Teil 1 des Zweiteilers
Ein weiterer Roman aus der Reihe um Caroline Miles, Peter Stein
und ihre Freunde Frank Brauer und Wolfgang Decker.
von Beate Fischer und Stefan Bickelmann
Einige Personen aus der Geschichte
General Jashan | Geheimdienst Chef |
Colonel Shimon | Gen. Jashans rechte Hand |
General Goldstein | Armeechef |
Dagan Mayr | ein aufgehender Stern im Geheimdienst |
David Lem | erstklassiger Analytiker |
Benjamin Levi | gerissener Stratege |
Soraya Davidson | kluge Frau mit Ambitionen |
Colonel Scholowitz | Leiter der operativen Dienste |
Prof. David Kulwinski | Chefausbilder und Instrukteur |
Maja Fuchs | Indianer Jones auf weiblich |
Dr. Dr. Ing. Boris Marunja | kluger Kopf der sein Land liebt |
Frank Brauer | Berater der in Ungnade gefallen ist |
Wolfgang Decker | Berater der in Ungnade gefallen ist |
Theobald der Stecher Vogel | Der Meisterkiller |
Kurosh | Stechers Helfer |
Leiorgan | Stechers Helfer |
Navid | Stechers Helfer |
Vorwort
Die Angst vor einem Atomangriff der Iraker setzt den israelischen Kräften sehr zu. Sie müssen unbedingt herausfinden, ob diese Angst berechtig ist. Dummerweise kann das nur ein Atomphysiker herausfinden und der beste Mann dafür ist kein Agent. Schlimmer noch, er muss untertauchen und in den Iran fliehen. Zwei Rettungsteams, die ihn aus dem Land bringen wollen verschwinden und so versucht Maja Fuchs, eine lebende Legende, den Physiker zu retten. Aber ein weltweit agierender Profikiller versucht mit seinen Leuten dies um jeden Preis zu verhindern.
Sein Ziel ist es den Physiker zu finden und an den Meistbietenden weiterzuverkaufen.
Bei der schier unlösbaren Herausforderung kommen zwei Deutsche mit ins Spiel, die im geheimen den Israelis helfen.
Ob es gelingt, den Physiker mit den über-lebenswichtigen Informationen zu finden und zu retten ist aber mehr als fraglich.
07.06.1981 17 Uhr 33
Tel Aviv- Zentrale des Geheimdienstes
„Ziel eindeutig zerstört. Unsere Jäger sind auf dem Rückweg!“, kam die befreiende Meldung, doch es gab keinen Jubel, nur Erleichterung. Um 17Uhr31 hatten acht F/16, welche unter dem Schutz von sechs F/15 in den Irak eingedrungen waren, mit ihren Mark 84 Bomben den irakischen Atomreaktor Tammuz-1 in Schutt und Asche gelegt und waren nun auf dem Rückweg. „Merken sie sich diesen Tag, Jashan.“ Sagte der Chef des Geheimdienstes zu Colonel Jashan. „Ich befürchte, sie werden diese Operation irgendwann wiederholen müssen. Das hier war lediglich erkaufte Zeit.“
Jashan nickte und ließ sich die aufregen letzten Wochen erneut durch den Kopf gehen. Monatelange Planungen, endlose Besprechungen und Übungen hatten sie alle, besonders die Piloten hinter sich. Alles nur für diesen einen Angriff! Um das irakische Atomprogramm zu stoppen, waren heute um 15Uhr50 die Piloten vom Etzion aus gestartet, unter Aufbringung all ihres Könnens, im Tiefflug tief in den Irak eingedrungen und hatten den Traum einer möglichen irakischen Atombombe zerplatzen lassen. Nun waren die Piloten auf dem Rückflug und hatten ganze Arbeit geleistet. Zwar hätten die Piloten gerne eine längere Zeit zum Üben gehabt, doch um einen atomaren Gau zu verhindern, musste die Anlage zeitnah, vor dem Befüllen mit Brennstäben, zerstört werden.
Doch allen hier im Raum, Jashan eingeschlossen wussten, dass mit dem Angriff keinesfalls die Ambitionen der irakischen Führung zur Erlangung einer Kernwaffe, begraben war. Israel hatte sich lediglich Zeit erkauft, die Frage war letztlich… wie viel Zeit sie sich heute erkauft hatten…
**
1988, Der Countdown beginnt
Tel Aviv
Die achtzehn Männer und Frauen sahen alle zu General Jashan, der mit seinen Gedanken schon viel weiter war, denn er wussRandy drehte den Laptop zu Frank und das Modell einer der Kameraste, egal was er nun sagen würde, die Entscheidung der Anwesenden stand schon lange fest und es würde einen weiteren Angriff auf Tammuz geben! Für Jashan stellte sich nur die Frage, wie er das verhindern konnte! Dabei stritten zwei Stimmen in Jashans Kopf. Natürlich konnte Israel eine irakische Atombombe auf keinen Fall akzeptieren und er selbst würde ALLES Nötige tun, um das zu verhindern. Andererseits würde ein weiterer Angriff auf Tammuz nicht mehr so „einfach“ sein, wie vor sieben Jahren.
Nach acht Jahren Krieg mit dem Iran, war die Irakische Luftabwehr nicht mehr mit der von 1981 zu vergleichen. Die Irakischen Soldaten welche die Luftabwehr stellten, waren erfahren und die irakischen Piloten waren ernstzunehmende Gegner. Diesmal würde ein Angriff auf den Irak einen mörderischen Blutzoll unter den israelischen Piloten fordern.
Aber auch diesen wäre Jashan beriet zu akzeptieren, wenn er sich sicher wäre, dass damit eine irakische Atombombe verhindert wurde… und genau hier lag sein Problem! Er war sich nicht sicher! Dass die Iraker an einer neuen Bombe bauten bezweifelte niemand, nur, wie weit waren die Arbeiten fortgeschritten?
Das wusste nur ein einer… Boris Marunja!
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1985
Tel Aviv
Um herauszufinden wie weit die Iraker waren, musste man Augen vor Ort haben! Nachdem 1981 ein französischer Techniker beim Angriff auf Tammuz ums Leben kam, waren freiwillige Helfer, welche dem Mossad unterstützten, eher rar, also musste der Mossad auf eigenes Personal zurückgreifen. Bei der Suche eines geeigneten Agenten, stieß man schnell auf ein Problem…
Man hatte Ingenieure, Physiker und Wissenschaftler und man hatte Agenten… Aber man hatte weder einen Agenten der sich in Atomphysik auskannte, noch hatte man einen Physiker der wusste, wie man als Agent im „feindlichen Ausland“ arbeitete, geschweige denn überlebte.
Also gab es nur einen Weg! Entweder musste man einen Agenten zum Physiker ausbilden, oder einen Wissenschaftler zum Agenten! Da das Wissen über Kernphysik ungleich Größer war, als die Ausbildung eines Agenten, gab es nur eine Lösung des Problems…
Einer der „Eierköpfe“ musste lernen wie man Agent wurde. Die Wahl fiel schließlich auf Boris Marunja. Marunja hatte einen Doktor in Kernphysik und einen weiteren Doktor in angewandter Physik. Dazu kam, dass Marunja auch Ingenieur war, also nicht nur ein Theoretiker. Doch das wichtigste war, Marunja arbeitete in einem öffentlichen Labor, das kaum einer kannte.
Niemand außerhalb seines engeren Umkreises wusste, dass Boris Marunja ein Dr. Dr. Ing. war. Marunja hatte keine Familie, denn er war mit seiner Arbeit verheiratet, und weitere soziale Kontakte gab es kaum. Das war auch der Grund, warum Marunja öfter als Experte bei Problemen in israelischen Kernanlagen zu Rate gezogen wurde.
Allerdings hatte Boris Marunja überhaupt kein Interesse als „Spion“ in den Irak zu gehen…
„Es gibt für unser Land zwei Möglichkeiten!“ Hatte Jashan zu Marunja gesagt. „Erstens, die Iraker stehen kurz davor die Atombombe zu haben, dann gibt es zu einem weiteren Angriff keine Alternative. Oder aber, zweite Möglichkeit, die Iraker sind noch nicht so weit, dann wäre der Angriff lediglich ein sinnloses Blutvergießen. Als wir vor vier Jahren Tammuz angriffen, gab es dort noch keine Brennstäbe.
Sie sind doch ein intelligenter Mann, bitte beantworten sie mir eine Frage, aus der Sicht eines Atomphysikers… wie würde sich ein Angriff auf die Umgebung von Tammuz HEUTE auswirken?“
Die Antwort stand Marunja im Gesicht und am nächsten Tag holte ein Wagen Boris Marunja ab und er verschwand aus der Öffentlichkeit, die ohnehin kaum von ihm Notiz genommen hatte und wurde Agent.
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1988
„General Jashan?“ Die Frage brachte Jashan wieder ins Hier und Jetzt. „General Goldstein ist davon Überzeugt, dass die Iraker kurz davorstehen eine Kernwaffe zu besitzen. Entspricht es den Tatsachen?“ wollte der Ministerpräsident von ihm wissen.
„Nun um diese Frage zu beatworten, haben wir vor zwei Jahren, einen unsrer Leute in Tammuz eingeschleust. Um jedes Risiko zu vermeiden, ist der Kontakt zu diesem Mann SEHR selten und er kontaktiert uns auch nur im Notfall.“
„Wir haben einen Agenten in Tammuz?!“ fragte Goldstein nach. „Wann hat er sich das letzte Mal gemeldet?“
„Vor einer Woche.“
„Und was sagt er? Wie weit sind die Iraker?“
„Nun, das weiß ich nicht.“
„Was soll das heißen, sie wissen es nicht?“
„Unser Mann gab nur an, dass er eine äußerst wichtige Information hätte und musste untertauchen.“
„Wurde er enttarnt?“
„Das wissen wir nicht… Wir wissen aber, dass die Amerikaner ebenfalls einen Agenten in Tammuz eingeschmuggelt hatten, der aufflog. Unser Mann musste befürchten, dass die Iraker nun alle Mitarbeiter genauestens durchleuchten und tauchte ab. „Wer ist dieser Mann?“ wollte Goldstein wissen.
„Das würde ich ungerne laut sagen.“
„Woher wissen wir, dass der Mann sich auskennt und den tatsächlichen Stand des irakischen Atomprogramms kennt?“ „Weil unser Mann ein Experte auf dem Gebiet der Nuklearforschung ist.“
Besorgte Blicke wurden unter den Anwesenden gewechselt und Goldstein schüttelte ungläubig den Kopf. „Wir haben einen unserer Atomexperten im Irak?“
„Wir brauchen gute Informationen und die bekommen wir nicht auf Anfrage bei der irakischen Regierung.“ „Ihr Mann teilte ihnen mit, er hätte eine wichtige Information und musste dann abtauchen, bevor er diese Information an sie weitergeben konnte.“
„Das ist korrekt.“
„Wäre es denkbar, dass er ihnen mitteilen wollte, dass die Iraker die Bombe haben?“
„Ja, das wäre denkbar, allerdings wäre es auch denkbar, dass er uns sagen wollte, dass die Iraker diese NICHT haben.
Nun entbrannte eine laute Diskussion über den möglichen Inhalt der Nachricht und es bildeten sich zwei Lager. Ein kleines, welche der Meinung war, dass die Iraker die Bombe noch nicht hätten und ein viel Größeres, welches gegenteiliger Meinung war.
„Meine Damen und Herren!“ sagte Jashan laut genug um alle Gespräche verstummen zu lassen. „Das zu diskutieren ist verschwendete Zeit. Wir holen unseren Mann heraus und dann werden wir die Antwort kennen.“
„Wenn die Information wirklich so wichtig war, sollten wir nicht länger warten und zuschlagen! Alles andere ist ein gefährlicher Zeitverlust!“
„Wir können nicht einfach zuschlagen! Anders als vor sieben Jahren ist in Tammuz heute Atomares Brennmaterial. Eine Bombardierung der Anlage hätte verehrende Folgen für die Umwelt.“ Warf Jashan ein.
„Die Explosion einer irakischen Atombombe über Tel Aviv hätte diese auch!“ stellte Goldstein trocken fest. „Die Frage ist doch bloß, wo die Explosion stattfindet. Bei ihnen, oder bei uns!“
Eine neue Diskussion begann und diesmal stand Jashan ziemlich alleine da.
„Wann wäre der frühestmögliche Zeitpunkt für einen Militärschlag?“ wollte der Ministerpräsident von Goldstein wissen.
„Nun, anders als noch vor sieben Jahren trainieren unsere Piloten ständig Angriffe auf mögliche wichtige Ziele, wie Tammuz. Sobald wir beschließen loszuschlagen… dreißig Tage!“
„Vielen Dank, meine Damen und Herren.“ Beendete der Ministerpräsident die Runde. „Jashan und Goldstein, sie bleiben noch hier.“
Während die Anwesenden den Raum verließen, blieben die beiden Generäle auf ihren Plätzen sitzen. Schließlich waren nur noch die drei Männer im Raum.
„Wer ist der Mann?!“ fragte der Ministerpräsident.
„Dr. Dr. Boris Marunja.“
Während das Gesicht des Ministerpräsidenten einen fragenden Ausdruck bekam, starrte ihn Goldstein an. „MARUNJA?!“ DER Marunja?!“
„Natürlich DER Marunja.“
„Wer ist dieser Marunja?“ fragte der Ministerpräsident.
„Ein Kernphysiker aus Tel Aviv, der in einem privaten Labor arbeitet.“
„Und er hat maßgeblich an der Verbesserung unserer Atomanlagen gearbeitet!“ fügte Goldstein dazu. „Der Mann kennt unsere gesamten Kernanlagen! Und dazu kommt, dass er keinerlei Erfahrung als Außenagent hat.“
„Das stimmt so nicht!“ stellte Jashan klar. „Marunja hat es geschafft zwei Jahre unerkannt im Tammuz zu arbeiten und abzutauchen, ohne sich erwischen zu lassen. „Wie hoch schätzen sie die Möglichkeit ein, dass die Iraker die Bombe haben?“ Jashan rang mit sich und sagte schließlich, „Fünfzig Prozent.“ „Würde Marunja es uns genau sagen können?“
„Davon bin ich überzeugt.“
Mehrere Minuten saß der israelische Ministerpräsident da und rang mit seiner Entscheidung. Schließlich fasste er einen Entschluss.
„General Goldstein, sie beginnen mit den Vorbereitungen für einen Angriff auf Tammuz.“ Dann wandte er sich an Jashan. „Sie haben dreißig Tage Zeit, Marunja herzuholen und uns vom Gegenteil zu überzeugen!“
**
TAG 16 (des Countdowns) TAG 1 der Mission
„Setzen sie sich.“ Wurde der junge Major von General Jashan aufgefordert, der zusammen mit Colonel Shimon an einem kleinen Tisch saß.
Der Major steuerte auf den einzigen freien Platz am Tisch zu und setzte sich aufrecht hin, wobei er es sorgsam vermied, den Eindruck zu vermitteln, allzu bequem zu sitzen. Obwohl der Major erst kürzlich zum Geheimdienst versetzt wurde, hatte er dank seiner schnellen Auffassungsgabe die Situation erkannt. Jashan war nach dem Verteidigungsminister die Nr. 2 des militärischen Geheimdienstes und Shimon leitete die operative Abteilung. Normalerweise wurde man beim General nicht an einen runden Tisch gebeten, man stand stramm vor seinem Schreibtisch!
Was immer der General von ihm wollte, es war nichts Offizielles!
„Colonel Shimon sagt, sie seien einer seiner besten Offiziere.“
Innerlich lachte der Major trocken auf. Was sollte er dazu sagen und kam zu dem Entschluss… Am besten die Wahrheit! „Nun, General, da Colonel Shimon ein sehr erfahrener Sektionsleiter ist, wird seine Einschätzung sicher korrekt sein.“
General Jashan und Colonel Shimon sahen sich gegenseitig an, dann lachte Jashan auf. „Mayr, sie sind unser Mann! Setzen sie sich bequem hin, das Treffen hier dauert etwas länger!“
Während Dagan sich etwas bequemer setzte, immer noch darauf achtend nicht zu bequem zu sitzen, erklärte Jashan sein Anliegen. „Mayr, wir brauchen einen Offizier, für eine besondere Mission. Jetzt frage sie sich sicherlich, warum ich?“
Ja, diese Frage stellte sich Mayr in der Tat.
„Shimon teilte mir mit, dass sie ihm mit besonders, wegen ihren unkonventionellen Methoden aufgefallen ist. Sie denken anders als die anderen, wenn es darum geht Probleme zu lösen. Genau das brauchen wir bei dieser Mission.“
„Um welche Mission handelt es sich?“
„Eine Rettungsmission. Sie müssen einen unserer Leute aus dem Iran herausholen.“
„Ist der Mann in Gewahrsam der iranischen Behörden?“
„Nein.“
„Ist er in den Händen… anderer Organisationen, oder einer Gemeinschaft Einheimischer?“
„Nein, bis jetzt konnte sich unser Mann allen Versuchen, ihn zu fassen entziehen. Er ist alleine in der iranischen Wüste.“
„Verstehen sie mich nicht falsch, aber dazu gibt es spezielle Rettungsteams und erprobte Abläufe.“
„Um ehrlich zu sein, wir haben drei Rettungsteams losgeschickt… zu keinem besteht noch Kontakt!“
„Drei!“, sagte Dagan entsetzt und fragte sich automatisch, wie viele seiner Freude dabei verschollen waren!
„Ja und die Situation verschärft sich mit jeder Stunde. Die Zeit läuft uns davon.“
„Wer ist der Mann?“
„Boris Marunja.“
„Boris Marunja… den Namen habe ich noch nie gehört. Wieso, wenn er ein Angehöriger unseres Geheimdienstes ist?“
„Der Mann ist kein fester Angehöriger des Geheimdienstes, eher ein externer Berater.“
„Was ist an dem Mann so wichtig?“
„Das ist geheim!“, kam die Antwort des Generals kurz und knapp.
Dagan, der mittlerweile erfasst hatte, dass dem General die Scheiße bis zum Hals stand, erkannte plötzlich wie verzweifelt Jashan war und traf zwei Entscheidungen.
Erstens: Er würde diesen Boris retten! Scheiß egal, wer dieser Boris war, er war einer von ihnen und KEIN Israeli würde in der iranischen Wüste verrecken, wenn er es verhindern konnte!
Zweitens: Dagan würde die Verzweiflung des Generals gnadenlos ausnutzen!
Dagan Mayr hatte eine genaue Vorstellung, wie er eine funktionierende und effiziente Abteilung aufbauen würde und hier bekam er die Gelegenheit dazu!
„Verzeihen sie General, aber sie haben bereits drei Teams verloren! Wenn ich diesen Marunja aus der Wüste holen soll, dann muss ich ALLES wissen!“
Jashan biss die Zähne zusammen und nickte dann Shimon zu. „Boris Marunja ist Ingenieur. Nicht irgendein Ingenieur, er ist Nuklear-Experte. Die letzten zwei Jahre hat er unter falschem Namen im Irakirakischen Reaktor Tammuz gearbeitet, bis er aufgeflogen ist.
Marunja konnte sich rechtzeitig absetzen und verschwinden und da ihm klar war, dass die Iraker alles versuchen werden um ihn zu schnappen, wählte er die einige logische Fluchtroute, die in den Iran!
Von dort nahm er Kontakt zu uns auf und wir haben ein Team losgeschickt um ihn auszufliegen, doch das Team verschwand spurlos.
Da wir keinen Aufschrei oder Protest der Iraner hörten, gingen wir von einem tragischen Unglück aus. Als dann das zweite Team spurlos verschwand, wussten wir, dass wir eine undichte Stelle haben. Doch noch immer hört man weder aus Bagdad, noch aus Teheran nichts.
Darum beschlossen wir, eine einzelne Person damit zu beauftragen und haben Maja Fuchs gefragt, ob sie Boris retten könnte. Sie sagt zu, aber auch sie verschwand spurlos.“
„Maja Fuchs? DIE Maja Fuchs?!“, wollte Dagan wissen? Maja Fuchs genoss den Ruf eines weiblichen Indianer Jones, eine Abenteuerin, der kein Auftrag zu heiß war, dabei spielte es keine Rolle, wer sie beauftragte, oder was es für ein Auftrag war, solange es keine blutrünstigen Diktatoren, oder Auftragsmorde waren, führte Maja ihre Aufträge erfolgreich aus.
„Mittlerweile wissen die Iraner, dass sich Marunja in ihrem Land versteckt und suchen ihn mit Hochdruck.“
„Können wir das Gebiet eingrenzen in dem sich Marunja aufhält?“
„Nein, alles was wir wissen, ist, dass sich Marunja im Süd Iran versteckt. Natürlich überwachen die Iraner alle Flugbewegungen, und die Iraker haben keineswegs aufgegeben. Also haben sie mehrere Sucheinheiten in den Iran geschickt, um Marunja ausfindig zu machen. Zu unserem Glück beschäftigen sich die Iraner und Iraker damit gegenseitig und weniger mit Marunja.
„Also soll ich den Irakern und den Iranern zuvorkommen?“
Shimon schien sich zu quälen und verzog das Gesicht. „Da ist noch eine dritte Partei… Wir vermuten, dass die Amerikaner ebenfalls nach Marunja suchen.“
„Die Amerikaner?“, fragte Dagan verwundert nach. „Arbeitete Marunja auch für die CIA?“
„Nein! Aber wir vermuten, dass die CIA ebenfalls Mitarbeiter in den Irakischen Nukleareinrichtungen hatten die jedoch aufgeflogen sind, allerdings noch meldeten, wie sich Marunja absetzte. Die Amerikaner müssen wissen, dass Marunja einer der besten Ingenieure ist, den es auf dem Gebiet der Nuklearforschung gibt. Natürlich wollen die Amerikaner um jeden Preis verhindern, dass Marunja sowohl den Irakern, als auch den Iranern in die Hände fällt und hätten ihn ebenfalls gerne in der Hand.
Allerdings… die Priorität der Amerikaner besteht nicht unbedingt darin Marunja lebend… zu retten.“
„Sie meinen den Amerikanern ist es egal, ob Marunja lebt oder tot ist, Hauptsache er kann sein Wissen nicht preisgeben.“
„Sie haben die Lage erkannt.“ Sagte Shimon und Jashan übernahm wieder.
„Wenn dieser Marunja so ein Genie ist, warum wurde er dann überhaupt in den Irak geschickt?“
„Wir brauchen Informationen über das irakische Atomprogramm. Dazu können wir nicht irgendjemanden schicken, der keine Ahnung von der Materie hat. Unser Mann muss etwas sehen und genau wissen, WAS er sieht. Außerdem würde niemand auch nur in die Nähe eines Reaktors kommen, wenn er den Irakern als Laie auffällt. Der Mann muss seine Arbeit machen, ohne aufzufallen, dazu kann man aber nur Fachleute einsetzten. Wie sie sich sicher vorstellen können sind nuklear geschulte Außenagenten sehr selten.“
Dieser Argumentation Jashans konnte Dagan nichts entgegensetzen.
„Wir haben ein Zeitfenster von zwei Wochen, um Marunja lebend herauszuholen. Sie haben bewiesen, dass sie anderes denken, als die meisten von uns. Ihr Auftrag: Holen sie Boris Marunja aus dem Iran!“
„Warum dieses Zeitfenster? Wäre es nicht besser, die Sache langsam und sicher anzugehen, zumal Marunja, momentan zumindest, in Sicherheit zu sein scheint?“
„Leider haben wir diese Zeit nicht. Marunja wollte uns eine wichtige Nachricht übermitteln, kam aber nicht mehr dazu. Es könnte sein, dass der Irak kurz davorsteht die Atombombe zu haben. Oder er wollte uns mitteilen, dass es noch nicht soweit ist… wir wissen es nicht, allerdings können wir es uns nicht erlauben einfach nichts zu tun und nur auf das Beste zu hoffen. Exakt heute in zwei Wochen wird unsere Luftwaffe Tammuz angreifen und den Reaktor zerstören.“
„Aber das würde gravierende Folgen für die Umwelt und die Menschen dort haben! Ganz abgesehen davon, dass uns der Rest der arabischen Welt noch mehr hassen wird, als sie es sowieso schon tun.“ „So ist es und der einzige der das verhindern könnte ist Boris Marunja, also holen sie den Mann her! Und das in vierzehn Tagen oder weniger!“
Das musste Dagan erst einmal verdauen und ließ sich die Informationen durch den Kopf gehen. Marunja retten und eine atomare Katastrohe verhindern?… JA VERDAMMT das würde er hinbekommen! Und nun kam der entscheidende Moment…
„Ja, Herr General! Wie lauten meine Befehle zu dem Auftrag?“
„Das ist der Grund warum SIE hier sind! Es gibt keine Befehle! Nicht von offizieller Seite! Wir haben irgendwo ein Leck und wissen nicht wo! Sie waren nie hier und sie haben nie mit uns geredet! Tun sie was sie tun müssen und seien sie in zwei Wochen, mit Marunja, wieder hier!“
Das war genau die Antwort die Dagan hören wollte! „Herr General, um erfolgreich sein zu können wäre es gut, wenn ich in Bezug auf das eine oder andere etwas Handlungsfreiheit bekäme.“
Die beiden älteren Offiziere sahen sich fragend an. „Was meinen sie damit?“ wollte Jashan misstrauisch wissen.
„Ich suche mir ein Team zusammen und gebe ihm die passende Ausrüstung.“
„Verkaufen sie mich nicht für dumm Mayr, denken sie, sie sind er erste, der hier sitzt, um eine besondere Mission durchzuführen?! Ich weiß genau was das heißt. Sie wollen eine eigene Abteilung ohne Kontrolle meinerseits! Die Nummer haben schon andere versucht und KEINER bekam eine Abteilung, welche ich nicht kontrollieren kann!“
„Ja General, eine eigene Abteilung ist mein Ziel. Und Hand aufs Herz, wie viele, die vor mir hier saßen, waren erfolgreich?“
**
Tag 2 der Mission
„Kannst du mir sagen, was du suchst?“, fragte David Kulwinski.
Kulwinski war einer der Psychologen und Professoren der Universität von Tel Aviv. Als einer der führenden „Ausbilder“ betreute Kulwisnki auch die Offiziersanwärter der Akademie, erstellte Profile über die Anwärter und hatte mitzureden, wenn es darum ging, wer in den Kreis der Geheimdienstler aufgenommen wurde, und wer nicht.
„Ich brauche zwei gute Männer, die nicht nur an ihre Karriere denken.“ Antwortete Dagan.
„In dem Alter in dem die Jungs und Mädchen sind, denken sie alle noch sehr patriotisch. Erst das Land, dann die Karriere. Schade, dass es sich bei manchem im Alter umkehrt. Wozu brauchst du gerade Anwärter? Warum nimmst du keine ausgebildeten Offiziere?“
„Ich muss eine Rettungsmission in den Iran führen, habe dafür weniger als vierzehn Tage Zeit und irgendwo ist ein Leck!“ Den Teil mit dem Angriff auf Tammuz ließ Dagan lieber weg, wusste aber, dass Kulwisnki dafür Verständnis haben würde. „Deswegen Anwärter! Du denkst, Anwärter sind noch sauber?“
„Ist es denn nicht so?“
„HHMM, der Gedanke hat was. Ja, die Chance, dass schon jemand als Anwärter ein Leck ist, ist eher gering. Was sollte ein Anwärter auch verraten können. Es sei denn er wurde schon als Schüler für die andere Seite angeworben.“
„Also hast du jemanden für mich?“
Kulwisnki dachte kurz nach. „Ja, ich denke, ich habe genau die beiden richtigen Anwärter für dich. Lem und Levi.“
„Warum gerade die zwei?“
„Lem ist ein Denker, ein brillanter Analytiker, der erst denkt UND DANN redet. Er spielt Schach und führt die Gewinnerliste an, seit er an der Akademie ist. Er wird es sicher mal zum General schaffen.
Levi ist eher der Macher. Zeig ihm seinen Auftrag und er wird Wege finden diesen zu erfüllen. Beide, Levi und Lem haben ein hohes moralischen Denken, zögern aber nicht, Entscheidungen zu treffen. Allerdings ging es bisher nur auf dem Papier um echte Menschenleben. Meiner Meinung nach, sind Levi und Lem, genau das, was du brauchst.“
„Dann sollte ich mal mit den beiden reden!“ **
„Hinsetzten!“ Dagan zeigte auf eine Bank im Park und wartete, bis sich Levi und Lem hingesetzt hatten.
„Ich mache es kurz, ich habe eine geheime Mission zu erfüllen und brauche euch.“
„Geht’s um diese Maja?“, wollte Lem wissen.
„Woher wissen sie das?“, fragte Dagan scharf.
„Dass Fuchs verschwunden ist, ist kein Geheimnis. Interessanterweise wird es auch von „Oben“ gar nicht bestritten, im Gegenteil, ich hörte sogar, dass das Gerücht von General Jashan selbst in Umlauf gesetzt wurde. Durch die Spekulation, was mit Fuchs geschehen ist, achtet keiner auf die Frage, warum und mit welchem Auftrag Fuchs verschwunden ist.“
Verdammt, dachte Dagan, Kulwisnki hat Recht, der Kerl ist verdammt clever!
„Stimmt, es geht um Fuchs.“
„Das ist Bullshit!“, warf Levi ein. „Sie sind Major des Geheimdienstes, aber sie sind weder ein Abteilungseiter, noch sind Sie ein Kommandeur der operativen Abteilung. Fuchs Verschwinden hat nichts mit dem Geheimdienst zu tun.“
„Also gut, ihr zwei Besserwisser.“ Beide, Lem und Levi, hatte bewiesen, dass sie genug Grips hatten, um seinem neuen Team beizutreten. „Fuchs wurde beauftragt eine Rettungsmission durchzuführen, als sie verschwand.“
„Wen sollte Fuchs retten?“, wollte Levi wissen.
„Einen unserer führenden Nukleartechniker, der sich im Süd Iran versteckt.“
Diese Antwort brachte die zwei Anwärter zum Staunen.
„Warum schickt Jashan eine Person wie Maja Fuchs los, um so eine wichtige Mission durchzuführen, das ist total unlogisch… es sei denn …“ Begann Levi und Lem führte den Gedanken weiter. „Es sei denn, dass Jashan so verzweifelt war, dass er keinen anderen Weg mehr sah.“
„Richtig geraten.“
„Analysiert, nicht geraten.“ Korrigierte Lem.
„Wie auch immer, Tatsache ist, dass zwei Rettungsteams und Fuchs verschwunden sind und dass, wenn wir es nicht schaffen Marunja rechtzeitig herauszuholen, größere Teile des Iraks eine strahlende Zukunft haben werden.“
„Was soll das genau heißen?“ wollte Levi wissen.
„Das unser Land, kein Risiko eingehen kann und unsere Luftwaffe Tammuz erneut angreifen wird.“
„Und jetzt sollen wir das verhindern und die Kastanien aus dem Feuer holen?“, stellte Levi fest.
„Genau.“
„Sie scheinen ja sehr klug zu sein“, meinte Lem und sah Dagan fragend an, „zwei verschwundene Teams und eine gescheiterte Legende wie Fuchs, werden ihnen sicher schon selbst gesagt haben, dass es irgendwo eine undichte Stelle gibt. Wieso glauben sie, dass sie mehr Erfolg haben werden?“
„Von unserem Plan, weiß General Jashan, Colonel Shimon, und wir drei. Analysieren sie, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass die undichte Stelle unter diesen fünf Personen ist.“
„Nur wir Drei?“ Fragte Levi nach. „Wir drei sollen das alleine durchziehen?“
„Ihr habt es erfasst! Jetzt wisst ihr, warum ich euch brauche. Also… habe ich die zwei Richtigen für den Job?“
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„Zwei Teams verschwinden und keiner gibt einen Laut von sich. Das stinkt gewaltig!“, stellte Lem fest.
Sie hatten sich in ein leeres Büro verzogen und brüteten vor mehreren Karten die den Süd Iran bzw. die ganze Region zeigten. Lem hatte sich einen Zeigestock geschnappt und ließ diesen über die Karten schweifen. „Zwölf Männer, zwei Hubschrauber und kein Wort.“
Soweit war Dagan auch schon mit seinen Gedanken gekommen, doch auch er konnte sich darauf keinen Reim machen. Zugegeben, die Beziehungen mit Saudi-Arabien, Syrien, Irak sowie Iran waren nicht die Besten, das waren sie noch nie, dennoch hatte man in letzter Zeit, auf allzu drastische Drohungen untereinander verzichtet. Lem hatte Recht! Wenn beispielsweise der Iran, zwölf israelische Soldaten innerhalb seines Staatsgebietes gefangen hätte, wüsste es die ganze Welt!
„Und weiter, du Analysegenie?“
„Die Antwort ist einfach, eine weitere Partei hat unsere Teams abgefangen.“
„Eine weitere Partei?“ fragte Levi. „Meinst du die Amerikaner?“
„Nein, die wollen nur, dass Marunja schweigt und suchen ihn selber, unsere Leute abfangen, wäre eine Verschwendung der ohnehin schwachen Reserven der Amerikaner im Iran.“
„Das würde bedeuten, dass die undichte Stelle nicht für einen anderen Staat in der Region arbeitet.“ Kombinierte Dagan.
„Exakt.“
„Für wen arbeitet die Quelle hier dann, wenn nicht für einen anderen Geheimdienst?“
„Marunja ist Nuklearingenieur. Ich würde sagen, für eine „private“ Organisation, welche an der Herstellung einer Atombombe interessiert ist.“
„Das hört sich nicht gut an!“, meinte Levi.
„Nein, und ich denke, damit hat sich unsere Mission gerade erweitert.“ Sagte Dagan, „wir müssen das Leck hier stopfen!“
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„Wir brauchen Zugang zu Informationen. Informationen, die nicht gefiltert sind.“ Sagte Levi.
„Stimmt. Was wir brauchen, ist ungehinderter Zugang zur Nachrichtenabteilung. Wir brauchen jemanden, der dort Informationen bekommt, ohne aufzufallen. Wenn wir dort dauernd herumhängen, fallen wir auf und ziehen Aufmerksamkeit auf uns, die wir nicht gebrauchen können.“
Dagan, Levi und Lem waren auf dem Weg zur Nachrichtenabteilung, um sich die letzten Meldungen von Marunja zu holen. „Wer weiß alles, dass Jashan sie zu sich bestellt hat?“, wollte Lem von Dagan wissen.
„Nur Shimon. Und das mit dem SIE lassen wir ab sofort.“
„Aber irgendjemand könnte dich gesehen haben, als du zu ihm gegangen bist.“
„Verdammt, nicht jeder der hier durch die Flure läuft, ist ein Verräter.“
„Es wäre aber besser, wenn wir zumindest momentan so denken würden.“
„Wir…“ Dagan brach ab, als sich eine Tür links von ihm öffnete und eine Anwärterin in den Flur trat. „Ja, dennoch vielen Dank, Colonel.“ Und als die Tür zu war, „Colonel, notgeiles Arschloch!“
Die drei blieben stehen und Dagan sah die Anwärterin fassungslos an. „Haben sie Colonel Scholowitz gerade als notgeil und Arschloch bezeichnet?!“, herrschte er die Anwärterin an, die sich gerade entfernen wollte.
Die fuhr herum und sah Dagan erschrocken an. Die Anwärterin hatte kurze, schwarze Haare, war etwas untersetzt, nicht allzu schlank und trug eine dickere Brille.
„Antworten sie!“, fuhr Dagan sie an.
„Entschuldigung Major, ja verdammt das habe ich!“
„Bevor ich die zusammenscheiße und eine Meldung darübermache, will ich wissen warum!“
„Der Colonel sucht eine persönliche Assistentin. Wegen meiner schlechten Sehleistung, kann ich nicht in den operativen Dienst des Geheimdienstes, aber hier hatte ich eine Chance meinen Beitrag zu leisten….
Aber Colonel Scholowitz, hat sich für eine andere Bewerberin entschieden, was natürlich ÜBERHAUPT NICHTS mit meiner Qualifikation zu tun hat.“
Die Tür öffnete sich erneut und Colonel Scholowitz trat mit einer attraktiven, schlanken und brünetten Anwärterin in den Flur, der ihr die Hand schüttelte.
Die Anwärterin grüßte militärisch und verschwand, nicht ohne ihrer ausgestochenen Konkurrentin einen überheblichen Blick zuzuwerfen.
„Ich bin zehn Mal besser als sie, aber sie hat die die größeren Titten!“, murmelte die Anwärterin bitter, als Scholowitz die Tür wieder geschlossen hatte.
Dagan sah zu Levi, der grinste und zu Lem der nach einem kurzen Moment nickte.
„Wie ist ihr Name, Kadett?!“
„Soraya… Soraya Davidson.“
„Soraya… Sie wissen es zwar noch nicht, aber heute ist ihr Glückstag. Mitkommen!“
**
„Hier bitte.“ Soraya legte einen großen Stapel Papier mitten zwischen den drei Männern auf den Tisch. Mittlerweile war es später Abend und die vier waren immer noch in ihrem Büro.
„Woher zu Teufel, haben sie all die Meldungen?“, fragte Dagan als er sich einen groben Überblick über die Meldungen verschafft hatte. Viele dieser Meldungen waren mit dem Zusatz GEHEIM versehen und beinhalteten Funksprüche der Rettungsteams, bis diese verschwanden und die Positionsbestimmungen von Marunja.
„Verdammt, als ich das Material haben wollte, hieß es, es existiere nicht!“
„Jeder weiß, dass Colonel Scholowitz eine neue Assistentin hat, aber noch weiß niemand, wer es ist. Also bin ich in die Nachrichtenabteilung, habe mich als Scholowitz neue Assistentin ausgegeben. Und da Colonel Scholowitz eine der operativen Abteilungen leitet…“ Während Dagan sie anstarrte und Levi lachend den Kopf schüttelte, meinte Soraya bloß, „Ich habe doch gesagt, dass ich gut bin.“
„Wir landen alle im Knast!“, murmelte Dagan.
„Nur wenn wir es nicht schaffen, Marunja zu retten.“ Stellte Levi fest.
Lem hatte sich inzwischen durch die Funkmeldungen gearbeitet und zeigte auf einen Punkt auf der Landkarte. „Hier! Marunja letzte Meldung kam von hier, aus der Nähe von Soomar, nahe der Irakischen Grenze. Da Marunja zu Fuß unterwegs ist und kaum per Anhalter fährt, wird er sich wahrscheinlich noch immer in der Nähe von Soomar aufhalten.“ Lem legte den Stock zur Seite und starrte zur Decke. „Die letzte Funkmeldung von Team eins kam von hier bei Kalar. Dann brach jeder Kontakt ab. Darüber hat erst einmal niemand Gedanken gemacht, da das Team kurz vor der iranischen Grenze war. Erst als die Meldung der Kontaktaufnahme mit Marunja ausblieb, wurde man misstrauisch.
Dann meldete sich Marunja und fragte, wo das Team bliebe. Jetzt wusste man, dass etwas geschehen war. Auf Grund der Tatsache, dass sich die Iraner nicht meldeten, ging man von einem Absturz aus und schickte ein zweites Team los.
Das verschwand nachdem es die kleine Stadt Kut, ebenfalls kurz vor der Grenze, überflogen hatte.“
„Und was sagt uns das?“, wollte Dagan wissen.
„Die Partei, welche unsere Teams abfängt, agiert im Irakisch-Iranischen Grenzgebiet und muss in der Lage sein, unsere Leute dermaßen zu täuschen, dass sie die Helikopter ohne Verdacht zu erregen abschießt.“
„Du denkst, alle unserer Soldaten sind tot?“
„Ja.“ Lem verzog zwar keine Miene, aber Dagan sah das es hinter seiner Stirn, vor Wut rumorte. „Wer immer dahinter steckt, er kann keine Überlebenden gebrauchen.“
„Was ist mit Fuchs? Wo hat sich Fuchs das letzte Mal gemeldet?“
„Fuchs hat sich überhaupt nicht gemeldet. Sie flog los und war weg.“
„Dann wissen wir also nicht wirklich, ob Fuchs von unserem unsichtbaren Gegner gefangen, bzw. getötet wurde?“
„Nein, aber der letzte Funkspruch von Boris Marunja kam achtundvierzig Stunden nach ihrem Aufbruch. Das war vor drei Tagen, wir können mit Sicherheit davon ausgehen, dass sie es nicht zu ihm geschafft hat.“
„Was macht dich da so sicher?“
„Hätte Maja Boris gefunden, wären sie wieder hier.“
„Soomar… verdammt!“, fluchte Dagan, als er sich die Karte erneut ansah. „Ich hatte gehofft, er wäre näher am Meer. Wie kommen wir unbemerkt dort hin, finden ihn und das alles, ohne bemerkt zu werden?!“
„Nun, da jeder den wir losschicken, verschwindet, muss Marunja von jemandem gefunden werden, der schon dort ist.“
„Und wo bekommen wir so jemanden her?“
„Keine Ahnung.“
„Super, das hilft jetzt…“
„Wartet mal…“ warf Levi ein. „Wenn wir nicht auf unsere Leute zugreifen können, müssen wir Außenstehende holen.“
„Das hat auch nicht geklappt, denk mal an Maja Fuchs.“
„Maja wurde von derselben Abteilung beauftragt, wie die Rettungsteams, es war sozusagen offiziell. Wir schnappen uns jemanden, von dem keiner hier eine Ahnung hat, wer er ist.“
„An wen denkst du dabei?“
„Heute Morgen gab’s doch ein Memo…“ Levi kramte in den Unterlagen, bis er eine Notiz hervorgeholt hatte. „Hier! Zwei Deutsche haben auf eigene Faust die Mörder eines türkischen Mädchens zur Rechenschaft gezogen. Genauer gesagt, sie haben sie massakriert. Momentan sind sie auf dem Weg von Ansdag nach Yüksekova in der Türkei. Von dort ist es ein Katzensprung bis in den Iran. Das sind unsere Joker.“
„Zwei Deutsche? Was für Deutsche?“, fragte Lem.
„Die Deutschen, die offiziell gar nicht da sind. Ihr wisst doch, die Deutschen, welche die Türkei im Falle eines irakischen Angriffs verteidigen sollen und die offiziell gar nicht hier sind.“
„Ich dachte, die deutsche Bundeswehr darf nur auf Nato-Gebiet agieren und das auch nur, wenn der Bundestag der Truppe ein Mandat erteilt.“
„Ja das stimmt, deswegen sind die Deutschen auch offiziell gar nicht hier. Die Deutschen agieren als Aufklärungseinheit von Ansdag aus und bilden dabei ihre eigenen Leute und kurdische Iraker aus.“
„Und wie soll uns das weiterhelfen?“
„Die zwei sollen Ausbilder sein, und ich hasse es zwar das zu sagen, aber die Deutschen sind gut. Wir fangen sie vor Yüksekova ab, rekrutieren die zwei und fahren zurück um das Leck hier zu finden. Auf diese Art schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe.“
„Und was sagen wir den Deutschen, ich meine den offiziellen Deutschen?“
„Keine Ahnung, soll sich Jashan später was einfallen lassen, schließlich ist ER General und wir nicht.“
**
Tag 12 des Countdowns (vier Tage vor Beginn der Mission)
Ansdag 1988
„Das ist meine Schuld!“, flüsterte Frank Brauer als Yasemins eingewickelter Leichnam in die Erde gelegt wurde.
Lautes Wehklagen erklang und nicht wenige fielen auf die Knie, als Yasemin von ihrer Familie in das Grab gelegt wurde.
„Warum habe ich keine Waffe mitgenommen?! Ich hätte sie alle umgelegt! Stattdessen…!“
„Frank!“ Wolfgang Decker packte seinen Freund fest am Arm. „Du konntest es NICHT verhindern! Verdammt, es war eine klare Absprache! KEINE WAFFEN!“
Drei Wochen nach ihrer Ankunft ins Ansdag, war Frank Jasemin das erste Mal aufgefallen. Eigentlich fiel Yasemin allen Soldaten auf, die in Ansdag stationiert waren, doch bei Frank wurde der freundliche Blick erwidert. Eine Tatsache, die dem Kommandeur des Stützpunktes nicht verborgen blieb.
Da sie auf die Zusammenarbeit mit den Einheimischen angewiesen waren, knüpfte der Kommandeur einen Kontakt zum Oberhauptes Yasemins Dorfes. Es stellte sich heraus, dass Yasemins seine Tochter war und bevor sich Frank versah, hatte er den Auftrag sich mit Yasemin zu zeigen, und zu demonstrieren, wie respektvoll und wie freundlich man miteinander umging.
Frank begleitete Yasemin bei ihren Besorgungen, stattete ihr Besuche ab und durfte sie sogar ohne Anwesenheit anderer Familienmitglieder besuchen.
Als Gegenleistung profitierten die Dorfbewohner von der medizinischen Versorgung der Deutschen, die Pioniere legten Brunnen und Straßen an und bauten Gebäude.
Als Zeichen des gegenseitigen Vertrauens, und auf Anraten des Dorfoberhauptes, verzichtete Frank bei allen Besuchen im Dorf darauf seine Waffe zu tragen. Dazu besorgte sich Frank extra eine Sondergenehmigung beim Kommandeur, der zwar nicht begeistert war, aber durchaus Franks Motive verstand, aber im Gegenzug darauf bestand, dass Frank seine Schutzweste immer tragen musste.
So gingen die Tage ins Land und das Vertrauen zwischen den Dorfbewohnern und den Soldaten festigte sich…
Dann kam der verhängnisvolle gestrige Abend! Frank begleitete Yasemin zum Nachbardorf, wo Yasemin eine Freundin besuchte. Kurz vor Sonnenuntergang waren die beiden auf dem Rückweg, als ihnen vier Männer aus dem Nachbardorf auflauerten. Alle vier waren angetrunken und mit Messern bewaffnet.
„Wen haben wir denn da!“, fragte einer der vier.
Frank erfasste die Situation schnell. Die vier wollten Ärger und es war ihnen egal, wer ihnen über die Füße lief, dass es Yasemin und er waren, war einfach Pech. Doch Frank hatte nicht die Absicht den vier Angetrunkenen die Initiative zu überlassen. Wolfgang Decker, sein Freund uns Ausbilder sagte immer, wenn du kein Opfer sein willst, dann verhalte dich nicht wie eines!
„Hört zu! Wir wollen keinen Ärger, aber wenn ihr ein paar aufs Maul wollt, ist das kein Problem! Also verzieht euch lieber!“
Anscheinend klappte Franks Taktik, denn die vier traten zur Seite. Doch schon in der Tatsache, dass sich die vier zu zweit auf jede Straßenseite stellten, machte Frank klar, dass es zu einer Schlägerei kommen würde.
Frank schirmte Yasemin so gut ab wie es ging, und schob sie über die Straßenmitte vorwärts. Fast hätte Frank aufgeatmet, als die vier lossprangen und über sie herfielen.
Den ersten konnte Frank schnell niederschlagen, dann kamen die anderen drei ihrem Kumpan zu Hilfe und zu dritt schlugen sie auf Frank ein.
Als Yasemin sich dazwischenwarf, eskalierte die Situation. Frank sah das Messer auf sich zukommen und trat nach der Messerhand. Verkeilt im Handgemenge, spürte Frank mehrere Stiche gegen die Schutzweste, die er unter seiner Kleidung trug und stellte seinen Kampfstil um. Jetzt ging es nicht mehr um eine Schlägerei mit ein paar Halbstarken, es ging ums Überleben!
Er rammte einem Angreifer die Stiefel in den Unterleib und ließ seine Stirn auf einen Kiefer krachen, als er selbst einen bösen Tritt in den Bauch bekam, welchem ihm die Luft raubte. Kaum ließ seine Abwehr nach, da trafen ihn mehrere Stiche in Arme und Beine und er brach zusammen.
Als die vier sich auf ihn werfen wollten, erhellten zwei Scheinwerfer die Straße und die alle Angreifer liefen in der Dunkelheit davon.
Frank lag am Boden und das letzte, was er im Scheinwerferlicht sah, war Yasemin, die in ihrem Blut lag.
**
Der Fahrer war einer der wenigen Kaufleute des Dorfes, welcher einen alten Laster besaß und vom Großmarkt aus Yüksekova kam. Ohne groß zu überlegen, warf er Yasemin und Frank auf die Ladefläche und raste ins Dorf.
Selbst der herbeigerufene Arzt der Deutschen konnte nichts mehr für Yasemin tun. Sie hatte nur einen Stich abbekommen, doch der hatte die Bauchschlagader durchtrennt und sie war innerhalb kurzer Zeit verblutet.
Frank selbst hatte mehrere Stiche einstecken müssen, doch die Schutzweste hatte ihn gerettet und die Schnitte an Armen und Beinen waren hauptsächlich oberflächlich. In den ersten unübersichtlichen Sekunden richtete sich die Wut gegen ihn, doch der Händler hatte die Angreifer erkannt, und berichtete dem Dorfoberhaupt, was er gesehen hatte. Von diesem Moment an, machte niemand Frank mehr einen Vorwurf, doch die Augen der Menschen sprachen eine andere Sprache. Warum hatte er keine Waffe benutzt, um Yasemin zu beschützen?!
Die Antwort war einfach… tragisch einfach! Frank trug keine Waffe bei sich!
**
„Verdammt rede mit ihnen!“ fluchte Decker.
„Da gibt’s nichts zu reden!“, antwortete Frank, der zum abgestellten Wagen ging. Auch er hatte es im Gesicht des Dorfältesten gesehen. Hier im Dorf gab es nur noch Hass und das Vorbereiten der Rache. Kaum war Yasemins Grab zugeschaufelt, hatten die Männer ihre Kalaschnikows aus ihren Verstecken hervorgeholt, welche überall im Dorf verteilt waren.
„Frank!“ Decker packte ihn und zwang ihn stehenzubleiben. „Du weißt genau, was hier geschieht. Die Männer des Dorfes werden ins Nachbardorf gehen und werden Rache nehmen.“
„Toller Gedanke!“
„Ja, sehr toll! Das Problem ist nur, dass auch andere zu Schaden kommen werden und die dann ihrerseits Rache an den Menschen hier im Dorf nehmen! Willst du, dass auch Yasemins Familie massakriert wird? Oder die Familie der Arschlöcher die Yasemin umgebracht haben? Die können nichts dafür und werden trotzdem sterben! Willst du das wirklich zulassen?!“
„Nein… das will ich nicht! Aber ich weiß nicht, wie ich es verhindern kann.“ Meinte Frank nach ein paar Sekunden.
„Ich weiß es. Aber falls wir uns dazu entschließen… dann sind wir hier erledigt.“
**
Gegen zwei Uhr nachts trat Frank die Tür des ersten Mörders ein.
Er und Decker hatten sich den ganzen Tag vorbereitet, nachdem sie den Dorfältesten überredet hatten einen Tag zu warten. Eine Bitte, derer die Dorfbewohner nur sehr unwillig nachkamen. Doch Yasemins Vater wollte Rache an den Mördern, nicht eine endlose Auseinandersetzung mit dem Nachbardorf, die letztlich nur noch unschuldige Oper kosten würde. Widerwillig gab er Deckers Vorhaben nach und überredete die anderen Männer im Dorf einen Tag zu warten.
Zurück im Camp erstattete Frank Bericht und meldete sich wieder zum Dienst.
Zwar behielt der Stützpunktkommandant Frank im Auge, doch Decker konnte die Zeit gut nutzen. Aus dem Waffenarsenal der Dorfbewohner und dem „schwarzen Bestand“ im Camp versorget sich Decker mit allem, was Frank und er brauchten und legte alles bereit.
Gegen Mitternacht schlichen sich die beiden dann aus dem Camp zum Dorf der Mörder. Die wenigen elektrischen Lichter waren längst erloschen, als sie im ersten Haus zuschlugen.
Kaum war die Tür eingetreten, stürmten sie hinein und während Decker die Familie mit vorgehaltener Waffe in Schach hielt, schlug Frank den Mörder mit dem Gewehrkolben bewusstlos.
Glücklicherweise war keiner der vier Männer verheiratet, oder hatte Kinder, lediglich die Eltern eines der vier musste gefesselt im Haus zurückgelassen werden.
War einer der Männer KO geschlagen, schleppten die zwei ihn zu der Stelle, an der Yasemin gestorben war. Dann zogen Frank und Decker ein fünftes Mal los und entführten den Dorfältesten. Diesmal war es nicht so einfach. Acht Familienmitglieder mussten in Schach gehalten und im Haus eingeschlossen werden. Natürlich konnten sich die bald befreien und schlugen Alarm, doch bis dahin hatten Frank Und Decker den Ältesten schon zu den Mördern gebracht.
Dort wartete Yasemins Vater zusammen mit dem Kaufmann als Zeuge und die anderen Familienangehörigen.
Als Yasemins Vater dem Ältesten des Nachbardorfes erklärte, was hier geschah, brauchte der nur in die Augen der Vier Mörder zu blicken, um zu wissen, dass der Kaufmann die Wahrheit sprach und stimmte einem „Gerichtsverfahren“ zu, unter der Bedingung, dass auch Männer seines Dorfes daran teilnahmen.
Alle waren damit einverstanden und man einigte sich darauf in einer Stunde den vier Mördern den Prozess zu machen.
So geschah es dann auch. Zwanzig Männern, zehn aus jedem Dorf wurde die Aussage des Kaufmanns präsentiert und auch Franks Aussage, welcher der vier von ihm verletzt wurde angeführt. Tatsächlich hatten einige der vier die von Frank beschriebenen Verletzungen und man erkannte, dass diese nicht erst ein paar Stunden alt waren.
Das alles brachte die zwanzig Männer dazu, sich über die Schuld der vier einig zu sein. Die Frage war nur, wie die vier bestraft werden sollten. Die Männer aus Yasemins Dorf forderten den Tod der vier. Die Männer aus dem Dorf der Mörder, stimmten der Strafe grundsätzlich zu, doch wie sollte man böses Blut zwischen den Dörfern verhindern?
„Frank, wenn wir…“ begann Decker, doch Frank hob die Hand.
„Nein. Ich habe damit keine Probleme!“
Während über noch diese Frage, wer das Urteil vollstrecken sollte, diskutiert wurde, trat Frank zu einem der Vier, zog sein Messer und zog es dem Mann quer über die Kehle. Noch während der gurgelnd und röchelnd zusammenbrach, schnitt Decker dem Nächsten die Kehle durch.
Bevor sich die anwesenden Männer von ihrer Überraschung erholt hatten, lagen alle vier Mörder sterbend in ihrem Blut. Ein Teil der Dorfbewohner, griff zu den Waffen und mehrere Männer zielten aufeinander, aber die zwei Dorfältesten traten dazwischen und beschwichtigten die erhitzten Gemüter.
Als das letzte Zucken die vier Männer verlassen hatte, standen sich die verschiedenen Dorfgemeinschaften zwar immer noch gegenüber, doch es würde keine gegenseitige Rache geben.
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Tag 13 des Countdown
„Sind sie wahnsinnig geworden?!“, brüllte der Stützpunktkommandant Frank an.
„Ich tat…“
„Schnauze! Die Frage war rein rhetorisch! Sie haben vier Menschen ermordet und erwarten, dass ich sage, „Brauer, das haben sie aber gut gemacht“. Was glauben sie, wer sie sind? Ankläger, Richter und Henker in einem?!“
„Die Dorfbewohner wollten das untereinander regeln, ich hielt das für keine gute Idee.“
„Sie hätten sich heraushalten müssen!“
„Dann wären viele Menschen mehr gestorben.“
„Unser Auftrag hier ist es NICHT sich in die Angelegenheiten der einheimischen Bevölkerung einzumischen! Und schon gar nicht als Henker tätig zu sein. Wenn sie Henker spielen wollen, dann sind sie und Decker in meiner Einheit fehl am Platz!“
„Decker hat nichts damit zu tun!“
„Scheiße Brauer, denken sie, ich bin bescheuert?! Wenn ich Decker frage, ob er mit beteiligt war, was wird er sagen?!“
Frank schwieg und starrte gerade aus.
„Dachte ich mir! Sie beide werden in drei Tagen nach Yüksekova gebracht und nach Deutschland ausgeflogen, wo sie der Justiz übergeben werden. Muss ich sie solange in Haft setzen?“
„Nein! Wir werden keinen Widerstand leisten und allen Befehlen Folge leisten!“
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Tag 18 des Countdown Tag 3 der Mission
20 Kilometer vor Yüksekova
Die zwei Geländewagen fuhren langsam an die Unfallstelle heran. Brauer saß im ersten Jeep, Decker wurde im dahinter folgenden Wagen eskortiert. In jedem der Autos waren ein Fahrer und zwei Wachen, welche Frank und Decker begleiteten.
In einer engen Kurve der Straße, welche sich durch die Hügel vor Yüksekova schlängelte, waren zwei Autos frontal aufeinander gekracht.
Franks Fahrer blieb etwa 10 Meter vor der Unfallstelle stehen und schon kam eine sichtlich aufgeregte Frau auf sie zu. Laut schimpfend und klagend zeigte sie auf die Unfallstelle, an der ein Mann einem anderen Mann einen Verband anlegte.
Kaum waren die Wagen stehen geblieben, warf die Frau und ein Mann, der aus dem Straßengraben sprang eine mit Betäubungsgas gefüllte Granate in jeden Wagen und nur Sekunden später brachen alle Fahrzeuginsassen bewusstlos zusammen.
**
Überzeugungsarbeit
Langsam erwachten Decker und Brauer aus der Bewusstlosigkeit.
Sie lagen irgendwo zwischen Felsen und waren mit Klebeband an den Händen gefesselt.
Decker hatte seine fünf Sinne als schnell wieder beisammen und sah sich um. Das erste was Decker sah, war Frank neben sich, noch immer halb bewusstlos und eine Frau, welche ihn durch eine Brille anschaute.
„Sie werden wach!“ rief die Frau und durch die Augenwinkel sah Decker drei Männer auf sich zukommen. Sofort fiel Decker auf, dass die Männer und die Frau zwar eine Art Uniform trugen, aber keiner trug Hoheitsabzeichen, oder Dienstgrade daran.
Einer der Männer, er schien der älteste zu sein, ging vor ihm in die Hocke, zog sein Messer und durchschnitt das Klebeband. „Tut mir leid, aber das war zu ihrem eigenen Schutz. Schließlich wollten wir nicht, dass sie im Dämmerzustand eine Dummheit begehen.“
Mittlerweile war auch Frank wieder völlig wach und hielt dem Mann seine Arme entgegen, der ihm sofort die Fesseln durchtrennte.
„Wer sind sie?“ fragte Decker.
„Wir sind Freunde von ihnen.“
„Ich wusste gar nicht, dass ich in Israel Freunde habe. Das sind doch israelische Uniformenhosen und Stiefel, auch wenn der Rest ihrer Klamotten aus dem Uniform-Secondhandladen kommt.“
Während die Frau ertappt dreinschaute, grinste der Mann vor Decker leicht. „Gute Auffassungsgabe, die sie dahaben. Gut, das hilft die Sache hier abzukürzen.“
„Erst will ich wissen, was mit den anderen ist. Wo sind unsere Kameraden?“
„Sie meinen ihre Bewacher? Oh keine Sorge, denen geht’s gut, sie erholen sich noch etwas von ihrer Betäubung, und werden in einer halben Stunde wieder voll auf dem Damm sein.“
„Und woher weiß ich, dass sie die Wahrheit sagen?“
„Hören sie Decker! Ja, wir sind Israelis, und nein, wir legen nicht einfach andere Soldaten um! Also was ist jetzt, können wir reden?!“
Decker wusste nicht warum, aber irgendwie eine innere Stimme schien ihm zu zuzuflüstern, dass der Mann die Wahrheit sagte. Wolfgang warf einen Blick zu Frank und der blinzelte einmal.
„Ok, wenn wir schon mal hier sind. Sie kennen mich, aber ich habe keine Ahnung wer sie sind.“
„Ich bin Dagan Mayr, vom israelischen Geheimdienst und das ist mein Team. Lem, Levi und Soraya.“
„Mayr… ja, den Namen habe ich schon gelesen. Sie haben vor drei Wochen ein Memo über die Gefahrenlage im Barzan verfasst.“
Dagan zog amüsiert die Mundwinkel hoch. „Guter Versuch, Decker. Nein, das Memo bezog sich auf Soran.“
Jetzt grinste auch Decker. „Man kann nie vorsichtig genug sein. Also, was wollen sie von uns?“
**
Die Erleuchtung
„Nur damit ich das richtig verstanden habe… Wir sollen für den israelischen Geheimdienst, illegal in den Iran eindringen und einen ihrer Leute herausholen, da drei Missionen vorher gescheitert sind?!“
„Das ist korrekt.“ Stellte Dagan fest.
Mittlerweile hatten sie die nähere Umgebung der fingierten Unfallstelle verlassen und saßen in einer verlassenen Hütte siebzig Kilometer südöstlich von Yüksekova.
„Wieso wir?“
„Dazu gibt es zwei Gründe. Erstens: Wir haben zwei Teams und Fuchs losgeschickt und niemand konnte zu Marunja Kontakt aufnehmen. Alle wurden abgefangen! Das heißt nichts anderes, als dass wir ein riesiges Leck haben. Jede weitere Mission, ist von vorne herein zum Scheitern verurteilt.“
„Und wer sagt uns, dass es uns nicht genauso geht?“ wollte Brauer wissen.
„Alle Personen die davon wissen, sind hier in dieser Hütte.“
Decker und Brauer sahen sich die vier Israelis an. „Nur Ihr Vier?! Es gibt also keine Rückendeckung oder Rettungseinheit, die uns rausholt?“
„Exakt.“ Antwortete Dagan. „Es wird euch keiner rausholen, wenn‘s brennt, aber es wird euch auch keiner verraten.“
„Was ist an diesem Marunja so wichtig?“
„Ich muss ihnen die prekäre Situation unseres Staates wohl kaum erklären, feststeht, wenn die Iraker oder die Iraner Marunja in ihre Gewalt bringen, würde sein Wissen eine Gefahr für unser Land darstellen.“
„Oder für die USA.“
„Oder für die USA.“ Bestätigte Dagan.
„Weswegen die Amerikaner eine Einheit in den Iran geschickt haben, um Marunja zu fassen oder umzulegen.“
„Genau! Eine Einheit Ranger unter der Führung eines Majors Lorson ist schon auf dem Weg in den Iran. Ein Flugzeugträger im Golf bereitet sich auf einen Einsatz vor.“
„Und wisst ihr, wo sich Marunja aufhält?“
„Der letzte Kontakt mit Marunja kam aus der Umgebung von Soomar.“
„Das sind fast achthundert Kilometer…“ Überschlug Decker die Entfernung mit einem Blick auf die Karte. Und wie sollen wir dorthin kommen?“
„Wir geben euch einen Iltis und genug Sprit.“
„Mit dem wir dann quer durch den Iran fahren sollen?!“
„Ja und das ist gar nicht so dumm wie es sich anhört. Der Iltis ist ein typisches Fortbewegungsmittel für Arbeitsteams. Nach acht Jahren Krieg sind große Teile der Infrastruktur des Irans zerstört, oder einfach völlige veraltet. Momentan arbeiten viele ausländische Firmen im Iran, was die Iranische Regierung mit großen Subventionen fördert, denn es gibt wirklich einiges zu tun. Eure Tarnung ist folgende: Ihr arbeitet als Vermesser einer Iranisch-Deutschen Telefongesellschaft, die den Auftrag bekommen hat, neue Leitungen von Täbris über Isfahan bis nach Bandar Abbas zu verlegen und die besten Routen für diese zu finden. Diesen Auftrag gibt es tatsächlich, allerdings finden die tatsächlichen Arbeiten zu dieser Zeit im Norden des Irans statt.“
Er winkte und Levi händigte Frank ein Packen Papier aus. „Das hier sind die Verträge und die Arbeitserlaubnis die ihr braucht um sie bei Behörden vorzuzeigen. Eine oberflächliche Kontrolle werden die Papiere überstehen, sollte aber eine Behörde expliziert nachforschen, kann ich das nicht garantieren.
Achtung! Jetzt kommt das wichtigste! Diese Nummer hier“, er zeigte auf eine Zahlenkombination in den Verträgen, „hier erreicht ihr den Anrufbeantworter einer Firma in Teheran. Die Ansage wird alle zwölf Stunden neu auf gesprochen und ihr könnte euch über den neusten Stand informieren. Ein Telefon müsste ihr euch selbst besorgen. „Eine recht dünne Tarnung.“ Meinet Decker, als er darüber nachgedacht hatte.
„Die beste Tarnung seid ihr selber?“ antwortete Dagan.
„Wie meinst du das?“
„Ihr seid Deutsche! Keiner kommt auf die Idee, dass ihr für uns Israelis unterwegs seid.“
„Da ist was dran.“ Brummte Decker. „Was ist mit Geld? Wir müssten Tanken, Kaufen und Schmieren.“
Dagan nickte und übergab Decker zwei dicke Bündel Iranische Rial. „Das sind je 500.000 Rial, das sollte reichen.“
„Wer ist außer den Iranern, den Irakern und den Amis hinter Marunja her?“
„Das wissen wir nicht. Fest steht, er hat den Geheimdienst untergraben, aber nur Informationen die Marunja betreffen benutzt. Doch das reichte völlig aus, um zwei Spezialteams auszuschalten.“
„Und Maja Fuchs!“
„So sieht es aus. Wer immer es ist, er wird Jagt auf Marunja machen, doch euer Vorteil ist, dass er nichts von euch weiß.“
„Irgendwie höre ich da noch etwas anderes heraus. Los Mayr, legen sie alle Karten auf den Tisch!“ forderte ihn Decker auf.
„Ich weiß nicht, wie ich es anders ausdrücken soll… Marunja ist einer von uns und ich will nicht, dass er draufgeht. Wir schicken die Menschen in die Welt um für unsere Sicherheit zu sorgen. Wie soll ich mir in die Augen sehen, wenn ich nicht alles versuche sie wieder nach Hause zu holen? Ihr zwei seid die einzige Chance die wir noch haben, Marunja zu retten. Also, werdet ihr uns helfen?“
„Höre ich da noch mehr?“ fragte Brauer. „Wenn ja, dann rücken sie damit heraus!“
Einen Augenblick kämpfte Dagan mit sich. Sollte er den beiden vom bevorstehendem Angriff auf Tammuz berichte? Auf keinen Fall! Aber… „Ich will es folgendermaßen ausdrücken: Es könnte in naher Zukunft zu einem schlimmen Vorfall kommen, den die richtige Information, zur richtigen Zeit, verhindern kann. Der einzige, der diese Information hat ist Marunja.“
Ein Blick zu Frank sagte ihm, was er selber dachte. –Sie wollen einen irakischen Reaktor angreifen! –
„Warum wollen sie diesen An…diesen… Vorfall… verhindern? Ihnen ist doch klar, dass es früher oder später unvermeidbar ist.“
„Ja, das ist mir bewusst…aber verdammt noch mal! Ich will eine mögliche diplomatische Lösung nicht von vorne heraus ausschließen! Wenn ich eine Katastrophe verhindern kann, dann will es das auch tun! Eines noch! Diese Nummer hier“, er zeigte auf eine weitere Passage in den Verträgen, „von hinten gelesen und je eine Zahl höher, ist eine Notfunkfrequenz. Wenn alle Stricke reißen besorgt euch ein Funkgerät und ruft uns. Wir werden versuchen, euch herauszuholen.
“Ich dachte es gibt keine Rettungsteams, die uns herausholen.“ „Die gibt es auch nicht. Das einzige Team das versuchen wird euch retten, sind wir.“
Decker schwieg und dachte nach, als Frank Dagan anschaute und fragte, „Was ist der zweite Grund? Du hast gesagt, es gibt zwei Gründe, warum die Wahl auf uns gefallen ist.“
„Der ist ganz einfach! Ihr wart verfügbar. Ich habe den Bericht über die Nacht im Dorf gelesen. Was denkt ihr erwartet Euch zu Hause? Eine Belobigung, da ihr einen Krieg unter Dörfler verhindert habt? Einen ehrenvollen Abschied? Nein, man wird euch einen Prozess machen, rauswerfen und das war’s. Ihr bekommt nie wieder einen halbwegs anständigen Job in Deutschland.
Aber wenn ihr Marunja zu uns bringt, steht Euch, zumindest bei uns, jede Tür offen. Denkt darüber nach.“
**
Tel Aviv
Tag 3 der Mission – später Abend
„Mayr! In Jashans Büro!“ Colonel Shimon hatte Dagan schon beim Betreten des Gebäudes abgefangen und stand mit zwei bewaffneten Soldaten am Eingang.
Von diesen flankiert lief Dagan hinter Shimon her, bis sie das Büro von Jashan erreicht hatten. Dort blieben die zwei Wachen an der Tür stehen und Shimon schob Dagan in das Büro in dem auch bereits Colonel Scholowitz wartete.
„Wo ist sie?“, wollte Jashan wissen als die Tür geschlossen war.
„Herr General?“
„Davidson?! Wo ist sie?“
„Herr General, ich verstehe den Sinn der Frage nicht.“
„Sie verstehen den Sinn der Frage nicht?!“, fragte Jashan gefährlich leise, stand auf und trat drohend auf Dagan zu. „Dann werde ich ihnen einmal nachhelfen! Davidson hat sich unerlaubt Zutritt in die Nachrichtenzentrale verschafft und sich als Colonel Scholowitz neue Assistentin ausgegeben. Auf diese Weise hat sie sich Zugang zu Material verschafft, welches als geheim eingestuft ist. Material, dass sie an sie weitergegeben hat!“
„Das ist korrekt Herr General! Die Anweisung kam von mir und Anwärterin Davidson hat nur meine Befehle befolgt.“
„Das ist die Höhe!“, schrie Scholowitz ihn an. „Sie leugnen es nicht einmal?!“
„Nein Colonel, aber allein die Tatsache, dass ihre Zentrale die Informationen herausgegeben hat, ohne sich rückzuversichern, dass Anwärterin Davidson tatsächlich berechtigt ist dies zu erhalten…“
„Mayr! Halten sie die Klappe!“ fuhr Shimon dazwischen und Dagan verstand den Wink.
„Colonel Scholowitz, ich werde mich um alles Weitere kümmern. Vielen Dank.“ Sagte Jashan und Scholowitz salutierte und stürmte dann an Dagan vorbei, aus Jashans Büro.
„Sie haben es verbockt, Mayr. Ich war tatsächlich geneigt ihren Forderungen nachzugeben, doch mit dieser Aktion haben sie alles zunichtegemacht.“
„Herr General, wenn sie gestatten…?“
„Schießen sie los.“
„Lem, Levi und Davidson haben nur meine Anweisungen befolgt. Ich habe von ihnen einen Auftrag bekommen und führe ihn aus!“
„Ihr Auftrag ist es Marunja zu retten!“
„Das ist mir bewusst und ich führe den Auftrag aus!“
Jashan und Shimon tauschten einen kurzen verwunderten Blick dann sah Jashan Dagan fragend an. „Sie führen ihn aus? Von hier aus? Wie?!“
„Dazu möchte ich keine Angaben machen.“
„WAS?!“ während Shimon fassungslos Luft einzog, wurde Jashan blass und holte tief Luft um diesen ungeheuerlichen, ja schon unfassbar frechen Major die Flügel zu stutzen!
„Herr General!“ fuhr Dagan ihm dazwischen. „Bevor sie etwas sagen! Mein Auftrag lautet, Marunja lebend innerhalb von zwei Wochen aus dem Iran herauszuholen! Diesen Auftrag führe ich aus und zehn Tage der Frist sind noch übrig! Wenn ich diesen Auftrag nicht erfülle können sie mich immer noch zusammenscheißen! Doch solange sollten sie mir vertrauen und abwarten.“
Zum ersten Mal in seiner Offizierslaufbahn war Jashan sprachlos! So etwas hatte es noch nie gegeben. Noch NIE hatte es ein Offizier es gewagt, ihn dermaßen zu zurechtzuweisen. Selbst von den vielen Verteidigungsministern, oder gar Präsidenten, die er als General erlebt hatte, hätte sich das, was Dagan sich gerade erlaubt hatte NIEMALS gefallen lassen…
Noch während er um Fassung und Worte rang, kamen ihm aber auch die beiden Möglichkeiten in den Sinn die er hatte. Er konnte Mayr jetzt auf der Stelle zurechtfalten und rauswerfen… oder er ließ ihn weitermanchen, in der Hoffnung, Dagan würde es tatsächlich schaffen Marunja zu retten. Schließlich setzte sich der Profi in Jashan durch.
„Wenn Marunja nicht in zehn Tagen hier und am Leben ist, werde ich gefeuert. Doch ich werde NUR gefeuert, aber sie und ihre ganze Truppe werden für alle Zeit im Knast landen! Haben sie das verstanden Mayr?!“
„Jawohl Herr General.“
„Sie haben drei Sekunden diesen Raum zu verlassen! Raus mit ihnen!“
Dagan salutierte zackig machte Kehrt, ging zügig aus Jashans Büro und erlaubte sich erst draußen, vor der Tür, ein leichtes Aufatmen. Jetzt lagen die Karten auf dem Tisch… sie hatten noch zehn Tage!
**
„Und?“ fragte Levi ihn, als Dagan in ihren Besprechungsraum kam.
„Die gute Nachricht ist, dass wir nicht sofort in den Knast müssen.“
„Und was ist die schlechte Nachricht?“ wollte Lem wissen, nachdem die drei einen besorgten Blick ausgetauscht hatten.
„Das wir genau dort landen, wenn Marunja nicht in zehn Tagen hier ist.“
„Dann hängt unsere Zukunft jetzt allein von Brauer und Decker ab?“ fragte Soraya besorgt.
„Nein!“, antwortete Dagan. „Wir müssen ihnen den Rücken freihalten und herausfinden, wer hinter den Angriffen auf unsere Leute steckt.“
„Wer immer es ist“, sagte Lem, „er hat uneingeschränkten Zugriff auf geheime Daten.“
„Beginnen wir doch mit der ersten Rettungsmission.“ Schlug Levi vor. „Machen wir eine Liste, mit denen, die davon wussten. Dann machen wir dasselbe mit der zweiten Rettungsmission und schließlich mit der von Fuchs. Irgendwo muss es eine Schnittmenge geben. Auf die konzentrieren wir uns dann.“
„Gut. Soraya, fangen wir mit der ersten Mission an, gehen sie in die Zentrale und holen sie alle Befehle, welche die verschiedenen Missionen betreffen.“
„Die werden mir nichts aushändigen.“
„Doch! Ich denke, bis zum Ablauf unserer Zeit haben wir uneingeschränkten Zugriff auf alles.“
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Tag 4 der Mission
„Ich stecke in einer Sackgasse.“ Brummte Lem einen Tag später.
Dagan und Levi traten zu ihm und Lem nahm ein leeres Blatt Papier und veranschaulichte sein Problem. Er erstellte ein Diagramm mit den drei Missionen und den Leuten die daran beteiligt waren.
„Also Mission eins und zwei, waren Standardmissionen. Auch was die Befehlsgebung angeht, dieselben Leute, dieselben Befehle. Aber bei Fuchs waren es nur eine Handvoll Leute, die außerhalb des inneren Kreises davon wussten.“
„Wen bezeichnest du als innerer Kreis?“ wollte Dagan wissen.
„Jashan, Shimon und Scholowitz.“
„Vergessen wir den Stab, die Assistenten und Sekretärinnen nicht.“ Warf Soraya ein.
„Nein die vergesse ich nicht, aber deine „Freundin“ die sich Scholowitz ausgesucht hat, ist sauber. Die kam erst nach dem Debakel mit Fuchs zu seinem Stab.“
„Wenn der Verräter tatsächlich in diesem Kreis ist, hat er Zugang zu ALLEM!“, stellte Levi fest.
„Ja und genau hier beginnen meine Kopfschmerzen. Wenn er Zugang zu allen geheimen Informationen hat, wieso nutzt er sie dann nicht?“
„Wie meinst du das?“
„Wer immer Zugriff auf die Informationen hat, nutzt sie ausschließlich um Marunja zu fassen! Er oder Sie haben keine einzige Information außerhalb dieses Bereiches weitergegeben.
Beispiel! Der Bereitschaftsgrad unserer Panzerreserve. Eine solche Information ist pures Gold wert, aber wenn unsere Gegner diese Information hätten, wüssten wir das! Oder noch besser, die Zieldaten der Luftwaffe über den bevorstehenden Angriff auf Tammuz! Wenn die Iraker wüssten, dass ein Angriff bevorsteht, würden sie die Luftabwehr dermaßen verstärken, dass unsere Piloten keine Chance hätten und genau das würden wir ebenfalls mitbekommen. Aber nichts! Nicht eine dieser Informationen hat das Gebäude hier verlassen.“
„Oder sie hat das Gebäude verlassen und derjenige bekam nicht genug Geld dafür.“ Meinte Levi.
„Oder… hier geht es einzig um Profit!“
„Profit?“ fragte Soraya nach.
„Ja! Profit! Lem, was würden beispielsweise die Iraker für Marunja zahlen?“
„Ein paar Millionen, wenn er lebt und auspackt.“
„Und was würde herausspringen, wenn eine private Organisation Marunja bekommt und ihnen dabei hilft, eine Atombombe zu entwickeln und diese dann verkauft?“
„Dann reden wir von zig Millionen, wenn nicht sogar von mehr!“
„Aber woher will diese private Organisation das Material für eine Atombombe hernehmen?“ wollte Soraya wissen.
„Machst du Witze? In der Sowjetunion bekommst du gerade spaltbares Material zum Discountpreis.“ Brummte Lem. „Wenn tatsächlich eine private Organisation dahintersteckt, dann haben sie sehr viel Geld und viel Einfluss. Da gibt’s nicht viele.“
„Viele kriminelle Organisationen nutzen die Fassade einer „sauberen“ Firma“ gab Levi zu bedenken.
„OK, erster Auftrag, wir müssen herausfinden, wer aus diesem Haus Verbindungen zu einer solchen hat.“
**
Tag 6 der Mission
Doch zwei Tage später waren Dagan und die anderen nicht einen Schritt weitergekommen. Niemand aus „dem Kreis der Verdächtigen“ schien irgendeine Verbindung mit einer Firma, oder eines Konzern zu haben. Lediglich Shimons Schwester betrieb ein kleines Lebensmittelgeschäft.
„Uns läuft die Zeit davon!“ stellte Dagan fest.
„Hast du irgendetwas von Brauer gehört?“ wollte Levi wissen.
„Nein. Nicht ein Wort.“
„Wenn sie sich an den Plan gehalten haben, sind sie jetzt in der Nähe von Soomar.“
„Oder tot.“ Stellte Lem nüchtern fest. „Aber mir ist ein anderer Gedanken gekommen. Wenn wir dieses Loch stopfen wollen müssen wir aktiv werden.“
„Und was schlägst du vor?“
„Wir starten noch eine Rettungsmission.“
„Du meinst…“
„Ja. Wir erwecken den Eindruck, dass wir von Jashan beauftragt wurden, in den Iran zu gehen und Marunja zu finden. Und dann sehen wir, wer uns aufhalten will. Außerdem lenken wir so von Brauer und Decker ab.“
Dagan ließ sich Lems Vorschlag durch den Kopf gehen und nickte schließlich. „Gute Idee… wir machen es so… Levi und ich ziehen los, während du mit Soraya hierbleibst.“
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Nach dem Gespräch mit Jashan bekam Dagan freie Hand und dieser nutzte es. Sein erster Weg führte ihn zusammen mit Levi zu Oberleutnant Javid, einem jungen Offizier der als Grundausbilder in „seiner Kaserne“ arbeitete und den er kannte, seit er zur Armee gegangen war.
„Oh, ich kenne Javid, er war mein Ausbilder.“ Teilte Levi Dagan auf dem Weg zur Kaserne mit.
„Und? War er zufrieden mit dir und Lem?“
„Gibt es den Zustand der Zufriedenheit denn bei einem Ausbilder?“
Darüber musste Dagan lachen. „Wahrscheinlich dann, wenn der Schützling lebend von einem Einsatz zurückkommt, aber dann sicher auch nur zu Hause und im Keller.“
Sie fanden Javid außerhalb der Kaserne, wo seine Ausbildungskompanie zwischen leerstehenden Gebäuden den Häuserkampf übte.
„Hallo Javid.“ Begrüßte Dagan ihn.
„Hallo du Drückeberger.“
„Was soll das denn heißen?“
„Statt mir hier zu helfen, hast du dich lieber zum Geheimdienst verpisst.“
„Jeder sollte das tun, was er am besten kann. Deine Stärke liegt eben nicht im Kopf aber du kannst hervorragend brüllen.“
„Ich zeig die gleich wo meine Stärke liegt!“ antwortete Javid gespielt beleidigt, drehte sich herum und brüllte die Einheit, welche gerade in ein Gebäude eindringen wollte an, gefälligst auf ihre gegenseitige Deckung zu achten.
„Was willst du hier?“
„Wir haben ein Problem und ich brauche Hilfe.“
„Tut mir leid, aber die Garantiezeit ist abgelaufen.“ Grinste Javid Dagan an, als er Levi erkannte.
„Guter Witz. Können wir in Ruhe reden?“
Javid nickte und überließ die Einheit seinem Feldwebel. „Also was ist los?“
„Zuerst sollst du wissen, dass das was ich dir jetzt sage, absolut geheim ist.“
„Unnötig mir das zu sagen!“
„Ich weiß, aber du wirst gleich erkennen, warum ich dennoch darauf hinweise. Also wir haben drei Rettungsmissionen gestartet und alle sind gescheitert, da wir eine undichte Stelle haben. Jetzt habe ich alleine eine vierte Mission gestartet von der nur sieben Personen wissen, du jetzt eingeschlossen. Um dieser Mission den Rücken freizuhalten, will ich eine weitere „offizielle“ Mission starten, um herauszubekommen, wo die undichte Stelle ist.“
„Was genau hast du vor?“
„Ich breche mit einem Teil meines Teams auf, sehe wer uns angreift, während der Rest meines Teams hier beobachtet, was geschieht.“
„Du hast gesagt, es wissen außer mir sechs Leute von deinem Plan. Wir groß ist dein Team?“
„Wir sind vier.“
Javid konnte ein Lachen nicht unterdrücken, als er das hörte. „VIER? Wie groß ist denn der Teil, der aufbricht?“
„Wir beide.“ Dagan zeigte auf Levi und sich. „Und darum bin ich hier. Ich brauche ein Team! Ein Spezialteam, dass sich verteidigen kann.“
„Weiß Jashan was du da tust?“
„Nein, er weiß nur, dass ich etwas tue, aber nicht was.“
„Und wie stellst du dir das vor? Ohne Befehl? Ohne Auftrag?“
„Ich dachte an eine Übung… eine Übung unter realistischen Bedingungen.“
„Das ist nicht dein Ernst, oder?“
„Doch und jetzt pass auf! Wir haben zwei Teams verloren! Freunde von uns wurden verraten und abgeschossen. Beide im Iranisch-Irakischen Grenzgebiet und es gab keine Meldung, weder Seitens des Irans, oder dem Irak. Wer immer uns angreift, es ist eine private Gruppe. Söldner die für eine Verbrecherorganisation kämpfen. Ich will ihnen den Garausmachen! Deswegen brauche ich dich und deine Leute. Also, wir fangen keinen Krieg an, wir schnappen nur ein paar Verbrecher.“
„Ich will wissen, um was es geht!“
Das konnte Dagan nur allzu gut verstehen und berichtete Javid alles über Boris Marunja, Maja, dem Verdacht über die private Organisation, den Amis die Marunja suchten und letztlich Brauer und Decker.
„Was für eine Kacke!“ kommentierte Javid. „Dieser Marunja ist tatsächlich ein wandelndes Atomlexikon?“
„Ja, und wenn das Wissen in seinem Kopf in die falschen Hände gerät…“
„Dann haben wir ein Scheiß großes Problem!“
„Also, hilfst du mir?“
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Tag 6 der Mission Nähe Soomar/Iran
Nur eine Stunde später betrat Soraya die Nachrichtenzentrale um sich die neusten Meldungen bezüglich der Lage um Ilam zu besorgen. Sie bekam alle Unterlagen, die sie anforderte.
In der Zwischenzeit erstellte „Jashan“ in Person von Dagan die Befehle, mit denen er, Dagan, zusammen mit einem Team heute Nacht nach Ilan aufbrechen sollte.
Weitere zwei Stunden später hielt Theobald, der Stecher, Vogel die Meldung in der Hand, dass die Israelis ein weiteres Team losschickten um Boris Marunja zu finden.
„Verdammt, was ist mit diesen Dickschädeln los? Haben die noch nicht genug?“ fluchte Vogel. „Wie sieht der Plan der Israelis aus?“
„Wenn ich die Infos richtig deute, würde ich sagen, die Israelis haben die Jordanier informiert, fliegen über ihr Gebiet und wenden sich dann nördlich von Bagdad über Samarra weiter nach Ilam.“
„Was ist mit Shervin? Haben sie Marunja gefunden?“
„Er hat nur gemeldet, dass er Kurosh und Leiorgan einen Mann entdeckt haben, der Marunja sein könnte, aber jeder weitere Kontakt ist ausgeblieben.“
„Muss man denn alles selbst erledigen?!“ fluchte Vogel. „Wenn es nicht Marunja ist, müssen wir die neue Mission der Israelis ausschalten.“
„Und wenn es Marunja ist, und er unsere Leute umgebracht hat?“
„Der Mann ist Physiker, kein Agent!“
„Aber…“
„Klappe!“ Vogels Gedanken fingen an sich zu überschlagen. „Wenn unser Team tatsächlich tot ist…dann hatte Marunja Hilfe! „Habt ihr die Leiche von Fuchs gefunden?“
„Nein, aber sie kann den Absturz niemals…“ Weiter kam der Mann nicht. Ein Schuss, ein Knall und sein Gehirn verteilte sich an der gegenüberliegenden Wand und er fiel mit einem Loch in der Stirn zu Boden.
„Immer dieses scheiß Amateurpersonal!“ schimpfte Vogel.
„YAFAR!“
Yafarr, Vogels „Joker für schwierige Fälle“ erschien und stolperte über den Toten, der hinter der Tür lag. Vogel drückte ihm die Pläne und Karten in die Hand und wies ihn in die Pläne der Israelis ein.
„Ich werde ein weiteres Team nach Qasr-e-qand und eines in die Gegend von Soomar führen. Wenn Marunja und Fuchs Shervin wirklich erledigt haben, werden sie die Richtung ändern und sich nach Norden halten. Du wirst dich um die Israelis kümmern. Schnapp sie vor der Irakischen Grenze, damit sich die Aufmerksamkeit der Iraker wieder nach Westen wendet.“
„Sollen wir den Jordaniern einen Tipp geben?“
„Nein, das würde unsere Geheimquelle gefährden. Die Israelis dürfen nicht wissen, wer sie schnappt. Ein Einmischen der Jordanier würde zu viel Aufregung erzeugen. Außerdem haben die Israelis die Jordanier sicher um Erlaubnis gefragt.
„Wissen wir groß das Israelische Team ist?“
„Laut unserer Quelle, nur sechs Mann stark.“
„Nun, das sollte kein Problem für uns sein.“
„Halt dennoch die Augen auf! Ich rieche Ärger. Diese Operation dauert schon viel zu lange.“
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Tag 7 der Mission Tel Aviv
Die Sikorsky CH-53 Yas’ur 2000, mit Dagan, Levi, Javid und acht der besten Einzelkämpfer die Javid je ausgebildet hatte, war erst Minuten in der Luft, als Lem klar wurde, dass jemand versuchte, diese abzufangen. Er stand im Kontrollraum des militärischen Teils des Flughafens Tel Aviv und sah, wie zwei zivile Flugzeuge einen Kurs einnahmen, der sie zwangsläufig Dagans Route kreuzen ließ.
„Was sind das für Flugzeuge?“ wollte Lem von dem Controller wissen.
„Laut Flugplan gehört eine Maschine einer iranischen Ölfirma die auf dem Weg nach Damaskus ist, die andere ist ein jordanisches Transportflugzeug der Armee.“
Lem überlegte kurz, ob es sich die jordanische Regierung vielleicht anders überlegt hatte, kam aber zu dem Schluss, dass es eher eine Tarnung ihrer Gegner war. Doch noch wichtiger war, ihre Feinde hielten exakt auf den Kurs zu, den Dagan offiziell einhalten sollte.
„Da wird gleich jemand Augen machen.“ Brummte Lem.
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„So eine scheiße!“ fluchte Yafars Pilot.
„Was ist?“
„Sie habend den Kurs geändert!“
„Was soll das heißen? Wo sind sie?“
„Laut Radar fliegen sie zur Prince Hassan Air Base.“
„Mist diese Scheißkerle haben Lunte gerochen und versuchen uns abzuschütteln. Kurs ändern!“
„Das geht nicht! Wir sind noch im Irakischen Luftraum und fliegen offiziell nach Damaskus. Wenn wir den Kurs ändern, schicken die Iraker ihre Jäger hoch, um uns abzufangen.“
„Verdammt! Ok, wenn sie auf der Prince Hassan Air Base landen, werden sie es über Land versuchen. Ruf Vogel und sag ihm, wir brauchen ein Bodenteam.“
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Tag 7 der Mission
Prince Hassan Air Base
„Vielen Dank für ihre Unterstützung, Herr Oberst.“ Bedankte sich Dagan bei dem Kommandeur der Prince Hassan Air Base. „Ich weiß, dass es nicht ganz unproblematisch für sie ist.“
„Hören sie Major, weder meine Regierung, noch ich, sind an einer Verschlechterung unserer Beziehungen interessiert. Wenn es hilft, die Stabilität in unserer geplagten Region zu erhalten, helfen wir ihnen gerne, allerdings hoffen wir, dass sie es nicht an die große Glocke hängen.“
„Keine Sorge Herr Oberst, das bleibt unter uns.“ Grinste Dagan und salutierte, bevor er in einen der beiden gepanzerten Jeeps sprang, welche die Sikorsky hertransportiert hatte.
Eine halbe Stunde nach ihrer Abfahrt ließ Dagan halten und nahm Verbindung mit Lem auf.
„Ihr hattet Glück.“ Teilte Lem ihm mit. „Zwei Flugzeuge waren unterwegs um euch westlich von ar-Rutba abzufangen.“
Dagan gab Levi einen Wink und der holte eine Landkarte hervor, suchte den ar-Rutbar und markierte den Ort. „HHMM, dann werden sie uns wahrscheinlich mit einem Bodenteam angreifen.“
„So sehe ich das auch. Ich nehme an, sie werden versuchen, euch kurz vor der Grenze abzufangen.“
Javid, der mitgehört hatte, nickte und nahm sich die Karte vor. „Gut, wir bleiben nördlich der Route 40 nach Bagdad. Die beste Stelle für einen Hinterhalt bietet sich ihnen hier bei Ruwaished, wenn wir zwischen dem See und der Straße wenig Manövrierraum haben.
„Wieviel Zeit haben wir noch?“
„Ich schätze vier bis fünf Stunden.“
„Kannst du das schaffen?“
„Kein Problem. Also Dagan, wir sehen uns.“ Javid sprang in seine Wagen und brauste mit fünf seiner Leute davon in Richtung Ruwaished, während Dagan etwas langsamer folgte.
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Tag 7 der Mission
Tel Aviv – Nachmittag. In Tel Aviv analysierte Lem wer, welchen Befehl weitergegeben hatte und verglich sie mit der Liste der Leute, die von Fuchs wussten. Doch auch hier kam er nicht weiter. Nur zwei der Personen wussten von allen vier Missionen… Jashan und Shimon! Doch irgendetwas in Lems Kopf sagte ihm, dass er hier auf dem Holzweg war! Einerseits würde das erklären, warum keine strategisch wichtige Information preisgegeben wurde, doch keiner der beiden hatte ein Interesse, dass Marunja in die falschen Hände geriet. Blieb der finanzielle Anreiz, doch weder Jashan noch Shimon hatten finanzielle Schwierigkeiten oder einen Hang dazu Geld auszugeben, dass sie nicht hatten.
Nein, Lem war sich sicher etwas zu übersehen!
„He, kommen sie mit, wir gehen frische Luft schnappen.“ Riss ihn Soraya aus seinen Gedanken.
„Was?“
„Frische Luft! Man kann sich besser konzentrieren, wenn man mal tief durchatmet.“
„Lem schüttelte Kopf, doch Soraya ließ nicht locker, „Jetzt kommen sie schon. Sie werden sehen, es hilft.“
„Na von mir aus.“ Brummte Lem, erhob sich und folgte Soraya nach draußen. Als sie die Eingangstür erreichten, hielt ein Lieferwagen davor an, zwei Techniker, von denen einer einen silbernen Werkzeugkoffer trug, stiegen aus und zeigten der Wache ihre Ausweise. Der prüfte die Papiere und ließ den Techniker den Werkzeugkoffer öffnen. Schließlich nickte der UvD und übergab den Männern einen Clipausweis, der die Techniker berechtigte, bestimmte Bereiche des Gebäudes zu betreten und ließ die Männer in das Gebäude eintreten.
Soraya hatte sich auf eine kleine Mauer gesetzt, ihre Brille abgenommen und streckte ihr Gesicht der Sonne entgegen. „Herrlich, oder?“ fragte sie Lem.
„HHMM“ brummte der Lem immer noch in Gedanken, doch er musste zugeben, dass die frische Luft wirklich guttat.
„Haben sie eigentlich auch einen Vornamen?“
„Bitte?“
„Einen Vornamen? Alle nennen sie nur Lem.“
Lem musste unwillkürlich grinsen „David. Aber den nutzt nur meine Mutter. Irgendwie hat sich Lem dermaßen etabliert, dass ich, wenn jemand David ruft, mich schon gar nicht angesprochen fühle.“
„Mir gefällt David.“
„Bleiben sie bei Lem. Meine Mutter ruft David immer, wenn ich was angestellt habe.“
„Hat ihre Mutter sie oft David gerufen?“ fragte Soraya lachend.
„Zu oft.“ Antwortete Lem und setzte sich neben Soraya auf die Mauer.
„Sehen sie, die frische Luft tut gut.“
„Zumindest schadet sie nicht.“
„Jeder braucht ab und an etwas frische Luft. Da“, Soraya zeigte auf ein Fenster im ersten Stock, wo einer der beiden Techniker sich aus dem Fenster lehnte um an einer Klimaanlage zu arbeiten, „sogar die Computer brauchen frische Luft.“
Lem nickte und ließ seien Gedanken wieder über das Leck in der Befehlskette kreisen.
„Mein Bruder sagte, ich sollte mir, wie er, einen Job in der Computerbranche suchen, dort würde die Zukunft liegen.“
Als Lem nicht antwortete stieß sie ihn an. „He, ich rede mit ihnen.“
„Oh sorry, die Zukunft, wo liegt die?“
„Bei dem Computern. Mein Bruder sagt, dass einmal in jeder Firma, jedem Büro, ja sogar in jedem Haushalt einmal ein PC stehen wird.“
„Sagt er das?“ fragte Lem und stellte sich seine kleine Wohnung vor, in der ein unförmiger großer Rechner steht und schüttelte den Kopf. „Nicht sehr wahrscheinlich.“
„Nun, mein Bruder ist davon überzeugt. Die Computer werden immer besser, schneller und kleiner. Schon heute erledigen sie viele Arbeiten und Aufgaben, allein die ganzen Schriftstücke, Befehle und Schreiben, die ich damit erledige. Es gibt nichts was die Dinger nicht können oder wissen.“
„Jaja, wahrscheinlich fahren sie auch irgendwann selber Auto…“
Lem brach ab und starrte Soraya mit großen Augen an. „VERDAMMTE SCHEISSE! MITKOMMEN!“ Lem Sprang auf und zerrte Soraya hinter sich her zurück ins Gebäude.
„Was ist?“ fragte sie und setzte sich während dem Laufen wieder ihre Brille auf.
„Du bist ein verdammtes Genie!“ gab Lem zurück und stürmte in Shimons Büro, ohne sich im Vorzimmer anzumelden. Shimon, der an seinem Schreibtisch saß, fuhr hoch, als Lem ohne anzuklopfen die Tür aufriss.
Dann legte er ruhig seinen Schreiber auf den Tisch und setzte sich aufrecht, aber bequem in seinem Stuhl zurück. „Kadett Lem! Bevor ich sie durch die Negev schleifen lasse, erklären sie mir bitte, was ihr Eindringen zu bedeuten hat.
Lem schob Soraya durch die Tür und schloss sie hinter sich. „Ich kenne die undichte Stelle!“
Shimon setzte sich kerzengerade hin und winkte die beiden vor. „Wer ist es?!“
„Sie selbst.“
Jetzt sprang Shimon auf und stürmte auf Lem zu, packte ihn am Kragen und schüttelte ihn. „Jetzt reicht es mir aber mit euch Arschlöchern. Ihr seid die schlimmsten Versager die je durch dieses Haus gelaufen sind! Das war’s! Ihr beide steht unter Arrest!“
„Er meint nicht sie persönlich, Colonel!“ rief Soraya und wagte es einen Schritt auf Shimon zuzugehen.“
Shimon hielte inne, starrte Lem an und ließ ihn los.
„Es ist der verdammte Computer!“ sagte Lem. „Jemand hat sich Zugriff darauf verschafft… Colonel, in dem Computer sind alle Befehle, Anweisungen und Informationen gespeichert die je erfasst wurden. So konnten unsere Gegner alle Informationen abrufen, die sie brauchten. Wir haben sie ihnen praktisch auf dem silbernen Tablett serviert.“
Shimons Augen wanderten zwischen Lem, Soraya und der Tastatur auf seinem Schreibtisch hin und her. „Wie? Wie kann sich jemand von außen Zugriff auf den Computer hier drinnen verschaffen?“
„Das weiß ich nicht, ich bin kein Computerspezialist, aber es ist die einzige logische Erklärung. Um das herauszufinden brauchen wir Fachleute.“
„Wer leitet die Computerabteilung?“
„Hauptmann Kevesch.“
„Holen sie ihn her!“
„Colonel… wir sollten noch jemanden dazu nehmen, der Ahnung hat und von außerhalb kommt. Ich möchte Hauptmann Kevesch nicht zu nahetreten, aber vier Augen sehen mehr als zwei.“
„Kennen sie da jemanden? Jemanden der verschwiegen genug ist?“
„Ich nicht, aber sie.“ Antwortete Lem und zeigte auf Soraya.
„Mein Bruder Jonah! Er ist Computerspezialist und arbeitet als Softwareentwickler.“ Sagte Soraya, als Shimon sie auffordernd ansah.
„Also schön! Lem, sie holen Kevesch und sie schaffen ihren Bruder hier her!“
„Was ist mit Arrest?“ wollte Lem wissen.
„Der ist aufgehoben… vorerst!“
**
Hauptmann Kevesch saß vor dem Computerbildschirm, neben ihm saß ein junger Mann mit lichtem Haar und dessen Finger rasten über die Tastatur. Kevesch schaute dem jungen Mann genau auf die Finger, bis dieser seine Hände zurückzog und sich entspannte.
„Hier geht es los, diese Routine speichert alles in die Datenbank ab. Ehe die Datenbank dann verschlüsselt wird, macht das hier eine Sicherheitscopy und kopiert die auf dieses Device. Nachdem alles verschlüsselt und geschlossen ist, wird die Sicherheitscopy komprimiert und weggeschrieben über eine Leitung, die, Moment die habe ich gleich … Was war früher in diesem Raum eigentlich drinnen?“
„Ist das relevant, wir suchen ein Leck.“
„Das Leck haben wir schon gefunden, jetzt sollten sie vielleicht wissen, wohin die Daten geflossen sind, oder etwa nicht?“
General Shimon schaute sträflich auf Hauptmann Kevesch und dieser wusste den Blick zu deuten.
„Ja sicher, also hier standen früher die Fernschreiber, die sind weggekommen, als wir die neuen Computer bekommen haben.“
„Und die Fernschreibleitungen, hat man die gekappt oder rückgebaut?“
„Nein, wieso sollte man das tun?“
„Nun, weil die komprimierte Datei an dieses Modem geschickt wurden und das hat ganz offensichtlich eine vorhandene Leitung genutzt.“
„Verdammt Kevesch, soll das heißen, dass hier eine aktive Fernmeldeleitung im Raum war, auf die jedermann zugreifen konnte?“
„Herr General, ich kann dazu nichts sagen, der Raum wurde uns übergeben mit der Garantie …“
„Meine Herren“, mischte sich Shimon ein, „ich glaube, der Herr hier hat noch etwas beizutragen.“
„Danke, die Übertragung geht an einen Fernschreibanschluss mit fester Adresse. Das hier ist die Nummer, die wählt noch nicht einmal über das Amt, das heißt, die Gegenstelle steht hier in der Kaserne.“
„Kevesch, was ist das für ein Anschluss?“
„Der Kennung nach, ist das Büro drüben bei den Kfz-Werkstätten, das geht in den Bereich 21 also das Büro. Da kommen nur drei Räume in Frage Herr General.“
„Steht das fest, oder sind da Fehler möglich?“ Polterte der General den Zivilisten an, der sich aber durch den General überhaupt nicht beeindruckt fühlte.
„Kein Fehler, die Nummer ist richtig, Computer machen keine Fehler, Menschen machen Fehler, es sind immer die Menschen!“
„Gut. Kevesch machen sie das Sicherheitsbüro aktiv, wir nehmen uns die Kfz Abteilung vor und sie da junger Mann, was arbeiten sie und wo arbeiten sie?“
„Ich arbeite neben meinem Studium freiberuflich als Programmierer bei …“
„Vergessen sie das freiberuflich, wollen sie eine Festanstellung in unserer neuen Computerabteilung, Ja oder nein?“
„Äh – in diesem Fall ja, unter der Bedingung, dass ich mein Studium abschließen kann.“
„Das sowieso, wir brauchen Absolventen. Gut gemacht. Adjutant der Mann kommt zur Sicherheitsüberprüfung und danach sofort in das Personalbüro, der ist ab heute eingestellt, wenn die Überprüfung durchgeht.“
„Gut gemacht kleiner Bruder.“ Flüsterte Soraya als ihr Bruder an ihr vorbeiging dann stand sie wieder stramm, als sie Jashans Blick auf sich spürte. Der wartete, bis alle außer Shimon, Lem und Soraya den Raum verlassen hatte. „Davidson! Tür zu!“
Soraya eilte zur Tür und schloss diese. General Jashan holte tief Luft.
„Ich sage das nur ein einziges Mal! …Das war verdammt gute Arbeit!“
Sowohl Lem als auch Soraya erlaubten sich ein vorsichtiges Ausatmen.
„Herr General…“ begann Lem und wartete ab, bis ihn Jashan zum Weiterreden aufforderte.
„Wir dürfen die Daten auf gar keinen Fall löschen!“
Jashan zog die Augenbrauen zusammen, dachte kurz nach und sagte dann. „Weiter!“
„Wer immer unsere Daten abgegriffen hat, er hat ausschließlich Daten benutzt, bei denen es um Marunja ging. Informationen die für unsere Sicherheit extrem wichtig sind wurden, bis jetzt, an niemanden Weitergegeben. Ich erkläre mir das so, dass unser Feind diese Informationen gezielt NACH Beendigung seiner jetzigen Operation, also dem Auffinden und Verkaufen von Marunja, oder nach Entwicklung und Verkauf einer atomaren Waffe, verkaufen will. Denn dann sind diese Informationen um ein vielfaches wertvoller als jetzt. Wenn wir einen weiteren Zugang zu den Daten einfach verhindern, wird der Unbekannte wissen, dass wir ihm auf die Schliche gekommen sind und sofort alle wichtigen Informationen an den Meistbietenden verkaufen, was für den geplanten Angriff auf Tammuz verehrend wäre. Mein Vorschlag wäre, dass wir ihm weiter den Zugriff erlauben, allerdings unsere Informationen so abändern, dass sie keine Bedrohung mehr darstellen, bzw. uns nützen könnten.“
Jashan drehte sich kurz zum Fenster und sah nach draußen. „Kadett Lem, welchen Hauptkurs haben sie belegt?“
„Analyse, Herr General.“
„Bei wem?“
„Professor Doktor Kuklinski.“
„Sie werden ab sofort als Leutnant in der operativen Abteilung arbeiten. Kümmern sie sich darum, dass unsere Geheimnisse geheim bleiben, präsentieren sie der Gegenseite was wir wollen, dass sie es sieht und finden sie heraus, wer unser Gegner ist! Colonel Shimon, sorgen sie für das nötige.“
„Jawohl, Herr General.“
„Herr General“, Lem stand stramm und wartete diesmal nicht, bis Jashan ihn aufforderte, „Kadett Davidson hat zuerst den Zusammenhang erfasst. Ich kann nicht in die operative Abteilung.“
Jashan trat vom Fenster weg und einen paar Schritte auf Lem zu.
„LEM! Sie, Meyr, Levi und Davidson, gehen mit tierisch auf die Nerven. Ihr scheißt auf Vorschriften, tretet jede militärische Tradition mit Füßen und ihr habt NULL DIZIPILN! Und jetzt wagen sie es auch noch Forderungen zu stellen?!“
„Herr General, wir sind ein Team. Einer für alle…“
„Kommen sie mir nicht so einem Scheiß!“ brüllte Jashan „Leutnant Davidson, sie gehen mit Lem! Ende der Diskussion!“
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Tag 8 der Mission
Einsatzgebiet Jordanien. „Da kommen sie.“ Yafar schaute durch sein Fernglas und sah den Geländewagen der Israelis langsam näherkommen.
„Die fahren sehr langsam.“ Stellte einer von Yafars Leuten fest. „Ob die wissen, dass wir hier sind?“
„Nein, aber wenn der Teamführer, kein Vollpfosten ist, wird er an einer solchen Engstelle vorsichtig sein. Wir warten, bis die die Engstelle passiert haben und ihre Aufmerksamkeit nachlässt.
Sag den Männern Bescheid. Wir warten noch.“
Der Mann verschwand und Yafar sah wie sich die zwölf Männer in drei Vierertrupps aufteilten, von denen sich zwei rechts der Straße und eines links davon in Stellung begab.
Jedes Teams hatten je eine RPG mit denen der Geländewagen in ein Inferno verwandelt werden sollte und sollte es tatsächlich jemand schaffen das zu überleben, würden sie keine Schwierigkeiten haben, diesen auch auszuschalten.
**
„Der Typ mit dem Funkgerät.“ Flüsterte Javid in sein Funkgerät. „Den brauchen wir lebend.“
-KLICK KLICK bestätigen die beiden Teams die nur sechzig Meter hinter Yafars Männer beiderseits der Straße lagen.
Yafar hatte eine gute Stelle gewählt um den Geländewagen abzufangen, denn er wusste, dass ein erfahrener Teamführer in der Engstelle sehr vorsichtig sein würde, jedoch die Vorsicht nachlassen würde, wenn die Engstelle erst einmal passiert war. Was Yafar nicht wusste war, dass Javid genau dieselben Überlegungen angestellt hatte und seine Soldaten entsprechend verteilt hatte.
Jetzt hatte sich der Wagen auf einhundert Meter genähert und Yafar zeigte auf den RPG Schützen der ihm am nächsten war, hob den Arm und ballte die Hand zur Faust. Yafar beobachtete den Jeep durch sein Fernglas, wartete noch drei Sekunden, dann war der Wagen noch knappe fünfzig Meter entfernt und riss schließlich seine Faust nach unten…doch nichts geschah!
Verwirrt schaute Yafar zu dem Schützen und sah, dass diesem das halbe Gesicht fehlte. Die drei Männer, welchem bei dem RPG Schützen lagen, hörten nur ein leises „SUMM-Klatsch“, dann wurde schon der nächste von ihnen getroffen. Was folgte war ein totales Caos. Die Jäger wurden zu Gejagten und von hinten unter Feuer genommen. Als Yafar sich gefasst und die Situation erfasst hatte, raste der Geländewagen schon heran, bleib zwanzig Meter vor ihnen zum Stehen und Soldaten sprangen heraus die ihn angriffen. Vogels Bodenteam, wurde nun in die Zange genommen und zusammengeschossen.
Den meisten Wiederstand leisteten die beiden Teams auf der anderen Straßenseite, doch die Israelis arbeiteten sich auf Handgranatenwurfweite heran und warfen mehrere Granaten zwischen die Männer, die sich hinter ein paar Steinen Deckung gesucht hatten.
Der letzte Versuch eine RPG Abzufeuern scheiterte, als einer von Yafars Männern zu einem der toten RPG Schützen sprang, diese aus dessen Toten Händen riss und herumschwang. Doch noch im Drehen zerrissen drei Kugeln seine Brust, warfen ihn herum und die RPG zischte harmlos in die Wüste.
Yafar, der seine AK47 leergeschossen hatte, sah nun einen der Israelis auf sich zukommen und überlegte kurz, was der Stecher mit ihm anstellen würde. Yafar machte sich keine Illusionen, egal wo die Israelis ihn hinbringen würden, Vogel würde an ihn herankommen. Also wählte Yafar die einzige Option die er hatte… Er riss seine Pistole heraus, legte auf den Israeli an, gab zwei Schüsse ab und zwang diesen in Deckung zu gehen. Dann drehte er die Waffe herum und hielt sich die Pistole an den Kopf.
„KACKE NEIN!“ rief Dagan der sich auf wenige Meter an Yafar herangearbeitet hatte, sprang auf und wusste, dass er zu spät kommen würde, als er eine Kugel an sich vorbeizischen hörte, die Yafars Hand traf, diese zerschmetterte, aber die Pistole nach hinten riss. Als Yafar eine hundertstel Sekunde später abdrückte riss ihm die Kugel einen Streifen Haut vom Kopf, ohne dass die Kugel in den Kopf eindrang.
Yafar versuchte nun mit der unversehrten Hand die Waffe zu heben, doch dann war Dagan heran und schlug Yafar mit einem Faustschlag unter das Kinn KO. Völlig außer Atem entwandet Dagan Yafar die Waffe aus der Hand und sah in die Richtung, von der die Kugel an ihm vorbeigezischt war. Dort stand Levi mit einem Gewehr, grinste breit, warf sich das Gewehr über die Schulter und kam zu ihm gelaufen.
Nun kam auch Javid zu ihm gerannt und sah auf den bewusstlosen Yafar.
„Und?“
„Er lebt noch. Wie sieht‘s bei Euch aus?“
„Drei Leichtverletzte.“
„Gut. Nein, sehr GUT! Ich bin gespannt, was uns der Kerl da erzählt.“
„Ich hoffe es den Einsatz war es wert. Übrigens…“ Javid grinste und zeigte auf Lem, „das habe ICH ihm beigebracht.“
**
Tag 8 der Mission Tel Aviv – früher Abend
Sechs Stunden nachdem sie Yafar gefasst hatten, landete die Sikorsky wieder in Tel Aviv. Während Javid mit seinen Männern wieder zu seiner Kaserne zurückkehrte, wurde Yafar in einen „Sanitätswagen“ verfrachtet und an einen Ort gebracht, den nur wenige Menschen kannten. Nach vier weiteren Stunden gab es nichts mehr, was ihnen Yafar noch hätte erzählen können.
Zusammen mit Levi stand Dagan bei Shimon und berichtete, was sie in Erfahrung gebracht hatten.
„Der Mann den wir suchen heißt Vogel. Theobald Vogel. Er wird auch der Stecher genannt.“
„Stecher?“
„Ja, so wie es aussieht hat Vogel, trotz seines relativen jungen Alters, bereits eine beachtliche Karriere als Auftragsmörder vorzuweisen. Seine Lieblingsmethode ist es Gift unter die Zunge zu spritzen.“
„Auftragsmörder arbeiten nicht auf eigene Rechnung.“ Stellte Shimon klar. „Wer ist Vogels Auftragsgeber?“
„Das wusste unser Gast nicht. Aber da es wahrscheinlich ist, dass Vogel ein Profi ist, gehe ich davon aus, dass diesen nur Vogel selbst kennt.“
„Und wo hält sich Vogel jetzt auf?“
„Yafar erzählte, dass Vogel selbst nach Soomar aufgebrochen ist, um Marunja zu fangen. Colonel, ich muss mit meinen Leuten sofort nach Soomar und dem Stecher zuvorkommen. “
„Dort können sie lange suchen, Marunja ist auf dem Weg nach Qasr-e-qand.“
„Was?“ entfuhr es Dagan. „Woher wissen sie das?“
„Da schauen sie!“ grinste Shimon. „Fuchs lebt noch und hat Marunja gefunden. Sie konnten sich bis jetzt durchschlagen und sind jetzt auf dem Weg nach Qasr-e-qand dort warten auf ihren „Transport“. Sie sollten sich also beeilen.“
„Colonel, wir sind schon unterwegs!“
**
Tag 5 der Mission
Einsatzgebiet Iran/ Soomar
„Schau mal, da sind unsere unbekannten Freunde.“ Decker reichte das Fernglas an Frank weiter und der beobachtete wie sich zwei vermummte Männer langsam in Richtung Soomar fuhren, gerade einmal 200 Meter von ihnen entfernt.
„Das müssen die Mistkerle sein, welche die Israelis abgefangen haben. Die schleichen jetzt schon den ganzen Tag um Soomar herum.
„Dann wollen wir mal sehen, was geschieht.“ Meinte Frank und beobachtete die Gestalten.
In Soomar angekommen hatten Frank und Decker alles nach Marunja abgesucht, ihn aber nicht gefunden. Erstaunlicherweise konnten sich die beiden relativ frei bewegen. Bei der einen Kontrolle, in die sie hinein gerieten, hielt ihre Tarnung stand. Sie gaben an deutsche Ingenieure zu sein, die Vermessungsarbeiten für eine deutsche Telekommunikationsgesellschaft durchführten, welche eine Partnerschaft mit einer iranischen Firma betrieb. Natürlich wurde das nachgeprüft, doch die iranische Firma bestätigte die Angaben, was kein Wunder war, da der Besitzer in Berlin wohnte und sein Gehalt aus Tel Aviv bezog.
Jedenfalls wurde nur oberflächlich nachgeforscht und ihre Legende kam durch. Bei den „Vermessungsarbeiten“ suchten sie dann Marunja allerdings vergebens. „Die Schweinebande weiß vielleicht mehr.“ Brummte Decker.
„Wer?“
„Die Mistkerle, die Marunja schnappen wollen, sind doch auch auf dem Weg hier her und haben vielleicht Neuigkeiten über seinen Verbleib.“
„Du willst sie beschatten? Was hast du vor?“
„Die Kerle sind hier genauso im Indianerland wie wir und werden versuchen unsichtbar zu bleiben, also kommen sie nur langsam voran, während sie sich in Marunjas Richtung bewegen. Wir müssen bloß erkennen wohin sie gehen und schneller sein.
„Der Gedanke hat etwas.“ Gab Frank zu und so suchten sie einen Platz, den die Bösen am wahrscheinlichsten wählen würden, um ihre Basis aufzubauen und so wie es aussah, hatten sie den richtigen Riecher gehabt Drei schmuddelige Typen näherten sich Soomar.
„Und jetzt?“
„Jetzt sehen wir wohin sie gehen.“
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Vor Beginn des Countdowns Operation Boris 1988
Boris Marunja hatte es geschafft. Er hatte die Beweise für das irakische Atomprogramm beschafft und gleichzeitig auch endlich klare Beweise, dass man im Irak noch keinerlei Atomwaffen bauen konnte. Dazu fehlten neben den Grundlagen auch wichtige Fabrikationsanlagen. Es war allerdings nur eine Frage von Jahren, bis das Problem gelöst wäre.
Als Boris die Daten gesammelt hatte, erkannte er, dass er nicht mehr unbeobachtet war. Bisher war er noch als unwichtiger Ingenieur eingestuft worden, aber das schien sich gerade geändert zu haben.
Boris Marunja hatte die letzten Monate unauffällig seine Arbeit im Irak erledigt. Als Entwicklungsingenieur wurde er zu den unterschiedlichsten Industriekomplexen beordert und arbeitete dort an teils streng geheimen Anlagen. Seine Qualifikation machte ihn zu einem der wenigen Ingenieure für hochsensible Anlagen.
Tatsächlich aber war Boris weit mehr. Er war Physiker, Dr. Ingenieur und hatte seinen Doktortitel in Atomphysik. Der Mossad hatte ihn vor einigen Jahren vom MIT abgeworben und seither war Boris für den Mossad hier in Tammuz und beobachtete. So war Boris auch in den Irak gelangt. Seine Deckung war so perfekt wie sein Leumund.
Dann, gut ein halbes Jahr später, konnte sich Boris recht frei im Irak bewegen und sein Fachwissen wurde angehört. Er war eine Fachkraft im Lande und blieb dennoch immer die unscheinbare graue Maus.
Dann kam dieser Donnerstag, der sein Leben änderte.
Boris traf einen anderen Techniker, der ebenfalls in Tammuuz arbeitete, scheinbar zufällig außerhalb der Atomanlage. Diesen hatte er zwar schon öfter gesehen, kannte aber nur seinen Nachnamen. Kaulik.
„Boris, du bist in Gefahr!“ Begann Kaulik das Gespräch mit Boris. „Ich weiß, dass du für die Israelis arbeitest!“ sagte Kaulik ihm ins Gesicht und Marunjas Herz machte einen Aussetzer. „Ich habe keine Ahnung wovon du redest.“
„Doch das weißt du genau. Hör zu! Ich arbeite für die CIA und wurde enttarnt! Die Iraker werden sicher schon auf dem Weg sein um mich zu verhaften. Anschließend werden die Iraker JEDEN, ja jeden der hier arbeitet in die Folterkammern schleppen und verhören, oder gleich umlegen. Ich versuche abzuhauen, werde aber kaum eine Chance haben, aus diesem verfluchen Land herauszukommen. Du aber schon! Du hast dieselben Informationen und Beweise gesehen wie ich. Berichte deinen Leuten! Du musst aus dem Land und das schnellstens. Ich weiß nicht, wie lange das noch geht, aber du musst hier raus, und zwar so schnell wie möglich.“
„Kaulik, mein Freund, ich danke dir für die Warnung. Ich dachte, die CIA holt ihre Leute raus, egal was kommt.“
„Du machst Witze? Wie soll die CIA mich hier herausholen?!“
„Verflixt, was kannst du noch empfehlen, welche Route ist noch offen?“
„Der Norden ist zu, die Franzosen machen da oben alles kaputt. Und die Endländer sind einfach immer nur im Weg. Im Westen kannst du nichts machen, da sind die Amerikaner, der Süden fällt ganz aus. Dir bleibt nur der Osten, gehe in den Iran. Das ist das einzige Land, das ich noch für halbwegs sicher halte.“
So trennten sich die beiden Freunde und Boris nahm lediglich das Nötigste mit und verschwand in der Nacht. Sie ganze Habe und seine Kleidung blieben zurück. Nur sein Werkzeug und einige Kleinigkeiten nahm er mit.
Über den Flughafen, auf den er noch kam, verschaffte er sich Zugang als Hilfsarbeiter und belud eine iranische Transportmaschine. Die Iljuschin il-18 war eine alte, viermotorige Maschine und konnte enorme Mengen an Material tragen.
So gelang es Boris auch, sich an Bord hinter einer Drehbank, zu verstecken. Boris wusste, dass die il-18 eine Druckkabine hatte, er würde also nicht ersticken und da auch Tiere mit eingeladen wurden, würde er garantiert auch nicht erfrieren.
Als die ersten Schergen des Geheimdienstes das Haus von Boris im Irak aufbrachen, befand er sich bereits im Luftraum des Iran. Weil die Geheimdienstler aber alle seine Sachen noch vorfanden, suchten sie Boris erst noch im eigenen Land.
Doch da war Boris bereits im Landeanflug auf Iranschahr, nahe Sistan und Belutschistan.
Dank seines Intellekts und Sprachvermögens kam Boris problemlos aus dem Flugzeug und verschwand in einem der riesigen Lagerhäuser. Boris sprach neben Englisch, Spanisch, Arabisch und Deutsch auch Baluchi und Pasthu, sowie einige lokale Dialekte. Das Erlernen von Sprachen hatte er als Entspannung während seinem Studium betrieben.
Über einen Transportfahrer der Flughafengesellschaft kam Boris bis nach Mirabad, nahe Sistan in Belutschistan. Dort tauchte er erstmals unter. Zwischen Mirabad und Saeid Abad fand Boris eine Wohnung bei einem alten, krebskranken Techniker und freundete sich mit ihm an. Über den Techniker kam Boris auch bei der Bevölkerung an, da er den lokalen Dialekt recht gut sprach. Seine Hilfsbereitschaft machte ihn unauffällig und Boris verhielt sich ruhig und machte keine Abenteuer.
Der Umstand, dass der kranke Techniker urplötzlich verstarb, half Boris weiter, im Land zu bleiben. Er hatte mit dem Tod des Technikers aber nichts zu tun, der erbarmungslose Krebs war einfach zu stark …
Nun konnte Boris auch unter dem Dach des kleinen Häuschens die zusammengebastelte Funkanlage einrichten und sich endlich melden. Jeder Funkamateur wäre begeistert gewesen, wenn er gesehen hätte, aus was Boris seine Anlage gebaut hatte.
Dabei war der Sender noch das Einfachste. Er hatte auf dem Flachdach eine Antenne gezimmert, die an einen defekten Sonnenschirm erinnerte, tatsächlich war das eine Hochleistungsparabolantenne. Da Boris die Antenne nicht bewegen konnte, hatte er es geschafft den Brennpunkt der Parabolantenne durch Drähte so zu gestalten, dass er einen 35 Grad Schwenk erreichte und das reichte allemal aus, um die Satelliten seiner Wahl zu erreichen.
Leider hatte er nichts zur Hand um die höchsten Frequenzen zu erreichen, die er gerne genutzt hätte, also nutzte er alles, was er hatte. So kam auf die Frequenzen einiger alter Satelliten, die regelmäßig über dem Mittelmeer kreisten und irgendwann in der Atmosphäre verglühen würden. Boris war clever genug nur kurze Signalreihen zu senden. Er wusste, dass der Mossad auch abgeschaltete Satelliten überwachte, seit Gangster den gleichen Trick genutzt hatten.
Seine Signalreihen beinhalteten ein Rufzeichen eines versunkenen Schiffes, auf dem er früher gefahren war, einige Rufnamen und drei Nummernreihen, die nur dem Funkmeister in Tel Aviv etwas sagen würden. Es waren nämlich die Geburtstage seiner drei Mädchen. Der alte Satellit kam alle vier Stunden in die Reichweite der Anlage und so gingen die Signale sechs Mal am Tag auf die Reise.
Am sechsten Tag kam abends die erste Antwort. Boris musste lachen, als er sie entschlüsselte. Das waren die Namen seines Hundes, als er nahe dem Funkmeister lebte, die Namen der beiden Kanarienvögel von dessen Frau und sein Geburtsdatum.
Er wusste, man hatte ihn verstanden.
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Tag 1 des Countdown
Tel Aviv
Die Nachricht von Boris war wie eine Bombe eingeschlagen. Binnen einer Woche hatte die Einsatzleitung ein Rettungsteam zusammengestellt. 12 Profis mit allen Befähigungen standen bereit und wurden über eine gesicherte Flugverbindung über Kuwait in den Iran geflogen. Ab dem Flughafen Kerman ging die Reise mit einem kleineren Flugzeug weiter. Im Hauptquartier warteten alle auf die Statusmeldung.
„Alles OK“, wurde durchgegeben und es ging weiter zum nächsten Flugzeug.
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Nach dem letzten Flugzeug Wechsel ging es wieder auf dem Boden weiter. Hauptmann Joshul hatte sein Team versammelt. Zwei Fahrzeuge standen bereit und sie teilten sich auf.
„Ziel ist hier QA22. Dort haben wir einen Spritbunker anlegen lassen und werden dort auch übernachten. Wir bleiben auf Kanal 23 Backup ist 13. Funken nur im Notfall, wie immer. Auf geht’s, wir haben einen straffen Zeitplan.“
Noch in der Dämmerung fuhr der kleine Konvoi zu dem Sammelpunkt und wollte gerade die Fahrzeuge abstellen, da explodierte der hintere LKW mit der ganzen Besatzung und der Funkausrüstung. Gleichzeitig wurde der erste LKW von vier Seiten und Feuer genommen und einige Handgranaten ließen den LKW mit Mann und Maus in Flammen aufgehen. Ein einziger Überlebender konnte sich noch brennend aus dem Führerhaus retten, doch er wurde zusammengeschossen.
Das Einsatzteam lebte nicht mehr.
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Als am nächsten Tag war noch immer keine neue Meldung eingetroffen. Der Einsatzleiter in der Kommandozentrale berichtete Colonel Shimon.
„… haben wir keine Meldung von dem Einsatzteam erhalten. Da aber alle anderen Kanäle ruhig sind, gehe ich eher von einem Unglück als von einer Gefangennahme aus. Wir wissen nicht, wie weit sie kamen.“
„Die diplomatischen Kanäle sind auch alle tot?“
„Ja, Colonel, wir haben nicht, absolut gar nichts empfangen unsere Satelliten können aber nichts finden und so tief wie das Team eingesetzt werden sollte, wird Morgen der erste Satellit in Reichweite sein.“
„Wir warten bis morgen, wenn der Satellit auch nichts Neues bringt, schicken wir das Omega Team los. Ich versetze das Team bereits in die Bereitstellung zur Ausrüstung.“
Der nächste Tag kam und verging, ohne dass auch nur ein einziger Funkspruch angekommen war. Der Satellit hatte aber drei Plätze gefunden, an denen vermutlich Explosionen stattgefunden hatten. Bei zwei der Stellen fand man noch Reste eines Flugzeuges. So wurde das Omega Team losgeschickt, denn jetzt ging man von einem Totalverlust des ersten Teams aus.
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Das Omega Team
Das Omega Team meldete sich wie erwartet von jedem der Flughäfen, an denen es zum nachtanken gelandet war. Die letzte Meldung war eine ganz normale Statusmeldung aus dem Süden. Es sah nicht nach Problemen aus.
Major Streich und sein Team Omega hatten sich drei Fahrzeuge in der Stadt besorgt. Unauffällige VW Busse, wie sie zu Tausenden herumfuhren. Mit einem Abstand von gut 50 Meter fuhren sie über die sandige Straße und gelangten an den ausgemachten Standort, zwei alte leerstehende Häuser.
„Auf geht, die Busse hinter das Haus und nachtanken. Jakob und Doof, ihr sichert die Umgebung, Manu du baust die Funkanlage auf und ihr da macht alles für die Nacht klar. Der Satellit kommt in 13 Minuten, also bewegt euch.“
Manu peilte kurz die Lage und verschwand mit den beiden Funk-Koffern hinter einem Hügel. Es dauerte keine zehn Minuten, da kam bei Major Streich das Gefühl auf, dass sie nicht mehr alleine waren und er gab stillen Alarm.
Die beiden Sicherungskräfte meldeten sich nicht mehr und vom Funker Manu fehlte jede Spur. Als das Gewehrfeuer begann, hatten sich die restlichen Männer des Omega Teams in das erste Haus zurückgezogen, es hatte Ziegelwände, das andere Häuschen hatte nur hölzerne Bretter.
Während die Männer zurück schossen, sah Major Streich einen der Angreifer, wie er einen Holzkasten auf den Boden stellte und ein Kabel anschloss. Noch während der Major die Zündmaschine erkannte und laut „Falle – Falle!“ rief, verging die kleine Ansammlung mit den kleinen Häuschen und den drei Fahrzeugen in einer mächtigen Explosion…
In Israel warteten alle auf die Meldung von Team Omega, doch sie blieb aus. Nun war klar, dass da etwas gewaltig schiefgegangen war.
In der Besprechung wurden die Leute sichtlich nervöser. Irgendetwas oder irgendwer hatte zwei Einsatzteams ausgeschaltet und das, ohne dass die sich noch einmal melden konnten. Sogar das Omega Team meldete sich nicht mehr und das waren nun wirklich die Besten.
„Ich melde das nach oben, wir haben keine Antworten und können nicht noch länger warten.“ Sagte der Teamleiter und wurde bei General Jashan vorstellig.
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„Ihr habt was getan? Ihr habe ein Team losgeschickt, von dem nichts zurückkam und habt danach das Omega Team nachgeschickt, ohne mich vorher zu informieren?“
„Äh ja … Herr General.“
General Jashan kämpfte mit seiner Fassung, das merkte man. Dann sagte er recht leise: “Keiner wird darüber informiert, ohne meine Genehmigung. Keiner! Ist das klar?“
„Absolut.“
„Sie können wegtreten, ich übernehme ab hier.“ Nachdem der General alleine war, rief er das Sonderteam zusammen. „Treffen in 5 Minuten im kleinen Konferenzraum.“
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Tag 8 des Countdown
„Danke, dass ihr alle so schnell kommen konntet. Wir haben eine kritische Situation erreicht und brauchen eine unkonventionelle Lösung.“ Dann berichtete der General, was ihm vorgetragen wurde und er schaute in die nachdenklichen Gesichter, in der doch sonderbaren Runde.
Die Runde bestand aus drei Stabsoffizieren der Sonderplanung, dem Leiter für Spezialaufgaben, zwei Gruppenführer der Fernkampftruppen und einer lebenden Legende. Maja Fuchs.
Maja Fuchs war nicht einfach eine Frau mit guten Referenzen, sie bestach durch ihr absolut klares Denken und die Fähigkeit Lösungen zu finden, wo andere nur noch dunkles Chaos sahen. Sie schaffte es, die unterschiedlichsten Charaktere zu Höchstleistungen anzustacheln, um das gemeinsame Ziel zu erreichen.
Was ihre Anwesenheit hier in der Sondergruppe rechtfertigte, war die Tatsache, dass Maja alles fliegen konnte, was mindestens einen Motor hatte. Sie hatte erst kürzlich bei einer Befreiungsaktion ein Dutzend Geiseln in einer flügellahmen DC3 zurückgebracht. Angeblich hatten die Motoren der uralten Maschine keinen Tropfen Motoröl mehr, als sie in Israel landete, aber Maja hatte die Menschen alle heil zurückgebracht.
Störend für einige der Militärs war allerdings ihr Aussehen. Maja hätte in jedem Männermagazin die Mittelseite gefüllt und sie verstand es, ihre Reize auch ohne einen zu großen Busen gewinnbringend einzusetzen.
„Also, hat jemand eine zündende Idee, wir müssen Boris Marunja zurückbringen. Er verfügt über Wissen, das Kriege auslösen oder verhindern kann. Die Amerikaner würden ihn gerne vor uns finden oder umbringen, was andere Dienste gerne würden, mag ich gar nicht erst denken, aber es ist verdammt noch einmal unser Mann mit unseren Geheimnissen.“
Die Militärs am Tisch schauten sich fragend an, wogen einige Möglichkeiten ab, verwarfen aber sehr schnell wieder alles, dann stand Maja auf und schaute General Jashan lange an.
„Ich hole den Mann da raus!“ Sagte sie.
Plötzlich war es in dem kleinen Saal mucksmäuschenstill.
„Schauen Sie nicht so. Ihr habt versagt und zwei Teams verheizt, darunter meine Freunde vom Omega Team. Offenbar kommen die Besten nicht weiter, dann kommt vielleicht eine einzelne Person weiter.
Ich bringe Boris Marunja zurück!“
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Zwei Tage später flog Maja Fuchs in einer Linienmaschine in die Türkei und von dort aus verlor sich ihre Spur. Täglich folgte eine Meldung und man verfolgte ihre Reise, so gut es ging.
In der Türkei verwandelte sich Maja in einen Typen mit Mütze, der alles darstellen konnte, bloß keine Frau mehr. Mit ölverschmiertem Gesicht flog sie eine altersschwache Maschine nach Turkmenistan.
Aus Afghanistan erfuhr die Leitstelle in Tel Aviv, dass Maja dort einen Postflieger ergattert hatte und später im Iran verschwunden war. Danach herrschte eine Woche Funkstille.
Schließlich kam die nächste Info an, Maja war mehrfach zwischen Afghanistan und dem Iran unterwegs, dann wiederum war sie im Iran als SAR Flieger unterwegs und ab da verlor sich ihre Spur erneut.
Die Tage vergingen und endlich kam eine neue Meldung herein, Maja meldete sich aus Bandar Abbas, am Golf von Oman. Dort flog sie eine alte An-2 Doppeldecker und wiederum verschwand Maja vom Bildschirm.
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Jovak
Heute hatte Maja, oder besser Jovak, eine andere An-2 Maschine zugeteilt bekommen. Die andere Maschine musste zur Wartung und würde für eine Woche ausfallen. „Jovak, schaff den Schrottvogel von meiner Werkstatt weg, der Rost springt ja noch über!“, feuerte der Werkstattleiter Maja an.
In seinen Augen war Maja dieser abgedroschene Pilot Jovak, der aus Afghanistan geflohen war. Aber Jovak flog gut und vor allem, er kam mit allen Flugzeugmodellen zurecht. Diese An-2 hatte noch die ältere Funkausstattung für UKW und Kurzwelle, immerhin ein halbwegs modernes UKW Gerät und das modernste im Cockpit war eine einfache Digitaluhr.
Der Rest war analog, uralt abgedroschen aber flugfertig.
„Haben deine Techniker auch die Reservepumpe hinbekommen?“
„Vergiss das, bis die Teile da sind, ist längst wieder Sommer. Du musst die Pumpe nach Gefühl einschalten und dann etwa eine halbe Stunde laufen lassen. Länger vielleicht nicht, du hast halt keine Anzeige. Aber das geht, ich hatte einen Piloten, der konnte damit sogar bis ins Himalaya fliegen.“
„So, was wurde aus ihm? Jetzt sag nicht, dass er aus Spritmangel angestürzt ist.“
„Doch. Verdammt, habe ich dir die Geschichte doch schon mal erzählt?“
„Hundertmal und die Geschichte von der Ölpumpe auch.“
„Ja ok, also macht dich mit deinem fliegenden Traktor vom Acker, das Nächste Mal trinken wir einen guten Tee.“
Maja startete die Maschine und nach den üblichen Warmlaufphasen lief der 1000 PS Sternmotor der Antonov rund. Der alte Sternmotor spuckte nur noch selten und kam langsam auf Drehzahl. Langsam rollte die schwere Maschine auf das Rollfeld zu.
Die Startberechtigung kam rasch. Mit einem tiefen Brummen hob der schwerfällige einmotorige Doppeldecker ab und verschwand langsam aus der Sicht.
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Aus Israel hatte Maja die Information erhalten, dass sich Boris mittlerweile im Süden des Landes aufhielt. Über eine verabredete Funkfrequenz erhielt Maja zumindest die grobe Ortsbeschreibung und war jetzt dabei diese Region anzufliegen. Bald würde sie ihn gefunden haben und dann war die Rettung nur noch eine Sache von wenigen Tagen.
Über Mach Ghasem kommend flog Maja in Richtung Saeid Abad. Mit dem alten Doppeldecker konnte sie problemlos tief fliegen und sie fiel bei den ganzen anderen Flugzeugen nicht sonderlich auf.
Nach Mirabad in Flugrichtung Saeid Abad wurde es dann allerdings unbequem. Auf der Hälfte des Weges wurde sie plötzlich mit Gewehren beschossen und einige Kugeln schlugen, von der Seite kommend, im Motorbereich ein. Maja sah, dass mindestens von zwei Häusern geschossen wurde und ihr Motor erhielt einen bösen Treffer ab.
Sie verstellte die Gemisch Regelung am Motor, so dass er Motoröl verbrannte, und rauchte wie ein alter Bananendampfer. Hinter Mirabad flog Maja die angeschlagene Antonov tiefer in ein altes Flussbett, aus dem ihr ein starker Gegenwind entgegenblies. Rasch hatte sie einen Gummizug an das Steuerhorn gebunden, die Seitentüre herausgetreten und sprang mit ihrem Rucksack aus dem Flugzeug, als die Maschine im weichen Sand aufsetzte.
Noch während Maja sich abrollte, bekam die alte Antonov durch das fehlende Gewicht etwas mehr Auftrieb und knatterte langsam Höhe gewinnend in die Wüstenfläche hinaus. Eine Weile ging das noch gut, sie stieg höher und immer höher, doch dann verließ das Glück die Maschine. Sie kippte über die Tragfläche nach unten weg. Trudelnd stürzte sie ab. Dann schlug sie in den harten Wüstenboden auf und explodierte.
Der starke Wind fächerte die Flammen noch mehr an und die Maschine brannte lichterloh und stark rauchend aus. Der Wind fachte das Feuer an und in der Maschine herrschten Temperaturen wie in einem Hochofen. Alles Aluminium schmolz. Fleisch und Knochen wären bei den Temperaturen zu Staub verbrannt. An den starken Wind schloss sich dann auch noch ein Sandsturm an, der alles, was noch halbwegs erkennbar war, wie in einem Sandstrahlgebläse zerstörte.
Ein paar Fahrzeuge, die losgefahren waren, um Hilfe zu leisten, drehten rasch wieder um und brachten sich in Sicherheit. Maja war in dem Flussbett geblieben und lief vom brennenden Flugzeug weg, soweit und so schnell sie konnte. Hinter einem Hügel suchte sie Schutz und wartete, bis der Sandsturm vorüber war. Sie prüfte sich auf Verletzungen und kontrollierte dann ihre Ausrüstung aus dem mitgenommenen Rucksack. Eng an den Hügel gepresst kauerte sie in dessen Schutz, sicherte alles was sie mit sich trug und wartete den Sandsturm ab.
Als am frühen Morgen Ruhe einkehrte, hatte der Sturmwind alle Fußspuren verwischt. Im Fernglas konnte Maja nur noch die traurigen Reste des Doppeldeckers sehen, der völlig ausgebrannt war. Glücklicherweise würden keine Fußspuren von der Maschine wegführen und so konnte Maja sich auf die Suche nach Boris machen. Von nun an würde sie aber keine Meldungen mehr nach Israel senden können, die Ausrüstung war mit der Antonov verbrannt.
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Tag 15 des Countdown
Tel Aviv
„Wir sitzen in der Scheiße!“ fluchte General Jashan zu Shimon. „Sagen sie nicht das Maja Fuchs verschwunden ist!“
„Doch! Verdammt, Maja war unsere letzte Hoffnung!“
Shimon starrte ein Loch in die Luft und sagte dann; „Wir haben vielleicht noch eine Chance.“
„Schießen sie los!“
„In meiner Abteilung ist ein junger Major. Dagan Mayr. Er wurde erst vor einigen Monaten zu uns versetzt.“
„Und was ist an diese Mayr so besonders?“
„Es sind seine Methoden. Er ist gelinde gesagt… unorthodox. Mayr könnte vielleicht einen Weg finden.“
„Und warum kommen sie erst jetzt damit?!“
„Mayr wird Forderungen stellen, die ihnen nicht gefallen werden.“
„Forderungen?!Was für Forderungen?!“
„Mayer will eine eigene Abteilung. Am liebsten eine Abteilung ohne Kontrolle anderer Stellen.“
„Shimon, mir steht die Scheiße bis zum Hals, schaffen sie den Kerl her!“
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Tag 14 das Countdown
Einsatzgebiet Iran/ Soomar
Boris Marunja kam an späten Nachmittag mit dem Bus aus der Stadt zurück. Einige Mitfahrer unterhielten sich und sprachen über das Flugzeug, das gestern bei dem Sandsturm hier in der Nähe abgestürzt war.
Die Mitfahrer konnten aber keine Angaben zu dem Flugzeug machen, es war halt eine abgestürzte Maschine und es musste demnach Tote gegeben haben, sonst wäre das Flugzeug ja nicht abgestürzt.
Manchmal war die Logik der Menschen hier eine ganz besondere.
In dem kleinen Häuschen des verstorbenen Technikers fand Boris ein gutes Fernglas und belud den alten Subaru. Damit fuhr er hinaus vor die Stadt und wollte sich ein eigenes Bild von der Unglücksstelle machen.
Hinter einem dicken Buschwerk stellte Boris den Wagen ab und schaute durch das Fernglas. Jetzt erst erkannte er, dass hier ein Doppeldecker angestürzt war, genau so einer, wie seine Vertrauensperson ihm angekündigt hatte. Eine Antonov-2 war hier abgestürzt und hart aufgeschlagen. Anschließend war die Maschine ausgebrannt. Gut vier Kilometer vor ihm lagen die Reste des Wracks. Einfach hinzufahren, das traute sich Boris dann doch nicht, wer weiß, wer alles durch Ferngläser beobachtete. Er stieg wieder ein und fuhr langsam los.
Noch ehe er sich im Klaren war, ob er zu dem Wrack fahren sollte, tauchte seitlich neben ihm eine vermummte Person aus dem trocknen Flussbett auf und kam vorsichtig auf ihn zu.
Sie hob die Hände und gab zu verstehen, dass keine Gefahr drohte. Dennoch bliebt Boris gewarnt. Schon öfter waren aus einer harmlosen Person die übelsten Angreifer geworden und Boris gab Gas und fuhr los.
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„Verflixt nochmal.“, murmelte Maja vor sich hin und hob beide Arme zur Spitze über den Kopf, eine alte Geste in Israel, um Schutz zu erflehen. Da bremste der Wagen vor ihr und drehte langsam um. Ohne zu viel Staub aufzuwirbeln, fuhr der Wagen auf sie zu und hielt etwa fünf Meter vor ihr. Ein gut gebauter Mann mit Dreitagebart stieg aus. Dem Aussehen ein Techniker, oder ein vergleichbarer Arbeiter. Die Nickelbrille gab ihm einen leicht intellektuellen Touch. Er trug keine Waffe, nicht einmal ein Messer und er sah auch nicht gerade kampferprobt aus.
Die Größe und das Alter passten allerdings auf die Beschreibung von Boris Marunja und so fasste Maja ihren Mut und sprach den Mann auf Farsi an, der persischen Sprache, die hier vermutlich verstanden würde.
„Daheim machen sich die Leute Sorgen um dich und deine Frau weint abends sicherlich bittere Tränen. Was würde sie zu dir sagen?“
Der Mann begann erleichtert zu lachen, leise nur, aber entspannend. „Ich glaube, die einzige Frau in meinem Haus wäre meine Mutter und die würde nicht um mich weinen, sondern mich etwas fragen, was glaubst du, würde sie mich fragen?“
Jetzt musste auch Maja lachen, sehr wahrscheinlich was ihr Gegenüber der Mann, den sie suchte, nun musste sie sichergehen, dass nichts getürkt war und auch kein feindlicher Agent vor ihr stand.
„Sie würde dich fragen, was hast du wieder kaputtgemacht und du würdest sagen, nein, ich habe nur etwas repariert Moonja, nur etwas repariert.“
„Moonja klingt gut, aber das ist nicht ganz richtig, Versuchs nochmal.“
„Mama Moonja, aus Haifa und du wolltest immer auf die See hinausfahren, dein erstes Boot war die Moana und das hast du versenkt, weil du mit Wasser nicht so gut zurechtkommst.“
„Oh meine Güte, ich danke dem Schöpfer, komm und steig ein, lass uns wegfahren, ich glaube, du hast nach mir gesucht. Kennst du auch meinen ganzen Namen?“
„Dr. Dr. Ing. Boris Marunja und ich bin Maja Fuchs.“
Jetzt wäre allerdings Boris fast in die Sanddünen gefahren, so überrascht war er. Tatsächlich hatte er bis eben angenommen, dass das das ein Mann neben ihr war, zwar androgyn aber doch ein Kerl.
Aber dass es eine Frau war und dann noch DIESE Frau, das musste er erst einmal verkraften. Maja Fuchs war eben eine lebende Legende und sie saß jetzt neben ihm. Maja Fuchs, die Legende, hatte nach ihm gesucht.
„Pass lieber auf, man fährt sich schnell fest. Und nenn mich besser Jovak, wenn jemand kommt, so lauten auch meine Papiere.“
Gemeinsam fuhren sie in den Ort und achteten darauf, nicht aufzufallen. Sie wurden auch nicht verfolgt und alles schien gut zu gehen.
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„Morgen früh müssen wir beim ersten Sonnenlicht weg von hier. Mein Flieger wurde abgeschossen, ich gehe daher davon aus, dass man nach mir sucht.“
„Wenn du das schon annimmst, dann packen wir heute das Wichtigste und fahren noch in der nächsten Stunde. Nicht weit von hier knappe 90 Kilometer südlich liegt an der Schnellstraße 93 einer der Verteiler, dort habe ich ein kleines Lagerhaus. Da können wir erst einmal unterschlüpfen. Los, gib den Bösen keine Chance.“
Der alte Subaru wurde im Unterstand nochmals betankt und einige Kanister Benzin wurden mit aufgeladen. Zu den drei Kisten kam noch eine kleinere Kiste dazu und knapp eine Stunde später fuhr der Wagen nach Norden, drehte auf die Wartungsstraße für die Elektroversorger und fuhr immer die gerade Straße entlang.
„Diesen Weg kenne ich und ich darf ihn auch fahren, nur Fahrzeuge der Energieversorger und Reparaturtrupps dürfen hier fahren. Und schau mal was wir hier haben.“ Boris zeigte auf das gelbe Schild mit schwarzer Schrift, das den Wagen als Dienstwagen auswies.
„Die Landstraße da unten, die ist aber besser als diese Trasse hier.“
„Mag sein, aber wir kommen hier dennoch zügiger durch und wir haben eh ein Allrad, also vertrau mir.“
Ihre Strecke ging, wie der Verlauf der Starkstromleitungen über ihnen, geradlinig weiter und sie folgten dem Verlauf weiter. Rechts und links der Stromtrasse lagen Gärten und kleine Höfe, aber nur an ganz wenigen brannte etwas Licht. Nach einer halben Stunde fuhren sie bei zwei alten Männern vorbei, die sahen das gelbe Schild und nickten grüßend den beiden zu. Weiter und immer weiter ging die Fahrt nach Süden, hier und da standen kleinere Industrieanlagen an den Seiten.
Ein paar Kilometer weiter bog Boris nach rechts ab, die Berge waren jetzt schon nah und über diese mussten sie, um weiterzukommen. Boris bog in eine kleine Schlucht hinein und fuhr jetzt etwas langsamer weiter, am Ende der Straße ging es hinauf auf eine Erhöhung und dort stand der Umsetzer und nicht weit davon das kleine Lagerhäuschen. „Wohin geht’s denn jetzt?“ Fragte Maja. „Hier kommt das kleine Häuschen einer Schaltwarte, dann kommt hinter den kleinen Hügeln da vorne mein Lager. Da lagere ich die Verbrauchsteile, die hier immer wieder kaputtgehen. Außerdem ist hier die Funkverbindung besser.“
Das kleine Holzhäuschen war eine kleine Fertigbauversion und erfüllte ihren Zweck. Sie sicherten den Wagen und den Eingang und legten sich beide zum Schlafen hin. Endlich kein Staub mehr und sie bekamen etwas Schlaf.
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Mitten in der Nacht erwachte Boris und suchte neben sich Maja. Nichts. Der Platz war leer und sonst war niemand in dem kleinen Raum. Er schaute sich um und griff sich vorsichtig ein Montageeisen aus dem Werkzeugkasten. Leise öffnete er die Tür und trat hinaus.
Da saß Maja im sandigen Boden und betrachtete die Sterne. Sie schaute sich kurz um und wieder geradeaus in den Himmel. Als sich Boris neben sie setzte, lächelte Maja ihn an.
„Wir schauen uns die Sterne zu selten an. Dabei leuchten sie sie hier besonders hell, weil nichts da ist, das stört.“, stellte Maja nüchtern fest.
„Ja das ist wahr, hier gibt es kein grässliches Streulicht und schau dir nur die Milchstraße an, das Band der Milchstraße sieht aus, wie gemalt. So klar und dicht siehst du die Sterne nur selten. Dazu kommt, dass wir heute einen besonders klareren Himmel sehen.“, bestätigte Boris.
Maja sah Boris an, seine Augen begannen wie bei einem kleinen Jungen zu leuchten und sie reichte ihm eine Trinkflasche. „Hier, nimm einen Schluck, das baut auf.“
„Alkohol?“, fragte Boris und Maja schüttelte den Kopf. „Reinstes Bergkristallwasser, selbst abgefüllt.“ Boris nahm an und trank einen guten Schluck.
„Wir haben August, der Himmel ist klar und die Perseiden regnen heute nur so herab, ist das nicht herrlich?“ Maja lächelte Boris an und trank auch einen Schluck.
Jetzt kam der Ingenieur aus Boris zum Vorschein. „Tempel-Tuttle, eigentlich müssten wir uns bei dir bedanken, dass du uns jeden August dieses Schauspiel schenkst.“ Mit diesen Worten schaute er wieder in den Nachthimmel und eine Sternschnuppe nach der anderen zog über sie hinweg. Sein Kopf folgte den Sternschnuppen und in seinen Augen schien sich der ganze Nachthimmel zu spiegeln.
Maja hatte nur noch einen Blick für diese Augen und die Spiegelungen darin. Irgendwann merkte auch Boris, dass sie ihn die ganze Zeit ansah und er lächelte sie an. „Da oben sind die Sternschnuppen und für jeden kannst du dir einen Wunsch ausdenken, heute sind wir die glücklichsten Menschen der Welt.“
Maja griff nach Boris Hand und hielt sie fest. „Wie gerne würde ich auch später glücklich sein. Ich hatte nur bisher noch kein Glück gehabt. Ständig kamen und vergingen die Sterne um mich und alles was blieb, war kalter Sternenstaub.“ Dabei schaute sie langsam nach oben in den Sternenhimmel und Boris begann das Gesicht mit den feinen Zügen genauer anzusehen, soweit das Sternenlicht es zuließ.
Die Figur war durch den Umhang nicht ideal zu erkennen und der Kopf war bedeckt, wie man es oft sehen konnte. Das Sternenlicht zeichnete immerhin ein Gesicht von Maja in die Dunkelheit. Doch Boris wagte es nicht näher zu kommen oder gar danach zu greifen.
„Wir sollten jetzt aber wieder versuchen zu schlafen, morgen müssen wir zeitig auf, damit wir nicht auffallen. Also bitte komm.“
Sie legten sich hin und schließen rasch ein. Boris merkte plötzlich, dass ein zarter Arm nach ihm griff und ihn umarmte, aber Maja schlief tief und fest. Lächelnd hielt er den Arm und schlief auch ein.
**
Maja wurde am Morgen wach und wunderte sich, es roch hier irgendwo nach frischem Kaffee. Sie prüfte ihre Kleidung und achtete tunlichst darauf, dass ihre Haare gut versteckt waren, dann zog sie eine hier übliche Kappe darüber und trat durch die Tür.
Draußen hatte Boris einen schmalen Feldtisch mit zwei einfachen Sitzgelegenheiten aufgebaut und auf einem kleinen Feuerchen köchelte ein rußgeschwärzter Topf. Als Boris zu Maja sah, lächelten beide zart und begrüßten sich.
„Der Kaffee wird stark und zuckersüß werden, aber besonders gut war das Filterpapier nicht.“ Damit lud Boris Maja zum Kaffee ein und sie nahm dankbar Platz, an dem kleinen Gedeck. Der kräftige Kaffee weckte die Lebensgeister und Maja wurde sichtbar munterer. „Schade, dass es hier keine Waschgelegenheit gibt, aber hier herrscht fast das ganze Jahr über Wasserknappheit.“
„Hinter der Hütte habe ich einen Behälter aufgehängt mit Wasser, zum Waschen reicht es, aber trink nicht davon. Außerdem habe ich eine Plane darum aufgespannt, nur für den Fall, dass du dich wirklich waschen möchtest, es wird eine Weile dauern, bis wir wieder die Gelegenheit bekommen. Außerdem sind wir nicht mehr alleine. Da drüben auf dem Nachbarhügel der Jeep, siehst du ihn, das sind zwei Beobachter. Während du dich wäschst, werde ich die kurz besuchen, ich habe da eine Idee.“
Nach dem Kaffee wusch sich Maja kurz und zusammen richteten sie sich für die Fahrt.
„Wie geht die Fahrt jetzt weiter, wohin geht die Reise?“, wollte Maja wissen.
„Wir sollten versuchen über die Berge nach Süden an Meer zu kommen, dort haben wir deutlich mehr Möglichkeiten wie hinauf zum Hindukusch. Unser nächstes Ziel lautet demnach Qasr-e-qand, du wirst eine waschechte Oase in der Wüste sehen. Ich hoffe nur, dass der alte Subaru durchhält.
Das Fernziel heißt Chah Bahar und das ist der Flughafen in der Chahbahar Bucht.“
Maja sah Boris fragend an. „Was war da mit dem Jeep auf dem anderen Hügel, was hat dich an dem interessiert?“
„Das waren Beobachter und ich glaube, die werden ihr blaues Wunder erleben. Sie schliefen noch, als ich bei ihnen war und ihr Motor wird Probleme bekommen, außerdem dürfte die Sender Endstufe ihren Geist aufgeben, sobald die versuchen zu senden.“
„Die haben tatsächlich geschlafen?“
„Ja, und ich bin Frühaufsteher, vielleicht lag es auch daran.“ Dabei lächelte Boris hinterhältig und Maja zwinkerte ihn an.
So fuhren die beiden los, eine lange Reise lag vor ihnen und sie wussten nicht, ob sie nicht doch bereits verfolgt würden.
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Auf dem Hügel gegenüber
„Was ist Kurosh, hat der Kerl sich Verstärkung geholt oder wer ist das da an seiner Seite?“
„Keine Ahnung Leiorgan, das Fernglas ist zu schlecht, aber der sieht nach einem durchtrainierten Kerlchen aus. Wir behalten die zwei im Auge.“
„Ja, was wurde eigentlich aus dem dritten Trupp, der zur Befreiung geschickt wurde?“
„Das waren nur ein oder zwei Leute und die sind ein einer uralten Antonov verunglückt. Man fand das ausgebrannte Wrack im Norden, da hat nichts überlebt. Die sind mitten in einem Sandsturm runter und der Wind muss gewütet haben wie ein Hochofen, das ganze Flugzeug war ausgebrannt und das Aluminium ist geschmolzen, man fand nichts vom Innenraum, kein Leder keine Knochen, das ist alles geschmolzen und zu Asche verbrannt. Arme Kerle sag ich dir nur.“
„Die haben ihre eigene Urne mitgebracht, das ist schon irgendwie komisch, oder?“
„Gut, funke mal Shervin in Chutabad an, die sollen ein Auge auf die Straße haben, falls die da vorbei wollen. Dann wissen wir jedenfalls, dass er die Berge überqueren will.“
Während Kurosh am Funkgerät arbeitete, wollte Leiorgan bereits den Jeep wenden, aber der Motor sprang nicht an.
„Verdammt, hör auf zu funken, wenn ich starten will, der Verstärker frisst Zuviel Ampere aus der Batterie, warte also. Du alte Mistkiste spring endlich an …“ Erneut betätigte Leiorgan den Starter aber nichts geschah.
Inzwischen fuhr vom gegenüberliegenden Hügel der Subaru auf die Fernstraße und verschwand im Verkehr.
„Verdammt, jetzt haben wir den Salat, der Bock ist hin, sag Shervin, er soll uns auch den Servicewagen schicken, verflixt, hast du wenigstens an das Trinkwasser gedacht?“
Kurosh reichte Leiorgan den Rucksack mit den Vorräten.
„Kurosh, du hast vergessen, die beiden Feldflaschen aufzufüllen, na das kann ja heiter werden. Was sagt Shervin, wann kommen die?“
„Shervin geht nicht an den Funk, irgendetwas stimmt da nicht mit dem Funkgerät, ich komme nicht durch und ich weiß ganz genau, dass ich die beiden Flaschen aufgefüllt habe.“
„Glaubst du, das Wasser ist verdunstet?“
Leiorgan stieg aus und trat gegen den Jeep. „Verdammt nochmal, wieso muss mir das immer passieren?“
**
Boris und Maja fuhren weiter über die Schnellstraße 93. Sie schwammen im Tempo des Verkehrs mit. Die ‚93 zog sich, aber es war besser als über eine der Autobahnen zu fahren, dort würden sie sicherlich schneller gefunden werden. In Nikoojahan tankten sie und machten eine kurze Pause.
„Boris, da hinten am Tresen der zwei Tisch, da sitzen vier Fernfahrer, siehst du sie?“
„Ja, was ist mit denen?“
„Zwei von denen kenne ich, die haben mich immer mal wieder am Flughafen versorgt, im Gegenzug habe ich ihnen das eine oder andere Problem gelöst. Die kennen mich als den Piloten Jovak. Ich komme gleich wieder, muss mal mit denen etwas bereden, vielleicht bekomme ich heraus, ob man uns sucht.“
Maja, aka Jovak ging kurz zur Toilette und kam dann zufällig bei den Fahrern vorbei.
„Jovak, du alter Traktorflieger, was treibst du denn hier? Jungs, das ist Jovak, ein sehr guter Pilot, der fliegt alles, was einen oder mehr Propeller hat und du kannst mit ihm reden.“
Maja sprach eine gute Viertelstunde mit den Fahrern, dann mussten sie wieder aufbrechen. So kam sie zu Boris zurück.
„Also im Rundfunk kam, dass eine Maschine mit zwei Spionen verunglückt und ausgebrannt ist, das war meine Maschine, die halten uns also für tot.“
„Aha und was wollten die beiden Hansel von heute Morgen auf dem Hügel?“
„Wenn wir Glück haben, dann waren das normale Schergen des VEVAK oder andere unwichtige. Ich glaube nicht, dass der VEVAK hinter uns her ist, die hätten uns bereits.“
„Dann wäre es andere, die hinter uns her sind. Wie bekommen wir da mehr heraus und bekommen wir hier überhaupt so etwas heraus?“
„Eher nicht, aber da man uns für tot hält, sind das wohl andere, die hinter uns her sind.“
„Ja wir müssen den Wagen wechseln.“
„Tja, nur gut, dass einer der Fahrerkollegen hier einen Vetter mit einer Auto Garage hat. Komm, wir besorgen uns einen anderen Wagen.“
**
Eine halbe Stunde später war der Subaru gegen eine unauffällige Familienkutsche getauscht. Sonderlich schnell war vielleicht nicht, aber er hatte ein gutes Radio und eine Klimaanlage.
Vollgetankt ging es zurück auf die Strecke. Der Subaru verschwand in der Werkstatt und würde für ein paar Tage dort verschwinden.
Erneut ging es auf die Schnellstraße. Jetzt fuhren sie in die Bergstraßen ein und würden bald in die Küstenregion kommen.
„Wir sind hier im persischen Hochland Maja, morgen kommt die Meeresregion, da sollten wir ausgeruht sein. Der Mann, von dem ich den Subaru hatte hat mir noch erzählt, dass er in Mumân-e-pâyin ein altes Häuschen hat, indem eine Schwester wohnte, aber die ist derzeit auf Reise und ich habe die Schlüssel. Dort werden wir übernachten.“
„Und du weißt, welches Haus das ist?“
„Ich habe diese Postkarte, die hatte er einst als Werbung erhalten. Das muss also im Ort auf der linken Seite das zweite größere Haus sein. Mal sehen, ob wir das finden.“
Tatsächlich war es einfacher als gedacht, denn das zweite Haus hatte ein Geschäfts Schild angebracht, das die Aufschrift des alten Technikers trug.
„OK das war der einfache Teil, den Wagen in Fluchtrichtung einparken und dann alles auspacken. Er hat immer den Wagen so hingestellt, falls einmal etwas wäre.“
Das Haus war einfach, aber sauber und sie machten es sich gemütlich. Am Wagen hatte Boris das Technikerschild hinter der Frontscheibe platziert, falls jemand fragen würde.
Maja zauberte ein einfaches Abendessen. Viel mehr war nicht im Haus und ihre eigenen Vorräte gingen allmählich zur Neige. Der kleine Supermarkt im Ort hatte kein Licht an, also musste das hier genügen.
Nach dem Essen räumten sie wieder auf und wuschen das Geschirr ab. Danach stieg Boris in das Obergeschoß und zog Maja hinter sich her.
Maja sah das Bett und schaute Boris fragend an, „Nein Maja, ich will auf das Flachdach, ich will die Sternennacht noch einmal genießen. Kommst du mit mir?“
Eine Stunde später lagen beide auf dem Flachdach. Rings um sie waren die üblichen halbhohen Mauern und sie lagen da sogar recht windgeschützt.
Nach einer Weile kam die Nacht erst so richtig heraus und die fehlende Beleuchtung draußen war wieder einmal herrlich. Maja lag neben Boris und betrachtete die Sterne und immer wieder Boris.
Jetzt wollte Boris es wagen, auch einmal mehr zu sehen. „Darf ich?“ Fragte Boris und als Maja nichts dagegen hatte, lichtete er Majas Kopfbedeckung und erstmals sah er das herrliche Gesicht von ihr. Ihr Gesicht erschien in dem Sternenlicht zart und weichgezeichnet und die Haare ließen erkennen, dass das eine wirklich bildhübsche Frau war. Jetzt blieb der Blick von Boris minutenlang auf ihrem Gesicht und endlich sah sie ihn an. Sie lächelte gewinnend und beide sahen sich tief in die Augen.
Über ihnen zogen die Sterne über das herrliche kleine Haus, davor saßen zwei frisch verliebte und sahen sich an. In ihren Augen funkelte es und alle Sterne des Universums schienen sich darin zu spiegeln. Und dann berührten sich ihre Lippen zum Ersten mal…
**
Morgens wachten sie Arm in Arm in dem einfachen Bett auf. „Na du Engel, wie hast du geschlafen?“
„Herrlich, die Sterne waren wieder so klar und hell und du hast mir dann andere Sterne gezeigt, das war lieb von dir.“
Sie machten sich nach einem gemeinsamen Frühstück auf und überprüften ihren Wagen, tankten an der Dorftankstelle nach und während Maja den Wagen checkte und sich hinter das Steuer setzte, erkannte sie die Gefahr.
Irgendetwas stimmt hier nicht, denn ihre Nackenhaare sträubten sich und dieses Zeichen hatte bisher immer gestimmt. So auch dieses Mal.
Boris saß an der kleinen Bar in der Tankstelle und las die Tageszeitung. Von links und rechte kamen zwei Männer auf Boris zu und Maja wusste instinktiv, dass das die „Bösen“ waren. Rasch prüfte sie, ob hinter ihr alles freistand und stellte den Wagen in Fluchtrichtung ab, dann rannte sie geduckt zu dem ersten Wagen, aus dem einer der Bösen gekommen war.
Mit dem alten Pickel auf der Ladefläche schlug sie ein kleines Loch in die Ölwanne und lief danach mit dem Pickel um das Häuschen herum zum zweiten Wagen. In der Tankstelle hatten die beiden Männer eben angefangen Boris in ein Gespräch zu verwickeln. Das war für Maja das Zeichen und sie schaute zu dem anderen Wagen, da saß auf dem Beifahrersitz ein Mann mit einem Kopfhörer und schaute gebannt in die Tankstelle.
Von hinten näherte sich Maja und sie hatte einen Entschluss gefasst, Ihr oder wir und ihre Entscheidung war zugunsten von Boris und ihr gefallen.
Mit einem weiten Hieb schlug Maja den Pickel durch die Seitentür in den Hinterkopf des Mannes. Der starre Blick zeigte Maja, dass sie gut getroffen hatte.
Aus dem Gürtel des blutenden Beifahrers fischte sie eine Handgranate und lief zum Hinterausgang der Tankstelle. Jetzt brauchte sie eine Nahkampfwaffe und diese fand sie in einem Montageeisen. Die Handgranate warf sie im Bogen unter den Wagen mit dem toten Funker und lief schnell in die Tankstelle hinein.
Maja beachtete die Männer gar nicht, die dabei waren Boris anzugreifen, Boris erkannte aber die Gefahr, weil Maja ihm keinen Blick schenkte. Jetzt wurde er auch aufmerksam, doch bevor die beiden Männer nach seinen Händen und dem Hals greifen konnten, explodierte der Jeep hinter dem Haus.
Maja schaute sich nicht einmal um, sondern schlug dem Mann vor Boris das Eisen über den Schädel. In der Aufregung rannten einige der Leute zum Eingang und Boris schmetterte seinen Ellbogen dem Mann hinter ihm ins Gesicht. Zähne spuckend fiel der um und Maja trat im mit voller Kraft an den Hals. Ein Knacken und der Blick des am Boden liegenden Angreifers wurde starr.
„Raus, ich stehe da hinter der gelben Abdeckung, folge mir!“ Rief sie Boris zu und sie rannten hinaus, an dem Menschenauflauf vorbei, zu ihrem Wagen und sie brausten davon. Die anderen Menschen an der Tankstelle hatten jetzt Wichtigeres zu tun, als einem davonfahrenden PKW nachzuschauen, und sie kämpften gegen die Flammen.
Einen Brand der Tankstelle konnte und wollte man sich hier nicht leisten. Das hätte das kleine Dorf für länger abgeschnitten. So fuhr ein PKW von dannen, während die Leute zu löschen begannen.
**
Flucht in die Kiesgrube
„Das war knapp, die wissen, dass wir hier im Süden sind. Damit sind der Hafen und der Flughafen tabu, da erwischen sie uns.“
„Wie sind die uns auf die Schliche gekommen?“
„Keine Ahnung, aber sie sind es und wir müssen weg hier sofort und wir brauchen einen Ausweichplan.“
Seit einigen Stunden fuhren sie über die Schnellstraße und kamen näher an die nächste Stadt heran. Qasr-e-qand 12 Meilen stand auf einem der Schilder.
„Da vorne in das Gebiet mit den Kieslastern, da gibt es bestimmt eine Verbindungsstraße zur gegenüberliegenden Schnellstraße.“
„Die wird doch bestimmt auch überwacht.“
„Klar, aber wir müssen von der Straße verschwinden. In den nächsten paar Minuten ist ein Hubschrauber hier und dann Gnade uns Gott, wir müssen unsichtbar werden.“
„Die Kiesgrube scheint leer zu sein.“
„Ja morgen ist hier Feiertag, da sind alle weg, das kann unser Glück sein, wir müssen weg JETZT SOFORT!“
„Da vorne zwischen den beiden Containern, da passen wir rein.“
Maja brauste rückwärts in die Nische und sie zerrten von draußen eine halbzerrissene Plane herbei, die sie über den PKW zogen. Es staubte höllisch, aber sie konnten sich verstecken.
„Was nun, wohin sollen wir, hier gibt es gar nichts.“ „Doch, gib nicht so leicht auf Boris, komm, ich zeige dir die Feinheiten des Überlebens. Nimm den Rucksack und die Wasserflasche.“
Gemeinsam huschten sie von dem Versteck aus in Richtung der Containerbucht. Hier standen sieben große Eurocontainer. Die meisten waren für Werkzeuge oder Material, aber zwei hatten Wasser und Stromanschluss. Da musste es also etwas geben, was wichtig war.
Maja hatte das einfache Vorhängeschloss mit zwei großen Gabelschlüsseln geknackt und Boris schüttelte nur den Kopf. „Wie kommt man auf die Idee, mit zwei einfachen 19’er Gabelschlüssel ein Schloss zu knacken.“
„So geht es am schnellsten und mit den flachen Schlüsseln ist das keine Kunst.“ Lächelte Maja Boris an. Sie standen jetzt in einem Verwaltungscontainer. Rechts und links Ordnerreihen, auf dem Schreibtisch eine starke Lampe, die für Licht sorgte und etwas Platz für die Nacht.
„Wir haben Morgen den Befreiungstag, daran schließt sich das Wochenende an, mit etwas Glück können wir uns hier zwei Tage verstecken, länger nicht.“, stellte Boris fest.
„Was ist da hinten in der Box mit dem Aufdruck KENWOOD?“, fragte Maja und gemeinsam machten sie die Kiste frei, sie war von allerlei Stahlseilen und anderen Dingen bedeckt. Draht, diverse Schellen, Werkzeug, Lötsachen, eben alles was man hier draußen brauchen konnte und was teuer genug war, um es wegzuschließen.
Als sie die Kiste öffneten, fingen Boris Augen an zu leuchten. „Das ist vielleicht unsere Fahrkarte nach Hause.“ In der Kiste lag ein kompletter Amateurfunksender mit Netzteil, Verstärker, Empfänger und Antennenkoppler.
„Aber nur wenn sie funktioniert.“
**
Eine Stunde später hatten sie eine Amateurfunkstation aufgebaut und den Antennenkoppler vor das einzige kleine vergitterte Fenster platziert. Boris macht bereits die ersten Tests mit abgeschaltetem Sender und Maja hatte zwei Aufgaben zu bewerkstelligen.
Die Himmelsrichtungen festzulegen und eine günstige Position für eine Antenne herauszusuchen.
Aus dem nahen Küchencontainer roch es bereits köstlich, Boris hatte eine Suppe angerührt und einen heißen Tee gekocht.
Schließlich kam Maja zurück und küsste Boris auf die Wange. „Weißt du, dass wir unglaubliches Glück haben? Das ganze Land hier ist so trocken, dass man dürsten muss und wir haben eine feuchte Kiesgrube gefunden, um eine Antenne aufzubauen.“
„Wie meinst du das jetzt“, fragte Boris.
„Das Fenster der Funker Bude nehme ich als Ausgangspunkt für die Antenne, dann ziehen wir einen Draht hier nach oben an den zentralen Träger, der hat gute 45 Meter, ist also der höchste Punkt in der Kiesgrube. Wir müssen exakt nach Westen strahlen, das passt also genau, wenn wir die Antenne so spannen.“ Maja zeigte mit ihrem Arm, was sie meinte und Boris begann schon in Gedanken die Antenne zu bauen. „Schatz, das bekommen wir hin, wir haben hier 8mm dickes Stahlseil, nicht optimal aber als Antenne besser als gar nichts. Material zum Verarbeiten und befestigen haben wir genügend. Damit bauen wir uns die Isolatoren, die Anpassung regele ich über die Box hier und wenn das nicht reicht, zimmere ich uns einen Ballon oder sonst etwas. Das Notebook kann ich an den Sender anschließen, das ist alles etwas älter hier, aber seriell gefällt mir immer noch besser als dieses neumodische USB. Ich kann damit die Sendung vorbereiten und packen, was wir auch immer brauchen. Je länger der Antennendraht, desto besser das Signal bei der niedrigen Frequenz.
Viel wichtiger scheint mir die Frage, auf welcher Wellenlänge willst du senden und damit auf welcher Frequenz. Vergiss nicht, wir können nicht stundenlang senden, wir haben vielleicht nur wenige Versuche.“
Maja kam zu Boris und sah ihm in die Augen. „Du hast das Funkgerät, das Notebook und wir haben hier die Antenne. Ich kenne eine Frequenz, die weit genug trägt und die überwacht wird. Ich weiß auch genau, was wir senden müssen, damit man uns hört. Also stimme deine Apparatur auf diese Frequenz ab.“
Die Antenne sah zwar aus wie eine bessere Wäscheleine, aber etwas Besseres würden sie so schnell nicht bauen können. Gespannt wurde das Stahlseil über den großen Gittermast. Über den Mast wurden die Kieswannen gezogen. Die Isolatoren sahen merkwürdig aus, aber Keramik war immer noch das Beste, was man hier fand.
„Maja, hast du mir die Frequenz, auf die ich das alles einstelle, schließlich will ich ein gutes Signal nicht durch einen doofen SWR vergeuden.“
„Boris, was auch immer ein SWR ist, das hier ist die Frequenz, ist unsere Antenne dafür überhaupt lang genug?“
„Oh ja ich habe ausgerechnet, dass wir damit zurechtkommen. An dem Gittermast habe ich einen alten Ölbehälter den nutze ich als Gegengewicht. Gefüllt mit Steinen sollte das funktionieren. Hast du denn schon den Funkspruch, den ich senden soll?“
„Ja er ist fertig, ich habe ihn als Textdatei auf dem Rechner abgespeichert. Wie willst du das denn senden, geht das über Morsen oder so?“
„Tja, das könnte ich auch noch zur Not, aber ich denke, das da geht besser.“
Nach zwanzig Minuten waren sie mit den Vorbereitungen fertig und setzten sich mit einem heißen Tee in den Bürocontainer, den Maja einfach „Funk Bude“ genannt hatte. Nach der letzten Abstimmung der Antenne leuchteten die Augen von Boris. „Oh endlich eine niedrige Stehwelle, das sollte klappen, also dann, ich gehe auf Sendung.“
Damit schaltete er einen kleinen Knopf von RX auf TX und ein kleines rotes Lämpchen leuchtete.
„Ist das normal, dass das Ding da so brummt?“, fragte Maja und Boris lächelte sie an. „Ich sauge da gerade 20 Ampere aus dem Gerät und blase es als 120 Watt feinste HF in die Luft. Mein Funkmeister hätte mir dafür die Hölle heiß gemacht, aber hier … hier bin ich froh, wenn man uns hört.
Und sie wurden gehört.
**
Tag 6 und Tag 7 der Mission
Einsatzgebiet Iran / Soomar
„Sie machen sich auf den Weg.“ Weckte Frank Wolfgang auf. Die drei Männer hatten sich über Nacht in Soomar ein billiges Zimmer gemietet und als Frank aus dem Fenster sah, erkannte er, dass die drei Kerle es sehr eilig hatten in ihr Auto zu kommen.
„Die scheinen mehr als eine Ahnung zu haben wo Marunja ist. Los hinter ihnen her!“
Schnell suchten Frank und Decker ihre Sachen zusammen und warteten, bis der Wagen der Männer losgefahren war, dann sprangen auch sie in ihren Iltis. Vorsichtig darauf bedacht nicht aufzufallen, folgten sie dem Wagen.
Nach lagen zwanzig Stunden Fahrt näherten sie sich Borazjan. Kurz vor der Stadt blieb der Wagen auf einer Anhöhe stehen und Frank versteckte ihren Iltis zwischen einigen Kiefersträuchern.
„Irgendwas beobachten sie. Ich wette es ist Marunja. Sie haben ihn tatsächlich gefunden. Sieh!“ Decker zeigte auf einen Mann, der aufgeregt in ein Funkgerät sprach.
„Dann wird es jetzt spannend.“ Brummte Frank und wartete bis sich der Wagen wieder in Bewegung setzte. Kurz vor Borazjan nahm der Verkehr merklich zu und Frank konnte sich dem Wagen nähern ohne aufzufallen, zumal die Kerle nicht im Traum daran dachten, dass sie verfolgt werden könnten.
„Langsam… da sie fahren an eine Tankstelle.“ Decker zeigte nach vorne und Frank blickte auf ihre Tankanzeige.
„Wir müssten auch langsam mal tanken. Wir haben nur noch einen Kanister.“
„Park abseits, wir sehen uns mal um.“ Frank parkte hinter einigen verrosteten Containern und stieg mit Decker aus, der mit dem Fernglas die Tankstelle beobachtete.
„DA IST MARUNJA!“
Frank riss Decker das Fernglas aus den Händen und schaute sich den Mann an, der gerade die Tankstelle verließ. Decker hatte Recht! Dieser Mann war eindeutig Boris Marunja. „Los wir müssen ihm helfen!“ Rief Frank, als er sah, wie zwei der Männer sich Marunja näherten, während einer im Wagen sitzen blieb.
Die Beiden sprangen los und Decker zeigte auf den Wagen und Frank verstand. Decker würde sich um die Marunja kümmern, Frank um den Mistkerl im Wagen. Zehn Meter vor dem Wagen blieb Frank hinter einer Zeder stehen, zog sein Messer und wollte loslaufen, als eine wunderschöne Frau neben dem Wagen auftauchte, dem Beifahrer eine Spitzhacke in den Kopf schlug, darauf hin einen Gegenstand unter den Wagen warf und auf die Männer vor Marunja zuging. Frank wusste instinktiv, dass es sich um eine Handgranate handelte und zog den Kopf ein, als der Wagen auch schon in Flammen aufging.
Sofort herrschte ein wahres Caos um die Tankstelle. Als Frank loslief, explodierte der Tank des Autos und warf ihn zu Boden. Als er wieder aufstand packte ihn Decker und zog ihn zur Seite.
„Wo ist er?“ fluchte Frank
„Weg!“
„Was heißt weg?“
„Er ist im Caos untergetaucht und wir müssen hier weg! Hat Fuchs den Wagen in die Luft gesprengt oder du?“
„Fuchs?!“
„Ja, hast du sie denn nicht erkannt? Das war Maja Fuchs! Sie hat die Kerle platt gemacht und ist mit Marunja abgehauen.“
„Sie müssen noch in der Nähe sein! Los wir suchen sie!“
„Verdammt Frank, wir müssen hier weg, bevor die ganze Polizei hier auftaucht!“ Decker packte Frank und zog ihn zu ihrem Iltis. Sie sprangen in den Wagen und Decker preschte los, während Frank zu der Rauchsäule schaute. „MAJA FUCHS… wir sehen uns wieder.“
**
Tag 8 der Mission
„Und jetzt?“ fragte Decker einige Stunden später.
Es war zu verzweifeln! So kurz davor… Doch kaum waren sie ein paar hundert Meter von der Tankstelle entfernt, da kamen auch schon Polizei, Feuerwehr und Armee, so dass den beiden blieb nichts anderes übrigblieb, als sich zum anderen Ende der Stadt zurückzuziehen.
„Das wird einigen Staub aufgewirbelt haben, vielleicht sollten wir bei unserer „Firma“ anrufen.“ Schlug Frank vor.
„Naja, eine andere Möglichkeit sehe ich auch nicht. Lass uns in die Stadt fahren.“
Da glücklicherweise das Feuer nicht auf die Tankstelle selbst übergegriffen hatte, war der Brand schnell gelöscht und die Aufregung in der Stadt hatte sich schnell wieder gelegt. Sie tankten und suchten ein Postamt auf und Frank versuchte in einer Mischung von Deutsch, Französisch und Englisch dem Mann sein Anliegen klar zu machen und gab dem Mitarbeiter am Schalter die Nummer der Teheraner Firma.
Der Mann am Schalter wählte die Nummer und reichte Frank den Hörer.
„Hier ist der automatische Anrufbeantworter der Firma -Telefon und Kommunikation Anlagen Meran Zahdeh-. Leider sind wir nicht persönlich zu erreichen. In dringenden Fällen erreichen sie unseren Geschäftsführer in Qasr-e-qand unter folgender Nummer, sobald er dort eingetroffen ist…“
Frank schrieb die Nummer auf, obwohl er wusste, dass es diese Nummer überhaupt nicht geben würde, doch er wollte keinen Argwohn bei dem Postbeamtem erwecken. Schließlich bedankte sich Frank zahlte die angefallenen Gebühren und verabschiedete sich.
„Wir müssen nach Qasr-e-qand.“
„Scheiße, dann fahren wir den ganzen beschissenen Weg wieder zurück! Verdammt, das dauert zu lange!“
„Da hast du Recht… wir fliegen!“
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Tag 9 der Mission Tel Aviv
„Mist!“ fluchte Dagan draußen.
„Was ist?“ fragte Levi draußen, „Wir wissen jetzt wo Boris ist und müssen ihn nur abholen.“
„Ben! Bis jetzt waren uns die Bösen immer einen Schritt voraus. Bloß weil wir unsere Schwachstelle entdeckt haben, heißt das nicht, dass wir sie schachmatt gesetzt haben. Ich wette Vogel hat noch andere Quellen und ist ebenfalls auf dem Weg nach in Qasr-e-qand. Wir müssen Brauer und Decker erreichen! Sie sind unsere einzige Chance!“
**
Dagan wusste gar nicht, wie Recht er hatte!
„Qasr-e-qand …“ murmelte Vogel und schaute auf eine Landkarte. „Ich dachte die Israelis sind auf dem Weg von Ilan. Wo ist Yafar?“ wollte Vogel von seinem Funker wissen.“
„Der meldet sich nicht. Die letzte Meldung kam vor vier Stunden. Darin hieß es, sie stünden kurz davor die Israelis abzufangen.“
Vogels erste Impuls war der, diesem Idioten eine Kugel in den Kopf zu jagen. VIER STUNDEN!!! Und dieser Arsch hatte es nicht für nötig gehalten ihm Bescheid zu sagen! Doch Vogel unterdrückte seine Mordlust und nahm sich aber vor, dass nach Ende der Mission nachzuholen.
„Schickt sofort ein zweites Team zu Yafars letzter Position!“ Verdammt! Fluchte Vogel in sich hinein. Yafar wusste viel…viel zu viel…und ihm wurde bewusst, dass er sofort alle Enden zwischen den Israelis und seinem Arbeitgeber kappen musste.
Gute zweihundert Kilometer weiter, kam die Meldung des zweiten Teams. „Habt ihr Yafar gefunden?“
„Nein, hier ist überall Blut also hat es einen Kampf gegeben, aber nirgendwo sind Leichen.“
„Besorgt euch Leichenspürhunde! Die Israelis wollten Gefangene, Tote haben sie sicher nicht mitgenommen. Ich will wissen, ob alle tot sind, oder ob die Israelis tatsächlich einen geschnappt haben.“
„Alles klar!“
„Noch etwas… Kümmert euch um die Geschäftsleute in der Gurion Straße.“
„Verstanden!“
Äußerlich unbeeindruckt von der Entwicklung kochte Vogel innerlich vor Wut. Dieser israelische Mistkerl…wie war nochmal sein Name… Dagan Meyr… er hatte ihm in die Suppe gespuckt und nun gefährdete dieser Arsch seine ganze Mission und mit der Mission seinen Profit! Sein Auftraggeber hatte ihm klargemacht, dass es keinen Gewinn geben würde, sollte Marunja nicht für viel Geld verkauft werden können.
„Ich muss diese Scheißbande umlegen!“ sagte sich Vogel und brütete einen teuflischen Plan aus, wie er Marunja, Fuchs und Dagan erledigen konnte!
**
Tag 9 der Mission Einsatzgebiet Iran / Qasr-e-qand
„Vergiss es! Ich steige nie wieder mit dir in ein Flugzeug!“ stellte Decker klar, als sie sich östlich der Stadt umsahen. Frank hatte vorgeschlagen sich weiter aus der Luft nach Marunja zu suchen, aber Decker hatte sich vehement geweigert. Noch im Anflug auf die Stadt hatte Frank östlich der Stadt eine Fabrik ausgemacht, deren Zufahrt eindeutig als Landebahn dienen konnte. Eigentlich gab es von Qasr-e-qand zwei Wege aus dem Iran… Nach Westen in Richtung Meer, oder zu dieser Landebahn. Fuchs würde sicher die Landebahn wählen! Neben der Fabrik gab es zwei Hügel. Er und Decker hatten den linken Hügel gewählt, der etwa 200 Meter unterhalb der Fabrik lag und hielten Ausschau nach Marunja.
„Was willst du? Wir sind hier und das schneller als mit dem Auto.“
„Ich hatte schon öfter Angst in meinem Leben, aber noch NIE solche Todesangst. Du fährst schon scheiße Auto…“
„Ich fahre scheiße Auto? Das hast du jetzt nicht gesagt…was ist?“
„Ich fasse es nicht, die Amis sind hier!“
„Was? Wo?“
„Da unten, der Hügel direkt gegenüber.“
Frank studierte den Hügel und konnte erst nichts erkenne, doch dann sah er eine kleine Gestalt, die sich vorsichtig in Richtung Hügelkuppe bewegte. „Anscheinend liegen wir goldrichtig. Wenn die Amis hier sind, wird auch Marunja hier sein. Lass uns näher herangehen.“
Langsam schlichen sich Frank und Decker näher an die Stellung der Amerikaner heran und beobachteten diese.
„Weißt du was jetzt echt praktisch wäre? Ein handliches Telefon mit dem wir diese Teheraner Nummer anrufen könnten.“ Flüsterte Frank als sie sich bis auf 200 Meter sowohl an die Amerikaner als an die Startbahn herangearbeitet hatten. Nun lagen die Amerikaner am Fuße des einen Hügels und sie am Fuße des anderen.
„Sowas gibt’s aber nicht und wenn, wäre es so teuer, dass es sich niemand leisten könnte. RUNTER!“
Decker drückte Frank nach unten ein leises Klingen erklang. Als Frank vorsichtig hinter seinem Versteck hervor sah, kam ein etwa zehnjähriger Junge mit einer Herde Ziegen durch die Hügel und mitten zwischen ihnen ließ sich der Junge nieder und die Ziegen liefen umher um Futter zu finden.
Drei Ziegen kamen bis auf einen Meter an Frank und Decker heran die sich mucksmäuschenstill verhielten. Schließlich, nach vier langen Stunden, als die Sonne sich in Richtung Westen verabschiedete zog der Junge mit den Ziegen weiter.
„Warum muss so ein Ziegenbock bloß so stinken?“ fragte Frank und atmete tief durch, als der Bock sich einen Meter neben ihm erhob und hinter der Herde her trottete.
„Ach du Scheiße!“ fluchte Decker und zeigte nach Westen, wo der Junge ein Fahrzeug angehalten hatte.
„Der Junge!“
Frank drehte sich um und sah nach Westen. Dort stand der Junge und der zeigte aufgeregt auf eine Stelle, mehrere Hundert Meter von ihnen entfernt. Genau auf die Stellung der Amerikaner. „Er hat sie entdeckt! Wir müssen sie warnen! Die Amis können ihn von dort unten nicht sehen und haben keine Ahnung, dass der Junge sie entdeckt hat.“ Frank sah, wie der Junge mit seinen Ziegen schnell weiterzog und ein Mann aus dem ausstieg, etwas unschlüssig umher sah, und dann in seinen Wagen sprang und zurückraste.
Als Frank aufstehen wollte, hielt ihn Decker fest und sah ihn fragend an. „Was hast du vor?“
„Ich warne sie, vielleicht können sie noch abhauen.“ Er sprang auf spreizte seien Arme weit vom Körper ab und rannte auf die Amerikaner zu.
„ACHTUNG NICHT SCHIESSEN!“ rief er auf Englisch während er sich den Amis näherte.
Plötzlich wuchs eine Gestalt vor ihm aus dem Boden und legte seine Waffe auf ihn an.
„Ganz ruhig!“ sagte der so gelassen wie möglich und streckte seine Arme weit von sich. „Sie sind von der Ranger Einheit die Boris Marunja sucht.“ Sagte Frank im einwandfreien Englisch.
„Wer zum Teufel sind sie?“ wollte der Soldat wissen.
„Wir sind Freunde und wir suchen Marunja auch. Deswegen dachte ich wir könnten uns gegenseitig helfen.“
„MITKOMMEN!“ mit der Waffe zeigte der Ranger zum Lager und Frank ging langsam vor dem Mann her wo er plötzlich von mehreren Soldaten umringt wurde.
„Major, der Mann sagte, er wisse, dass wir … die Zielperson suchen.“
„Wer sind sie und für wen arbeiten sie?!“ fragte einer der Ranger du baute sich vor Frank auf. „Mein Name ist Frank Brauer und ich arbeite freiberuflich. Hören sie Major, sie wollen verhindern, dass Marunja in die falschen Hände gerät, und ich will ihn nach Israel bringen. Beides ist miteinander vereinbar. Sie haben Kommunikationsmittel und Informationen, aber im Gegensatz zu ihnen kann ich mich frei in der Stadt bewegen. Also, arbeiten wir doch zusammen.“
Der Major vor Frank starrte ihn fassungslos an. Hatte man ihm nicht gesagt, die Mission wäre ABSOLUT geheim? Woher wusste der Mann von ihnen, woher wusste er von Marunja und woher zum Teufel kannte er ihren Standort? „Wir müssen ihn festsetzen, bis wir mit der Einsatzleitung gesprochen haben!“ meinte einer der Ranger.
„So viel Zeit haben sie nicht! Der Junge mit den Ziegen hat sie entdeckt und ein Auto angehalten. Sie müssen hier weg!“
„Kein Mensch hat uns entdeckt!“
„Nein, wahrscheinlich war es einer der Ziegen. Hat vielleicht einer von euch etwas gegessen und liegen lassen?“
Automatisch wanderte der Blick aller zu einem der Ranger, der eindringlich den Kopf schüttelte, dann aber in seine rechte Beintasche griff und sogar unter der Tarnung blass wurde.
„Kels! Du blödes Arschloch!“ fluchte der Major „Los alles einsammeln und weg hier!“
„Major, was machen wir mit ihm?“
„Er muss mit!“
„Nein! Ich werde nicht mitkommen! Und versuchen sie es erst gar nicht mit Gewalt. Meine vier Partner“ Farnk hielt es für besser etwas zu übertreiben, „warten da drüben und wenn sie Dummheiten machen, werden sie eine Leuchtkugel über ihre Position schießen, dann brauchen die Iraner erst gar nicht zu suchen!“
Frank drehte sich zu Decker und winkte. Der Major folgte seinem Blick und sah auf dem anderen Hügel einen Mann aufstehen, der ebenfalls winkte. „Was jetzt Major?“ fragte einer der Ranger. „Wenn die uns hier tatsächlich erwischen, sind wir im Arsch.“
„Helfen wir uns gegenseitig.“ Sagte Frank und hielt dem Major die Hand hin.
„Also gut!“ forderte ihn der Ranger auf und schlug ein. „Reden sie, wie ist ihr Plan?!“
„Spricht einer von ihnen Deutsch?“
**
„NEIN! STELLT EUCH NICHT SO BLÖD AN!“
rief Frank, hob ein Funkgerät und dirigierte mit einer Hand einen der Ranger drei Meter weiter nach links, als mehrere Polizei und Armeefahrzeuge hinter ihm stehen blieben.
Er drehte sich um und sah mehrere Beamte und Soldaten mit gezogenen Waffen herausspringen und auf ihn zu rennen.
Mit deutlichen Gesten wurde er aufgefordert, die Hände zu heben und Frank kam stirnrunzelnd der Aufforderung nach, als man ihm ein Sturmgewehr unter die Nase hielt.
Frank, Decker und die Ranger standen in drei Gruppen verteilt neben der Straße und Decker der neben Frank stand, hielt eine Landkarte in der Hand. Die Ranger hatten ihre Uniform soweit abgelegt und trugen ihre Unterhemden wie Shirts und einige hatten ihre Hosen so weit nach oben gekrempelt, wie es ging. Auch die Tarnschminke war abgewaschen, stattdessen waren die Gesichter mit Staub verschmutzt und die Kleider dreckig. Die Waffen lagen mit dem Rest der Uniform unter Steinen begraben.
Ein anscheinend hoher Polizeioffizier fragte ihn auf Persisch, was er hier mache, und Frank sah wie sich die Soldaten und Polizisten entspannten, als sie sahen, dass keiner der Männer hier bewaffnet war.
„Ich verstehe kein Wort.“ Sagte Frank und winkte einen der Ranger zu sich. „Übersetz mir das mal!“, forderte Frank in Deutsch und ließ den unbeeindruckten Boss heraushängen.
Der Ranger erklärte dem Polizeioffizier auf Persisch, dass Frank die Landessprache nicht ausreichend gut spreche und fragte was er wolle, und der Offizier wiederholte seine Frage.
Der Ranger nickte fleißig und übersetzte die Frage des Offiziers ins Deutsche. „Er will wissen, wer wir sind und was wir hier tun.“
„Was wir hier tun?!“ Frank starrte den Offizier fassungslos an. „Diese scheiß blöde Telefonleitung bauen, über die sich anscheinend keine Sau vorher Gedanken gemacht hat! Keine Behörde hat man informiert! Keiner hat einem Plan über den genauen Verlauf! Keine Ahnung wo die Leitung unterirdisch laufen soll und kein Arsch interessiert sich dafür, wie wir das hier innerhalb der Vertragsfrist hinbekommen sollen!“, begann Frank wild zu fluchen und legte nach. „Ihr Kommunikationsministerium ist genauso unfähig und träge wie unseres! Aber interessiert das irgendjemand? NEIN! Es heißt bloß, Brauer sehen sie zu, dass die Leitung so schnell wie möglich fertig wird!“
Der Ranger hob beschwichtigend die Hand und versuchte dem Polizisten zu erklären, dass hier auf dem Hügel ein Funkmast gesetzt werden soll und sie ein Vermessungsteam sein, welches die Kanäle für Zuleitungen einer neuen Telefonleitung zu dem Mast hin, vermessen sollten. Das alles erklärte er, während Frank richtig vom Leder zog und über alles und jeden schimpfte.
Als der Offizier die Ausweise sehen wollte, holte Decker die Papiere und Verträge hervor, die ihnen Dagan bei ihrer Abreise gegeben hatte. Die übergab der Offizier einem anderen Polizisten und der hängte sich ans Funkgerät.
Franks Herz schlug bis zum Hals und es pochte in seinen Ohren, während er weiter schimpfte. Die Überprüfung schien eine Ewigkeit zu dauern, dann kam der Polizist zurück und flüsterte dem Offizier etwas ins Ohr.
Schließlich kam der Offizier zu Frank und gab ihm zu verstehen den Mund zu halten. Als Frank seinen Dauerfluch beendet hatte, griff der Offizier in seine Tasche und holte die Verpackung eines bekannten amerikamischen Schokoriegels hervor, hielt sie Frank unter die Nase und sagte etwas in einem strafenden Ton.
Der sah seinen „Dolmetscher“ an und der Ranger übersetzte. „Eine Ziege ist an der Verpackung des Schokoriegels eingegangen und es handele sich um einen eklatanten Verstoß, einfach seinen Müll zu entsorgen.“
-Blöder Arsch! – dachte Frank. Von wegen tote Ziege, erkannte aber die Chance, die sich hier bot. „KELS!“ brüllte Frank und einer der „Vermesser“ kam gerannt. „Haben sie ihren scheiß Müll einfach liegen gelassen?!“
Kels schaute schuldbewusst und sagte dann das einzige Wort Deutsch das er kannte. „Ja.“
Frank schüttelte den Kopf und wandte sich dann an den Offizier. „Frag ihn, was die Ziege Kostet.“
„Viertausend Rial.“ Übersetzte der Ranger die Antwort.
-So ein Halsabschneider! Das sind fast vierhundert Mark! – doch bevor Frank etwas sagen konnte, legte der Offizier nach.
„Dazu kämen noch einmal zweitausend Rial für den Verstoß gegen das Umweltgesetz, und sechstausend Rial für den Einsatz.“
Als Frank sagen wollte, dass er die Strafe bezahlen wollte, riskierte der Ranger alles! „NEIN!“ flüsterte er und drehte sich etwas zur Seite. „Sie dürfen nicht einfach zahlen! Feilschen sie, sonst wissen sie, dass sie das Land nicht so gut kennen, wie sie es sollten, wenn sie hier arbeiten!“
Ohne Antwort zu geben, fuhr Frank herum. „ZÖLFTAUSEND RIAL? Frag ihn ob ich wie eine Gelddruckerei aussehe!? Sechstausend und keinen Rial mehr!“
Es entwickelte sich ein heftiges Streitgespräch zwischen dem Offizier und Frank und schließlich einigte man sich auf 8.200 Rial.
„Also gut! 8.200, aber dafür bekommen wir die Ziege!“
„Die Ziegen bekommen wir, wenn wir 8.500 Rial zahlen.“
„NA SCHÖN!“ fluchte Frank und nickte. „Wolfgang! Zahl dem Offizier das Geld aus.“
Decker zog ein Bündel Geld aus der Tasche und zahlte dem Offizier das Geld aus, wobei er in Gedanken einmal rund um den Kopf grinste und erleichtert aufatmete, als die Iraner wieder in ihre Fahrzeuge stiegen und in die Stadt zurückführen.
Als nur noch eine Staubfahne zu sehen war, atmeten auch die Ranger auf. „Scheiße, das war knapp!“ sagte der Major der Ranger der als Dolmetscher fungiert hatte und winkte Kels herbei. „Hier!“, er reichte Kels die Verpackung seines Schokoriegels, „ich schätze, das war der teuerste Schokoriegel, den sie je gegessen haben. Ich hoffe er ist die 8.500 Rial wert, das werde ich ihnen nämlich vom Sold abziehen!“
Dann hielt der Major Frank erneut und diesmal ehrlich freundlich entgegen. „T.L. Lorson.“
„Frank Brauer.“ Frank schlug ein und dann reichten sich Lorson und Decker die Hände. „Sind das die vier Mann ihres Teams?“ wollte Lorson von Frank wissen und zeigte auf Decker.
„Klar, Das ist Wolfgang Decker, mein Partner, mein ehemaliger Ausbilder, mein Organisator und mein bester Freund, das sind Vier.“
„Danke, danke.“ Warf Wolfgang ein. „Wie geht’s jetzt weiter?“
Frank dachte kurz nach und sagte dann zu Lorson, „Sie gehen mit uns in die Stadt und wir besorgen ihnen zwei Fahrzeuge, dann suchen wir uns eine neue Unterkunft für uns alle. Sobald wir wissen, wo sich Marunja aufhält, entscheiden wir, wie es weitergeht.“
„Einverstanden.“
„Wie viele Funkgeräte habe sie?“
„Zwei.“
„Was dagegen, wenn wir eines davon behalten?“
„Nein. Solange sie nicht von uns erwarten, ihnen unsere Frequenzen zu nennen.“
„Keine Sorge, sie haben ihre Frequenzen, und wir haben unsere eigenen.“
**
Zusammen mit Lorson und einem weiteren Ranger fuhren sie in die Stadt zu einer Autovermietung, wo sie einen alten VW Bully mieteten, dann fuhren sie zu einer Pension, wo sie zwei große Wohnungen anmieteten. Anschließend holten Decker und Lorson den Rest der Ranger ab.
„Warten sie, wir müssen in die Innenstadt.“ Erinnerte Decker Lorson auf dem Rückweg.
„Was wollen sie denn dort?“
„Wir müssen zur Polizeistation.“
„Sind sie verrückt?“
„Nein! Wir müssen die Ziege holen, sonst wird die Polizei doch noch misstrauisch.“
„Wir sind uns doch darüber einig, dass die Ziege nicht an der Verpackung gestorben ist.“
„Klar lebt die Ziege noch! Aber wir haben ein paar Tausend Rial dafür bezahlt. Wenn wir zumindest nachfragen, machen wir uns verdächtig.“
Lorson beließ es dabei, zumal das, was Decker sagte, nicht von der Hand zu weisen war. Also steuerte Lorson durch die Innenstadt bis er zur Polizeistation kam. Zu Deckers großer Überraschung zeigte man ihnen tatsächlich eine tote Ziege, die im Hof der Polizeistation lag. Schon der erste Blick, sagte Decker, dass das Tier schon mindestens einen Tag tot war und die Verletzungen auf einen Autounfall hindeuteten, aber Wolfgang hielt es nicht für ratsam zu diskutieren und lud das tote Tier in den Bully, um es anschließend am Straßenrand außerhalb der Stadt von den Rangern vergraben zu lassen.
„Sprechen sie außer Englisch und Deutsch noch etwas anderes?“
„Ich spreche Spanisch und Französisch.“
„Wir dürfen hier nicht auffallen. Ein Wort Englisch und wir fliegen auf. Welche Sprache können alle ihre Männer?“
„Wir sprechen alle mehr oder weniger gut Spanisch.“
„Dann gilt ab jetzt, nur noch Spanisch sprechen!“
„Si Señor.“
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Tag 11 der Mission
Lem, Kevesch, Soraya und ihr Bruder Jonah, saßen zusammen und versuchten herauszufinden, wer hinter der Abhöraktion stand. Allen war klar, dass, wer immer die Computerleitung angezapft hatte, nur ein kleines Rad im Getriebe des großen Unbekannten war, aber es wäre zumindest ein Anfang!
„Also die Anschlüsse führen zu den KFZ, bzw. Werkstatt Bereich. Von dort aus wurde die ehemalige Fernsprecherleitung mit einer Funk-Box verbunden. Sobald etwas über die Leitung kam, wurde es in ein Funksignal umgewandelt und gesendet.“
„Ein Funksignal…“ meinte Lem und dachte nach, „Wieso hat das keiner bemerkt? Wird das Gelände denn nicht elektronisch überwacht?“
„Nicht unbedingt, das Signal ist nicht sehr stark. Wahrscheinlich ist das Absicht, aber das Gute daran ist, der Empfänger muss in der Nähe sein, sonst erreicht ihn das Signal nicht.“
„Jonah, wir sind hier mitten in der Stadt! Was ist in der Nähe?“ fragte Soraya.
„Ein Umkreis von 1000 Meter.“
„Verdammt, das ist die halbe Stadt… Wer immer die Leitungen angezapft hat, er hatte Zugang zum Gebäude und zu den Werkstätten.“ Stellte Lem fest.
„Ich habe mir die Einträge des UvD angesehen aus denen hervorgeht, wer Zutritt zu dem Computerraum hatte. Es gibt lediglich eine externe Firma, welchen regelmäßigen Zugang hat… es ist die Firma Gravah Tec. Sie hat den Auftrag die Klimaanlage zu warten.“ Sagte Kevesch. „Ich habe mich etwas schlaugemacht. Gravah Tec. ist eine kleine Firma mit gerade einmal sechs Mitarbeitern.“
„Wo ist der Sitz des Betriebs?“
„In der Gurion Straße.“
„HHMM, das ist nur 300 Meter Luftlinie von hier.“ Stellte Lem fest. „Das würde passen.“
„Ja, und ich habe nachgeschaut, wer alles Zugang zu den Werkstätten hat.“ Teilte Soraya mit. „Die Wache am Tor führt genau Buch, welcher Außenstehende, wann welchen Bereich betritt. Drei externe Lieferanten kommen regelmäßig. Ein Zulieferer für Autoteile, eine Firma welche Spezialreparaturen an Fahrzeugen durchführt und ein Lieferant für Treibstoff, der die hauseigene Tankstelle beliefert.“
„Beginnen wir mit dem Zulieferer“, entschied Lem. „Wo ist dessen Sitz?“
„Im Gewerbegebiet außerhalb der Stadt, Richtung Flughafen.“
„Das ist zu weit weg. Was ist mit der Reparaturfirma?“
„Die liegt zwar innerhalb der 1000 Meter, doch die Firma kommt zwar einmal im Monat, aber nur, wenn sie angefordert wird. Das wiederspricht unserer Überlegung.“
„Bleibt er Treibstofflieferant, kommt der denn regelmäßig?“
„Ja, er kommt jeden Montag, und füllt die Tanks, egal wieviel fehlt.“
„Und wo ist die Tankstelle?“
„Nur zwei Straßen weiter.“
„OK“, beschloss Kevesch, als Ranghöchster, „Lem, sie und Soraya gehen tanken und sehen sich mal an der Tankstelle um. Ich will nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen. Falls wir falschliegen, warnen wir bloß die wahren Hintermänner. Ich werde mit Jonah mal zu der Wartungsfirma gehen.“
„Und was erzählen wir denen?“, wollte Jonah wissen.
„Dass wir festgestellt haben, dass im Rechnerraum, die Anlage öfter von Hand nachgestellt werden muss und wir einmal mit dem Geschäftsführer reden wollen um zu hören, welche Lösung er uns anbietet, oder ob wir die den Auftrag neu ausschreiben sollen.“
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Auf Sendung
In der Wohnung von David Mayr klingelte das Diensttelefon. Helga seine Frau schaute ihn strafend an, schließlich lief gerade ihre Lieblingssendung im TV. David entschuldigte sich und hob ab.
„Ja? … Wie bitte? … Wollen Sie mich vergackeiern, was sagen Sie da, auf welcher Frequenz und wie war das Rufzeichen?“ David Mayr schluckte kurz und schaute zu seiner geliebten Frau, die ihn fragend ansah. „Ich komme sofort, schicken sie mir den Wagen.“
„Schatz, ich muss zur Arbeit, es hat sich da etwas ereignet …“
„Liebster ich verstehe dich, aber komm nicht zu spät heim und fang keinen Krieg an, versprich mir das?“
Rasch hatte sich David Mayr angezogen und er verließ seine geliebte Frau. Der Wagen stand mit laufendem Motor vor der Türe und brauste sofort los, als er drinnen saß.
Im Heck des Wagens saß einer seiner Funk-Ingenieure. „Sagen Sie mir Moshe, sind Sie sicher, dass das Maja war, die da gesendet hat?“
„Oh ja, das war ihr Stil, und die Meldung, sie passt ganz genau und noch besser, sie hat unser Paket …“
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In der Kommunikationszentrale wartete der diensthabende Funkmeister bereits auf David Mayr. Eigentlich war David seit zwei Monaten im Ruhestand, aber er war ein wahrer Meister seines Handwerks und las den Funkspruch ein zweites und drittes Mal durch. Dann nickte er, „Ja, das ist zweifelsfrei Majas Stil, die Kennung passt auch, das Rufzeichen ist korrekt und auf welcher Frequenz, sagten Sie, kam das herein?“
Und David Mayr las erneut die Nachricht.
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Hallo David, uns geht es gut, Mama geht es auch gut, aber Papa hat Durchfall. Das Auto hat einen kaputten Motor und ich kann vor Winter nicht kommen. Ich habe mein Geld verloren und wir erwarten die Kündigung. Onkel geht es gut, er mag mich sehr. Wir frieren jetzt schon und brauchen ein warmes Feuerchen.
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„So wie es aussieht, hat es diese Maja geschafft, die Meldung auf genau 14.354 MHz im Einseitenband auf LSB Bereich zu senden. Wir überwachen diese Bereiche zwar noch, aber haben mit keiner Nachricht gerechnet.“
„Kein Wunder, da sendet ja sonst auch keiner mehr, viel zu viel Störungen und sie hat es geschafft, das ist meine Maja!“, lächelte Mayr stolz.
Jetzt legte er die Nachricht beiseite und der Funkmeister sah ihn an. „David, kannst du dir da einen Reim draufmachen, das ist keine aktuelle Codierung, die Maja da benutzt.“
„Stimmt, aber das war Maja, und ich kann mir in der Tat einen Reim darauf machen, diesen Code hatten wir früher einmal am Wochenende ausgeknobelt und Maja, sie steckt wieder einmal in Schwierigkeiten.“
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Tel Aviv
Dreißig Minuten später hielten Kevesch und Jonah vor der Halle Wartungsfirma. Da das Büro im inneren der Halle lag, beraten die Zwei die Halle und eine Klingel ertönte, als die Tür geöffnet wurde.
DING DONG tönte es laut durch die Halle, doch als Kevesch in Richtung Büro gingen, erschien niemand.
„Seltsam.“ Brummte Kevesch.
„Vielleicht sind alle unterwegs?“
„Und lassen die Halle offen? Eher unwahrscheinlich. HALLOOO.“ Da sich niemand meldete rief Kevesch noch einmal. „JEMAND DA?“
„Anscheinend nicht.“ Meinte Jonah worauf Kevesch die Tür öffnete, welche zum Büro in der Halle führte. „Jemand hier?“ Aber auch diesmal gab es keine Antwort.
„Hören sie das?“ fragte Jonah, „Da läuft irgendwo ein Generator.“
Kevesch spitze die Ohren und nickte. Draußen, auf der Rückseite der Halle lief ein kleiner Motor. Zielstrebig durchquerte Kevesch die Halle und öffnete eine Tür auf der Rückseite der Halle welche nach draußen führte. Als er den Hof betrat, sah er auch hier niemanden, lediglich ein kleiner handlicher Stromgenerator stand neben einem stählernen Baucontainer, der für kleinere Maschinen geeignet war und tuckerte vor sich hin. Am Generator waren mehrere elektrische Werkzeuge angeschlossen, als ob gleich jemand kommen würde, um weiterzuarbeiten.
„Hier ist auch keiner.“ Stellte Kevesch fest und wollte zur Halle zurück, als ihn Jonah am Arm packte und blass auf den Container zeigte. Jetzt sah Kevesch genau hin und sah mehrere Blutspritzer auf dem Boden vor der Tür. Sofort rannte er zur Tür, riss den Verschluss auf und starrte auf die sieben Tote Mitarbeiter der Firma, die alle mit mehreren Schüssen ermordet wurden.
„Verdammt!“ fluchte Kevesch. „Ich rufe sofort die Bereitschaft an. Sie sollen ein Team schicken und sie warnen ihre Schwester!“
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Lem fuhr mit seinem Auto an die Tankstelle und stieg aus. Im Gegensatz zu den großen Tankstellen der Stadt, hatte diese Tankstelle nur eine Zapfsäule mit zwei Tankmöglichkeiten. Ein Schild wies darauf hin, dass man hier selbst tanken musste und während Lem die Zapfpistole in den Tankstutzen steckte und den Tank füllte, tat Soraya so, als ob sie sich etwas die Beine vertreten wolle, wobei sie sich unauffällig umsah.
„In der Tankstelle scheint niemand zu sein.“ Sagte sie zu Lem. Der beendete den Tankvorgang und ließ den Blick umherschweifen. „HHMM, hier scheint nur wenig Betrieb zu sein, ohne uns als Abnehmer, wäre die Tankstelle sicher schon pleite.“ Fuhr Soraya fort.
„Jaaaa.“ Legte Lem die Stirn in Falten. „Die sind nicht Pleite gegangen, weil ihnen jemand Geld zuschießt! Auf diese Weise konnten sie die Preise dermaßen niedrig halten, dass wir nie auf die Idee kamen einen anderen Anbieter zu nehmen.“
„Und wieso fiel das nicht auf?“
„Machst du Witze? Solange es billig ist fragt doch keiner nach, wieso es billig ist. Komm, lass uns mal hineingehen.“
Mit Soraya hinter sich, betrat Lem den kleinen Verkaufsraum der Tankstelle und auch hier hing eine Klingel über der Tür.
Da niemand kam drückte Lem auf eine kleine Klingle die auf der Theke stand. „Ich habe ein mieses Gefühl in der Magengegend.“ Gestand Lem, als auch beim dritten PLING niemand in den Verkaufsraum kam.
„Soll ich mal draußen nachschauen?“ fragte Soraya.
„Gut… Nein nicht nötig!“, antwortete Lem und zeigte nach vorne hinter die Theke. Die Theke stand etwa einen Meter vor einer Wand, in deren Mitte eine Türöffnung war, die halb mit einem Vorhang verschlossen war. Soraya trat zu Lem und schaute worauf Lem zeigte. Hinter dem halb geöffneten Vorhang, konnte Soraya den vorderen Teil eines Sessels und ein Bein mit einem Fuß, der in Pantoffeln steckte.
Lem trat um die Theke herum und schob den Vorhang vorsichtig zur Seite. Dahinter war ein kleiner drei Mal vier Meter großer Raum, mit einem Fernseher, in dem eine Soap lief, einem kleinen Fenster zwei Sessel sowie das ältere Ehepaar, welches die Tankstelle betrieb. Sie saßen friedlich in ihren Sesseln und starrten mit leeren Augen in den Fernseher.
„Verdammt!“ fluchte Lem, während Soraya erschreckt die Hände vor den Mund hielt.
Beide drehten sich um, als laut hupend ein Wagen auf das Gelände der Tankstelle raste und mit quietschenden Reifen stehen blieb. Jonah sprang aus dem Auto und rannte auf die beiden zu. „Vorsicht, jemand hat die ganze Belegschaft der Firma umgebracht.“
„Ja… meinte Lem und zog den Vorhang zur Seite. „Hier sind wir auch zu spät!“
**
Tag 11 der Mission
In der Kiesgrube im Iran, 1988
Am Morgen hatte Maja ihren Rundgang oberhalb der Kiesgrube beendet und kam mit großen Augen zu Boris zurück.
„Da draußen schwirrt ein Hubschrauber herum, die suchen uns immer noch.“
„Klar das war doch zu erwarten, die Frage ist doch, ist das ein Kampfhubschrauber, dann haben sie einen konkreten Verdacht oder nur eine der leichten Modelle, dann könnten wir Glück haben.“
„Es ist eine Alouette III, das würde ich als leicht bezeichnen.“
„Eine Alouette Typ III, kannst du die zufällig auch fliegen?“ „Du machst Witze oder? Ich habe auf der Lama gelernt, die Alouette flieg ich zur Not blind. Was hast du jetzt wieder vor?“
„Wir sollten von hier weg. Hast du dir das ganze Gelände mal angesehen? Überall Seile, Drähte, irgendwelche Erdspieße und anderes Zeugs was einen Hubschrauberpiloten abschreckt. Was wäre, wenn du hier landen solltest, weil es da unten irgendein Ziel gibt, na wo würdest du landen?“
„Da oben neben dem Platz, von dem man hier herunterfahren kann, der ist hart genug da wirbelt es nicht einen Berg von Kies und anderem Schrott auf, und man hat eine freie Sicht in die Kiesgrube. Aber ich würde, wenn möglich hier gar nicht landen, die Turbinen fressen zu schnell Kies und dann war es das mit dem Fliegen.“
Sie schauten aus dem Verborgenen nach dem Hubschrauber, aber er kreiste und machte keine Anstalten zu landen. Dann hatten die Soldaten offenbar genug gesehen, denn der Hubschrauber flog höher und drehte schließlich ab.
„Das ist zu uninteressant und sie finden keine Spuren von uns.“, sagte Maja. Boris rümpfte die Nase, „Glaubst du, dass das alles war, oder kommen die wieder?“ „Machst du Witze, wir stehen auf einer kleinen Liste ganz oben. Das Einzige, was uns helfen könnte, ist, dass sie annehmen, dass wir zwei Männer auf der Flucht sind. Das könnten wir zu unserem Vorteil nutzen. „OK, wenn wir also als Paar auftreten haben wir bessere Chancen, du könntest auch schwanger sein aber ob das hilft, ist eher fraglich.“ „Nein lass das, ich weiß von einem Fall, da haben Hunde erschnüffelt, dass das gespielt war und die Frau wurden dann zerrissen, eine üble Geschichte.“ „Was haben wir eigentlich alles an Geld für unsere Reise?“ Und Boris kramte in seinen Taschen und seinem Rucksack. „Also ich komme auf 180.000 Rial, das sind knappe 4.100 DM, das ist nicht die Welt, aber immerhin und was hast du dabei Maja?“ „Ich habe knapp 200.000 Rial dabei, damit kommen wir zumindest weiter und können auch einen Flug nehmen, wenn wir etwas aufpassen.“ „Welche Flughäfen werden denn überwacht?“ „Alle, die Frage ist aber wie gut und wie streng. Als Einheimische kommen wir nur bedingt durch, als Forscher eher, aber wir bräuchten dann Papiere und die haben wir nicht. “
„Ja ohne Papiere kommen wir nicht weit, es ist jetzt bald 18:00 Uhr, wir sollten den Empfänger anmachen. Wenn die eine Information für uns haben dann kommt das jetzt um 18:10 Minuten. Kannst du den Antennentuner auf 17.275 MHz abstimmen, ich erwarte auf CW also Tastfunk eine Nachricht aus der Heimat.“
**
Kurz nach 18:00 Uhr stimmte Boris das Funkgerät ab. Die Kopfhörer waren sehr gut, denn es pfiff auf der Frequenz ganz schön, als ob ganze Karien Vogelschwärme zu Besuch wären. Doch knappe acht Minuten nach 18:00 Uhr wurde es plötzlich etwas leiser und Maja begann die Frequenz abzusuchen mit der Feinabstimmung. Eine Minute später war es, als hatte jemand die Kanarienvögel weggesperrt, es wurde leiser und leiser, nur das Rauschen blieb.
Da durchbrach eine Reihe Morsezeichen die Stille.
„Jetzt, aufzeichnen!“, schon drückte Boris die Tasten am Rechner und die Aufzeichnung lief an. Es waren ganz einfache 5-er Gruppen, die da über die Frequenz gegeben wurden, allerdings in einem Höllentempo. Fast hätte man meinen können, der Funker, der das eingab würde gejagt werden, aber erst beim genauer hinhören bekam man die Melodie und den Gleichklang mit. Der Funker musste ein Meister seines Faches sein, es beendete den Spruch mit einem einzigen Did Did Did Daaah. Dann war Stille und wenig später hatte jemand den „Käfig“ aufgemacht und es pfiff wieder. Boris schaltete das Gerät ab.
Die Fünferreihen waren nichts anderes als gemorste Zahlen jeweils fünf an der Zahl, dann eine kurze Pause und es ging weiter. Nachdem vier Reihen durch waren, gab es eine doppelt so lange Pause und es ging von vorne los.
Schließlich hatte Boris eine gute Seite voller Zahlengruppen. Sein Blick zu Maja war ernüchternd. „Und nun, was soll ich damit machen? Addieren, die Wurzel ziehen oder …“Maja lachte leicht und küsste Boris, pass mal auf, mein Schatz. Suche in der Mitte die Reihe die mit den gleichen Zahlen anfängt wie die allererste Reihe.“
„Hier, die ist identisch mit der ersten Reihe und nun?“ „Von oben bis hierher ist Teil A und ab der Wiederholung das ist Teil B. Leg die Ziffern übereinander und lösche alle gleichen Ziffern. “Boris tickerte etwas am Rechner, dann wurden die Ziffern weniger und es blieben nur wenige Ziffern übrig. „Das ist unser Code, den will ich haben, schön in Zahlen, Schatz. “Aus der ganzen DIN A4 Seite war eine kleine Ansammlung an Zahlen geworden. „Und wie geht es nun weiter?“ „Langsam mein kleiner Agent. Jetzt von hinten nach vorne die Zahlen, die einzelnen als Solo und die zusammenhängenden als Zahl, verstehst du?“ Boris sah sich Maja genauer an und lächelte, „Also so etwa:“
1,3 2,21 4,11 5,11 7,10 7,18 9,9 11,3 12,2 15,3 16,7 19,2 21,12 24,7 …
Und so ging es weiter, bis vier Reihen voll waren.
„Genauso“ bestätigte Maja.
„So, jetzt bin ich aber gespannt, wie geht es weiter mein Schatz?“ Boris Augen wurden größer wie bei einem kleinen Jungen vor dem Fest.
„Der Funker, der das gegeben hat, den kenne ich persönlich, das war seine Handschrift, so gibt nur einer und da er mich erreichen will Worte, sind das Worte aus dem Koran. Das erste ist der Vers und das zweite ist das Wort, also dann wollen wir einmal.“
„Gegeben? Maja, was hat dir der Funker gegeben?“ Jetzt musste Maja tatsächlich lachen. „Schatz, so nennt man es, wenn Funker Tastfunk machen, die hämmern nicht in die Tasten, die „geben“ seidenweich und zart, fast melodisch.“
Boris sah Maja skeptisch an und suchte die Worte aus dem Koran, den er von Maja erhalten hatte. Als er fertig war, überprüfte er mit Maja nochmals alles und dann hatten sie einen Satz aus teils wirren Worten.
„Schau, das musst du nun so lesen und verstehen. Zuerst zweimal das Wort Maria. Er hat mich immer Maria genannt und Maja soll einfach nicht vorkommen, jetzt aber weiter.“
Zusammen lasen sie die Lösung.
„Maria Maria Prophet Besuch Achtzehn Mittag Quelle Angesicht gleich Ort Zwei fremde Morgenland Jagd Kamel Bein Hilfe Vertrauen Zuflucht lange Nasen Osten Klein Zwillinge.“
Boris schaute Maja verwirrt an, „und das soll jetzt jemand verstehen?“
„Genau, das ist einfachste Schule. Vermutlich wusste mein Freund nicht, dass wir ein so gutes Funkgerät haben. Also ich sag dir was wir erfahren haben.
Am 18 treffen wir um Mittag unseren Besuch. Es kommen zwei Europäer, denen wir vertrauen können und sie suchen und helfen uns hier heraus. Wir sollen einen Ort suchen, der nach Quelle klingt und genauso ausschaut und heißt. In dem Ort gibt es etwas Großes, das wie eine Kamelspur ausschaut, dort sind wir richtig und dann in den Osten zu den zwei kleinen Bergen oder Hügeln.“
„Also einfach ist das nicht, wie soll jemand wissen, was du suchen sollst?“ „Darum geht es ja, er hätte ja Koordinaten geben können, das kann jeder verstehen und wir erhalten dann zwei wunderschöne Gräber, direkt am Ziel. Hast du dir das etwas so vorgestellt?“ Boris schaute sie zweifelnd an. „Ich glaube, ich habe zu viel Abenteuer Romane gelesen.“
Während sie die Aufzeichnungen verbrannten, betrachteten sie die Karte und die Luftbilder der Region, die sie aus einem der Ordner gefunden hatten.
„Der Ort könnte Qasr-e-qand sein, das steht hier für Quellstadt, Stadt der Quellen. “
„Klingt gut, haben wir ein Bild von der Stadt? “Boris durchsuchte den Ordner und in der Mitte wurde er fündig. „Wir haben zwei Aufnahmen, eine im Großformat und eine kleinere. “Sie schauten auf die schwarz-weiß Aufnahme. „Was meinen die mit Kamelspur, was meinen die mit Kamelspur im Osten …“ sann Boris und Maja zuckte kurz, schaute erneut auf die Karte und begann zu lächeln. „Ich hab’s. Das hier ist die Kamelspur im Osten, die die angegeben haben, und weiter im Osten sind die beiden Hügel, genau hier ist unser Treffpunkt. Dieses Gebäude ist gemeint.“
„Was ist das für ein Gebäude?“ „Das, mein lieber Boris, gilt es herauszufinden. Welchen Tag haben wir heute? “Wir haben Freitag, den 16, morgen ist Samstag und Feiertag und am 18. ist Sonntag.“
„Gut, also das ist unser Ziel, das müssen wir erreichen, wir müssen in der Stadt untertauchen und dieses Haus, oder was das ist untersuchen. Sonntagmittag erwarten wir Besuch.“
„Wenn ich mir vorstelle, dass wir vor einer halben Woche auf der anderen Seite an dieser Stadt vorbeigefahren sind, da drüben über die Schnellstraße 93 und jetzt müssen wir wieder zurück. Am meisten nervt mich da bestimmt dieser Gebirgspass. Der ist übel und eine ideale Kontrollstation, wenn man jemanden finden will.“
„OK, lass uns noch diese Nacht hierbleiben. Morgen früh und ich meine sehr früh brechen wir auf und fahren los nach Norden. Wir haben eine heftige Strecke vor uns.“
„Grob überschlagen sind das gute 280 Kilometer durch mittelschwere Straßen. Wir können nicht auf der Strecke nachtanken, wegen des Feiertags, aber dafür haben wir mit weniger Verkehr zu rechnen.“
„Und dann, was ist das dort oben in Qasr-e-qand?“
„Meine Unterlagen sagen aus, dass diese Stadt an einem breiten, schönen Fluss liegt, wenn es regnet. Da die Regenzeit aber erst noch kommt, denke ich, dass wir trocken durchkommen.“
„Was ist das für ein Gebäude?“
„Das, mein lieber Boris, gilt es herauszufinden. Welchen Tagen haben wir heute?“
Wir haben Freitag, den 16, morgen ist Samstag und Feiertag und am 18. ist Sonntag.“
„Gut, also das ist unser Ziel, das müssen wir erreichen, wir müssen in der Stadt untertauchen und dieses Haus, oder was das ist untersuchen. Sonntagmittag erwarten wir Besuch.“
Sie packten ihre Sachen zusammen und legten alles neben die liebgewonnene „Funk Bude“. Anschließend lief Boris nach oben, den Wagen holen. Mit dem PKW kam er die Strecke heruntergerumpelt.
„Zum Glück fahren hier jede Menge Allradfahrzeuge, das ist abenteuerlich hier herunter.“
Bei dem restlichen Licht tankten sie den Wagen voll, beluden ihn mit so vielen Kanistern wie möglich und vergaßen auch ihr Trinkwasser nicht mitzunehmen. Als Letztes würde morgen früh das Handgepäck reinkommen, dann musste es auch schon losgehen.
Maja stand noch vor der Unterkunft und betrachtete den Weg nach oben, so als würde sie sich genau einprägen, wie sie zu fahren hat.
Diese Nacht war nicht so ruhig und still wie die Nächte davor. Der Wind pfiff und irgendein Tier schlich durch das Kiesgebiet. Während Boris bereits tief und fest schlief, hatte sich Maja mit ihrem Fernglas und ihrem Rucksack nach draußen begeben und sie lief um das Lager herum.
Als sie einmal herumgelaufen war, bemerkte sie ein Rascheln in ihrem Fahrzeug. Auf dem Dachgepäck hatte sich etwas bewegt. Maja stoppte kurz und verhielt sich still. Der Wind kam vom Fahrzeug, was auch immer das da vorne war, es würde sie nicht wittern.
Jetzt war sie am Wagen und sah unter der ersten Plane ein Gesicht, das an einen Fuchs erinnerte. Das musste ein Goldschakal sein, von denen gab es hier noch einige und sie waren nicht gefährlich. Das arme Tier erschrak mehr als Maja und der Schakal suchte das Weite. Ein Blick unter die Plane bestätigte ihre Annahme, das Tier hatte nur nach Futter gesucht und nichts gefunden.
Sie lief bis an den oberen Rand, an dem sie auch morgen herausfahren würde und schaute sich noch einmal um. Die Nacht war zwar schwarz, aber schwach von einem Halbmond beleuchtet. Sie sah in der Umgebung vielleicht fünf oder sechs kleine Lagerfeuer und einige Zelte. So alleine war man hier draußen also doch nicht.
Auf dem Berghang gegenüber sah sie ein Zelt und Umrisse von einigen Menschen. Da Maja in Deckung stand, versuchte sie mit dem Fernglas zu erkennen, wer, oder was dort campierte, es gelang ihr aber nicht. Schließlich fasste sie einen tollkühnen Plan und schlich sich langsam in das Lager.
Als sie den Berghang fast erklommen hatte, hörte sie einen der Männer, es waren insgesamt drei Männer, auf Persisch etwas sagen und dass er jetzt „austreten“ müsse. Maja drückte sich ganz eng an den Berghang und wäre am liebsten mit dem sandigen Boden verschmolzen. Aber der Mann hatte ganz andere Sorgen, er konnte nicht Wasser lassen. Als sie endlich wieder im Camp bei Boris war, stand dieser bereits angezogen vor der Tür mit einer Axt in der Hand da.
„Wo zum Geier treibst du dich mitten in der Nach umher, hier könnte es vor Spionen nur so wimmeln. Sei doch kein Narr, wir sind auf der Flucht.“
„Ja ich habe deine Spione gefunden, die zelten zu dritt da drüben auf dem Berghang und werden morgen zu uns kommen, wir müssen in aller Frühe los und mit dem Licht sparsam sein.“
„Ja und gut wäre es, wenn wir bereits hier herunterfahren könnten, ehe die in die Kiesgrube kommen, und sie dann überraschen könnten.“
„Da habe ich eine kleine aber feine Idee. Jetzt lass uns aber etwas schlafen.“
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„Aufwachen Schatz“ … murmelte Maja und Boris kam zu sich. „Aufwachen, wir müssen los, in einer halben Stunde geht die Sonne auf.“
Rasch hatten sie ihre Sachen zusammengepackt und im Wagen verstaut. Da kam Maja mit einem langen Drahtkabel wie für Telefone und ihr Grinsen war nicht zu übersehen.
„Das läuft direkt in das kleine Lager mit den vielen Schweißer Flaschen, das ist unsere Ablenkung.“
Maja schwang sich hinter das Lenkrad und fuhr den Wagen mit niederer Drehzahl gemächlich und leise aus der Kiesgrube. Oben angekommen hielt sie neben einem Hügel, der etwas Schutz bot und suchte am Boden etwas.
„Du bist angeschnallt? Sehr gut, jetzt pass mal auf.“ Damit zog Maja an dem Telefonkabel, bis es sich spannte und etwas in einem der Container umfiel und es dabei leicht klapperte. „So das war’s, jetzt aber auf und davon, jetzt läuft die Zeit gegen uns.“
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In der Kiesgrube hatte Maja in dem Container mit den Schweißer Flaschen eine Teufelei in Gang gesetzt. Das Telefonkabel zog einen Pfropfen aus einem Ölfass, Öl floss in einen Kanister, der Kanister hing an einem dünnen Seil und dieses Seil spannte sich immer mehr.
Maja hatte den Wagen bereits die ersten Hügel hinuntergefahren und schaltete nun die Scheinwerfer ein. Sie fuhr recht flott auf die Schnellstraße zu und hinter ihnen blieb die Kiesgrube zurück.
Im Container der Kiesgrube
Schließlich riss das gestraffte Seil, der mittlerweile gefüllte Kanister riss die auf einem Tisch stehende Sauerstoffflasche mit Gewalt um und sie fiel donnernd zu Boden, direkt mit dem Ventil auf eine Axt, die von einem ölgetränkten Stoff umgeben war.
Was dann folgte, glich einem Raketenstart. Das Ventil wurde abgerissen und der Sauerstoff reagierte mit dem Öl am Lappen und dem Öl im ganzen Container. Eine blaugelbe Stichflamme zusammen mit einer ohrenbetörenden Explosion riss das Dach des Containers weg.
Wie eine Rakete schoss die Sauerstoffflasche in den Himmel und verschwand.
Rauch und Donner standen in der Kiesgrube. Da musste etwas Entsetzliches geschehen sein. Die drei Männer auf der gegenüberliegenden Seite sprangen in ihre Kleider, bewaffneten sich und fuhren direkt zur Kiesgrube. Als sie erkannten, dass da kein Mensch mehr zu finden war, wurde ihnen auch klar, dass man sie ganz fies ausgetrickst hatte.
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Als Maja und Boris gerade auf die Schnellstraße fuhren, blitzte es hinter ihnen aus der Kiesgrube und sie sahen noch einen rasend schnell kleiner werdenden länglichen Gegenstand schräg ins Hinterland zischen, erst dann kam ein dumpfes Grollen bei ihnen an.
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„Verdammtes Pack, dumm sind sie ja nicht, das muss man denen lassen. Gib mir mal das Mikrofon!“
Und der Truppführer macht Meldung, dass die beiden flüchtenden Männer aufgebrochen waren und entweder nach Süden zum nahen Meer oder gen Norden fahren würden. Diese beiden Richtungen erschienen als die logischsten, da sie der Schnellstraße folgten.
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Die beiden Flüchtenden fuhren zwar gen Norden, aber wollten nach dem Gebirgspass die Schnellstraße verlassen und nach rechts über die alte Verbindungsstraße fahren, die nach Qasr-e-qand führte.
Doch zuerst mussten sie den Gebirgspass erreichen und passieren, ohne dass sie erwischt wurden.
„Wir müssen wieder das Fahrzeug wechseln, der PKW ist inzwischen zu auffällig.“
„Da vorne kommt ein Parkplatz mit Tankstelle, lass uns da raus und umsehen.“
Auf dem Parkplatz standen mehr als 20 LKW und gut 50 PKW. Der Feiertag zeigte bereits seine Auswirkungen, da wollten viele zu ihren Familien. Ein Paar fiel Maja dann doch sofort auf. Mann und Frau dazu ein Hund und dazu ein VW Bus. Der Mann schaute verzweifelt in den Motorraum und schüttelte den Kopf, während sie desillusioniert danebenstand.
„Will er nicht mehr?“ und Maja schaute fragend zu dem verzweifelten Mann.
„Der Motor ging einfach aus und kommt nicht mehr. Wir wollten zu unseren Leuten, aber so kommen wir gar nicht mehr weg.“
„Darf ich einmal nachsehen, ob ich etwas sehen kann?“
„Sind sie Mechaniker?“
„Etwas Ähnliches, vielleicht habe ich eine Lösung für Sie.“ Schon hatte Maja den Kopf unter dem Blech und Boris sprach mit dem Mann.
„Das ist so lästig, eigentlich sind diese Busse ja ganz zuverlässig, aber wehe, wenn etwas dran ist.“ Boris nickte zustimmend und Maja kam wieder hervor.
„Tja der Motor dürfte hin sein. Wir könnten euch einen Handel anbieten. Da wir noch ein paar Tage Zeit haben. Wir leihen euch unseren Wagen aus, mit dem fahren Sie zu der Familie und wir bekommen morgen oder übermorgen eh Verstärkung die kennen sich mit so etwas aus.“
„Die Autos tauschen?“ Ungläubig blickte der Mann seine Frau an und ihre Augen begannen zu leuchten.
Eine halbe Stunde später hatte man sich auf einen Autotausch geeinigt und die Familie fuhr in das erwartete Wochenende. Maja und Boris standen da und winkten hinterher, bis sie außer Sicht waren.
„Was soll das denn für ein Tausch sein, wir wollten doch von hier weg – Schatz!“ Boris‘ Augen sahen in diesem Moment enttäuscht aus.
„Warte mal ab und gib mir den Schraubendreher da, den gelben…“
Fünf Minuten später stand Maja vor Boris. „Also los, starte einmal!“
Ungläubig startete Boris und der Motor – er sprang an. „Was war denn das, wieso läuft der denn?“
„Tja, zeig mir einen Verbrennungsmotor, der nicht mag und ich zeig dir den Fehler oder repariere ihn. Bei dem Bus war der Zündkreis unterbrochen und schuld war ein abgebrochenes Erdungsband. Mehr nicht.“
Nach zehn Minuten hatten sie den Bus vollgetankt und ihre Sachen eingeladen, dann ging die Reise weiter, in einem munteren VW Bus ohne Klimaanlage aber dafür mit einem zuverlässig laufenden Motor.
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Einige chaotische Überholmanöver später, kam der Pass in Sicht. Hier auf den Straßen fuhren viele Menschen wie Selbstmörder und die Unfallziffern waren auch sehr hoch. Der Gebirgspass lag nun direkt vor ihnen und vor dem Pass standen jeweils zwei Jeeps mit Besatzungen und begutachteten alle Fahrzeuge, die hier durchfahren wollten. Eine Person klärte die Kennzeichen über Funk ab und die anderen schauten prüfend in die Fahrzeuge, als würden sie etwas anderes suchen.
„Einfach durchfahren, nicht anhalten und ja nicht beschleunigen.“ Boris nickte Maja zu und sie tuckerten langsam, aber stetig durch den Gebirgspass.
„Geschafft Schatz, wir sind durch, da vorne kommt unsere Abbiegung, ab dann geht es einfacher.“
Sie waren unerkannt entkommen und fühlten sich in Sicherheit. Doch direkt nach dem Gebirgspass kamen erneut die waghalsigen Fahrer, die ohne Rücksicht auf andere sich den Weg frei bahnten. Ob da nun Blech und Glas zu Bruch ging, war vielen egal.
„Da vorne, fahr da mal ab, hier ist zu viel los, ich dachte die Leute freuen sich, dass das Wochenende da ist.“
„Was machen diese ganzen LKW auf der Straße? Es ist Samstag?“
„Ja und, am Samstag fahren auch anderswo die LKW, also auch hier, pass lieber auf, der Truck sieht aus, als seien seine Bremsen im Eimer, da kommt Qualm aus den Felgen, nichts wie runter von der Fahrbahn.“
Kaum waren wir von der Piste, donnerte der LKW über die Fahrbahn und verschwand irgendwo weit hinter uns, als es krachte und die Blechteile flogen. Der LKW war ungebremst in eine ganze Reihe Fahrzeuge gerast.
„Ganz langsam weiterfahren, nichts anmerken lassen, das geht uns nichts an, wir haben nichts damit zu tun, fahr einfach.“
So fuhren sie mit dem Bus weiter und machten jede halbe Stunde irgendwo eine Pause. Dabei versuchten sie sich umzusehen und nicht besonders aufzufallen.
„Wie weit ist es noch bis in die Stadt?“
„Nicht mehr sonderlich weit, knappe 120 Kilometer, aber die schaffen wir bei der lahmen Gurke so schnell nicht.“
Der VW Bus entpuppte sich nach und nach mehr als ein abgefahrenes Teil Wolfsburger Edelschrott und Maja schätzte den Motor auf irgendwas jenseits der 200.000 Km. Folglich gönnten sie den Bus öfter eine Pause.
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Am Iran Schahr Airport standen zwei unauffällige Männer und warteten auf die Ankunft eines Mannes. Theobald, der Stecher, Vogel schwebte in einem zweimotorigen Super King-Air Propellermaschine ein und rollte zum Vorfeld.
Die Zugangstür öffnete sich und der Copilot stieg aus, um die Tür zu sichern. Dann trat auch schon Theobald, der Stecher, Vogel hinaus und begann sich den Schweiß abzutupfen.
Jetzt im September waren hier Hochsommer und die Temperaturen brannten mit 46 Grad erbarmungslos auf die Menschen, die keinen Schutz gefunden hatten.
Schon fuhr die Limousine vor und Theobald, der Stecher, Vogel stieg in den klimatisierten Wagen ein und schloss die Tür. Den kühlen Erfrischungstrunk kippte der Stecher einfach so herunter und verlangte noch einen.
„Verdammte Gluthitze hier, ist es hier immer so heiß?“
„Wir haben Sommer, dieses Jahr ist der Sommer gnädig, sonst haben wir fast 50 Grad im Hochsommer, Sir.“
„Worauf warten sie noch?“
„Das Gepäck muss noch eingeladen werden, dann geht es gleich los, Sie werden da vorne bereits erwartet.“
„Fahr endlich los, wenn die zu lahm sind, sollen sie die Koffer tragen, dann haben sie auch was zu tun. Los jetzt, ich habe was zu tun.“
Der Fahrer brauste los und die Besatzung schaute empört dem Wagen nach. Doch da kam bereits ein offener Trolli mit vielen kleinen Wägelchen angetuckert und die Koffer konnten umgeladen werden. Die Begleiter saßen auf einem schmalen Personen-Trolli mit Stoffdach und schwitzten bereits höllisch.
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„Also Navid, was ist mit der Spur zu Marunja, wo ist der jetzt und mit wem?“
„Kurosh, Leiorgan und ich haben die Spur aufgenommen. Marunja hat genau seit dem Zeitpunkt Hilfe, seit wir diesen Doppeldecker mit dem Agenten abgeschossen haben. Ich gehe davon aus, dass der Pilot bei ihm ist und ihm hilft. Alle Aussagen von früher, dass das zwei Leute waren und dass beide verbrannten sind völliger Mumpitz. Der Pilot hat überlebt und ist bei Marunja.“
„Wisst ihr wer der Pilot bei Marunja ist?“
„Nein, bisher kamen wir nicht so nahe heran. Ihre Anweisungen waren sehr genau, dass wir uns zurückzuhalten haben.
Die beiden verhalten sich auch ruhig, wir haben nichts von Funkverbindungen mitbekommen, oder sie machen es besser als wir ahnen. Aber all unsere Scanner zeigen nichts an.“
„Wenn die hier aus dem Land heraus wollen brauchen sie Hilfe und die müssen sie kontaktieren. Die können ja nicht mal eben in Israel anrufen und Bescheid geben. Wo haben die sich bisher aufgehalten?“
„Hier in diesem Haus, dann waren sie in dieser Kiesgrube und sind seither auf der Straße.“
„Die Kiesgrube will ich sehen.“
„Sir mit dem Wagen dauert das aber …“
„Quatsch wer faselt etwas von einem Wagen besorgen sie einen Helikopter und zwar sofort.“
Eine halbe Stunde später flogen Der Stecher, Kurosh, Leiorgan und Navid in einem gemieteten Helikopter in den Süden und kreisten über der Kiesgrube.
„Landen sie da unten irgendwo.“
Der Pilot schüttelte den Kopf.
„Da unten lande ich nirgendwo, da sind überall Drähte und Stahlseile, wenn wir landen, dann da vorne auf dem Plateau.“
Als sie gelandet waren und hinunter liefen stolperte Kurosh fast über ein dünnes Kabel, das nach oben lief. Unten an den Containern angekommen, schauten sie in das, was von der Sauerstoffflasche Aktion noch übrig war.
„Da saßen sie und haben an dem Tisch etwas getan. Was war das womit haben die Hilfe gerufen.“
Kurosh schaute etwas unwissend und der Stecher wurde bereits ungeduldig.
„Sir, ich finde nichts, mit dem die beiden einen …“ weiter kam er schon nicht mehr.
Mit einer schnellen Bewegung hatte Theobald, der Stecher, Vogel, mit einem scharfen Messer die Kehle von Kurosh durchschnitten und dieser fiel Blut spuckend nach hinten um.
„Versager. Die haben einen Transmitter, schaut euch die Kiste an, das ist ein Kurzwellentransceiver mit Netzteil und Anpassungsgerät. Jetzt wissen wir, dass sie über Kurzwelle arbeiten und nicht über Satellit.“
Während Theobald, der Stecher, Vogel bereits nach draußen ging, fragte Navid nach. „Was machen wir mit dem da?“
Der Stecher drehte sich um und zeigte auf die Fässer neben einem der Container. „Rollt die in den Container, wenn die gefüllt sind und zündet den Schuppen an.“
Als sie oben in dem Hubschrauber saßen stieg eine schwarze Rauchwolke aus dem Container auf.
„Was habt ihr denn da verbrannt?“
„Diesel und Hydrauliköl war in den Fässern.“
„Diesel alleine hätte ausgereicht, das hier sieht man ja 100 Kilometer weit, ihr Dilettanten.“
„Wo ist der andere Mann geblieben, sie waren doch zu viert?“
„Der hält Feuerwache, wo ist die nächste Verkehrskontrolle mit unseren Leuten?“
„Am Gebirgspass Ibal Kanbanir, wir nennen ihn den Gebirgspass der Totenwinde.“
„Das ist unser nächstes Ziel, los mit voller Fahrt, reicht der Sprit für diese Mühle?“
„Ja, der Treibstoff reicht bis zum Pass, dann müssen sie raus.“
„Navid, ich brauche dort unten dann Fahrzeuge, oder etwas um den Heli nachzutanken.“
„Ich werde was zum Nachtanken organisieren.“
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Tag 12 der Mission
In der Hotelanlage. 1988
Frank Brauer und Wolfgang Decker hatten ihre Sachen gepackt. Die Sache mit der iranischen Polizei war für noch einmal gut ausgegangen und die tote Ziege hatte ihre Ruhe gefunden. In ihrem Hotel hatten sie sich in der obersten Etage eingemietet und einen Weg auf die Terrasse nach draußen genutzt um Dagan anzufunken.
Die Nachricht von Dagan war kurz und knapp.
„Die beiden sind wohlauf und brauchen eure Hilfe. Sie kommen über den Gebirgspass der Totenwinde durch Jalai kallag, Nikshar und Tehrek.“
Dazu die Koordinaten einer Lagerhalle, an der ein geeigneteres Transportmittel bereitstehen würde. Dort würden zwei Männer auf sie warten zur Übergabe.
Maja und Boris waren also wohlauf und unterwegs zu ihnen.
Nun waren sie unterwegs zu dem Transportmittel, von dem die Rede war. Mit dem alten Bully tuckerten sie vor die Stadt und kamen auf eine Seitenstraße, die Dagan angegeben hatte.
„Wolfgang, da vorne ist eine alte Scheune mit großem Tor, sonst ist hier gar nichts.“
„Ja mach mal langsam, ich will von der Anhöhe mal Ausschau halten, was uns da erwartet.“
„OK wie Dagan berichtet eine Lagerhalle, ein schwerer Tanklaster LKW und zwei Männer.“
„Gut, lass es uns versuchen, die Angaben stimmen.“
Vorsichtig fuhren sie auf die Halle zu und verhielten sich unauffällig und sie achteten darauf, nicht zu viel Staub aufzuwischen.
Die beiden Männer sahen nicht gerade vertrauenserweckend aus, der größere von beiden kam auf Decker zu und grüßte zurückhaltend auf Persisch.
Decker grinse sein breitestes Lächeln und versuchte sein Glück.
Da lachte der Große und sprach auf Englisch weiter. „Entspann dich Freund, dein Boss hat schon klargemacht, dass ihr mit der Landessprache eure Probleme habt.“
Die vier standen sich nun gegenüber und beide spürten die Vorsicht und die unterschwellige Angst. „Seit der Revolution sind wir hier sehr vorsichtig geworden, aber ihr seid nun alles, nur keine Geheimdienstleute des Ayatollah.“
Nach kurzem Gespräch wurde Frank und Wolfgang klar, dass sie hier ein Flugzeug zu übernehmen hatten und Wolfgang schaute Frank bereits skeptisch an.
„Schau nicht so, ich bin der beste Pilot, den du hier siehst, also beherrsch dich.“
„Also passt auf, wir müssen nachher wieder weiter. Wir fahren den Tanker hinter die Halle. Kommt mit ich zeige euch wo und wie die Tore aufgehen. Das Gebiet hier gilt als verseucht, da traut sich kein Mensch mehr her.“
„Verseucht?“
„Ja hier soll früher mal eine Tierseuche gewütet haben und alle Tiere im weiten Umkreis sind qualvoll gestorben.“
„Und was war mit den Menschen?“
„Die haben seither den Bereich gemieden, was für uns das Beste war.“
„Was macht ihr sonst noch hier, wenn ich fragen darf, ihr müsst nicht antworten.“
„Hehe wir schmuggeln hin und wieder Kleinigkeiten, ansonsten arbeiten wir für euren Boss.“
In der Scheune stand eine klapprige einmotorige Maschine. Sie erinnerte an eine Cessna 172, Allerdings war das Fahrwerk mit einer Querstrebe verbunden und die Reifen deutlich dicker als normalerweise.
„Was ist das denn für ein Oldtimer?“
„Das war früher ein Versorger und Kurierflieger, vor der Revolution, dann wurde die Kiste vergessen und da sie keine Gefahr darstellt, ist sie noch nicht zerstört. Die Technik stammt aus der Cessna, den Motor hat irgendwer mal repariert und irgendwie fliegt der Flieger seither ruhiger und vor allem leiser.
Wer ist von euch der Pilot?“
Decker drückte Frank vor „Der hier meint, damit umgehen zu können.“
„Aha, na dann komm Freund, schau alles Unwichtige fehlt. Das Ding hat die normale Steuerung, Trimmung und Bremsen für beide Räder. Passt auf die sind nicht verbunden, ihr könnt euch recht schnell verbremsen, dann landet ihr auf der Nase. Funk hat es nur den einen Sender für UKW und den Luxus habt ihr in Form der Motorautomatik, da müsst ihr an der Drehzahl nichts machen.
Sie zickt etwas bei starkem Seitenwind und vergisst um Himmelswillen die Trimmung nicht. Sonst ist nix drinnen. Ihr habt zwei Flügeltanks, nicht wie früher einen zentralen. Umschalten müsst ihr manuell. Die Kiste ist frisch vollgetankt und der Tanker hier hat nur eine Handpumpe.“
„OK sonst noch etwas, das wir wissen müssen?“
„Nur, dass ihr im Iran seid. Hier habt ihr immer Nordwind von der See kommend, egal wie ihr fliegt, vergesst das nicht. Und haltet euch von Militär und den Städten fern, auch wenn ihr nicht interessant seid. So, das war’s, dann Hals und Beinbruch. So sagt man doch bei euch – oder?“
„Ja so sagt man, oder Inschallah.“ Die beiden Männer lächelten und stiegen in einen klapprigen Kleinwagen, um zu verschwinden.
„Na denn mal, lass uns mal den Vogel begutachten.“
„Und du kannst so ein Ding tatsächlich fliegen?“
„Jupp! Habe ich in den Staaten noch erlernt und hin und wieder bin ich eine Stunde zwei geflogen, aber etwas aus der Übung bin ich schon. Doch vertrau mir. Ich muss dir ja auch vertrauen, denn du bist mein Navigator und mein Bordradar.“
„Ach du Scheibenkleister, stimmt, das Ding hat ja nichts.“
Sie schoben den Vogel nach draußen, gute 10 Meter vor die Halle und verschlossen die Tore wieder. Der LKW hatte eine offene Motorhaube, da würde keiner einsteigen. Mit einer Hand voll Sand, den sie langsam durch die Finger rieseln ließen, bestätigte sich ihr Verdacht, Nordwind. Decker schaute unter die Maschine und fluchte laut.
„Was ist denn los?“
„Diese Verbindungsstange zwischen den beiden Rädern, irgendwer hat die spitz zu geschliffen, damit kannst du ein Feld abernten, oder jemand die Rübe absäbeln.“
„Du liest zu viele schlechte Romane. Niemals wird im Flieger einem anderen den Kopf abschneiden.“
„Also denn, lass uns mal die Strecke erkunden.“
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Tag 13 der Mission
Gebirgspass der Totenwinde 1988
Theobald, der Stecher, Vogel hatte seine Leute auf Vordermann gebracht. Dabei waren zwei für immer aus der Personalliste gestrichen worden und lagen jetzt in einem staubigen Graben.
„Damit sollte klar sein, dass ich Versagen nicht dulde. Also die Aufgabe ist ganz einfach: Findet heraus wohin Marunja gefahren ist. Nach Norden, Süden oder in den Westen. Sonst gibt es da ja keine Straßen und fliegen können sie nicht. Wir wissen, dass Marunja den Pass hinter sich gebracht hat, aber nicht was er fährt. Angeblich einen PKW aus der Region Iranschar. Sucht sie und findet sie. Sobald ihr sie habe kein Kontakt zu den beiden, Info an mich und wehe euch ihr findet sie nicht. Und jetzt los, worauf wartet ihr. Morgen ist hier Feiertag.“
Unbarmherzig trieb Theobald, der Stecher, Vogel seine Leute an und schon ging er auf den Piloten zu. „Was ist jetzt mit Sprit, wieso ist der Vogel noch nicht betankt?“
„Der Versorger ist unterwegs, hier gibt es Flugzeugsprit nicht an jeder Tankstelle und wir haben keine Autobahnen wo Porsche den Sprit bringen, also müssen auch sie warten!“
„Du gehst mir auf den Zeiger!“ Rief Theobald, der Stecher, Vogel und plärrte seine wenigen Leute an, die noch da waren, „Wer kann das Ding noch fliegen?“
„Der Mann ist der einzige im Bereich Südiran, also Gemach Chef, sonst stehen wir dumm da, und ohne Pilot.“
Man sah dem Stecher seinen Frust an und wie er krankhaft etwas suchte um sich abzureagieren. Jeder wusste, jetzt nur nicht den Stecher aufregen oder ansprechen.“
„Don Aluego, ich bringe …“ Sagte ein Junge und Theobald, der Stecher, Vogel wirbelte herum und schoss dem Jungen in die Stirn. Überrascht und zuckend fiel er in den heißen Sand.
„Er wollte das Getränk bringen wie angeordnet!“ Rügte Mercaro den Stecher. „Du solltest nicht jeden um dich herum einfach so abknallen, was wird sich irgendwann rächen.“
Mit feurigen Augen sah der Stecher seinen Freund an. „Ein Wort, nur noch ein weiteres Wort …“
Mercaro sah ihn an und schüttelte den Kopf, dann ging er am Stecher vorbei, da der Toyota mit dem Sprittank angefahren kam.
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Die Männer von Theobald, der Stecher, Vogel rasten über die Schnellstraßen und kontrollierten jeden Parkplatz, an dem sie vorbeikamen. Schließlich traf das südlichste Team weit unterhalb des Gebirgspasses der Totenwinde auf einem Parkplatz auf eine junge Familie, die ihnen auffiel.
Bei dem Gespräch erfuhren sie von dem seltsamen Tausch und dass sie von dem Paar ihren alten kaputten weißen VM Bus gegen diesen PKW getauscht hatten. Jetzt waren sie reuig wieder zurückgekehrt.
Sofort gab das Team diese Info an den Stecher durch.
„Genau das passt zu den, wie sagten die beiden, sehen die aus, Mann und Frau?“
„Ja Chef das war ein Paar und was sollen wir mit denen hier machen?“
„OK frag sie wohin sie wollten und dann leg alle um, klar? Alle!“
„Sie wollten nach Norden Chef.“
„OK kehrt um und helft hier.“
Der Mann am Funk schraubte einen Schalldämpfer auf seine Pistole und ging auf die Familie zu. Die Frau gab ihrem Kind gerade die Flasche und der Hund saß im Heck des Wagens.
„Danke für die Auskunft und sorry für das hier.“
Dann erklangen gedämpfte Schüsse, der Hund heulte kurz auf und ein Kleinkind schrie auf, nach weiteren Schüssen herrschte Ruhe und die Männer fuhren davon.
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„Nach Norden wollten die also, das war aber noch vor dem Gebirgspass, das hilft uns also gar nicht weiter. Die zwei können immer noch nach Norden oder Osten gefahren sein.“
„Ja, aber zumindest wissen wir, dass das eine Frau ist und dass sie einen VW Bus fahren.“
„Ja, passt, also wir fliegen nach Norden, gib durch, dass sie auf einen weißen VW Bus und ein Paar zu achten haben, ich will diesmal keine Panne.“
„So dann werfen sie ihren Quirl mal an, wir fliegen nach Norden.“
„Alles einsteigen.
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In einem VW Bus im Iran 1988
„Maja, der alte Bus ist zwar die Hölle, aber er ist zuverlässig, eine Klimaanlage würde ihm aber guttun.“
Maja sah Boris an und lächelte. „Stimmt, das wäre kein Fehler, wenn wir hier draußen sind und alles hinter uns haben, können wir ja mal in Ruhe über ein gemeinsames Fahrzeug oder Flugzeug nachdenken, wie wäre das?“ So in Gedanken fuhren sie die Nikshar Qaserqand Straße entlang.
Gerade brausten zwei PKW an ihnen vorbei, offenbar hatten sie es sehr eilig, denn sie nahmen auf den Gegenverkehr keine Rücksicht. Brutal drängelten sie sich an den Fahrzeugen vorbei und zwei Unfälle wurden nur dadurch verhindert, dass die Fahrer der Nichtdrängler auf den Seitenstreifen auswichen.
Aus dem hinteren PKW zeigten zwei Männer plötzlich wild fuchtelnd auf ihren Bus und Maja scherte geistesgegenwärtig über die Fahrspur des Gegenverkehrs nach links aus. Sie hatte Glück und gerade eine freie Stelle erwischt. Die Kurve war nicht einfach, aber man konnte hier abfahren. Die Verbindungsstraße zur oben gelegenen Schnellstraße war allerdings eher eine brauchbare Landstraße und zum Schnellfahren keineswegs geeignet. Der alte VW Bus rumpelte schwer über die schlechte Straße. „Das sind unsere Verfolger, sie haben uns.“, rief Maja Boris zu und bremste den Bus kontrolliert weiter ab. Sie hatten gerade vorhin auf der linken Seite Zirok Abad und danach Teherk passiert. Auf der rechten Seite ging es steil bergab, das war keine Fluchtmöglichkeit, sie fuhren also ab und brausten nördlich auf eine Hügelkette zu.
„Wenn wir die erreichen, können wir vielleicht Schutz finden, hier auf der planen Fläche ist das ausgeschlossen. Boris hatte die Landkarten vor sich. „Die kleine Straße führt jedenfalls nach Norden, da kommen nachher noch Überland-Stromleitungen, dann haben wir es fast zu den Hügeln geschafft.“
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Während sie in nördlicher Richtung fuhren, hatten die beiden PKW erkannt, dass sie an ihrem Ziel vorbeigerast waren. Der vordere Wagen versuchte noch voll zu bremsen und links abzubiegen, aber ein vollbesetzter Bus rammte voll in sie hinein und zerriss den PKW mit den Insassen in tausend Stücke. Der Bus kam gerade noch so zum Stillstand. Aber es gab im Bus zwei Tote und viele Verletzte. Anstatt sich um die Verletzten zu kümmern, brauste der zwei Wagen los, kämpfte sich den Weg über die Gegenfahrbahn frei und fuhr ab in Richtung Norden, dem fliehenden Bus hinterher.
Auf der Schnellstraße war das Chaos perfekt und die ersten Fahrzeuge hielten an, die Leute sprangen auf die Fahrbahn um zu helfen. Das alles wirkte nicht sehr geregelt.
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Keiner achtete auf das kleine Flugzeug, das über ihnen kreiste und dessen Insassen alles gesehen hatte. Mit Ferngläsern beobachteten die beiden Männer das, was sich da am Boden abspielte.
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Airborne
„Frank, da unten das passt doch genau, Mann und Frau, fliehend in einem Auto, ein weißer Bus und – ach du grüne Neune, das sind sie. Schau, was da abgeht. Die Verfolger haben sie erkannt, die Jagd geht los.“
Den Unfall des ersten PKW sah man aus der Luft genau und auch, dass der zweite Wagen sich nicht darum scherte.
Aus der Luft sah man, wie der erste PKW förmlich zerfetzt wurde und alles in einem weiten Bogen davonflog. Die hinteren Fahrzeuge, die nicht so schnell bremsen konnten, donnerten in den Unfallknoten voll hinein und schnell war die Straße blockiert.
Immer noch rasten einige PKW ungebremst in das Chaos hinein, weil sie ihre Augen bei dem verunglückten Bus auf der anderen Seite hatten.
Mangels einer Leitplanke flogen einige Autos, die zu spät zum Stillstand kamen über die Seitenränder und stürzten die Böschung hinunter. Die Insassen hatten keine Chance.
„Da, der Bus flüchtet und ein offener PKW jagt denen hinterher. Das schauen wir uns genauer an.“
Nur von oben konnten Frank und Wolfgang sehen, was sich da unten zwischen den beiden Straßen anbahnte. Mehrere Kilometer vorher hatte sich die Schnellstraße geteilt und eine Spur führte schräg gen Norden, während die Hauptfahrspur weiter geradeaus verlief.
Genau dort, wo der Bus über eine bessere Landstraße donnerte, befand sich auch eine Landebahn, doch das konnte man vom Boden aus niemals sehen, es gab keine Anhaltspunkte dafür. Ungefähr auf der Mitte der Landstraße überquerte diese die Landebahn und da hatte der PKW den Bus abgefangen. Drei Mann waren in dem offenen Cabrio, zwei blieben im Fahrzeug und standen mit angeschlagenen Schusswaffen da, der Fahrer war an die Fahrertüre gerannt und riss diese auf.
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„Hände hoch, keine Bewegung, wir schießen euch nieder!“
„Stopp, nicht schießen!“ Rief Maja, um die Lage zu entspannen, sie sah die beiden Männer im Cabriolet, die sie im Visier hatten. Sie schauten voll in die Sonne und konnten nur bedingt zielen, aber der dritte Mann mit der Pistole, der würde nicht fackeln.
„Raus aus dem Fahrzeug da vorne hinknien und Hände über den Kopf.“ Der Fahrer Stand nun vor dem Fahrzeug und winkte einen der Männer zu sich und rief dem anderen zu, „Ruf den Stecher und sag ihm, wir haben sie.“ Der tat sofort, was der Fahrer sagte und hob das Funkgerät hoch. „Wir haben sie!“
„Wo seid ihr genau?“
„Wir sind genau sechzig Meilen westlich des Passes.“
„Ok, legt die Frau um und schafft Marunja zu mir.“
**
Luftangriff
„Frank das sind sie, kein Zweifel, Maja und Boris. Wir müssen handeln, sonst sind die beiden in einer Minute tot.“
„Sag mal, wie scharf war noch diese Querstange zwischen den beiden Reifen?“
„Scharf genug zum Rübenschneiden, falls du das meinst.“
„Gut, ich gehe in den Sturzflug und du machst das Seitenfenster auf, hier so nach oben ziehen, das wird vermutlich wie eine Sirene jaulen.“
**
Der Fahrer tanzte vor Maja und Boris auf und ab. Dass er sich dabei andauernd in die Schussbahn der beiden stehenden Männer im Cabrio brachte, bekam er nicht mit.
Da geschah es.
Die brennende Sonne blendete die Männer im Cabrio und sie mussten sich anstrengen, um zwischen den beiden Opfern und ihrem Anführer zu unterscheiden. Wie ein Raubvogel kam ein Schatten aus der Sonne und raste auf sie zu. Im Sturzflug war dabei ein markerschütternder Schrei zu hören, fast so als wenn ein Adler schreit.
Der Mann am Funkgerät erfasste die Situation als einziger. „Wir werden angegriffen!“ schrie er ins Funkgerät.
„Wer greift euch an?!“ fragte Vogel.
„Keine Ahnung… eine Cessna…“ dann brach der Kontakt zu Vogel ab.
„Verdammte Scheiße!“ fluchte der Stecher und versuchte vergeblich seine Männer zu erreichen, doch die kämpften um ihr Leben.
Der Fahrer der Angreifer hatte sich zu Boden geworfen und Maja griff ihn mit einem Schraubendreher an.
Mit einem mächtigen Streich schnitt sie die Hand des Bewaffneten und die Pistole fiel im Bogen zu Boden. Noch ehe er sich sammeln konnte, hechtete Maja bereits auf den Mann und stieß den Schraubendreher tief in die Brust des Mannes.
Mit letzter Kraft stieß er Maja von sich und raffte sich mit letztem Mut auf, um zu fliehen, doch da kam erneut der Raubvogel von hinten und mit einem ohrenbetäubenden Lärm raste der Schatten auf den Mann am Boden zu und erwischte ihn mit einem der großen Ballonreifen.
Seltsam verbogen blieb der Mann auf dem Boden liegen und der Flieger wackelte mit den Tragflächen.
Maja wusste, es ist vorbei. Sie raffte sich auf, suchte die Pistole des Fahrers und stellte sich schützend vor Boris. Mit der Waffe in der Hand stand sie bei Boris, bereit ihn zu verteidigen.
**
„Schau sie dir an Frank, da steht Maja wie eine Tigerin, bereit ihren Schatz zu verteidigen.“
„Ja, ich sehe es.“ Brummte Frank „Ein Hurra auf die Tigerin.“ –Verdammt- dachte Frank. Er hatte Maja Fuchs nur einmal kurz gesehen, das war an der Tankstelle vor fünf Tagen. Seitdem hatte er ihr Bild immer vor Augen. –Würde sie doch bloß so vor mir stehen…- Decker sah ihn von der Seite an und stieß ihn dann an. „Bring uns runter, wenn möglich in einem Stück!“
Langsam schwenkte Frank die Maschine ein und setzte auf. Er bremste die Maschine ab und rollte langsam auf Maja und Boris zu. Er achtete genau darauf, dass er mit der Propellermaschine nicht drohend wirkte und den drehenden Propeller aus dem Gefahrenbereich herausdrehte.
Als der Motor zum Stillstand gekommen war, stiegen die beiden Männer aus, klopften sich kurz den Staub aus den Kleidern und Frank schaute Maja und Boris an.
„Hallo Maja Fuchs, hallo Boris Marunja, ich bin Frank Brauer und das ist Wolfgang Decker. Wir kommen im Auftrag von Dagan Mayr um euch zu suchen und endlich heim nach Israel zu bringen.“
„Einen Schritt weiter und ihr habt beide ein Loch in der Stirn. Ihr seid doch zwei Deutsche und behauptet für Israel zu arbeiten und das soll ich euch das auch noch glauben? Seit wann helfen die Deutschen den Israelis?“
Langsam hob sie die Pistole.
„Dagan Mayr ist kein Abteilungsleiter beim Geheimdienst, ich weiß das ziemlich genau. Also wenn ihr nichts Besseres wisst, als so einen Blödsinn dann macht euren Frieden mit dem Schöpfer.“
Decker rettete die Situation wieder mit einem unbeschwerten Spruch. „Was habe ich dir gesagt Frank, die Frau ist gut.“ Dann drehte er sich zu Maja und schaute sie mit seinem gewinnenden Lächeln an. „Es stimmt aber tatsächlich. Wir arbeiten nach einer zugegeben sehr guten Überredung ihrer Leute mit den Israelis zusammen.“
Frank übernahm wieder. „Also gut. Dagan hat seinen Auftrag von General Jashan und Colonel Shimon erhalten. Es gab bereits zwei Teams, die vorgeschickt wurden, Boris zu retten, und beide gingen verloren, daraufhin haben sie Maja Fuchs, sich selber angeboten, Boris zu suchen und zu finden. Na klingt das jetzt überzeugender?“
Maja sicherte die Pistole und senkte sie.
„Ihr müsst verstehen, dass wir hier keinem trauen können. Was war das überhaupt für ein Raubvogel Angriff da vorhin und wie zum Teufel habt ihr der alten Mühle beigebracht, wie ein Raubvogel zu schreien?“
„Tja, mir scheint es hat gewirkt und zwar sehr gut.“
„Ihr Deutschen seid seltsam, entweder baut ihr die tollsten Dinge oder macht alles kaputt. Dass ich es mal erleben darf, dass zwei Deutsche uns helfen, das hätte ich nicht geglaubt.“
„Wir sind eben nicht alle Nazis oder Mordsbuben. Jetzt sollten wir aber machen, dass wir hier fortkommen. An dem Unfallknoten da unten müssten schon die Polizei und Militär sein.“
„Wie sieht euer Plan denn aus?“ wollte Maja wissen.
„Erst mal abhauen, dann weitersehen.“
„Der Teil des Plans ist toll und weiter, ich meine wie wollt ihr uns hier herausbringen?“
„Wir fliegen über den Golf nach Oman.“
„Ihr wisst schon, dass der Weg über Qeschm führt?“
„Ja und?“
„Die Insel ist eine schwimmende Luftabwehrbatterie. Die sind nach acht Jahren Krieg sehr empfindlich was ihren Luftraum angeht, besonders an den Küsten. Wir können nicht den direkten Weg nehmen.“
„Und was schlägst du vor?“
„Wir machen einen Bogen und fliegen zwischen Qeschm und Abu Musa durch nach Ra’s al-Chaima. Im Tiefflug sollten wir das schaffen.“
Frank schaute besorgt auf die Uhr. „Wir haben noch zwei Stunden Fluglicht und müssen noch tanken, um die Stecke zu schaffen. Da draußen im Golf sind jede Menge Tanker unterwegs, wenn wir im Tiefflug über den Golf fliegen und einem US Tanker bei Dunkelheit zu nah kommen, könnten die Amis eventuell falsch verstehen und uns eine Rakete in den Hintern jagen.“
„Mist, da ist was dran.“ Brummte Decker und sah zu Frank. „Und jetzt?“
„Teil eins eures Plans! Weg hier!“ antwortete Maja und stieß Boris an. „Komm, wir holen unsere Sachen aus dem Bus.“
Sie luden alles was sie noch gebrauchen konnten in den Flieger um und Decker half ihnen dabei, während Frank die Cessna inspizierte. „He!“ stieß ihn Decker an. „Alles klar?“
„Klar ist alles klar!“, sinnierte Frank vor sich hin.
„Das ist jetzt nicht dein Ernst oder?! Wir stecken hier mitten im Dreck und du verliebst dich in Maja?“
„Was?! Wie kommst du auf so einen Scheiß?“
„Ich kenne dich doch! Frank… vergiss es! Hast du ihre Augen gesehen, wen sie zu Boris schaut? Sorry…aber du kommst zu spät.“ „HIER!“ rief Maja und winkte mit einer Karte aus dem Auto. „Siebzig Meilen östlich, ist eine Zementfabrik die Straße ist gerade und weit und breit keine Siedlung. Komm großer Adler, in einer viertel Stunde sind wir dort.“
„Und was wollen wir bei dieser Zementfabrik?“ „Wir müssen bis morgen warten, alles andere wäre sinnlos. Dort können wir uns bis morgen verstecken und wenn wir Glück haben, Sprit besorgen. Um diese Uhrzeit arbeitet dort sicher niemand mehr und wir sind dort alleine.“
**
„Das nennst du fliegen? Wie viele Stunden hast du in der Maschine?“ wollte Maja von Frank wissen, nachdem sie wieder in der Luft waren.
„Genug!“ gab dieser gereizt zurück. „Für wie lange reicht der Sprit noch?“
„Noch etwa dreißig Minuten.“ „Das sollte reichen, bis zur Zementfabrik.“
„Und dann, du Alleswisserin?“
„Ist der immer so mies drauf?“ wollte Maja von Wolfgang wissen?
„Nein, nur wenn er unglücklich verliebt ist.“
„Weiß seine Angebetete denn von seiner Liebe?“
„Nein! Sie hat überhaupt keine Ahnung davon.“ antwortete Decker. „Weißt du“, wandte sich Maja wieder an Frank, „du solltest mit ihr reden. Warum machen Männer alles immer so kompliziert?“
Boris, der neben Decker saß, schaute zu diesem und der schüttelte nur den Kopf und der Physiker verstand plötzlich, um was es hier ging, die einzige die es nicht wusste, wer gemeint war, war Maja.
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Nach zwanzig Minuten landete Frank das Flugzeug auf einer kaum befahrenen Straße westlich von Abar Bandas, wo die Sonne hinter den Bergen versank. „Mist, wir sind doch nicht alleine!“ fluchte Maja, als ein Wachmann aus einem der Gebäude der Fabrik kam und das Flugzeug ungläubig anstarrte.
„Das mache ich.“ sagte Maja und stieß Frank an. „Dein Schal.“
„Was?“
„Gib mir deinen Schal!“ Frank zog seinen Schal aus, Maja legte ihn über ihre Haare und trat auf den Wachmann zu, während die Männer im Flugzeug sitzen blieben. Dann kam Maja zurück zum Flugzeug.
„Er wäre bereit wegzusehen und uns Sprit zu besorgen.“
„Wo will der denn Sprit herholen?“ wollte Frank wissen.
„Hier gibt in der Firma gibt es mehrere Maschinen die mit Benzin laufen, das wir als MoGas benutzen können. Für den Flug über den Golf reicht das. Wieviel Geld habt ihr dabei?
„Wolfgang?“ fragte Frank nach hinten.
Der kramte seine Taschen leer und zählte die Geldscheine, welche er noch bei sich trug.
„Neunzigtausend Rial. Den Rest haben wir den Amis gegeben.“
„Welchen Amis?“ fragte Boris und schaute Decker fragend an.
„Den freundlichen Amerikanern, die dich umlegen sollten, falls du in die falsche Richtung läufst.“ Knurrte Frank und bekam von Decker einen Stoß ins Kreuz. „Amerikaner hier im Iran?“ Maja sah erst Frank ungläubig an und dann Decker, der es für besser hielt, nicht Frank die Antwort zu überlassen. „Ja, lange Geschichte, aber es stimmt. Die Amerikaner sollten verhindern, dass Boris in die falschen Hände gerät. Wir konnten sie überzeugen, dass wir die bessere Alternative sind.“
„Und wo sind die Amerikaner jetzt?“
„Wenn sie sich an den Plan halten sind sie auf dem Weg nach Kurumb hinter der Pakistanischen Grenze.“
Boris drehte sich etwas und hob die Decke hinter sich etwas an und sah zwei M16 darunterliegen, von denen eine einen M5 Granatwerfer zusätzlich montiert hatte. „Daher habt ihr die Dinger also.“
„So ist es. Man kann nie wissen, wie man es bracht.“ Antwortete Decker.
„Lasst das bloß nicht den Wachmann sehen! Kommt jetzt, wir tanken!“
Sie stiegen alle aus und Maja übergab dem Wachmann eine Bündel Geldscheine, welche der einsteckte und sie dann zu einer Halle führte. Dort standen mehrere Fässer und auf eines zeigte der Mann. Maja prüfte kurz den Inhalt, dann winkte Maja Frank zu. „Das ist guter Sprit. Reicht das?“
Frank überschlug kurz die Strecke und nickte dann. „Wenn das Fass voll ist, ja.“
„Dann los!“ Gemeinsam brachten sie das Fass mit einer Sackkarre zum Flugzeug und der Wachmann schaltete einen Außenstrahler ein, damit sie mehr sahen. Kurz vor Mitternacht, war sich Frank sicher, dass der Wachmann tatsächlich keine Polizei gerufen hatte und entspannte sich etwas. Hinten lagen Maja und Boris und schliefen Arm in Arm, was einen heftigen Stich zur Folge hatte.
„Gönn es den beiden.“ Brummte Decker leise.
„Ich dachte du schläfst.“
„Ich behalte dich lieber im Auge. Wir sollten die Israelis rufen und ihnen sagen, wo wir sind und wo wir hinfliegen wollen. Vielleicht können sie uns auf der anderen Seite des Golfs abholen.“
**
„Irgendwo hier müssen sie sein!“ stellte der Stecher fest. Er saß mit Navid und den anderen über einer Karte und zerbrach sich den Kopf wo Fuchs, und Marunja abgeblieben sind.
„Ich würde sagen, sie sind noch in der Nähe.“ „Wie kommst du darauf?“
„Ganz einfach, wir wissen, dass sie in einer kleinen Cessna unterwegs sind. Das Ding kann nachts nicht fliegen. Also verstecken sie sich irgendwo.“
„HHMM sie haben unsere Leute hier gekillt.“ Vogel zeigte die Stelle auf der Karte. „Das war gegen 18 Uhr… sie wissen, dass sie nachts nicht fliegen können und dass sie warten müssen… Was denkst du? Wo wollen sie hin?“
„Ich würde sagen, über den Golf in die VAE. Das ist die schnellste Route heraus.“
„Warum nicht Norden, oder Osten?“
„Mit der Cessna schaffen sie die Strecke nicht, ohne mehrmals zu tanken, und bei jedem Stopp müssen sie mit einer Entdeckung durch die Behörden rechnen. Zu zweit im Auto, konnten sie sich noch einigermaßen verstecken, aber zu viert in einem Flugzeug? Nein, die tanken noch einmal und hauen dann über den Golf ab. Aber da der Luftraum über Qeschm gesperrt ist, müssen sie die Insel umfliegen. Die östliche Route ist viel weiter als die westliche, also sind sie westlich von uns.“
„Dann müssen wir wissen, wo sie die Nacht verbringen.“
Wieder wurde die Karte studiert. „Diese Gegend, westlich von uns. Bis hier konnten sie noch mit Tageslicht fliegen.“ Navid zeigte auf die Stelle auf die auch Maja gezeigt hatte. „Ja…JA! Ok, wir sammeln alle Leute die wir haben, wir ziehen alle Hubschrauber zusammen und fangen sie vor dem Golf ab.“
**
Tel Aviv
Tag 14 der Mission (fünfzehn Stunden vor dem Angriff)
Im Halbdunkel saßen Dagan, Lem, Levi und Soraya. Vor einer Stunde hatte Jashan gefragt, ob sie es rechtzeitig schaffen würden und Dagan musste wahrheitsgemäß zugeben, dass die Chance bei null lag, Boris rechtzeitig zu dem Ministerpräsidenten zu bringen. Nun saßen sie niedergeschlagen da und Dagan fragte sich immer wieder, ob er wirklich alles versucht hatte, als das Telefon sie alle aus ihren Gedanken riss.
„Wir haben Kontakt!“ rief der Techniker aus der Nachrichtenzentrale.
Sofort sprangen die vier auf und rannten zur Zentrale.
„Brauer! Wo ist Marunja?“
„Der liegt hinter mir und schnarcht.“
„Wo zum Teufel stecken sie?“
„Wir sitzen in einer Cessna westlich von Bandar Abas. Wir starten morgen früh und fliegen über den Golf.“
Blitzschnell hatte Levi eine Karte zur Hand und suchte Bandar Abas. Dagan schaute sich die Karte an und tippte dann auf den Sharjah International Airport. „Kommt ihr bis Sharjah?“
„Sollten wir schaffen.“
„Gut, wir brechen sofort auf und treffen euch dort. Falls etwas schiefgeht, meldet euch, wir werden versuchen euch herauszuholen!“
„Verstanden. Wir sehen uns morgen.“
Dagan wirbelte zu den anderen herum. „Soraya, du bleibst hier für den Fall, dass sie sich noch einmal melden und wir fliegen sofort in die VAE.“
**
Tag 14 der Mission (zehn Stunden vor dem Angriff)
Beim ersten Tageslicht startete Frank die Cessna und hoffte, dass der Sprit tatsächlich für das Flugzeug geeignet war, doch auch nach fünf Minuten drehte der Motor rund und zufrieden. Maja bedankte sich ein letztes Mal bei dem Wachmann, dann drehte Frank den Flieger in Startrichtung auf die Straße.
Der Motor brummte auf und ging auf Vollgas. „Festhalten wir fliegen los.“ Rumpelnd verschwand die Zementfabrik hinter ihnen und wurde kleiner, dann hob die vollbeladene Maschine schwerfällig ab und drehte langsam nach Süden.
Ein letzter Blick nach unten auf den Platz des Geschehens und dann gab es nur noch eine Richtung. Nach Süden zum Golf von Oman.
„Großer Adler … ich nenne dich ab heute so. Das passt zu dir und deinem Freund, der ist auch so ein Adler. Danke, dass ihr gekommen seid.“
„Schon ok.“ Gab Frank zurück. Noch während sie flogen und sich anfreundeten, folgte ihnen ein Hubschrauber auf Distanz.
Aber die Insassen des „fliegenden Adlers“ achteten nicht auf den kleinen Hubschrauber, der ihnen auf Distanz folgte.
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„Behalten sie Abstand, die sind zu schwer und zu langsam, um uns zu entkommen, also ganz zart, die da vorne entkommen mir nicht.“
Mit einem fiesen Grinsen schaute Theobald, der Stecher, Vogel nach vorne auf das kleine Flugzeug. Er hatte Marunja gefunden und egal, wer da bei ihm war, Marunja war seine Beute!
**
Feind in Sicht
Wolfgang Decker unterhielt sich prächtig mit Boris Marunja und Frank Brauer fachsimpelte mit Maja Fuchs über die Fliegerei, wobei er sorgsam jedes andere Thema vermied. Schließlich war es Decker, dem der kleine Hubschrauber auffiel, der hinter ihnen herflog.
„Wir werden verfolgt! Ich werde das Gefühl nicht los, dass das da hinter uns kein normaler Hubschrauber ist.“
„Hubschrauber?“, fragte Maja nach. „Im Iran gibt es zwar Hubschrauber zu mieten, das sind aber recht kleine Maschinen mit roter Farbe und…“
„Der hinter uns ist rot, ich kann das Modell aber nicht ausmachen. Jedenfalls versucht er, unerkannt zu bleiben.“
„OK!“, unterbrach Frank die Fachsimpelei. „Satellitenempfang haben wir hier keinen und am Boden müssen wir uns verteidigen, bis die anderen kommen, was also tun, wenn das die bewaffneten Verfolger sind?“
„Wir müssen zum Sharjah International Airport.“
„Können wir vergessen, dem Heli entkommen wir nicht.“ Stellte Maja nüchtern fest.“
„Dann los! Wir müssen Dagan rufen und ihm sagen, er muss uns auf dieser Seite des Golfs Abholen.“
„Was habt ihr an Funkgeräten dabei?“ fragte Maja.
„Wolfgang, in der blauen Tasche ist das Ami Funkzeugs.“
„Ami Funkzeugs?“ Maja lächelte, „Lasst mal sehen.“ Zusammen mit Boris begutachteten sie das amerikanische Funkgerät und das Zubehör.
Nach einigen Minuten hatten sie das Funkgerät als wirklich brauchbar eingestuft. Über die Bordverstärkung war die Spannungsversorgung kein Problem.
„Wie machst du das mit der Antenne?“ Fragte Decker und Boris erzählte ihm eine kleine Abhandlung moderner Funktechnik, bis Decker abwinkte. „Ich wollte nur wissen, ob du die hinbekommst?“ „Ich habe aus einer Kiesgrube über 2600 Kilometer mit Tel Aviv gefunkt, dann werde ich auch die da erreichen können. Ich glaube, dass deren Empfänger weitaus besser sind als alle unsere Sender.“ Während Boris referierte, öffnete er die Verkleidend aus Stoff und schob etwas Isolation zur Seite. „Hier ist ein Antennenanschluss mit BNC Adapter. 50 Ohm, das passt perfekt. Außerdem ist das für das Reservefunkgerät und da das nicht einmal eingebaut ist, passt alles, Maja muss nicht einmal aufpassen, mit welchem Gerät sie sendet.“
Keine vier Minuten später hatte Maja die passende Frequenz eingestellt und begann mit dem „Lager Omega“ Verbindung aufzunehmen. Hier sah man wieder, dass Maja sich auch mit Funken, verschlüsselt und anderen Dingen der Nachrichtentechnik bestens auskannte. Es dauerte keine zwei Minuten, dann beendete sie das Gespräch.
„OK Wir bleiben auf der Frequenz auf Empfang, so können sie unseren Standort orten.“
„Können das nicht auch die Bösen?“
„Du schon wieder! Ja, die auch, aber irgendwas müssen wir ja machen! DA! Da hinten ist das Meer! Landebahn voraus!“
„Landebahn?“ Frank schaute unter sich, sah aber nichts, was wie eine Landebahn aussah.
„Ach, gib her!“ forderte Maja ihn auf und widerwillig überließ Frank ihr die Steuerung.
„Hier Maja, du hast die Kontrolle.“ Sie ergriff die Steuerung, „ich habe die Kontrolle“ und schon legte sie die Maschine in die Kurve.
Die Landefläche war eine von Büschen und dürren Bäumen eingekreiste längliche Abgrenzung von gut einem Kilometer. In der Mitte war eine breite Sandbahn und man sah keine Löcher oder andere Hindernisse. Lediglich das Ende der Bahn endete in einer schier riesigen Dornenhecke von fast 30 Meter Breite.
Als sie über die Landefläche hinweg flogen, da stoben und rannten einige Tiere auseinander und eine Staubwolke trieb über die Landebahn.
„Der Wind ist stärker als gedacht, wir müssen in die andere Richtung anfliegen und gegen ihn landen sonst klappt das nicht.“ Sie war die deutlich erfahrenere Pilotin. Mit einem Anflug, der den anderen das Blut stockten lies, drückte Maja die kleine Maschine kurz nach den Dornenbüschen auf den Boden und schaffte es, in der halben Länge den Flieger zu stoppen. Noch im Rollen drehte sie wieder und hielt am hintersten Punkt, direkt an den Dornen.
„Alle raus, wer kann am besten schießen, der nimmt die Pistole.“ Decker griff zu und war verschwunden.
Maja war noch am Funk und rief nach draußen „Sie landen jetzt, macht euch bereit, wer hat den Hubschrauber gesehen, wo ist der Feind?“
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Sechs Stunden vor dem Angriff
Sharjah International Airport
„Drehen sie mal eine Runde! Wenn es geht ohne aufzufallen.“ Wies Dagan seinen Piloten an als sie sich Sharjah näherten. „Sieh mal da…“ Lem zeigte auf einen riesigen Hangar vor dem mehrere Transport-Hubschrauber, unter anderem zwei Sikorsky standen, die anscheinend Teile für Ölplattformen aufluden. „Genau was wir brauchen.“
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„Ihr wollt uns verarschen, oder?“ fragte einer der amerikanischen Hubschrauberpiloten eine Viertelstunde später. „Ich soll als Amerikaner, mit euch Israelis in den Iran fliegen? Bin ich denn bescheuert? NEIN!“
Auch die drei anderen Piloten schüttelten den Kopf. „Verrückt.“ Kommentierte einer der drei anderen.
„Auch nicht für eine Million Dollar?“ fragte sie Dagan.
„Haben sie eine Million Dollar dabei, in bar?“ wollte einer der Copiloten wissen.
„Nein, aber …“
„Dann vergessen sie es!“ antwortete der Pilot, drehte sich um zum Gehen und die anderen schlossen sich an.
„Hören sie.“ Lem trat ihnen in den Weg. „Und wenn ich ihnen sage, dass neben unseren Leuten auch eine Gruppe ihrer Ranger da drüben wartet, dass man sie herausholt?“
Nun blieben die Piloten stehen. Einer schaute kurz zur Seite, dann griff er Lem am Kragen und zog ihn zu sich heran. „Ist das so?!“ fragte er gefährlich leise.
„Ich schwöre es ihnen!“
„Mein Bruder ist bei den Ranger … Also gut, ich bin dabei.“
„Ich auch! Also gut! Wohin soll der Flug gehen.“
„Warten sie!“ Dagan lief zu seinem Flugzeug und rief mit dessen Funkgerät Soraya.
„Sag mir, dass du weißt wo sie sind!“
„Ich weiß es! Sie sind südlich von Bandar Moallem, keine fünfhundert Meter vom Strand entfernt. Aber die werden angegriffen!“
„Sag ihnen, wir kommen! Wo sind die Ranger?“
„Warte… sie sind auf der 94 kurz vor Hormozgan.“
„Sag ihnen, dass ein Lufttaxi zu ihnen Unterwegs ist.“
Dagan lief zu den Piloten zurück und fragte „Haben sie eine Karte?“
„Klar.“ Ein Pilot zauberte eine Karte aus seiner Beintasche und Dagan zeigte auf die zwei Orte. „Unsere Leute sind hier bei Bandar Moallem, 150 Kilometer von hier, die Ranger sind 160 Kilometer entfernt bei Hormozgan. Sie fahren auf der 94 in einem alten weisem VW Bus und einem Iltis. „Na schön, ihr habt eure Piloten!“ sagte einer und die anderen nickten. „Wir fliegen euch nach Bandar Moallem“, er zeigte auf seinen Copiloten. „Das ist Al, ich bin Drake.“ Dann zeigte er auf die beiden anderen Piloten. „Das sind Larry und Luke. Die zwei holen die Ranger ab. Los! Die Ladung muss wieder raus!“
In Rekordzeit hatten die drei Israelis zusammen mit den Amerikanern die Ladung aus den Transporthubschraubern ausgeladen, während Drake Zusatztreibstoff besorgte. „Das wird ganz schön teuer für euch!“ stellte Drake fest. „Den Sprit zahle ich nicht von meiner Million!“ dann hoben sie ab.
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„Welchen Weg fliegen wir?“ wollte Dagan vom seinem Piloten wissen, als sie über den Golf flogen und unter ihnen Schiffe ihre Bahnen zogen.
„Na, nehmen den direkten Weg bis kurz vor Qeschm, dort drehen wir westlich ab.“
„Einfach so?“
„Na klar, wir melden uns einfach bei der iranischen Flugleitung an, und teilen mit, dass wir Ersatzteile für iranische Firmen liefern.“
„Aber wir kommen aus den VAE!“
„Das macht nichts! Beim Öl hört die Feindschaft auf. Seit dem Kriegsende bauen die Iraner und die Iraker wieder auf, was sie jahrelang kaputt gemacht haben. Es werden dauernd Teile aus den Emiraten, oder Saudi-Arabien in den Iran geliefert, bloß nicht von Amerikanern, also sollte einer von euch arabisch sprechen, das wäre hilfreich.“
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„Da kommen sie!“ flüsterte Frank und spähte durch die Dornenhecke. Sofort nach der Landung waren sie hinter der Hecke in Deckung gesprungen und hatten sich notdürftig mit Sand bedeckt.
Der Hubschrauber des Stechers kreiste einmal um das abgestellte Flugzeug und schwebte dann seitlich über ihnen.
„Wir sollten ihnen beim Landen helfen!“ sagte Maja, holte eines der Gewehre und zielte durch die Hecke nach oben.
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„Sie sind da unten!“ sagte der Stecher zu seinem Piloten. „Such dir einen Landeplatz…“
Eine Kugel stanzte ein Loch durch die untere Glasscheibe der Kanzel, traf den Piloten von unten in die Brust, schleuderte ihn nach hinten und ließ ihn tot in den Gurten hängen. Der führerlose Hubschrauber begann sich um sich selbst zu drehen, und verlor so schnell an Höhe, dass der Copilot den Absturz nicht mehr verhindern, sondern nur verzögen konnte. Mit einem lauten Krachen schlug der Hubschrauber in die Dünen und der Stecher sprang mit den anderen heraus.
Kaum waren sie im Freien, schlugen Kugeln um sie herum in den Sand. Schnell zogen sie die Köpfe ein und suchten hinter dem Helikopter Schutz. „Verflucht! Sie sind unter den Hecken. Kannst du sie ausmachen?“ fragte der Stecher Navid.
„Nein! Verdammt, warum musste der Heli unbedingt hier runter! Wir kommen nicht an sie heran, ohne durch offenes Gelände zu laufen. Die knallen uns ab, wie Hasen.“
„Stimmt, aber sie können auch nicht weg! Ruf die anderen!“ befahl er dem Copiloten! „Wir nageln sie fest, bis die anderen hier sind!“
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„Wie lange noch?“ fragte Dagan.
„Zehn Minuten! Wir müssen um Qeschm herumfliegen, der Luftraum über der Insel ist gesperrt.“ kam die Antwort des Piloten.
„He, “ rief Al, „die anderen haben tatsächlich eine Gruppe Ranger gefunden!“ rief der Copilot. „Sie laden sie gerade ein. Larry sagt, die hätten ganz schön blöd aus der Wäsche geschaut, als er vor ihnen auf der Straße gelandet ist. Larry ist wieder oben und fliegt zum Golf! Er hat auf dem Hinweg die USS Lyconius gesehen und fliegt zu ihr.“
„Damit habt ihr eindeutig was gut bei uns!“ grinste Drake. „Darf ich mal ihr Funkgerät benutzen?“
„Klar.“
Dagan tauschte mit dem Copiloten den Platz und stellte das Funkgerät auf Sorayas Frequenz.
„Soraya, wie sieht es bei Brauer aus?“
„Bis jetzt konnten sie sich ihrer Haut erwehren, aber Brauer sagt, dass die Bösen sicher gleich Verstärkung bekommen. Wir sollen nach anderen Helikoptern Ausschau halten.“ „Da ist die Küste!“ sagte der Pilot und zeigte nach vorne. „Ja und da sind die anderen Hubschrauber!“ Dagan zeigte zum Horizont, wo zwei kleine Punkte am Himmel hingen. Sie haben nicht zufällig ein paar Luft-Luft-Raketen an Bord?“
„Leider nein. Keine Raketen.“
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„Kreist sie ein!“ befahl der Stecher, als er seine anderen Hubschrauber kommen hörte. „Endlich habe ich sie!“
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„Was jetzt?!“ fragte Boris, als er zwei weitere Helikopter sah. Während Maja nach einem Ausweg suchte, sahen sich Brauer und Decker an. „Was sag ich immer? Kein Tanzen, ran an sie und Nahkampf, dann haben wir vielleicht noch eine Chance!“ Sagte Decker und drehte sich zu Maja und Boris um „Gebt uns Feuerschutz!“ „Was?“ fragte Maja, doch Decker war schon losgelaufen und schoss im Rennen auf den abgeschossenen Hubschrauber um ihre Gegner unten zu halten. Keinen halben Meter hinter ihm folgte ihm Frank. „Ihr seid ja wahnsinnig!“ rief Maja, als auch Boris aufsprang und hinter den Beiden herrannte.
„Boris!!! Scheiße!“ fluchte Maja und schnappte sich ihr M16 und jagte eine Garbe nach der anderen gegen den Hubschrauber.
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„Mist! Sie sind zu nah an Vogel! Ich kann nicht schießen!“ rief der Schütze des zweiten Hubschraubers
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Vor dem abgeschossenen Hubschrauber tobte ein Kampf auf Leben und Tod. Decker hatte es geschafft, die anderen konnten aus den Helikoptern heraus nicht das Feuer auf Frank und die anderen eröffnen, ohne auch Vogel zu erwischen. Außerdem hatten sie strikte Anweisung ja nicht Marunja zu treffen, doch welcher der drei Kerle war Marunja?
„Wir gehen runter und schnappen die Kerle im Nahkampf! Kill du die Tussi!“ wies der eine Hubschrauberpilot den anderen Piloten an.
„Kein Problem!“ Der zweite Hubschrauber drehte ab, flog zu Maja. Er überflog die Hecke, der Schütze öffnete die Seitentür und zielte auf die Stelle an der er Maja unter den Hecken vermutete.
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Dagans Pilot, Drake, drehte sich zu seinem Copiloten um, der im Passagierabteil stand. „He Al, zeig ihnen mal unsere Sonderausstattung!“
Al grinste, hob den Daumen und ging zur Kabinenwand, welche das Passagierabteil vom Laderaum trennte. Dort entfernte er zwei Sicherungsstifte und hob die Verkleidung ab. Dahinter waren vier M16 nebst jeder Menge Munition befestigt. „Es sind zwar keine Raketen, aber besser als nichts. Könnte ihr damit umgehen?“
„Ich kann das!“ sagte Levi, holte ein M16, lud es durch und reichte Lem dann ein Weiteres. „Ihr fliegt mit Knarren durch die Gegend?“ fragte Lem, als er die Waffe durchlud. „Na klar! Wir sind Amerikaner! Was dagegen, wenn ich euch etwas unterstütze?“
„Ganz sicher nicht!“ grinse Dagan und Al holte sich ebenfalls ein M16.
„Sind das ihre Leute?“ Drake zeigte nach unten wo der Nahkampf um den abgeschossenen Hubschrauber tobte.
Mittlerweile konnte Dagan das Caos am Boden sehen und er sah auch, wie einer der Hubschrauber seitlich von Maja in Schussposition ging.
„LEVI! HUBSCHRAUBER LINKS!“ rief er diesem zu.
Auch der Pilot verstand und drehte den Transporthubschrauber nach links, damit Levi und die andere freie Schussbahn hatte.
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Maja sah, wie die Tür des roten Helikopters aufging und der Schütze auf sie zielte. –Ich nehme dich mit! – schwor sie, doch dann wurde der Schütze plötzlich von mehreren Kugeln getroffen und in den Innenraum zurückgeworfen.
Sie blickte nach rechts und sah einen großen Transporthubschrauber aus dem erst zwei, dann drei Männer Dauerfeuer auf den Hubschrauber abgaben. Von unzähligen Kugeln getroffen sackte der Hubschrauber nach rechts, berührte mit den Rotorblättern die Dünen und stürzte ab.
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„Was ist das denn?!“ fragte der andere Pilot.
Der zweite Helikopter des Stechers war gerade gelandet und die Männer sprangen heraus, als ein Transporthubschrauber vor ihnen schwebte und den dritten Hubschrauber mit einem tödlichen Feuer belegte. Kaum war der abgeschossen, drehte sich der Hubschrauber zu ihm und die Gewehrläufe zielten auf ihn.
„Scheiße!“ der Pilot schob die Leistungshebel nach vorne und versuchte abzuheben, als das Cockpit durchsiebt wurde. Getroffen und blutend ließ sich der Pilot aus dem Hubschrauber fallen und rollte zur Seite.
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Auch der Stecher hatte mittlerweile bemerkt, dass etwas nicht stimmte, obwohl er in einen Kampf mit Brauer verwickelt war. Er verpasste Brauer einen heftigen Schlag, den diesen nach hinten trieb und schaute nur kurz nach oben.
Dort sah er den Transporthubschrauber seitlich von seiner Position schweben, dessen Schützen seine Männer in den Dünen in Deckung zwang. Diese Sekunde nutzte Maja aus und schoss mit dem Granatwerfer an der M16 eine Granate ab.
Der Druck warf den Stecher zurück, und Brauer konnte sich fangen. Jetzt stand Brauer zwei Meter vor ihm und wurde von einem anderen Mann Vogels angegriffen. Das verschaffte Vogel genug Zeit um seien Pistole zu ziehen, als Decker ihn von hinten ansprang und ihm die Waffe entriss, doch schon waren zwei Männer Vogels da, die mit Decker kämpften. Brauer machte seinen Gegner nieder und wollte sich wieder auf Vogel stürzen, als jemand aus dem Hubschrauber mit einem M16 das Feuer auf Vogel eröffnete. Maja hatte sich ihre M16 geschnappt, eine bessere Feuerstellung gesucht und nahm Vogel über eine Sanddüne unter Feuer, als dieser seine Pistole aufheben wollte. Sofort sprang er zur Seite und schaffte es Brauer zwischen sich und die M16 zu bekommen, während Maja von den Killern des Stechers unter Feuer genommen wurde.
„Wir müssen weg!“ brüllte einer von Vogels Männern.
„NEIN!“ Schrie Vogel.
„Die Israelis haben uns am Arsch und wir haben keine Luftunterstützung mehr!“ Der Mann packte Vogel und zog ihn zu dem Hubschrauber und gegenüber packten Decker und Marunja Frank und zerrten ihn in den Feuerschutz von Majas M 16. „Ich kriege Dich! Man sieht sich immer zweimal!“ rief Frank noch, dann hatte Decker ihn aus der Schusslinie gebracht.
Maja schoss noch eine Granate ab und rannte dann auf den landeten Hubschrauber zu. Levi und Lem sparnagen heraus und liefen Frank, Wolfgang und Boris entgegen um ihnen Deckung zu geben und Maja schloss sich ihnen an. Mit vereinter Feuerkraft hielten sie den Stecher und seine Killer unten während Drake seinen Hubschrauber seitlich zu ihnen schweben ließ. Aus der offenen Seitentür schoss Al auf den Stecher und zwang ihn die Nase unten zu halten. Dagan hielt es nicht mehr auf seinem Sitz, er lief zur Tür und als der Hubschrauber über Maja hinwegflog, packte er sie und zog sie in den Hubschrauber, die sofort neben Al das Feuer auf Vogel eröffnete. Dann schob Frank einen Mann durch die Tür. „Sind sie Boris Marunja?“
„JA!“
Als nächster stieg Levi wieder ein um Maja und Al zu unterstützen, dann sprang Lem durch die Tür. Keiner beachtete den einsamen an der Schulter verletzten Mann aus dem roten Hubschrauber, der sich zu der Propellermaschine geschlichen hatte. Schnell wie ein Wiesel war er in das Cockpit gekrochen und hatte den Motor gestartet.
Die Propellermaschine rollte an, beschleunigte und hob ab, jetzt raste sie auf Drakes Transporthubschrauber zu.
„Ihr entkommt mir nicht, wenn wir euch schon nicht kriegen, dann nehme ich euch mit in mein Grab!“
Blutspuckend stieg der Pilot in der kleinen Propellerflieger höher und setzte zum Sturzflug auf den hinteren Hubschrauber an, indem sich Maja, Boris und die anderen befanden.
Drake sah die Cessna kommen und rief. „AL!“ Er und Maja fuhren herum und sahen die Cessna von der rechten Seite auf sich zukommen. Maja warf einen Blick zur Seite und sah, wie Dagan bemüht war, Decker und Brauer an Bord zu holen.
Sie griff in ihre Tasche, holte ihre letzte Granate heraus, lud sie in den Werfer unter der M16, zielte und schoss.
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In der Cessna sah der verletzte Pilot den Hubschrauber näherkommen, „nur noch ein paar hundert Meter“, dachte er sich. Da blitzte es kurz aus der Kabine im Hubschrauber auf, als Maja die Granate abschoss.
Ein greller Blitz zerriss den Motor der Cessna und dann den ganzen Flieger in der Luft. Die Trümmer regneten brennend zu Boden und brannten aus. Von der Maschine drohte keine Gefahr mehr.
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„Was für ein Schuss!“ fassungslos starre Al Maja an und schlug ihr anerkennend auf die Schulter. „Das macht ihnen so schnell keiner nach!“
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„Los rein mit dir!“ rief Decker Frank zu.
„Alter vor Schönheit!“
„Arsch!“ antwortete Decker, drehte sich um und ergriff Dagans Hand, die ihn in den Hubschrauber zog. Als letzten zog Dagan Brauer in den Hubschrauber.
„ALLE AN BORD!“ rief Dagan Drake zu, der abdrehte und Kurs auf den Golf nahm.
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„AAAHHHH!!“ schrie Theobald der Stecher, Vogel und rannte schießend hinter dem Hubschrauber her, bis ihm die Munition ausging, doch seine Kugeln gingen entweder vorbei, oder prallten an dem großen Hubschrauber wirkungslos ab.
„ICH LEG EUCH UM!“ Schwor Vogel, als er stehen blieb. „Irgendwann erwische ich euch!“ Doch es half nichts, er hatte verloren… er drehte sich um und ging zu seinen Männern zurück, als er einen letzten Blick zu dem Hubschrauber warf. Der über dem Meer immer kleiner wurde. „Der Kerl hat Recht! Man sieht sich immer zweimal!“ murmelte er
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„Wie weit sind die Iraker?!“ Das war Dagans erste Frage an Boris Marunja.
„Irgendwann werden sie es schaffen, die nächsten zehn Jahre aber sicher nicht.“
„Dann haben wir noch vier Stunden und zehn Minuten!“ Dagan wandte sich an Drake. „Wie lange brauchen wir bis Sharjah?“
„Knapp eine Stunde.“
„Und wie lange brauchen sie, wenn ich ihnen sage, dass wir einen Krieg verhindern müssen?“
Drake und Al wechselten einen vielsagenden Blick, dann sagte Drake, „fünfundvierzig Minuten!“ und schob alle Leistungshebel auf Maximum.
Nach der Landung der Hubschrauber rannten Dagan mit seinen Leuten in die bereits startklar da stehende Maschine und mit einem Schnellstart hob die Maschine ab mit Kurs Israel.
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Eine Stunde und sieben Minuten vor dem Angriff
„Das ist mir scheißegal!“ sagte Dagan zu seinem Piloten, der sich im Landeanflug auf Tel Aviv befand. Die Flugsicherung hatte ihm mitgeteilt, dass sie eine Warteschleife drehen sollten. „Wir können nicht warten, bringen sie den Vogel runter!“
„Wenn ich das tue, verliere ich meine Zulassung.“
„Wenn sie es nicht tun, haben wir vielleicht Krieg und viele Menschen verlieren ihr Leben, darunter jede Menge unserer Piloten! Und jetzt landen sie!“
„Scheiße!“ fluchte der Pilot und begann mit dem Landeanflug. Kaum stand die Maschine still, sprang Dagan, mit Boris heraus und sah mehrere Fahrzeuge mit Blaulicht auf sie zukommen. „Da kommt die Flugplatzsicherung um uns den Arsch aufzureißen.“ Stelle der Pilot fest. „Das regele ich! Wenn wir den Angriff noch verhindern wollen, muss Marunja sofort zum Ministerpräsidenten. Wir brauchen ein Auto!“
„Was ist das denn?“ fragte Lem und zeigte nach vorne. Da überholte gerade ein Auto mit Blaulicht die Wagen der Sicherheitskräfte und blieb mit quietschenden Reifen vor ihnen stehen. Ein Mann im Anzug stieg schnell aus und rannte auf die Sicherheitskräfte zu.
„Einsteigen!“ rief da bereits Soraya, die hinter dem Lenkrad saß. Ohne Zeit zu verlieren schob Dagan Boris in den Wagen und sprang hinterher. „VOLLGAS!“ rief er und Soraya bretterte los. Sie kamen gerade noch rechtzeitig.
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Entwarnung
Gerade noch rechtzeitig kamen sie an. Die Jägerstaffeln und Bomberflieger erhielten die Entwarnung und konnten sich endlich wieder entspannen, der Angriff fiel aus. Die Region konnte wieder aufatmen.
Es würde keinen atomaren Holocaust geben.
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Lob und Dank
Zwei Tage später standen vor General Jashan und Colonel Shimon die Heimkehrer Boris Marunja und Maja Fuchs. Der General freute sich, wie man unschwer erkennen konnte.
Im hinteren Raum saßen Dagan mit Lem, Levi und Soraya. Dazu einen Tisch dahinter, fast im Dunkel saßen noch zwei Männer, Frank Brauer und Wolfgang Decker.
Wie so oft fand das Treffen in einem stillen Nebenraum statt. Doch diesmal ging die Tür auf und ein stattlicher Mann mit Begleitung trat ein. Sogar der General und sein Colonel sprangen auf. Dem Mann in Zivil sah man die Militärausbildung geradezu an.
Der Mann war offensichtlich sehr wichtig, allerdings verstanden die Leute im hinteren Teil nicht, was da vorne besprochen wurde. Decker flüsterte nach vorne durch „Ist das nicht der Verteidigungsminister?“ Levi nickte leicht und bat um Ruhe.
Vorne an den Tischen wurden noch einige Worte gewechselt, schließlich verließ die kleine Gruppe den Raum wieder und der Minister lächelte Dagan leicht an.
Als die Türen wieder geschlossen und Ruhe eingekehrt war, sammelte sich der General kurz und rief Dagan zu sich.
„Nun unser Verteidigungsminister ist mit dem Ministerpräsidenten zu der Ansicht gekommen, dass sie nicht nur zum Colonel befördert werden sollten, sondern auch eine eigenständige Abteilung erhalten. So wie es ausschaut, hat diese kleine Aktion zu keinerlei diplomatischen Verstimmungen geführt. Es ist mir schleierhaft, wie sie das geschafft haben, da war der ganze verdammte iranische Luftraum voll … “
Colonel Shimon musste den General bremsen, denn der war offensichtlich sehr erregt.
„Verdammt, keiner hat es bis heute geschafft gegen meinen Willen in ein Team zu kommen und erst recht nicht ein eigenes zu bekommen.
Verdammt Dagan, wenn ich herausbekomme, dass sie da getrickst haben, reiße ich ihnen eigenhändig den Kopf ab. So aber …“, der General atmete noch einmal tief durch, „so aber gratuliere ich ihnen zu ihrem Erfolg.“
Mit einem deutlich sichtbaren Kloß im Hals reichte der General dem frisch ernannten Colonel Dagan die Hand.
„Was zum Teufel sind das da hinten für traurige Gestalten Dagan?“
„Diese fünf Leute sind der Beginn einer neuen Zeit General. Mit deren Leistungen ist das alles erst gelungen und dazu mit möchte ich anmerken, dass mein erster Einsatz im Außendienst mit null Verlusten dasteht.“
„Ja Dagan, Mensch Dagan, ich gönne ihnen ja auch irgendwie den Erfolg, aber müssen sie unbedingt Deutsche mit ins Boot nehmen, ich meine, das sind DEUTSCHE!?“
Der Blick des Generals zu Decker und Brauer war alles andere als erfreut.
„Herr General, sehen sie es mal so. Was glauben sie, denken die anderen Regierungen und Länder, wenn sie zwei Deutsche sehen, die denken an alles aber doch nicht daran, dass die mit uns Israelis zusammenarbeiten. Das ist eine einmalige Chance Herr General.“
Mit einem zucken im Gesicht schaute der General zu den beiden Deutschen und dann zu Dagan und seinen anderen Leuten.
„Na gut, wenn es unbedingt sein muss, meinen Segen haben sie.“
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1988
Tel Aviv
„Seid ihr weitergekommen?“ wollte Jashan von Kevesch und Jonah wissen. „Nein, nicht wirklich.“ Antwortete Kevesch. Sie hatten die Computer der Firma Gravah Tec und der Tankstelle sichergestellt und mussten feststellen, dass sich jemand an den Rechnern zu schaffen gemacht hatte. Eigentlich hatte man mehrere Kugeln in sie gejagt und man hatte drauf herumgeschlagen. „Wir konnten ein paar Mails wiederherstellen. Etwas Brauchbares ist nicht dabei, aber wir sind dem Geld gefolgt, das zur Subventionierung der Tankstelle gedient hat. Die Spur führt nach Deutschland, aber das ist auch alles. In Frankfurt verliert sich die Spur. Das Geld wurde von dort auf Offshore Konten verschoben und das war es.“
„Deutschland…“ brummte Jashan. „Ok, bleibt am Ball. Ich will den Mistkerl der hinter all dem steht haben!“
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„Gar nicht so übel hier.“ Sagte Frank und streckte sich. Er und Wolfgang lagen am Strand und genossen die Sonne. „Ja, hier gefällt es mir.“
„Na ihr Urlauber?“ fragte eine Stimme und als sich Decker umdrehte, sah er Dagan auf sie zukommen.
„Wieso habe ich bloß das Gefühl, dass der Urlaub gerade vorbei ist?“ „Decker…, dass sie immer schwarzsehen müssen. Ich habe gute Nachrichten. Unsere Behörden haben mit euren Behörden geredet. Unglaublicher Weise, hatte, man eure Abkommandierung zu uns völlig übersehen. Irgendwas muss da gewaltig schiefgelaufen sein, aber jetzt ist alles wieder in Ordnung. Man erwägt sogar, eure Abordnung bis zum Ende eurer Dienstzeit zu verlängern.“
Brauer und Decker wechselten einen Blick und Decker fragte dann, „Und was kostet uns das?“
„Nichts! Hört mal ihr zwei… in achtundzwanzig Monaten wird in Mainstadt der Posten eines Gefängnisdirektors und der eine Sicherheitschefs frei. In der Zwischenzeit, könntet ihr uns bei dem einen oder anderen Problem helfen. Überlegt es euch in Ruhe.“ Dagan stand auf und ließ die Beiden alleine.
Schweigend gingen Frank und Wolfgang ihren Gedanken nach, bis Decker schließlich sagte, „Nur damit das klar ist… Ich bin der Sicherheitschef!“
Frank Brauer schaute zu Wolfgang Decker und beide lächelten sich an. Ein Lächeln unter besten Freunden.
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Bandar Abbas 1989
Dagan Mayr und zwei seiner Agenten fuhren mit deutlich zu hoher Geschwindigkeit in den großen Hafenbereich von Bandar Abbas. Sie verfolgten zwei große Jeeps, die in den Sperrbereich zu entkommen versuchten.
Weit vor Dagan öffnete sich ein Schlagbaum und einige Soldaten gingen schon mit ihren Waffen in Stellung. Während die beiden Jeeps durchrasten, senkte sich der Schlagbaum und Dagan musste abbremsen. Er würde nicht hier durchkommen, das war ihm nun klar.
Die beiden schweren Jeeps aber rasten direkt auf eine Laderampe und verschwanden im Bauch eines der dicken Frachter. Es trug den markanten Namen „Whydah Malaysia“.
Vor Dagan stand ein bewaffnetes Kommando und sein erklärter Feind, Theobald, der Stecher, Vogel und lächelte ein gemeines, siegreiches Lächeln.
„Dagan, du magst ja noch jung sein, aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass man nie zu früh Erfahrungen sammeln sollte. Danke auch für die wunderschönen Waren, die wir bei euch gestohlen haben, wir werden sie mit gebührendem Gewinn verkaufen. Bald ist jede meiner Daus damit bewaffnet und meine Piratenschiffe sind dann die besten in meiner Region.
So macht man Geschäfte. Jetzt aber solltest du schnellstens umdrehen, die Schergen hier blasen dich sonst weg. Einfach so.“
„Man sieht sich immer zweimal, OK umdrehen und Gas geben“,
Theobald, der Stecher, Vogel drehte sich lachend und ging in Richtung der Schiffe, während Dagan wegfuhr. Als sie gute dreihundert Meter von den Soldaten weg waren, hielt der Fahrer an. Die Wachleute standen immer noch an dem Kontrollpunkt mit ihren Waffen in den Händen.
Dagan schaute in den Jeep, zu seinen beiden hellhäutigen neuen Freunden. „Was ist Wolfgang, worauf wartest du?“ Und Wolfgang Decker drehte einen kleinen Schlüssel und drückte zwei Knöpfe auf einer kleinen Kiste. Es summte kurz und ein roter Lichtlein erlosch.
„Die Lunte brennt, gib Gas!“
Während der Jeep mit Dagan losfuhr und deutlich schneller wurde, schien der dickbäuchige Frachter in einer mächtigen Explosion zu vergehen. Trümmerstücke wurden im Hafengelände herumgeschleudert und ein Teil der Reling knallte neben Dagans Jeep.
Während sie immer weiter aus der Reichweite fuhren, wurde im Hafen einiges hektisch. Feuerwehren kamen an und die Löschboote fuhren herbei, um größere Schäden zu vermeiden.
„Die Idee mit der Funkzündung war genial. Dagan, die Waffen werden nicht mehr eingesetzt.“
„Ja, aber Theobald, der Stecher Vogel wird genau wissen, wem er das zu verdanken hat.“
„Mag sein“, sagte Frank Brauer, „aber jetzt ist erstmal Ruhe im Laden!“
„OK weiter geht’s, das reicht für heute, wir müssen die anderen suchen.“
„Theobald, der Stecher, Vogel wir sehen uns wieder.“
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Fortsetzung folgt …