernsten Flugzeugträger der Welt und hatte in diesem Gebiet die USS Stennis vor einem halben Jahr abgelöst.

Mit in diesem amerikanischen Tross lief auch die nagelneue USS Montenary mit, eines der modernsten US Schiffe der Zumwalt Klasse.

Seit mehreren Minuten betankten die Tankflugzeuge der Theobald die beiden Ospreys über der See und als Condor 3 eintraf. Auch die Maschine wurde betankt und man wünschte dem seltsamen Verband aus Soulebda einen guten Weiterflug.

Dass die Condor 3 später noch eine besondere Rolle spielen würde war den wenigsten Seeleuten bekannt und selbst auf der USS Theobald wussten zu diesem Zeitpunkt nur drei Mann davon.

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Der „Hexenbesen“ zog einsam seine Kreise über der Südsee.

Bei dem Fluggerät besagter Hexen handelte es sich um eine Grumman E-2C Hawkeye der USS Theobald, mit dem Rufnamen „Eagle two“.

Hexenbesen hieß er lediglich, da die Crew fast ausschließlich aus Frauen bestand und lediglich der Bordmechaniker war ein Mann war. Irgendwann einmal hatte es einen Streit zwischen Theresa Fuller, der Pilotin und dem CAG der Theobald gegeben, bei dem die Worte fielen, „Fuller, schwingen sie ihren Hintern in ihren verdammten Hexenbesen!“, und damit hatte sich der Name fest etabliert.

Aus Trotz hatte Fullers Crew eine vollbusige, gutaussehende Hexe auf den Rumpf gemalt, die auf ihrem Besen, bei Vollmond, durch die Nacht ritt. Darunter war der Schriftzug -Ich sehe dich!- zu lesen.

Nun kreiste der Hexenbesen seit zwei Tagen über der Theobald

und mit ihrem Radar überwachte der Besen weite Teile der Südsee, wobei sein Hauptaugenmerk die Inselgruppe Wallis und Futuna galt.

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Drei Formationen Flugzeuge nahmen Kurs auf die Insel Wallis.

Zwei Ospreys waren von Soulebda gestartet um Veronique mit ihrer Luftlandeeinheit nach Wallis bringen, um dortTrafalgars Mienen zu schließen.

Die Zweite Formation bestand aus zwei CASA CN-235 Transportmaschinen welche von Brisbane nach Wallis unterwegs waren und Ersatz für die Söldner brachte, die Sinclair von Wallis nach Futuna beordert hatte. Diese hatten natürlich den Auftrag Veroniques Vorhaben zu vereiteln.

Auch wenn Nguyen seine Aufmerksamkeit teilen musste, er begriff, dass er seine Mienen, welche ihm viel Geld einbrachten, nicht ungeschützt lassen durfte.

Jemand griff ihn an und wer immer das war, Nguyen war sicher, dass nach Futuna, Wallis das wahrscheinlichste Ziel darstellen würde. Außerdem, stellte diese Truppe eine wertvoll Reserve da, falls dieser Stümper Sinclair, auf Futuna nocheinmal Mist bauen sollte.

Diese Flugzeuge flogen Nordöstlich über die Fidschi Inseln hinweg, wo die die dritte Formation wartete.

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Der Hexenbesen der Theobald hatten die Flugrouten welche nach Wallis führten strengstens überwacht.

Der CAC hatte Fuller mit der Aufforderung überrascht, mit ihm zusammen bei Admiral Folkers zu erscheinen.

Der wiederum hatte sie mit dem Befehl überrascht, ihr Hauptaugenmerk nicht auf das Südchinesische Meer zu lenken, wo es gerade heiß her ging, sondern auf die Inselgruppe Wallis und Futuna.

Auf Theresas Frage, warum sie Wallis genau überwachen sollte, erhielt sie von Folkers lediglich ein, „Geheim! Also Klappe zu und melden sie sofort, wenn etwas Kurs auf Wallis nimmt!“, als Antwort.

Folkers war ein verdammt guter Menschenkenner und sah das misstrauische und wütende Aufflackern in Fullers Augen.

Da lief ein heißes Ding im Chinesischen Meer und sie und ihre Crew wurden aus dem Verkehr gezogen, zumindest sah Fuller das so. Für Fuller hieß das nichts anderes als, „Wir wissen nicht genau, ob sie dieser Aufgabe gewachsen sind“.

Tatsächlich hatte Folkers Fuller persönlich ausgewählt, da er sehr wohl mitbekommen hatte, dass Fuller und ihre „Hexencrew“ eine der besten Eagle Besatzungen der Navy war, wenn nicht sogar die beste überhaupt. Und wenn Folkers ehrlich zu sich selbst war, jede andere Reaktion Fullers hätte ihn enttäuscht.

„CAC, warten sie kurz draußen!“

Folkers wartete bis der die Kajüte verlassen hatte und wandte sich dann an Fuller, die jetzt viel strammer dastand als vorher. Das Misstrauische in Fullers Augen war verschwunden, dafür hatte die Wut deutlich zugenommen.

-Gut- dachte sich Folkers, baute sich vor Fuller auf und durchbohrte sie mit seinem gefürchteten Admiralsblick.

„Was sie jetzt hören, wird diesen Raum nicht verlassen! Ein Wort davon draußen und sie sitzen den Rest ihres Lebens nicht einfach im Knast, sondern im dunkelsten Loch Alaskas, das ich für sie finde! Haben sie das verstanden?!“

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Da Wallis und Futuna nicht DIE Touristenziele waren, hielten sich die Flüge nach Wallis in Grenzen, bis schließlich Trafalgar einen Flug von Brisbane nach Futuna startete.

„Skipper“, rief Sandra Jason die Radarspezialistin, „ich habe hier einen Flug, Brisbane-Wallis. Zwei Transportflugzeuge Casa CN 235.“

„Verstanden. Tonja, melde die Kontakte an die Leitstelle.“

Tonja Hazard, die Copilotin des Hexenbesens griff zum Funkgerät und rief die USS Theobald an.

Kurze Zeit später meldete sich Leitner, der Captain der USS  Theobald, bei Folkers.

„Ja Tom?“

„Admiral, wir haben zwei Transporter von Trafalgar Air die nach Wallis wollen.“

„Verstanden, melden sie die genauen Flugbewegungen dem Flottenkommando, ohne Verschlüsselung.“

„Ay, Admiral.“

So ging die Meldung über die Flugbewegungen von und nach Wallis ohne verschlüsselt zu werden nach Norfolk, allerdings nicht ohne das andere Empfänger mithörten.

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Bernd hängte sich 30 Meilen hinter Labasa, dem Flughafen der Fidschi Inseln, an die Casas Flugzeuge Trafalgars.

Als sie weit genug von den Fidschis weg waren, um nicht den Flugverkehr dort zu gefährden, schaltete Bernd den Radarstörer ein und setzte sich hinter die beiden Flugzeuge.

Die beiden Casas flogen in einer Zweierkette, bei der das linke Flugzeug führte.

„Die scheinen uns nicht zu bemerken.“ stellte Esrom fest.

„Scheint so. Aber keine Sorge, wir wecken sie auf.“ Er stellte sein Funkgerät auf den offenen Kanal und drückte die Sprechtaste.

„Achtung Flug 3/85 Brisbane-Wallis! Hier ist Condor drei der Soulebdalesischen Luftwaffe!

Der Staat Soulebda hat eine See und Luft Blockade für alle Flugzeuge und Schiffe der Trafalgar-Gruppe errichtet, welche nach Wallis oder Futuna wollen. Drehen sie ab!“

„Was? Wer sind sie und was soll der Quatsch?“ kam die Antwort .

„Ich bin Pilot der Streitkräfte Soulebdas und habe sie genau auf der 6 Uhr Position. Derehen sie ab und nehmen sie einen anderen Kurs!“

Die Piloten und Copiloten der Casas schwenkten kurz um Sicht nach hinten zu haben und sahen ein zweimotoriges Flugzeug hinter sich, welches offensichtlich eine ehemalige Frachtmaschine war.

„Hören sie, sie Schwachkopf, verschwinden sie, bevor ich sie der internationalen Luftfahrbehörde melde!“ erteilte einer der Piloten Bernd eine Abfuhr.

„Die nehmen uns nicht ernst, ts ts ts.“ Sagte Esrom.

„Vielleicht erklärst du es ihnen einmal.“

„Ok.“

Esrom schaltete die Chain Gun unter der rechten Tragfläche scharf und jagte einen Salve Leuchtspurgeschosse zwischen den Casas hindurch.

Sofort stoben die Flugzeuge auseinander und begannen zu kurven.

„SIND SIE IRRE!?!“ brüllte der Pilot.

„Ich wiederhole mich nur ungern, Soulebda hat eine Sperrzone für Trafalgar errichtet! Drehen sie sofort ab!“

„Das können sie nicht tun! Wir sind ein internationaler Konzern und haben das Recht nach Wallis zu fliegen!“

„Ich schlage vor, sie ihr Boss klärt das mit meiner Chefin, nachdem sie umgedreht haben. Im Übrigen, möchte ich sie an die Verantwortung gegenüber ihren Passagiere erinnern.“

Es herrschte eine kurze Funkstille, bei der der Pilot sicher über einen verschlüsselten Kanal mit Nguyen Kontakt aufnahm und nach Anweisungen fragte.

„Achtung, wer immer sie sind.“ Kam die Antwort. Wir haben den Vorfall der internationalen Luftfahrtbehörde gemeldet und werden weiterfliegen!“

„Nein“, sagte Bernd zu sich selber, „werdet ihr nicht.“

Dann laut zu Esrom, „Zeig mal was von deinem Können.“

„Ok, dann pass mal auf.“ Esrom aktivierte die computergesteuerte Zielerfassung und übernahm die Kontrolle über die Waffen.

„Ein klein wenig nach Steuerbord.“ Wies er Bernd an und der folgte seinen Anweisungen.

Dann verließ ein Feuerstoß die Chain-Gun und wie ein Chirurg trennte Esrom der führenden Casa die Propellerblätter des rechten Triebwerkes ab.

Die Casa brach links aus und trudelte mehrere hundert Meter nach unten, bis der Pilot sie abfangen konnte und in der Luft hielt. Begleitet wurde das Ganze von wilden Flüchen und Verwünschungen.

„Das ist die letzte Warnung, drehen sie sofort ab!“

Der Pilot der zweiten Casa sah, wie Bernd hinter ihm in Abschussposition ging und überlegte kurz, ob er es schaffen konnte dem Verfolger zu entkommen, doch er entschied sich dagegen.

„Nehmen sie Kurs auf Labasa, bis dorthin schaffen sie es auch mit einem Motor.“

„Du Arsch, dafür werdet ihr bezahlen!“ Mit diesen freundlichen Worten drehten die beiden Casas ab und nahmen Kurs auf die Fidschis.

„Wetten, dass der wiederkommt?“ fragte Esrom.

„Darauf kannst du Gift nehmen. Der kommt morgen wieder, aber nicht allein, der bringt ein paar Freunde zum Spielen mit.“

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In einer geraden Linie ging es weiter in Richtung Wallis. Nach einer guten halben Stunde kam er erwartete Funkspruch: „Condor 3 an Ravenclaw 1 und 2, sinken Sie auf Low Low Level, wir nähern uns dem Erfassungsgebiet.“

„Roger Condor 3.“ Kam vom Anführer der beiden Ospreys zurück und die Maschinen flogen so dicht über der Meeresoberfläche, wie es nur ging.

Condor drei aber stieg hoch und das letzte, was über den Funk kam, war „Musik ein.“

Ab diesem Moment verschwanden die drei Flugzeuge von den Radargeräten und wurden elektronisch unsichtbar.

**

Im Westen von Wallis lagen nördlich der kleinen Siedlung Fatai nur wenige Häuser und die Westküste war nicht der Publikumsmagnet. Zudem schliefen die meisten Menschen noch, als die beiden schweren Osprey Maschinen im Schutz der dichten Wälder auf einem schmalen, steinigen Bereich landeten.

Die Ladung wurde schnell gelöscht.

„Team 1 und Team 2 Aufstellung“ Kam das Kommando von Veronique. „Team 1 in die Maschinen, guten Flug und möge Mualebda euch beschützen, Team 2 bereitmachen zum Abmarsch.“

Das Team 1 verschwand in den Ospreys, brausend entschwanden die beiden Maschinen wieder im beginnenden Grau des frühen Morgens.

Veronique ließ die Infrarot Signal-Lichter einschalten und vom nahen Hügel kam prompt die Antwort. Über einen schmalen Weg kamen einige LKW und Jeeps und aus dem ersten stieg Corinna Malou und lief freudig auf Veronique zu.

 

„Ich begrüße euch in meiner Heimat, hat alles geklappt oder gab es Überraschungen?“

„Keine Überraschungen, Team 1 fliegt jetzt weiter nach Futuna und dann sehen wir weiter.“

„Weshalb diese Aufteilung mit zwei Maschinen in der gleichen Richtung, ihr hättet doch auch jeweils in eine Richtung fliegen können.“

„Ja schon, aber Condor 3 kann sich nicht teilen und im Notfall hätte Team 1 Team 2 ersetzen können, dann wäre die Aktion von Team 1 eben verschoben worden.“

„Einleuchtend, kommt, wir sollten los.“

Während Team 2 sich in das Landesinnere aufmachte, flog Team 1 zusammen mit Condor 3 südwestlich weiter in Richtung Futuna.

Nach guten 28 Minuten Flugzeit hatten sie die Insel  erreicht und die beiden Ospreys landeten nahe der Quelle des Leava. Als das Kommandounternehmen aus den beiden Flugzeugen gestiegen und in Sicherheit war, flogen die beiden Ospreys hinaus aufs offene Meer. Über ihnen kreiste Condor 3 und sorgte dafür, dass es keine Überraschungen gab.

Die beiden Teams waren gelandet, die nächsten Unternehmungen konnten beginnen.

**

Das MCP

 

In der Wüstenregion von Colorado Springs lag etwa 20 Kilometer östlich eine abgeschiedene und unauffällige militärische Sperranlage.

Auf der elektronisch gesicherten Umzäunung hingen Warnschilder, auf denen stand, dass hier das 50. Space Wings stationiert sei. Mehr sollte und würde der zufällig hier vorbeifahrende Zivilist auch nicht erfahren.

Tatsächlich war hier die „Master Control Station“ für das weltweite amerikanische GPS System, unter der Leitung der US Air Force zu finden.

Das hier war die eigentliche Seele des westlichen GPS Systems. Hier liefen hochgenaue Atomuhren, die mit den großen in Stanford und Palo Alto gekoppelt waren und sogar die Atomuhr im NIST in Boulder Colorado speiste hier ein. Derzeit gab es keine genauere Uhr auf der Welt.

Auf der Schriever Air Force Base, so der Name der Station, liefen die GPS Server ununterbrochen und sendeten ihre Kontrolldaten an die untergeordneten, weltweit verteilten Monitorstationen, die wiederum alle amerikanischen GPS Satelliten kontrollierten und mit den jeweils aktuellen Zeitdaten versahen, die diese Satelliten brauchten.

Wann immer einer der Satelliten in der Reichweite der Master Control Station oder der Monitor Stationen kam, meldete er sich an und erhielt die aktuellen Updates, entweder von der hiesigen Zentrale oder über die Monitorstationen.

Im Gegenzug dazu sendeten diese Monitorstationen ihre Daten, die sie von den Satelliten erhalten hatten, in Rohform an die Master Control Station.

Dort wurden einzelne kleine Zeit-Abweichungen errechnet, die bei der hohen Geschwindigkeit der Satelliten und der dazu kommenden Einsatzhöhe im milliardstel Teil einer Sekunde lagen, aber, würden all die GPS Satelliten, mit ihren eigenen Atomuhren, nicht ständig kontrolliert und mit aktualisiertem Material versorgt, dann würden diese Satelliten irgendwann Abweichungen senden und das könnte tragisch enden.

Im Grunde wurde hier ein weltweites Koordinaten-Raster auf die Erdoberfläche gelegt und in einzelne Quadrate aufgeteilt. Daraus konnten all die kleinen GPS Geräte weltweit ihre Position berechnen.

Über alldem wachte das Hauptprogramm, von den Schöpfern in Anlehnung an einen früheren Film einfach das Master Control Programm, oder MCP genannt.

Es wachte über alle Routinen und über das weltweite Raster, dass sich ja an den kleinen Quadraten nichts veränderte, solange die Erde es nicht tat.

 

Und damit sich diese Quadrate nicht verschoben, gab es die Monitorstationen und als Zentrale diese Master Control Station.

Eine dieser Monitorstationen lag in der herrlichen Südsee, auf dem kleinen Kwajalein Atoll, knapp 1.900 Kilometer nördlich von Soulebda gelegen.

Diese Monitorstation kontrollierte die Satelliten für den Bereich Ozeanien. Ihr östlicher Nachbar war auf Hawaii, im Süden eine Station auf Südaustralien und im Westen war das die Station auf Diego Garcia, die nächste befand sich dann nahe Bahrain, nur der gesamte russische Raum war seit Somer 2014 ausgeklammert, als Russland die US GPS Bodenstationen auf russischem Boden abgeschaltet hatte.

Ab und an wurden von den Stationen Updates an die Satelliten weitergegeben um beispielsweise nach Erdbeben mit Verschiebung der Erdschollen wieder die korrigierten Daten zu versenden.

In solchen Fällen wurde eben das Koordinaten Raster angepasst und schon war wieder alles in bester Form.

Solche Updates hatten Priorität und wurden, da sie von der Master Control Station adressiert waren, auch bevorzugt behandelt.

 

Dana, Randy und Hauer hatten einen Plan entwickelt. Es gab in der Steuerung des GPS Systems eine Sequenz, die imstande war, bei größeren Erdbeben mit Veränderungen in den Erdplatten, neue Koordinaten zu akzeptieren und im Satellitenspeicher zu überschreiben, bis wieder ein neues Update der Basisdaten kam.

Da solche Änderungen auch auf Regionen der Welt zutreffen konnte, wo die Master Control Station keinen direkten Zugriff hatte, war dieser Weg einst geschaffen worden.

Inzwischen waren die neueren Satelliten aber durchaus imstande auch untereinander Daten auszutauschen, solange eine Monitorstelle erreichbar war.

Der alte Weg der Datenübertragung war allerdings noch aktiv belassen worden, für den Fall der Fälle.

Damit hatten die drei Nerds einen Punkt gefunden, über den sie zumindest die Fähigkeit erhalten konnten im begrenzten Gebiet die Startsequenz des Trojaners zu verbreiten und es war eine geniale Idee dazu.

Das MCP in Colorado würde diese Daten nicht anzweifeln und nicht nachrechnen, da das MCP ja davon ausging, dass sich diese neuen Daten eben erst, erdbeben bedingt, ergeben hätten. Randy nutzte damit die einzige Schwachstelle des Systems aus. Er wusste zugleich dass diese Daten verworfen würden, sobald diese in den Erfassungsbereich des MCP kämen, aber da wäre die Sequenz bereits verteilt, im okalen Bereich, genau so, wie es geplant war.

Der Zugriff auf die Monitorstation war seit langem vorbereitet und auch hier half der Schleitz Algorithmus mit, einige Türen zu öffnen.

Randy hatte seine Schleitz Abwandlung so eingestellt, dass er sich passiv verhielt und wie eine Programmroutine zur internen Wartung auftrat. Da sein Zugriff auf das Master Control Programm in der Master Control Station immer noch aktiv war, stellte das auch kein Problem da.

Die drei Nerds waren bereit, um zuzuschlagen.

**

ZWANZIG SEEMEILEN NÖRLICH VON FUTUNA

„Kapitän, die Transportschiffe sind jetzt drei tausend Meter vor uns.“ Meldete Nazath Tamar.

„OK, werfen wir mal einen Blick darauf. Periskop ausfahren!“

Das Periskop fuhr aus und Tamar sah die beiden Transportschiffe der Trafalgar-Gruppe in idealer Schussposition vor sich.

Im Kriegsfall hätte er ohne zu zögern beide Schiffe versenkt, doch Heylah hatte darauf bestanden, den Besatzungen die Möglichkeit zur Evakuierung zu geben.

„Miriam, ist unsere neue Flagge bereit?“

„Beide Flaggen bereit zum Hissen!“

„Beide?“

„Naja, unsere eigene Flagge, also sie wissen schon welche…“

„Ah, DIE Flagge.“ Tamar musste grinsen „Natürlich, die gehört dazu.“

„Torpedorohre eins bis drei mit Torpedos laden.“

Keine Minute später kam die Bestätigung, „Torpedorohre eins bis drei geladen.“

„Zielerfassung, Torpedo eins, Schiff steuerbord.“

„Schiff steuerbord erfasst.“

„Feuer!“

„Torpedo abgefeuert!“ bestätigte der Waffenoffizier als das U-Boot kurz vibrierte.

Ohne dass die Besatzungen der Transportschiffe es bemerkte, raste unter Wasser der Tod heran.

„Entfernung zum Ziel noch fünfhundert, vierhundert, dreihundert…“ Tamar nickte Nazath zu und einhundert Meter hinter dem rechten Schiff stieg eine gewaltige Wassersäule in die Luft.

„Auftauchen!“ befahl Tamar und das U-Boot brach durch die Wasseroberfläche. „Miriam, ihr Auftritt!“

„Los!“ Miriams Trupp öffnete die Luken und die Seeleute kletterten von der Brücke zum Mast des Bootes und hissten die Flagge Soulebdas, und ihre „eigene“ Flagge.

Diese war schwarz, hatte in der Mitte einen weisen Kreis in dem eine Hand den Mano cornuta zeigte.

Die Flagge hatte Beredin entworfen, bevor sie die Peace of Mind enterten, um deren Entführung zu beenden.

Miriam schaute zu den beiden Flaggen während Tamar die Brücke betrat und sich neben seinen zweiten Offizier stellte.

„Wir haben die da drüben wohl etwas aufgescheucht.“ Als er das hektische Treiben auf den Transportschiffen sah, dann nickte er Miriam zu.

Die ergriff das Funkgerät und rief die Transportschiffe an, welche für Sinclair die schweren Waffen von Wallis nach Futuna bringen sollten.

„Achtung Transportschiffe, sie transportieren Waffen für die Trafalgar-Gruppe! Der Staat Soulebda hat eine Seeblockade für alle Schiffe verhängt, welche im Auftrag für Trafalgar Futuna oder Wallis anlaufen. Drehen sie ab!“

„Jetzt wird es spannend.“ Meinte Tamar. Vor weniger als zwölf Stunden hatte Condor drei die Transportflugzeuge abgefangen, was den Schiffsbesatzungen sicher nicht entgangen war.

„Kapitän“, kam Nazaths Stimme aus der Zentrale, „werfen sie mal einen Blick auf den Monitor.“

Das von der Kamera im Mast übertragene Bild zeigte, dass die Schiffsbesatzungen eher mit einem Luftangriff gerechnet hatten, denn mehrere Söldner mit tragbaren Luftabwehrraketen standen an Deck.

„Ok, wir gehen kein Risiko ein, wenn einer auch nur falsch in unsere Richtung schaut, versenken wir die Kerle!“

„Sie nehmen Fahrt auf!“ rief Miriam und tatsächlich, beide Schiffe beschleunigten und trennten sich.

„Die machen Blödsinn, wetten?“ fragte Tamar und wie zur Bestätigung zischte vom linken Transportschiff fünf RPGs in ihre Richtung.

„Idioten!“ zischte Tamar als die Geschosse mehrere hundert Meter vor ihnen im Meer explodierten.

„Rohr zwei und drei, Feuer!“

Wieder ruckte das Boot und die zwei Torpedos zischten ihren Zielen entgegen. Erneut raste der Tod in Form zweier überschwerer Schwergewichtstorpedos unter Wasser auf die Schiffe zu, doch diesmal fanden die Torpedos ihr Ziel.

 

**

 

Auf Soulebda hatten die hohen Priesterinnen Xialorenga und Xialang zusammen mit den Zwillingen Tra’Manlanda und Fal’Andagar Kontakt zu den 3000 Seelen hergestellt.

Irgendetwas hatte sich bei den Seelen verändert.

Seit sie in der riesigen Kaverne als glühende Harpyie ihre Runden zogen, strahlte diese Ansammlung der Seelen eine innere Ruhe aus und die Priesterinnen konnten fast diese Kraft spüren, die von diesen Seelen ausging.

Aber noch etwas ganz entscheidendes hatte sich ergeben. Die 3000 Seelen hatten es geschafft, sich innerlich zu stärken und zu festigen und mit einer Stimme zu „reden“.

Sie nannten sich jetzt „Die Reisenden“ und sie bestanden darauf, dass ihnen ein guter Geist Anleitungen gegeben hätte, wie sie sich auf die bevorstehenden Aufgaben vorbereiten müssten.

Erst nach einer letzten bevorstehenden Schlacht würden sie ihre nächste Reise antreten können. Zum Dank für diese Hilfe und Anleitung hatten die Reisenden die Form der Harpyie angenommen.

Als die hohen Priesterinnen das im Palast Heylah erzählten, begannen ihre Augen zu leuchten.

„Wer von euch kann jetzt mit den Seelen reden?“

„Wir vier, also wir hohen Priesterinnen und unsere besten Schülerinnen, die Trafalgar Zwillinge.“

„Ich rede mit Norman und Iduna, die Trafalgar Zwillinge gehen mit nach Futuna, ich glaube, Mualebda hat uns damit ein Zeichen geschickt und wir sollten sie nicht ignorieren.“

 

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Die Gala

Auf Futuna hatte König Sevate zur großen Gala anlässlich seines 40-jährigen Thronjubiläums geladen. Er war einer der wenigen Könige in der südlichen Hemisphäre, die dieses Jubiläum erleben durften, folglich war das Fest auf zwei Tage ausgelegt.

Die Liste der geladenen Gäste las sich wie die Top 100 Liste der Honoratioren der südlichen Hemisphäre. Präsidenten, Regierungschefs, Könige und Häuptlinge, dazu Staatsgäste jeglicher Couleur, Militär in den interessantesten Farben und Uniformen.

Die Etikette verlangte, dass man sich in den edelsten Kleidern dem König vorstellte und so trugen die Gäste auch nur das edelste.

Aus Soulebda war Penelope ai Youhaahb als Tochter der Präsidentin mit dabei, sie trug die traditionelle Galauniform der  Präsidentenfamilie und der hauchdünne rote Stoff, eingefasst mit winzigen Muscheln begann bei Scheinwerferlicht scheinbar zu glühen.

Diese speziellen winzigen Muschen fand man nur an einer kleinen Stelle nördlich von Soulebda und sie waren der Regentin und ihrer Familie vorbehalten.

Ein weißer Saum machte die Galauniform perfekt, in der Südsee kam diese Uniform wunderbar zur Geltung. Die hochhackigen, in Riemchen gefassten Stiefeln machten ihre wunderschönen Beine noch eleganter und länger. Penelope fiel einfach auf, ihre aufrechte ehrliche Art kam auch überall an.

Penelope war in Begleitung von Colonel Norman Kresser, der eine sehr gut sitzende soulebdanische Galauniform der Palastgarde trug.

Obwohl der Stoff recht dick wirkte, war er für die Temperaturen sehr gut geeignet und ließ genug Luft durch. Auf der Brust war eine Schnürung aus feinstem weißem Leder und seine Schärpe war mit Orden geschmückt. Dazu trug er noch einen edlen Zeremonie-Dolch mit Portepee.

Die ebenfalls begleitenden Trafalgar Zwillinge waren der Blickfang der anwesenden Männer.

Ihre anständigen und dennoch hocherotisch wirkenden Kostüme ließen ein Raunen in den Reihen der Begleiter entstehen. Solch lange Beine hatte man lange nicht mehr gesehen. Da fielen die Begleiter der Abordnung aus Soulebda gar nicht mehr auf, was durchaus beabsichtigt war.

Ganz in Weiß gehalten und mit Pfauenfedern geschmückt, sah es aus, als schwebten zwei Engel hernieder.

Die endlosen Beine waren in hochhackige geschnürte Stiefel eingebunden und erst oberhalb der Hüftknochen schloss sich die Kleidung wieder und deckte alles erdenklich Schöne äußerst clever ab. Auf der herrlichen gebräunten Haut wirkte das weiß wunderbar und verstärkte die Wirkung der Hautfarbe.

Die Oberteile waren ebenfalls eine Wonne und unterstützten den wohlgeformten Busen der Zwillinge, die perlmuttfarbenen Umhänge schienen schwerelos zu sein und schmiegten sich über den Rücken der Mädchen.

Eine perlenbesetzte Haube in Katzenform mit eingelassener Brille und Katzenohren passte hervorragend dazu, die eingebauten Minikameras blieben auf diese Art unauffindbar. So sehr die anwesenden Herren auch schielten, der Blick auf das wesentliche blieb versperrt.

Jerome und Iduna folgten den Zwillingen, Jerome als Prinz, mit eingeöltem Oberkörper, der seine Muskeln herrlich zur Geltung brachte.

Dazu einen hauchdünnen Lederumhang mitsamt einem goldenen, edelsteinbesetzten Zeremonie-Dolch mit Portepee war Jerome ein wahrer Augenschmaus für die anwesenden Damen.

Iduna war als Leibwächterin herausgeputzt und mit einer goldglänzenden zeremoniellen Doppelaxt mit weißen Quasten bewaffnet. So stellte sie die Leibwache der Abordnung dar.

Ihr Kopfschmuck bestand aus vier mächtigen Strähnen, die die vier Hauptinseln von Soulebda darstellten und es sah so aus, als kreisten kleine Vögel um die prachtvoll gerichteten Strähnen.

Um den König herum hatte sich dessen Leibgarde im Halbkreis aufgestellt.

Die prächtigen Soldaten standen gut drei Meter hinter König Sevate und hatten ihre langen, mit Blumen geschmückten Speere senkrecht stehend platziert. Auf der großen Empore wirkten die Soldaten damit wie eine künstliche Wand.

Die Gäste wurden beim Durchschreiten des Portals am Eingang laut vorgestellt, sie schritten über einen roten Teppich auf den Platz der Vorstellung zu, hielten kurz an und verbeugten sich vor König Sevate, so schrieb es die Etikette vor.

Ein herumwirbelnder hagerer Soldat der königlichen Garde mit einem gelben Helm, trug zwei kurze, gerade  Schwerter und hatte die Aufgabe, die Gäste auf mögliche Gefahren abzuklopfen.

Er wirbelte tänzelnd um Iduna herum und schlug ihr die Doppelaxt aus der Hand, die ihr, völlig überraschend auf den Boden fiel.

Die Schamesröte stand Iduna ins Gesicht geschrieben und die ersten Gäste schmunzelten. Andere Gäste lächelten über so viel Ungeschick, diese Frau war wohl doch nur eine hübsch anzusehende Dreingabe und alles andere, nur keine Kriegerin, das war nun allen klar.

Iduna aber lächelte innerlich.

Auf dem abendlichen Empfang achteten die Trafalgar Zwillinge auf die leuchtende Aura der Übernommenen und zählten insgesamt 85 Menschen. Gut die Hälfte davon waren Soldaten der Leibgarde, dazu kamen Bedienstete, Kellner und einige Leute in Zivil, sie trugen allesamt weiße Anzüge und Sonnenbrillen, dazu eine gelbe Schärpe, die sie als Sicherheitspersonal auswies.

„Schau, da oben hinter der Abgrenzung, das ist die Hexe, die hier alles kontrolliert.“

„Das ist aber nicht Hu’tars, das muss ihre Stellvertreterin sein, diese Past’saina.“ Flüsterten die Zwillinge.

Ein eiskalter Blick schlug ihnen entgegen, die Hexe sondierte offenbar die Gäste und versuchte etwaige Gefahren zu erkennen.

 

Die Abordnung von Naurabata trat ein, zwei Männer in farbenprächtigen Gewändern in der Landestracht, dazu zwei Leibwächter mit Speer und Messer, sowie zwei Männer in schwarzen Anzügen traten vor.

Auf halber Strecke zum König trat die Hexe Past’saina hinter dem Vorhang hervor und starrte auf die beiden Anzugträger.

Beide blieben wie festgenagelt stehen und rissen ihre Jacken auf, anscheinend wollten sie gerade ihre Pistolen herausholen, da wurden sie bereits von einigen Palastwachen überwältigt. Einer der beiden rief „Tod der Hexe und ihren Vasallen …“ da nickte Past’saina nur kurz und einer der Wachen stieß dem Anzugträger seinen Speer in die Brust.

Sterbend mit großen Augen sank der Mann zu Boden.

„Alles wieder in Ordnung, keine Aufregung.“ Rief einer der Sicherheitsleute und merkwürdigerweise ging es auch anstandslos weiter. Ab und an sahen ein paar Leute um sich, aber das war es auch schon an Aufregung.

Nach und nach kamen die restlichen der geladenen Gäste und nachdem alle ihr Getränk hatten sprach König Sevate.

„Ich danke allen Herrschaften, Regentinnen und Regenten aus allen Häusern, dass sie meiner Einladung folgen konnten und sich hier eingefunden haben.

 

Für Morgen um 11.00 Uhr habe ich eine Pressekonferenz anberaumt, auf der ich zur aktuellen Lage Auskunft gebe und die weitere Ausrichtung meines Königreiches erklären werde.

Für die kleine Unterbrechung von vorhin entschuldige ich mich.“

König Sevate erhob seinen Kelch zum Trinkspruch. Einige Meter seitlich stand die Hexe und starrte auf den König.

„Auf unser aller Wohl, auf das Volk von Futuna und Wallis und wir danken Mualebda … und … unseren neuen Gönnern … Auf unser aller Wohl.“ Dann trank er und die Gäste tranken auch, nur die Hexe nicht, sie hatte alles und jeden im Blick und wirkte hochkonzentriert und gefährlich. Dann entspannte sich ihr Blick etwas.

Zwei Dutzend leicht gekleideter Tanzmädchen eilten paarweise auf den Platz vor dem König und verbeugten sich vor ihm. Dann drehten sie sich um und verbeugten sich vor den Gästen.

Die Gäste verteilten sich und machten etwas Platz für die Mädchen. Diese bildeten einen Kreis und knieten sich.

Erneut sprach König Sevate: „Und nun, bitte ich meine Leibtänzerinnen, die Eröffnungstänze einzuleiten. Ich wünsche eine gute Unterhaltung.“ Damit ging der König zu seinem Thron und setzte sich.

Ein Gong ertönte und die Tänzerinnen begannen ihr Werk…

 

**

Stunden später hatte sich die Gala gelockert und man aß einige kleine Köstlichkeiten und trank herrliche fruchtige Getränke. Die Gäste hatten sich weitgehend vermischt, einige wenige standen immer noch in ihrer kleinen Gruppe zusammen, so wie es immer der Fall war, und wiederum andere sorgten für eine herrliche Unterhaltung.

Die Trafalgar Zwillinge wurden andauernd von recht attraktiven Herren zum Tanz aufgefordert und sie tanzten so gut, wie sie aussahen.

König Sevate mischte sich auch unter die Gäste und immer war die Hexe irgendwo in der Nähe, sie ließ ihn nicht alleine und hatte ihn, wie man gut sah, eindeutig im Griff.

Als der König endlich am späteren Abend auch mit Penelope sprechen konnte war es ein völlig belangloses Gespräch, die Hexe beäugte Penelope genau, aber sie konnte nichts feststellen, dass da „etwas lief“.

Dann löste sich der König wieder und ging zur nächsten Abordnung. Penelope wurde vom Prinzen aus Asalunien zum Tanz aufgefordert und die Hexe stierte beiden hinterher.

 

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Mualebda

In der riesigen Kaverne auf Soulebda standen die Priesterinnen vor dem riesigen roten Schwarm der Seelen und wunderten sich. Vorhin hatte sich diese Harpyie aufgelöst und ein riesiger roter Schwarm, einem Insektenschwarm nicht unähnlich, kreiste jetzt durch die Kaverne, dabei wurde der Schwarm immer schneller und es wurde auch immer lauter.

„Wir müssen die Oberpriesterinnen verständigen, hier geht etwas vor, schnell lauf nach draußen dort hast du Empfang.“

Die junge Priesterin rannte mit weit aufgerissenen Augen aus der Kaverne, stolperte zweimal und rannte zum Ausgang. Draußen wählte sie die Nummer der hohen Priesterinnen.

„Ja Kirunamilta, was hast du zu berichten?“

„Ich… Herrin, bitte kommt schnell, hier geschieht gerade etwas sonderbares, die Seelen haben sich gelöst und schwärmen in der Höhle, es scheint, als rufe sie jemand, was sollen wir …“

Die junge Priesterin sah auf das Telefon. Aufgelegt!

Xialorenga und Xialang standen mit den anderen Priesterinnen in der Kaverne und sahen dem treiben zu.

Mittlerweile hatte sich der Schwarm zu einem riesigen roten Ring geschlossen und er rauschte durch die Kaverne, dabei wurde er immer schneller und es wurde nach und nach lauter. Bald konnte man nicht mehr normal miteinander reden.

„Was geschieht hier?“ Fragten die Novizinnen.

„Sie sammeln sich, ich glaube die werden noch in dieser Nacht auf eine Reise gehen, sobald sie genügend Kraft getankt haben.“

„Kraft getankt, wer soll den Seelen Kraft geben, wie sollen wir das verstehen Herrin?“

„Schaut, glaubt und versteht, was da in der Mitte geschieht, es müsste gleich soweit sein, was auch immer geschieht, ich von euch allen kein einziges Wort hören, verstanden?“

Xialang sah Xialorenga an und sie atmete schwer und tief. Sie schien wie in Ekstase.

Dann begannen ihre Augen zu leuchten und Tränen flossen ihr aus den Augen. Xialorenga sah Xialang an, küsste sie auf den Mund und rief „Macht es gut meine Lieben, meine Aufgabe hier ist erledigt, jetzt habe ich eine andere, größere Aufgabe vor mir.“

Dann trat sie sicheren Schrittes in die Kaverne, durchquerte diesen riesigen, rasenden, roten Schwarm der wie wild kreiste, ohne dass ihr auch nur ein Haar gekrümmt wurde und stellte sich auf einen etwas höheren Stein in der Mitte.

Man sah wie sie sich konzentrierte, dann hob sie ihre Arme und hob sie über ihren Kopf. Jetzt nahm das Tosen deutlich zu und der Schwarm beschleunigte immer mehr… Es waren längst keine einzelnen Lichter mehr zu sehen, das hier sah aus, als würde glühendes rotes Plasma rasend schnell herumwirbeln.

Xialang schwörte ihre Priesterinnen noch einmal ein, ja keinen Laut von sich zu geben, die Priesterinnen nickten nur sprachlos und schauten auf das Schauspiel.

Der rote Farbton verfärbte sich, er wurde etwas heller und drehte noch schneller, jetzt begann der Boden leicht zu vibrieren. Gerade so, als würde unter ihnen der Vulkan erwachen.

Dann hob Xialorenga die Hand zum Abschied und rief mit lauter Stimme „Mualebda, Mualebda, dein Werkzeug ist bereit!“

Draußen vor dem Vulkan drehten sich die Menschen um, der Vulkan rumorte, der Boden bebte, es schien, als sei er dem Ausbruch nahe und das, obwohl keinerlei Warnungen ausgegeben waren.

Dann schoss aus der Spitze des Vulkans ein leuchtend heller Lichtstrahl, gefolgt von einem riesigen, nicht endend wollenden roten Schwarm an Lichtern und über dem Vulkan schien sich etwas zu versammeln. Eine Gestalt bildete sich am Himmel. Mächtige Schwingen schienen sich zu entfalten…

Die gläubigen Soulebdanesen zeigten mit den Händen zum Himmel und sahen, wie sich langsam aus dem roten Leuchten eine riesige Harpyie formte und vorne an den Augen schien es, als war da ein weißes Leuchten.

Die Menschen jubelten und schrien „Mualebda, Mualebda, Mualebda“ und immer wieder „Mualebda“. Langsam erhob sich dieses riesige Geisterwesen die Schwingen und flog hinaus auf die See.

Hinaus in die Dunkelheit, hinaus, in Richtung Futuna und die Harpyie stieg höher und höher und wurde zusehends schneller und schneller.

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In 12.000 Meter Höhe zog eine 747 Frachtmaschine von Cathay Pacific Cargo einsam ihre Spur südöstlich am Himmel, als neben ihr eine rotglühende, riesige Harpyie auftauchte. Mit den mächtigen Flügelschlägen ihrer Schwingen flog sie nach Südwesten in Richtung Futuna.

„Jack, hast du das da eben gesehen, das, das waren mindestens 250 oder gar 300 Knoten, Jim, – hast du diesen riesigen rotglühenden Vogel gesehen, was war das überhaupt?“ Fragte der junge Co-Pilot, aufgeregt, nachdem er die Geschwindigkeit ihrer eigenen Maschine nochmals kontrolliert hatte.

Sie flogen mit 485 Knoten auf Vanuatu zu. Don schaute nochmals in die Richtung, in die dieses Ungetüm verschwunden war, aber da blendeten ihn bereits die ersten Sonnenstrahlen.

„Nein Don, ich habe nichts gesehen und du auch nicht, das hat es nie gegeben, verliere niemals auch nur ein Wort darüber, das war der Fehler von deinem Vorgänger, Mike. Der war auch der Ansicht, so etwas in der Art einmal gesehen zu haben.“

„Was wurde aus Mike?“ Fragte Don mit unsicherem Blick, dabei versuchte er, das weiter wegfliegende Objekt nochmals zu sehen, aber die aufgehende Sonne blendete schon zu stark.

„Mike hat man zu den Psychologen geschickt, die haben ihm das Hirn geputzt, die Lizenz entzogen und jetzt ist er Frührentner, also schweig, wenn du irgendwann mal Kapitän werden willst.“

Don sah durch die Scheibe, das rote Leuchten war verschwunden, die Sonne ging auf und strahlte ihren Frühmorgendlichen Glanz, er murmelte leise „Das hab ich nie gesehen, das hab ich nie gesehen, das hab ich nie…“

Der alte Pilot neben ihm schaute wieder gerade aus, er verzog die Lippen zu einem leichten Lächeln, sagte aber kein Wort, schließlich kam er aus Soulebda.

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Auf Futuna hatte man die geladenen Gäste in den Hotels und Gästezimmern innerhalb der Stadt untergebracht, an jedem Haus stand eine Wache, nur bei dem Haus der Gäste aus Soulebda standen gleich vier Wachen.

An jeder Ecke eine und sie hatten die beiden Ein- und Ausgänge genau im Blick. Hier würde kein Mensch ungesehen rein oder rauskommen.

Aber Wachen konnten die Stammeskrieger aus Soulebda noch nie aufhalten. Eine Stunde später trafen sich die Zwillinge mit Jerome auf einer Anhöhe, von wo sie den Palast und den Strand gut einsehen konnten.

„Hallo Jerome, wir haben die Gebiete am Strand und links der großen Bäume da vorne untersucht, da ist alles in Ordnung.“

„Gut Mädels, ich habe mir die Palastwachen innen und außen angesehen, einige der Wachen, und das betrifft nur jene, die außen Wache stehen, sind nicht übernommen.

Jetzt müssen wir noch herausbekommen, weshalb die Wachen nicht übernommen sind oder nicht mehr übernommen sind.“

„Wir haben das Gelände hinter dem Palast geprüft, da ist genug Platz, um eine ganze Hubschrauberstaffel landen zu lassen.

An den vier Lichtmasten sind alte Kamerasysteme installiert, davon sind drei ohne Funktion und die vierte hat als Nest herhalten müssen und ist jetzt ein wahrer Misthaufen.“

„OK Mädels, dann wissen wir, wo wir draußen spielen können, jetzt sollten wir zurück, auf Soulebda waren sie bestimmt auch nicht untätig und Morgenvormittag wird der König uns brauchen.“

So huschten dunkle Gestalten ungehört und ungesehen zurück in ihr Haus und keiner auf der Insel hatte eine Ahnung, dass sie überhaupt draußen waren. Am wenigsten die Hexe Past’saina, sie hatte genug anderes zu erledigen.

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Jean- Louis Nguyen hatte Hu’tars zu sich zitiert. Wie so oft blieb Hu’tars lieber stehen und hörte Nguyen zu.

„Morgen gibt der dicke König aus Futuna seine Pressekonferenz. Sie sollten besser dort sein und alles Überwachen. Ich will nicht, dass da etwas schief geht.“

„Auf Futuna ist meine beste Vertreterin, sie hat meine Ausbildung durchlaufen und genießt mein uneingeschränktes Vertrauen. Kein Mensch auf der Welt kann ihr widerstehen, wenn sie den König kontrolliert. Sie sehen, die Situation ist vollkommen unter Kontrolle.“

„Wenn der Stunt nicht klappt, dann haben wir beide ein Problem, ich hoffe, das ist Ihnen klar! Der König muss das sagen, was wir festgelegt haben, nichts anderes.“

„Der König wird sich fügen, ob er will oder nicht, mein Mädchen wird schon dafür sorgen, sie hat andere Staatsmänner gebrochen, der dicke, alte König ist keine Herausforderung.“

 

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Die Pressekonferenz

Der Folgetag begann mit einem herrlichen erfrischenden Morgenregen, der sich rasch auflöste und der Sonne Platz machte. Während die Gäste noch frühstückten, zogen die Wachsoldaten bereits auf und bezogen ihre Positionen.

Heute würde König Sevate in seiner Pressekonferenz im Palast Lage zur aktuellen Lage geben und dann die weitere Ausrichtung des Königreiches vorstellen.

Die geladenen Gäste und Pressevertreter aus der ganzen Welt warteten darauf, hatte sich doch mittlerweile herumgesprochen, dass sich hier in der Südsee etwas tat.

Die Trafalgar Gruppe war eine feste Größe in der Wirtschaft und wenn die sich auf Futuna engagierte, musste das Auswirkungen haben, weit über die Region hinaus.

Die Techniker der TV Sender bauten ihre Kameras auf und sorgten sich um die passende Beleuchtung.

Die Verbindungen in die Studios standen. Um ja alles bestens wirken zu lassen war das Innere des Palastes ausgesucht worden, hier hatte man kontrolliertes Licht keinen störenden Regen und alles unter Kontrolle.

So dachte Hu’tars und auch Past’saina. Sie waren sich ihrer Sache sehr sicher.

Kein Mensch konnte sich gegen die beiden Hexen behaupten und eine Armee würde keine kommen, dafür würden sie schon sorgen.

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Dafür kam etwas anderes auf sie zu. Über dem Meer näherte sich eine rotglühende Harpyie der Insel Futuna, in wenigen Minuten würde sie im Westen der Insel, hinter dem Palast ankommen. Kein Radar zeigte an, dass sich da etwas näherte, kein einsamer Fischer in seinem Boot sah das, was sich da mit mächtigen Flügelschlägen näherte.

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Die Hexe Past’saina machte ihren letzten Rundgang. Es war gerade 10:30 Uhr durch und der König weilte noch in seinen Gemächern, als es hinter dem Palast rumorte.

„Ihr da mitkommen!“ Befahl sie in schroffem Ton einer 10 Mann Gruppe und sie folgten Past’saina durch einen Hinterausgang, hinaus aus dem Palast hinter das Gebäude.

20 oder eher 30 Soldaten schienen auf dem großen freien Platz hinter dem Palast in einem Gerangel mit Fremden zu sein, als Past’saina dazu trat und die Ordnung wieder herstellen wollte. Aber irgendetwas war heute anders.

Past’saina drang nicht in die Köpfe der Männer ein, um sie zur Ruhe befehligen zu können. Sie kam nicht weiter und versuchte es erneut. Irgendwie war heute nicht ihr Tag.

Etwas störte sie aber sie konnte nicht erkennen, was sie störte.

Da klirrte Metall auf Metall und einige Wachen versuchten mit ihren Schwertern und Speeren einen Angreifer zu schlagen, doch wer das auch immer war mit der Doppelaxt, diese Person konnte damit umgehen.

Abwechselnd den Griff und dann wieder die Klinge zu den Wachen zeigend, hatte die Person einer der Wachen ihren Speer aus der Hand geschlagen und gerade flog einem anderen Soldaten sein Schwert aus der Hand.

Ein heller Frauenschrei ertönte. Da vorne kämpfte eine Frau gegen überlegene Wachen und die Wachen verloren. Diese Frau war gut.

Dicht daneben war ein weiteres Menschenknäuel aus Wachen, als die Hexe aufschrie ließen die Wachen von den beiden Menschen ab, auf die sie einschlagen wollten.

Da öffnete sich der Knoten aus Menschen und die Wachen stellten sich lethargisch im Halbrund auf.

Aus der Mitte trat Penelope und Norman Kresser und die Kämpferin mit der Doppelaxt war Iduna.

Past’saina schrie vor Geifer auf, sie wusste, das ist leichte Beute.

„Die kleine Schlampe kann ja doch mit dem Schädelspalter umgehen, nur schade dass ihr das nichts mehr helfen wird.“ Rief sie und Iduna griff sich würgend an den Hals und röchelte um Luft.

Past’saina würde heute endlich ihre Lehrmeisterin Hu’tars übertrumpfen und gleich drei wichtige Leute aus Soulebda übernehmen, darunter die Tochter der Regentin.

Die Hexe konzentrierte sich auf die Übernahme.

Sie nahm all ihre schwarze Macht und all ihre Kraft zusammen, jetzt würde sie losschlagen.

Es war jetzt genau 11.00 Uhr.

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Die Fanfaren im Palast kündigten mit lautem Schall den König an. Sie klangen dabei so hell und hoch und übertönten jedes Geräusch, oder Geschrei, auch das, was sich gerade hinter dem Palast abspielte.

Während der König mit seinem engsten Gefolge über den Teppich auf seinen Thron zuschritt, spielten die Fanfaren die Hymne von Futuna und hinter den Palastmauern begann der Kampf der Gedanken.

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„Past’saina, du verfluchte Hexe, heute wirst du sterben, wir werden dafür sorgen, dass du nicht mehr anderen Menschen schaden kannst.“ Rief Penelope laut Past’saina zu.

Schrill lachte die Hexe auf und ballte mit der linken Hand eine Faust, Col. Kresser griff sich an den Hals und rang um Luft und um seine Beherrschung. Sein Gesicht schien bläulich anzulaufen.

Schon ballte Past’saina die andere Hand zur Faust und schien Penelope zu greifen, da flammte wie aus dem Nichts über ihnen mit einem Mal ein riesiges, rotes Leuchten auf, das sich zu einer mächtigen Harpyie formte.

Die Soldaten rissen die Köpfe hoch und erstarrten auf der Stelle, andere warfen ihre Speere weg und rannten um ihr Leben.

Dabei riefen sie laut „Mualebda ist da, sie holt uns, sie holt uns alle…“

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König Sevate hatte Platz genommen und die Scheinwerfer flammten auf.

Fünf Meter vor ihm waren die ganzen Kamerasysteme aufgebaut und auf jeder einzelnen der Kameras brannte das rote Licht.

Der Medienberater zeigte dem König beide gestreckten Hände und zählte von 10 an rückwärts, bei drei schwieg er und nur noch seine Finger zählten weiter. Drei, zwei eins…

Jetzt war es soweit.

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Past’saina fuhr herum und schaute in den Himmel, auf das rote Licht, auf die riesigen Krallen, die aus einer roten Wolke auf sie zustürzten.

„Das konnte doch nicht sein, oh nein – Mualebda“ dachte sich Past’saina, nein eine verdammte Harpyie greift mich an, das kann nicht sein.

Mit all ihrer Kraft versuchte sie sich zu wehren, sie ließ dabei ihre Gefangenen los und hatte nur noch Augen für diesen riesigen roten Tod, der auf sie stürzte.

Iduna schwang die Doppelaxt und die Wachen wichen zurück.

Die mächtigen Schwingen schienen wie aus vielen Tausend einzelnen glühenden Punkten und Lichtern zu bestehen und aus dem Kopf schien ein grelles weißes Licht zu kommen um ihre Gedanken zu lähmen.

Was die Wachen und Past’saina da vor sich hatten, sah aus wie eine riesige Harpyie die von innen heraus glühte.

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Am Lagerfeuer auf der Insel stand Hu’tars und erstarrte in ihrer Bewegung. Entsetzt erhob sie ihren Blick und ihr Gesicht wurde aschfahl.

Eine Gänsehaut lief ihr über die Arme und ihre Begleiterinnen, allesamt junge Hexen, um sie erschraken mit ihr.

So erschüttert hatten sie die mächtige Hexe Hu’tars noch nie gesehen.

Mit aufgerissenen Augen flüsterte sie nur „Oh nein, wie konnte ich das nur übersehen, nein Past’saina, pass auf, Past’saina…“

Dann zuckte sie auf einmal zusammen und verharrte.

**

Als die mächtigen Krallen in den Körper der Hexe schlugen, hatte Past’saina nur noch einen Gedanken „Hu’tars, hilf mir, bitte hilf mir, Hu’taaaars … „

Gerade als sie laut aufschrie, ertönten die Fanfaren ein weiteres Mal, da packten die Krallen den Hexenkörper, ein Flügelschlag warf die Wachen zu Boden und die Harpyie mit Past’saina in den Fängen stieg auf und zerriss die Hexe in Stücke, die sofort Feuer fingen und sich dampfend auflösten.

Die Hexe Past’saina war nicht mehr…

**

Mit einem Mal zuckte Hu’tars auf und eine einzige, kleine Träne floss ihr aus dem Auge. Die jungen Hexen sorgten sich und fassten Hu’tars an den Armen an. „Herrin, was ist mit dir …?“

Da begannen auf einen Schlag die Haare der Oberhexe zu wehen, als wären sie elektrostatisch aufgeladen und sie bebte am ganzen Körper, es schien, als würde sie die ganze Welt einatmen zu wollen, schließlich schrie sie ein einziges verachtendes Wort lauthals in den Himmel hinaus:

„S O U L E B D A A A A A!“

und anschließen laut fluchend

M a  ‚ D i f g t m a   Ich hasse dich“

Gleichzeitig fielen alle Begleiterinnen um sie herum zu Boden und deren Haare waren auf einen Schlag grau geworden und die Augen der Toten waren eingefallen. Ihre Körper verkrümmten sich voller Schmerzen, dann erstarben ihre Bewegungen.

**

Hinter dem Palast hatte die Hexe ihren letzten Atem getan, ihre Reste waren verbrannt und jetzt schien diese riesige Harpyie anzuwachsen und wurde größer und größer.

Schließlich umschloss sie mit ihren mächtigen rotglühenden Flügeln den Palastbau, in dem gerade die Pressekonferenz lief. Ganz so, als hätte jemand einen riesigen roten Schutzschirm über den Palast gelegt.

**

König Sevate atmete tief durch und schien auf einmal erleichtert zu sein. Er lächelte in die frontal vor ihm stehende Kamera mit der Nummer 1 und begann seine Rede.

„Meine geliebten Untertanen und Freunde in Nah und Fern, ich grüße Euch alle am heutigen Tag.

Gestern konnte ich das Thronjubiläum mit Ihnen allen feiern und heute bitte ich Euch alle die ihr mich hört, bitte helft uns hier auf Futuna und den Inseln.

Helft uns, denn wir werden hier abgeschlachtet! Ja Sie haben meine Bitte richtig gehört, wir werden hier auf Futuna von der Trafalgar Gruppe abgeschlachtet, ermordet, unsere lieben Frauen werden geschändet und unsere Krieger sind schon fast alle bestialisch abgeschlachtet.“

Seine Stimme wurde lauter und der König fuhr fort.

„Ich rufe auch bittend zu meinen geliebten Verwandten nach Soulebda. Hiermit bitte ich die Regentin in Soulebda, Heylah ai Youhaahb, um Unterstützung und Hilfe, bei der Niederschlagung der Trafalgar Mörder.

Heylah ai Youhaahb, bitte hilf uns hier, damit wir wieder freie Menschen werden.

In den vergangenen Monaten wurden wir mit allerlei Lug und Betrug unterdrückt und beeinflusst, unsere Seelen und Gedanken wurden verseucht und erst heute ist es mir mit guten Freunden gelungen, diesen schwarzen Schild der Niedertracht und Lüge der Trafalgar Gruppe zu sprengen.“

Dann stand König Sevate auf, die Kameras brauchten einen Moment, um mit der Bewegung nachzufahren.

Erneut schaute König Sevate in die Kamera Nummer 1. Er hob beide Arme und sprach in die Kameras.

„Bitte, hilf uns allen Heylah ai Youhaahb, hilf uns oh Soulebda, bitte helft uns da draußen in der Welt und bitte hilf uns auch du oh Mualebda, sonst wird das Volk hier auf Futuna untergehen.

Ihr Völker der Welt, seht auf uns und schickt uns bitte Hilfe. Ich bitte euch, ich flehe darum!“

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Hu’tars stand immer noch am Feuer zwischen all ihren toten Hexen. Einige lagen brennend im Feuer, sie aber riss ihre Hände nach oben und schrie Wörter und Sätze in einer entsetzlichen uralten Sprache und fluchte.

Schwarze Wolken begannen sich um ihre Hände zu sammeln. Schwärzer und dichter wurden diese Wolken, schließlich schossen sie einem Blitz gleich in den Himmel um über dem Meer zu verschwinden.

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König Sevate hielt seine ergreifendste Rede und alle Anwesenden standen mit offenen Mündern da und trauten ihren Augen nicht. Die Kameras aber liefen weiter, kein Sender schaltete ab.

Einige wenige Pressevertreter schrieben und tippten so schnell wie sie nur konnten, um ja die Ersten zu sein, die von dieser unfassbaren Neuigkeit zu berichten.

Ein König unter der Kontrolle der Trafalgar Gruppe, nun war diese Macht der Trafalgar Gruppe gebrochen, dazu die Gräueltaten von denen König Sevate sprach, Massenmorde in der Südsee, das würde, ja, das musste Folgen haben.

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Über dem Palast von König Sevate traf eine schwarze Wolke konzentrierter Bosheit ein und würde alle auf der Stelle töten.

So war es jedenfalls gedacht von Hu’tars, die viele hundert Kilometer weiter vor Wut schäumend all ihre schwarze Kraft in diese schwarze Wolke gelegt hatte.

Aber die Wolke traf auf einen roten Schirm und zerstob in alle Winde. Ein rotes Glühen, einem Schirm gleich, lag über dem Palast und schützte alle, die sich darunter befanden.

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Operation Königswacht

Im Palast von Soulebda stand Heylah ai Youhaahb und verfolgte die life Übertragung der Pressekonferenz. Als König Sevate sie schließlich direkt um Hilfe anflehte, schaltete sie den Ton ab und drückte die rote Taste auf ihrem Tischtelefon.

„Regentin?“ Kam als einzige Frage aus dem Gerät.

Heylah ai Youhaahb schaute auf die Bilder der Pressekonferenz und auf die Tränen im Gesicht ihres lieben Verwandten, König Sevate, dann sprach mit starker Stimme:

„Hier ist Heylah ai Youhaahb, die Regentin von Soulebda. Alarm für die Streitkräfte, Alarm für die Stammeskrieger.

Starten sie Operation Königswacht. Soulebda greift jetzt ein!“

Um den Tisch herum saßen wenige Vertraute und nickten leise zur Regentin. Seraph Ma’Gus drückte auf einen Button auf seinem Tablett und geheime Kommandos wurden aktiviert.

Auf seinem Tablet leuchtete das Emblem der USS Theobald. Dann erschien das Gesicht von Admiral Folkers.

Madame Ma’Difgtma stand langsam auf, lächelte Heylah ai Youhaahb an und sagte „Ich mache mich denn mal bereit, ich ziehe in den Krieg.“

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Auf der USS Theobald wurden die Führungsoffiziere in die OPZ, die Operationszentrale gerufen. Als alle versammelt waren, begann Admiral Folkers mit seiner Einweisung.

„Diese Besprechung ist als geheim eingestuft. Ab sofort herrscht Alarmstufe 2, wir haben den Befehl erhalten, bei einer Befreiungsaktion hier in der Südsee zu helfen.

Ein Königreich muss vor global agierenden Banditen gerettet werden. Tausende Menschenleben sind in Gefahr und viele Hundert wurden bereits ermordet.

Die Operation heißt „Königswacht“. Jetzt zu den Einzelheiten …“

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Jean- Louis Nguyen beugte sich mit beiden Händen auf dem Schreibtisch nach vorne. Sein Gesicht war rot vor Zorn und seine Stimme überschlug sich.

„Holt mir diese verfluchte Hexe her, sofort – oder muss ich alles selber machen.“

Er griff zu seiner Pistole und schoss mittig auf den 100 Zoll Monitor, auf dem das Bild von König Sevate zu sehen war. Das Display splitterte und das Bild erlosch.

„Die wurde vorhin noch am unteren Lagerfeuerplatz der Eingeborenen gesehen, soll ich…“

„Verdammt ja, bringt mir dieses verdammte Weibsstück, sie hat alles verdorben, dieser dumme, fette, alte König hat eben Soulebda um Hilfe gebeten.“

Er schaute auf den rauchenden Bildschirm, irgendwo zischte es in dem Gerät leise und einige Funken stoben aus dem Gerät.

„Schafft das Schrottding weg, verdammt das musste nicht sein, jetzt läuft das auch noch schief. Wer hat in New York gerade Dienst, ich will ihm an Apparat.“

„Die sind 18 Stunden zurück, wahrscheinlich sind die gerade beim Abendessen und Dienst hat heute, Moment, ach ja, John Clerk.“

Fünf Minuten später meldete sich ein völlig außer Atem geratener John Clerk bei Nguyen.

„Wo sind diese Presseschlampen Fransiska Haufberger und Hella Gardner von der ACP?“

„Die Haufberger ist bei GB Oil in einer Sitzung und die Gardner ist auf dem Weg zu einer Kanzlei, Sir.“

„Ich will deren Köpfe heute noch auf einem Tablett sehen, und wenn wer im Weg ist, dann legen sie dessen Kopf gleich dazu. Und sagen Sie dem Team, dass sie David Gifferton bei GB Oil endgültig den Hahn zudrehen sollen. Ich will, dass die alle platt gemacht werden, ich will deren Köpfe.“ Er tobte förmlich.

„Haben Sie das verstanden? Sie präsentieren mir bis Morgen Mittag diese Köpfe oder ich sorge dafür, dass stattdessen Ihrer abgegeben wird. War das klar?  Sind die Pläne für den Angriff fertig?“

„Ja Mister Nguyen, die liegen seit Woche bereit, wir …“

„Dann setzen Sie den Plan um. Ich dulde kein Versagen. War das klar genug?“

„Ja Sir, das war Klartext…“

Nguyen stand noch immer da, während das Telefon leise vor sich hin hupte.

Janine Hunt sah zu Nguyen und fragte sanft. „Jean…?“ Er antwortete nicht.

„Jean-Louis?“

Wieder kam keine Reaktion von Nguyen. Sie drehte sich um und wollte gerade gehen, da sagte er leise hinter ihr:

„Verdammt, letztendlich haben diese beiden aus Deutschland mir das alles eingebrockt und dann noch diese Hexe, Janine, ich will die alle tot sehen, je eher, desto besser.“

Janine Hunt drehte sich um. Nguyen hatte sich scheinbar wieder unter Kontrolle, aber seine Hände zitterten immer noch.

Sie kannte ihn besser als viele andere und erneut kam ihr das Bild von dem Schnellzug in das Gedächtnis, der mit Vollgas ins Verderben raste.

– Er verliert die Kontrolle, es entgleitet ihm – Dachte sie sich und verließ das Zimmer. Hinter ihr stand immer noch Nguyen mit zitternden Händen auf dem Tisch gestemmt.

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John Clerk hatte in New York die roten Knöpfe gedrückt und das Sonderteam verständigt. Jetzt saßen im Konferenzraum in der 83 Etage die Verantwortlichen für die geplanten „Sondereinsätze“ und John Clerk machte allen klar, dass Nguyen keine Fehler dulden würde. Die Anwesenden, allesamt harte Jungs und eine Frau wussten, wie man seinen Chef zufrieden stellte und ihnen war klar, dass ein Nguyen nicht verzieh.

So gingen sie den Angriffsplan nochmals in allen Details durch.

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IM LUFTRAUM VON WALLIS

Das Versteckspiel war vorbei!

Der König von Futuna und Wallis hatte offiziell um Hilfe gegen Trafalgar gebeten und nun konnte Heylah ihre Truppen einsetzen und es galten neue Spielregeln für Condor drei und die anderen.

„Sieh mal, eine ziemlich seltsame Formation für ein paar Transportflugzeuge.“ Bemerkte Esrom als er das Radarbild des Hexenbesens betrachtete.

Offiziell hielten sich die USA aus den Streitigkeiten zwischen Soulebda und Futuna heraus, doch inoffiziell hatte die Theobald Order bekommen, Soulebda mit allen Mitteln zu unterstützen.

Dagan hatte Ellis über Lems Erkenntnisse informiert, allerdings den Teil welcher den Trojaner betraf weggelassen, und die wiederum hatte ihren Präsidenten in Kenntnis gesetzt.

Das Ergebnis bestand in einer uneingeschränkten, wenn auch geheimen Zusammenarbeit zwischen den Streitkräften Soulebdas und den USA.

Nun mussten die Meldungen des Hexenbesens nicht mehr über dritte an Condor drei weitergeleitet werden, Esrom bekam die Daten in Echtzeit!

Diese Daten sagten folgendes: Acht Flugzeuge, dem Transpondern nach alles Frachtmaschinen, waren von Brisbane nach Wallis aufgebrochen. Etwa 50 Meilen vor den Fidschis waren zwei wieder umgekehrt und nach Brisbane zurückgeflogen. Die sechs Übriggebliebenen hielten weiter auf Wallis zu.

„Ja, eine sehr seltsame Formation. Mal sehen…also zwei Frachtmaschinen mit den Söldnern, ein Tanker, bleiben drei Jagdflugzeuge. Ein Tanker ist in Begleitung eines Jagdflugzeugs wieder umgekehrt. Jede Wette die Jäger sind Dassault Rafale. Wenn es um Waffen geht kennt Nguyen keine Budgetobergrenze.“

„Davon gehe ich auch aus, wir sollten unser Finanzierungssystem überdenken.“

„Was wissen wir über die Dassault?“

„Zweistrahliges Jagdflugzeug, eine Kanone und jede Menge Raketen. Unser Vorteil ist, das sie diese nicht benutzen können und die Tatsache, dass wir in alle Richtungen feuern können.

Die Dassault ist ziemlich wendig und fast so gut wie der Eurofighter, doch genau wie bei diesem, ist der Schwachpunkt der Pilot. Alles in allem ist die Dassault, gut geflogen, ein ernster Gegner. Unsere Chance liegt in den ersten Sekunden, je länger wir brauchen, umso größer das Risiko, dass sie uns erwischen.

„Dann sollten wir es nicht darauf anlegen. Was macht unser Treibstoff?“

„Wir haben genug, aber unsere Rückendeckung nicht.“

„Zeit bis zum Abfangen?“

„Bei jetzigen Kurs und Geschwindigkeit, und ich nehme stark an, dass unsere Freunde beides beibehalten, noch fünfunddreißig Minuten.“

„Alles klar. Condor drei an Condor zwei.“
„Condor zwei hört.“
„Geh nochmal tanken, und sieh zu, dass du in fünfundzwanzig Minuten wieder hier bist.“

„Verstanden Condor drei.“

Jim scherte mit seiner F-35 aus der Formation aus und steuerte ein Rendezvouspunkt mit einem Tanker der Theobald an.

Der wurde von zwei F18 Hornet begleitet und erwartete Jim schon.

Jim näherte sich von hinten dem Tanker an und fuhr den Tankstutzen aus.

„Condor Zwei bereit zur Treibstoffaufnahme.“

Exakt fünfzehn Minuten später waren seine Tanks gefüllt und noch einmal sieben Minuten später erreichte er den Schutz von Bernds Radartarnhaube.

„Condor zwei wieder zurück in Formation.“ Meldete er sich zurück.

„Gut gemacht, Zeit bis zum Abfangen zehn Minuten. Radarstörer volle Leistung, Kommunikation wird offengehalten, bis ein Angriff unvermeidbar ist.“

„Bestätige, Radarstörer volle Kraft, Kommunikation bleibt offen. Dir ist aber schon klar, dass die nicht einfach abhauen werden?“ fragte Esrom.

„Ja, ist mir klar, aber Heylah wünscht es so.“

„Manchmal ist Heylah einfach zu gut für diese Welt.“
„Soll ich dir was sagen? Wären doch nur alle so wie sie…!“

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Die Flugzeuge der Trafalgar-Gruppe waren noch 50 Meilen vor Wallis, als die Condors unter ihrem Radarschutz, 2000 Meter hinter ihnen auf die gleiche Höhe gingen.

„Genau wie du vermutet hast.“ Meinte Esrom, als er die sechs Flugzeuge vor sich sah.

Die Trafalgar Flieger bildeten eine Raute, bei der der Tanker in der Mitte flog, die Transportmaschinen davor und die drei, sechs und neun Uhr Position, von den Jägern besetzt wurden.

„Kannst du mir nicht mal einen Tipp bei den Lottozahlen geben?“

„Das funktioniert nur mit Flugzeugen.“ Grinste Bernd, dann schaltete er auf einen verschlüsselten Kanal und rief Jim.

„Jim, den Tanker lassen wir in Ruhe, der wird Fersengeld geben, wir kümmern uns zuerst um die Dassaults.“
„Verstanden.“
Wie bei ihrer ersten Begegnung verließen sich die Trafalgar Piloten zu sehr auf ihr Radar und erkannten die Gefahr hinter sich nicht.

„Machen wir ihnen gleich klar, dass wir es ernst meinen?“ wollte Esrom wissen.

„Ja, ich denke, das ist das Beste.“
„Ok, dann etwas näher und ein wenig höher.“

Bernd folgte Esroms Anweisungen, brachte Condor drei in gewünschte Position und eine Sekunde später zischte eine Garbe Leuchtspurgeschosse dicht über die Flugzeuge hinweg.

„Achtung Trafalgar Flugzeuge, die Blockade für Wallis besteht noch immer, drehen sie ab!“

Die Flugzeuge drehten nicht ab, sie stoben förmlich auseinander und verteilten sich.

Die Jäger zündeten ihre Nachbrenner kurvten eng und gingen auf verschiedene Höhen. Während einer auf dieser Höhe blieb, gingen die beiden anderen höher und tiefer, während sie Kurvten um ihren Angreifern entgegen zu fliegen.

„Ok, ihr wollt es nicht anders! Kommunikation aus! Wir nehmen den in der Mitte!“

„Kommunikation aus, alle Waffen scharf.“
Kaum hatte Esrom bestätigt, zischten schon Raketen an ihnen vorbei, um ins blaue Meer zu rasen.

Auch Jim, zündete die Nachbrenner und riss seine F35 nach oben. Da er wusste, dass seine Raketen gestört wurden, hatte er gleich auf sie verzichtet und sich nicht mit unnützem Ballast beladen. Dafür hatte er zwei  zusätzliche Waffenbehälter mit je einer Gatling GAU-12 unter dem Rumpf.

Er ging die Dassault direkt frontal an und flog ihr feuerspeiend von unten her entgegen. Die drei Kanonen seiner F-35 zersägten die Dassault praktisch, während deren Pilot noch immer bemüht war in Schussposition zu kommen. In einem Feuerball explodierte die Dassault, Trümmer verteilten sich und fielen ins Meer. Der Kampf hatte nur Sekundenbruchteile gedauert und schon hatte Trafalgar einen Jäger verloren.

Die beiden anderen Piloten waren sichtlich überrascht, statt nur einer Frachtmaschine auch eine F35 als Gegner zu haben. Aufgeregt sprachen sie in ihre Funkgeräte, doch Bernd unterband jede Kommunikation.

„Ich schnappe mir den Unteren!“ rief Jim und stürzte sich auf Dassault Nr.3. Der erkannte die Gefahr rechtzeitig und brach den Angriff auf Bernd ab, um sich dem gefährlichem Gegner zu stellen.

„Bleib auf seiner Höhe Bernd! Jim, nicht aus dem Störbereich fliegen!“ kommandierte Esrom die Zwei.“

„Verstanden!“ antworteten beide gleichzeitig und taten, was Esrom ihnen sagte.

Dassault zwei hatte nun auf Bernd eingedreht und feuerte erneut eine Rakete ab.

„Verdammt, das war knapp!“ kommentierte Bernd als  die Rauchspur nur einige Meter an ihnen vorbei zischte. Die Zielerfassung funktionierte zwar nicht, doch die Gefahr eines Glückstreffers bestand dennoch, was Bernd wieder Esroms Warnung ins Gedächtnis brachte, den Kampf so schnell wie möglich zu beenden.

Die Dassault hatte Bernds Ausweichmanöver genutzt und versuchte sich hinter ihn zu hängen.

„So nicht!“ Bernd legte Condor drei in eine viel engere Kurve, als die Dassault es je konnte, und feuerte zwei Piranhas Raketen ab. Sofort warf der Pilot Gegenmaßnahmen ab und wich den Raketen aus.

Jim hatte es mit einem Profi zu tun, das war ihm mittlerweile klar geworden, denn Dassault drei hatte alle Versuche von Jim vereitelt, mit denen er hinter die Dassault kommen wollte.

Zwei Raketen hatte der Pilot abgefeuert, als er begriff, dass seine Zielerfassung nicht funktionierte. Dann tat er etwas, das Jim den letzten Beweis erbrachte, dass der Pilot ein As war.

Er warf die restlichen Raketen ab und verringerte so erheblich sein Gewicht.

„Junge, du bist gut!“ murmelte Jim und kurvte den Angriff der Dassault aus.

„Er will nach oben in den toten Winkel unserer Kanone um dann auf uns herabstoßen!“ rief Esrom

„Sag wann er über uns ist!“

„Da ist er, vier Uhr über uns. Verdammt, er hat es geschafft und ist im toten Winkel unserer Kanone.“

„Nicht mehr lange.“

„Achtung er stößt nach unten! Er schießt!“

TAK TAK TAK donnerte es durch den Rumpf und im hinteren Teil der Condor waren Löcher zu sehen.

„Er hat uns erwischt!“

„Keine Sorge, die Mühle hält das aus. Jetzt zeig mal was du wirklich drauf hast!“ Rief Bernd und legte die Condor auf den Rücken.

Nun hatte Esrom wieder freies Schussfeld für die Cain Gun und er nutze es. Ein Feuerstoß jagte der Dassault entgegen und erwischte sie an der rechten Tragfläche. Die 30mm Geschosse schnitten der Dassault ein gutes Drittel der Tragfläche ab und brachten den Jäger augenblicklich ins Trudeln.

Eine halbe Sekunde später stieg der Pilot mit dem Schleudersitz aus, während der Jäger trudelnd ins Meer stürzte.

Jim hatte es mittlerweile geschafft hinter Dassault drei zu kommen und ließ sich auch nicht mehr abschütteln.

Der Trafalgar Pilot zeigte sein ganzes Können, doch er beging einen Fehler. Er hielt sich bei seinen Ausweichmanövern an ein festes Muster und nach dem dritten Durchgang war Jim sicher, dass der Pilot als nächstes die Dassault nach links und gleichzeitig nach oben reißen würde. Er kam ihm eine hundertstel Sekunde zuvor und jagte einen Feuerstoß in die Richtung, in der die Dassault ausweichen würde.

Tatsächlich sauste die Dassault in den Feuerstoß und die Geschosse schlugen in das rechte Triebwerk ein. Eine lange Feuerzunge schlug aus dem Triebwerk, bis es der Pilot abschaltete.

Mit einer Rauchspur drehte der Pilot ab und brach den Kampf ab und nahm Kurs auf die Fidschis. Mit Leichtigkeit hätte Jim ihn jetzt abschießen können, doch das war eines Fliegerasses wie ihm nicht würdig und so setzte er sich neben die Dassault und winkte dem Pilot noch einmal zu. Der erwiderte tatsächlich den Gruß, dann Jim drehte  ab.

Bernd hatte die Koordinaten an die Theobald gefunkt, damit Der Träger einen Rettungshubschrauber schicken konnte, um den Piloten der ersten Dassault aufzufischen, dann drehte er ab du folgte den Frachtmaschinen.

20 Meilen vor Wallis hatte er die Flugzeuge eingeholt und war erstaunt den Tanker bei den Casas vorzufinden. Er war davon überzeugt gewesen, dass jeder Pilot der auf einer potentiellen Bombe saß, so viel Abstand wie möglich gewinnen wollte, doch die drei Flugzeuge bildeten ein Dreieck, bei den der Tanker das Schlusslicht bildete. Stirnrunzelnd ging Bernd in Schussposition.

Irgendwas störte ihn…Da die Piloten schon die ersten Warnungen ignoriert hatten, war kam davon auszugehen, dass sie diesmal seinen Anordnungen folgen würden, dennoch wollte er nicht einfach ein Flugzeug mit mehr als 50 Menschen an Bord einfach vom Himmel holen.

„Trafalgar Piloten, nehmen sie Kurs auf Labasa, das ist unsere letzte…“

„BERND!“ schrie Esrom, doch auch Bernd hatte das Aufblitzen an der Unterseite des Tankers gesehen. Instinktiv reagierte er richtig, legte das Flugzeug nicht in eine Kurve und präsentierte so den Kanonen keine große Angriffsfläche. Stattdessen gab er vollen Schub, ging er höher und brachte sich über den Tanker.

„JIM, das ist kein Tanker, es ist ein Gunship!“ Nun drehten die Casas ab und das Gunship versuchte drehend Bernd wieder ins Visier zu bekommen.

Unzählige Leuchtspurgeschosse zischten in Bernd Flugbahn und nur seine schnelle Reaktion verhinderte dass er abgeschossen wurde.

„Verdammt!“ kommentierte er mehrere neue Löcher in der Condor.

„Die Hydraulik der Bremsklappen hat es erwischt! Temperaturanstieg in Nummer eins.“ Meldete Esrom.

„Behalt es im Auge.“ Antwortete Bernd und wich einer neuen Salve aus.“
Jim hatte unterdessen die Nachbrenner gezündet und war senkrecht in die Luft gestiegen. Als er Bernd und das Gunship wie kleine Modelle unter sich sah, stieß er senkrecht herab und schoss alle Kanonen gleichzeitig ab.

Seine Geschosse zerrissen dem Gunship das gesamte Heck, es brach in der Luft auseinander und stürzte ins Meer. Fallschirme sah man keine.

„Jetzt ist Schluss mit Lustig!“ brummte Bernd und flog hinter den Casas her.

„Was macht Nummer eins?“

„Die Temperatur geht in den roten Bereich, aber ein paar Minuten hält es noch durch.“

Diesmal gab es keine Warnung. Esrom zerschoss erst der linken Maschine den Motor, dann, nach einer kurzen Verfolgungsjagt der rechten.

Beide trudelten doch blieben in der Luft. Jim tat sein Übriges. Er zischte mehrmals ganz dicht an den Casas vorbei, bis diese Kurs auf Labasa nahmen.

„Das nächste Mal gibt’s keine Warnung und auch keinen Motorschaden! Wenn ich eure beschissenen Ärsche noch einmal erwische schick ich euch zu den Fischen! Ist das klar?!“ funkte Bernd den Piloten zu, und schaltete ab, ohne eine Antwort zu erwarten.

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Bruce Sinclair hatte die Meldung entgegen genommen. Ihre Leute hatten zwei funkelnagelneue Jäger und ein angemietetes Gunship verloren, dazu hatten die Transporter Schäden erlitten. Was aber am schlimmsten war, sie mussten umdrehen oder wären restlos vernichtet worden.

Janine Hunt kam zufällig dazu als der Ausdruck noch auf dem Tisch lag und Sinclair Löcher in die Luft starrte.

Sie überflog die Nachricht und las sie dann nochmals durch. Erst jetzt verstand sie das Gesicht von Sinclair.

„Wenn ich ihm das zeige dreht der völlig durch …“

„Wenn ihr mir was zeigt?“ Nguyen stand in einer der Türen und schaute fragend seine beiden Vertrauten an. „Na was wolltet ihr mir nicht zeigen?“

„Soulebda hat den Lufttransport verhindert, wir haben Verluste.“ Antwortete Hunt.

„Wen haben wir verloren?“

„Zwei Dassault Abfangjäger und das Gunship.“ Zählte Sinclair auf.

„Das Gunship? Wie zum Teufel konnten die Inselaffen das Gunship abknallen?“

„Sie hatten Unterstützung durch F35“

„Die haben keine große Reichweiten erzählt mir doch nicht so einen Bullshit, die kommen nur anderthalb Flugstunden weit mit den Jägern.“

„Ja richtig, aber die haben die USS Theobald mit ihrem verfluchten Tross und da können wir nicht gegen anstinken.“

„Und die Ladung? Ist die Ladung zumindest in Ordnung?“

„Ja die Ladung ist in Ordnung, ein paar werden feuchte Höschen haben, aber sie leben alle.“ Versuchte Hunt die Stimmung etwas zu entspannen.

„Wieviel haben wir von denen abgeschossen? Einen, zwei?“

„Äh keinen, die hatten offenbar Glück.“ Brummelte Sinclair.

„Schwachkopf, das hat mit Glück nichts zu tun, die haben etwas, was wir nicht haben und das will ich.“ Sprachs und verschwand durch die Tür und knallte diese mit voller Kraft zu.

„Wir müssen ihn wieder mit einigen Erfolgen ablenken, sonst dreht der uns noch durch, hast du bemerkt wie ihm die Sache über den Kopf wächst?“ Fragte Sinclair und Hunt versuchte überrascht zu wirken.

„Du hast Recht, wir brauchen Erfolge und zwar schnell!“

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NEW YORK

„Sieh mal an, ein weiterer Kandidat.“ Meldete FBI Agent Al James seinem Partner Brett Keller.

James sah dem Mann zu, der aus einem Taxi stieg und in das Gebäude von Trafalgar ging. Die beiden saßen in einem Gebäude einer großen Bank, welche der Trafalgar-Zentrale gegenüber stand. Dort im ersten Stock hinter verspiegelten Scheiben, standen mehrere Kameras und erfassten jeden der in die Zentrale von Trafalgar ging.

Die Gesichtserkennungssoftware identifizierte jeden der in einer Datenbank gespeichert war, auf die das FBI zugreifen konnte und das waren einige!

„Wer ist es?“ wollte Keller wissen.

Während James die Daten abrief, dachte Keller an die letzten zwei Tage zurück.

Keller war Ausbilder in Quantico galt als DER Experte, wenn es darum ging, ein Objekt zu überwachen und Bedrohungen zu analysieren. Vor vierundzwanzig Stunden hatte man ihn aus dem Unterricht geholt und ihn zum Leiter des hiesigen Büros, Paul Harwer, geschickt. Alles weitere würde er hier erfahren, teilte man ihm lediglich mit.

Als er dann das Büro des örtlichen Leiters des FBI betrat, glaubte er seinen Augen nicht zu trauen. Neben dem New Yorker FBI Chef und einem ihm unbekannten Mann, fand er Mike Smith vor.

„Mike?!“

„Hallo Brett, altes Haus.“

„Was zum Teufel tust du hier? Ich denke die haben dich gefeuert!“

„Oh, das ist kein Gerücht, die CIA hat mich tatsächlich rausgeworfen.“

„Aber…“ Brett brach ab. Wie jeder andere auch hatte er gehört, dass Mike und Dave von Ellis gefeuert wurden, doch wenn Mike jetzt offiziell hier in Harwers Büro saß, dann musste wohl ein verdammt heißes Ding laufen!

„Darf ich dir Colonel Meresch vom Mossad vorstellen?“ fragte Mike und der unbekannte Mann erhob sich, trat auf Keller zu und die beiden gaben sich die Hände.

„Mossad? Man hat Sie nicht auch zufällig gefeuert?“

„Nein, gefeuert nicht, ich bin…beurlaubt.“

„Ich gehe davon aus, dass ich es gar nicht so genau wissen will.“ Was Meresch und Mike mit einem Grinsen kommentierten.

„Brett, wir brauchen ihre Hilfe.“ Schaltete sich Harwer in das Gespräch ein.

„Sir?!“

Harwer nickte Mike zu und der übernahm die Einweisung.

„Wir rechnen damit, dass Jean-Marcel Nguyen innerhalb der nächsten sechsundneunzig Stunden GB OIL und John Gifferton persönlich angreift. Damit meine ich keinen Angriff auf wirtschaftlicher Basis, sondern einen bewaffneten Angriff mit tödlicher Gewalt.“

„Nguyen? Nun Nguyen ist ein Mistkerl, dem ich einiges zutraue, aber ein bewaffneter Angriff hier auf amerikanischen Boden? Woher habt ihr diese Informationen?“

„Von ihm selbst.“

„Was?“

„Nguyen pendelt momentan zwischen Paris und Futuna hin und her. In Paris kommen wir nicht an ihn heran, aber wir hören sein Hotel auf Futuna ab.“

Das stimmte Wort für Wort. Aus dem leerstehenden Haus in Maopo‘ opo hatten Kresser und Jerome mit ihrem Laser alle Gespräche in Hunts Zimmern aufgezeichnet.

Das Haus stand gerade einmal achtzig Meter Luftlinie vom Hotel entfernt, was für einen modernen Hochleistungslaser eine geradezu lächerliche Entfernung darstellte. Der Laser war wie ein Gewehr auf einer elektrischen Halterung montiert und hatte einen sehr empfindlichen Sensor, der alle Fenster überwachte. Sobald sich Schwingungen der Scheiben zeigten, richtete sich der Laser automatisch auf die stärkste Quelle.

Das hatte zur Folge, dass beinahe jedes Wort aufgezeichnet wurde. Natürlich hatten Jerome und Kresser keine Zeit sich all die Stunden selbst anzuhören.

Die Aufzeichnungen wurden via Satellit nach Soulebda geschickt und dort von einem Team  um Dagan und Viktor Kubaliborow ausgewertet. Auf diese Weise wurden die geplanten Angriffe auf Gifferton bekannt und noch ein weiterer Name erregte Aufmerksamkeit… die Reginald Huller…

Wieder einmal zeigten sich Nguyens und Sinclairs Schwächen. Für sie waren die Bewohner der Südsee Inselaffen. Sie konnten sich nicht vorstellen, dass diese eine solche Abhörtechnik kannten, geschweige denn einsetzen würden.

„Was ist Futuna?“ wollte Keller wissen.

„Eine kleine Insel in der Südsee.“

„Was treibt ein Tycoon wie Nguyen am Arsch der Welt?“

„Um ehrlich zu sein, das wissen wir nicht. Noch nicht! Jedenfalls sitzen wir in einer Zwickmühle. In Kürze wird der König von Futuna das Matriarchat Soulebda offiziell um Hilfe gegen Trafalgar bitten, dann sind unsere Kräfte dort vor Ort legal im Einsatz, doch bis dahin sind alle Informationen mehr oder wenige illegal beschafft. Kein US Gericht würde sie als Beweis gegen Nguyen anerkennen.“

„Soso…Eure Kräfte…Nein, für ein US Gericht würde das wohl kaum reichen. Und was wollt ihn nun von mir?“

„Wir rechnen mit einem Angriff innerhalb der nächsten zweiundsiebzig bis sechsundneunzig Stunden, wissen aber nicht mit welchen Kräften und nicht mit welcher Bewaffnung. Allerdings kennen wir die Basis der Angreifer. Es ist die Trafalgar-Zentrale.“

„Ich glaube jetzt verstehe ich, was ihr von mir erwartet…“

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„Heinz Hirtke.“ Las James von seinem Monitor ab. „Ehemaliger Fallschirmjäger, mehrere Einsätze im Kosovo. Nach Ende seiner Dienstzeit ging er zurück in den Kosovo und arbeitete auf eigene Rechnung, bis er bei Trafalgar anheuerte, ab da verliert sich seine Spur und jetzt ist er hier.“

„Wie viele sind es jetzt?“

„Sechsunddreißig , die wir eindeutig identifiziert haben, dazu noch ein paar weiße Blätter denen „miete mich“ geradezu auf der Stirn steht. Alles in allem zwischen fünfzig und sechzig.“

„HHMMM“ Keller ließ sich die Zahlen durch den Kopf gehen. Wie würde er es machen?

Um ein Gebäude wie die GB OIL Zentrale zu stürmen schätzte Keller bräuchte er mindestens vier Teams. Jedes Team zwischen acht und zwölf Mann, dazu ein Unterstützungsteam mit Zehn Mann… Also achtundfünfzig…

„He Brett!“

Keller sah auf und trat zu James ans Fenster der auf ein Pärchen zeigte, das gerade aus einem Taxi stieg.

„Wer ist das?“

„Kira und Sven Göstrigon.“

„Scheiße! Bist du sicher?“

„Ganz sicher, ich kenne die zwei nur allzu gut, schließlich habe ich sie durch das halbe Land gejagt! Diesmal kriege ich sie!“

Kira und Sven Göstrigon waren Killer. Nicht irgendwelche Killer, sie galten selbst unter der Elite als die Besten. Unzählige Morde hoher Persönlichkeiten gingen auf ihr Konto. Die wenigsten konnte man ihnen nachweisen, doch allein in den Staaten ermittelte das FBI in fünf Fällen gegen sie. Doch bis jetzt waren die beiden nicht zu fassen gewesen. Wie Chamäleons beherrschen sie es unterzutauchen und unsichtbar zu werden. Wahrscheinlich wären sie auch diesmal nicht aufgefallen, hätten sie nicht gerade den Eingang mit der Gesichtserkennungssoftware überwacht.

„Was tun wir?“ wollte James wissen.

Keller rang mit sich. Da stiegen zwei der meistgesuchtesten Verbrecher aus einem Taxi, doch wenn sie jetzt zugriffen… und überhaupt, was taten die Zwei hier? Das hier ein Angriff stattfinden sollte, stand für Keller mittlerweile zweifelsfrei fest, doch dazu heuert man keine Auftragsmörder an.

Irgendwie beschlich Keller das Gefühl, dass Mike ihm nicht alles mittgeteilt hatte was er wusste…Schließlich traf er eine Entscheidung.

„Wir warten.“

„Wie du meinst.“ Antwortete James wiederwillig. „Du bist der Boss.“

**

Zwei Stunden später saß Keller Mike in der Zentrale von GB OIL gegenüber und er kannte Mike gut genug um zu wissen, dass dieser keine Ahnung von den Göstrigons hatte.

Als Keller Mike damit konfrontiert hatte, konnte er dessen Gehirn förmlich rattern hören.

„Kannst du dir einen Grund vorstellen, warum Nguyen sich Auftragskiller mietet?“

„Um unsere Zentrale hier zu stürmen wohl kaum… Vielleicht…Verdammt! Na klar! Wie konnte ich das übersehen! Fransiska und Hella! Sie sind die Ziele!“

„Wer sind…“ Keller wurde von seinem Handy unterbrochen. Er nahm das Gespräch an und hörte ernst zu. „Wir haben einen weiteren Auftragsmörder identifiziert. Bruno Scanca.“ Teilte er Mike mit. Also wer sind die beiden?“

„Zwei Reporterinnen, die John helfen Nguyens Schmutzkampagne zu überstehen.“

„Etwa die Blonde, die Gilbert abserviert hat? Mann, die ist taff und hat einen messerscharfen Verstand. Sie hat mir aus der Seele gesprochen.“

„Das ist Hella, die andere ist Fransiska Haufberger.“

„Paris?“

„Exakt, das sind die Beiden und jede Wette, sie sind die Ziele für die Killer.“

„Hör zu, da laufen ein paar der meistgesuchten Auftragsmörder durch die Stadt. Du weißt das ich da nicht wegschauen kann.“

„Nein… Hör zu, überlass die Scheißkerle mir. Ich verspreche dir, die werden keinen Ärger mehr machen.“

„Du willst sie einfach umlegen? Sorry, da mache ich nicht mit! Wir haben Regeln, an die halten wir uns, auch wenn wir es manchmal scheiße finden.“

„Ich erwarte nicht dass du wegschaust.“
„Sondern?“

„Was ist wenn die Killer umkommen, während sie versuchen ihren Auftrag durchzuführen?“

„Mike…du spielst ein sehr gefährliches Spiel!“

„Nein, das hier ist kein Spiel! Wir haben uns viel zu lange an die Regeln gehalten! Ab jetzt läuft es so, wie wir es wollen!“

„Und was willst du jetzt tun?“

„Gib mir eine Stunde…“

**

„Das hätten wir nicht übersehen dürfen!“ tadelte sich Mike selber. Er, Dave, Meresch, Menachem und Hyla´hars saßen am Konferenztisch.

„Das spielt jetzt keine Rolle mehr.“ Warf Meresch ein. „Jetzt kennen wir die Lage und können reagieren.“

„Und wie wollen wir reagieren?“ fragte Dave. „Ich meine, ich weiß schon was in deinem Kopf vorgeht und ich bin mit dabei, doch diese Entscheidung können einzig Hella und Fransiska treffen.“

„Dave hat Recht.“ Meinte Menachem. „Wenn sie mit dabei sind, bin ich auch mit von der Partie.“

„Nun, wie ich die beiden kenne, werden sie sich die Gelegenheit kaum entgehen lassen. Aber wir haben ein anderes Problem. Ich wette, der Angriff auf uns und die Anschläge auf Hella und Fransiska laufen gleichzeitig ab. Wir werden hier alle Hände voll zu tun haben.“

„Also brauchen wir Verstärkung.“ Stellte Dave fest. „Denkst du da an jemand bestimmtes?“

Mike grinst und antwortete, „An dieselben, wie jeder hier im Raum.“

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Die große Einsatzbesprechung folgte zwölf Stunden später.

Im großen Konferenzraum saßen neben dem Führungsteam zwanzig Amerikaner, zwölf Israelis und sechs Krieger und acht Kriegerinnen Soulebdas. Diese kämpften schon lange nicht mehr nur im Dschungel. Seit Heylah die Stämme förderte, erlebte der Weg des Kriegers einen wahren Boom. Doch auch wenn die Krieger nun auch mit modernen Waffen kämpfen konnten, eines war geblieben, ihre tödliche Präzision und Schnelligkeit.

Zusätzlich im Raum befanden sich Keller sowie die Verstärkung, welche erst vor einer Stunde angekommen war. Die vier Personen hielten sich zurück, denn ihre Aufgabe würden sie nicht hier im Gebäude ausüben.

„Darf ich um Aufmerksamkeit bitten!“ beendete Mike alle Gespräche.

Die Köpfe drehten sich ihm zu und alle Augen richteten sich auf ihn.

„Durch die hervorragende Arbeit des FBI…“, er nickte Keller anerkennend zu, „wissen wir, dass unser Gegner eine Stärke von etwa 60 Mann aufbieten wird. Das lässt auf vier Teams für den Angriff im Gebäude, sowie ein Team auf der Straße schließen.

Nach der Eingangshalle, wird ihr erstes Ziel der Kommunikationsraum sein. Meresch, das wird der Spielplatz für dich und dein Team.“

„Verstanden.“

„Ein weiterer Angriff wird die Energiezentrale im Keller sein. Menachem den wirst du mit deinen Leuten verteidigen. Möglichst so, dass ihr die Bösen nicht mit der Zentrale und dem ganzen Gebäude über euch in die Luft jagt.“ Kurzes Gelächter hallte durch den Raum.

„Ich werde mein Möglichstes tun.“ Versicherte ihm Menachem.

„Dave, die Eingangshalle gehört dir. Wir lassen sie herein, aber nicht mehr raus.“

„Kein Problem. Ich habe die Fahrstühle mit einem digitalen Funksignal präpariert. Sobald ich den roten Knopf drücke, sind alle Fahrstühle außer Betrieb, dann bleibt ihnen nur das Treppenhaus. Darüber hinaus haben wir alle Zugänge zur Tiefgarage versiegelt, natürlich alle außer dem Zugang zur Energiezentrale. Raus geht es da nicht. Zusätzlich sind alle Flure mit Bewegungsmeldern ausgestattet. Wenn sie also irgendwo durch das Treppenhaus in ein Stockwerk eindringen, wissen wir genau wo sie sind.“

„Wunderbar! Das bringt mich zu meinem Part. Sobald die Fahrstühle außer Betrieb sind, werde ich mit meinem Team das Gebäude von oben nach unten säubern und sie Dave in die Arme treiben.

Jedes unserer Teams wird acht Mann stark sein und erhält zusätzlich drei unserer kriegerischen Freunde Soulebdas. Konzentrieren sich die Angreifer in einem bestimmten Bereich, dann greifen die Stammeskrieger an, während wir Feuerschutz ihnen geben. Sie sind einfach die besseren Krieger von uns allen hier.“

Die Augen der Amerikaner und Israelis richteten sich auf Hyla´hars,  Lerf´tarste und ihre Truppe. Jeder der Anwesenden kannte aus früheren Kämpfen, wie denen auf Soulebda, Tomsk, oder Manus die Kampfkraft der Stammeskrieger.

„Fragen?“

„Was ist mit Giffertons Stockwerk?“ Wollte einer der Amerikaner wissen.

„Das werden Hyla´hars  und Lerf´tarste übernehmen.“

Weitere Fragen gab es keine Mike wünschte allen viel Glück.

„Was denkst du?“ fragte einer der Männer, die als Verstärkung gekommen waren, seinen Freund.

„Die Jungs sind gut und haben alles im Griff.“

„Kein Wunder, bei den Lehren die sie hatten.“ Grinste der erste und der andere Mann grinste genauso.

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„Es geht los!“ Teilte Keller zwölf Stunden später Mike mit. „Scanka hat gerade Trafalgar verlassen.“ Seit zwei Stunden beobachteten James und Keller wie ein Söldner nach dem anderen die Zentrale verließ. Die Göstrigons waren kurz vor Scanka gegangen. „Wir haben jetzt zwanzig Uhr. Ich schätze das der Angriff um dreiundzwanzig Uhr beginnt.“

„Alles klar, vielen Dank.“

„Was die Killer angeht…du schuldest mir was!“

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FUTUNA

Auf Futuna war die Hölle losgebrochen. Kaum, dass König Sevate das offizielle Hilfeersuchen in Richtung Soulebda und in die ganze Welt gerufen hatte, hingen die ganzen Reporter an den Telefonen, Handys und ihren Notebooks. Die Satelliten übertrugen die Bilder in die ganze Welt und während die Presse mit den Berichten beschäftigt war, ereignete sich hinter dem Palast etwas ganz anderes.

Die Reste der Hexe waren nur noch Asche und der rote Schutzschirm hatte sich noch immer über den Palast gelegt. Plötzlich erwachten die übernommenen Wachen aus ihrer Lethargie und wurden sich bewusst, dass sie wieder frei waren. Sie waren nicht mehr übernommen.

Die wenigen „Berater“ des Trafalgar Teams, die noch anwesend waren, versuchten sich, durch die Hinterausgänge zu retten.

Von den jetzt wieder erwachten Palastwachen verfolgt, liefen diese Berater um ihr Leben.

Der erste der aus der Tür gelaufen kam, war Oberst Mei Nung Fang, der chinesische Militärberater.

In Begleitung seiner Politik-Kommissarin standen sie vor einem großen Kreis Palastwachen und in der Mitte stand eine Frau mit einer in den Boden gerammten Doppelaxt.

„Ergebt euch der Palastwache von König Sevate oder sterbt!“ Gerade wollte der Oberst die Waffen strecken, da stellte sich die Politik-Kommissarin vor ihn und rief „Niemals geben die volksrepublikanischen Streitkräfte kampflos einfach au…“ Weiter kam die Kommissarin nicht, ein wuchtiger Hieb von Idunas Händen raubte der sportlichen Frau aus China die Besinnung und sie sackte in sich zusammen.

„Herr Oberst, möchten Sie der Politik-Kommissarin folgen oder sehen Sie die Zeit der Trafalgar Unterstützung für beendet an?“

Der entschied sich rasch. „Ich sehe die Beziehungen zu der Trafalgar Gruppe mit sofortiger Wirkung als beendet an und werde das so im Zentralkomitee zur Entscheidung vortragen.“

Damit zog er seine noch immer bewusstlose Kommissarin mit den Füßen voraus aus der Kampflinie.

Hinter ihnen schwang die Türe auf und zwei asiatische Berater befanden sich im Kampf mit den Gardisten. So schnell wie die beiden aufgespießt wurden, konnten sie gar nicht zählen, da lagen sie bereits mit zwei Speeren in der Brust am Boden.

Nach und nach säuberten die Gardisten den Palast.

Die Zivilwachen der Trafalgar Gruppe waren allesamt bezahlte Leute und die suchten sich den, der sie am besten zahlte und am Leben ließ.

Die wenigen, die den Wechsel nicht verstanden oder sich nicht ergaben, wurden rasch aus dem Palast heraus und  hinter das Gebäude gebracht.

Dort erhielten sie ihre zweite und letzte Chance, sich zu überlegen von der Trafalgar Gruppe zu lösen.

Die meisten erkannte den Wechsel an und ergaben sich und jene, die erpicht darauf waren, die Ideen der Trafalgar Gruppe durchzusetzen, wurden aufgespießt und an den Randgraben gelegt.

Am Ende war der Palast gereinigt, irgendwelche Kontrollversuche seitens Hu’tars wurden nicht mehr festgestellt und sonst war keine Hexe mehr am Leben, die Trafalgar dienten.

Als nächstes zogen sich die Pressevertreter mit ihren Übertragungswagen zurück, sie hatte noch einen weiten Weg vor sich bis zum Flughafen oder Hafen im Süden der Insel.

Nach fast zwei Stunden war es dann soweit.

Der König stand auf und ging zu Penelope, die von Col. Kresser begleitet wurde und Iduna im Schlepp hatten.

Penelope lächelte König Sevate an und wollte sich anstandsmäßig verbeugen, aber der König bot Penelope seinen Arm an und sie hängte sich ein.

„Meine Mutter unterstützt Sie, Hilfe ist bereits unterwegs und in diesem Moment auch schon aktiv.“

„Ich danke Ihnen Penelope, ich bin froh, endlich wieder frei denken zu können. Sie glauben gar nicht, was das für eine Folter ist, im eigenen Körper gefangen zu sein und zu hören, wie man Dinge ausspricht, die man niemals sagen würde.“

„Majestät, darf ich ihnen draußen hinter Eurem Palast etwas zeigen, etwas, das Sie sicherlich nur aus Legenden kennen.“

König Sevate schaute Penelope lächelnd an, man fühlte förmlich, wie die alte Kraft in ihn zurückkehrte und sie schritten durch die Türen hinter den Palast.

Der König wirkte wieder so, als sei er 20 Jahre jünger. So traten sie hinter den Palast.

Dort hatte die Garde die erstochenen Leiber bereits weggebracht und so stand der König mit Penelope auf einem großen runden Platz, umringt von seinen Wachleuten.

Die Trafalgar Zwillinge traten hinzu, verbeugten sich anstandsgemäß und hoben beide ihre Hände.

„Majestäten, bitte seht hinauf an die Spitze Eures Palastes und seht, was dort geschieht…“

König Sevate und Penelope und all die anderen, die hier versammelt waren, schauten auf die rotgefärbten Gebäudeteile, die zu leuchten anfingen, heller und heller wurde das rötliche Licht und auf einen Schlag lösten sich, einem riesigen Schleier gleich, die 3000 Seelen und schwebten über dem Platz.

Die Trafalgar Zwillinge hoben ihre Hände zum Gruß und riefen etwas, das der König nicht verstand, eine Sprache, die er nur aus den frühen Zeiten hin und wieder gehört hatte, aber selbst nicht mehr sprach.

Das riesige rötliche Gebilde sammelte sich und es bildete sich die eine riesige rotglühende Harpyie mit einem weißen Kopf heraus.

König Sevate hatte den Mund geöffnet und war sprachlos. Mit mächtigen Schwingen hob die Harpyie langsam und lautlos ab und flog langsam höher und höher.

Der König drückte Penelope an seine Brust und sah sie an, eine Träne rollte aus seinen Augen.

„Mualebda hat uns geholfen, ich danke euch und ich danke dir oh Mualebda.“

Mit ihren breiten Schwingen drehte das Abbild der Harpyie ein zwei Runden um den Palast und löste sich zu einem roten Schwarm auf, der genau über dem Palast zu rotieren begann.

Schneller und schneller, dabei immer heller werdend drehte sich der Schwarm und als er am schnellsten drehte, schoss er in einem hellleuchtenden Strahl hinauf in den mittlerweile dicht bewölkten Himmel. Ü

ber den Wolken donnerte und polterte es und rote Lichter waren überall zu sehen, dann erloschen diese roten Lichter und Ruhe kehrte wieder ein.

König Sevate schaute in das strahlende Gesicht von Penelope und die Gesichter der Versammelten, sie scharten sich um ihren König, die Trafalgar Zwillinge stimmten das Erhebungslied von Futuna, eine inoffizielle Hymne an, die viel lieber gesungen wurde als die offizielle Hymne und herrlich klang.

Alle, die da standen, stimmten ein und sangen mit, am Ende setzte auch König Sevate mit seinem mächtigen Bass mit ein und so erklang ein wunderbares Lied, in dem Mualebda um Hilfe angefleht und lobgepriesen wurde…

Die Trafalgar Zwillinge sangen mit lauter Stimme die drei Strophen des herrlichen Liedes und die Anwesenden folgten. Penelope sah, dass sich auch bei dem König die Nackenhaare stellten, das Lied ging ihm offenbar sehr zu Herzen.

Als das herrliche Lied ausgeklungen war, da riss plötzlich die Wolkenformation auf und ein prächtiger, rötlicher Vollmond stand über ihnen und schien auf sie herabzulächeln.

Die 3001 Seelen waren aufgestiegen.

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TEL AVIV

„General?“ fragte eine Stimme und Lem sah auf.

Soraya stand in der Tür und wartete auf die Aufforderung einzutreten.

„Ist es wichtig?“

„Ich weiß…Ich …JA!“

Zwar sah Lem sie mit unbewegter Miene an, doch innerlich grinste er von einem Ohr zum anderen. Die kleine Soraya machte sich jeden Tag besser. Sie war schon Dagan eine sehr große Hilfe gewesen und musste sich erst an Lems Art gewöhnen, doch sie schaffte es, wie sie gerade unter Beweis gestellt hatte.

„Dann stehen sie nicht im Flur rum und verschwenden Zeit, kommen sie rein!“ brummte er.

Soraya tat was Lem sagte und trat vor seinen Schreibtisch und dass sie viel gelernt hatte, zeigte sie nun erneut. Sie hielt ihm nicht irgendwelche Papiere hin, sondern fasste zusammen was sie für wichtig hielt.

„Soulebda hat die Abhörprotokolle ausgewertet. In ihnen wird der Name Reginald Huller erwähnt. Wir haben nachgeforscht, die Reginald Huller ist ein Tanker der Hellespont-Alhambra-Klasse.

Die Huller lag in Bahrain  und hat Öl übernommen. Sie ist vor zehn Tagen ausgelaufen, Zielhafen ist Tokio.“

Lem ließ sich die Fakten durch den Kopf gehen. Was hatte ein Tanker… Wie von einer Tarantel gestochen fuhr er auf, als er den Zusammenhang erkannte!

„Holen sie mir Tamar ans Telefon! Sofort! Alles andere ist ab jetzt unwichtig!“

„Aber, General sie haben einen Termin mit Ben Amir und…“
„Soraya, es geht ins Finale! Wir haben noch vier Tage oder weniger um eine Katastrophe zu verhindern.“  -Wenn nicht sogar schlimmeres!- fügte er in Gedanken hinzu.

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Testlauf

„OK das wird funktionieren, aber wie erfahren wir, dass unsere Routine tatsächlich von der Station angenommen und an die Satelliten weitergegeben und was wichtiger ist, auch akzeptiert wird?“ Fragte Ralf Hauer Randy und Dana.

„Im Grunde ist das ganz einfach.“ Begann Dana und Randy deutete Hauer an besser gut aufzupassen.

„Wir geben den Satelliten die über uns stehen die Anweisung, eine Timesync durchzuführen.

Damit vergleichen sie ihre beiden Borduhren mit der Atomuhr auf der Station, etwas was die Uhren häufig machen.“

„Ja ok das hab ich verstanden, aber wie erkennen wir, ob sie unsere Order auch tatsächlich angenommen und ausgeführt haben?“

„Indem wir die Aktion binnen einer Minute ein zweites Mal laufen lassen. Das machen die schlauen Kisten mit, aber sie geben als Quittung einen winzigen Zusatz mit.

Also anstatt wie üblich mit RDY Satellit Nummer, ACK OK zu antworten, kommt innerhalb des Zeitfensters ein RDY Satellit Nummer, ACK2 OK“

Hauer schaute in sich hinein und murmelte ein „Ready, Satellit Nummer, Acknowledge, Ready und dann eine Zwei, was macht diese zwei?“

Randy schaute Hauer an und grinste. „Der Satellit sagt zur Basisstation nichts anderes, als Ich hab deinen Dreckscode nochmal gestartet und er macht das Gleiche wie vorhin. Ich bin sicher, die CPU lacht dabei innerlich!“

Die drei schauten sich kurz an und lachten erfrischend. „Stimmt und kein Controller wird das als etwas Besonderes abtun.

Mehrfachbefehle kommen ja des Öfteren vor und werden einfach bestätigt. Wann starten wir den Test?“

Ich informiere noch drei Leute, dass wir den letzten Test starten, sie sollen sich nicht desinformiert führen und sie sind extrem wichtig.“

Damit ging Randy aus dem Zimmer und Hauer saß alleine mit Dana in dem überschaubaren Zimmer.

Auf jeder Seite des Tisches standen drei starke Notebooks und wenn Hauer zwischen den beiden Rechnern seiner Seite hin und her blickte, schaute er auch zwangsläufig auf das Dekolletee von Dana.

Schließlich sah er sie an grinste. „Weist du was Scheibenkleister hier ist? Ich sehe während ich hier andauernd die Bahndaten vergleiche und Formeln überprüfe, auf deinen Vorderbau und bekomme nicht einmal einen Ständer.“

Dana schaute ihn prüfend an, dann stellte sie ihre beiden Notebooks enger zusammen und grinste Hauer an: „Pass du lieber auf, dass sich deine Zahlenreihen nicht verschieben, anstatt mir auf meine Marketingauslage zu stieren.“

„Ja ich meinte ja nur, ich bin seit einigen Wochen hier und hatte noch keine Zeit für eine Freundin, um, na du weißt schon…“

Gerade als Randy zurückkam stand Dana auf, gab Randy einen flüchtigen Kuss und war mit einem „Bin gleich zurück, pass auf den Triebtäter da auf, ich glaub, seine Testikel quellen über“ aus dem Zimmer.

Randy schaute sich Hauer an und dieser errötet zum ersten mal. „Hey wir sind zum Arbeiten hier und du denkst ans Vergnügen, ich sag’s dir noch einmal, Dana hat dich schneller alle gemacht als du einen neuen Kernel kompiliert hast.

„Ich hab nichts gemacht, hey alter, ich halt meine Finger überm Tisch und bei mir, echt.“

Die Tür ging auf und es trat neben Dana noch ein anderes Mädchen ein. Aber was für eines, sie könnte bei einer Miss Wahl auf den ersten Platz kommen, hatte knallrotes Haar und prächtige „D“ Brüste, die Hauer nicht entgangen waren.

Die knallenge Jeans und das enge Shirt machte alles noch heißer für ihn.

„Ralf Hauer, das ist Anais Chrémfor, aus der Sportabteilung, sie wird dich mal für eine Stunde mitnehmen, vielleicht geht’s dir dann besser!“

Hauer hatte nur noch Augen für Anais und sie packte ihn mit festem Griff an der Hand und zog ihn auf, dann schubste sie ihn fast zur Türe hinaus, in den Nebenraum drehte sich noch einmal und zwinkerte Dana zu.

Dann schloss sich die Tür und Dana schaute Randy an, der mit den Augen zwinkerte.

„War das eben nicht Miss Chrémfor, die alle hier nur die Männer-Ernterin nennen?“

„Oh ja Schatz, und im Augenblick fährt sie reife Ernte ein, denke ich. Aber der Kleine muss sich entladen, nur so kann er sich voll konzentrieren.“

Zwei Stunden später saßen die drei an den Rechnern und starteten den Testlauf.

Dana und Randy sahen sich die Daten an und Hauer wirkte sichtlich entspannter. Sein „Es hat geklappt“ wirkte auf alle wie eine Erleichterung.

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Wie es der Zufall wollte, fand zu diesem Zeitpunkt eine interne Überprüfung der Abteilung, die für das MCP zuständig war statt. Der neue General Lt. Gen. Paul Gatterly, war einer der letzten der „Alten Garde“ und prüfte Frauen unter seinem Kommando immer besonders hart.

So war diesmal das 50th Space Wings, dran unter der Leitung von Col. Samantha Burthle, einem äußerst fähigen Offizier und einer klugen Wissenschaftlerin.

Das reizte den alten General und er suchte nach Fehlern und je mehr er suchte, desto ruhiger wurde Col. Burthle. Gerade wollte der General aufgeben und den Test abbrechen, da blinkte einer der Überwachungsmonitore rot auf und einige Zahlenreihen ratterten über den Bildschirm.

Es war die Aufforderung von Randy und seinem Team, die doch im MCP erkannt und wurde.

„Colonel, was zum Teufel ist das?“ Brummte der General, in der Hoffnung endlich nach Stunden etwas gefunden zu haben.

„Sir das kommt von der Kontrolle Station Kwajalein, die Satelliten werden getestet, so etwas geschieht bei Änderungen der Erdkruste, oder bei…“

„Jaja Erdkruste, das Ding ist wohl nicht so gut wie Sie mir sagten, wie soll das MCP etwas von den Änderungen der Erdkruste mitbekommen und handeln, wenn noch kein Erdbeben gemeldet wurden?“

In dem Moment ratterte ein anderes System und an der Signalwand poppten die Erdbebenmeldungen aus Wellington auf.

„Sie meinen so etwas General?“ Fragte Col. Burthle und der General schaute auf die Monitore, dann zum Colonel, dann wieder auf die Monitore und nickte.

„Ja, genau, ihr habt wohl die schnelleren Prozessoren und Köpfe, na gut, das wars dann, mein Damen, meine Herrn. Überprüfung erfolgreich abgeschlossen. Vielen Dank und frohes Wehrschaffen!“

Als der General mit seinem Gefolge das Kontrollzentrum verließ fragte der Stellvertreter von Col. Burthle „Was meint der mit frohes Wehrschaffen?“ Col. Burthle grinste und beruhigte.

Der hat zu lange bei den Deutschen in Wiesbaden und Ramstein gelebt, die reden da alle so komisch.

John, ich muss mit dem Tross ins Offiziers Casino, der General wird wieder eine seiner unglaublichen Reden halten, Sie übernehmen.“

„OK Sam, lassen Sie sich nicht für irgendwelche anderen Programme abwerben.“

Damit kehrte erneut Ruhe ein. Einzig die Erdbeben Information wurde noch kurz verfolgt. In Wellington hatte es ein Klasse 2 Erdbeben gegeben. Eine Brücke zwischen zwei kleinen Inseln war dabei zerstört worden.

Da sich aber sonst im weltweiten Satelliten-Netz nichts geändert hatte, wurde die vorherige Meldung einfach archiviert. Keiner hatte etwas bemerkt.

Das Problem bei den archivierten Meldungen war, dass sie kategorisiert wurden.

Diese Codemitteilung wurde einem Erdbeben zugeordnet. Wenn die das Nächste Mal auftrat, würde sie mit dem vermerkt „Archivieren <J/N>“ versehen und die Operatoren wussten, das ist nicht mehr relevant.

In dem kleinen Raum, am anderen Ende der Welt, saßen Dana, Randy und Ralf Hauer an den Rechnern und staunten darüber, dass das Kommando durchgegangen war und sie staunten noch mehr, dass es sogar archiviert wurde.

Man hatte es dort also tatsächlich mitbekommen, aber nicht ganz richtig zugeordnet.

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NEW YORK

„Was ist mit mir?“ wollte Gifferton von Mike wissen. Nachdem alle ihre Aufträge erhalten hatten, stand Gifferton ohne Aufgabe da.

Als die anderen außer Hyla´hars, die Gifferton nicht von der Seite wich, gegangen waren, wollte Gifferton von Mike wissen, was er bei der Verteidigung seiner Zentrale zu tun hatte.

„Gar nichts ist mit dir.“

„Das kannst du nicht tun! Das hier ist mein Haus. Die Menschen hier arbeiten für mich! Ich werde mich ganz sicher nicht verstecken und den Kopf einziehen! Ich werde dabei sein, wenn wir den Kerlen den Arsch aufreißen!“

„John…“ doch Gifferton ließ ihn nicht ausreden.

„Keiner wird sagen können, dass ich eine feige Schw…“ diesmal ließ Mike John nicht ausreden. Mike packte Gifferton am Kragen, ignorierte Hyla´hars kurzes Aufzucken und zerrte Gifferton in seine Privaträume.

Eigentlich sollte Hyla´hars Gifferton beschützen, doch in diesem Fall war sie froh, das Mike das tat, was sie sonst hätte tun müssen, denn irgendjemand musste Gifferton den Kopf zurecht rücken!

In den letzten Wochen hatte sie Gifferton zur Genüge kennen und schätzen gelernt. Gifferton war nicht irgendein Boss oder Manager. Die beste Beschreibung die ihr einfiel war, Gifferton war ein guter Kerl! So etwas gab es nicht allzu oft…

Kaum waren die beiden durch die Tür, da schloss Hyla´hars sie schnell und stellte sich davor. Hier würde die nächsten fünf Minuten niemand durchgehen!

Drinnen presste Mike Gifferton fest gegen die Wand.

„Jetzt hörst du mir mal gut zu! Du bist hier derjenige, auf den wir am allerwenigsten verzichten können. Wer soll bitte Nguyen aufhalten? Der einzige Mensch auf diesem Planeten, der genug Grips und Geld dazu hat bist du. Du bist unverzichtbar!“

Damit hatte Mike Recht. Erst heute hatte Gifferton zu einem vernichtenden Schlag ausgeholt.

Nguyen hatte seine Konzerne eng miteinander verflochten und ein kompliziertes Geflecht entwickelt, welche sie fest miteinander verband und so gegen jeden Angriff von außen absicherte. Doch als Johnson seinen Konzern an Gifferton verkaufte, entstand ein Dominoeffekt. Gifferton konnte Trafalgar von innen heraus aufbrechen, ohne das er dafür viel Kapital aufbringen musste. So waren Nguyens erste Verteidigungslinie von Gifferton mühelos überrannt worden.

Nun hatte sich das Gleichgewicht zwischen GB OIL und Trafalgar deutlich zu Giffertons Vorteil geändert und John nutze diese Schwäche gnadenlos aus. Mit dem Kapital aus den übernommenen Trafalgar-Konzernen hatte er heute Derron Petrona angegriffen.

Derron Petrona war nicht irgendein Konzern, er war der Konzern, der Nguyen in den Aufsichtsrat von GB OIL gebracht hatte.

Derron Petrona war für Nguyen Lebenswichtig, denn über ihn gelangte man, wenn auch auf Umwegen, zu den Mienen auf Wallis. Nguyen würde ALLES tun um diese Übernahme zu verhindern!

An den Börsen herrschte seit Tagen helle Aufregung, denn mittlerweile hatte dort auch der letzte Börsianer mitbekommen, dass zwischen den Konzernen ein gnadenloser Krieg tobte.

Zu Beginn hatten sich die Börsianer noch zurückgehalten, sogar eher auf Nguyen gesetzt, zumal Gifferton nach seinem Outing von allen Seiten unter Beschuss geraten war. Doch dann geschah etwas unerwartetes, Gifferton zeigte, „das er Eier hatte“ und gewann etwas, das mehr wert war, als alle Vorhersagen:

Er gewann Vertrauen und plötzlich folgten viele seiner ehemalige Zweifler ihm, statt Nguyen.

„Falls du es noch nicht mitbekommen hast, keiner hält dich für feige! Und das dich irgendwelche Idioten als Schwuchtel bezeichnen, damit musst du leben, denn Idioten wird es immer geben. Aber niemand, absolut niemand hält dich für feige! Also, du wirst deinen Arsch aus der Schusslinie halten und Nguyen den Arsch mit deinen Waffen aufreißen! War das klar und deutlich?!“

Mike hatte genau den richtigen Ton getroffen, dass konnte er deutlich in John Augen sehen.

„Ok.“

Als Mike Giffertons Büro verließ, nickte ihm Hyla´hars dankbar und anerkennend zu.

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Pünktlich um 23 Uhr fuhr ein einzelner Wagen vor der GB OIL Zentrale vor.

Ein Mann und eine Frau stiegen aus, betraten die Eingangshalle und begaben sich zur Anmeldung.

Dort saß eine junge Frau, die unter ihrer Anzugsjacke, nicht allzu zierlich zu sein schien.

„Was kann ich für sie tun?“ fragte sie freundlich.

„Nun, meine Liebe…“ wandte sich der Mann an sie, lenkte die Aufmerksamkeit der Empfangsdame auf sich, als seine Begleiterin unvermittelt eine schallgedämpfte Pistole hochriss und der Empfangsdame zwei Kugeln in die Brust schoss. Die Frau wurde von den Kugeln zu Boden geschleudert und blieb auf dem Rücken liegen, wo ihr die Frau noch zwei weitere Kugeln in den Rücken schoss.

Sofort zerrten sie die Tote hinter ihr Pult und ließen sie liegen.

„Die Halle ist sauber!“ meldete der Mann und Sekunden später fuhren ein Bus sowie mehrere Wagen vor und Clerks Truppen strömten in die Eingangshalle.

Ohne dass viele Kommandos nötig waren, teilte sich der Trupp in die verschiedenen Gruppen auf welche ihre einzelnen Ziele angriffen.

Eine Gruppe riss die Tür zum Treppenhaus auf und die Männer liefen nach unten, wo drei Etagen unter der Erde die Energiezentrale lag. Hätte sich einer der Angreifer die Mühe gemacht, eine der Türen welche auf den verschiedenen Stockwerken zu den Tiefgaragen führte zu überprüfen, wäre ihm aufgefallen, dass sich keine von ihnen öffnen ließ.

Die Zweite Gruppe bestieg einen der Fahrstühle und fuhr zum fünften Stock, wo die Kommunikationseinrichtungen ihren Platz hatten.

Die dritte Gruppe und vierte Gruppe bestiegen zwei andere Fahrstühle und gingen ihre Ziele an. Gedauert hatte das Aufteilen nur Sekunden, schließlich waren alle Teammitglieder erfahrene Profis, dann lag die Eingangshalle wieder verlassen da, lediglich die Frau, welche die Empfangsdame erschossen hatte, blieb und setzte sich hinter die Rezeption, ohne einen Blick auf die Leiche hinter sich zu werfen.

Als wieder Ruhe in die Halle eingekehrt war und die Frau an der Rezeption den Anschein von Normalität vermittelte, entstand eine Szene wie aus einem Horrorfilm.

Die Leiche hinter der Frau erhob sich lautlos, griff ihr brutal in die Haare, zerrte den Kopf der überraschten Frau nach hinten und stieß ihre eine Klinge die Kehle.

Dann streifte die „Tote“ die zwei übereinanderliegenden schusssichere Westen ab, griff ihr digitales Funkgerät und meldete: „Sie sind drin!“

Lerf´tarste, die wiedererweckte Frau an der Rezeption, warf noch einen Blick nach unten auf die sterbende Frau, die noch etwas zuckte und sagte zu ihr, „So, und jetzt schnapp ich mir das „meine Liebe“ Arschloch!“

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Der Angriffstrupp, welcher die Energiezentrale lahm legen sollte, erreichte das unterste Kellergeschoss.

Als sie an der Tür der untersten Tiefgarage vorbeikamen, warf der Truppführer einen Blick durch die Panzerglasscheibe. Hinter der Tür standen Baumaschinen, man schien eine weitere Parkebene zu schaffen. Sie gingen weiter in Richtung der Schaltzentrale und hier brummten Motoren und elektrische Anlagen. Jeder Mann hatte sich die Baupläne eingeprägt und zusätzlich hatten alle Teamführer einen Plan dabei.

Je näher sie der Zentrale kamen, umso lauter dröhnten die Motoren.

Schließlich wurde es so laut, dass man sich mit Handzeichen verständigen musste und so bekam niemand in der Tiefgarage die ersten Schreie mit.

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Während Angriffstrupp zwei im fünften Stock ausschwärmte um die Kommunikation auszuschalten, fuhren Trupp drei und vier nach oben.

Die Zentrale von GB OIL hatte noch eine klassische Fahrstuhlanlage, das hieß, man konnte nicht von unten bis obenhin durchfahren, was  dazu führte, dass man alle dreißig Stockwerke „umsteigen“ musste. Bis zu Giffertons Räumen in sechsundsiebzigsten Stock, musste man zwei andere Ebenen passieren. Diese Ebenen waren ähnlich gestaltet wie die Eingangshalle, lediglich etwas kleiner. Mehrere Flure liefen vor den Fahrstühlen und Treppenhaustüren zusammen und diese besetzte das dritte Team, während das vierte Team weiter nach oben fuhr.

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Unten im Erdgeschoss erwachte Daves Funkgerät zum Leben. „Ich sehe vier Zweierteams auf der Straße. So wie sie sich positioniert haben, sichern sie nach außen, nicht nach innen.“

„Hat ein Team direkte Sicht zur Eingangshalle?“

„Warte! …Negativ!“

„Dann LOS!“

Daves Team stürzte aus den Toilettenräumen der Eingangshalle und verteilte sich dort.

„Ben, du und zwei Mann sichert die Eingänge, falls die da draußen rein wollen, hindert ihr sie daran!“

„Verstanden!“

„Alles klar mit dir?“ fragte Dave erleichtert, als er Lerf´tarste unversehrt vorfand.

„Ja, danke für den Tipp, zwei Westen anzulegen, die Kugeln waren ganz schön heftig. Was dagegen, wenn ich mich jetzt meiner Aufgabe widme, ich hab da nämlich noch eine Rechnung offen.“

Dave grinste. „Nein, wir kommen hier klar.“

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Bruno Scanca hatte sein Ziel direkt vor sich. Er saß in seinem Wagen und beobachtete seine Zielperson die jetzt die Straße betrat. Jetzt, so kurz vor Mitternacht waren immer noch viele Menschen unterwegs, das Wochenende lockte eben alle auf die Straßen.

Fransiska Haufberger ging über eine wenig belebte Straße in Richtung ihres Wagens, der etwa einhundert Meter von dem Restaurant geparkt war, in dem sie sich mit einigen Leuten getroffen hatte.

Scanca hatte Glück, es herrschte so gut wie kein Verkehr und er würde den Zeitpunkt nutzen, bei dem die Haufberger ihren Wagen aufschloss, dann würde er mit dem Wagen neben ihr stehen bleiben und ihr eine Kugel in den Kopf schießen.

Jetzt war die Haufberger noch zwanzig Meter von ihrem Wagen entfernt, als Scanca den Motor anwarf und langsam losfuhr.

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Statt in Giffertons sechsundsiebzigsten  Etage hielt der Fahrstuhl ein Stockwerk tiefer. „Achtung!“ rief der Truppführer ins das Funkgerät.

Sofort waren die Angreifer alarmiert und als die Fahrstuhltüren aufgingen sprangen sie heraus um sich zu verteidigen, doch die Etage lag dunkel und verlassen da. Lediglich am Ende des Flures in dem viele Türen gab, flackerte eine kaputte Notleuchte.  Doch es fielen keine Schüsse und niemand griff sie an.

„Was soll der Scheiß?“ fragte einer der Angreifer. Auch Truppführer drei meldete sich über Funk. „Was ist?“

„Der Fahrstuhl…Wir sind zu eine Etage zu früh stehen geblieben.“

„Keine Ahnung! Vielleicht kann man nur mit einem Schlüssel oder einem Code bis ganz nach oben? Schließlich liegen da oben seine Privaträume. Was ist mit dem Treppenhaus?“

Einer der Männer lief zur Tür, öffnete sie und hob den Daumen.

„Ok, dann die Treppe hoch!“

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Im dreißigsten und sechzigsten Stock wunderte man sich, als sich plötzlich alle Fahrstühle in Bewegung setzen und nach unten ins Erdgeschoss fuhren. Doch auch das löste noch keine Panik aus, schließlich gab es Anlagen, bei denen die Fahrstühle immer unten warteten.

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23:54 Uhr. Scanca war noch zehn Meter entfernt, als eine junge Frau unmittelbar vor ihm auf die Straße lief, um die Fahrbahn zu überqueren. Er bremste scharf und mit einem Krachen rammte ihn ein anderes Auto.

„Scheiße!“ fluchte er und ließ die Pistole verschwinden, als er im Seitenspiegel sah, wie die Fahrerin des anderen Autos ausstieg.

Voller Wut sah er wie Fransiska Haufberger in ihren Wagen stieg und die Tür schloss, beherrschte sich aber, schließlich war er ein Profi. Er bestätigte den Fensterheber und ließ die Scheibe herab.

Die andere Fahrerin kam aufgeregt zu ihm und beugte sich zu ihm durch das Fenster.

„Tut mir leid! Ich hab nur einen Moment nicht aufgepasst…Ist ihnen etwas passiert?“ fragte die rotblonde attraktive Frau  sichtlich aufgewühlt.

Scanca, der als Profi wusste dass man nicht auffallen durfte und keinerlei Aufregung oder gar Polizei gebrauchen konnte, lächelte beruhigend.

„Nein, mir ist nichts passiert…“ er fuhr herum, als die Beifahrertür aufgerissen wurde und eine Frau auf den Beifahrersitz sprang. Verwirrt sah er die Frau an, dann erkannte er die Frau, welche vor sein Auto gesprungen war!

Blitzschnell erfasste er die Situation, doch es war zu spät. Die Rotblonde rammte ihm eine Spritze in den Hals, während die Dunkelhaarige ihn daran hinderte seien Waffe zu gebrauchen.

Scanca zuckte noch drei Sekunden, dann war der Killer tot.

Finja nahm ihm die Waffe ab und steckte sie ihm wieder unter die Jacke, während Fabienne die Polizei rief. Später stellte man fest, dass es einen Unfall gegeben hatte, als der Fahrer des vorfahrenden Wagens einen Herzinfarkt erlitt. Viel interessanter für die Polizei aber war die Waffe, welche man bei dem Toten fand…

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Im Halbdunkel der Nachtbeleuchtung bewegte sich Trupp zwei zum Kommunikationsraum.

Wegen der dort untergebrachten Server, nahm dieser einen größeren Teil des fünften Stocks ein und da es sich um einen sehr sensiblen Bereich handelte, waren die Sicherheitsvorkehrungen in diesem Bereich besonders streng. Um zu dem Raum zu kommen, musste man mehrere feuerfeste Türen passieren, welche im Abstand von zwanzig Meter angebracht waren.  Alle standen offen und waren mit automatischen Schließmechanismen ausgerüstet, die die Türen im Brandfall automatisch schlossen. Die Türen selbst waren, wie alle feuerfeste Türen im Gebäude, aus schwerem feuerfestem Material, mit einer Panzerglasscheibe im oberen Teil.

Schließlich mussten sie nur noch durch eine Tür durch um den Kommunikationsraum zu erreichen, als sich die Feuertür direkt vor ihnen schloss.

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Der Truppführer unter Giffertons Privaträumen ging in Richtung Treppenhaus, als ihn ein Schrei herumwirbeln ließ. Der Mann, der nach hinten absicherte war verschwunden. Er konnte lediglich die Stiefelsohlen sehen, die in einen der Räume links verschwanden.

Sofort schlugen Kugeln um die Tür herum ein, die als Querschläger durch den Flur sausten.

„Verteilt euch!“ brüllte er und als sonst nichts mehr geschah „Wir werden angegriffen!“ brüllte er ins Funkgerät, doch er bemerkte nicht, dass noch eines seiner Teammitglieder verschwunden war.

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Im dreißigsten Stock hörte man von der Schießerei nichts, doch im sechszigsten Stock konnte man die Schüsse gerade noch so hören.

„Was ist los bei Euch?“ rief der Truppführer dort. Doch statt einer Antwort hörte er nur Flüche und Schüsse.

Dreißig Etagen tiefer wurden auch die Angreifer dort über Funk auf die Situation aufmerksam. Sofort gingen sie in Stellung, als in allen Fluren der Ebene auch die Nachtbeleuchtung erlosch. Für eine Sekunde war es ganz still, dann hörte man mehrere „PLOPP“ und aus den dunklen Fluren wurden mehrere Tränengasgranaten auf sie abgefeuert.

Die Angreifer schossen in die Flure ohne ein Ziel zu erkennen und da man nicht an einen Kampf geglaubt hatte, trug auch niemand eine Gasmaske dabei.

Dann fiel der erste Angreifer von einer Kugel getroffen zu Boden.

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23:56 Uhr. Auch die Göstrigons beobachteten ihre Zielperson.

Hella machte es den beiden nicht so leicht wie Fransiska. Hella war in einem sehr beliebten Stadtteil unterwegs und es gab viele Passanten.

Doch genau darauf hatten sich Kira und Sven spezialisiert. Mord mitten in einer großen Menschenmenge war ihre Spezialität. Sie verstanden es sich dem Opfer vor dem Kill unauffällig zu nähern und dann in der Menge unterzutauchen.

Nun ging Hella auf eine belebte Straße entlang und für die Göstrigons war das die perfekte Situation. Beide hatten lange zweiseitig geschliffene Messer und waren Experten in der menschlichen Anatomie. Sie wussten wo sie eine Klinge in einen Körper stoßen mussten um ihn tödlich zu verletzen. Der Plan sah vor das Kira von vorne auf Hella zukam und Sven sich von hinten näherte. Wenn sie zusammentrafen, würden beide zustoßen und einfach weitergehen. Bis Hella zusammenbrach und die Passanten auf sie aufmerksam würden, wären sie schon weit genug weg.