Die neue Ernte

Wegen einer globalen Viruserkrankung mussten damals im Jahr 2040 die Versorgung mit Nahrungsmittel umgestellt werden. Weideflächen waren unbenutzbar und Tiere wurden ungenießbar. So wurden durch eine vorgeschriebene Lotterie in allen Ländern Menschen zur Ernte ausgeschrieben.

Eine Lotterie wählte alle drei Tage eine Gruppe aus. Diese wurden zur Verwertung in die örtlichen Schlachthöfe verbracht. Anfangs gab es noch Aufruhr und Widerstand, aber als man begann die Aufständischen und Anführer als erstes in die Schlachthöfe zu bringen, war die Lotterie schnell das akzeptierte Mittel der Wahl.

Heute, zwei Jahre später, war die Lotterie ganz normal und wenn das Los dich trifft, musst du gehen. Die Abholer kamen und brachten dich zur neuen Ernte, wie das genannt wurden. In unserer Stadt hatte es zwei Schlachthöfe.

Heute traf mich heute das Los.

Ich käme in den SH2, den zweiten Schlachthof, sagte man mir. Nach meiner kurzen Verabschiedung von Familie und Ehemann wurde ich am Hauseingang erwartet und in den vergitterten Bus gebracht. Hier saßen bereits die anderen Ausgelosten, ich war die Letzte für die heutige Ernte.

Im Schlachthaus angekommen mussten wir uns entkleiden, die Sachen würden unsere Verwandte erhalten. Danach erfolgte die Dusche, anschließend die Enthaarung am ganzen Körper. Die medizinische Überprüfung erfolgte bereits mechanisch. Sie dauerte nur 2 Minuten pro Person, wir erhielten hier auch drei kleine Spritzen. Jetzt wurden wir in einen abgesicherten Bereich gelassen. Jede von uns bekam eine Ziffer auf die Stirn gestempelt. Erst da fiel mir auf, dass heute 12 Frauen und 8 Männer ausgesucht wurden. Meine Nummer war die 9.

Wir kamen durch einen schmalen Gang, der uns in einer langen Reihe laufen ließ, in einen anderen Raum. Hier wurden uns magnetische Handfesseln angelegt, die bombenfest saßen. Schon ging es weiter in einen Raum mit 20 halbrunden Öffnungen, in die wir unsere Hälse legen mussten. Kniend gingen wir mit unseren Körpern etwas runter, da schlossen sich über uns die Gegenstücke zum unteren halbrunden Teil. Jetzt waren wir definitiv gefangen. Männlein und Weiblein hingen wir in diesen Halterungen.

Was wir nicht sahen, aber mitbekamen, war, dass unsere Fesseln an zwei Haltebänder befestigt wurden, da zog man uns die Beine etwas nach hinten, damit wir straffer in der Halshalterung hingen.
Vor uns, auf der anderen Seite traten zwei nackte schöne Frauen ein, die jeweils einen roten, breiten Gürtel trugen. Das waren unsere Metzgerinnen. Sie erklärten uns, dass wir hier in der Ausblutung wären und dass uns nun das Blut abgesaugt würde.

Mit den straff gespannten Hälsen war ein Zugang zur Brust gut möglich und hier stachen die Frauen jeder einzelnen von uns eine runde Röhre ein, wir konnten nicht schreien, das war wohl den Spritzen zu verdanken und so spürten wir, wie das Blut durch die Röhre lief, um irgendwo zu verschwinden. Besonders weh tat das noch nicht, aber nach 9 Minuten wurde ich schläfrig und neben mir waren die beiden Mädchen bereits weg.

Obwohl ich noch bei Bewusstsein war, wurde die Röhre aus mir gezogen und meine Fesseln wurden hochgezogen. Die Halterung am Hals öffnete sich und ich hing frei, neben mir hingen bereits vier andere Mädchen und nach uns nach kamen die anderen dazu, da transportierte ein Laufband uns, die wir an den Füßen kopfüber hingen, weiter.

Nach einer Kurve drehte man uns mit dem Rücken an eine Wand. Ich sah noch die anderen Mädchen, einige lebten auch noch und schnappten nach Luft. Doch da klappten vor uns Bretter hoch, einem Bügelbrett nicht unähnlich und drückte uns fest gegen die Wand. Im nächsten Moment heulten Maschinen auf und Sägen rasten uns vom Po her die Wirbelsäule entlang. Wasser Zischte. Da wir nicht schreien konnten erstarrten wir mit aufgerissenen Mündern und Augen. Schreckensstarr hingen wir da, als sich die Bretter von uns lösten. Jetzt spürten wir vom Hals ab nichts mehr. Diese Maschine hatte uns das Rückgrad zerschnitten und danach mit Wasserdruck herausgespült.

Weiter ging die Reise in einen anderen Raum hier hängte man uns eine nach der anderen nebeneinander auf und die Metzgerinnen traten vor uns und begannen ihr Werk.

Sie schnitten uns die Bäuche bei vollem Bewusstsein auf und die Innereien wurden abgesaugt. Da ich jetzt mit geöffnetem Bauch nicht mehr atmen konnte, sah ich aus wie ein Fisch auf dem trocknen Untergrund.

Nach ein zwei Minuten wurde mir endlich schwarz vor den Augen und das letzte, das ich mit bekam war:

„Jetzt können wir die neue Ernte endlich zerteilen.“