Der Ausflug – oder ein ganz normales Wochenende

Es war ein früher Morgen im Juli und die Straßen waren noch fast leer. Wir fuhren über die gut ausgebaute Straße und folgten den Serpentinen hinauf zum Berg. Die Warnschilder mit „Enger Kurve“ sahen wir und achteten auch darauf. Die Strecke hatte etwas Anspruch.

Hinter uns ein paar schnellere Autos die unbedingt vorbei wollten, also suchten wir die Haltebuchten und ließen die Heizer vorbei. Einige schnelle BMW, Mercedes, Lancia, die ganzen Raser rauschten an uns vorbei und brausten bergauf mit quietschenden Reifen. Offenbar hatten sie es eilig und waren guter Stimmung sie schienen eine große Gruppe zu sein.

Weiter ging es die Straße bergauf. Kurve um Kurve steil und Spitzkehren folgten einander.

Dann die Unfallstelle – sie war plötzlich da – so schnell konnten wir gar nicht sehen. Mit quietschenden Reifen kamen wir gerade noch zum stehen.

Ein Knäuel aus Fahrzeugen, Geschrei. Menschen die herumlaufen ein einziges Chaos.

In einer scharfen Kurve war ein Familienvater mit Frau und drei Kindern einfach stehen geblieben um die wunderbare Aussicht zu genießen und die Kleinen wollten unbedingt Bilder von dem malerischen Sonnenaufgang machen.

Offenbar dachte er so früh ist keiner unterwegs. Ein Schwerer Fehler.

Die Raser konnten nicht mehr zum Stehen kommen, der erste rammte den Familienwagen und quetschte ihn in die Leitplanke, der Nachfolgende kam aus der Spur und rammte die beiden Fahrzeuge endgültig fest und der dritte gab nochmals einen kräftigen Stoß ab. Einige weitere rammten noch leicht den Blechpulk.

Als das noch nicht genug war brauste von oben ein schwer beladener Pkw mit Anhänger noch in das Fahrzeugknäuel und rammte die Ausgestiegenen Personen ins Blech.

Das Geschrei der Sterbenden war kaum zu ertragen.

Wir kamen schreckensbleich zum stehen und sahen wie vier oder fünf sportlich gekleidete einen älteren Mann schlagend vor sich hintrieben, direkt auf unsere Motorhaube. Da auf unserer Motorhaube erschlugen sie ihn dann brutal und das Blut spritzte auf unsere Scheibe. Wir waren schockiert, bewegten uns keinen Millimeter.

Schreckensbleich wählte ich den Notruf.

Als der Erschlagene auf den Boden gerutscht war, sahen wir eine Frau mit zwei Kindern auf den Mann zu rennen wild gestikulierend und Tränen weinend. Ein anderes Kind winkte aus einem der Wagen. Hinter uns laufen Leute umher, es blitzt überall, kommt jetzt auch noch ein Gewitter?

Die Männer, die den älteren Mann erschlagen hatten, liefen zurück zu den Trümmern der Fahrzeuge zurück und versuchten etwas oder jemanden heraus zu ziehen.

***

Später auf dem Amt kamen die alle beisammen die noch lebten und die Aussagen wurden aufgenommen. So etwas hätte ich mir vielleicht bei einem schlechten Film vorgestellt, aber das hier war Wirklichkeit.

Grausame harte Wirklichkeit. Ekelerregend und brutal aber umso wirklicher. Die Beamten nahmen in dem Grauen auf:

Der Unfallverursacher bleibt auf gefährlicher Straße stehen ohne Absicherung, Warnblinker oder etwas anderes um Bilder vom schönen Morgenlicht zu machen. Von unten kommen schnell fahrende Fahrzeuge die geblendet werden und in das stehende Fahrzeug fahren.

Ein Ausweichen und bremsen half offenbar nichts, es kam zur Massenkarambolage. In dem Verlauf wird der Fahrer des ersten bergauf fahrenden Sportwagens mit seiner Frau getötet, seine Beiden Kinder schwer verletzt, sie erliegen später ihren Verletzungen

Die Nachfolgenden versuchen zu helfen werden auch durch weitere Fahrzeuge die in die Unfallstelle fahren teils erheblich verletzt, zwei weitere Personen kommen zu Tode. Als ein schwer beladener Pkw mit Anhänger auch noch in die Unfallstelle kracht ist das Chaos perfekt.

Dann entdecken die Männer der bergauf gefahrenen Sportwagen den Übeltäter, den älteren Fahrer und stellen ihn, worauf er versucht zu flüchten.

Die Jüngeren stellen den Älteren an einem weiteren unbeteiligten Fahrzeug und erschlagen dort den Unfallverursacher. Er erliegt an Ort und Stelle seinen Verletzungen.

***

Als wir das Revier nach unserer Aussage verlassen wollen, fallen uns zwei weitere Menschen auf, die mit Tränen in den Augen von zwei Beamten befragt werden, weshalb sie nicht eingegriffen haben als der Unfallverursacher erschlagen wurde.

„Wir hatten nichts zum Draufhauen, wir wären nicht an den Mörder unserer Freunde herangekommen“

Mit Schrecken im Gesicht verließen wir den Ort und fuhren weiter, langsam und übervorsichtig, aber ohne stehen zu bleiben. Später halten wir an einem Gasthof und legen eine Pause ein. Aus dem Fernseher kommen die ersten Bilder der schrecklichen Kollision. Die Bildreporter haben mit ihren Kameras voll drauf gehalten, wir haben sie nicht einmal bemerkt….

Ein ganz normales Wochenende…

 

Märchen? Fiktion? Wirklich geschehen? Was meint ihr?

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