Das Wegkreuz

 

Dieser Roman entstand an einem Wochenende, nachdem ein User sich mit mir ausgetauscht hatte. Wie gut der Roman wurde entscheidet ihr bitte selber.

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Es ist Sonntag Nachmittag. Ich sitze auf einer Bank an einer Waldkreuzung und betrachte das Kreuz, an dem ein junger Jesus hängt. Es ist eine Darstellung von Klaus Peter Wegemann, einem unbekannten Künstler, der herrliche Skulpturen schuf. Dieses Kreuz zieht mich jedes Mal an und so sitze ich hier.

Ich sehe die Handgelenke, die von den Nägeln am Handballen durchbohrt sind. Das ist eine bessere Darstellung, als all diese alten, wo man die Nägel durch die Handflächen sieht.
Der Körper selbst ein fast jugendlicher Körper ist zerschlagen und die Haut ist aufgerissen und es hängen Fetzen herab. Die Beine sind vor dem Kreuz zusammen übereinander und mit einem Nagel angeschlagen. Zu guter Letzt sehe ich die Wunde an der Brust. Hier hatte der Römer seinen Speer eingestoßen und das Herz getroffen.

Während ich das alles betrachte, kommst Du und setzt dich neben mich, an das andere Ende der Bank. Am Anfang betrachtest du das Kreuz und schaust erst dann auf mich. Siehst, dass ich meine Hände im Schoß halte, eng an meinen Körper gedrückt.

Erst jetzt bemerke ich dich und lächle dich schüchtern an. Dann sehen wir, eine Weile zusammen an das Kreuz. Schließlich fasse ich mich und frage dich, wie du das Kreuz da siehst.

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„Oh ich sehe das Kreuz da als Anleitung, als Weg es zu wagen, ihm nachzufolgen. Aber dann natürlich ohne diese Nägel, nur gebunden. Aber im Sonnenlicht hängend wie er damals auch.“

Ich höre die Worte und frage mich, ob es das denn sein könnte? Schon lange träume ich davon, wie dieser Jesus da am Kreuz selber zu hängen, aber das Kreuz ist zu klein und alleine geht das nicht.

„Möchtest du einmal so an einem Kreuz hängen? Ich habe auf meinem Grundstück, umgeben von hohen Buschwerk ein Kreuz stehen, exakt wie dieses hier, das habe ich sogar dem hier nachempfunden.“
„Und das ist sicher, dass uns da keine anderen zusehen?“
„Kennst du den Böckleshof, da am Rand der Siedlung?“
„Ja da verlaufen sich keine Leute hin, da gibt es kein Gasthaus und nichts.“
„Genau da ist es , dort sind wir ungestört. Willst du es mit mir wagen?“
„Vielleicht, wie heißt du überhaupt?“
„Nenn mich Johannes.“
„Ich bin Beate.“

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Der Böckleshof ist sauber, wenngleich er verlassen anmutet. Wir sehen keine Menschenseele und der warme Sonnentag lädt geradezu ein, da am Kreuz zu hängen.
„Aber du entkleidest dich dann auch, ich will auch etwas sehen“ sage ich dir noch, da entkleiden wir uns bereits.

Das Kreuz was ich da sehe, ist genau wie das am Wegrand nur eben in der richtigen Größe. Johannes löst eine Sperre und legt das Kreuz nach hinten um.
„Schau Beate, so kann man an das Kreuz gebunden werden und danach einfach angehoben werden. Dann hängt man genau wie am Weg.“

„Aber die Füße brauchen doch Halt sonst sind die Schmerzen doch unglaublich?“
„Das kann man mit den Hölzern da am Boden machen dr übereinander und du stehst gut.“

Ich schaue Johannes an und sehe das Wegkreuz. Jetzt will ich es wissen.

„Fangen wir an!“

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Johannes bindet meine Handgelenke wie an dem Wegkreuz. Allerdings legte er etwas feinen leinen an das Handgelenk. Als er bereit ist, hebt er das Kreuz auf gut 30 Grad und arretiert es.

„Bitteschön Beate. Es ist angerichtet.“

Ich sehe das Holzbrett am Schritt, hier werde ich also aufsitzen können. Nun lege ich mich auf das Kreuz. Unten hält mich ein Holzblock und ich spüre bereits die Spannungen in meinem Körper. Johannes ist ganz bei der Sache und ich schau ihn an, er ist tatsächlich ein stattlicher Junger Mann.

„Es ist soweit die Arme sind fest die Beine finden wir nachher. Es kann losgehen.“
„Ja ich bin schon gespannt was das für ein Erlebnis ist“, sage ich noch da hebt Johannes das Kreuz mit einem Hebel an. Oben angekommen gibt es einen kleinen Ruck und ich falle einen Zentimeter in die Halterung.

Was für ein Schlag war das.

Meine Füße bindet Johannes übereinander und arretiert sie wie bereits besprochen an dem Holzklotz. So muss ich nicht ganz frei hängen, aber es beginnt bereits in meinen Gelenken und Fasern zu schmerzen.

Johannes sitzt sich auf die Holzbank und betrachtet sein Werk.
Gespannt warte ich auf seine Beurteilung, aber stattdessen nimmt er ein Tablett und mach einige Bilder. Damit kommt er zu mir.

„Schau an das ist 1:1 wie am Wegkreuz.“
Um das für mich besser machen stellt er mir gegenüber eine Spiegelwand auf. In der kann ich mich sehen.

Ja, denke ich mir. Genau so sah ich es doch. Genau so. Genau wie am Wegrand.
„Oh Beate, du schaust genau so aus wie der Jesus am Wegrand nur eben weiblich du bist eben – mein Jesus.“

„Bitte ändere nichts am Set. Ich muss kurz Getränke kaufen. Du wirst gleich sehr durstig werden ich bin für eine halbe Stunde weg.“
„Ja gut ist und gehe schnell Johannes.“

***

Ich höre den Wagen wegfahren und er wird leiser. Dann nur noch Sille, einige Vögel und mehr nicht.

Ich hänge da am Kreuz. Die Fesseln schmerzen und meine Zehen scheinen den Holzklotz wegzuschieben, jedenfalls bekomme ich da immer weniger Halt. Da rutscht der Holzblock ganz weg und ich hänge plötzlich ganz in den Seilen. Aua was für ein Schmerz nur an den Seilen zu hängen.

Na das wird doch auszuhalten sein. Denke ich mir, da kommen die Sonnenstrahlen über die Hecke und treffen mich hart.
Jetzt schmerzt die Sonne und die Bindungen an den Händen. Die Füße zappeln und hängen frei und ich beginne in mich zu schreien, denn hier war eh keiner.

Nun beginnt der Kampf am Kreuz und gegen die zeit. Unfähig eine Uhr abzulesen hänge ich da und bekomme Atemprobleme. Ja so war es auch früher, man konnte nicht ausatmen. Aber Johannes wird doch bald zurückkommen.
Die Sonne brennt gnadenlos. Ich glaube, ich sehe den ersten Schweiß auf meiner Haut in Dampf überzugehen. Das Ausatmen macht mir Sorgen und ich leide immer mehr. Zappelnd hänge ich leidend am Kreuz, genau wie Jesus am Wegrand, denke ich mir und versuche tapfer, weiter hier auszuharren.

***

Eine Krähe am Himmel reißt mich aus meinem Traum. Ah die Schmerzen sind sofort da, es war doch kein Traum. Nein ich hänge hier tatsächlich gefesselt an einem Kreuz und leide Höllenqualen.

Endlich höre ich mit quietschenden Bremsen einen Wagen vorfahren, ja das bist du Johannes. Jedoch gehen mehrere Türen und ich höre Menschen reden. Frauen sind auch darunter.
Die Tür geht aus und Johannes kommt herein, gefolgt von zwei Frauen und einem anderen Mann. Der Mann ist etwas im alter von Johannes, die beiden Frauen sind deutlich jünger.

Sie laufen um mich und quieken und lachen und fassen mich an. Äh ekelhaft, ich kenne die gar nicht. Die Große gibt mir einen richtigen Kuss und klatscht mit auf meinen Hintern.

„Streng dich gefälligst an Bitch. Jetzt nochmal küss mich oder ich geisel dich.“
Angstvoll küsse ich sie satt und voll und sie lässt ab.

Nun höre ich wie der Mann und die Frauen auf Johannes einreden.
„Das ist falsch, da sind ja gar keine Nägel im Spiel, die muss genagelt werden. Hier ich habe einen Bund Zimmermannsnägel dabei 210’er Sparrennägel die sind klasse und mit diesen fetten Unterlegscheiben kann das Fleisch nicht rausrutschen.“

Johannes versucht, mit andauernden Blicken auf mich das abzuwenden, jedoch er gibt sich irgendwann geschlagen und die Frauen jubeln auf.
„Hurra die Bitsch wird genagel, die Bitch wird genagelt…“ Dabei quietschen die als hätten sie etwas eingeworfen oder geraucht.

Nun sehe ich sie auch, wie sie an einer mächtigen Tüte ziehen. Kein Wunder, dass sich so geben.
Der zweite Mann kommt mit einem schweren Hammer und einem Bund Nägel auf mich zu. Er betrachtet mich, lässt seine Finger aber von mir.

„Ich beginne an den Füßen dann gehts nach oben weiter. Ihr Mädels baut schon das andere zusammen, macht schon.“ Damit schickt er die beiden Mädchen an den Wagen. Ich sehe nicht, was sie tun.
„So Bitch nun gehts los du wirst nun genauso hingehangen wie du das wolltest wie dein Herrgott das erlebt hat.“
Damit setzt er einen der Nägel mit einer großen Unterlegscheibe an meinem Fuß an und ein kräftiger Schlag treibt mich in die Bewusstlosigkeit.

Hämmern reißt mich zurück. Was war das denn. Der Mann nagelt immer noch an meinen Füßen, aber er ist nun am zweiten Fuß.

Ich sehe, dass die Nägel in meinen Füßen und dem Holz verschwunden sind. Meine Schmerzen sind unglaublich. Kaum bekomme ich genug Luft, da treiben sie mich durch die Nägel an mich öfter aufzurichten. So kann ich wenigstens ausatmen.

„Was machen wir mit den Seilen an den Handgelenken?“

„Kannst du dran lassen, die stören nicht weiter. Sobald die Nägel sitzen sind sie gut zu spannen.“

Nass geschwitzt hänge ich schreiend am kreuz und habe doch kaum noch Kraft. Meine Lippen sind aufgerissen und der Nagler schaut mich an,
„Du Bruder Johannes, deine Kleine braucht Wasser sonst geht die dir ein.“
Ich sehe, wie Johannes einen kleinen Eimer mit Flüssigkeit aus einem Eck herholt. Im Eimer ist ein Naturschwamm, den er mehrfach eintränkt und mir dann auf meinen Mund drückt.

Ahhhh Trinken. Ich sauge gierig das Nass auf und schlucke, ohne mitzubekommen, wie bitter das ist. Na klar Essigwasser gab es damals, wenn schon, denn schon. Dennoch verlange ich mehr und erhalte es.

Ehe ich zum Drittel mal trinken kann, schlägt der Hammer zu und ich schreie und zittere. Ich sehe wie der Nagel in meinem Handballen verschwindet. Höre das knirschen von Holz. Dann löst der zweite Mann meine Hand und setzt den zweiten Nagel an.
Ein Schlag und ein „STOPP“ von der größeren Frau lassen den Mann stoppen.
„Du hast die Scheibe vergessen!“ Rasch windet er den Nagel auf meiner Hand. Sie beginnt zu bluten. „Ach ja, stimmt ja.“ Er legt die Scheibe über den Nagel und setzt den Nagel in die neue Wunde. Etwas Blut spritzt aus meiner Hand und benetzt der Kleinen die Bluse.

„Ihh pass doch auf, nun kann ich die wegwerfen.“
„Wasch sie doch.“
„Bin ich doof, die fliegt weg. Und wird neu gekauft.“
Da trifft der Hammer den Nagel und erneut Schwinden mit kurz die Sinne.
Mit jedem Schlag werde ich aus der Bewusstlosigkeit gerissen und sehe gerade noch wie der Nagel im Holz verschwindet.

„Gestell einhängen!“ Ruft der Fremde und irgendwas wird hinten am Kreuz befestigt. Ich sehe nichts mehr und spüre plötzlich, wie mich etwas kraftvolles hochhebt. Die haben einen Flaschenzug eingehängt oder so etwas. Ich sehe es ja nicht aber ich schreie, als ich gespannt werde.

Jetzt ist mir alles egal. Was für Schmerzen.

Ich nässe mich ein. Die Frauen quieken „Die Bitch pisst sich ein bald ist es soweit.“
Klack klack klack höre ich hinter mir, wie etwas hochgeschraubt wird und mich spannt.

„Ahhhhhhhhhhhhh!“ Ein lauter Schrei dann schwinden mir erneut die Sinne.

***

„Die ist gut gespannt“ höre ich den zweiten Mann sagen und er hat mich an Hüfte und Seite gezogen, aber ich bin an das Kreuz genagelt und verspannt. Schmerzen überall. Längst weiß ich nicht, was am meisten wehtut. Jeder einzelne Nagel hat das Niveau 12 erreicht, auf der Skala von 1 bis 10. Ich schreie so weit ich noch Kraft habe

„Sie ist soweit.“ Höre ich Johannes sagen. Draußen kommen Füße getrabbelt und ein Dutzend Menschen kommen herbei, um mich da leiden zu sehen.

„Hier seht ihr einen weiblichen Jesus. Sie ist gebunden und genagelt an das Kreuz und leidet höllische Qualen wir bereiten sie nun auf den Tod vor. Hannes?“

Ein tiefes „HIER!“ Dringt von hinten und ein Mann von 2,10m mit breiten Schultern hat in seinen Händen eine verknotete Geisel.
Er stellt sich vor mich und holt mit der Geisel aus. Die Menschen sehen welchen Raum er braucht und weichen zurück.

Damit schlägt er auf meinen ganzen Körper ein. Bei jedem Treffer – und er trifft immer – finde ich, dass ich dem Ende näher komme. Wenn er meine Titten trifft, hüpfen sie auf uns ab und die Menge johlt. Schließlich noch ein Schlag und ich atme nicht mehr.

„Aufhören sie ist im Übergang. Wir müssen sie atmen lassen. Ablassen.“
Klack, klack, klack macht es und mein Körper wird entlastet. Luft strömt aus meiner Lunge. Überall tropft Blut von mir und endlich atme ich wieder. Sie lassen mich etwas atmen und endlich kommt sogar etwas Abkühlung.

„Fertig sie ist soweit zum Sterben, hängt sie wieder hoch. Und spannt sie.“ Erneut spannt sich mein Körper und alles tut mir weg. Richtig atmen ist unmöglich, stattdessen japse ich und kann kaum ausatmen. Ab und zu zische ich ein wenig. Das ist die letzte Atemrettung des Körpers, aber auch sie versagt.

„Weg da!“ Schreit der große Mann und ich sehe noch wie er eine Keule auf meine Oberschenkel schlägt. Das Brechen der Knochen bekomme ich kaum noch mit. Ebenso wenig die Schläge auf die Unterschenkel. Das andere Bein ebenso und einmal über den Brustkorb rechts dann links. Dann wirft er die Keule in die Ecke.

Er schaut mich an und sagt zu den anderen. „Das war es, jetzt stirbt sie, schaut euch das an. So war das damals am Kreuz. Das dauerte alles lange und war voll Schmerz. Da schaut das letzte Zucken. Der Kollaps. So schaut ein Herzinfarkt am Kreuz aus. Seht ihr wie bei ihr die Augen starr werden. Sie hat es jetzt hinter sich.“

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„Wie war das mit dem Herzen?“ Fragen die beiden Frauen und Johannes sieht kurz zu dem zweiten Mann.

„Schaut her. Hier sitzt das Herz. Der Herzbeutel umgibt das Herz und ist mit klarer wassrigem Sekret gefüllt. So kann das Herz pumpen, ohne irgendwo zu reiben. Wenn ich nun mit einer Lanze einsteche, etwa hier“ der zweite Mann setzt eine Lanze am Brustkorb unterhalb des Herzens an und sticht fest zu.

„Dann ist der Beutel durchstochen und auch das Herz.“
Die Spitze verschwindet im Leib und nichts zuckt mehr.

Als er die Lanze herauszieht, fließt klares, wässriges Sekret aus der Wunde und danach Blut aus dem Herzen.

Die Leute stehen noch etwas um die Gekreuzigte herum und vergewissern sich, dass da kein Leben mehr drinnen ist. Nach und nach verlassen sie den Hof. Es wird ruhiger.

Johannes nimmt sich einen Wasserschlauch mit Sprüher und sprüht den geschundenen Körper etwas sauber. Blutfäden fließen am Boden in einen Abguss und verschwinden. Der Gekreuzigte Körper glänzt im Sonnenlicht. Nur aus der Brust fließt noch etwas Blut.

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„Komm Johannes. Du hast deinen Job gemacht. Morgen kommen wir wieder und nehmen sie vom Kreuz ab.“

Johannes schaut noch einmal in den starren schönen Frauenblick der Gekreuzigten.
„Oh ja, genau wie da am Wegkreuz, genauso. Ich würde dich gerne ewig hier hängen lassen.“

„Komm jetzt. Morgen geht es weiter.“

Die Tür schließt sich. Leute gehen zum Parkplatz und ein Wagen fährt vom Hof.

Ruhe kehrt ein.

Einsam hängt ein schöner Frauenleib an einem Kreuz.